Festivalzeitung - St. Galler Tagblatt
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Die hohe Kunst<br />
Des Programmierens<br />
Wie Kommt es, Dass Wir Dieses WochenenDe zu the streets unD manDo Diao abrocKen unD nicht zu<br />
the Killers oDer Kasabian? Was sinD Die Falltüren unD -stricKe Für einen booKer? Wie stellt man ein<br />
musiKProgramm von KnaPP 4¥ banDs Für ein ganzes oPen-air-WochenenDe zusammen? christoF huber,<br />
geschäFtsFührer unD musiKcheF vom oPenair st.gallen, gibt ausKunFt.<br />
von Christian Jauslin<br />
Für Christof Huber, hier stellvertretend für<br />
alle Booker dieser Welt, hört das OpenAir<br />
eigentlich nie auf. Denn während die letzten<br />
Vorbereitungen für die Ausgabe 2009 liefen,<br />
ratterte es bereits im Oberstübchen,<br />
welche Band denn 2010 angesagt sein<br />
könnte. Wer bringt wohl rechtzeitig eine<br />
Platte raus, wer wird überhaupt auf Tour<br />
sein? Zwischen diesem August und nächstem<br />
Juni werden neue Superstars geboren<br />
und Karrieren beendet.<br />
Direkt in london anklopfen<br />
Mit einer Liste von Bands pilgert Christof<br />
im November zu den europäischen Künstleragenturen<br />
in London und klopft dort an<br />
zehn Türen. Das ist heute einfacher als<br />
noch vor wenigen Jahren, erklärt er: «Wir<br />
haben uns erst 1997 ganz von der grössten<br />
Schweizer Konzertagentur gelöst und<br />
sind direkt auf die Agenturen in England<br />
losgegangen. Da mussten wir dann zuerst<br />
Peter Fox<br />
erklären, was das OpenAir <strong>St</strong>.Gallen ist,<br />
wer unsere Medienpartner sind usw. Das<br />
muss man teils auch heute noch tun,<br />
denn vor allem Indie-Bands wollen wissen,<br />
wo und mit wem sie spielen.» Damit<br />
ist allerdings noch nicht klar, wer kommt,<br />
weil die meisten Tournées kurzfristig geplant<br />
werden, ausser «die wirklich grossen<br />
Produktionen, wie zum Beispiel bei<br />
Muse, die noch vor der Albumveröffentlichung<br />
die Tourplanung bereits gemacht<br />
haben».<br />
Dann werden bereits die ersten Offerten<br />
eingereicht. Das heisst, Christof überlegt<br />
sich, wie viel er für die Band bezahlen<br />
kann bzw. er prüft, ob die Forderung der<br />
Band ins Budget passt. Denn die Bands<br />
spielen dort, wo die Kohle stimmt, oder im<br />
wichtigeren Musikmarkt. Nach einer angenommenen<br />
Offerte – vielleicht sogar für<br />
ein Exklusivkonzert – kommt das OpenAir<br />
ins «Routing» , d.h. es wird eine Route für<br />
die Band geplant, wo sie wann spielt. Hier<br />
können neue Probleme auftauchen, zum<br />
Beispiel, dass das Equipment der Band<br />
nicht schnell genug von A nach B transportiert<br />
werden kann. Ist diese Hürde auch<br />
noch genommen, kommt dann irgendwann<br />
die definitive Bestätigung. Dann sollte<br />
eigentlich nichts mehr schiefgehen, ausser<br />
der Künstler wird krank, hat Flugangst<br />
oder wird schwanger.<br />
Kein Wunschkonzert<br />
Von den vierzig Bands, die in <strong>St</strong>.Gallen<br />
spielen, werden rund 80% von Christof angefragt<br />
und nur 20% bieten sich selber an.<br />
Doch wie stellt man sicher, dass nicht alle<br />
Festivals in der Schweiz die gleichen<br />
Bands buchen? «Ich weiss jeweils recht<br />
Shantel & Bucovina Club Orkestar<br />
Christof Huber<br />
früh, wer an welchem Festival spielt, aber<br />
eine Koordination gibt es nicht. Die Agenten<br />
reagieren da auch sehr gereizt. Die möchten<br />
im Driver Seat sitzen. Und wenn sie<br />
das nicht sind, muss man das ihnen nicht<br />
auf die Nase binden.»<br />
Ein Musikprogramm an einem Open Air<br />
ist also kein reines Wunschkonzert des Bookers.<br />
Er kann nicht hinstehen und proklamieren:<br />
Ich möchte dich, an dem Tag, zu<br />
dem Preis. Und wenn Christof festhält, dass<br />
in <strong>St</strong>.Gallen auch 2009 keine Band spielt,<br />
die ihm nicht gefällt, so ist dies das Ergebnis<br />
seiner Professionalität und Erfahrung als<br />
Booker und keinesfalls der Beleg dafür, dass<br />
er tatsächlich jede Band bekommen hat, die<br />
auf der ersten Liste vom vergangenen<br />
Herbst aufgeschrieben war.