Einblicke V - RINKE TREUHAND
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In der Broschüre ,Wuppertal. Nachhaltig gut.‘ hat die Wuppertal Marketing GmbH<br />
die verschiedenen Bereiche dieses großen Themas präsentiert und initiierte das Gespräch<br />
am Runden Tisch.<br />
EINBL!CKE V Seite 34<br />
Sie überschreiben die Kapitel mit den Themen<br />
Generationen gerechtigkeit, Lebensqualität,<br />
sozialer Zusammenhalt und internationale<br />
Verant wortung. Warum hat Wuppertal<br />
einen so hohen Stellenwert im Thema<br />
Nachhaltigkeit?<br />
Bang Impulsgebend für unsere Idee einer<br />
Broschüre war unter anderem, dass die Stadt<br />
den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2008<br />
gewonnen hat. Kein anderer Standort war<br />
mit so vielen Projekten im Wettbewerb vertreten.<br />
In der Unternehmerschaft bestand der<br />
Wunsch, die vielfältigen Aspekte zusammenfassend<br />
darzustellen. Was gibt es alles? Was<br />
können wir initiieren? Was ist noch alles<br />
versteckt? Wie kann lokales Handeln funktionieren,<br />
um globales Denken umzusetzen?<br />
Wie schaffen es Wuppertaler Unternehmer,<br />
dass aus dem Begriff Nachhaltigkeit nicht<br />
nur ein inhaltsleeres Modewort wird?<br />
Bang Projekte zeigen, dass nachhaltiges<br />
Handeln bereits stark ausgeprägt ist. Das<br />
beginnt im sozialen Bereich beim Betriebs -<br />
kindergarten und leitet über zu Ressourcen -<br />
effizienz-Projekten, die sowohl der Ökologie,<br />
als auch der Ökonomie dienen. Mit unserer<br />
Arbeit stellen wir den thematischen Bezug<br />
her, komplettieren einzelne Aspekte zu möglichst<br />
ganzheitlichem Handeln. Wir zeigen<br />
gute Beispiele, die vorbildhaft für andere<br />
Unternehmer sind, damit Nachhaltigkeit kein<br />
Feigenblatt ist, sondern wirklich zu einer<br />
Firmenphilosophie – ja sogar zu einer Philo -<br />
sophie des Lebensraums wird. Und damit<br />
machen wir gerne Marketing für unsere Stadt!<br />
Frau Dr. Liedtke, schon 2001 ist im Wuppertal<br />
Institut ein Buch zum Thema Nachhaltigkeit<br />
erschienen. Sind wir Menschen dazu in der<br />
Lage, dieses Konzept umzu setzen?<br />
Liedtke Jeder Einzelne ist dazu sehr gut in der<br />
Lage! Nichts anderes trainieren wir von Kindesbeinen<br />
an. Wir bewegen uns in der sozialen<br />
Gruppe und erlernen im Optimalfall den Unterschied<br />
zwischen Eigennutz und Gemeinnutz.<br />
Die Frage, wie ich den Gemeinnutz fördern<br />
kann, gehört in die Unternehmen, die privaten<br />
Haushalte, aber auch in die sozialen<br />
Institutionen. Wenn man dazu noch in einer<br />
Umwelt leben möchte, die man selber gut<br />
findet und auch noch genießt, dann ist man<br />
sehr schnell bei der Erkenntnis, dass man<br />
lieber in einer nachhaltigeren Stadt lebt, als es<br />
vielleicht andere tun. Nachhaltigkeit ist daher<br />
ein sehr menschliches Konzept.<br />
Verlassen wir Wuppertal zunächst einmal<br />
kurz. Das Wuppertal Institut betreibt anwendungsorientierte<br />
Nachhaltigkeitsforschung.<br />
Wer sind Ihre wichtigsten Anwender?<br />
Liedtke Wir haben eine relative große Zielgruppe,<br />
weil eine nachhaltige Entwicklung immer<br />
nur unter Mitwirkung der betroffenen Akteure<br />
stattfinden kann. Politik, Wirtschaft und Verbände<br />
sowie Stiftungen, Vereine und Haushalte<br />
profitieren u.a. von unseren Forschungsergebnissen.<br />
In meiner Abteilung beschäftigen<br />
wir uns mit nachhaltigem Produzieren und<br />
Kon sumieren, also mit Wertschöpfungsketten,<br />
an denen jeweils viele Menschen beteiligt<br />
sind – von der Produktion über das Recycling<br />
bis hin zur Entsorgung.<br />
Was ist bei Ihrer Arbeit die größte<br />
Herausforderung?<br />
Liedtke Manchmal gilt es, sehr unterschiedliche<br />
Interessen unter einen Hut zu bringen, um<br />
ein Konzept zu entwickeln, das sowohl die<br />
Umwelt schont, als auch eine wirtschaftlich<br />
sinnvolle Dienstleistung erbringt. Aus dem<br />
Konflikt um die beste Lösung erwachsen<br />
aber häufig neue Ideen und Kreativität. Das<br />
vermeidet Fehler, deren Reparatur volkswirtschaftliche<br />
Kosten, soziale Konflikte und Ungerechtigkeiten<br />
sowie immense ökologische<br />
Fotos: Günter Lintl<br />
In den Räumen des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie GmbH diskutierten fünf Fachleute unterschiedlicher<br />
Profession in einem moderierten Round-Table-Gespräch über die Elemente der Nachhaltigkeit.<br />
