10.11.2012 Aufrufe

3. Migrationslagerung - SSOAR

3. Migrationslagerung - SSOAR

3. Migrationslagerung - SSOAR

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1.<strong>3.</strong>1 Grundlagentheorie: Milieu, M igrationslagerung und<br />

Differenzerfahrung<br />

Die Beispiele, mit denen ich einige zentrale Grundbegriffe erläutere, entnehme<br />

ich vorwiegend aus einem Fall meiner Untersuchung. Es handelt sich um eine<br />

Gruppe von Jugendlichen aus Einwanderungsfamilien, der ich den Namen<br />

„Katze“’1 gegeben habe. Die zentrale Beschäftigung in der Gruppe Katze ist<br />

das Tanzen, welches in der mit den Jugendlichen geführten Gruppendiskussion<br />

allerdings nur in knapper Form unter dem Begriff „Breakdance“ Erwähnung<br />

findet. Eine wissenssoziologische Analyse des Bedeutungsgehaltes dieser<br />

Aktivität muss zunächst zwischen zwei Ebenen des Wissens differenzieren, die<br />

im Begriff „Breakdance“ angelegt sind.<br />

K o m m u n ik a tiv e u nd k o n junktiv-m im etisc h e E b ene des W issens<br />

Die Beschäftigung der Gruppe Katze wird in dem Begriff „Breakdance“, wie<br />

ihn wohl jede/r über die Medien kennt, nur in ihrer ganz allgemeinen und<br />

abstrakten Bedeutung wiedergegeben. Hiervon ist die spezifische Bedeutung zu<br />

unterscheiden, die dem Breakdance im Milieu der Tänzer zukommt. Als Teil<br />

der Handlungspraxis, der kollektiven Erfahrungen und Biographie der Gruppe<br />

Katze stellt der Breakdance etwas gänzlich anderes dar als dem distanzierten<br />

Beobachter in der alltäglichen Anschauung seines abstrakten, kommunikativen<br />

Wissens gewahr wird. Meine empirische Rekonstruktion sucht nach dieser<br />

spezifischen, konjunktiven Bedeutungsebene des Breakdance.<br />

Die Unterscheidung von konjunktivem und kommunikativem Wissen wurde<br />

von Karl Mannheim eingeführt. Beide Ebenen des Wissens liegen jeweils<br />

gleichzeitig vor, so dass es zu einer „Doppeltheit der Verhaltensweisen“<br />

(Mannheim 1980, S. 296) bei jedem Menschen kommt. Er handelt und denkt<br />

im konjunktiven Raum seines Milieus ebenso wie im kommunikativen Austausch<br />

in der Gesellschaft. Auf der Ebene des Konjunktiven hat der Mensch die<br />

kulturellen Werke, Tätigkeiten und wissensmäßigen „Gehalte in einer völlig<br />

konkreten, nur konjunktiv mitteilbaren perspektivischen Weise der existentiel­<br />

11 Alle Eigennamen der empirischen Studie sind anonymisiert. Die Mitglieder der<br />

Gruppe Katze sind - wie fast alle von mir untersuchten Personen - männlich und<br />

im Durchschnitt neunzehn Jahre alt.<br />

24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!