SChWERPUNKT - Midrange Magazin
SChWERPUNKT - Midrange Magazin
SChWERPUNKT - Midrange Magazin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
me sollen durch die betriebswirtschaftlich<br />
tatsachengemäße Abbildung der<br />
Unternehmensrealität entscheidungsrelevante<br />
Informationen bereitstellen.<br />
In der Praxis ergeben sich aus der Anwendung<br />
der IFRS und einer Vereinheitlichung<br />
von internem und externem<br />
Rechnungswesen erhebliche Chancen<br />
für eine effiziente und fundierte Unternehmenssteuerung.<br />
Der entstehende<br />
Mehraufwand durch das zusätzliche Erstellen<br />
eines IFRS-Abschlusses neben<br />
dem weiterhin zwingend zu erstellenden<br />
HGB-Einzelabschluss wird häufig<br />
durch Einsparungen in der Ausgestaltung<br />
des internen Rechnungswesens<br />
kompensiert.<br />
Reduzierung des<br />
Komplexitätsgrads<br />
Die Anfang Juli 2009 erfolgte Veröffentlichung<br />
des speziell auf kleine und<br />
mittelgroße Unternehmen (KMUs) ausgerichteten<br />
„International Financial<br />
Reporting Standard for Small and Medium-sized<br />
Entities (IFRS for SMEs)“<br />
ist ein Ansatz zur Reduzierung des<br />
vielfach kritisierten Komplexitätsgrads<br />
der sog. Full-IFRS. Mit der Begrenzung<br />
von Wahlrechten, der Beschränkung<br />
auf für KMUs relevante Sachverhalte,<br />
methodischen Vereinfachungen und<br />
einer deutlichen Reduzierung der erforderlichen<br />
Anhangangaben wird versucht,<br />
die internationalen Rechnungslegungsstandards<br />
auf die Bedürfnisse<br />
von KMUs abzustimmen. Die bessere<br />
Vergleichbarkeit soll es den KMUs<br />
u. a. ermöglichen, ihre Kapitalkosten<br />
bei externer Kapitalbeschaffung zu<br />
reduzieren. Derzeit ist jedoch noch unklar,<br />
ob und wann die IFRS for SMEs<br />
in europäisches Recht übernommen<br />
werden.<br />
Eine Umstellung des Rechnungswesens<br />
auf IFRS ist auch systemseitig<br />
ein komplexes Vorhaben, das einer effizienten<br />
Umsetzung bedarf. Nach der<br />
Analyse der bestehenden Systeme und<br />
Ressourcen sind basierend auf dem<br />
Sollkonzept die unternehmensspezifischen<br />
Anforderungen umzusetzen,<br />
z. B.:<br />
ó Definition der erforderlichen An-<br />
passungen interner Abläufe und<br />
Prozesse<br />
ó Abbildung der IFRS-Anpassungen<br />
oder vollständige Umstellung der<br />
Primärsysteme auf IFRS-Buchhaltung<br />
ó Anpassung des Kontenrahmens<br />
ó Darstellung der Gewinn- und Verlust-<br />
rechnung nach Gesamt- und Umsatzkostenverfahreó<br />
Konzept für die veränderte Datenhal-<br />
tung<br />
ó Darstellung unterschiedlicher Re-<br />
porting-Erfordernisse (extern, intern)<br />
ó Beibehaltung historischer Vergleichs-<br />
zahlen bei Änderung der Reporting-<br />
Strukturen<br />
ó Simultane Abbildung verschiedener<br />
Bewertungsbereiche (IFRS, HGB,<br />
Steuern, Management Accounts)<br />
ó Integration von Planungsrechnung/<br />
Budgetprozess auf Basis der IFRS<br />
ó Festlegung individueller Auswer-<br />
tungsanforderungen<br />
ó Erforderliche Schnittstellen zu peri-<br />
pheren Systemen<br />
Kompatibilität der Anwendungen<br />
überprüfen<br />
Die Planung hinsichtlich der einzusetzenden<br />
Software erstreckt sich somit<br />
nicht ausschließlich auf die Buchführungssoftware.<br />
Für die Durchführung<br />
der Umstellung muss die Kompatibilität<br />
sämtlicher tangierter Anwendungen<br />
überprüft werden. Betroffen sind dabei<br />
z. B. Anwendungen in Bezug auf Kosten-<br />
und Leistungsrechnung, Material-<br />
und Warenwirtschaft, Fakturierung<br />
und Auftragsverwaltung, interne Berichterstattung<br />
sowie Projektmanagement<br />
und Kommunikation. In der Praxis<br />
wird eine IFRS-Umstellung in vielen<br />
Fällen allein durch das Rechnungswesen<br />
durchgeführt. Unerwartete Verzögerungen<br />
und Ineffizienzen lassen sich<br />
erfahrungsgemäß durch eine zeitnahe<br />
Einbeziehung von Controlling und IT<br />
vermeiden.<br />
Im Hinblick auf die Zukunft der<br />
internationalen Rechnungslegung in<br />
Deutschland wird es zunächst offen<br />
bleiben müssen, inwieweit z. B. die<br />
Anwendung der IFRS for SMEs zu einer<br />
Befreiung von nationalen Rechnungslegungserfordernissen<br />
führen<br />
wird. Kurzfristig wird das durch das<br />
Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />
(„BilMoG“) reformierte HGB die Grundlage<br />
des Einzelabschlusses nicht kapitalmarktorientierter<br />
Unternehmen<br />
bilden. Mit dieser Bilanzrechtsreform<br />
gelangen IFRS-nahe Grundsätze in die<br />
deutsche Rechnungslegungspraxis, die<br />
mit den altbekannten HGB-Regeln nur<br />
noch wenig gemein haben. Angesichts<br />
der europa- bzw. weltweiten Umsetzung<br />
der IFRS in nationales Recht ist<br />
mittelfristig zu erwarten, dass auch im<br />
Einzelabschluss die IFRS – ggf. neben<br />
den HGB-Vorschriften – befreiend angewendet<br />
werden dürfen.<br />
Wesentliche Vorteile aus der Anwendung<br />
der internationalen Rechnungslegung<br />
bieten sich Unternehmen<br />
somit kurzfristig insbesondere aus den<br />
Möglichkeiten zur Aufstellung eines<br />
nach international anerkannten Standards<br />
aufgestellten Konzernabschlusses,<br />
zur Harmonisierung von internem<br />
und externem Rechnungswesen, zur Effizienzsteigerung<br />
des Controlling und<br />
zur Reduzierung von Kapitalkosten.<br />
Anja Tschentscher, Holger Böge ó<br />
www.controllerverein.de<br />
Anja Tschentscher<br />
Steuerberaterin<br />
Holger Böge<br />
Wirtschaftsprüfer/<br />
Steuerberater und Mitglied<br />
des Facharbeitskreises<br />
„Controlling<br />
und IFRS“ des ICV<br />
Internationaler Controller Verein (ICV), Gauting<br />
02/2010 · MIDRANGE MAGAZIN<br />
33