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4/2010 - Coburger Convent

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B 2042 F<br />

CC-Blätter<br />

<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften<br />

4/<strong>2010</strong><br />

125. Jahrgang<br />

Dezember <strong>2010</strong><br />

›20 Jahre deutsche Einheit‹ – der <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> feierte sie mit einem Kommers in Stuttgart


Termine<br />

Akademischer Kalender<br />

■ 28. Januar 2011<br />

Ball des Wiener Korporationsringes<br />

in der Wiener Hofburg<br />

■ 17. bis 20. März 2011<br />

Leipziger Buchmesse, u. a. mit<br />

Präsentation korporationsstudentischer<br />

Literatur<br />

Die Akademische Landsmannschaft<br />

der Salzburger zu Salzburg<br />

lädt anläßlich der internationalen<br />

Jagdmesse ›Die Hohe<br />

Jagd‹ alle Verbandsbrüder am<br />

Sa., 26.2.2011, um 20 Uhr ct<br />

zur<br />

Jagakneipe<br />

mit Jause<br />

auf die Burse, Vogelweiderstr. 17,<br />

in A-5020 Salzburg herzlich ein.<br />

Anmeldung erbeten unter<br />

Tel. 00 43 - 6 50 - 5 92 90 15 oder<br />

ePost Prof.Carl@t-online.de<br />

2 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

■ 26. März 2011<br />

58. Düsseldorfer Frühjahrsball<br />

■ 19. März 2011<br />

2. CC­Präsidiumssitzung<br />

<strong>2010</strong>/11 in Aachen<br />

■ 26. März 2011<br />

56. CDA­Ball in Bad Homburg<br />

■ 1. April 2011<br />

Bismarck­Kommers der<br />

Bielefelder Korporationsverbände<br />

■ 9. April 2011<br />

CDA­Frühjahrsconvent in<br />

Braunschweig<br />

■ 2.–5. Juni 2011<br />

130. Stiftungsfest T. Cheruscia<br />

Straßburg zu München<br />

■ 2.–5. Juni 2011<br />

140. Stiftungsfest APL Hercynia<br />

in Frankfurt<br />

Die Landsmannschaft im CC Hansea auf dem Wels zu München<br />

trauert um ihre verstorbenen Bundesbrüder<br />

Seminarangebote<br />

und Seminartermine<br />

erfahren Sie unter<br />

www.cc-akademie.de<br />

Dipl. Kfm. Hero Deking Dr. med. Peter Kramer<br />

* 9. Oktober 1938 † 31. Mai 2009 * 6. Januar 1941 † 28. Juni 2009<br />

Dr. med. vet. Edgar Horn Dr. med. vet. Kurt Thiele<br />

* 1. Dezember 1912 † 21. Juli 2009 * 19. Mai 1911 † 3. August 2009<br />

Dipl. Ing. Hans-Werner Huß Dipl. Ing. Otto Wilhelm Stratenhoff<br />

* 27. August 1942 † 11. Oktober 2009 * 9. Mai 1912 † 6. April <strong>2010</strong><br />

Dr. rer. nat. Dipl. Chem. Dieter Mempel<br />

* 18. Juli 1933 † 19. September <strong>2010</strong><br />

Wir werden unseren Bundesbrüdern stets ein ehrendes Andenken bewahren.<br />

Joachim Seuling Philipp Kröll<br />

AHV­Vorsitzender Erstchargierter<br />

»Im Grunde sind es doch die Verbindungen zu Menschen,<br />

welche dem Leben seinen Wert geben.«<br />

(Wilhelm von Humboldt)<br />

■ 9. bis 14. Juni 2011<br />

143. CC­Pfingstkongreß<br />

in Coburg<br />

■ 19. Juni 2011<br />

Zwingenbergfest des CC<br />

■ 8.–10. Juli 2011<br />

140. Stiftungsfest L. Normannia<br />

Darmstadt<br />

■ 23. Juli 2011<br />

Präsidiumsübergabe in Aachen


4/<strong>2010</strong><br />

Deutschlandkommers des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s,<br />

