4/2009 - Coburger Convent
4/2009 - Coburger Convent
4/2009 - Coburger Convent
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B 2042 F<br />
CC-Blätter<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften<br />
4/<strong>2009</strong><br />
124. Jahrgang<br />
Dezember <strong>2009</strong><br />
Zum 150. Gründungstag eine Reise nach Breslau:<br />
Heidelberger Zähringer und Vandalen waren in Schlesien auf Spurensuche
Akademischer Kalender<br />
■ 4. Juli 2010<br />
Marburger Marktfrühschoppen<br />
Termine<br />
■ 15. Januar 2010, 19 Uhr<br />
Kommers der Akademischen<br />
Verbände in Mülheim an der<br />
Ruhr im Rittersaal des Schlosses<br />
Broich<br />
■ 29. Januar 2010, 21 Uhr<br />
57. Ball des Wiener Korporationsringes<br />
in der Wiener Hofburg<br />
Die Akademische Landsmannschaft<br />
der Salzburger zu Salzburg<br />
lädt anläßlich der Internationalen<br />
Jagdmesse ›Die Hohe<br />
Jagd‹ alle Verbandsbrüder am<br />
Sa., 27.2.2010, um 20 Uhr ct<br />
zur<br />
Jagakneipe<br />
mit Jause<br />
auf die Burse, Vogelweiderstr. 17,<br />
in A-5020 Salzburg herzlich ein.<br />
Telefonische Anmeldung erbeten<br />
unter (00 43 - 650) 59290 15<br />
der Gießener Korporationen in<br />
Romrod [vormals in Alsfeld]<br />
■ 13. Mai 2010 (Christi Himmelfahrt),<br />
10 bis 16 Uhr<br />
Bürgerfrühschoppen der Frankfurter<br />
Korporationen, Römerberg<br />
■ 21. bis 25. Mai 2010<br />
CC-Pfingstkongreß in Coburg<br />
Antragsfristen:<br />
CGC: bis 22.1.2010,<br />
verfristete Anträge bis 1.3.2010<br />
CC-Tag: bis 1.3.2010<br />
AHCC-Tag: bis 1.3.2010<br />
Folgende Wahlen stehen an:<br />
CC-Tag: Amtsleiter für Fechtangelegenheiten<br />
und Sport<br />
CGC: Amtsleiter für Nachwuchs,<br />
Bildung / CC-Akademie, Presse-<br />
und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Rechtsangelegenheiten und<br />
Rechtsangelegenheiten-Stellvertreter.<br />
Geeignete Verbandsbrüder<br />
werden gebeten, ihre<br />
Kandidatur für die Wahlen in<br />
der CC-Kanzlei anzumelden.<br />
■ 17. Juli 2010<br />
Präsidiumsübergabe in Göttingen<br />
■ 31. Juli 2010<br />
Vorortübergabe in Bremen<br />
■ 25. September 2010, 20 Uhr<br />
Deutschlandkommers des CC<br />
›20 Jahre deutsche Einheit‹<br />
in Stuttgart<br />
■ 30. Oktober 2010<br />
CDA-Herbstconvent in Frankfurt<br />
am Main<br />
■ 12. bis 14. November 2010<br />
10. Greifensteintagung in<br />
Bad Blankenburg<br />
Seminarangebote und<br />
Seminartermine<br />
■ 6. Februar 2010<br />
32. Bonner CC-Ball<br />
in der Godesberger Redoute<br />
■ 17. bis 20. Juni 2010<br />
150. Stiftungsfest der Präsidierenden<br />
L. Verdensia Göttingen<br />
erfahren Sie unter<br />
www.cc-akademie.de<br />
■ 13. März 2010<br />
2. Präsidiumssitzung in Göttingen<br />
mit dem CC-Rat<br />
■ 13. bis 14. März 2010<br />
CDA-Frühjahrsconvent in<br />
Stuttgart<br />
■ 18. bis 21. März 2010<br />
Bücherstand des CDA mit korporationsstudentischer<br />
Literatur<br />
auf der Leipziger Buchmesse<br />
■ 20. März 2010<br />
55. Ball des CDA<br />
im Kurhaus Bad Homburg<br />
■ 26. März 2010, 20 Uhr<br />
Bremer Verbändekommers<br />
unter Leitung der VACC Bremen<br />
im Hotel ›Maritim‹<br />
■ 13. Mai 2010 (Christi Himmelfahrt),<br />
11 Uhr<br />
Akademischer Frühschoppen<br />
2 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
Rückblende<br />
Zum Jubiläum offene Grenzen<br />
(<strong>Coburger</strong> Tageblatt, 5.11.1990) »Daß<br />
die diesjährige Fechtchargiertentagung<br />
des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
etwas Besonderes werden würde,<br />
wußte man bereits im letzten Jahr.<br />
Schließlich galt es 1990 das zehnte<br />
Treffen in Coburg zu feiern. Doch es<br />
kam noch etwas Neues hinzu: Der<br />
Programmpunkt ›Grenzbegehung‹,<br />
den stets der BGS durchgeführt hatte,<br />
konnte aufgrund der Wiedervereinigung<br />
wegfallen.<br />
1980, als sich die Fechtchargierten<br />
zum ersten Mal in Coburg<br />
zu einer Tagung trafen, kamen<br />
die Veranstalter auf die Idee, daß<br />
man während des Aufenthaltes der<br />
größtenteils recht jungen Männer<br />
doch Grenzbegehungen durchführen<br />
könnte. Schließlich waren und<br />
sind die Teilnehmer, die aus dem<br />
ganzen Bundesgebiet kommen,<br />
überwiegend weit entfernt vom<br />
›Eisernen Vorhang‹ gewesen. … Der<br />
Fechtamtsleiter des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s,<br />
Henner Huhle, erinnerte<br />
sich an die vielen Begehungen, bei<br />
denen man immer wieder bedrückt<br />
feststellen mußte, daß die Grenze<br />
stets undurchdringlicher wurde. …<br />
Worüber bei der neunten Tagung<br />
noch spekuliert wurde, trat<br />
dann dieses Jahr tatsächlich ein.<br />
Die Grenzen öffneten sich und verschwanden<br />
ganz.<br />
Daß damit auch die Grenzbegehungen<br />
überflüssig wurden, darüber<br />
waren weder die Fechtchargierten,<br />
noch Reinhard Kilian, Polizeihauptkommissar<br />
im BGS, der die<br />
Begehungen immer leitete, böse.«<br />
Daran erinnert<br />
Henner Huhle,<br />
Macaria, Saxo-Afrania
4/<strong>2009</strong><br />
Aus dem Inhalt<br />
Akademischer Kalender 2<br />
Rückblende:<br />
Zum Jubiläum offene Grenzen<br />
Aus dem CC 5<br />
9. Greifensteintagung mit Teilnehmerrekord:<br />
Hochschulpolitik, Werte und Weiterbildung<br />
Neuer Seminartyp in der Erprobung:<br />
Das ›Chargiertenseminar‹<br />
Festes Element des Pfingstkongresses:<br />
Die Akademische Feierstunde<br />
Inhalt<br />
›Mut zum Optimismus!‹ lautet das Motto der<br />
derzeitigen Präsidierenden. Es war auch Thema<br />
des Hochschulgesprächs in Bad Blankenburg 5<br />
Das Traditionsfest der Landsmannschaften<br />
in Zwingenberg an der Bergstraße<br />
Sport im CC 10<br />
Segel, Stürme und viel Spaß:<br />
Die 20. CC-Sail vor der Kieler Förde<br />
Das Amtsblatt 12<br />
Verbum peto.<br />
Die Kolumne des AHCC-Vorsitzers<br />
Die Landsmannschaft Verdensia Göttingen<br />
ist die Präsidierende im CC <strong>2009</strong>/10:<br />
Ihre Geschichte – ihre Sprecher<br />
In memoriam Horst Siebert<br />
Das Verdenser-Haus in Göttingen.<br />
Die neue Präsidierende im CC stellt sich<br />
und ihre Sprecher vor 13<br />
Forum 16<br />
Vom Nutzen des CC-Rates für den Verband –<br />
eine Lesermeinung<br />
CC vor Ort 18<br />
Identität stiften – Tradition bilden –<br />
Akzente setzen. Über das 160. Stiftungsfest<br />
der L. Neoborussia Halle zu Freiburg<br />
Die Arbeitsgemeinschaft der Ostbünde im CC<br />
feierte mit einem Kommers den Mauerfall<br />
Schlesisches Korporationsleben:<br />
Auf den Spuren der Breslauer Vandalen .<br />
Studentische Erinnerungskultur<br />
Couleurbesuch in Bad Blankenburg:<br />
Im Rahmen eines Liedseminars besuchte<br />
die GDS auch die Sportanlagen des VC 28<br />
Respekt vor der Leistung eines<br />
Couleurverbandes:<br />
Die Gemeinschaft für deutsche<br />
Studentengeschichte (GDS) besuchte in<br />
Bad Blankenburg die Stätten des VC<br />
Kurzmeldungen<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
3
Editorial<br />
Zum Jahreswechsel<br />
Das alte Jahr vergangen ist, das neue Jahr beginnt, <br />
Wir danken Gott zu dieser Frist, wohl uns, daß wir noch sind! <br />
Wir seh’n aufs alte Jahr zurück und haben guten Mut: <br />
ein neues Jahr, ein neues Glück! Die Zeit ist immer gut.<br />
Ja, keine Zeit war jemals schlecht: in jeder lebet fort <br />
Gefühl für Wahrheit, Ehr’ und Recht und für ein freies Wort. <br />
Hinweg mit allem Weh und Ach! Hinweg mit allem Leid! <br />
Wir selbst sind Glück und Ungemach, wir selber sind die Zeit.<br />
Und machen wir uns froh und gut, ist froh und gut die Zeit <br />
und gibt uns Kraft und frohen Mut bei jedem neuen Leid. <br />
Und was einmal die Zeit gebracht, das nimmt sie wieder hin – <br />
drum haben wir bei Tag und Nacht auch immer frohen Sinn.<br />
Und weil die Zeit nur vorwärts will, so schreiten vorwärts wir; <br />
die Zeit gebeut, nie stehn wir still, wir schreiten fort mit ihr. <br />
Ein neues Jahr, ein neues Glück, wir ziehen froh hinein; <br />
denn »Vorwärts! vorwärts! nie zurück!« soll unsre Losung sein.<br />
Impressum<br />
CC-Blätter<br />
Magazin des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s.<br />
Offizielles Verbandsorgan<br />
Herausgeber und Verlag:<br />
Verband Alter Herren des<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s (AHCC) e. V.,<br />
Triftstraße 1, D-80538 München,<br />
Tel. (0 89) 22 37 08,<br />
Fax (0 89) 22 31 22<br />
kanzlei@coburger-convent.de<br />
Anschriftenänderungen bitte nur<br />
an diese Adresse!<br />
Redaktion (verantwortlich) und<br />
Verlagsvertretung:<br />
Pfr. em. Detlef Frische (df),<br />
Ubia Brunsviga, Hasso-Guestfalia,<br />
akadpress GmbH<br />
Oberstraße 45, D-45134 Essen<br />
Tel. (02 01) 43 55 41-00<br />
Fax (02 01) 43 55 41-01<br />
Funkruf (01 72) 218 41 23<br />
E-Mail: info@akadpress.de oder<br />
cc-blaetter@coburger-convent.de<br />
ISDN-Dateitransfer<br />
(02 01) 43 55 41-02 (MacOS)<br />
(02 01) 43 55 41-03 (PC Eurofile)<br />
Mit diesem Neujahrsgedicht von August Heinrich<br />
Hoffmann von Fallersleben (Sie können es nach der<br />
Melodie »Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust« übrigens<br />
auch singen …) wünschen Ihnen das Präsidium des<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s sowie Schriftleitung und Verlag<br />
der CC-Blätter ein glückliches Neues Jahr<br />
mit vielen harmonischen Begegnungen mit<br />
Bundes- und Verbandsbrüdern.<br />
Auch per Telefax (0 89) 22 31 22 oder als E-Mail kanzlei@coburger-convent.de<br />
An den Verband Alter Herren des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s (AHCC) e. V.<br />
Triftstraße 1, D-80538 München<br />
Ständige Mitarbeiter:<br />
Rüdiger Gerald Franz (rgf), Teutonia<br />
Bonn;<br />
Markus Gail (mg), Alsatia;<br />
Hans-Werner Goldner (go),<br />
Asci burgia.<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich.<br />
Einzelheft 1,– Euro zzgl. Versandgebühren<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
CC-Kanzlei (Anschrift s. o.) in Verbindung<br />
mit akadpress GmbH<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 13<br />
Gesamtherstellung:<br />
akadpress GmbH, Essen<br />
Anschrift s. Redaktion<br />
o Adreßänderung<br />
o Neuaufnahme<br />
Auflage: 14.000 Exemplare<br />
Hiermit teile ich meine ab sofort / ab ......................... gültige Adresse mit:<br />
Titel/Beruf, Vorname, Name<br />
Geburtsjahr<br />
Mutterbund / weitere Bünde<br />
Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Ort<br />
Abbildungen in diesem Heft:<br />
Archiv akadpress, Klaus Wöhner,<br />
Polylux/Zoomar, Elmar Drewitz,<br />
Detlef Frische, Raimund Lang,<br />
Michael Mayer, Andreas Thaler,<br />
Privataufnahmen.<br />
Redaktionsschluß für Nr. 1/2010:<br />
28. Februar 2010<br />
4 CC-Blätter bisherige Anschrift 4/<strong>2009</strong>
Neunte Greifensteintagung mit vielen Seminaren und Gesprächsforen<br />
Hochschulpolitik, Werte<br />
und Weiterbildung<br />
Mit 300 Verbands- und Waffenbrüdern Teilnehmerrekord gebrochen<br />
Der Freitagabend stand im Zeichen<br />
der Anreise nach Bad Blankenburg.<br />
Wohlbehalten fanden sich nahezu<br />
300 Verbands- und Waffenbrüder<br />
in der Landessportschule Thüringen<br />
ein. Dies ist eine neue Rekordteilnehmerzahl<br />
und zeigt, daß die<br />
Weiterbildung der Verbandsbrüder<br />
als Mehrwert durch die Bünde anerkannt<br />
wird.<br />
Am Samstag begannen die verschiedenen<br />
Lehrgänge, wie etwa der<br />
Fechtchargiertenlehrgang, die Aussprache<br />
über Nachwuchsfragen, das<br />
Seminar für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
der CC-Sportlehrgang<br />
und die Seminare der CC-Akademie<br />
(dreimal Rhetorik, zweimal Selbstmanagement<br />
und Zeitorganisation,<br />
Effektives Lernen, Benimm und Etikette,<br />
Erfolgreicher Berufsstart und<br />
Kontakte knüpfen – Menschen für<br />
sich gewinnen), an denen über 200<br />
Verbands- und Waffenbrüder teilnahmen.<br />
Parallel dazu tagten die<br />
verschiedenen Gremien des Verbands:<br />
Vorstand, Präsidium, CC-Rat<br />
und natürlich auch der VACC-Tag.<br />
Das Hochschulgespräch wurde<br />
in diesem Jahr durch die Deutsche<br />
Sängerschaft ausgerichtet. Herr<br />
Wbr. Hilchenbach (DS) leitete die<br />
abwechslungsreiche Diskussion zum<br />
Thema ›20 Jahre nach der Wende –<br />
blühende Landschaften auch an den<br />
Universitäten?‹.<br />
Am Nachmittag wurde im Rahmen<br />
der Gedenkfeier am Ehrenmal<br />
der Turnerschaften auf Burg Greifenstein<br />
der Toten aus den Weltkriegen<br />
gedacht. Die Gedenkrede hielt der<br />
1. stv. CC-Sprecher Reinhard Kröger<br />
und schloß neben den Gefallenen<br />
auch die Todesopfer an der innerdeutschen<br />
Grenze in sein Gedenken<br />
ein. Im Anschluß lud die Stadt Bad<br />
Blankenburg zum Empfang in das<br />
Rathaus. Aufgrund des großen Andrangs<br />
und der beengten Platzverhältnisse<br />
mußte die Teilnehmerzahl<br />
beschränkt werden. Ein sichtlich gut<br />
gelaunter Bürgermeister Persike hatte<br />
neben freundlichen Grußworten<br />
auch Gästegeschenke und reichlich<br />
Watzdorfer Bier für die durstigen<br />
Verbandsbrüder parat.<br />
Der Tag wurde am Abend mit<br />
einer Festveranstaltung in der Landessportschule<br />
beschlossen. Die<br />
Festrede hielt der Sprecher der Präsidierenden<br />
Holger Fender. Seine Ansprache<br />
stand vor allem im Zeichen<br />
des Mauerfalls vor 20 Jahren, des<br />
Mutes der deutschen Landsleute und<br />
des Wunsches, optimistisch in die<br />
Zukunft schauen zu wollen. Immerhin<br />
handelt es sich um ein Ereignis<br />
von epochaler Bedeutung, das den<br />
Weg zur deutschen Wiedervereinigung<br />
ebnete. Es beinhaltete aber<br />
auch die Mahnung an die Jugend,<br />
diese Werte weiterzutragen und sich<br />
zum Vorbild zu machen, an sich zu<br />
arbeiten und sich für die persönliche<br />
und gesellschaftliche Weiterentwicklung<br />
einzusetzen – wofür die<br />
Greifensteintagung in idealer Weise<br />
Unterstützung bietet!<br />
Am Sonntag wurden die Seminare<br />
fortgesetzt. Darüber hinaus fand<br />
im Rahmen des Diskussionsforums<br />
›CC im Gespräch‹ eine konstruktive<br />
Rückschau der vergangenen Tage<br />
statt. Es darf abschließend von einer<br />
rundum gelungenen Tagung gesprochen<br />
werden, die auch die noch<br />
nicht so stark vertretenen Bünde<br />
ermutigen sollte, künftig nicht nur<br />
die Pflichtvertreter zur Greifensteintagung<br />
zu entsenden.<br />
Verdensia Göttingen,<br />
Präsidierende im CC <strong>2009</strong>/10<br />
Hochschulgespräch, Kranzniederlegung<br />
und Empfang im Rathaus<br />
Aus dem CC<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
5
Neuer Seminartyp in der Erprobungsphase<br />
Das ›Chargiertenseminar‹<br />
Aus dem CC<br />
Längere Zeit im CC nur als ›Geisterseminar‹<br />
bzw. Desiderat in aller Munde,<br />
kann es ab sofort gebucht werden: das<br />
Seminar für Chargierte und Amtsträger!<br />
Ob der Volksmund mit »Was lange<br />
währt, wird endlich gut« Recht behält,<br />
wird dann der ›Ernstfall‹ mit hoffentlich<br />
vielen Seminarteilnehmern zeigen.<br />
Die Testseminarteilnehmer jedenfalls<br />
waren dieser Meinung.<br />
Für das Testseminar hatte die Präsidierende,<br />
die L. Verdensia zu Göttingen,<br />
vom 2. bis 4. Oktober dankenswerterweise<br />
ihr Haus und ihren Faxen zur<br />
Verfügung gestellt, der vorzüglich für<br />
das leibliche Wohl sorgte. Das Seminar<br />
begann am Freitagabend mit einem<br />
