Rede - Coburger Convent

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COBURGER CONVENT der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften Das Bild vom „ Heldentod“ kommt in unserem Denken, in unserer politischen wie auch gesellschaftlichen Landschaft nicht mehr vor. Zu bitter waren die Erfahrungen zweier Weltkriege, zu groß die Zahl der Gefallenen und der zivilen Opfer. Krieg bedeutet immer Unglück für ein Land, ob an der Front oder im Landesinnern. Der zitierte Spruch missachtet besonders das große Leid, die übergroße Trauer, die die Hinterbliebenen, die Familien der Opfer erleiden müssen, wenn ein geliebter Mensch nicht mehr nach Haus zurückkommt. Anhand persönlicher Betroffenheit möchte ich das aufzeigen. Kurz bevor ich 4 Jahre alt wurde, sah ich meinen Vater zum letzten Mal während seines Fronturlaubs. Ein halbes Jahr später war er in den Kriegswirren im heutigen Moldawien, das bis 1945 noch zu Rumänien gehörte, vermisst. Jahrelang konnten meine Mutter und ich nicht glauben, dass wir ihn nie mehr Wiedersehen würden. Selbst 10 Jahre nach Kriegsende, als der damalige Bundeskanzler Adenauer die letzten Kriegsgefangenen aus Russland heimholte, klammerten wir uns immer noch so die Hoffnung, er könnte doch noch irgendwo überlebt haben. Es dauerte noch Jahre, bis wir die Realität zur Kenntnis nahmen. Seite 2 von 6
COBURGER CONVENT der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften So wie meiner Familie ging es aber tausenden von Familien, die Ihr Leid nicht fassen konnten, das der 2. Weltkrieg über sie gebracht hatte. Wie sehr die Erinnerung an die verlorene Generation die betroffenen Familien noch nach Jahrzehnten beschäftigt, zeigt ein weiteres Beispiel. Im Jahr 2005 unternahm ich eine Reise zur Einweihung des Soldatenfriedhofs bei Kischinew, der Hauptstadt Moldawiens. Dort war im August 1944 die Südfront zusammengebrochen und eine ganze Armee eingekesselt und vernichtet worden. Noch mehr Soldaten als in Stalingrad verloren ihr Leben. Mit mir fuhren viele Menschen aus meiner wie auch aus der jüngeren Generation durch das Land, die wissen wollten, wo ihre Väter und Großväter, Onkel und Großonkel umgekommen waren. Die Hoffnung trieb uns alle an, dass bei den immer noch stattfindenden Gräbersuchen und Umbettungsarbeiten doch noch einige sterbliche Überreste der vermissten Lieben gefunden und anhand der Erkennungsmarke identifiziert würden. Die Aussichten sind gering, sind doch viele Grablagen durch Straßen und Bahnanlagen überbaut worden. Seite 3 von 6
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