organisiert von der VACC Stuttgart.<br />

250 Verbandsbrüder und Gäste nahmen teil 7<br />

10. Greifensteintagung und Zeit für Erinnerungen:<br />

Wie die Erfolgsgeschichte ›Der CC und Bad<br />

Blankenburg‹ begann 12<br />

Pomerania Halle-Aachen ist die neue<br />

Präsidierende im <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>.<br />

Der Bund stellt sich unseren Lesern vor 20<br />

Aus dem Inhalt<br />

Akademischer Kalender 2<br />

Termine<br />

Leserbriefe 4<br />

Ihre Meinung – Ihre Zuschrift .<br />

Aus der Postmappe der Redaktion<br />

Aus dem CC 7<br />

20 Jahre in Einheit und Freiheit:<br />

Deutschlandkommers des CC<br />

und der VACC Stuttgart<br />

Vom Roland aufs Rössle:<br />

Vorortwechsel von Bremen nach Stuttgart<br />

Zehn Jahre Greifensteintagung<br />

Der CC und Bad Blankenburg –<br />

eine Erfolgsgeschichte<br />

Das Amtsblatt 19<br />

Verbum peto:<br />

Wo Toleranz ihre Grenzen findet<br />

Von der Universität Halle zur RWTH Aachen:<br />

Die Präsidierende stellt sich und die Sprecher<br />

des CC vor<br />

Forum 25<br />

Quo vadis <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>?<br />

Bologna und kein Ende<br />

Gemeinsam sind wir stark – oder?<br />

CC vor Ort 31<br />

Cimbria Wien feierte ihr 140. Stiftungsfest<br />

in Coburg<br />

Von der ›Veilchenblauen Republik‹ zur<br />

Akademischen Landsmannschaft:<br />

Tyrol Innsbruck feierte 130. Stiftungsfest<br />

Neustart an ihrer alten Alma Mater:<br />

Plavia-Arminia Leipzig<br />

Gottinga feierte ein glanzvolles<br />

150. Stiftungsfest<br />

Kurznachrichten<br />

Aus der literarischen Feder von<br />

Verbandsbrüdern<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

3<br />

Inhalt


Editorial<br />

4 CC-Blätter bisherige Anschrift 4/<strong>2010</strong><br />

Was ich erwarte vom neuen Jahre?<br />

Daß ich die Wurzel der Kraft mir wahre,<br />

Festzustehen im Grund der Erden,<br />

Nicht zu lockern und morsch zu werden,<br />

Mit den frisch ergrünenden Blättern<br />

Wieder zu trotzen Wind und Wettern,<br />

Mag es ächzen und mag es krachen,<br />

Dunkel zu rauschen, hell zu lachen<br />

Und im flutenden Sonnenschein<br />

Freunden ein Baum des Lebens zu sein.<br />

An den Verband Alter Herren des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s (AHCC) e. V.<br />

Triftstraße 1, D-80538 München<br />

o Adreßänderung o Neuaufnahme<br />

Hiermit teile ich meine ab sofort / ab ......................... gültige Adresse mit:<br />

Titel/Beruf, Vorname, Name Geburtsjahr<br />

Mutterbund / weitere Bünde<br />

Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Ort<br />

Neujahrswunsch<br />

Mit diesem Neujahrsgedicht des Lyrikers<br />

Karl Friedrich Henckell (1864–1929) wünschen<br />

Ihnen das Präsidium des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />

sowie Schriftleitung und Verlag der CC­Blätter ein<br />

glückliches Neues Jahr<br />

mit vielen harmonischen Begegnungen mit<br />

Bundes­ und Verbandsbrüdern.<br />

Auch per Telefax (0 89) 22 31 22 oder als E-Mail kanzlei@coburger-convent.de<br />