Essen. Es wurde – wie alle Mahlzeiten<br />
– gemeinsam eingenommen. Sie bildeten<br />
die Grundlage für Erläuterungen zu<br />
den Tischsitten.<br />
Das Seminar beinhaltet zwölf<br />
Unterrichts einheiten über ›Werte und<br />
Grund sätze des CC‹, ›Benimm und<br />
Etikette‹, ›Biercomment und interkorporativen<br />
Umgang‹, ›Grundlagen der<br />
Kommunikation‹, ›Rede- und Argumentationstechniken‹,<br />
›Gewinnung<br />
neuer Mitglieder‹, ›Einbindung neuer<br />
Mitglieder‹ und eine ›Übungskneipe‹,<br />
›Durchführung von Besprechungen‹,<br />
›Konfliktmanagement‹, ›Methoden<br />
effizienter Organisation‹ bis hin zu<br />
›Strategien kooperativer Führung‹.<br />
Aktive erlernen Grundlagen der Kommunikation und Führung<br />
Auf der Übungskneipe sollen<br />
möglichst alle Teilnehmer kurz das<br />
Präsidium bzw. das Contrapräsidium<br />
besetzen und darüber hinaus eine Vertreterrede<br />
halten. Jede Leistung wird<br />
von der Corona unmittelbar danach<br />
in einer kurzen Aussprache bewertet.<br />
Abgeschlossen wird das Seminar<br />
durch ein gemeinsames Bewertungsgespräch,<br />
das sich nach dem Testseminar<br />
als besonders wichtig herausgestellt<br />
hat, weil es Anregungen für<br />
die Überarbeitung und Gewichtung<br />
einzelner Details der Unterrichtseinheiten<br />
lieferte.<br />
Wer die Seminarangebote der CC-<br />
Akademie kennt, wird feststellen, daß<br />
die Unterrichtseinheiten Kurzfassungen<br />
von Vollseminaren der CC-<br />
Akademie sind (bis auf ›Biercomment<br />
und interkorporativer Umgang‹ sowie<br />
die Übungskneipe). Deshalb wird das<br />
Seminar auch (nur) ›Grundlagen der<br />
Kommunikation und Führung‹ heißen.<br />
Selbstverständlich gibt es ein<br />
verwertbares Zertifikat für die erfolgreiche<br />
Teilnahme.<br />
Am Testseminar nahmen Vertreter<br />
der L. Verdensia, der T. Cheruscia<br />
und der S. Gotia et Baltia – alle zu<br />
Göttingen – teil, darüber hinaus Vbr.<br />
Hoffmann als Vertreter des AHV Verdensia,<br />
der Unterzeichner als Vertreter<br />
der CC-Akademie und natürlich der<br />
Referent, Vbr. Bokelmann, Concordia,<br />
Niedersachsen, der das Seminar<br />
nach intensivem Gedankenaustausch<br />
konzipiert und geleitet hat. Die aktiven<br />
Teilnehmer setzten sich aus Kraßfüchsen,<br />
je zwei Erstchargierten a. i.<br />
und Fuchsmajoren a. i. sowie Inaktiven<br />
zusammen. Konzipiert ist das Seminar<br />
für Erstchargierte und Fuchsmajore a. i.<br />
Das Seminar hat aber gezeigt, daß auch<br />
Kraßfüchse, die in Bälde Führungsverantwortung<br />
übernehmen sollen, auf<br />
diese Übernahme gut vorbereitet werden<br />
können. Die Teilnehmerzahl sollte<br />
zwölf Personen nicht überschreiten.<br />
In der nächsten Ausgabe des Verbandsorgans<br />
der Deutschen Sängerschaft<br />
wird ein Bericht von Herrn Wbr.<br />
Meineke über dieses Seminar wie folgt<br />
beginnen:<br />
»Die Botschaft dieses Artikels<br />
gleich am Anfang, damit sie am<br />
Ende nicht verlorengeht: Gönnt Euren<br />
amtierenden und angehenden<br />
Chargierten unbedingt zumindest<br />
einmalige Teilnahme an den ab 2010<br />
bundesweit angebotenen Chargiertenseminaren.<br />
Sie sind trotz nur geringen<br />
Einsatzes eine große Bereicherung<br />
für den Einzelnen und helfen<br />
unseren Bünden, zu blühen und zu<br />
gedeihen, weil unsere Chargierten<br />
dadurch ›besser‹ werden …«<br />
Meine Herren Verbandsbrüder!<br />
Das Chargiertenseminar kann gebucht<br />
werden! OCC, VACC und die<br />
Regionen sind gefragt. Ein Bund<br />
übernimmt die Organisation, und<br />
der Erfolg wird für sich sprechen.<br />
Doch eines muß abschließend in<br />
aller Deutlichkeit gesagt werden:<br />
Dieses Seminar ist kein Erholungsurlaub!<br />
Es kann sein Ziel nur erreichen,<br />
wenn alle konzentriert bis zum<br />
Schluß mitarbeiten, vor allem aber<br />
der Empfehlung folgen, sich nach<br />
der Übungskneipe am Samstag um<br />
24 Uhr zur Ruhe zu begeben …<br />
Wolf Honigmann, Cheruscia<br />
Göttingen, Alemanno-Palatia<br />
6 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
Bewährte Symbiose: Wissenschaft im Zentrum – Eine Philosophie der Heiterkeit als Basis<br />
Das ›Akademische‹ betonen<br />
Eine Rückschau auf eine zentrale Veranstaltung unseres 141. Pfingstkongresses<br />
Im Anschluß an das Gedenken am<br />
CC-Ehrenmal fand in der Aula des<br />
Casimirianums erneut die ›Akademische<br />
Feierstunde des CC‹ statt. Für<br />
<strong>2009</strong> lag keine Bewerbung für den<br />
CC-Studienpreis vor, so daß ›nur‹<br />
der Wissenschaftspreis des CC verliehen<br />
wurde. Geehrt wurde in diesem<br />
Jahr Herr Vbr. Rechtsanwalt Dr.<br />
Andreas Hochwimmer, Salzburger zu<br />
Salzburg. Neben dem Engagement,<br />
für seinen Bund – diverse Chargen<br />
und Ämter sowie acht<br />
Partien während seiner<br />
Aktivenzeit – hat er<br />
sich insbesondere auch<br />
mit dem Thema seiner<br />
Dissertation hervorgetan:<br />
›Die studentische<br />
Mensur im Lichte des<br />
Strafrechts‹. 1 Wie bei<br />
uns in Deutschland<br />
ist die gesellschaftliche<br />
Meinung über<br />
das Korporationswesen, insbesondere<br />
auch über schlagende Verbindungen,<br />
in Österreich eher negativ. Um so<br />
mehr muß der Mut hervorgehoben<br />
werden, den der Preisträger mit der<br />
Themenwahl bewiesen hat. In der<br />
Arbeit wird ausführlich begründet,<br />
Aus dem CC<br />
CC-Akademie: Vbr. Schawer als Vorsitzender, Geschäftsführer Vbr. Honigmann,<br />
die Preisträger <strong>2009</strong> Dr. Hochwimmer und 2008 Prof. Dr. Wedde<br />
Viel Lob vom Vorjahrespreisträger<br />
weshalb die heutige Schlägermensur<br />
keine rechtswidrige Handlung darstellt.<br />
Wenn auch das österreichische<br />
Strafrecht den Hintergrund bildet,<br />
so liefert die Arbeit ebenfalls für das<br />
deutsche Strafrecht wichtige Aspekte.<br />
Die sehr persönliche Laudatio auf<br />
den Auserwählten hielt der Vorjahrespreisträger,<br />
der Wirtschaftsjurist<br />
Professor Dr. Rainer Wedde, Schottland,<br />
Germania Dresden.<br />
Anschließend folgte der Festvortrag,<br />
der gleichzeitig auch ein Gedenken<br />
an das fünfzigjährige Bestehen<br />
der Studentengeschichtlichen Verei-<br />
Der Preisträger und<br />
sein Vorgänger<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
7
Aus dem CC<br />
Brillant wie immer:<br />
Prof. Raimund Lang<br />
nigung des CC war. Der Festredner<br />
war Prof. Raimund Lang aus Hamburg,<br />
Schauspieler und führender<br />
Kopf der Studentenlied-Forschung<br />
mit zahlreichen Veröffentlichungen<br />
zu diesem Thema. Er ist Mitglied der<br />
KDStV 2 Borussia-Wien im MKV 3 , der<br />
KDStV Frankonia-Czernowitz zu Erlangen<br />
im CV 4 und einigen anderen<br />
Korporationen. Er referierte lebendig<br />
über das Thema ›Kleine Welt in bunten<br />
Farben – Couleurstudententum<br />
als Subkultur‹.<br />
Der Begriff der Subkultur ist ein<br />
seit den 1940 er Jahren in der Soziologie<br />
verwendeter Terminus, mit dem<br />
eine bestimmte Untergruppe der Gesellschaft<br />
beschrieben wird, die sich<br />
im Hinblick auf zentrale Normen<br />
deutlich von der ›herrschenden‹ Kultur<br />
abgrenzt, aber nicht abschottet.<br />
Grundsätzlich bescheinigte Raimund<br />
Lang den Mitgliedern studentischer<br />
Korporationen, daß sie<br />
im gesellschaftlichen Umfeld verwurzelt<br />
sind. Die Korporation selber<br />
beschrieb er als eine Bildungsgemeinschaft,<br />
die als Lebensbund<br />
konstruiert, wirtschaftlich von der<br />
Umwelt unabhängig, sozial orientiert<br />
und wertebewußt ist. Dafür hat<br />
sie eigene Regeln und Verhaltensweisen<br />
entwickelt. Daneben haben aber<br />
die Normen des sozialen Umfelds<br />
nach wie vor für sie eine wichtige<br />
Bedeutung.<br />
Die Korporationen müssen jedoch<br />
besorgt sein, daß die historische Bildungskette,<br />
derer sie sich durchaus<br />
bewußt sind, nicht abbricht. Diese<br />
Mahnung ist berechtigt, stellen doch<br />
Für die Studentengeschichtliche<br />
Vereinigung sprach deren Vorsitzender<br />
Vbr. Peter Engelhardt,<br />
Hansea a. d. Wels, Vitebergia<br />
die meisten Verbindungen bei ihrer<br />
Nachwuchswerbung – notgedrungen<br />
– die zu erwerbenden materiellen<br />
und persönlichen Vorteile in<br />
einer Spaßgesellschaft in den Vordergrund.<br />
Aber glauben wir wirklich,<br />
auf diese Weise die Traditionen unserer<br />
›Korporationsväter‹ fortführen<br />
zu können? Die studentengeschichtliche<br />
Forschung, durchaus auch von<br />
interessierten Laien, ist also eminent<br />
wichtig, um weitere Traditionsabbrüche<br />
zu verhindern und unser Überleben<br />
als Korporation zu sichern.<br />
Dabei haben es insbesondere die<br />
überlieferten Traditionen mit sich<br />
gebracht, daß die Korporationen<br />
eine Vielfalt modeunabhängiger Eigenständigkeiten<br />
entwickelt haben.<br />
Die Korporierten sollten sich nicht<br />
scheuen, sich in aller Öffentlichkeit<br />
hierzu zu bekennen. Das gilt nicht<br />
nur für ihr äußeres Auftreten, vielmehr<br />
auch für die Auseinandersetzung<br />
mit ihren Grundsätzen und<br />
für die Pflege ihrer akademischen<br />
Bräuche. Ein Gutteil der Motivation<br />
eines jungen Menschen, einer<br />
studentischen Verbindung beizutreten,<br />
beruht dabei durchaus auf einer<br />
jugendlichen Abenteuerlust, die<br />
ihn beflügelt und aktiv werden läßt.<br />
Das zunächst ›Fremdartige‹ unserer<br />
Sitten ist dabei für manchen eher<br />
faszinierend als abstoßend.<br />
Die Kultur der Kommunikation<br />
ist bei studentischen Korporationen<br />
bunt und vielgestaltig. Neben dem<br />
Streben nach gesicherter Existenz<br />
sowie dem Erwerb von gesellschaftlicher<br />
und beruflicher Achtung ist insbesondere<br />
der Hang zur Parodie hervorzuheben,<br />
den das studentische<br />
Brauchtum auszeichnet. So entwickelte<br />
sich im Laufe der Jahrhunderte<br />
eine besondere Art des geselligen Beisammenseins.<br />
Das wird in vielfältigen<br />
Bekundungen offenbar, seien es<br />
die Bräuche ihres Kneipcomments<br />
oder auch das studentische Liedgut.<br />
Diese Ausgelassenheit birgt in sich<br />
eine Philosophie der Heiterkeit.<br />
Diese kleine Welt in bunten Farben<br />
hebt sich vom Zeitgeist ab. In<br />
ihr hat sich ein spezielles Lebensgefühl<br />
entwickelt, und es haben sich<br />
bestimmte Verhaltensweisen herausgebildet.<br />
Dennoch sind unsere<br />
Korporationen keine esoterischen<br />
Zirkel. Ihr soziales Umfeld erkennen<br />
sie nicht nur an, sondern wollen es<br />
aktiv mitgestalten.<br />
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde<br />
von drei Mitgliedern der<br />
SV 5 Ernesto-Albertina am Gymnasium<br />
Albertina zu Coburg. In der<br />
nationalen Musikwelt haben sie sich<br />
bereits als Interpreten ausgezeichnet.<br />
Sie trugen Bearbeitungen aus dem<br />
Bereich des studentischen Liedguts<br />
vor, wobei ich den Tenor Tobias Engelhardt<br />
(Bild oben) besonders hervorheben<br />
möchte.<br />
Franz Bauer,<br />
Hammonia-Marko Natangia<br />
1 Die Dissertation ist inzwischen als Paperback<br />
erschienen: Hochwimmer, Andreas,<br />
Student sein, wenn die Hiebe fallen . Mensur<br />
und Strafrecht. akadpress-Verlag Essen, Tel.<br />
(02 01) 43 55 41- 00. ISBN 978-3-939413-04-<br />
2, 24,00 Eur[D] / 24,00 Eur[A] / 38,00 CHF<br />
(unverbindliche Preisempfehlung), 520 S.,<br />
Format 21 × 14,8 cm, erschienen 04/<strong>2009</strong>,<br />
2 Katholische Deutsche Studentenverbindung<br />
3 Mittelschüler-Kartell-Verband Österreich<br />
4 Cartellverband der katholischen deutschen<br />
Studentenverbindungen<br />
5 Schüler-Verbindung<br />
8 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
Immer am Sonntag nach Pfingsten an der Bergstraße …<br />
Das Zwingenbergfest<br />
Das Traditionsfest der Landsmannschaften hat eine weitere Renaissance verdient<br />
Bei durchwachsenem, aber zunächst<br />
trockenem Wetter trafen sich ca. 50<br />
Teilnehmer und drei Hunde am Gedenkstein<br />
im Zwingenberger Stadtgarten.<br />
Es chargierten die Gründungslandsmannschaften<br />
Teutonia<br />
Bonn (Präsidierende 2008/09), Ghibellinia<br />
Tübingen (Vorpräsidierende)<br />
und Verdensia (Nachpräsidierende)<br />
sowie die Landsmannschaft Darmstadtia<br />
und die Alte Prager Landsmannschaft<br />
Hercynia. Nach einer<br />
Ansprache des CC-Sprechers, Vbr.<br />
Franz (Bild), zogen die Verbandsbrüder<br />
mit ihren Damen durch den<br />
schönen, in Blüte stehenden Stadtgarten<br />
in das Gründungs lokal des<br />
Deutschen Landsmannschafterverbandes,<br />
einer Wurzel des heutigen<br />
CC, den ›Bunten Löwen‹, wo alle<br />
Angereisten im Restaurant bei hervorragenden<br />
Speisen und ebenso gepflegten<br />
Getränken wie Unterhaltungen<br />
noch einige Stunden verweilten.<br />
In den 60 er Jahren war das Zwingenbergfest<br />
ein regelrechtes ›Volksfest‹<br />
des CC. Die damals üblichen<br />
Teilnehmerzahlen werden vermutlich<br />
nie wieder erreicht werden können.<br />
Nun wird sich die Gründungslandsmannschaft<br />
Ghibellinia ab<br />
2010 der Organisation des Zwingenbergfestes<br />
annehmen. Wir sollten<br />
sie alle bei ihrem Vorhaben unterstützen!<br />
Ich habe das Fest zusammen<br />
mit meinem Bundesbruder und<br />
Con-AHCC-Vorsitzer Gerhard Wilk,<br />
Preußen, wieder aus dem Schlaf erweckt,<br />
und wir sind froh, daß sich<br />
nun Jüngere der Aufgabe, das Zwingenbergfest<br />
weiter zu beleben, annehmen,<br />
so daß wir uns beruhigt<br />
in den ›Ruhestand‹ zurückziehen<br />
können.<br />
Dr. Dieter Rackwitz,<br />
Macaria, Preußen<br />
AHCC-Vorsitzer 2004 bis 2006<br />
Aus dem CC<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
9
Auf ›Tilikum‹ und ›Kon-Tiki‹ vor der Förde<br />
Segel, Stürme und viel Spaß<br />
Sport im CC<br />
Zur rechten Seite ist endlich das Wasser<br />
der Kieler Förde zu sehen, das sich<br />
bereits unruhig kräuselt. Es ist windig<br />
draußen, und für den Folgetag sind<br />
acht bis neun Windstärken angesagt.<br />
Das Haus der Schleswig-Holsteiner<br />
wird gerade renoviert, so daß wir mit<br />
dem Auto mehrmals vorbeifahren:<br />
Ein Gerüst verdeckt es, der Putz ist<br />
runter, der Balkon als solcher nicht zu<br />
erkennen. Erst im nächsten Jahr wird<br />
es eine Perle am Meer sein. Aber bei<br />
diesem Wetter ist es auch egal, denn<br />
der echte Korporierte sehnt sich nach<br />
der warmen ›Pantry‹, eigentlich die<br />
Kombüse einer Yacht, und kühlem<br />
Bier bei knatterigen Gesprächen in<br />
kuscheliger Kapitänskajütenatmosphäre.<br />
Am Abend der Ankunft herrscht<br />
zwar zunächst eine ausgelassene<br />
Stimmung, doch mit fortgeschrittener<br />
Stunde beschleicht sie ob der<br />
Wetterprognose ein nervöser Unterton.<br />
Hat jeder auch die richtige<br />
Kleidung dabei? Schnelle Entscheidungen<br />
werden getroffen: Wir fahren<br />
zu acht zu einem Laden für Motorradbekleidung<br />
und decken uns<br />
mit Overalls ein.<br />
Am nächsten Morgen, nach dem<br />
liebevoll gestalteten Frühstück, kommen<br />
bei einigen – zunächst als ›verrückt‹<br />
klassifizierten – Verbandsbrüdern<br />
Gelüste nach Neopren-Schuhen<br />
auf. Die ursprünglich geplante Fahrt<br />
nach Maasholm wird von Wind und<br />
Wetter abgeblasen, die Kon-Tiki – die<br />
kleinere der gecharterten Segelyachten<br />
– dreht schon bald bei und kehrt<br />
zurück.<br />
Und genau das sind jene Momente,<br />
die Skipper Harald provozieren.<br />
