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GL 2/2013 - der Lorber-Gesellschaft eV

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42 Der Sinn des Lebens<br />

<strong>GL</strong> 2/<strong>2013</strong><br />

Der Sinn des Lebens<br />

Hans Sterne<strong>der</strong> (1889-1981)<br />

Es leben unendlich viele Menschen, die jagen von früh<br />

bis spät den irdischen Dingen nach. Sie mühen und plagen<br />

sich stets und haben den Schweiß auf ihren Stirnen und<br />

häufen die Dinge <strong>der</strong> Erde in ihren Scheunen und<br />

Kammern. Sie freuen sich an <strong>der</strong> Mehrung ihres Besitzes<br />

und beginnen ihn mehr und mehr zu lieben, und machen<br />

ihn, ohne dass sie es ahnen, zu ihrem Gott. Und sie haben<br />

nur eine Sorge in all ihren Tagen und all ihren Nächten:<br />

Hans Sterne<strong>der</strong><br />

Österreichischer<br />

Schriftsteller<br />

das Wohlergehen ihres Leibes! Und sie haben nur einen Gedanken: die<br />

Erwerbung irdischen Gutes!<br />

Ist dies Ziel erreicht, dann sprechen sie: „Herr, ich danke dir, dass du<br />

mein Leben nicht vergeblich sein ließest! Siehe, was ich gesammelt habe!<br />

Ich habe meine Stunden, die du mir gegeben hast, wohl genützt!“<br />

Siehe, diese Menschen haben gelebt und sind alt geworden, und haben<br />

dennoch nie gelebt und sind längst gestorben und tot gewesen, als sie noch<br />

auf Erden weilten. Denn diese Menschen sind zeit ihres Lebens nicht<br />

hinter den Sinn des Lebens gekommen! Sie haben die Dinge geliebt, so<br />

wie sie ihren Leib liebten, und haben beides für das Wahre gehalten. Sie<br />

sind als Sklaven ihres Wahnes über die Erde gegangen wie Schatten und<br />

sind dunkler gewesen wie Schatten, da in ihrer Brust kein Licht gebrannt<br />

hat. Denn sie haben über <strong>der</strong> Sorge um das Wohlergehen des äußeren<br />

Menschen vergessen, um ihren inneren sich zu sorgen. So ist ihr Leben<br />

nutzlos gewesen, weil sie, die alle Äcker <strong>der</strong> Erde genützt und gehegt<br />

haben, jenen einzigen Acker brach liegen ließen, welcher <strong>der</strong> wahre ist:<br />

den himmlischen, ihre unsterbliche Seele! So ist ihr Leben vergebens<br />

gewesen, trotz aller Plage, denn sie haben das Göttliche in sich nicht<br />

aufwärts entwickelt!<br />

Auf sie gelten die Worte aus dem Evangelium Matthäus: „Wer sein<br />

irdisches Leben in sinnlichem Genüsse, in irdischen Bestrebungen sucht,<br />

<strong>der</strong> wird das innere Leben verlieren.“<br />

Als Tote sind sie über die Erde gegangen. Unheimlich groß ist ihre Zahl<br />

auf Erden.<br />

Zwischen ihnen aber leben an<strong>der</strong>e, die fühlen im Werken des Tages<br />

und in den einsamen Stunden <strong>der</strong> Nächte ein Ahnen, dass das Aufgehen in<br />

<strong>der</strong> Sorge für das Leibliche nicht <strong>der</strong> wahre Sinn des Lebens sei. In ihrer<br />

Brust pocht eine starke Unruhe. Und sie zerquälen sich den Kopf um den<br />

Sinn des Lebens und suchen und legen die Liebe ihres Herzens in die

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