Impressum<br />

CC-Blätter<br />

Magazin des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s.<br />

Offizielles Verbandsorgan<br />

Herausgeber und Verlag:<br />

Verband Alter Herren des<br />

<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s (AHCC) e. V.,<br />

Triftstraße 1, D­80538 München,<br />

Tel. (0 89) 22 37 08,<br />

Fax (0 89) 22 31 22<br />

kanzlei@coburger­convent.de<br />

Anschriftenänderungen bitte nur<br />

an diese Adresse!<br />

Redaktion (verantwortlich) und<br />

Verlagsvertretung:<br />

Pfr. em. Detlef Frische (df),<br />

Ubia Brunsviga, Hasso­Guestfalia,<br />

akadpress GmbH<br />

Oberstraße 45, D­45134 Essen<br />

Tel. (02 01) 43 55 41­00<br />

Fax (02 01) 43 55 41­01<br />

Funkruf (01 72) 218 41 23<br />

E­Mail: info@akadpress.de oder<br />

cc­blaetter@coburger­convent.de<br />

ISDN­Dateitransfer<br />

(02 01) 43 55 41­02 (MacOS)<br />

(02 01) 43 55 41­03 (PC Eurofile)<br />

Ständige Mitarbeiter:<br />

Rüdiger Gerald Franz (rgf),<br />

Teutonia Bonn;<br />

Hans­Werner Goldner (go),<br />

Asci burgia<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich.<br />

Einzelheft 1,– Euro zzgl. Versandgebühren<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

CC­Kanzlei (Anschrift s. o.) in Verbindung<br />

mit akadpress GmbH<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 13<br />

Gesamtherstellung:<br />

akadpress GmbH, Essen<br />

Anschrift s. Redaktion<br />

Auflage: 14.000 Exemplare<br />

Abbildungen in diesem Heft:<br />

Archiv akadpress, Archiv Verdensia<br />

Göttingen, Detlef Frische,<br />

Norman Rönz (CC­Presseamt),<br />

Klaus Wöhner, Privataufnahmen.<br />

Redaktionsschluß für Nr. 1/2011:<br />

25. Februar 2011


Aus der Postmappe der Redaktion<br />

Ihre Meinung – Ihre Zuschrift<br />

Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Je kürzer er gefaßt ist, desto größer ist die<br />