Der Kapitän hat Regattaerfahrung,<br />
ein Funkeln zwischen<br />
Neugierde und Wahnsinn in den<br />
Augen, den typischen Bart eines<br />
Seebären, und er ist stolz auf den<br />
mächtigen Kiel seiner Tilikum:<br />
»Wenn die Segel 15 ° unter Wasser<br />
Slesvico-Holsatia Kiel war Gastgeber der 20. CC-Sail<br />
sind, richtet sich das Boot immer<br />
noch selbständig auf.«<br />
Die meisten nahmen dies zum Anlaß,<br />
ihre Overalls über die Kleidung<br />
zu spannen, aber andere auch nicht.<br />
Während die Fahrt in der Förde<br />
höchstens von einigen Gischtspritzern<br />
begleitet ist, zeigt sich die Macht<br />
des Meeres spätestens, nachdem wir<br />
an Laboe vorbeigesegelt sind. Viele<br />
werden später keinen Appetit auf die<br />
herrlichen Fischbrötchen haben …<br />
Die Krängung ist ordentlich, sieben<br />
bis neun Knoten bei stark gerefften<br />
Segeln sorgen für ordentliches<br />
Tempo. Die Bierlust wächst, der Skipper<br />
teilt aus, alle trinken lustig. Doch<br />
der Wind nimmt zu, Wellen spülen<br />
über Deck, Harald lacht so dreckig,<br />
wie es anderen bereits geht, als sie<br />
ihren ›Dialog‹ an der Reling führen.<br />
Die Gesichtsfarben wechseln von rosigem<br />
Rot in die maritimen Farbtöne<br />
blau und grün; manche wählen auch<br />
weiß als Tarnfarbe. Die Besucher des<br />
Motorradladens genießen die Fahrt<br />
auf die eine, die restlichen auf eine<br />
andere Art.<br />
Die Tilikum ist benannt worden<br />
nach dem Schiff des Weltumseglers<br />
John Voss, das er im April 1901 von<br />
einer Chinook erwarb, und bedeutet<br />
in der Sprache der am Columbia River<br />
lebenden Indianer ›Freund‹. Die<br />
Kon-Tiki hingegen war ein Floß aus<br />
Balsaholz, das der Norweger Thor<br />
Heyerdahl 1947 zu einer Pazifiküberquerung<br />
nutzte. Der Begründer der<br />
experimentellen Archäologie hat<br />
damit bewiesen, daß die Besiedlung<br />
Polynesiens von Südamerika aus<br />
möglich war.<br />
Als die Tilikum im Hafen anlegt,<br />
gibt es etwas, das einigen an Bord<br />
bekannt vorkommen dürfte: Labskaus,<br />
hier ein Gemisch aus Brocken<br />
zarten Rindfleisches, Kartoffelbrei<br />
und Speck. Und es schmeckt tatsächlich<br />
sehr lecker. Die Slesvico-<br />
Holsaten haben extra ein Zelt im<br />
Garten aufgebaut, wo noch interessante,<br />
differenzierte und niveauvolle<br />
Gespräche zu diversen akademischen<br />
Themen den Abend versüßen.<br />
Und nebenbei ist auch moderne<br />
Kunst zu bestaunen: Auf einem<br />
10 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
Sport im CC<br />
einige Meter hohen Baumstumpf<br />
ist ein umgedrehter Schubkarren zu<br />
bewundern, der mit viel Liebe zum<br />
Detail befestigt worden ist. Ein Besuch<br />
lohnt sich; der Eintritt ist frei.<br />
Die Müdigkeit zeigt allen Anwesenden<br />
ihre Grenzen, und schließlich<br />
ist man nicht zum Feiern, sondern<br />
zum Segeln gekommen – es geht ab<br />
in die Koje.<br />
Am Samstag sind natürlich alle<br />
voll gerüstet, was aber wenig nützt,<br />
da der Wind abgeflaut ist. Es gibt<br />
Fischbrötchen und ein Wiedersehen<br />
mit einem Bundesbruder, der zufällig<br />
am Ufer von Laboe mit seiner<br />
Familie auftaucht. In der Innenförde<br />
fahren wir an einer gewaltigen Yacht<br />
mit mächtigem Radar vorbei, die<br />
den Skipper an eine russische erinnert.<br />
Trotz ihrer Raketenwerfer und<br />
Torpedos an Bord darf sie aufgrund<br />
internationaler Abkommen als Zivilschiff<br />
unbehelligt in deutschen<br />
Häfen anlegen. Zu Silvester wollten<br />
wir uns dort am liebsten einladen.<br />
Das echte Abenteuer findet am<br />
Samstag auf der Kon-Tiki statt. Eine<br />
Brille fällt in die Fluten, und der<br />
Merovinger Tobias Jungblut stürzt<br />
sich todesmutig – in Unterhose – in<br />
die eiskalten, mörderischen Fluten<br />
des Hafenbeckens. Doch in der Tiefe<br />
warten nur Dunkelheit, Morast und<br />
Verachtung auf ihn. Als dann noch,<br />
kurz vor dem Auslaufen bei Laboe,<br />
der Motor ausfällt und eine Kollision<br />
mit der Hafenmauer beinahe das<br />
Schiff ruiniert, ist der Tag perfekt.<br />
Abgerundet wird er mit einer<br />
Resteschlacht und der sich daran<br />
anschließenden Seglerkneipe. Wegen<br />
›Trunkenheit am Ruder‹ wird so<br />
mancher fast mit Mineralwasser und<br />
Salz kielgeholt, aber der Erstchargierte<br />
Klaus ›Yogi‹ Scharf ist voller<br />
Gnade – es sind ja Damen anwesend.<br />
Als dann noch das CC-Sail-Lied und<br />
Wir lagen vor der Kieler Förde gesungen<br />
wird und eine Bandaufnahme stattfindet,<br />
sind alle in bester Stimmung.<br />
Max hat seinen Bruder Karl für die<br />
Verbindung begeistert.<br />
Und wieder einmal gehen die<br />
Tage zu rasch vorüber. Darüber sind<br />
sich alle einig, als das Sonntagsfrühstück<br />
zu Ende ist. Es ist doch etwas<br />
Besonderes dran, an diesem Land der<br />
›Muschelschubser und Grätenkicker‹<br />
– wie es Verbandsbruder Markus<br />
Berwanger ausdrücken würde.<br />
Christian Bubenheim,<br />
T. Munichia Bayreuth<br />
Umfangreiche etablierte<br />
Allgemeinarztpraxis<br />
(in fachübergreifender Gemeinschaftspraxis / + Teilgemeinschaftspraxis<br />
/ + Praxisgemeinschaft in Kürze)<br />
- H-Arzt-Zulassung; Teilradiologie, kleine Chirurgie,<br />
amb. Operationen<br />
- auch für Chirurgen geeignet –<br />
In Ostwestfalen – Raum Bielefeld (10 km) im Laufe der nächsten<br />
3 Jahre an Verbandsbruder abzugeben<br />
Zuschrift unter Chiffre 9401 an die Redaktion (siehe Impressum)<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
11
Verbum peto<br />
Die Kolumne des AHCC-Vorsitzers<br />
Das Amtsblatt<br />
Rückblick und<br />
Vorschau<br />
Sehr geehrte Herren Verbandsbrüder,<br />
auch in diesem Jahr zog die 9.<br />
Greifensteintagung vom 13. bis 15.<br />
November wieder viele Verbandsbrüder<br />
nach Bad Blankenburg.<br />
Es ist besonders zu erwähnen, daß<br />
die Teilnehmerzahl an den von der<br />
CC-Akademie angebotenen Seminaren<br />
und damit die Zahl der durchgeführten<br />
Seminare in diesem Jahr<br />
stark angestiegen sind. Dieses ist um<br />
so erfreulicher, da die Bereitschaft<br />
der Bünde, eigene Seminare zu veranstalten,<br />
nicht diese Tendenz zeigt.<br />
Doch wir gehen mit der Zuversicht<br />
in das Jahr 2010, daß sich dieses<br />
auch noch ändern wird. Von der CC-<br />
Akademie wird alles getan, damit<br />
dieses eintritt. Die Homepage der<br />
CC-Akademie (www.cc-akademie.<br />
de) ist neu gestaltet worden, und die<br />
geplanten Seminare sind auf einer<br />
gesonderten Seite aufgeführt. Dieses<br />
soll interessierten Verbandsbrüdern<br />
eine mögliche Teilnahme an einzelnen<br />
Seminaren erleichtern.<br />
Das Hochschulgespräch am Samstagnachmittag<br />
mit dem Thema ›20<br />
Jahre nach der Wende – blühende<br />
Landschaften auch an den Universitäten?‹,<br />
das in diesem Jahr turnusmäßig<br />
von der Deutschen Sängerschaft<br />
ausgerichtet worden ist, fand regen<br />
Zuspruch und allgemeines Lob.<br />
Nachdem wir im letzten Jahr<br />
zum ersten Mal den jetzigen Bürger-<br />
meister der Stadt Bad Blankenburg,<br />
Herrn Persike, auf der Festveranstaltung<br />
am Samstagabend begrüßen<br />
konnten, war dieser in diesem Jahr<br />
leider durch die gleichzeitig stattfindende<br />
Jubiläumsfeier eines Bad<br />
Blankenburger Vereins verhindert.<br />
Nach Bad Blankenburg ist vor Bad<br />
Blankenburg. Schon jetzt beginnen<br />
die Vorbereitungen zum zehnjährigen<br />
Bestehen der Greifensteintagung<br />
in 2010. Und vielleicht ist dieses Jubiläum<br />
ein Anreiz für noch mehr Verbandsbrüder,<br />
die Greifensteintagung<br />
zu besuchen.<br />
Im Jahr 2010 sollen zu Pfingsten<br />
zum fünften Mal der Wissenschaftspreis<br />
des CC und zum dritten Mal<br />
der Studienpreis des CC ausgelobt<br />
werden. Wir hoffen, daß in diesem<br />
Jahr wieder interessante Bewerbungen<br />
für beide Preise eingereicht werden,<br />
nachdem für das Jahr <strong>2009</strong> keine<br />
Bewerbung für den Studienpreis<br />
eingegangen war. Ich bitte alle Bünde<br />
des CC, geeignete Verbandsbrüder<br />
aus ihren Reihen vorzuschlagen.<br />
Die Eingabefrist läuft erst am 31.12.<br />
des Jahres aus. Die Verleihung dieser<br />
Preise im Rahmen der akademischen<br />
Feierstunde in Coburg ist immer eine<br />
herausragende Veranstaltung und<br />
eine hervorragende Außendarstellung<br />
unseres Verbandes.<br />
Leider ist der Aufschwung in<br />
Deutschland noch nicht so eingetreten<br />
wie vielleicht von vielen erwartet<br />
oder zu mindestens erhofft.<br />
Immer noch lesen wir von Firmeninsolvenzen<br />
und Entlassungen von<br />
Arbeitnehmern. Diese Probleme<br />
sind auch nicht an uns vorbeigegangen.<br />
Denn auch wir sind davon<br />
betroffen, entweder direkt oder<br />
durch Verwandte, Freunde, Bekannte,<br />
Arbeitskollegen. Doch wir sollten<br />
zuversichtlich in die Zukunft schauen,<br />
da die Prognosen für das nächste<br />
Jahr einen Aufschwung in kleinen<br />
Schritten vorhersagen.<br />
Zum Schluß möchte ich noch einmal<br />
auf die im letzten Verbum peto<br />
vorgestellte Drei-Verbände-Vereinbarung<br />
mit der Deutschen Gesellschaft<br />
für Hochschulkunde (DGfH)<br />
zurückkommen und hier meinen<br />
besonderen Dank an Verbandsbruder<br />
Peter Kredel aussprechen. Ohne<br />
seinen Einsatz und ohne seine Vorarbeiten<br />
wäre diese Vereinbarung<br />
nicht in dieser Form zustandegekommen.<br />
Ich wünsche allen Verbandsbrüdern<br />
und ihren Familien ein besinnliches<br />
Weihnachtsfest und einen guten<br />
Rutsch in das Jahr 2010.<br />
Ihr Jürgen Schawer<br />
Rheno-Germania Clausthal,<br />
Chattia Gießen,<br />
Vorsitzer des AHCC<br />
Studentenhistorischer<br />
Kalender 2010<br />
Die im obigen Text erwähnte Deutsche<br />
Gesellschaft für Hochschulkunde<br />
ist vielen als Herausgeber eines<br />
sehr beliebten studentengeschichtlichen<br />
Monatskalenders bekannt.<br />
Infolge einer Vereinbarung zwischen<br />
der DGfH und der Gemeinschaft für<br />
deutsche Studentengeschichte (GDS)<br />
e.V. und akadpress steht er jetzt auch<br />
Nichtmitgliedern zur Verfügung<br />
und kostet als Einzelexemplar nur<br />
12 Euro, die sich lohnen. Informationen<br />
und Bestellungen unter<br />
www.akadpress.de,<br />
E-Mail: info@akadpress.de,<br />
Telefon (02 01) 43 55 41-00, Fax -01<br />
12 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
Verdensia Göttingen ist unsere Präsidierende <strong>2009</strong>/2010<br />
›Forti animo atque prudenti‹<br />
Ein kurzer Überblick über die Geschichte der Landsmannschaft<br />
Die Landsmannschaft Verdensia wurde<br />
am 8. März 1860 von ehemaligen<br />
Schülern des noch heute existierenden<br />
Domgymnasiums zu Verden a. d.<br />
Aller gegründet. Das zum Wappen<br />
gewählte schwarze Kreuz auf silbernem<br />
Grund ist das Zeichen der Stadt<br />
Verden. Als Wahlspruch gab man<br />
sich Forti animo atque prudenti – Mit<br />
tapferem Geist und Sinn.<br />
Der Zweck der Verbindung war<br />
zunächst Geselligkeit und Pflege der<br />
Freundschaft der einstigen Schüler<br />
untereinander. Ursprünglich durften<br />
nur Domgymnasiasten als Mitglieder<br />
aufgenommen werden.<br />
Zunächst trug die Landsmannschaft<br />
Verdensia keine Farben, gehörte<br />
also zu den schwarzen Verbindungen,<br />
den sogenannten ›Blasen‹.<br />
Hauptwirkungsstätte dieses<br />
Verbindungstyps war Göttingen,<br />
wo die Georgia Augusta Universität<br />
nach 1830 eine reformerische,<br />
das Landsmannschaftliche stärker<br />
betonende Gegenbewegung gegen<br />
den Anspruch der Corps begünstigte.<br />
Im WS 1864/65 schaffte man sich<br />
Waffen an und beschloss das Tragen<br />
von Band und Mütze in den durch<br />
das Wappen vorgegebenen Farben<br />
Schwarz-Weiß-Schwarz. Zugleich<br />
wurde der Artname ›Landsmannschaft‹<br />
angenommen.<br />
Nach ersten Kontakten der Landsmannschaft<br />
Ghibellinia Tübingen<br />
zu Verdensia wuchs der Gedanke,<br />
die Landsmannschaften in einem<br />
Verband zusammenzufassen. Dies<br />
führte am 1. März 1868 zur Gründung<br />
des ›Allgemeinen Landsmannschafterverbandes‹<br />
in Kassel. Dessen<br />
Gründungslandsmannschaften<br />
waren Ghibellinia Tübingen, Teutonia<br />
Bonn, Teutonia Halle, Makaria<br />
Würzburg und Verdensia Göttingen.<br />
1872 wurde der Verband in ›<strong>Coburger</strong><br />
Landsmannschafterconvent‹ umbenannt.<br />
Im Jahre 1885 schloss man sich<br />
dann dem Silbernen Kartell an, das<br />
zum damaligen Zeitpunkt aus Plavia<br />
Leipzig, Neoborussia Halle und Troglodytia<br />
Kiel bestand. Später folgten<br />
noch Suevia Jena und Thuringia Berlin<br />
sowie Hasso-Borussia Marburg.<br />
Aus diesen frühen Jahren entstammen<br />
auch die Freundschaftsverhältnisse<br />
zu Ghibellinia Tübingen,<br />
Teutonia München und Alemannia-<br />
Makaria Würzburg.<br />
Am 4. November 1888 meldete<br />
sich Hermann Löns als Fuchs aktiv.<br />
Als ›Heidedichter‹ sollte er später zu<br />
beträchtlichem Ruhm gelangen. Es<br />
folgten die turbulenten Zeiten der<br />
Jahrhundertwende, die von mehreren<br />
Suspensionen und Rekonstitutionen<br />
gekennzeichnet waren. Sehr<br />
viel ist in dieser Phase dem Pater<br />
Verdensiae, Bundesbruder Ferdinand<br />
Willige, zu verdanken. Als Pastor in<br />
der Nähe Göttingens ansässig, hat<br />
er sich unermüdlich für den Fortbestand<br />
der Landsmannschaft eingesetzt.<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg wuchsen<br />
in den 1920 er Jahren die Aktivenzahlen<br />
auffällig und kontinuierlich<br />
an. Im SS 1928 kamen 16 Füchse<br />
und im WS 1928/29 noch einmal<br />
sechs Füchse hinzu, so dass mehr als<br />
40 Aktive am Ort waren und Verdensia<br />
zum stärksten Bund in Göttingen<br />
wurde. Im Jahr 1923 wurde das Haus<br />
in der Theaterstraße 15 als Sitz der<br />
Verbindung für Verdensia erworben.<br />
Es hat auch die NS-Diktatur überstanden.<br />
Konsequent war der Ablauf zur<br />
Ausschaltung der Korporationen.<br />
Anfangs wurde im SS 1933 statt der<br />
demokratischen Verfassung sowohl<br />
für die Universität als auch für die<br />
Verbindungen das Führerprinzip<br />
eingeführt. Der nächste Schritt war<br />
die Forderung an jede Verbindung,<br />
ein Kameradschaftshaus einzurichten<br />
– so entstand im WS 1933/34 die<br />
›Wohnkameradschaft der Verdensia‹.<br />
Man trug aber weiterhin Couleur<br />
auf der Straße, was zu Schlägereien<br />
mit der Hitlerjugend führte. Als<br />
auf Dauer auch diese Gründung als<br />
›Freundeskreis‹ nichts half, erfand<br />
man selbst die Kameradschaft ›Hermann<br />
Löns‹, um das Haus nicht vom<br />
NSDStB konfiszieren zu lassen. Im<br />
März 1937 wurde beschlossen, das<br />
Haus an AH Adolf Ruhstrat zu verkaufen,<br />
der bereits beim Erwerb des<br />
Hauses eine wesentliche Rolle spielte.<br />
Die beiden Weltkriege fügten<br />
auch Verdensia herbe Verluste zu. Im<br />
Ersten Weltkrieg sind von 70 Bundes-<br />
Das Amtsblatt<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
13
Das Amtsblatt<br />
brüdern 15, im Zweiten Weltkrieg<br />
mindestens 24 Bundesbrüder gefallen.<br />
So war auch der Neustart von<br />
Unwägbarkeiten geprägt: Die Sammlung<br />
alter Verdenser begann im Jahre<br />
1947 mit einem Treffen in Göttingen,<br />
zunächst nicht als Verbindung,<br />
denn diese waren noch nicht wieder<br />
zugelassen. Am 14. Juli 1951 wurde<br />
