3. Migrationslagerung - SSOAR
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ungsdimensionen aufweisbar sind (in meiner Analyse: Adoleszenz, Bildungsund<br />
<strong>Migrationslagerung</strong>), sind sie auch in mehreren Typiken verortbar. Umgekehrt<br />
lassen sich die typischen Ausprägungen der Erfahrungsdimensionen<br />
immer auch an mehreren Fällen zeigen. In dieser gegenseitigen Bedingtheit<br />
werden Fallrekonstruktion und Typenbildung immer valider (vgl. zur komparativen<br />
Analyse auch Nohl 2001a).<br />
Für die dokumentarische Methode ist nicht nur der Rahmen, in dem ein<br />
Thema behandelt wird, mit anderen Worten: der Orientierungsrahmen, von<br />
Interesse; sie sucht auch nach den Prozessstrukturen, in denen Wirklichkeit<br />
hergestellt wird. Es geht hier um die Rekonstruktion der Milieus, in dem die<br />
Konstruktionen der Jugendlichen, d. h. ihre „Kollektivvorstellungen“ (Mannheim<br />
1980, S. 232) und Orientierungen, entstehen:<br />
„In den Beschreibungen und Erzählungen, die von den Jugendlichen auf Fragen nach<br />
ihren Lebensorientierungen hin diskursiv entfaltet werden, dokumentiert sich der<br />
Zusammenhang von Kollektivvorstellungen und dahinterliegenden Erlebnisprozessen<br />
und Erlebniszusammenhängen, der uns die kollektiven Orientierungen erst verständlich<br />
werden läßt. Wir interpretieren dokumentarisch, indem wir diese Beschreibungen und<br />
Erzählungen hinsichtlich ihres metaphorischen Gehaltes ausloten. Das heißt, wir versuchen<br />
theoretisch-begrifflich das zu erfassen, was uns zunächst ,atheoretisch‘ gegeben ist,<br />
d. h. begrifflich nicht expliziert ist“ (Bohnsack 1999, S. 47).<br />
Insofern die Typiken auf Erfahrungsdimensionen der Milieus zurückgehen,<br />
werden in ihnen immer sowohl die Orientierungen als auch die mit ihnen in<br />
Zusammenhang stehenden Erfahrungsräume bzw. sozialen Lagerungen herausgearbeitet.<br />
Für meine empirische Analyse bedeutet dies etwa, nicht nur die<br />
Bearbeitungsform der <strong>Migrationslagerung</strong>, sondern auch die mit ihr verbundenen<br />
spezifischen Erfahrungen herauszuarbeiten.<br />
In den Erhebungen finden sich allerdings nicht nur metaphorische Schilderungen,<br />
sondern auch Alltagstheorien der untersuchten Jugendlichen. Jene<br />
verbinden mit dem, was sie den Forschenden schildern, eine kommunikative<br />
Absicht. Den Texten und anderen Kulturgebilden ist eine Intention ihrer Schöpfer<br />
inhärent. Mannheim hat hierauf mit dem Begriff des „intendierten Ausdruckssinns“<br />
Bezug genommen, der das „vom schöpferischen Subjekt Gemeinte“<br />
(1964a, S. 111) umfasst. Dies liegt auf der Ebene des kommunikativen<br />
Wissens, während der Dokumentsinn auf die konjunktive Ebene abzielt. Wie<br />
auch in der Alltagsinterpretation konstituiert sich der Dokumentsinn eines<br />
Kulturgebildes oder eines Textes aus der Interpretationsleistung eines Beobachters,<br />
der die Frage nach seinem Entstehungszusammenhang bzw. danach<br />
stellt, was sich in dem Gebilde über seine Schöpfer dokumentiert. Diese Tren<br />
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