Möglichkeit, ihn ungekürzt zu veröffentlichen<br />

Zur Sache Ahlhaus – und<br />

was in Heidelberg und<br />

Hamburg zum guten Ton<br />

gehört …<br />

Zu CC-Blätter 3/<strong>2010</strong>, S. 5ff., »Und<br />

plötzlich ist man in den Medien …«<br />

Eine gelungene Dokumentation der<br />

unsäglichen Vorgänge in Hamburg<br />

um die von­Beust­Nachfolge durch<br />

Vbr. Frische; und man weiß nicht,<br />

was empörender ist – diese penetrante<br />

Daueranmaßung einer hybriden<br />

rot­grünen Deutungshoheit zu allen<br />

gesellschaftlichen Fragen oder die<br />

Rückgratlosigkeit eines typischen<br />

Politschiks, der sich m. E. mit diesem<br />

opportunistischen Profil für jede<br />

Führungsaufgabe in der Gesellschaft<br />

denkbar disqualifiziert hat. Das hat<br />

man ihm in Leserbriefen etwa der<br />

FAZ auch ins Stammbuch geschrieben<br />

und kommt in der treffenden<br />

Kommentierung der gesamten Causa<br />

durch Vbr. Frische am Ende gleichfalls<br />

zum Ausdruck.<br />

Gut, daß der CC sich in angemessener,<br />

nicht polemischer Form<br />

sachlich zur Wehr gesetzt hat, wohltuend<br />

im Unterschied zum schrillen<br />

Kampfgeschrei rot­grüner, im Besitze<br />

des bedeutsamen Halbwissens die<br />

reine gesellschaftliche Lehre kündender<br />

Hamburger Salonsozialist / innen<br />

(so etwas wäre von der klassischen<br />

hamburgischen Sozialdemokratie<br />

à la von Dohnanyi, Apel, Schmidt<br />

u. a. wohl kaum zu erwarten gewesen).<br />

Gut zum andern, daß dessen<br />

verwahrende Klarstellung bundesweite<br />

Wirkung nunmehr auch außerhalb<br />

des Verbandes entfaltet hat.<br />

Aber weitere Aufmerksamkeit sollte<br />

man Herrn A. hier im Süden nicht<br />

zuteil werden lassen, er ist ja jetzt in<br />

Hamburg – unter Seinesgleichen …<br />

Dr. Michael P. Schmude,<br />

Cimbria Königsberg zu Saarbrücken<br />

Ein offener Brief an<br />

Michael Neumann,<br />

SPD-Fraktionsvorsitzender<br />

in Hamburg<br />

Zu CC-Blätter 3/<strong>2010</strong>, S. 5ff., »Und<br />

plötzlich ist man in den Medien …«<br />

Sehr geehrter Herr Neumann,<br />

Vorurteile sind bekanntlich<br />

schwerer zu zertrümmern als Atome,<br />

wie ein Größerer und Klügerer<br />

als Sie und ich einmal treffend bemerkte.<br />

Deshalb will ich gar nicht<br />

erst versuchen, mit Ihnen über Ihre<br />

eingestandenermaßen vorhandenen<br />

Vorurteile zu diskutieren. Gegen<br />

ideologische Scheuklappen kann<br />

man nichts machen.<br />

Fast noch peinlicher als Ihre<br />

Äußerungen im NDR sind Ihre gewundenen<br />

Einlassungen danach.<br />

Offenbar fehlt es Ihnen an Größe<br />

und Souveränität, um schlicht zuzugeben,<br />

daß Sie einen Fehler gemacht<br />

haben, und sich zu entschuldigen.<br />

Stellen Sie sich doch bitte mal folgendes<br />

Szenario vor: Ich behaupte öffentlich,<br />

die Hamburger Sozialdemokraten<br />

seien Lügner und Vaterlandsverräter.<br />

Auf entsprechende Proteste<br />

reagiere ich gereizt und genervt und<br />

erkläre, diese Proteste hätten mich<br />

noch in meiner Meinung bestärkt.<br />

Und überhaupt wäre die Äußerung<br />

ja nur in einem Zehnsekunden­<br />

Interview gefallen. Schließlich sei<br />

mir ja auch nicht zuzumuten, jeden<br />

Genossen auf seine Wahrheitsliebe<br />

und seine Vaterlandstreue abzuhorchen,<br />

und den Michael Neumann,<br />

den hätte ich gar nicht genannt und<br />

auch nicht gemeint, es sei denn, das<br />

Gegenteil stelle sich noch heraus.<br />

Das genau ist Ihre Argumentationsweise.<br />

Respekt und Fairness als<br />

Bestandteile einer demokratischen<br />

Streitkultur sind Ihnen offenbar<br />

abhanden gekommen – falls Sie sie<br />

je besessen haben sollten. Selbst eigene,<br />

kritische Parteigenossen werden<br />

angeraunzt, das früher in Ihrer<br />

traditionsreichen Partei übliche<br />

›Du‹ verbitten Sie sich. Es ist schon<br />

erstaunlich, wie weit sich manche<br />

politischen Mandatsträger von denen<br />

entfernt haben, die sie gewählt<br />

haben. Sie streben keine ›Höheren<br />

Weihen‹ an, sagen Sie, wollen also<br />

wohl nicht Bürgermeister werden.<br />

Sehr vernünftig!<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Jürgen Seibert, Schaumburgia<br />