Verdensia offiziell rekonstituiert, im<br />
gegenseitigen Einverständnis von<br />
Aktivitas und der ›Vereinigung Alter<br />
Göttinger Verdenser‹. Die Aktivitas<br />
erhielt ihre Lizenz vom Rektor und<br />
Senat der Universität, die Altherrenvereinigung<br />
war als eingetragener<br />
Verein konstituiert. Es wurde auch<br />
erstmals das weiß-schwarz-weiße<br />
Fuchsenband eingeführt.<br />
Als unmittelbare Folge des Zweiten<br />
Weltkriegs suchte auch die 1885<br />
in Berlin gegründete Landsmannschaft<br />
Sedinia Anschluss im Westen:<br />
Am 10. Mai 1952 folgte auf besonderes<br />
Betreiben der Altherrenvorsitzenden<br />
Dr. Dahlgrün, Verdensia,<br />
und Dr. Deckwirth, Sedinia, der Zusammenschluss<br />
mit Verdensia. Der<br />
Verdenser-Zirkel wurde durch ein<br />
›S‹ erweitert und beide Wappenfenster<br />
im Kneipsaal angebracht. Die<br />
Alten Herren der Sedinia erhielten<br />
das Verdenserband, und ein Traditionszimmer<br />
wurde eingerichtet. Die<br />
Amtsträger der Verdensia wie auch<br />
die Alten Herren tragen auch heute<br />
noch das Sedinenband.<br />
Im Oktober 1952 erhielt man das<br />
Verdenser-Haus zurück – Verdensia<br />
ist die einzige Verbindung in Göttingen,<br />
die ein Verbindungshaus innerhalb<br />
des Stadtwalls ihr Eigen nennen<br />
darf, direkt neben dem Deutschen<br />
Theater. Das Verdenser-Haus ist der<br />
zentrale Ort des Verbindungslebens<br />
der Aktivitas: ein modernes Verbindungshaus,<br />
das mit einem großen<br />
Garten, großzügigen Aktivenräumen,<br />
zwölf Studentenzimmern im<br />
Wohnheim, einem Fernsehzimmer,<br />
Billard-Raum und Studierzimmer<br />
den Aktiven ideale Studienvoraussetzungen<br />
ermöglicht.<br />
Die Landsmannschaft Verdensia<br />
ist eine moderne und zugleich geschichtsträchtige<br />
Verbindung. Im<br />
Heute lebend, bekennt sie sich zu<br />
ihren Werten und Traditionen und<br />
blickt mit Mut zum Optimismus in<br />
die Zukunft!<br />
Die Landsmannschaft<br />
Verdensia stellt die<br />
Sprecher des CC vor:<br />
Dipl.-Kfm. Holger Fender, DESS<br />
Sprecher des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
im Geschäftsjahr <strong>2009</strong>/2010<br />
Holger Fender wurde am 11. Mai<br />
1968 in Braunschweig geboren.<br />
Seinen Wehrdienst leistete er als<br />
Fernmeldeaufklärer bei der elektronischen<br />
Kampfführung ab. Im<br />
Zuge dessen erlernte er auch Grundkenntnisse<br />
der russischen Sprache.<br />
Nach dem Erwerb des Vordiploms<br />
in Wirtschaftswissenschaften in<br />
Braunschweig wechselte er im WS<br />
1991 / 92 nach Göttingen, wo er<br />
gemeinsam mit unserem Bundesbruder<br />
Reinhard Kröger das Verdenserband<br />
aufnahm. Nach dem<br />
Bekleiden der Ämter des Dritt-,<br />
Erst- und Zweitchargierten sowie des<br />
Fuchsmajors schloss er im Sommersemester<br />
1995 das Studium der Betriebswirtschaftslehre<br />
mit Erfolg ab.<br />
Danach zog es ihn für mehrere Semester<br />
nach Fontainebleau, wo er im<br />
Rahmen eines Aufbaustudiengangs<br />
das Diplôme d‘Etudes Supérieures<br />
Spécialisées (DESS) in Internationaler<br />
Unternehmensführung erwarb.<br />
Seine berufliche Verwirklichung<br />
suchte Holger Fender zunächst für<br />
mehrere Jahre in der internationalen<br />
Industrieberatung. Seit 2001 ist er in<br />
unterschiedlichen Führungsfunktionen<br />
in der Schweiz tätig. Aktuell<br />
leitet er dort ein mittelständisches<br />
Unternehmen in der Sondermaschinenbau-Branche.<br />
Er ist verheiratet<br />
und hat drei Kinder.<br />
Unser Bundesbruder Fender hat<br />
Freude am Gestalten und an der Gemeinschaft.<br />
Beides kann unsere Verdensia<br />
bieten. Deshalb gab es für ihn auch<br />
kein Zögern bei der Bandaufnahme.<br />
Als Sprecher der Präsidierenden trägt<br />
ihn der starke Wille, etwas zu bewirken.<br />
Wir wünschen ihm dafür gutes<br />
Gelingen!<br />
Dipl.-Kfm. Reinhard Kröger, MBA<br />
1. stellvertretender Sprecher des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
im Geschäftsjahr <strong>2009</strong> / 2010<br />
Reinhard Kröger wurde am 19. Mai<br />
1969 in Eckernförde an der Ostsee<br />
geboren. Nach dem Abitur und zweijähriger<br />
Dienstzeit bei der Marine<br />
begann er das Studium der Betriebswirtschaftslehre<br />
in Göttingen. Nach<br />
erfolgreichem Studienabschluss holte<br />
er sich seinen akademischen Feinschliff<br />
an der University of Wales.<br />
Nach dem Durchlaufen eines<br />
Trainee-Programms bildete sich<br />
unser Bundesbruder konsequent in<br />
den Bereichen Finanzierung und<br />
Factoring fort. Als Spezialist für Fac-<br />
14 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
toring arbeitet er als Risikomanager<br />
für einen internationalen Finanzdienstleister<br />
in Hamburg. In seiner<br />
Freizeit nimmt Reinhard Kröger auf<br />
seinem eigenen Boot gemeinsam mit<br />
einer eingespielten Mannschaft an<br />
nationalen und internationalen Seeregatten<br />
in der Ostsee teil.<br />
Als Verbandsaltherrensohn fand<br />
er sehr leichten Zugang zu unserem<br />
Bund. Seine Aktivenzeit dauerte von<br />
1991 bis 1997. Seine persönlichen<br />
Beweggründe für den damaligen<br />
Eintritt in unsere Landsmannschaft<br />
gelten für Reinhard Kröger nach<br />
wie vor: Er will gleichzeitig Teil einer<br />
starken Gemeinschaft sein und<br />
dabei diese Gemeinschaft durch aktives<br />
Handeln stärken und tatkräftig<br />
fortentwickeln. Er bekleidet während<br />
des Präsidialjahres das Amt des<br />
1. stellvertretenden Sprechers. Wir<br />
wünschen unserem Bundesbruder<br />
Kröger viel Erfolg bei seinem Vorhaben!<br />
Robert Bidlingmaier, stud. phil<br />
2. stellvertretender Sprecher des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
im Geschäftsjahr <strong>2009</strong> / 2010<br />
Robert Bidlingmaier wurde am<br />
16. August 1975 in Barnaul (Russland)<br />
als Sohn deutschstämmiger<br />
Eltern geboren. Eines der einschneidensten<br />
Ereignisse in seinem Leben<br />
war die Ausreise nach Deutschland<br />
im Jahr 1988. Nach dem Bestehen<br />
der Reifeprüfung wurde er zum<br />
Wehrdienst bei der Bundeswehr<br />
eingezogen, wo er als Sanitätssoldat<br />
tätig war.<br />
Im Anschluß machte Robert Bidlingmaier<br />
eine dreijährige Ausbildung<br />
zum Kaufmann für Bürokommunikation<br />
beim Norddeutschen<br />
Rundfunk in Hannover. Nach einigen<br />
Jahren beim NDR in Hamburg<br />
sowie dem Beginn des Studiums der<br />
Kulturwissenschaften in Lüneburg<br />
erkannte er seinen eigentlichen Berufswunsch:<br />
Er wollte Lehrer werden<br />
und nahm deswegen im Jahr 2006<br />
das Studium der Pädagogik in Göttingen<br />
auf.<br />
Auf das bislang für ihn unbekannte<br />
Verbindungswesen stieß<br />
unser Bundesbruder recht schnell,<br />
und es dauerte nicht lange, bis er<br />
das Band unserer Landsmannschaft<br />
aufgenommen hat. Seine Beweggründe<br />
für den Eintritt waren<br />
ganz klar die Freundschaft unter<br />
den Bundesbrüdern und die stetige<br />
Hilfsbereitschaft untereinander.<br />
Robert Bidlingmaier hat während<br />
unseres Präsidialjahres das Amt des<br />
2. stellvertretenden Sprechers inne.<br />
Wir wünschen unserem Bundesbruder<br />
dabei viel Erfolg!<br />
In memoriam<br />
Horst Siebert<br />
Die Turnerschaft<br />
im <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong><br />
Munichia zu<br />
Bayreuth beklagt<br />
den viel zu frühen<br />
Tod ihres Bundesbruders<br />
und langjährigen<br />
Altherrenvorsitzenden<br />
Horst<br />
Siebert.<br />
Am 7. Dezember 1960 trat Horst<br />
Siebert als Altherrensohn in München<br />
in unsere Turnerschaft ein. Nach Beendigung<br />
seines Studiums wurde er 1969<br />
zum Alten Herrn ernannt. Bereits zwei<br />
Jahre später stand er als Vorsitzender<br />
an der Spitze des Altherren-Verbandes.<br />
Es waren damals schwierige Zeiten für<br />
unseren Bund in München. Letztendlich<br />
suspendierte er 1974 den aktiven<br />
Bund in München. Die Zuversicht auf<br />
eine Wiedergründung hat er aber niemals<br />
aufgegeben und er war sich sicher,<br />
daß Munichia weiterleben wird. Gemeinsam<br />
mit Bundes- und Verbandsbrüdern<br />
hat er sich fortwährend für<br />
eine Reaktivierung unserer Verbindung<br />
eingesetzt. Im WS 1977 / 78 war<br />
es dann so weit: Im Schloßberglein<br />
in Bayreuth wurde Munichia wiedergegründet.<br />
Das ist vor allem Horst<br />
Sieberts unermüdlichem Streben zu<br />
verdanken. Ohne sein Engagement<br />
gäbe es heute wohl keine Turnerschaft<br />
Munichia mehr. Dafür gilt ihm unser<br />
aller Dank!<br />
Auch um den <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong><br />
hat sich Horst Siebert verdient gemacht.<br />
In den Jahren 1979 bis 1990<br />
war er als Leiter des Amtes für Leibesübungen<br />
für den Verband tätig.<br />
Im Herbst 2000 wurde Siebert erneut<br />
zum Altherrenvorsitzenden gewählt.<br />
Er bekleidete dieses Amt bis<br />
2003.<br />
Er hatte immer ein offenes Ohr für<br />
die jungen Aktiven. Seine humorige,<br />
aber – wenn es drauf ankam – auch<br />
durchsetzungsstarke Natur wird uns<br />
immer im Gedächtnis bleiben. Er war<br />
einer der bemerkenswertesten Bundesbrüder,<br />
zuweilen auch mit nie verletzendem,<br />
situationsbedingtem Witz<br />
ausgestattet.<br />
Wir werden Horst Siebert stets in<br />
dankbarer Erinnerung behalten.<br />
Dipl.-Geogr. Univ. Andreas Grosch,<br />
Munichia zu Bayreuth,<br />
AHV Munichia et Frankonia<br />
Das Amtsblatt<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
15
»Aufladestation korporativer Batterien«<br />
CC vor Ort<br />
Identität stiften – Tradition<br />
bilden – Akzente setzen<br />
Mit 160 Jahren sieht man ganz<br />
schön alt aus. Allerdings gibt es immer<br />
noch etwas älteres. Also: vier<br />
mal vierzig Jahre – na und? Kein<br />
Keilargument. Kein Grund, davon<br />
besonderes Geschrei zu machen;<br />
schon gar keiner, damit die Spalten<br />
der CC-Blätter über Gebühr zu füllen.<br />
Allerdings sind dort ja immer wieder<br />
Stiftungsfestberichte zu lesen, gern<br />
erzählt unter ehrender Nennung der<br />
Akteure, gespickt mit dem Stolz auf<br />
sich selbst, blind dafür, daß die Chose<br />
meist immer la même – und höchstens<br />
in dem Punkt unterschieden<br />
ist, daß Bund X den Kommers zum<br />
Höhepunkt korporierter Festkultur<br />
erklärt, während Bund Y als solchen<br />
einen Ball zelebriert.<br />
Über das 160. Stiftungsfest der L. im CC Neoborussia Halle zu Freiburg<br />
Die Landsmannschaft Neoborussia<br />
Halle zu Freiburg, um‘s nur<br />
gleich zu sagen, huldigt nicht dem<br />
tanzsportiven, sondern dem Kommers-Konzept.<br />
Daher: 5. November<br />
<strong>2009</strong> Begrüßungsabend auf dem in<br />
rauchfreie Zonen und ein gegenteiliges<br />
Reservat gegliederten Haus;<br />
6. November Ball auf dem Dattler<br />
am Schloßberg, schon allein wegen<br />
des Blicks auf Freiburgs Schönheit<br />
im nächtlichen Lichterglanz; 7. November<br />
<strong>Convent</strong> und Kommers;<br />
8. November Ausklang im Kappler<br />
Kreuz, will sagen: ein bissle im<br />
Schwarzwaldflair. Sonst noch was?<br />
Ja, denn Neoborussia integriert seit<br />
langen Jahren in ihre Stiftungsfesttage<br />
kulturelle Akzente in Form von<br />
Museumsbesuchen im Breisgau,<br />
Markgräfler Land oder Elsaß. Diesmal<br />
stand die Kirche der Region zur<br />
Besichtigung an, natürlich in Freiburg<br />
das Münster selbst, geziert vom<br />
»schönsten Turm der Christenheit«.<br />
Die Führung übernahm mit Prof. Dr.<br />
Konrad Kunze ein Wissenschaftler,<br />
dessen Lebenswerk die Deutung dieses<br />
»Himmels aus Stein« umfaßt, ein<br />
auch pädagogisch ausgezeichneter<br />
Universitätslehrer, dem 1969 immatrikulierten<br />
Germanistikstudenten<br />
durch seine instruktiven Skripten<br />
immer noch in bester Erinnerung.<br />
»Die Wahrheit wird euch frei machen!«<br />
steht nach wie vor mehrdeutig<br />
über dem Kollegiengebäude der<br />
alma mater Albertina-Ludovica. Was<br />
18 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
sind da 40 Jahre, die zwischen dem<br />
Lernen damals und heute liegen?<br />
Was die 160 Jahre zwischen Gründung<br />
der Neoborussia und ihrer<br />
heuer anstehenden Geburtstagsfête?<br />
Den fragenden Bogen spannte die<br />
Festgabe der »Neupreußen-Stiftungsfeste<br />
1849–<strong>2009</strong>«, die Korporationshistorie<br />
einmal ganz anders erzählte:<br />
als Bildergeschichte, im Spiegel von<br />
litho- oder fotografierten Stiftungsfestbildern.<br />
Auf einmal fällt das<br />
Alter schwer ins Gewicht. Freilich,<br />
die Bilder zeigen eigentlich immer<br />
die gleiche Szene: eine mehr oder<br />
weniger große Zahl von Bundesbrüdern,<br />
die sich zur Gründungsfeier<br />
ihrer Neoborussia zusammenfanden<br />
und nach dem Motto »Schaut<br />
her – wir sind’s« konterfeien ließen,<br />
identitätsstiftend und traditionsbildend<br />
zugleich. Aber natürlich liegen<br />
Welten zwischen den Szenarien und<br />
ihren Hintergründen, einst in Halle<br />
an der Saale und jetzt in Freiburg<br />
im Breisgau. Unverändert von Anfang<br />
an sind nur jene vier Farben<br />
»Rosa-Schwarz-Weiß-Schwarz im<br />
Zeichen« geblieben, die eine kleine<br />
renitent-resistente Gemeinschaft seit<br />
so vielen Jahren auf dem Hochschulboden<br />
verbinden. Die Stiftungsfeste<br />
erscheinen wie Knotenpunkte<br />
in dieser langen Entwicklungslinie,<br />
die durch die frühe Zeit als Hallenser<br />
Verbindung (seit 1849), das Bekenntnis<br />
zur Landsmannschaft (1872), den<br />
Übertritt zum SC (1897), die Rekonstitution<br />
als DL-Korporation (1908)<br />
und den Daseinskampf in Krisenzeiten<br />
(bis 1936), dann durch die relativ<br />
späte Freiburger Wiederaufmachung<br />
(1963) und im Lauf der folgenden<br />
schönen, kühnen und zeitweise auch<br />
bitteren Jahre schier wie das Auf und<br />
Ab einer Aktienkurve erscheint. Ihr<br />
Wert wird vom Lebensbundprinzip<br />
konnotiert, das zunächst einen Bund<br />
unter Lebenden meint, die einander<br />
seit Studentenzeiten kennen und<br />
sich seitdem auf der Basis gemeinsamer<br />
Überzeugungen durchs Dasein<br />
begleiten. Doch unser Band umschließt<br />
weit mehr – nämlich alle,<br />
die sich seit 1849 zu den eigenwilligen<br />
vier Farben und den vom Preußenethos<br />
geprägten Wahlspruch<br />
Suum cuique neu numerentur hostes<br />
bekannten. So lautete die Botschaft<br />
jener Stiftungsfestbilder, auf denen<br />
(fast) jeder Neupreuße namentlich<br />
identifiziert werden konnte: Je besser<br />
wir unsere Vorgänger kennen,<br />
desto deutlicher läßt sich die tiefere<br />
Dimension der Landsmannschaft<br />
erkennen, die eben ein Bund der Lebenden<br />
und der Toten ist.<br />
Deswegen ziemte es sich, gerade<br />
im Rahmen des Festkommerses insbesondere<br />
der seit 1999 Verstorbenen<br />
zu gedenken und sie so in die Freude<br />
der studentischen Feier einzubeziehen.<br />
Das gab der traditionellen Veranstaltung<br />
diesmal einen besonderen<br />
Akzent. Etwa 120 Personen, ca. 60<br />
Neupreußen und ebensoviele Gäste,<br />
hatten sich dazu im großen Saal des<br />
Kolpinghauses versammelt, in den<br />
– vergleichsweise pünktlich – die Herren<br />
Chargierten einmarschierten. Die<br />
Ehre der Tête war gerne der jüngsten<br />
Freiburger OCC-Korporation zugesprochen<br />
worden, die diese Aufgabe<br />
in strahlendem Grün trefflich erfüllte.<br />
Dann folgten die Turnerschafter,<br />
