10.11.2012 Aufrufe

Gratis an 59.000 Haushalte | Verlagspostamt 8020 - Steiermark ...

Gratis an 59.000 Haushalte | Verlagspostamt 8020 - Steiermark ...

Gratis an 59.000 Haushalte | Verlagspostamt 8020 - Steiermark ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

13 Tage neujahr<br />

Ein reisebericht über China<br />

Teil 1: Von Schildkröteneintopf und raketen auf dem Balkon<br />

• von Joh<strong>an</strong>nes Heinrich<br />

China haftet in unseren Breiten der<br />

Ruf des Geheimnisvollen <strong>an</strong>. Zwar<br />

kennt jeder die Geschichten von der<br />

stetig wachsenden Wirtschaftskraft<br />

der zukünftigen Weltmacht Nr. 1, aber<br />

trotzdem ist m<strong>an</strong> gesp<strong>an</strong>nt, was es mit<br />

diesem L<strong>an</strong>d nun wirklich auf sich hat.<br />

Kommt m<strong>an</strong> via Sh<strong>an</strong>ghai Pudong International<br />

Airport zum ersten Mal in das<br />

Reich der Mitte, wird einem recht bald<br />

klar, dass diese Geschichten vom L<strong>an</strong>d<br />

auf der Überholspur fast noch untertrieben<br />

sind. Der peinlichst sauber gehaltene<br />

Komplex stellt mit seiner Größe<br />

und Architektur viele europäische Bauwerke<br />

neueren Datums in den Schatten<br />

und lässt den Besucher glauben, dass<br />

China den Westen bereits weit hinter<br />

sich gelassen hat. Ein Eindruck, der sich<br />

<strong>an</strong>gesichts der über 400 km/h schnellen<br />

Magnetschwebebahn (Maglev), mit<br />

welcher Ankömmlinge in wenigen Minuten<br />

vom Flughafen nach Sh<strong>an</strong>ghai gel<strong>an</strong>gen,<br />

nur bestätigt. Mir blieb die Erfahrung,<br />

wie es ist, sich fünf Meter über<br />

dem Boden mit der Geschwindigkeit<br />

eines Flugzeugs fortzubewegen, jedoch<br />

leider verwehrt. Gerade erst auf diesem<br />

„Flughafen aus der Zukunft“ <strong>an</strong>gekommen,<br />

musste ich mich beeilen, meinen<br />

Anschlussflug nicht zu verpassen. Das<br />

Problem dabei war nur, dass dieser vom<br />

kleineren und älteren Hongqiao Flugha-<br />

36 |<br />

fen am <strong>an</strong>deren Ende der Stadt erfolgte.<br />

Als wäre das noch nicht genug gewesen<br />

- nach einem Tag im Flugzeug beg<strong>an</strong>n<br />

das unbequeme Herumsitzen mit wenig<br />

Beinfreiheit l<strong>an</strong>gsam <strong>an</strong> meinen Nerven<br />

zu zehren - erfolgte der Tr<strong>an</strong>sfer<br />

zu besagtem Flughafen mittels Bus und<br />

ich konnte dem Maglev, der auf einer<br />

Trasse gleich neben der Autobahn vorbeiflitzte,<br />

nur bestürzt nachblicken. Wir<br />

schrieben den 14. Februar, chinesisches<br />

Neujahr st<strong>an</strong>d unmittelbar vor der Tür,<br />

und ich war unterwegs nach Yich<strong>an</strong>g,<br />

einer Stadt in der Nähe des berühmten<br />

Drei-Schluchten-Damms. Mit rund vier<br />

Millionen Einwohnern gilt Yich<strong>an</strong>g in<br />

China als kleinere Stadt, eine Art chinesisches<br />

Leoben sozusagen. Nun wird<br />

sich m<strong>an</strong>cher vielleicht fragen, warum<br />

ich nach einem <strong>an</strong>strengenden Flug (die<br />

Fluglinie meiner Wahl war Aeroflot,<br />

schwerer Fehler!) die Mühen eines Anschlussfluges<br />

in eine völlig unbek<strong>an</strong>nte<br />

