UNUS Ausgabe 03 / 2011 - Gewerbeverband Bayern eV
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16 bds positionen<br />
17<br />
Die bayerische Wirtschaft<br />
hat die größte Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise seit Kriegsende<br />
erstaunlich schnell gemeistert.<br />
Alle<br />
Konjunkturindikatoren<br />
zeigen steil nach oben<br />
– auch der BDS Stimmungstest<br />
erreicht im<br />
Sommer noch einmal<br />
neue Rekordwerte.<br />
Aber: Anzeichen<br />
für die<br />
nächste Finanzkrise<br />
sind unübersehbar.<br />
München. Zur Erinnerung:<br />
Auslöser der Finanzkrise 2008 waren hochspekulative<br />
und hochkomplexe Finanzierungsgeschäfte im<br />
angloamerikanischen Raum. Das Platzen dieser Blase<br />
hat in rasanter Geschwindigkeit sämtliche Schwächen<br />
und Versäumnisse aller Finanzmärkte offengelegt. Exorbitante<br />
Staatsschulden infolge ungezügelter <strong>Ausgabe</strong>n<br />
und sinkender Wachstumsraten, risikobehaftete<br />
Finanzengagements infolge maßloser Provisionssysteme<br />
und verheerende Fehleinschätzungen der Ratingagenturen<br />
waren die Begleiter dieser Krise.<br />
BDS warnt vor unabsehbaren Folgen<br />
der nächsten Finanzkrise<br />
Instabile Finanzmärkte<br />
bedrohen den Mittelstand<br />
Erschreckend und beschämend:<br />
wenige Lehren aus der Finanzkrise<br />
Trotz der immensen und weiter steigenden Staatsschulden<br />
vieler Volkswirtschaften, verhallt der Ruf<br />
nach ausgeglichenen Haushalten ungehört. Die bislang<br />
geltenden Regeln des europäischen Stabilitätsund<br />
Wachstumspaktes wurden seit Einführung des<br />
Euro 97 mal überschritten. Und in keinem einzigen Fall<br />
sanktioniert.<br />
An den angloamerikanischen Finanzplätzen ist der tiefen<br />
Depression eine neue Goldgräberstimmung gefolgt.<br />
Bonuszahlungen und Provisionen haben neue<br />
Rekordhöhen erreicht. Das Spekulationsgeschäft floriert<br />
– neben Immobilien nun auch mit Rohstoffen. Die<br />
Geisteshaltung hat sich nicht geändert – auch hierzulande<br />
nicht. Einzig die Regionalbanken haben sich in<br />
Summe als verlässliche Partner des Mittelstandes erwiesen.<br />
Die Banken und Finanzjongleure nutzen weiterhin<br />
alle Spielräume, die ihnen die in sich zerstrittene<br />
Politik und deren Aufseher bieten. Das teilweise neu<br />
geschaffene Regulierungsinstrumentarium hat sich als<br />
nicht praxistauglich erwiesen.<br />
Der BDS fordert mehr Verantwortung aller<br />
Die Diskussionen um Basel III, die Beteiligung privater<br />
Gläubiger an staatlichen Schulden, die internationalen<br />
Rechnungslegungsvorschriften oder die Regulierung<br />
von Ratingagenturen haben bis heute nicht zu einer<br />
Stabilisierung und besseren Regulierung beitragen.<br />
Vielmehr führen die Vorschläge zu einer Destabilisierung<br />
unseres erfolgreichen dreigliedrigen Bankensystems<br />
und damit auch unserer breiten, oftmals noch inhabergeführten<br />
Wirtschaftsstruktur.<br />
Der BDS als Vertreter der kleinen und mittleren Unternehmen<br />
fordert Konsequenz und Transparenz in der Regulierung<br />
von Staaten, Finanzplätzen und der Finanzwirtschaft<br />
ein. Der Euro ist ohne echte Alternative. Ihn rettet<br />
nicht die länderübergreifende Vergesellschaftung von<br />
Verlusten, sondern die individuelle Verantwortung jedes<br />
einzelnen Staates und Wirtschaftsakteurs. Die Verantwortlichen<br />
müssen sich ihrer Verantwortung stellen, angedrohte<br />
Sanktionen müssen auch durchgesetzt werden.<br />
Anfrage an die Politik: Was ist zu tun<br />
Die Auslöser der Finanzkrise 2008 waren weder die deutschen<br />
Regionalbanken noch der inhabergeführte Mittelstand.<br />
Wer diese in den Fokus rückt, der traut sich nicht<br />
an die eigentlichen Verursacher der Misere ran.<br />
Im Februar hat der BDS per Brief alle bayerischen Vertreter<br />
im Deutschen Bundestag (MdB) und im Europäischen<br />
Parlament (MdEP) mit diesen Punkten konfrontiert.<br />
Reagiert haben darauf MdB Dr. Gerd Müller (CSU),<br />
MdB Horst Meierhofer (FDP), MdB Marlene Rupprecht<br />
(SPD), MdB Christine Scheel (Bündnis 90/Die Grünen)<br />
und MdB Werner Schieder (SPD).<br />
Dr. Gerd Müller verwies unter anderem auf Basel II und<br />
die damit verbundenen Vorgaben zur Verschuldungsquote<br />