dann die Bünde des Silbernen Kartells<br />
in der umgekehrten Reihenfolge ihres<br />
Beitritts zu dieser ehrwürdigen Institution,<br />
und schließlich die Neupreußenchargierten.<br />
An deren Seite im<br />
Präsidium, heraldisch rechts, kam e/<br />
lbf L. Verdensia zu sitzen, der damit<br />
die Reverenz ob ihrer derzeitigen Eigenschaft<br />
als Präsidierender des CC<br />
erwiesen wurde. Das sind so Feinheiten<br />
eines Kommersprotokolls, die<br />
von der Corona meist nicht vermerkt<br />
werden. Um so mehr fiel manchem<br />
auf, daß die Vertreterinnen der Freiburger<br />
Damenverbindung ihre Plätze<br />
inmitten der Korporierten erhielten;<br />
wo denn sonst. Auch die neupreußischen<br />
Couleurdamen waren diesmal<br />
zum Kommers geladen, nicht als Zuschauerinnen,<br />
sondern als Teilnehmerinnen<br />
an eigenem Zapfen; was<br />
denn sonst. Es möge erlaubt sein,<br />
von den vielfarbenen Gästen besonders<br />
den CC-Sprecher Kbr. Fender,<br />
Verdensia, und den AHCC-Beisitzer<br />
Vbr. Dr.-Ing. Weiß, Borussia, zu erwähnen.<br />
Weil der CC-Rat-Vorsitzer<br />
derzeit Bundesbruder ist, durfte sich<br />
Neoborussia also wieder einmal der<br />
Präsenz dreier hoher Verbandsspitzen<br />
erfreuen. Man lauschte aufmerksam<br />
der prägnanten Festrede, die von<br />
der Freiheit des Burschen in heutiger<br />
Zeit handelte; man applaudierte<br />
donnernd den gerade von Fender und<br />
Weiß sehr persönlich formulierten<br />
Grußworten; man sang begeistert die<br />
Preislieder auf die alten Musenstädte<br />
Halle, Freiburg und Danzig. Ein<br />
Wagnis war’s, im Anschluß an die<br />
Erstchargiertenworte nach dem Willen<br />
der Aktivitas ein von ihr ausgegrabenes<br />
Farbenlied der Neoborussia<br />
aus den 1870 er Jahren anzustimmen,<br />
dessen reichlich gefühlvoller Wortlaut<br />
durchaus gewöhnungsbedürftig<br />
war. Doch siehe da, markant und<br />
kräftig von den vielen gut geölten<br />
Kehlen gesungen, erwachte der alte<br />
Heuler nachgerade zu neuem Leben<br />
– und einmal mehr war bei diesem<br />
würdigen Kommers im gemeinsamen<br />
Bekenntnis zu Rosa-Schwarz-Weiß-<br />
Schwarz ein korporativer Akzent sui<br />
generis gesetzt, die vordergründige<br />
Zeitspanne zwischen Einst und Jetzt<br />
wie weggewischt.<br />
Der kundige CC-Blatt-Leser hat<br />
es längst gemerkt: Neoborussia hat<br />
ihr 160. als kleines Stiftungsfest gefeiert.<br />
Dessen wichtigste Veranstaltung?<br />
Der Generalconvent, auf dem<br />
etwa vier Stunden lang die derzeit<br />
prekäre Lage der Landsmannschaft<br />
erörtert wurde – kritisch, sachlich,<br />
ohne persönliche Verletzungen, akzentsetzend<br />
und vorwärtsweisend.<br />
Das war der Höhepunkt dieser Novembertage,<br />
die sich damit würdig<br />
in den Kranz der neupreußischen<br />
Gründungsfeiern reihten, jener Feste<br />
fast immer im gleichen Rahmen,<br />
jedesmal ganz besonders schön:<br />
studentischer Ausnahmezustand,<br />
gelebter Lebensbund, vielseitige Aufladestation<br />
›korporativer Batterien‹.<br />
Sie bilden einen Teil unserer Erinnerungskultur,<br />
die uns zuversichtlich<br />
in die Zukunft schauen läßt.<br />
Jürgen Kloosterhuis<br />
Neoborussia, Cimbria Wien,<br />
Preußen Danzig<br />
Festgabe zum 160. Stiftungsfest:<br />
Neupreußen-Stiftungsfeste, eine<br />
Bildergeschichte. Mehr dazu in<br />
den CC-Blättern 1/2010.<br />
CC vor Ort<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
19
Familiäres Treffen im Remstal und ein Kommers in Bad Canstatt<br />
CC vor Ort<br />
Alt-Württemberg zu Stuttgart<br />
feierte das 140. Stiftungsfest<br />
An warmen Sommertagen Anfang<br />
Juli <strong>2009</strong> begann das Stiftungsfest<br />
mit einem gut besuchten familiären<br />
Treffen im Remstal, das nordöstlich<br />
von Stuttgart gelegen ist. Zum eigentlichen<br />
Jubiläum kamen die Bundesbrüder<br />
und ihre Damen dann nochmals<br />
Mitte November zusammen.<br />
Darum sei zuerst der offizielle Höhepunkt<br />
des Stiftungsfestes genannt,<br />
der feierliche Kommers im Kursaal<br />
in Stuttgart-Bad Cannstatt am 14.<br />
November <strong>2009</strong>. Dieser Tag war gewählt<br />
worden, weil die Keimzelle der<br />
Turnerschaft Alt-Württemberg, der<br />
Ingenieurverein, am 11. November<br />
1869 an der polytechnischen Schule<br />
Stuttgart gegründet worden ist.<br />
Ein bedeutsames Jubiläum war das<br />
100. Stiftungsfest, das vom 14. bis<br />
zum 18. Mai 1969 gefeiert wurde.<br />
Mit diesem Datum schlossen sich die<br />
Das runde Stiftungsfest wurde in zwei Abschnitten begangen<br />
Alt-Württemberger und die in Westdeutschland<br />
lebenden Alten Herren<br />
der Dresdner Turnerschaft Germania<br />
zur neuen größeren ›Altherrenvereinigung<br />
Alt-Württemberg et Germania<br />
Dresden‹ zusammen. Damit war<br />
für die Alt-Württemberger nach der<br />
erneuerten Satzung die Verpflichtung<br />
verbunden, die Turnerschaft<br />
Germania in Dresden wiederzugründen,<br />
sobald es die politischen<br />
Verhältnisse erlauben. Schon in<br />
den Jahren 1990 und 1991 nahmen<br />
Alt-Württemberger Interessen für<br />
Germania wahr, als Rückführungsoder<br />
Entschädigungsansprüche aus<br />
Grundbesitzvermögen in Dresden<br />
angemeldet werden konnten. Am<br />
7. Dezember 1991 begann mit dem<br />
Restitutionskommers das neue Leben<br />
der Turnerschaft Germania in<br />
Dresden.<br />
Nun der Reihe nach. Auf Sommerwetter<br />
Anfang Juli hatten die Organisatoren<br />
gehofft, aber so hätte sich<br />
keiner den Beginn des Treffens im<br />
Remstal vorgestellt: Wolkenbruch und<br />
heftiges Gewitter machten Straßen<br />
unpassierbar. In den als Veranstaltungsort<br />
vorgesehenen Gewölbekeller<br />
des Hotels Lamm in Hebsack war<br />
Wasser eingedrungen, aber nach dem<br />
raschen Einsatz von Feuerwehrpumpen<br />
konnte der Begrüßungsabend<br />
doch nur wenig verzögert beginnen.<br />
Manche Bundesbrüder hatten sich seit<br />
Jahren nicht mehr gesehen, dementsprechend<br />
lebhaft und froh fielen die<br />
Begrüßungen aus. Während einige<br />
ältere Semester den Abend noch lang<br />
ausdehnten, denn man übernachtete<br />
ja im Haus, fuhren die Angehörigen<br />
der Aktivitas mit der letzten S-Bahn<br />
nach Stuttgart zurück.<br />
Alt-Württemberger vor der Grabkapelle in Stuttgart-Rotenberg<br />
20 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
Am folgenden Morgen brachte die<br />
S-Bahn die Bundesbrüder und ihre<br />
Damen nach Schorndorf. Das Geburtshaus<br />
Gottlieb Daimlers ist ein<br />
Fachwerkhaus in einem Viertel mit<br />
vielen anderen schönen Fachwerkhäusern.<br />
Wer hat schon gewußt, daß<br />
die kleine Stadt Schorndorf einmal<br />
eine Grenzfestung der Grafschaft<br />
Württemberg gegen die mächtigen<br />
freien Reichsstädte Ulm und Esslingen<br />
war? Die hohen Wälle sind<br />
längst abgetragen, aber das Schloß<br />
hat festgefügte hohe Außenmauern;<br />
diese Außenansicht einer Burg bildet<br />
einen großen Gegensatz zum wohnlichen<br />
Innenhof, auf den viele Fenster<br />
schauen. Nun war das erhoffte<br />
sonnige warme Sommerwetter doch<br />
gekommen und verschönte beide<br />
Festtage. Nach dem Stadtrundgang<br />
mit Führung stärkten sich alle in<br />
einer modernen, zugleich zünftigen<br />
Brauereigaststätte, bevor die Rückfahrt<br />
zum Hotel angetreten wurde.<br />
Das Remstal ist bekannt für seine<br />
Weine. Darum wurde der Nachmittag<br />
zu einem Rundgang durch die<br />
Rebberge genutzt, mit fachkundigen<br />
Erläuterungen durch einen Weingärtner.<br />
Gerne hörte man ihm auch<br />
am Abend zu, als Weine vom landestypischen<br />
Trollinger bis zu einem<br />
Gewürztraminer besprochen und<br />
vor allem verkostet wurden. Immer<br />
noch nicht genug der Genüsse, folgte<br />
am Abend ein vorzügliches Menü,<br />
und danach blieben alle noch lange<br />
beieinander. Plätze wurden mehrfach<br />
getauscht, denn mit vielen ins<br />
Gespräch zu kommen ist der große<br />
Vorzug eines mehrtägigen Regionaltreffens,<br />
wie sie bei Alt-Württemberg<br />
jährlich an wechselnden Orten stattfinden.<br />
Daß das Jubiläumstreffen<br />
insgesamt so interessant war und<br />
so gut gelang, dafür wurde Bundesbruder<br />
Dipl.-Ing. Martin Rabe und<br />
seiner Frau, die alles bestens vorbereitet<br />
hatten, herzlicher Dank ausgesprochen.<br />
Am Sonntagmorgen war der<br />
Württemberg, am östlichen Rand<br />
von Stuttgart gelegen, das Ziel. So<br />
heißt die heute meistens Rotenberg<br />
genannte Bergkuppe, auf der die<br />
Grabkapelle für die Königin Katharina<br />
steht. Stuttgart hat ihr viel zu<br />
verdanken. In der Krypta stimmten<br />
die Bundesbrüder das Württembergerlied<br />
Preisend mit viel schönen Reden<br />
von Justinus Kerner an. Die große<br />
Treppe vor dem Bauwerk war für eine<br />
Gruppenaufnahme bestens geeignet.<br />
Das nächste Ziel war das Alt-<br />
Württemberger-Haus. Dort fand der<br />
sommerliche Teil des Stiftungsfestes<br />
seinen harmonischen Abschluß; die<br />
Aktiven zeigten sich als gute Gastgeber<br />
beim bis in den Nachmittag<br />
ausgedehnten Frühschoppen. Zum<br />
Abschied gaben sich viele Bundesbrüder<br />
und ihre Damen das Versprechen,<br />
im November bestimmt und<br />
gerne wieder zusammenzukommen.<br />
Und so war es dann auch am Freitagabend,<br />
dem 13. November <strong>2009</strong>.<br />
Nach und nach trafen Bundesbrüder<br />
mit ihren Damen ein und sahen sogleich<br />
im Vorraum den neu erstellten<br />
schönen Stammbaum, der die Leibverhältnisse<br />
der Bundesbrüder zeigt.<br />
Nicht zum ersten Mal wurde damit<br />
der Zusammenhalt über die Generationen<br />
hinweg veranschaulicht.<br />
Schon zum 98. Stiftungsfest »fand<br />
der von Bundesbruder Gerhard Nobiling<br />
im Vorraum des Alt-Württemberg-Hauses<br />
angebrachte riesige<br />
Bierfamilienstammbaum großes<br />
Interesse«, vermerkt die Festschrift<br />
100 Jahre Alt-Württemberg. Zwei Jahrzehnte<br />
später gestaltete Bundesbruder<br />
Volker Hess die Tafel mit den<br />
vielen Namen der Bundesbrüder und<br />
fügte eine interessante Bildergalerie<br />
dazu. Und 20 Jahre später fehlte wieder<br />
Platz, um die hinzugekommenen<br />
Bundesbrüder aufnehmen zu können.<br />
Darum ergriff Bundesbruder<br />
iaB Nils Brucker die Initiative, einen<br />
neuen Stammbaum zu realisieren,<br />
der von Jahr zu Jahr zeigt, wer sich<br />
Alt-Württemberg angeschlossen hat.<br />
Gerne setzten sich Jung und Alt im<br />
Kneipsaal zusammen und tauschten<br />
Neuigkeiten aus. Der von den Aktiven<br />
vorbereitete Spieleabend bot<br />
Gelegenheit, sich beim Tischtennis<br />
oder Tischfußball zu messen. Nahm<br />
man ein kleines Gerät in die Hand<br />
und führte damit Bewegungen aus<br />
wie beim Golfspielen, so flog der Ball<br />
über eine vom Beamer projizierte<br />
Landschaft, hüpfte nach seinem<br />
Aufschlag und rollte nach weiteren<br />
Schlägen schließlich ins Loch. So<br />
begann der herbstliche Teil des Stiftungsfestes<br />
vergnügt und spielerisch.<br />
Und es gab auch Leckeres zum Essen.<br />
Am Abend danach beim Stiftungsfestkommers<br />
im Kursaal Bad<br />
Cannstatt chargierten die befreundeten<br />
Turnerschaften Gotia-Zaringia<br />
Die beliebte<br />
Taschen-Ausgabe<br />
Liederbuch<br />
des <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong>s<br />
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Fax: (0 89) 22 31 22<br />
oder über die<br />
E-Mail-Adresse:<br />
kanzlei@coburger-convent.de<br />
CC vor Ort<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
21
CC vor Ort<br />
Karlsruhe zur Rechten, Germania<br />
Dresden zur Linken der Turnerschaft<br />
Alt-Württemberg, dahinter die Stuttgarter<br />
Landsmannschaften Borussia<br />
und Saxonia. Alle überbrachten<br />
Grüße und Glückwünsche ihrer<br />
<strong>Convent</strong>e sowie kleine Geschenke.<br />
Den Kommers leitete Bundesbruder<br />
Dipl.-Ing. Christian Woisetschläger,<br />
der über 100 Verbandsbrüder und<br />
Bundesbrüder begrüßen konnte.<br />
Der Vorsitzende der Altherrenvereinigung<br />
des Jubilars, Dipl.-Ing. Rolf<br />
Rabe, schlug in seiner Rede den Bogen<br />
von der Gründungszeit über das<br />
20. Jahrhundert bis in die Zukunft.<br />
Hochschule und Studium wurden in<br />
den vergangenen 140 Jahren mehrmals<br />
weitreichend umgestaltet. Auch<br />
auf die heutigen großen Veränderungen<br />
wird die Verbindung so reagieren,<br />
daß Freundschaft wachsen<br />
kann und guter Zusammenhalt gewahrt<br />
wird. Herzliche Grüße und<br />
Glückwünsche von Germania Dresden<br />
brachte Freundschaftsbruder<br />
Dipl.-Kfm. Andreas Pescheck. Hätte<br />
es die Friedensgebete und Montagsdemonstrationen<br />
in Leipzig und die<br />
nachfolgenden Ereignisse des Jahres<br />
1989 nicht gegeben, so hätte er, der<br />
in Leipzig geboren wurde, niemals<br />
zu diesem Fest nach Stuttgart kommen<br />
können. Dank gebühre Alt-<br />
Württemberg, die der Germania im<br />
Exil eine Heimat geboten hat. Davon<br />
legt die Dresdner Stube auf dem Alt-<br />
Württemberg-Haus Zeugnis ab. Vor<br />
kurzem legten junge Alt-Württemberger<br />
selbst Hand an, damit sie<br />
wieder in frischen Farben zu gemütlichem<br />
Zusammensein einlädt. Eine<br />
begeisternde Festrede auf dem Kommers<br />
hielt Bundesbruder Dipl.-Ing.<br />
Manfred Wild. Als Architekt war er<br />
nach 1990 viele Jahre in Rußland sowie<br />
in arabischen und afrikanischen<br />
Staaten tätig – auch heute noch. Mit<br />
starkem Engagement trug er seine<br />
Sicht der Wechselbeziehungen<br />
zwischen Europa und Afrika vor. Er<br />
schilderte viele Tatsachen, die heute<br />
in der öffentlichen Diskussion nicht<br />
beachtet werden. Die Europäer sehen<br />
sehr kritisch auf die eigene Vergangenheit.<br />
Aber sie brauchen nicht zu<br />
verschweigen, daß es nicht nur sie<br />
allein waren, die durch Sklavenhandel<br />
großes Leid über afrikanische<br />
Menschen gebracht haben. Andere<br />
Völker begannen früher damit und<br />
beendeten Sklavenarbeit später als<br />
Wir trauern um unseren lieben Bundesbruder,<br />
von dem wir in diesem Jahr<br />
Abschied nehmen mußten<br />
Dipl.-Volkswirt Rudolf Kienzlen<br />
* 12. November 1918 † 5. Oktober <strong>2009</strong><br />
Requiescat in pace<br />
Tübingen, anläßlich ihres 132. Stiftungstages<br />
am 10. Dezember <strong>2009</strong><br />
Turnerschaft Hohenstaufia im CC<br />
Vbr. Kanitz, Vorsitzer der VACC<br />
Stuttgart, überbrachte deren<br />
Grüße. Photo: º4<br />
europäische Nationen. Europa hätte<br />
deshalb wirklich das Recht, von den<br />
afrikanischen Staaten ebenfalls eine<br />
kritische Aufarbeitung ihrer Vergangenheit<br />
zu fordern. So brachte Manfred<br />
Wild geschichtliche Fakten und<br />
manche persönliche Bewertungen<br />
der Zustände in Afrika zur Sprache.<br />
Verbandsbruder Dipl.-Ing. Hans-<br />
Wolfgang Kanitz, Borussia Stuttgart,<br />
verknüpfte die besten Grüße der<br />
VACC Stuttgart, deren Vorsitzender<br />
er ist, mit der Ankündigung, daß<br />
Stuttgart ab 2010 für zwei Jahre Vorort<br />
im AHCC sein wird.<br />
Am Sonntag trafen sich die Alt-<br />
Württemberger zum Totengedenken.<br />
Im Oktober <strong>2009</strong> verstarb Bundesbruder<br />
Ministerialrat a. D. Dipl.-Ing.<br />
Gerald Ikinger. Rolf Rabe erinnerte<br />
an den hochgeschätzten treuen<br />
Bundesbruder, seine Verdienste um<br />
Germania Dresden und in der VACC<br />
Köln. Zum anschließenden gemütlichen<br />