»Nicht genug Rückgrat«<br />

Zu CC-Blätter 3/<strong>2010</strong>, S. 5ff., »Und<br />

plötzlich ist man in den Medien …«<br />

Hardliner Christoph Ahlhaus hat sich<br />

als ziemliches Weichei entpuppt. Es<br />

ist eine Schande, nicht genug Rückgrat<br />

zu zeigen und sich zu seiner Korporationszugehörigkeit<br />

zu bekennen,<br />

nur weil man deswegen Probleme mit<br />

dem politischen Gegner bekommt.<br />

Deshalb ist sein Ausscheiden aus dem<br />

CC kein Verlust.<br />

Wolfgang Neugebauer, Concordia<br />

»Bündnisse gegen<br />

Rechts«<br />

Zu CC-Blätter 2/<strong>2010</strong>, S. 4., »Verbum<br />

peto«<br />

Der damalige AHCC­Vorsitzer bekundet<br />

in seiner Kolumne ein großes<br />

Verständnis für die ›Bündnisse<br />

gegen Rechts‹, deren »friedliche Demonstrationen«<br />

leider gelegentlich<br />

durch Linksautonome mißbraucht<br />

werden. Zudem fordert er, wir müßten<br />

noch mehr daran arbeiten, uns<br />

gegen die ›rechte Szene‹ abzugrenzen,<br />

Vorkommnisse wie die Absage des<br />

Verbändekommerses in Hamburg<br />

gäbe es dann vielleicht nicht.<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

