ENTDECKUNGEN UM DEN FRAUENbERG - Sondershausen
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zur Fibel umgearbeitete Beschlag mit Tierstil-<br />
Verzierung früher zu einem Schwertgurt<br />
oder Zaumzeug des ausgehenden 6. bis<br />
beginnenden 7. Jh. Die kerbschnittverzierte<br />
Tierkopfgürtelschnalle (Abbildung oben)<br />
stammt von einer Militärgürtelgarnitur aus<br />
dem beginnenden 5. Jh., deren Riemenplatte<br />
entfernt und deren Dorn erneuert wurde.<br />
Datiert wird die Bestattung durch das jüngste<br />
Stück, die silberne Pressblechscheibenfibel<br />
mit S-förmig gebogenem, sogenannten<br />
Doppelwurm (Abbildung unten), die in der<br />
zweiten Hälfte des 7. Jh. entstand. Es stellt<br />
sich die Frage, ob die Frau aus den westlichen<br />
Reichsteilen stammte und ihr Familienerbstücke<br />
aus ihrer früheren Heimat mit in das<br />
Grab gegeben wurden. Wahrscheinlich ist<br />
jedoch, dass die Frau dem einheimischen Adel<br />
angehörte und Schmuckstücke trug, die in<br />
verschiedenen Regionen hergestellt wurden.<br />
Diese spätrömische Gürtelschnalle vom Beginn<br />
des 5. Jh. wurde mit neuem Dorn mehr als<br />
150 Jahre nach ihrer Herstellung nochmals<br />
verwendet.<br />
Zu berücksichtigen ist auch, dass nicht zuletzt<br />
durch die Ansiedlung von Thüringern im<br />
nördlichen Oberrhein-Neckar-Gebiet bereits<br />
seit langer Zeit intensive Beziehungen dorthin<br />
bestanden, die zu einer Vermischung des<br />
Sachgutes geführt haben könnten. Auf diese<br />
offenbar nicht nur auf kulturell-stilistischem<br />
Gebiet gewachsenen Beziehungen beider<br />
Regionen sind möglicherweise auch Impulse<br />
seitens der fränkischen Reichskirche zur<br />
Integration des nordöstlichen Randgebiets des<br />
Reiches zurückzuführen. So fand sich in einem<br />
Frauengrab der Sondershäuser Nekropole<br />
eine im Main- und Neckarmündungsraum<br />
gefertigte Fibel mit Kreuzdekor, die in der Forschung<br />
als christliches Amulett und zugleich<br />
als eine Art Bekenntnisabzeichen zur Mission<br />
der fränkischen Reichskirche angesehen wird.<br />
Eine der Sensationen der Grabung<br />
stellt deshalb auch der Grundriss eines<br />
Ende des 7. Jh. waren<br />
Scheibenfibeln mit<br />
silberner Pressblechauflage<br />
in den<br />
östlichen Gebieten<br />
des Ostfrankenreiches<br />
weit verbreitet.<br />
Sie trugen sowohl<br />
christliche als auch<br />
heidnische Symbolik.<br />
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