Stadt auf mich nahm und Sh<strong>an</strong>ghai<br />

links liegen ließ. Der Grund war, dass<br />

mich die Familie meiner Freundin eingeladen<br />

hatte, mit ihnen das chinesische<br />

Neujahr zu feiern. Sie lebt in besagtem<br />

Yich<strong>an</strong>g, wo in einem der zahlreichen<br />

Restaur<strong>an</strong>ts gleich nach unserer Ankunft<br />

das abendliche Festessen stattfinden<br />

sollte. Und da es bereits Nachmittag<br />

war, blieb keine Zeit für einen Besuch<br />

<strong>an</strong>derer Örtlichkeiten und das Fl<strong>an</strong>ieren<br />

über den Bund, die eindrucksvollen<br />

Wolkenkratzer und pulsierenden Einkaufsstraßen<br />

Sh<strong>an</strong>ghais mussten noch<br />

ein paar Tage warten. Ich aber sollte<br />

gleich zu Beginn meiner Reise mit dem<br />

wahren China konfrontiert werden.<br />

Köstliche Familienfeiern<br />

„Wenn du meine Verw<strong>an</strong>dten triffst<br />

d<strong>an</strong>n sag’ Xin Ni<strong>an</strong> Hao, das bedeutet<br />

Gutes Neues Jahr und d<strong>an</strong>n freuen sie<br />

sich.“ Im Flieger nach Yich<strong>an</strong>g gab sich<br />

meine Freundin Mühe, mir eine Auswahl<br />

chinesischer Neujahrs-Floskeln<br />

beizubringen, die ich d<strong>an</strong>n im Zuge der<br />

familiären Feierlichkeiten „<strong>an</strong>bringen“<br />

sollte. Eine gewisse Nervosität konnte<br />

ich nicht leugnen, stellt Neujahr in China<br />

schließlich die wichtigste Feier dar<br />

und in wenigen Stunden würde ich für<br />

eine Runde mir unbek<strong>an</strong>nter Chinesen<br />

das Highlight dieses ohnehin schon besonderen<br />

Abends werden. Es war klar,<br />

dass ich einen möglichst vorteilhaften<br />

Eintopf von der Schildkröte<br />

Eindruck machen wollte.<br />

Doch natürlich best<strong>an</strong>d nie ernsthaft<br />

Grund besorgt zu sein, denn meine<br />

Gastgeber bereiteten mir einen überaus<br />

herzlichen Empf<strong>an</strong>g. Fotos wurden gemacht,<br />

ich hielt eine kleine D<strong>an</strong>kesrede,<br />

pries meine ersten Eindrücke von L<strong>an</strong>d<br />

und Leuten, ließ den österreichischen<br />

Charme spielen und zu meiner großen<br />

Freude schien sich herumgesprochen zu<br />

haben, dass ich gerne Tsin Tao Bier trinke,<br />

denn der Tisch bog sich unter zahlreichen<br />

Bierdosen. Zu essen wurden<br />

Fischsuppe, scharfes Rindfleisch, gebratene<br />

Ente sowie ungefähr 15 <strong>an</strong>dere mir<br />

unbek<strong>an</strong>nte Speisen gereicht, worauf<br />

ich l<strong>an</strong>gsam zu begreifen beg<strong>an</strong>n, warum<br />

Familienfeiern in diesem L<strong>an</strong>d so<br />

beliebt sind.<br />

Überhaupt, das Essen! Es scheint einer<br />

der liebsten Zeitvertreibe der Chinesen<br />

zu sein, und wer k<strong>an</strong>n es ihnen<br />

verdenken, bieten die verschiedenen<br />

chinesischen Küchen doch einen kulinarischen<br />

Höhepunkt nach dem <strong>an</strong>deren.<br />

Da das Essen im Reich der Mitte<br />

mit den bei uns in Chinarestaur<strong>an</strong>ts<br />

<strong>an</strong>gebotenen Speisen meist recht wenig<br />

gemein hat, ist ab und zu etwas Mut er-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!