5<br />

Leserbriefe


Leserbriefe<br />

Aus Hamburger Sicht ist hierzu<br />

anzumerken, daß die heftigen Angriffe<br />

gegen den Hamburger Verbändekommers<br />

und die Hamburger<br />

Verbindungen insgesamt seit Jahren<br />

von einem solchen ›Bündnis gegen<br />

Rechts‹ vorgetragen werden. In den<br />

jährlichen Berichten des Hamburger<br />

Verfassungsschutzes ist dieses ›HBgR‹<br />

unter den linksextremistischen Organisationen,<br />

auch in Verbindung<br />

mit gewalttätigen Aktivitäten, in der<br />

Rubrik ›Antifaschismus‹ aufgeführt.<br />

Die Argumente der ›antifaschistischen‹<br />

Organisationen gegen die Verbindungen<br />

beziehen sich auf angebliches<br />

›Elitedenken‹, ›Exklusivitätsanspruch‹,<br />

›Seilschaften‹, ›Sexismus‹,<br />

›Vaterlandsdenken› sowie veraltete,<br />

reaktionäre Ansichten im allgemeinen<br />

usw. Sie betreffen den Männerbund<br />

als Lebensbund schlechthin.<br />

Zu den Verbindungen, die ihr Heil<br />

in der Abgrenzung gegenüber angeblich<br />

›rechten‹ Verbindungen suchen,<br />

hieß es in Antifa­Verlautbarungen<br />

gerade vor dem diesjährigen Pfingstkongreß:<br />

»Daraus läßt sich aber nicht<br />

folgern, daß sie nun die besseren<br />

oder gar die unbedenklicheren Verbindungen<br />

sind. … solche konservativen<br />

Positionen als unpolitisch<br />

oder liberal verkaufen zu wollen,<br />

geht am Kern der Sache vorbei, es ist<br />

und bleibt die alte Sch…«.<br />

Mithin ist es eine Illusion, zu<br />

glauben, daß eine Distanzierung von<br />

irgendwelchen rechten Tendenzen<br />

innerhalb oder außerhalb des Korporationslebens<br />

den Effekt hätte,<br />

daß die Antifa von ihren Aktivitäten<br />

Abstand nähme. Die Korporationen<br />

sollten zur Kenntnis nehmen, daß<br />

sie insgesamt das Feindbild darstellen.<br />

Man haßt uns, weil wir so sind,<br />

wie wir sind. Nur zur Klarstellung:<br />

Sollte bei einer Einzelkorporation<br />

eine extremistische Unterwanderung<br />

versucht werden, muß diese<br />

Korporation natürlich ihre spezifischen<br />

Probleme lösen, nicht weil die<br />

Antifa vorstellig wird, sondern aus<br />

eigenem demokratischen Selbstverständnis.<br />

Die Vereinigung Hamburger Akademikerverbände<br />

(VHA) – Mitglieder<br />

derzeit aus BDIC, CC, DB, DS,<br />

KSCV und WSC – hat sich deshalb<br />

nach einer Analyse der hiesigen<br />

Lage entschlossen, sich nicht auseinanderdividieren<br />

zu lassen, sondern<br />

gemeinsam den Kampf gegen<br />

6 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

die Linksextremisten zu führen.<br />

So haben sich auch Mitglieder aller<br />

Verbände – mit Unterstützung<br />

namhafter Hamburger Persönlichkeiten,<br />

auch ohne Korporationsmitgliedschaft<br />

– an die Handwerkskammer<br />

Hamburg gewandt, um<br />

die Kündigung der Räume für den<br />

Verbändekommers rückgängig zu<br />

machen. Dies ist zwar noch nicht<br />

gelungen, immerhin sah sich der<br />

Kammervorsitzende aber genötigt,<br />

dem in der Presse gegenüber der<br />

VHA – mit der Kammer als Quelle<br />

– erhobenen Extremismusvorwurf<br />

entgegenzutreten. Als Grund für die<br />

Absage der Räumlichkeiten führte er<br />

nun (wenn auch wenig glaubhaft),<br />

die Unvereinbarkeit des Kommerses<br />

mit einer derzeit laufenden PR­<br />

Kampagne seiner Organisation an.<br />

Dieses teilweise Einlenken ist also<br />

einer selbstbewußten Kampagne der<br />

VHA zu verdanken, bei der externe<br />

Unterstützung mobilisiert werden<br />

konnte und auf die Anwendung des<br />

Sankt­Florian­Prinzips verzichtet<br />

wurde.<br />

Auch der CC (CC­Sprecher und<br />

AHCC­Vorsitzer) wurde übrigens<br />

um Unterstützung gebeten. Dies<br />

geschah mit dem ausdrücklichen<br />

Hinweis, daß der Erfolg der Antifa<br />

in Hamburg als Präzedenzfall für<br />

andere Städte genutzt werden würde.<br />

