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3. Migrationslagerung - SSOAR

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„Soziales Handeln wird durch vorgeformte Deutungsmuster und Handlungsfiguren<br />

ermöglicht und zugleich begrenzt. In solche Muster treten handelnde Subjekte ein, mit<br />

ihnen übernehmen sie sozial gültige Weltdeutungen und Handlungsweisen. Über diese<br />

vermittelt sind sie eingebunden in jeweilig differenzierte, machtformig organisierte<br />

gesellschaftliche Reproduktionszusammenhänge, ohne daß den handelnden Subjekten<br />

ihre Funktionsweise deswegen verfügbar sein müßte. In Abkehr von einer egologischen<br />

Betrachtung ist also in diesem Erklärungsansatz die objektive Bedeutung einer Handlung<br />

von den subjektiven Intentionen, dem .vermeinten Sinn1, abzulösen und eine<br />

latente oder objektive Sinnstruktur von Handlungen zu untersuchen, die sich ohne<br />

Absicht, unabhängig vom Willen der Subjekte, durchsetzt...“<br />

Die Autoren beziehen sich an dieser Stelle auf Ulrich Oevermanns Methodologie<br />

der objektiven Hermeneutik. Während Oevermann und seine Schüler/innen<br />

jedoch in methodologischer Absicht zwischen „objektiver Sinnstruktur“ und<br />

„subjektiven Intentionen“ unterscheiden und in der Rekonstruktion von alltäglichen<br />

„Interaktionstexten“ auf die Ebene des objektiven Sinnes zielen,5<br />

nutzen Bommes/Radtke die Methodologie Oevermanns, um gegenstandstheoretisch<br />

zu begründen, warum sie nur öffentliche Diskurse und Institutionen,<br />

nicht aber die .subjektive1 Alltagswelt von Betroffenen dekonstruieren.<br />

Der methodologischen Argumentation Oevermanns wird nur eingeschränkt<br />

Rechnung getragen, wenn die „objektive Bedeutung von Handlungen“ sich den<br />

Forschenden alleine in der Analyse öffentlicher Diskurse und Institutionen<br />

erschließen soll.<br />

Auch bei Bukow/Llaryora (1988) wird grundlegend zwischen zwei Ebenen<br />

der Diskurse, der gesellschaftlichen und der lebensweltlichen, unterschieden.<br />

Ausdrücklich schließen die Autoren die lebensweltliche Ebene in die Reichweite<br />

ihrer Dekonstruktionen mit ein. Doch geht es ihnen weniger um die<br />

interaktive Konstitution der Lebenswelt und der alltäglichen Existenz, denn<br />

darum, „was die alltägliche Existenz bedingt und konstituiert“ (ebd., S. 49).<br />

Die ethnische Komponente der Lebenswelt erscheint ausschließlich als durch<br />

„von außen eingetragene“ Elemente der Ethnisierung (vgl. ebd., S. 56), d. h.<br />

durch den gesellschaftlichen Diskurs der Fremdethnisierung hervorgebracht.<br />

Der Ort, „an dem der Prozeß der Ethnisierung eingeführt“ (ebd., S. 82) wird, ist<br />

die Politik. Entsprechende Formulierungen sinken wie von selbst in die Lebenswelt<br />

ab.“ (ebd., S. 99, H. v. m.)<br />

5 Da, wie Oevermann et al. (1983, S. 96) in dem von Bommes/Radtke angeführten<br />

Aufsatz schreiben, „die kleinste analytische Einheit der Handlungstheorien die<br />

Interaktion ist“, muss zu allererst deren „latente Sinnstruktur“ (ebd.) rekonstruiert<br />

werden.<br />

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