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3. Migrationslagerung - SSOAR

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Einleitung<br />

Jugendliche, deren Familien aus der Türkei nach Deutschland migriert sind,<br />

erfahren zwischen ihrer Herkunftsfamilie und der Einwanderungscommunity<br />

auf der einen und der Aufnahmegesellschaft auf der anderen Seite eine tiefgreifende<br />

Diskrepanz. Diese umfasst nicht alleine die in familialer, innerer und<br />

gesellschaftlicher, äußerer Sphäre an die Jugendlichen herangetragenen Normalitätsvorstellungen,<br />

sondern insbesondere die divergenten Modi der Sozialität.<br />

Dazu gehören die von der Familie tradierte Form der Reziprozität ebenso wie<br />

die institutionalisierten Erwartungen der Gesellschaft (Beruf etc.) und auch die<br />

hier anzutreffende ethnische Diskriminierung.<br />

Es handelt sich bei der Diskrepanz der Sphären um eine Erfahrung, die für<br />

die <strong>Migrationslagerung</strong> der Jugendlichen spezifisch ist. Ein Ziel dieser Studie<br />

ist die genaue Rekonstruktion dieser Erfahrungen. Sie wurde nur durch einen<br />

empirischen Vergleich der Jugendlichen aus Einwanderungsfamilien mit<br />

solchen Altersgenossen möglich, die entweder in der Türkei oder in Deutschland<br />

einheimisch sind. Diese einheimischen Jugendlichen machen zwar ebenfalls<br />

unterschiedliche Erfahrungen in Familie und Gesellschaft; diese sind<br />

jedoch jeweils in einem tibergreifenden Rahmen geordnet, der Familie und<br />

Gesellschaft nicht disparat erscheinen lässt.<br />

Mit der Diskrepanz von innerer und äußerer Sphäre gehen Jugendliche aus<br />

Einwanderungsfamilien auf höchst unterschiedliche Weise um: Während die<br />

einen versuchen, die Sphären in Übereinstimmung miteinander zu bringen bzw.<br />

zu fusionieren, trennen andere zwischen ihnen auf eine strikte, handlungspraktische<br />

Weise. Zwei Formen der Sphärentrennung lassen sich herausarbeiten:<br />

der voraehmliche Bezug auf die Familie, d. h. eine Primordialität der<br />

inneren Sphäre, sowie eine Abgrenzung von innerer wie auch von äußerer<br />

Sphäre, in der sich eine dritte Sphäre der Gleichaltrigengruppe konstituiert.<br />

Neben diesen markanten Unterschieden zwischen der <strong>Migrationslagerung</strong><br />

und der einheimischen Lagerung finden sich bei den in dieser Studie untersuchten<br />

Jugendlichen auch Gemeinsamkeiten: Sie alle befinden sich am Ausgang<br />

ihrer Adoleszenz in einer Entwicklungsphase, in der sie wieder neu nach<br />

biographischen Orientierungen suchen (Reorientierungsphase). Darüber hinaus<br />

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