Nach einer Erinnerung erhielt<br />

ich immerhin vom AHCC­Vorsitzer<br />

die Nachricht, daß das Präsidium<br />

sich mit dieser Sache befassen wolle.<br />

Den CC-Blättern 1/<strong>2010</strong> konnte ich<br />

dann entnehmen, daß der Vorgang<br />

›zuständigkeitshalber‹ an den CDA<br />

weitergeleitet wurde: »Wir hoffen,<br />

daß dieses ein einmaliger Vorgang<br />

ist, werden aber die Entwicklung<br />

weiter beobachten und bei Wiederholungsfällen<br />

über den CDA, der<br />

für solche verbandsübergreifenden<br />

Dinge zuständig ist, Stellung beziehen«.<br />

Eine tatkräftige solidarische<br />

Unterstützung sieht wohl anders aus.<br />

Angesichts dieses ›Verwaltungshandelns‹<br />

erinnerte ich mich mit Sympathie<br />

an die 68er Parole: »Wer sich<br />

nicht wehrt, lebt verkehrt!«.<br />

Daß es auch anders geht, zeigt<br />

die wehrhafte Reaktion des CC zur<br />

›Causa Ahlhaus‹. Sie hat in der Hamburger<br />

Presse eine gute Resonanz gefunden.<br />

Horst Szychowiak, Mecklenburgia,<br />

VACC Hamburg-Alstertal<br />

Die Causa Ahlhaus<br />

aus Hamburger Sicht<br />

»Die Art und Weise, wie GAL­<br />

Mitglieder und GAL­Gliederungen<br />

derzeit mit unserem<br />

Bürgermeisterkandidaten Ahlhaus<br />

umgehen, ist ein Skandal.<br />

Obgleich die CDU nie einen Zweifel<br />

daran gelassen hat, die Koalition<br />

vertragstreu weiterzuführen,<br />

wird am Bürgermeisterkandidaten<br />

herumgenörgelt, als ob er eine<br />

zwielichtige Person sei, deren Akzeptanz<br />

bei der GAL erst durch besondere<br />

Bußübungen gewonnen<br />

werden müßte. So wurde Ahlhaus’<br />

Mitgliedschaft als Konkneipant in<br />

einer Korporation des <strong>Coburger</strong><br />

<strong>Convent</strong>s, die er aufgrund seines<br />

Eintretens in Heidelberg für die<br />

freie Entfaltung der studentischen<br />

Verbindungen erlangt hatte, in<br />

einer Weise problematisiert, als<br />

ob er sich damit einer extremistischen<br />

Gruppierung angeschlossen<br />

hätte. Die GAL war sich nicht<br />

zu schade, platteste Vorurteile zu<br />

formulieren, die vor allem die<br />

blanke Unkenntnis der Grünen<br />

darüber offenbarten, was eine studentische<br />

Korporation ist. …<br />

Die Hamburger Stimmen zeigen,<br />

daß die Grünen sich noch<br />

nicht von ihren linksideologischen<br />

Wurzeln emanzipiert haben.<br />

Die Herkunft vieler ihrer<br />

Führungskader aus den maoistischen<br />

Gruppierungen der 70er<br />

Jahre wirkt offenkundig bis heute<br />

fort. Der sektiererische Anspruch,<br />

in das Privatleben freier Bürger<br />

hineinzuregieren, steht im Widerspruch<br />

zu einer freiheitlichen<br />

Ordnung, wie sie dem Grundgesetz<br />

vorschwebt. Ehe die GAL<br />

›bürgerliche‹ Partei wird, was ihr<br />

viele Euphoriker in der CDU heute<br />

schon zusprechen, hat sie noch<br />

einen weiten Weg vor sich. …<br />

Es hätte der CDU gut angestanden,<br />

wenn sie sich vor den<br />

<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> und vor die<br />

Korporationen anderer Verbände<br />

gestellt hätte.«<br />

Aus: Alsterkreis. Für einen konservativen<br />

Aufbruch in der CDU,<br />

Nr. 6/<strong>2010</strong>, 14.8.<strong>2010</strong>


»Sie haben das besondere Recht, die deutsche Einheit zu feiern!«<br />

20 Jahre in Einheit und Freiheit<br />

In Gedenken an die Wiedervereinigung feierte der CC einen Deutschlandkommers<br />

Einigkeit und Recht und Freiheit, die<br />

ersten Worte unserer Nationalhymne,<br />

stehen für das höchste Gut der<br />

Bundesrepublik. Vierzig Jahre mußte<br />

die deutsche Bevölkerung in Ost und<br />

West auf dieses Gut warten. Nicht<br />

nur gewartet, sondern auch eingesetzt<br />

für die friedliche Einigung und<br />

Wiedererlangung der Souveränität<br />

hat sich der <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> während<br />