Ausklang auf dem Haus gehörte<br />
das von den Aktiven vorzüglich vorbereitete<br />
Weißwurstfrühstück.<br />
Für den AHV: Max Kampschulte II<br />
Für die Aktivitas: Martin Lenger<br />
An die besonderen Tage des Feierns<br />
im Juli und November <strong>2009</strong><br />
werden sich alle Teilnehmer noch<br />
lange gerne erinnern.<br />
Dr.-Ing. Werner Wagner<br />
Alt-Württemberg Stuttgart et<br />
Germania Dresden<br />
Hoffmanns<br />
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Hoffmanns Schlagender Kalender 2010<br />
22 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
Mit Hochachtung vor der Bevölkerung<br />
AOCC gedachte des Mauerfalls<br />
Die Ostbünde im CC feierten mit einem Kommers den Beginn der Wiedervereinigung<br />
Am 24. Oktober <strong>2009</strong> wurde in Halle<br />
a. d. Saale mit mehr als 120 Teilnehmern<br />
die 20 jährige Wiederkehr des<br />
Mauerfalls gefeiert. Dank der hervorragenden<br />
Organisation vor Ort durch<br />
die Landsmannschaft Palaeomarchia<br />
mit ihrem AHV Ernst Hagel an der<br />
Spitze war der Kommers ein geradezu<br />
unerwartet großer Erfolg! Dies wegen<br />
der großen Zahl der teilnehmenden<br />
Verbandsbrüder und der Chargiertenabordnungen<br />
der Präsidierenden<br />
wie auch der Ostbünde. Auch der CC<br />
war hervorragend vertreten: Für ihre<br />
Anwesenheit danken wir dem zweiten<br />
Vorsitzer des AHCC, Herrn Vbr.<br />
Koltermann, den Verbandsbrüdern<br />
Junge und Huhle in ihren jeweiligen<br />
Funktionen und insbesondere<br />
auch Vbr. Wilk, der den CC ja bereits<br />
seit vielen Jahre bei der AOCC<br />
vertritt. Auch der stellvertretende<br />
CC-Sprecher Vbr. Kröger war dabei<br />
und richtete wohltuende Worte an<br />
die Corona.<br />
Höhepunkt des Kommerses war<br />
der Festvortrag von Waffenbruder<br />
Eberhard Diepgen, B. Saravia Berlin,<br />
– ehemals Regierender Bürgermeister<br />
von Berlin – der als Zeitzeuge vor<br />
Ort die Ereignisse unmittelbar und<br />
in allen Facetten erlebt hat. Ihm ist<br />
es sehr eindrucksvoll und gekonnt<br />
gelungen, der Corona die seinerzeitigen<br />
dramatischen Ereignisse – auch<br />
mit neuen und individuellen Details<br />
– eloquent vor Augen zu führen.<br />
Sehr beeindruckend auch die Worte<br />
von Vbr. Michael Pabst, uns bestens<br />
vertraut als langjähriger, engagierter<br />
Bürgermeister von Bad Blankenburg,<br />
und Vbr. Honigmann, CC-Bildungsamtsleiter<br />
und Geschäftsführer der<br />
CC-Akademie. Beide mußten die DDR<br />
an eigenem Leib leidvoll erfahren und<br />
zeichneten in ihrer Rückschau der eigenen<br />
Erfahrungen ein eindrucksvolles<br />
Bild der menschenverachtenden<br />
Machthaber der DDR. Gerade diese<br />
persönlichen Erfahrungsberichte ha-<br />
Festredner Eberhard Diepgen<br />
ben vor Augen geführt, welches Leid<br />
das seinerzeitige DDR-Regime über<br />
die Menschen gebracht hat, das auch<br />
und gerade von der Bevölkerung zu<br />
Fall gebracht wurde. Das Volk hatte<br />
die Zeichen der Zeit erkannt und<br />
mit den Rufen »Wir sind das Volk«<br />
und »Wir sind ein Volk« zusammen<br />
mit bislang nicht erlebten Massendemonstrationen<br />
von 70.000 Menschen<br />
und mehr den Mauerfall maßgeblich<br />
beschleunigt.<br />
Dieser Kommers hat allen nochmals<br />
das seinerzeitige Wunder des<br />
Mauerfalls mit der bald danach erfolgten<br />
Wiedervereinigung vor Augen<br />
geführt. Sie war bestimmt nicht<br />
allein ein Gottesgeschenk, sondern<br />
ein Ergebnis vieler Umstände, die<br />
zu einem Zeitpunkt glücklich zusammentrafen,<br />
aber als solche eben<br />
auch von den handelnden Personen<br />
erkannt wurden, die darauf zielgerichtet<br />
handelten.<br />
Der Kommers war damit letztlich<br />
eine Verbeugung vor allen, die dieses<br />
Wunder vollbracht haben. Hochachtung<br />
vor allem der Bevölkerung der<br />
seinerzeitigen DDR, die mit Gespür<br />
für das Machbare konsequent, aber<br />
friedlich gehandelt hat. Hochachtung<br />
aber auch vor den handelnden<br />
Personen, die die Zeichen der<br />
Zeit richtig gedeutet haben und so<br />
zielgerichtet die Wiedervereinigung<br />
betreiben konnten!<br />
Ein Glücksfall für unser Deutsches<br />
Volk, aber auch Verpflichtung<br />
für uns alle, die Ereignisse auch im<br />
Nachhinein als Wunder zu erkennen<br />
und zu würdigen. Dies ist mit<br />
dem Kommers mit Sicherheit eindrucksvoll<br />
gelungen und wird auch<br />
in Zukunft – zumindest bei uns, den<br />
CC-Bünden – Bestand haben!<br />
M. Spurzem und J. Kretzer-Moßner,<br />
Vorstand der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Ostbünde im CC<br />
Die Kommersleitung lag in den Händen von Vbr. Stefan Hamann<br />
CC vor Ort<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
23
In und um Breslau herum<br />
CC vor Ort<br />
Einleitung<br />
Die 150. Wiederkehr der Gründung<br />
der ehemaligen Breslauer Landsmannschaft<br />
Vandalia, heute aufgegangen<br />
in der Landmannschaft im CC<br />
Zaringia Heidelberg vereinigt mit der<br />
Landsmannschaft Vandalia Breslau,<br />
war Anlaß für einige Bundesbrüder<br />
zum Aufruf zu und zur Organisation<br />
einer Breslaufahrt zum Gründungstag<br />
21. Mai. Auf Anregung des AHV sollte<br />
im Vorfeld eine Einführungsveranstaltung<br />
stattfinden. Dazu gelang es,<br />
Herrn Farbenbruder Schellakowsky,<br />
Mitglied dreier CV-Verbindungen,<br />
teilweise auch mit Breslauer Tradition,<br />
als Referenten zu gewinnen, Herrn<br />
Schellakowsky deshalb, weil er sich als<br />
Historiker mit diesem Thema schon<br />
mehrfach qualifiziert beschäftigt hat,<br />
u. a. in einem Vortrag bei der Studentengeschichtlichen<br />
Vereinigung des<br />
CC zu Pfingsten 2006. Er sollte uns am<br />
Nachmittag der Antrittskneipe zum<br />
Sommersemester <strong>2009</strong> am 25. April<br />
<strong>2009</strong> Schlesisches Korporationsleben<br />
aus neutraler, dennoch engagierter<br />
und fachlich fundierter Sicht nahebringen.<br />
Begriffe<br />
Zunächst machte uns der Referent mit<br />
den grundlegenden Begriffen vertraut,<br />
die der Historiker bei der Annäherung<br />
an ein derartiges Thema schwerpunktmäßig<br />
verwendet:<br />
Gedächtnis und Erinnerung<br />
Nach dem Münchner Historiker Thomas<br />
Nipperdey ist »die Erinnerung das<br />
Organ, mit dem Geschichte in jedem<br />
Leben präsent ist, hier hat Geschichte<br />
ihren Sitz im Leben«. Die persönliche<br />
Schlesisches<br />
Korporationsleben<br />
Studentische Erinnerungskultur in Theorie und Praxis<br />
und individuelle Erinnerung als zentrale<br />
Kategorie der menschlichen Existenz<br />
ist jedoch immer eingebettet in<br />
größere Zusammenhänge, die man als<br />
»kollektives Gedächtnis« bezeichnet.<br />
Erinnerungskultur und<br />
Erinnerungsort<br />
Das kollektive Gedächtnis konkretisiert<br />
sich in vielfältigen Formen der<br />
öffentlichen Erinnerungskultur als<br />
»Sammelbegriff für die Gesamtheit<br />
des nicht spezifisch wissenschaftlichen<br />
Gebrauchs von Geschichte in<br />
der Öffentlichkeit« (nach H. G. Hockert).<br />
Ihre Spannweite ist breit: sie<br />
reicht von der Diskussion um Jahres-<br />
und Gedenktage und öffentliche<br />
Gedenkveranstaltungen über die<br />
Umsetzung historischer Stoffe in der<br />
Literatur, der bildenden Kunst und der<br />
Musik bis zur medialen Vermittlung<br />
historischer Epochen, Persönlichkeiten<br />
und Ereignisse.<br />
Eine entscheidende Bedeutung hat<br />
dabei die Konzentration auf den historischen<br />
Ort, an dem sich das Geschehen<br />
direkt zugetragen hat, den<br />
›Erinnerungsort‹. Hier wird der genius<br />
loci greifbar und Geschichte damit<br />
anschaulich. Der Begriff ist nicht auf<br />
das rein Örtliche beschränkt, sondern<br />
kann materieller und immaterieller<br />
Natur sein. Zu ihm gehören reale<br />
und mythische Gestalten und Ereignisse,<br />
Gebäude und Denkmäler, Institutionen<br />
und Begriffe, Bücher und<br />
Kunstwerke. Oft steht die symbolische<br />
Funktion des Erinnerungsortes im Vordergrund<br />
(z. B. ›Schlacht bei Liegnitz‹).<br />
Der Referent stellte im weiteren<br />
Verlauf aus seiner Quellenlage markante<br />
Bespiele von studentischer Erinnerungskultur<br />
und studentischer<br />
Erinnerungsorte vor:<br />
1. Umgang mit der eigenen Vergangenheit<br />
Nach den Ausführungen des Referenten<br />
– gestützt von unseren eigenen<br />
Kenntnissen und Erfahrungen –<br />
ist die Situation der aus Breslau stammenden<br />
Verbindungen nach 1945<br />
gekennzeichnet durch Fusionen und<br />
Umbenennungen mit schwieriger<br />
Traditionspflege einerseits und der<br />
Hinwendung zum neuen Hochschulort<br />
andererseits. Die Traditionspflege<br />
wird erschwert durch den Verlust der<br />
Verbindungs-Archive und privaten<br />
Sammlungen, und bis zur Wende<br />
auch der eingeschränkten Zugänglichkeit<br />
allgemeiner Quellen und<br />
Archive sowie der nicht zerstörten<br />
Verbindungshäuser. Als ein Beispiel<br />
nennt der Referent die Festschrift der<br />
Burschenschaft der Raczeks zu ihrem<br />
150. Jubiläum 1967. Hier hatten sich<br />
in Bonn unter der Federführung der<br />
ältesten Breslauer Burschenschaft der<br />
Raczeks – benannt nach dem Wirt<br />
der langjährigen Konstante – alle vor<br />
der Auflösung in Breslau aktiven Burschenschaften<br />
in der DB (Arminia,<br />
Germania und Cheruscia) zu einem<br />
neuen Bund zusammengeschlossen.<br />
Das Billardzimmer im Vandalenhaus<br />
24 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
Die Festschrift legt eindrucksvoll<br />
Zeugnis ab über eine studentische<br />
Erinnerungskultur in der Adenauerzeit,<br />
geprägt vom Verlust der Heimat<br />
und der deutschen Teilung.<br />
2. Breslauer Verbindungshäuser<br />
Herr Schwellakowsky bedauerte<br />
es bei seinen Ausführungen, daß es<br />
bislang für die Verbindungshäuser<br />
als wichtige Erinnerungsorte keine<br />
umfassende Darstellung ihrer<br />
Baugeschichte und künstlerischen<br />
Ausstattung gibt. Manches läßt sich<br />
mühsam aus einzelnen Verbindungsgeschichten<br />
rekonstruieren,<br />
eine grundlegende Aufarbeitung ist<br />
jedoch wünschenswert. – Hierzu sei<br />
angemerkt, daß wir vor wenigen Tagen<br />
eine Veröffentlichung von Heinz<br />
Gelhoit, Das Korporationswesen in Breslau<br />
erschienen ist (WJK-Verlag, 312 S.,<br />
gebunden, 34,90 Euro; u.a. lieferbar<br />
bei akadpress, www.akadpress.de/studentika,<br />
info@akadpress.de, Bestelltelefon<br />
(02 01) 43 55 41-00, Fax -01.<br />
3. Der Schweidnitzer Keller im<br />
Breslauer Rathaus<br />
Der Schweidnitzer Keller als ältester<br />
deutscher Ratskeller – erstmals<br />
1237 erwähnt – entwickelte sich im<br />
19. Jahrhundert zum zentralen Treffpunkt<br />
der Breslauer Verbindungsstudenten.<br />
Begonnen damit hatten die<br />
Raczeks, bald schon gesellten sich weitere<br />
Verbindungen dazu – so natürlich<br />
auch Vandalia. Jede dort vertretene<br />
Korporation hatte in einer Nische<br />
des Fürstensaales – ›Bucht‹ genannt<br />
– ihren Tisch, in dem sich jeder Student<br />
seinen Biernamen und Zirkel<br />
einschnitzend verewigte. Die Wände<br />
waren von den Wappen der Bünde<br />
geziert. Zu Semesterbeginn hielten<br />
alle Verbindungen dort ihre Keilfrühschoppen<br />
ab, jeder Bund hatte z. T.<br />
mehrere unterschiedlich große, mit<br />
speziellen Namen belegte Kannen,<br />
die meist von Alten Herren gespendet<br />
wurden und über deren Leerung<br />
genau Buch geführt wurde, da die<br />
25. Kanne als ›Freikanne‹ vom Wirt<br />
ausgegeben wurde. Die Erinnerungen<br />
in den Bundesgeschichten, aber auch<br />
z. B. erhaltene Speisekarten mit den<br />
Zirkeln der Bünde bezeugen, daß der<br />
Schweidnitzer Keller ein ›Zentrum der<br />
Burschenherrlichkeit‹ und ›Revier der<br />
Fröhlichkeit‹ war. Belegt ist dies auch<br />
in neutralen Darstellungen von Rudolf<br />
Stein (erstmals 1940, spätere Auflagen<br />
Die Kapelle auf dem Zobten, jahrzehntelang beliebtes Ausflugsziel<br />
der Breslauer Korporationen am Himmelfahrtstag<br />
bis 1973) und dem kürzlich erschienenen<br />
Buch von Thomas Maruck aus<br />
<strong>2009</strong> (beide im aus Breslau stammenden<br />
Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb<br />
Korn, heute Würzburg).<br />
4. Städtchen in der Umgebung von<br />
Breslau<br />
Herr Schellakowsky berichtete weiterhin<br />
von der Tradition der seit 1839<br />
alle fünf Jahre von den Raczeks in und<br />
um Bad Warmbrunn mit der Ruine<br />
Kynsburg abgehaltenen ›Studienerinnerungsfeste‹.<br />
Es sei bereits hier angefügt,<br />
daß diese gelegentlich auch ›Ferialfeste‹<br />
genannten Feierlichkeiten im<br />
Charakter eines Stiftungsfestes viele<br />
Verbindungen in jeweils unterschiedlichen<br />
kleineren Städten in der Umgebung<br />
Breslaus pflegten, so auch die<br />
in Vandalia aufgegangene Verbindung<br />
Baltia in Nimptsch. Vandalias Ort dafür<br />
war die Stadt Zobten am Fuße des<br />
gleichnamigen Berges. Bis zum Erwerb<br />
des ersten Hauses 1892 fanden hier<br />
regelmäßig die Stiftungsfeste unter<br />
Einbezug der Bevölkerung statt.<br />
5. Der Berg Zobten<br />
Der Zobten, auch ›Silling‹ genannt,<br />
war bereits in vorgermanischer Zeit<br />
eine Kultstätte. Sein Name prägte den<br />
Germanenstamm der Sillinger, worauf<br />
der Name ›Schlesien‹ zurückgeht.<br />
Einen Unterstamm der Sillinger bildeten<br />
die Vandalen, die bekanntlich<br />
der am weitesten vordringende Germanenstamm<br />
der Völkerwanderung<br />
waren. Beim Übergang von einer<br />
Pharmazeutischen Fachgesellschaft<br />
zu einer ›Vollverbindung‹ wählten unsere<br />
korporativen Vorfahren daher<br />
mit Bedacht diesen Namen.<br />
Wie der Referent ausführte, waren<br />
der Zobten und seine Umgebung in<br />
den Zeiten der Befreiungskriege ab<br />
dem Jahr 1813 einer der markantesten<br />
Kristallisationspunkte. Hier am<br />
Fuße war das Lützowsche Freicorps<br />
stationiert und in der Kirche zu Rogau<br />
vereidigt worden (die Raczeks<br />
tragen die Uniform des Freicorps als<br />
Chargenwichs, die burschenschaftlichen<br />
Grundfarben und damit die<br />
deutschen Nationalfarben gehen auf<br />
die Farben der Lützower zurück). So<br />
war es nicht verwunderlich, daß dort<br />
bereits in der ersten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts am Himmelfahrtstag<br />
von der Breslauer Studentenschaft<br />
Kommerse zum Andenken an die<br />
Befreiung abgehalten wurden, teilweise<br />
(Stichwort: Metternich) trotz<br />
Verboten, ab 1842 nach Verbotsaufhebung<br />
regelmäßig. Schilderungen<br />
davon finden sich z. B. in den Erinnerungen<br />
Gustav Freytags, C. Borussia<br />
Breslau.<br />
Einen Höhepunkt erlebten diese<br />
Feierlichkeiten 1913 zur Hundertjahrfeier<br />
des Beginns der Befreiungskriege<br />
mit der Enthüllung eines<br />
Denkmals eines betenden Lützowers<br />
zu Pferde. Damit einhergehend ergab<br />
sich nach der Reichsgründung<br />
1871 auch eine gewisse Akzentverschiebung<br />
in Richtung ›Bismarck-<br />
Kommers‹, dann auch nicht mehr<br />
am Himmelfahrtstag. Diese Zobten-<br />
Kommerse fanden bis 1935 statt, in<br />
späterer Zeit meist verbindungs- oder<br />
verbandsspezifisch.<br />
CC vor Ort<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
25
CC vor Ort<br />
6. Einordnung des Breslauer<br />
Vandalenbrauchtums,<br />
Schlußbetrachtung<br />
Die Schilderungen des Referenten<br />