sowie erhöhtes Eigen- und Mindestkapital als Schutz<br />
vor weiteren Finanzkrisen. Auch Horst Meierhofer sieht<br />
international einheitliche Rahmenbedingungen als unabdingbar<br />
für eine Krisenprävention an. Beispielhaft vorangehen<br />
sieht er Deutschland bei der Haushaltskonsolidierung,<br />
die in Europa flankiert werden müsse durch<br />
schmerzhafte Sanktionen bei Nichteinhaltung der Stabilitätskriterien.<br />
Die Bankenabgabe sei ein guter Kompromiss,<br />
um einen Sicherheitsfonds entsprechend auszustatten<br />
– aber die Kreditvergabe an den Mittelstand<br />
nicht zu gefährden.<br />
EU-Förderprojekt für Qualifizierung im Mittelstand<br />
Mit rund 947.200 Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />
(ESF) fördert das bayerische Sozialministerium<br />
Qualifizierungsmaßnahmen für die Mitarbeiter von Mittelständischen<br />
Unternehmen.<br />
Neue Broschüre für Mittelstandsförderung<br />
Das bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur,<br />
Verkehr und Technologie hat eine neue Broschüre<br />
„Wegweiser zu Fördermöglichkeiten für Existenzgründer<br />
und Mittelstand in <strong>Bayern</strong>“ veröffentlicht.<br />
Marlene Rupprecht sieht die Politik in der Pflicht, die<br />
Finanzmärkte regulativ zu zähmen, damit sie wieder<br />
ihre Aufgaben erfüllen können – der Real-Wirtschaft<br />
zu nutzen und dem Wohlstand aller zu dienen. Zudem<br />
müsse der Finanzsektor stärker an den Lasten beteiligt<br />
werden – etwa durch eine Finanztransaktionssteuer.<br />
Und schließlich könne Verlässlichkeit und Vertrauen<br />
nur durch eine hohe Transparenz der Märkte aufgebaut<br />
werden.<br />
Geordnete Staaten-Insolvenz muss möglich sein<br />
Christine Scheel macht darauf aufmerksam, dass<br />
Deutschland bereits längst für Schulden anderer Staaten<br />
einsteht und die Staatsverschuldung dieser Länder<br />
weiter steigt. Sie hält neben einem erneuerten Stabilitätspakt<br />
eine verstärkte wirtschaftspolitische Koordinierung<br />
über Landesgrenzen hinweg für notwendig.<br />
Auch ein mögliches Insolvenzverfahren für EU-Staaten<br />
unter Einbeziehung privater Gläubiger müsse eingerichtet<br />
werden.<br />
Werner Schieder sieht den Irrglauben an die Effizienz<br />
unregulierter Märkte als eine Hauptursache für die Finanzkrise.<br />
Strikte Regulierung und Eigenverantwortung<br />
des Finanzsektors sind für ihn Grundvorrausetzung einer<br />
Krisenprävention. Um die spekulativen Attacken der<br />
Finanzmärkte auf die Staatsanleihen der Eurostaaten zu<br />
unterbinden, bedürfe es „einer Garantie der Währungsunion<br />
für die gesamte Eurozone.“ Thomas Schörg<br />
Augsburg. Bei dem Projekt Zukunftsinvestition Bildung<br />
(ZuBi) untersuchen erfahrene Spezialisten die<br />
jeweiligen Bildungs- und Qualifizierungsbedarfe in<br />
den Unternehmen, stoßen passgenaue Fortbildungsprozesse<br />
an, begleiten Unternehmen und Mitarbeiter<br />
während der Maßnahmen und unterstützen die Unternehmen<br />
so nachhaltig beim Aufbau einer betrieblichen<br />
Lern- und Bildungskultur und beim Auf- und<br />
Ausbau ihrer Personalentwicklung. Umfassende Informationen<br />
zum Projekt für Betriebe und Beschäftigte<br />
gibt es auf der ZuBi-Plattform im Internet. Darüber<br />
hinaus finden sich auf dem neuen Portal regelmäßig<br />
aktuelle Neuigkeiten, interessante Hintergrundinformationen<br />
und wissenswerte Studien und Berichte für<br />
Mitarbeiter und Unternehmen rund um die Themen<br />
betriebliche Fort- und Weiterbildung, lebenslanges<br />
Lernen und Fachkräftesicherung.<br />
Axel Heise<br />
www.zubi-augsburg.de<br />
München. Die Broschüre gibt Existenzgründern und<br />
bestehenden mittelständischen Unternehmen einen<br />
umfassenden Überblick über Fördermöglichkeiten in<br />
den Bereichen Existenzgründung, Investitionen, Standortbetreuung,<br />
Forschung und Innovation, Umweltprogramme<br />
Energie, Risikoentlastung, Außenwirtschaft,<br />
Konsolidierungen und Arbeitsmarkt. Außerdem enthält<br />
der Wegweiser wichtige Kontaktadressen. Die Broschüre<br />
mit 89 Seiten gibt es im Serviceportal der Bayerischen<br />
Staatsregierung postalisch zu bestellen oder als<br />
PDF zum herunterladen.<br />
Axel Heise<br />
www.verwaltung.bayern.de<br />
unus III/<strong>2011</strong><br />
unus III/<strong>2011</strong>