Schäden verursacht, wie wir bereits an den<br />
Folgen des Klimawandels sehen können.<br />
Frau Wolf, Ihr Thema ist die Umsetzung<br />
von Nachhaltigkeit in Gewerbegebieten.<br />
Woran scheitern schnelle Veränderungen,<br />
wie könnten wir Bedingungen schaffen,<br />
die Veränderungen mit höherem Tempo<br />
Realität werden lassen?<br />
Wolf Wenn ich das wüsste, hätten wir die<br />
gesamte Bewegung gerettet. Zehn Jahre der<br />
Forschung haben mir gezeigt, dass es sehr<br />
schwierig ist, nachhaltige Ziele zu vermitteln,<br />
Nachhaltigkeit begreifbar und sichtbar zu<br />
machen. Wir müssen etwas finden, bei dem<br />
die Menschen, die nachhaltig handeln, über<br />
Zeichen belohnt werden. An der Supermarkt-<br />
Kasse werden wir bestraft, weil ein Bioprodukt<br />
auf jeden Fall teurer ist. Das sind die Dinge,<br />
die wir gar nicht erfahren wollen. Wir müssen<br />
es vielmehr schaffen, dass die Leute, die sich<br />
nachhaltig verhalten, auch belohnt werden.<br />
Wie kann Belohnung in der Wirtschaft<br />
aussehen?<br />
Wolf Die Unternehmen in Industrie- und<br />
Gewerbegebieten haben im Regelfall nichts<br />
miteinander zu tun. Das ändert sich jedoch<br />
schnell, wenn wir mit den Unter nehmen die<br />
Kooperations-Potenziale des Gewerbegebietes<br />
als Ganzes untersuchen und die Potenziale zur<br />
gemeinsamen Energie-, Ressourcen- und<br />
Kosteneinsparung finden.<br />
Ist dieses Bewusstsein auch bei Ihren<br />
Mandanten angekommen?<br />
Krämer Logische Modelle erschließen sich jedem<br />
Unternehmer. Frau Wolf sagte aber richtig,<br />
dass Menschen für eine getroffene Entschei -<br />
dung Belohnung erfahren möchten. In vielen<br />
wirtschaftlichen Zusammenhängen wird aber<br />
gerade der kurzfristige Blick belohnt.<br />
Kurzfristige wirtschaftliche Ergebnisse –<br />
der aktuelle DAX, Quartalsberichte, Adhoc-<br />
Mit teilungen etc. – erlangen einen hohen<br />
Stellenwert. Es kann aber sein, dass man auch<br />
im Unternehmen kurzfristig auf Gewinn und<br />
Liquidität verzichten muss, um eben langfristig<br />
und nachhaltig positive Ergebnisse zu erzielen.<br />
Worin liegt die Schwierigkeit?<br />
Krämer Während man den Kontoauszug und<br />
den Kontostand von übermorgen vorhersehen<br />
kann und sich das letzte Quartalsergebnis<br />
ganz gut auf dem Papier liest, lässt sich das<br />
Jahresergebnis von in vier Jahren so schlecht<br />
quantifizieren. Weil auch die Entscheider in<br />
der Regel etwas kurzfristigere Verträge haben,<br />
müssen Verantwortliche über die Zeit des<br />
Gestaltens Erfolge vorweisen können. Dass<br />
sie einmal gut und nachhaltig die Säulen für<br />
den Erfolg in fünf Jahren gesetzt haben, wird<br />
heute in der Regel nicht geehrt.<br />
Sehen Sie da einen Verhaltens-Unterschied<br />
zwischen Familienunternehmen und den<br />
extern eingestellten Managern bei anderen<br />
Kapitalgesellschaften?<br />
Krämer Im Großen und Ganzen ja. Bei den<br />
Familienunternehmen ist es ein Teil der Prä -<br />
gung, an die nächste Generation zu denken.<br />
Wenn sich Menschen aber in anderen Kon -<br />
stellationen zu einer Unternehmensgründung<br />
zusammenfinden, die eine tolle Idee verwirklichen<br />
möchten, ist das in den ersten fünf bis<br />
zehn Jahren noch relativ spannend. Zumeist<br />
beginnt danach eine schwierige Phase, weil<br />
der Fokus der Einzelnen unterschiedlich lang<br />
ist. Manche möchten die Früchte des kurz -<br />
fristigen Erfolgs ernten, andere stetig neu<br />
sähen. Als Beispiel habe ich Unter nehmer vor<br />
Augen, die Waldwirtschaft betreiben. Hier<br />
leben Generationen einer Familie davon, den<br />
Ertrag aus nachwachsenden Wäldern zu verkaufen.<br />
Eine kurzfristige Gewinnmaximierung<br />
– also das Abholzen des Waldes – nimmt die<br />
Grundlage für alle wirtschaftliche Zukunft.<br />
Studien belegen, dass das verarbeitende<br />
Gewerbe rund sieben Milliarden Euro ungenutzt<br />
liegen lässt – das Ressourceneffizienz -<br />
potenzial der Materialkosten. Warum?<br />
Liedtke Kaum ein Unternehmen konzentriert<br />
sich auf die Bereiche, in denen es die größten<br />
Einspareffekte erreichen könnte. Ein Paradig -<br />
menwechsel in Richtung Nachhaltigkeit<br />
bedeutet, dass nicht mehr so viele Ressourcen<br />
je Produkt oder Dienstleistung verschwendet<br />
werden dürfen.<br />
EINBL!CKE V Seite 35