zum Thema Zobten bildeten den<br />
Übergang zu einer Aussprache, bei der<br />
vandalen-spezifisches Brauchtum und<br />
Erfahrungen von bereits durchgeführten<br />
Breslaufahrten zur Sprache kamen:<br />
Seit Himmelfahrt 1909 – exakt am<br />
Gründungstag 21.5. – führten Vandalia<br />
und die Raczeks auf Aktivenebene<br />
eine gemeinsame Zobtenfahrt durch:<br />
Man fuhr gemeinsam mit dem Zug<br />
in das Städtchen Zobten (in der ›Holzklasse‹,<br />
in der Mitte des Wagens kleine<br />
Bierfäßchen, Trinkhörner gehörten<br />
zur weiteren Ausrüstung), die Raczeks<br />
eilten mit ihren Fäßchen voran auf<br />
etwa halbe Höhe zur ›Apothekerbaude‹<br />
und bewirteten die Vandalen, anschließend<br />
gingen die Vandalen voran und<br />
zapften auf dem Plateau des Zobten<br />
ihre Fäßchen zur Gegeneinladung der<br />
Raczeks an. Ab 1930 nahm auch die T.<br />
Suevia, nach Verschmelzung mit der L.<br />
Suevia-Jena heute in der L. Saxo-Suevia<br />
aufgegangen, an dieser Veranstaltung<br />
teil. Den Organisatoren der Breslaufahrt<br />
<strong>2009</strong> war es deshalb ein großes<br />
Anliegen, die Zobtenfahrt möglichst<br />
originalgetreu nachzuvollziehen. Bei<br />
der Zobtenfahrt <strong>2009</strong> begleitete uns<br />
der Breslauer Historiker Krzystof Popinsiki,<br />
Verfasser des kurz nach der Fahrt<br />
erschienenen 46. Bandes der Historica<br />
academica mit dem Titel Studenten an<br />
der Universität Breslau 1871 bis 1921.<br />
Über die enge Beziehung der Vandalen<br />
und der in ihr aufgegangenen<br />
Balten zu den Städten Zobten bzw.<br />
Nimptsch war schon die Rede.<br />
Das zweite Vandalenhaus in der<br />
Novastraße war seit 1973 (erstmals<br />
AH Stücklin und der Verfasser) schon<br />
mehrfach Ziel von einzelnen Bundesbrüdern<br />
und gemeinsamen Breslaufahrten.<br />
Vor der Wende war das Haus<br />
Sitz der Forst- und Jagd-Behörde der<br />
Woiwodschaft Wroclaw (1973 war in<br />
der Kneipe, damals als Speiseraum<br />
genutzt, sogar noch die alte Bestuhlung<br />
vorhanden), seit etlichen Jahren<br />
ist es im Besitz der Architektur- und<br />
Bauträgergruppe Archicom. Auf deren<br />
Homepage konnten wir uns bereits<br />
vor Antritt der gemeinsamen Breslaufahrt<br />
vom guten äußeren Zustand<br />
des Hauses überzeugen.<br />
Wie Google Earth zeigt (und wir<br />
konkret bei der Breslaufahrt erkennen<br />
mußten), steht vom ersten Vandalen-<br />
haus in der Werderstraße nichts mehr;<br />
es wurde übrigens 1930 an den Buchtnachbarn,<br />
die freie Landsmannschaft<br />
Glacia verkauft.<br />
Ein tatkräftiger Alter Herr hat das<br />
letzte in Gebrauch befindliche ›Buchtbuch‹,<br />
in dem die Kannen fast bis<br />
Kriegsende genau protokolliert sind,<br />
sowie eine Buchtkanne bei der Vertreibung<br />
mitnehmen und zur Verfügung<br />
stellen können. Beide Erinnerungsstücke<br />
zieren einen Schrank auf dem<br />
Zähringerhaus.<br />
Als weiterer Querbezug zu den<br />
Raczeks sei erwähnt, daß der wichtigste<br />
akademische Förderer bei der Gründung<br />
Vandalias als Pharmazeutischer<br />
Verein, der Professor für Botanik Heinrich<br />
Göppert, Mitglied der Raczeks war<br />
(weswegen er auch zeitweise vom Studium<br />
ausgeschlossen war und einige Zeit<br />
um seine akademische Anerkennung<br />
Auf den Spuren der<br />
Breslauer Vandalen<br />
45 waren es insgesamt: Zähringer und<br />
alte Vandalen, mit Damen, einem Gast,<br />
darunter mehrere Altherrensöhne und<br />
Altherrentöchter, die am Tag nach<br />
Himmelfahrt im Traditionskeller des<br />
Breslauer Rathauses fröhlich zusammen<br />
saßen und beim gemeinsamen<br />
Abendessen des 150. Gründungstages<br />
der Landsmannschaft Vandalia-Breslau<br />
gedachten. Der Altherrenvorsitzende,<br />
Franz Donner, erinnerte in kurzen<br />
Worten an dieses Ereignis. O alte Burschenherrlichkeit<br />
erklang, mehr war in<br />
Gegenwart anderer Gäste nicht möglich,<br />
und die eigentliche ›Bucht‹ ist<br />
heute eben eine Bar, die korporativen<br />
Vorstellungen nicht mehr entspricht.<br />
Dennoch war es ein würdiges und stimmungsvolles<br />
Gedenken an den ältesten<br />
Teil unserer Bundesgeschichte.<br />
Der eigentliche Gründungstag, der<br />
21.5., fiel in diesem Jahr auf den Himmelfahrtstag<br />
und wurde mit einem<br />
Ausflug auf den Zobten gestaltet, wie<br />
er wohl seit 1859 unter den Breslauer<br />
Bünden üblich war. Ein ›Gedenkmarsch‹<br />
also in die Vergangenheit<br />
der Breslauer Vandalen! Peter Kästner<br />
hatte zusammen mit Elmar Drewitz<br />
und Uwe Welp eine Breslaufahrt mit<br />
Ausflug ins Riesengebirge vorbereitet<br />
kämpfen mußte). Er war Ehrenmitglied<br />
beim Pharmazeutischen Verein, noch<br />
heute ist in Breslau eine Straße nach<br />
ihm benannt. Seine Urenkelin Maria<br />
Göppert-Mayer bekam zusammen mit<br />
dem Heidelberger Physiker Hans D.<br />
Jensen 1963 den Nobelpreis für Physik.<br />
Wie der folgende Bericht von Hans<br />
Kästner II zeigt, war die Breslaufahrt<br />
ein gelungenes und würdiges Beispiel<br />
studentischer Erinnerungskultur. In<br />
den Ausführungen unserer Festschrift<br />
zum 100. Stiftungsfest im Jahre 1959<br />
haben die Autoren als Zeitzeugen die<br />
Erinnerung an Breslau eindrucksvoll<br />
dokumentiert. Wir als Nachfahren<br />
konnten 50 Jahre später die Erinnerung<br />
am Ort des Geschehens auffrischen<br />
und für die nächsten Generationen<br />
bewahren.<br />
Elmar Drewitz, Zaringia v. m.<br />
Vandalia, Plavia-Cheruscia<br />
und so der Erinnerung an 150 Jahre<br />
Vandalia einen besonderen Anstrich<br />
gegeben, wofür alle Teilnehmer an<br />
der ringsum gelungenen Veranstaltung<br />
sehr dankbar waren. Das breit<br />
gestreute Interesse daran zeigt die heute<br />
erreichte Zusammengehörigkeit der<br />
verschiedenen Ursprünge und Traditionen<br />
unseres Bundes.<br />
Nicht alle der älteren Teilnehmer<br />
unserer Gruppe mußten den Anstieg<br />
auf den Zobten wie früher von der<br />
Stadt aus mitmachen, der Bus fuhr bis<br />
zu einem Wander-Parkplatz auf halber<br />
Höhe. Dennoch war der Aufstieg<br />
von dort noch lang genug, um sich so<br />
richtig auf ein Bierchen oben zu freuen.<br />
Die alte Zobten-Wirtschaft wurde<br />
im mittleren Teil zwar durch eine<br />
überdachte Terrasse erweitert, ist aber<br />
durchaus noch wiederzuerkennen.<br />
Eine Bewirtschaftung erfolgte jedoch<br />
nur durch einen Kiosk; außer uns waren<br />
auch nur wenige Ausflügler oben<br />
anzutreffen. Die in früheren Jahren<br />
als Pausenstation beim Aufstieg angesteuerte<br />
sogenannte ›Apothekerlaube‹<br />
konnten wir nicht wiederfinden.<br />
Die Rückfahrt nach Breslau führte<br />
alternativ über die Gedenkstätte<br />
Schloß Kreisau (Vorbereitung des 20.<br />
26 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
Juli 1944) oder die Stadt Schweidnitz<br />
mit ihrer berühmten Friedenskirche<br />
(Welt-Kulturerbe), wo der Schwiegervater<br />
unseres Seniors AH Gladisch<br />
einst als Pfarrer Dienst tat.<br />
Eine Stadtrundfahrt in Breslau<br />
›Auf den Spuren der Vandalen‹<br />
trifft – abgesehen vom Besuch der<br />
Jahrhunderthalle – immer wieder auf<br />
einen Mittelpunkt: das Rathaus mit<br />
dem Schweidnitzer Keller und der<br />
›Bucht‹. Dabei wird die Nähe zur Universität<br />
und zum ersten Vandalenhaus<br />
in der Werderstraße sichtbar, obwohl<br />
davon nur unbebautes und verwildertes<br />
Brachland übriggeblieben ist.<br />
Fechterbrunnen und Aula Leopoldina<br />
bleiben eindrucksvolle Glanzlichter<br />
Breslauer Studentenlebens, deren Besichtigung<br />
mit Erinnerungen beladen<br />
ist und erfreulicherweise heute jedem<br />
Nostalgie-Touristen offen steht und<br />
mit Kommentaren ohne historische<br />
Streitpunkte begleitet wird. Im sakralen<br />
Bereich der Stadt, auf Dominsel<br />
und Domplatz, hat unsere Heidelberger<br />
Zähringergruppe sicher mehr Zeit<br />
zugebracht als die alten Vandalen vor<br />
150 Jahren und später!<br />
Zu einer gelungenen Überraschung<br />
wurde der Besuch des letzten Vandalenhauses<br />
in der ehemaligen Novastraße,<br />
wenn auch leider nicht allen möglich,<br />
da die gesamte Reisegesellschaft<br />
zu groß für eine Führung gewesen<br />
wäre. Schade, denn das von zahlreichen<br />
Bildern uns allen wohlbekannte<br />
Äußere des Hauses wurde nun ergänzt<br />
durch einen Blick in das Innere unseres<br />
einstigen Korporationshauses.<br />
Der heutige Besitzer, ein polnischer<br />
Architekt, hat das Anwesen vom polnischen<br />
Staat erworben, der vorher<br />
ein Forstamt dort untergebracht hatte.<br />
Einzelne Teile, wie die große Kneipe<br />
in der 1. Etage sind zu zweckentsprechenden<br />
Büroräumen umgestaltet,<br />
viele Details der Innenausstattung<br />
lassen aber durchaus noch den Stil der<br />
Gründerjahre erkennen und sind mit<br />
historischem Verständnis restauriert<br />
worden: der Eingangsbereich mit Marmorfliesen,<br />
das Kaminzimmer, der<br />
Turm , Wandverkleidungen aus Holz,<br />
alle Stuckdecken, Glasfenster, einzelne<br />
alte Möbelstücke findet man ergänzt<br />
durch geschmackvolle Einrichtungsgegenstände<br />
aus Stahl und Glas.<br />
Insgesamt bleibt der beruhigende<br />
Eindruck von einem Hausherrn, der<br />
uns nicht nur sehr zuvorkommend begrüßt<br />
und herumgeführt hat, sondern<br />
auch seine Freude – und die seiner<br />
Frau – an der Pflege und Erhaltung<br />
innenarchitektonischer Zeitbezüge<br />
gezeigt hat. Nostalgiefotos aus unserem<br />
Archiv, die wir als Gastgeschenk<br />
eingepackt hatten, zierten dort bereits<br />
vergrößert und gerahmt die Wände!<br />
Peter Kästner hat den Architekten<br />
zu einem Gegenbesuch auf unser Haus<br />
nach Heidelberg eingeladen. Vielleicht<br />
kommt er wirklich einmal zu uns<br />
und bewundert das Schloß und den<br />
Neckar, so wie wir Heidelberger die<br />
nahezu mediterrane Atmosphäre am<br />
Ring in Breslau auf uns wirken lassen<br />
konnten.<br />
Noch einmal herzlichen Dank allen<br />
drei Organisatoren und auch dem<br />
Dolmetscher, der uns vier Tage begleitet<br />
hat, für eine gelungene, mit<br />
gründlichen Erläuterungen angereicherte<br />
Reise in Vergangenheit und Gegenwart<br />
unserer schlesischen Heimat.<br />
Denn die Ganztagstour am Samstag<br />
ging in alte und neue touristische Attraktionen<br />
des landschaftlich so herrlichen<br />
Riesengebirges. Wir erlebten<br />
Hirschberg mit seinen Kirchen und<br />
schönen Arkaden am Markt, besuchten<br />
die hölzerne Kirche Wang und<br />
sahen dort den Aufstieg zur Schneekoppe<br />
vor uns liegen; wir besichtigten<br />
Gerhart Hauptmanns pompöses ›Haus<br />
Wiesenstein‹ in Agnetendorf und<br />
aßen zum Schluß in einem gemütlichen<br />
Ski-Touristen-Lokal in Krummhübel<br />
(heute Karpacs) zu Abend. Zumindest<br />
dem Namen nach sind diese<br />
Orte heute wie früher vielen bekannt<br />
und wurden von manchem Teilnehmer<br />
unserer Gruppe nicht zum ersten<br />
Mal angesteuert. Mit zunehmender<br />
touristischer Erschließung des Ostens<br />
werden auch sie mehr und mehr an<br />
Beliebtheit gewinnen und Grenzen<br />
überbrücken helfen.<br />
Hans Kästner II,<br />
Zaringia v. m. Vandalia<br />
In Erinnerung gerufen<br />
Das alte Lied vom<br />
Schweidnitzer Keller<br />
Du hast dein Schloß,<br />
Altheidelberg,<br />
Dein Faß, das weltbekannte,<br />
Du hast Perkeo, deinen Zwerg,<br />
Dem stets die Kehle brannte.<br />
Dich, klingenscharfes Jena, preist<br />
Das Lied in hohen Tönen,<br />
weil du noch echten Burschengeist<br />
Bewahrt den Musensöhnen.<br />
Du, Leipzig, schufst dir Ansehn<br />
durch<br />
Den Auerbachschen Keller,<br />
Darin gezecht einst wie ein Lurch<br />
Mephisto Muskateller.<br />
Doch keine deiner Schwestern darf<br />
Dich, Brassel minder achten;<br />
Auch du führst deine Klinge scharf<br />
Und schlägst Philisterschlachten.<br />
Verschenkst ein köstlich braunes<br />
Naß<br />
Im Schweinschen Keller munter;<br />
Es rollt der Bierknecht Faß um Faß<br />
Die Treppen flott herunter.<br />
Hier herrscht bei Tage und bei<br />
Nacht<br />
Ein lustiges Zecherleben;<br />
Hier wird gesungen und gelacht,<br />
Daß rings die Wände beben.<br />
Um eichene Tische sitzen sie,<br />
Die feinsten Biergestalten,<br />
Und junge Füchslein kneipen wie<br />
Die trunkbewährten Alten.<br />
Doch Mitternacht geht um ein<br />
Spuk –<br />
Der toten Rastherrn Seelen<br />
Erscheinen, weil noch mancher<br />
Schluck<br />
Gefehlt den durstigen Kehlen.<br />
Sie lauern, ob nicht wo berauscht<br />
Ein Zecher umgesunken,<br />
Bis sie ihn rasch und unbelauscht<br />
Die Kufe ausgetrunken.<br />
Ich aber ruf’: »Komm mir nur her,<br />
Versoff’ne Galgenstricke!<br />
Und wenn es selbst der Teufel wär’,<br />
Ich brech’ ihm das Genick.«<br />
CC vor Ort<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
27
Achtungsvolles Schweigen im Fuchsturm der Ruine Greifenstein<br />
CC vor Ort<br />
Respekt vor der Leistung<br />
eines Couleurverbandes<br />
Die Teilnehmer an einem GDS-Liedseminar besuchten auch Bad Blankenburg<br />
Ehrenmal in der Burgruine<br />
(Teilansicht)<br />
Seit beinahe 18 Jahren veranstaltet die<br />
GDS (Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte<br />
e.V.) in unregelmäßigen,<br />
aber nicht allzu großen Abständen<br />
und an wechselnden Orten sogenannte<br />
Liedseminare. Neben der Vertiefung<br />
des Wissens über das tradierte<br />
studentische Liedgut und deren praktische<br />
Anwendung gilt dem jeweiligen<br />
genius loci besonderes Augenmerk. Am<br />
letzten Oktoberwochenende war das<br />
thüringische Rudolstadt Gastgeber<br />
einer solchen lectio cantandi. Als ehemalige<br />
Wirkungsstätte der Komponisten<br />
Traugott Max Eberwein (Ergo<br />
bibamus; Mich ergreift, ich weiß nicht<br />
wie; Punschlied) und Gottlieb Albert<br />
Methfessel (Stimmt an mit hellem,<br />
hohem Klang; Brüder, zu den festlichen<br />
Gelagen; Bemooster Bursche<br />
zieh’ ich aus) bot der Ort, der schon<br />
rein optisch von großer Anziehungskraft<br />
ist und mit dem ehemaligen<br />
RSC-Denkmal im Heinepark eines der<br />
größten studentischen Monumente<br />
birgt, auch inhaltlich genügend Anhaltspunkte,<br />
um der Lust am Gesang<br />
auch einen theoretischen Unterbau<br />
zu setzen.<br />
Daß aus der lectio auch ein cursus<br />
wurde, dafür sorgte eine Rundreise<br />
am Samstag, welche über mehr<br />
als hundert Kilometer zu verschiedenen<br />
Stätten meist – aber nicht<br />
nur – studentischer Kultur führte.<br />
Den Anfang machte das Geburtshaus<br />
Rudolf Baumbachs in Kranichfeld;<br />
nicht weit davon liegt Stadtilm<br />
mit seinem gewaltigen Methfessel-<br />
Obelisken am Marktplatz; von dort<br />
führte der Weg nach Arnstadt (mit<br />
Besuch der Bach’schen Hochzeitskirche<br />
in Dornheim und Orgelkonzert<br />
in der Arnstädter Bachkirche), wo<br />
auch ein Denkmal des ehemaligen<br />
›Arnstädter Verbandes mathematischer<br />
und naturwissenschaftlicher<br />
Vereine an deutschen Hochschulen‹<br />
(AV) erhalten geblieben ist; schließlich<br />
weiter nach Ilmenau zum ersten<br />
deutschen Scheffel-Denkmal. Auf<br />
das nahe Baum bachdenkmal beim<br />
Gabelbach mußte aus zeitlichen<br />
Gründen leider ebenso verzichtet<br />
werden wie auf das Erklimmen des<br />
Goethe’schen Kickelhahns (Über<br />
allen Gipfeln ist Ruh’ …).<br />
Dafür galt auf dem Rückweg nach<br />
Rudolstadt ein letzter Abstecher der<br />
