GL 2/2013 - der Lorber-Gesellschaft eV
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<strong>GL</strong> 2/<strong>2013</strong> Weisheitsgeschichten<br />
53<br />
meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann.» Da<br />
nahm das Mädchen seine Mütze ab und gab sie ihm.<br />
Und als das Mädchen noch eine Weile gegangen war, kam wie<strong>der</strong> ein<br />
Kind und hatte keinen Pullover an und fror: da gab es ihm seinen; und<br />
noch weiter, da bat ein Kind um einen Rock, den gab es auch von sich hin.<br />
Endlich gelangte das Mädchen in einen Wald; und es war schon dunkel<br />
geworden: da kam noch ein Kind und bat um ein Hemd, und das Mädchen<br />
dachte: Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein<br />
Hemd weggeben, und zog das Hemd aus und gab es auch noch hin.<br />
Und wie das Mädchen so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf<br />
einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter silberne harte Taler: und<br />
ob das Mädchen gleich sein Hemd weggegeben hatte, so hatte es ein<br />
neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es die Taler<br />
hinein und war reich für sein Lebtag. (Brü<strong>der</strong> Grimm)<br />
<br />
Die Rettung<br />
Als ich mit einem Tibetaner im Gebirge im Schneesturm wan<strong>der</strong>te, sah<br />
ich einen Mann, <strong>der</strong> im Schnee den Abhang hinuntergestürzt war. Ich<br />
sagte: „Wir müssen hingehen und ihm helfen.“<br />
Er erwi<strong>der</strong>te: „Niemand kann von uns verlangen, dass wir uns um ihn<br />
bemühen, während wir selber in Gefahr sind, umzukommen.“<br />
„Immerhin“, antwortete ich. „wenn wir schon sterben müssten, ist es gut,<br />
wir sterben, während wir an<strong>der</strong>en helfen.“<br />
Er wandte sich ab und ging seines Weges. Ich stieg zu dem<br />
verunglückten Mann hinunter, hob ihn mühsam auf meine Schultern und<br />
trug ihn bergan. Durch diese Anstrengung wurde mir warm und meine<br />
Wärme übertrug sich auf den vor Kälte steifen Verunglückten. Unterwegs<br />
fand ich meinen früheren Begleiter im Schnee liegen. Müde, wie er war,<br />
hatte er sich nie<strong>der</strong>gelegt und war erfroren. Ich hatte einen Menschen<br />
retten wollen, aber ich rettete mich selbst. (Sundar Singh)<br />
<br />
Klatsch<br />
Ein Schüler bekannte seine schlechte Gewohnheit, Klatsch weiterzuerzählen.<br />
Sagte <strong>der</strong> Meister spitz: „Weitererzählen wäre ja nicht so schlimm, wenn<br />
du nicht noch Verbesserungen daran vornähmst.“