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Natur und Umwelt in Vorarlberg - Vorarlberger Naturschutzrat

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Perspektiven <strong>und</strong> Impulse<br />

Die Zukunft der<br />

Berglandwirtschaft<br />

Das Interview mit<br />

dem Landwirt <strong>und</strong><br />

<strong>Natur</strong>schutzrat<br />

Ernst Bickel,<br />

führte Willi Sieber<br />

vom Österreichischen<br />

Ökologie-Institut.<br />

Welche Zusammenhänge <strong>und</strong> Unterschiede<br />

gibt es zwischen Berg- <strong>und</strong><br />

Tallandwirtschaft<br />

In <strong>Vorarlberg</strong> s<strong>in</strong>d 95 Prozent der landwirtschaftlichen<br />

Flächen im Berggebiet, das<br />

heißt, wenn wir von der <strong>Vorarlberg</strong>er Landwirtschaft<br />

sprechen, dann betrifft dies vor<br />

allem die Berglandwirtschaft. Durch die<br />

Viehwirtschaft s<strong>in</strong>d Berg- <strong>und</strong> Tallandwirtschaft<br />

eng mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en. Der<br />

größte Unterschied liegt dar<strong>in</strong>, dass sich die<br />

Berglandwirtschaft <strong>in</strong> schwer bewirtschaftbaren<br />

Lagen bef<strong>in</strong>det <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em rauen<br />

Klima ausgesetzt ist. Das heißt: höhere Niederschlagsmengen,<br />

starke W<strong>in</strong>ter <strong>und</strong> kurze<br />

Vegetationszeiten. Die Mechanisierung <strong>in</strong><br />

Berglagen ist viel aufwändiger <strong>und</strong> teurer.<br />

Durch die Steillagen ist die Schlagkraft für<br />

die Produktion e<strong>in</strong>fach begrenzt. E<strong>in</strong> Talbauer<br />

kann 40, 50 Kühe <strong>und</strong> mehr bewältigen,<br />

e<strong>in</strong> Bergbauer nicht. Auch strukturell ist es<br />

im Berggebiet zum Beispiel durch die Feldstückgrößen,<br />

die größeren Entfernungen zu<br />

Geme<strong>in</strong>den oder Genossenschaften schwierig.<br />

Der Talbetrieb ist vorwiegend auf die<br />

Produktion ausgerichtet. Der Bergbauer wird<br />

vermehrt zum Landschaftspfleger <strong>und</strong> Landschaftserhalter<br />

<strong>und</strong> ist daher mehr als der<br />

Bauer im Tal auf ökologisch orientierte<br />

Förderungen angewiesen.<br />

Was s<strong>in</strong>d die künftigen Aufgaben der<br />

Berglandwirtschaft Gibt es e<strong>in</strong> Leitbild<br />

Im Landwirtschaftförderungsgesetz ist festgehalten,<br />

welche Aufgaben die Landwirtschaft<br />

erfüllen soll <strong>und</strong> welche Erwartungen<br />

es gibt, wie etwa die Bereitstellung ges<strong>und</strong>er<br />

Nahrungsmittel, Landschaftspflege oder<br />

Erhalt der Kulturlandschaft. Anders als <strong>in</strong><br />

Gunstgebieten kann sich die Berglandwirtschaft<br />

nicht annähernd über Produkterlöse<br />

erhalten. Das heißt jedoch nicht, dass man<br />

die Produktion als Ganzes <strong>in</strong> Frage stellen<br />

sollte. Schwierig zu bewirtschaftende<br />

Flächen wie Steillagen, Alpen <strong>und</strong> Feuchtflächen<br />

werden als Erstes aufgelassen. -<br />

Dabei stellt sich für mich die Frage, was mit<br />

diesen Flächen passieren wird Auch die<br />

Viehzahlen werden jedes Jahr ger<strong>in</strong>ger, da<br />

es schon jetzt durch Leistungssteigerungen<br />

Überproduktion gibt. Daher ist auch nicht<br />

mit e<strong>in</strong>em besseren Preis zu rechnen. Vielmehr<br />

ist es erklärtes Ziel der EU-Marktpolitik,<br />

die Verbraucherpreise bei landwirtschaftlichen<br />

Produkten weiter zu senken.<br />

E<strong>in</strong>es ist klar: Wenn es um e<strong>in</strong> Leitbild<br />

geht, muss es auch e<strong>in</strong>e Vision für die landwirtschaftliche<br />

Bevölkerung geben. Sie<br />

brauchen irgendwo e<strong>in</strong>e Sicherheit <strong>und</strong> das<br />

Gefühl, dass die öffentlichen Leistungsabgeltungen<br />

gerechtfertigt s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong>, das was sie<br />

tun, gesellschaftlich gewünscht ist <strong>und</strong> anerkannt<br />

wird.<br />

So e<strong>in</strong> Leitbild soll also e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Sicherheit geben, soll etwa die gesellschaftlich<br />

nützlichen Aufgaben der<br />

Berglandwirtschaft beschreiben <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Vision liefern. Welche Perspektiven<br />

sehen Sie noch<br />

Das Leitbild für die Berglandwirtschaft muss<br />

im Leitbild der jeweiligen Regionen enthalten<br />

se<strong>in</strong>. Die Landwirtschaft kann es sich<br />

nicht leisten, sich total aus der Region her-<br />

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