Burgruine Greifenstein. Zwar hat das<br />
dortige, Pfingsten 1929 eingeweihte<br />
Ehrenmal des VC nichts Unmittelbares<br />
mit dem studentischen Gesang<br />
zu tun, doch jedenfalls ist es ein Ort<br />
des Respektes. So versammelten sich<br />
die rund 50 Teilnehmer des Seminars<br />
im Turm, dessen schneckenförmiger<br />
Aufgang ausreichend Platz bot.<br />
Die nötigen Informationen waren<br />
bereits zuvor vermittelt worden, folglich<br />
konnte auf verbale Begleittöne<br />
verzichtet werden. Um so eindrucksvoller<br />
war es, als vor dem Ehrenmal<br />
der junge Tenor Sebastian Köchig,<br />
ein ÖCVer, drei Strophen des Gaudeamus<br />
in der alten, schwermütigen<br />
Mollweise sang, die von der Corona<br />
wiederholt wurden. Dem Nachhall<br />
des Gesanges folgten Augenblicke<br />
achtungsvollen Schweigens.<br />
Schon im Vorfeld der Veranstaltung<br />
hatte ich die einzelnen Stationen<br />
abgefahren. Den Greifenstein<br />
kannte ich zwar bereits aus DDR-Zeiten<br />
(also ohne die nach der Wende<br />
wiederhergestellte Inschrift), offen<br />
war für mich aber die Frage nach<br />
dem Bildhauer – die mir bekannte<br />
einschlägige Literatur (CC-Blätter; Historia<br />
Academica; Deutsche Hochschulwarte<br />
1 ) gibt darüber keine Auskunft.<br />
Einem Hinweis aus Blankenburg folgend,<br />
suchte ich nun die Signatur,<br />
wozu ich in einem unbeobachteten<br />
Augenblick das schützende Gitter<br />
überklettern mußte – wenig pietätvoll,<br />
aber erfolgreich: Tatsächlich ist<br />
die Skulptur am Sockel rechts unten<br />
signiert, und zwar mit ›H. Scheuernstuhl<br />
Hannover‹. Damit war die<br />
1 Hingewiesen sei auch noch auf den Aufsatz<br />
»Herabgestürzt in seines Walles Schoos …«<br />
von dem Blankenburger Heimatforscher<br />
Dieter Krause in: Rudolstädter Heimathefte,<br />
47. Jg. (2001), Heft 1/2<br />
28 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
Blick vom Greifensteinturm auf die ehemaligen VC-Sportanlagen<br />
folgende Identifizierung einfach. Es<br />
handelt sich um den 1894 in Pforzheim<br />
geborenen Bildhauer Hermann<br />
Scheuernstuhl, der erst in seiner Heimatstadt,<br />
danach in Karlsruhe und<br />
München ausgebildet wurde und ab<br />
1925 die Abteilung ›Plastik‹ an der<br />
Kunstgewerbeschule Hannover leitete.<br />
Folglich finden sich vor allem<br />
dort noch heute seine Arbeiten, etwa<br />
der Fackelträger und der Fischreiter am<br />
Maschsee, der Mann mit Pferd am Hohen<br />
Ufer und mehrere Bauplastiken.<br />
Daß er sich dem nationalsozialistischen<br />
Geist verpflichtet fühlte, soll<br />
nicht verschwiegen werden, und somit<br />
sind einige seiner Arbeiten unlängst<br />
wieder in den Meinungsstreit<br />
geraten. Nach 1945 nahm er seine<br />
Lehrtätigkeit wieder auf. Für Göttingen<br />
schuf er 1959 den Märchenstein.<br />
1982 starb er in Hannover.<br />
Faszinierend ist natürlich der Blick<br />
von der Plattform des Bergfrieds, und<br />
er läßt auch die jenseits des Ortszentrums<br />
gelegenen Sportanlagen erkennen.<br />
Auch diese habe ich bereits vor<br />
der Wende besucht, als ihr Erscheinungsbild<br />
jenem der Vorkriegszeit<br />
noch näher war. Inzwischen wurde<br />
dort die Landessportschule gebaut<br />
und damit, unter Einbeziehung und<br />
denkmalpflegerischer Beachtung der<br />
Ursubstanz, ein großzügiges, modernes<br />
Sportzentrum geschaffen.<br />
Natürlich suchte ich auch den Gedenkstein,<br />
den der CC im Jahre 2000<br />
errichtet hat; er steht unversehrt, ist<br />
aber inzwischen vom Lavendel so<br />
überwachsen, daß er kaum erkennbar<br />
und die Inschrift schwer lesbar ist.<br />
Bei der Rezeption fragte ich auch<br />
nach dem VC-Gedenkraum. Die äußerst<br />
freundliche und hilfsbereite<br />
Dame wußte meine Frage sofort dem<br />
CC zuzuordnen und berichtete mir<br />
auch von jährlichen Herbsttreffen<br />
der Studenten. Ein Telephonat mit<br />
einer Kollegin bestätigte aber ihre<br />
Annahme, daß dieser Raum – sie<br />
Derzeit hinter Lavendel versteckt: Gedenkstein des VC<br />
sprach von einer ›Kanzlei‹ – ständig<br />
verschlossen sei. Das ist mir zwar verständlich,<br />
doch als Studentenhistoriker<br />
erlaube ich mir die Anregung,<br />
eine dokumentarische Darstellung<br />
der Rolle des VC in Bad Blankenburg<br />
eventuellen Interessenten zumindest<br />
auf Voranmeldung zugänglich<br />
zu machen.<br />
Denn diese Rolle ist ja alles andere<br />
als gering. Noch heute beeindruckt<br />
es, wenn man die Ausmaße der alten<br />
Sportanlagen und des im gepflegten<br />
Bauhausstil gehaltenen Turnerschafterhauses<br />
betrachtet. Und schließlich<br />
ist ja auch die an der Schwarza<br />
Steinplatte in der<br />
Stadthalle mit<br />
Signaturen von<br />
Bürgermeister und<br />
Stadtamtsdirektor<br />
und an der Bundesstraße gelegene<br />
Stadthalle von 1931, die jeder Durchreisende<br />
zwangsweise passiert, ohne<br />
den VC nicht denkbar. Sie wurde seither<br />
ständig genutzt und Anfang des<br />
neuen Jahrhunderts für 15 Millionen<br />
Euro grundlegend renoviert, wobei<br />
die Form des Baukörpers erhalten<br />
blieb. Auf den VC weist heute kein<br />
Text mehr hin, aber eine Steintafel<br />
beim Eingang nennt das Jahr der<br />
Grundsteinlegung (1930) und jenes<br />
der Sanierung (2000). Dabei finden<br />
sich auch zwei geheimnisvolle Kürzel<br />
eingemeißelt: Es sind die Signaturen<br />
des damaligen Bürgermeisters Michael<br />
Pabst und des Stadtamtsleiters<br />
Jürgen Stracke.<br />
Jedenfalls ist es imponierend zu<br />
sehen, was vor mehr als acht Jahrzehnten<br />
ein Couleurverband Großes,<br />
Ausbaufähiges und damit Bleibendes<br />
geschaffen hat.<br />
Raimund Lang<br />
CC vor Ort<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
29
Aus dem Leben unseres Verbandes<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> vor Ort<br />
CC vor Ort<br />
In dieser Rubrik der CC-Blätter stellen Bünde, Altherrenverbände und VACC<br />
besondere Aktivitäten und Ereignisse vor. Zur Mitarbeit ist jedermann eingeladen<br />
Erlangen<br />
Bundesverdienstkreuz für<br />
Vbr. Prof. Dr. Legal<br />
Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler<br />
hat unserem Bundesbruder Prof. Dr.<br />
Helmut Legal, Landsmannschaft Saxo-<br />
Suevia zu Erlangen, in Anerkennung<br />
der um Volk und Staat erworbenen<br />
Verdienste das Bundesverdienstkreuz<br />
am Bande verliehen. Die Ordensübergabe<br />
erfolgte in einer Feierstunde am<br />
12.12.2008 im Senatssaal der Friedrich-Alexander-Universität<br />
Erlangen<br />
durch den Bayerischen Staatsminister<br />
des Inneren Joachim Hermann.<br />
In seiner Laudatio hob der Minister<br />
die herausragenden wissenschaftlichen<br />
Verdienste des Geehrten insbesondere<br />
auf dem Gebiet der Biomechanik<br />
der Gelenke hervor, die sich<br />
in zahlreichen Publikationen niederschlagen.<br />
Dank seines engagierten<br />
Wirkens genieße zudem das von ihm<br />
als Ärztlicher Direktor über lange Jahre<br />
geleitete Orthopädische Krankenhaus<br />
Schloß Werneck einen weit über<br />
die Grenzen Deutschlands hinausreichenden<br />
hervorragenden Ruf.<br />
Der Minister hob auch das vielfältige<br />
ehrenamtliche Engagement Legals<br />
hervor, so z. B. in zwei völkerverbindenden,<br />
die Aussöhnung zwischen<br />
Deutschland und Polen fördernden<br />
Projekten, sowie als jahrzehntelanges<br />
Vorstandsmitglied beim Bayerischen<br />
Roten Kreuz. Prof. Legal habe<br />
des weiteren im Jahre 1997 in Schloß<br />
Werneck in Anwesenheit des Geigers<br />
Yehudi Menuhin den gemeinnützigen<br />
Verein Yehudi Menuhin Live Music Now<br />
Franken mitgegründet, der kulturelle<br />
Sozialarbeit betreibe, verbunden<br />
mit der Förderung hochtalentierter<br />
Musikstudentinnen und -studenten.<br />
Die jungen Künstler konzertieren in<br />
Kliniken, Behinderten-, Seniorenund<br />
Asylantenheimen oder auch in<br />
Strafanstalten und lassen Menschen,<br />
die alt, krank, geistig oder körperlich<br />
behindert sind bzw. am Rande der Gesellschaft<br />
leben, ihre Lebensumstände<br />
zumindest zeitweise vergessen.<br />
Staatsminister Hermann betonte,<br />
daß sich Prof. Legal durch seinen<br />
beispielgebenden und weit über das<br />
normale Maß hinausgehenden Einsatz<br />
zum Wohle der Mitmenschen große<br />
Verdienste erworben habe.<br />
Wir gratulieren unserem Bundesbruder<br />
und Ehrenmitglied des AHV<br />
Saxo-Suevia zu dieser hohen Auszeichnung<br />
und wünschen uns von<br />
ihm, daß er auch weiterhin unser<br />
Bundesleben wie bisher in bemerkenswerter<br />
Weise bereichern und<br />
fördern möge!<br />
aB Johann Steinhauer,<br />
Saxo-Suevia<br />
Jena und Marburg<br />
Viele fröhliche<br />
Familien-Ferien-Feste<br />
Urlaubstreffen an wechselnden Orten<br />
begeistert immer mehr Rhenanen.<br />
Schon zum zehnten Mal hat die<br />
Landsmannschaft Rhenania zu Jena<br />
und Marburg ihrer traditionellen<br />
Maikneipe den Rücken gekehrt –<br />
zugunsten eines Treffens an wechselnden<br />
Orten der Bundesrepublik<br />
fernab des im Jahreslauf mehrfach<br />
frequentierten Hauses an den beiden<br />
Hochschulorten. Und: Anders als bei<br />
den früheren Maientreffen nicht in<br />
Männerrunde, sondern in der großen<br />
Bundesfamilie mit den Damen,<br />
Kindern, Eltern, Enkeln und auch<br />
Freunden.<br />
Jeweils ein Bundesbruder an interessantem,<br />
sehenswerten Ort wird ›ausgeguckt‹<br />
und organisiert das Treffen<br />
– meist Anfang September zur schönsten<br />
Spätsommerzeit. Das Konzept<br />
findet in der Rhenanenfamilie zunehmend<br />
eindrucksvollen Zuspruch.<br />
In diesem Jahr traf man sich in<br />
Lüneburg. 26 Alte Herren waren gekommen<br />
– davon über 20 mit ihrer<br />
Herzdame, dazu eine kleine Aktivenschar<br />
und ganze sieben Zwergerl –<br />
insgesamt eine stattliche Corona<br />
von knapp Sechzig. Ausgerichtet<br />
30 CC-Blätter 4/<strong>2009</strong>
Rhenanen-Treffen – so unterhaltsam wie interessant<br />
hatte das Treffen ebenso unterhaltsam<br />
wie präzise Bundesbruder Daniel<br />
Schneider, Rechtsanwalt am Ort. Es<br />
gab einen Begrüßungsnachmittag<br />
in einem freundlichen Parkcafé, ein<br />
fulminantes hanseatisch-historisches<br />
Ess- und Trink-›Gelage‹ in der ›Brauerkumpaney‹,<br />
eine Stadtrundfahrt per<br />
Kutschwagen, gezogen von gemütlichen<br />
Bräurössern, einen Stadtrundgang,<br />
geführt mit viel Witz und Anekdoten<br />
von historisch gewandeten<br />
und gewandten Stadtwächtern und<br />
Herolden und natürlich reichlich<br />
Einkehr zu Erfrischung und Atzung.<br />
Insgesamt freute man sich über viel<br />
Wissens- und Sehenswertes und viel<br />
Gelegenheit zu Plausch und Gedankenaustausch<br />
unter Bundesbrüdern,<br />
von denen man viele lange nicht sah.<br />
Keine Frage, daß es 2010 wieder ein<br />
Rhenanen-Ferien-Treffen geben wird.<br />
Diesmal in Düsseldorf (vorausgegangen<br />
waren schon Berg am Starnberger<br />
See, Höxter, Hohenlimburg, Mainz,<br />
Münster, Neuruppin, Regensburg,<br />
Saalfeld und Weinheim). Das Konzept<br />
hat sich prächtig bewährt.<br />
Bernd Glocke,<br />
Rhenania zu Jena und Marburg<br />
Mülheim<br />
60 Jahre VACC Mülheim<br />
an der Ruhr<br />
Am 6. November <strong>2009</strong> konnte die<br />
VACC Mülheim an der Ruhr im Mülheimer<br />
Restaurant ›Ratskeller‹ mit<br />
einer gelungenen Festveranstaltung<br />
die Feier ihres 60 jährigen Bestehens<br />
begehen. Waren in den ersten Jahrzehnten<br />
solche Jubiläums-Daten stets<br />
Anlaß für einen Kommers, hatte sich<br />
das im Laufe der Zeit geändert in<br />
einen gemeinsamen Abend mit unseren<br />
Damen, die – das sei nebenbei<br />
erwähnt – seit langem einen gut besuchten<br />
Damenstammtisch parallel<br />
zu den Herren der Schöpfung durchführen.<br />
Auch diesmal fand also das Jubelfest<br />
– mit 54 Teilnehmern – als<br />
eine Art ›Akademisches Festessen‹<br />
statt: Nach einem wohlschmeckenden<br />
Aperitif konnte im Laufe des<br />
Abends einem vorzüglichen Menü<br />
zugesprochen werden, natürlich<br />
mit den entsprechenden guten Getränken<br />
garniert.<br />
Der langjährige Vorsitzende der<br />
VACC Mülheim an der Ruhr, Vbr.<br />
Wilfried Arenz, Cimbria Freiburg,<br />
ging in seiner Ansprache auf einige<br />
besondere Ereignisse in der Geschichte<br />
der VACC ein. Schon am 22.9.1949<br />
wurde auf Initiative des verdienstvollen<br />
Vbr. Dr. Karl Gernand, Chattia<br />
Gießen, Tyrol Innsbruck, zunächst<br />
die VAL wiedergegründet, die sich<br />
dann nach dem Zusammenschluß<br />
von Landsmannschaften und Turnerschaften<br />
1952 mit der VAT vereinigte;<br />
Dr. Gernand blieb über 25 Jahre<br />
1. Vorsitzender, bis zu seinem Tode<br />
1977, in den letzten Jahren vertreten<br />
durch den 2. Vorsitzenden Dr. Heinz<br />
aus der Fünten, Troglodytia Kiel,<br />
Hasso-Borussia Marburg, der dann<br />
zunächst die Leitung übernahm und<br />
heute noch Kassenwart ist! Der Vorsitz<br />
wurde ab dem 1.1.1981 von Vbr.<br />
Arenz übernommen, der seitdem bis<br />
heute – und hoffentlich noch viele<br />
Jahre bei bester Gesundheit! – das<br />
Schiff der VACC durch die Wogen<br />
der Zeit steuert.<br />
Klar, daß einigen herausragenden<br />
Ereignissen in diesen langen Jahren<br />
besondere Erwähnung zuteil wurde;<br />
so z. B. die vielen Besichtigungen in<br />
Firmen, Museen, in Ateliers von bildenden<br />
Künstlern und Konzertbesuche,<br />
nicht zu vergessen die vielen<br />
geselligen Ereignisse wie Spargelessen,<br />
runde Geburtstage und so vieles<br />
mehr. Darauf wies als Vertreter der<br />
anderen akademischen Verbände –<br />
vertreten waren die VAC, VAB, CV<br />
und Wingolf – auch Herr Wbr. Auberg,<br />
VAC – Corps Franconia Fribergensis<br />
Sylvania Tharant zu Aachen,<br />
hin, der als typisches Geschenk des<br />
Ruhrgebiets (er ist selber Bergmann!)<br />
mit kräftigem »Glückauf!«eine echte<br />
Grubenlampe überbrachte (Bild<br />
links).<br />
Keine akademische Feier ohne<br />
entsprechenden Gesang! So erklang –<br />
an der Bierorgel begleitet von Vbr. Dr.<br />
Volker Kuntzsch, Cheruskia Darmstadt,<br />
manch kräftig gesungenes<br />
Kommerslied zur Abrundung eines<br />
äußerst gut gelungenen Abends. Die<br />
VACC Mülheim an der Ruhr – zurzeit<br />
mit 46 Mitgliedern – sieht vertrauensvoll<br />
und optimistisch in die Zukunft!<br />
Dr. Volker Thien,<br />
Alemanno-Palatia, Tyrol<br />
CC vor Ort<br />
CC-Blätter 4/<strong>2009</strong><br />
31
Verband Alter Herren des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s (AHCC) e. V., Triftstraße 1, D-80538 München<br />
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Präsentation und Visualisierung<br />
Konfliktmanagement<br />
Soziale Kompetenz<br />
Kontakte knüpfen – Menschen für sich gewinnen<br />
Benimm und Etikette – Regeln im sozialen und kulturellen Miteinander<br />
Persönliche Leistungssteigerung – Effektives Lernen<br />
Mindmapping zur Erhöhung der Arbeitseffektivität<br />
Rhetorik I, Rhetorik II<br />
Rhetorik (Durchführung von Besprechungen)<br />
Rhetorik für Juristen<br />
Rhetorik – Argumentations- und Verhandlungstechniken<br />
Unternehmenssimulation und -planspiele<br />
Betriebswirtschaft und Finanzen (Grundlagen)<br />
Pressearbeit<br />
Medienauftritt<br />
CC-Akademie e. V. • Bildungswerk des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
Fragen beantwortet … – Seminarbuchungen bei …<br />
wolf.honigmann@cc-akademie.de