all der Jahre der deutschen Teilung.<br />

Besonders symbolträchtig waren<br />

der alljährliche Fackelzug und die<br />

anschließende Mahnstunde auf dem<br />

<strong>Coburger</strong> Marktplatz. Trotz größter<br />

Anfeindungen hat sich der <strong>Coburger</strong><br />

<strong>Convent</strong> nie von seinem Postulat<br />

der deutschen Wiedervereinigung<br />

abbringen lassen. Vor nunmehr 20<br />

Jahren, am 3. Oktober 1990, kam<br />

zusammen, was immer zusammen<br />

gehörte.<br />

In Gedenken an diese Glanzstunde<br />

deutscher Geschichte veranstalteten<br />

der <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> und die VACC<br />

Stuttgart als Vorort des AHCC am<br />

25. September einen Deutschlandkommers.<br />

Rund 250 Verbandsbrüder,<br />

Waffenbrüder und Gäste versammelten<br />

sich, um im ›König­Karl­Saal‹ im<br />

Stuttgarter ›Haus der Wirtschaft‹ einen<br />

würdigen und feierlichen Kommers<br />

mitzuerleben.<br />

Dabei gaben sich acht Chargenabordnungen<br />

aus vier Universitätsstädten<br />

die Ehre, selbst Teil dieser<br />

Veranstaltung zu sein: die Präsidierende<br />

L. Pomerania Halle­Aachen,<br />

die Nachpräsidierende Troglodytia<br />

Kiel, alle fünf Stuttgarter CC­Bünde<br />

– L. Borussia, L. Markomannia, L. Saxonia,<br />

L. Württembergia und T. Alt­<br />

Württemberg – sowie die L. Schottland<br />

Tübingen.<br />

Den Kommers leitete Dr. Andreas<br />

Müller, Schottland,Borussia, Zweiter<br />

Vorsitzer des AHCC. Nachdem<br />

die Plätze fast bis auf den letzten Sitz<br />

gefüllt waren, konnten die Chargierten<br />

nach einem lauten Silentium<br />

einmarschieren. Für entsprechende<br />

Marschmusik sorgte die Stadtkapelle<br />

Münsingen unter der Leitung von<br />

Herrn Hein. An dieser Stelle sei ein<br />

herzlicher Dank an Herbert Neuz,<br />

Schottland, Alt­Württemberg, ausgesprochen,<br />

der nicht nur Mitglied der<br />

Münsinger Stadtkapelle ist, sondern<br />

auch dafür sorgte, daß die Kapelle für<br />

uns spielte. Auch die nachfolgenden<br />

Lieder des Abends wurden durch sie<br />

musikalisch hervorragend begleitet.<br />

Als Ausdruck des feierlichen Charakters<br />

der Veranstaltung annoncierte<br />

Kommersleiter Dr. Müller als ersten<br />

Cantus In allen guten Stunden.<br />

Das passende Ambiente für eine würdige Feier: Festkommers im Stuttgarter ›Haus der Wirtschaft‹<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

7<br />

Aus dem CC


Aus dem CC<br />

Die Begrüßungsworte richteten<br />

Hans­Wolfgang Kanitz, Borussia, als<br />

Vorsitzender der VACC Stuttgart und<br />

Dr. Heinz Weiß, Borussia, als Erster<br />

Vorsitzer des AHCC an die Festcorona.<br />

Hans­Wolfgang Kanitz als Organisator<br />

begrüßte die Festcorona und<br />

erhoffte sich für alle in Anlehnung<br />

an Goethes Faust ein schönes und<br />

erfolgreiches Fest:<br />

»Ich wünsche sehr, der Menge zu<br />

behagen, besonders weil sie lebt und<br />

leben läßt.<br />

Die Tische sind, die Bänke<br />

aufgeschlagen, und jedermann<br />

erwartet sich ein Fest.«<br />

Dr. Heinz Weiß betonte für unseren<br />

Verband gleich zu Beginn, daß an<br />

diesem Abend nicht nur die deutsche<br />

Einheit an sich gewürdigt werden solle,<br />

sondern besonders auch diejenigen,<br />

die sie herbeigeführt haben: »Wir<br />

würdigen die Bürger der damaligen<br />

DDR, ohne deren Mut und friedliche<br />

Entschlossenheit es nicht zum<br />

Mauerfall, zu diesem Glücksfall deutscher<br />

Geschichte, gekommen wäre.<br />

Wir feiern aber bewußt das Jubiläum<br />

der staatlichen Einheit am 3. Oktober<br />

1990, weil wir auch die großartige<br />

diplomatische und organisatorische<br />

Leistung würdigen wollen, die dem<br />

Mauerfall folgte.« Neben der Freude<br />

daran und dem Stolz darüber, daß der<br />

<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> immer an die Wiedervereinigung<br />

geglaubt und sich dafür<br />

eingesetzt hat, betonte Dr. Heinz<br />

Weiß, daß dem CC mit der deutschen<br />

Einheit nicht auch das Thema abhandengekommen<br />

sei: »Die deutsche<br />

Einheit verpflichtet uns weiter. Der<br />

<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> muß die Möglichkeiten<br />

nutzen, die uns Deutschland<br />

und Europa heute bieten.« Der Kommers<br />

solle das akademische Denken<br />

befördern und zu weiterer Themensu­<br />

Hans-Wolfgang Kanitz Dr. Heinz Weiß Prof. Dr. Bernhard Vogel<br />

8 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

che ermuntern. »Politisches Denken,<br />

Interesse für Geschichte, für politische<br />

und gesellschaftliche Themen<br />

gehören zum Persönlichkeitsbild des<br />

<strong>Coburger</strong> Waffenstudenten.«<br />

Als zweiten Cantus annoncierte<br />

Kommersleiter Dr. Müller symbolisch<br />

Dort Saaleck, hier die Rudelsburg.<br />

Kaum ein anderes Lied stand auf den<br />

Korporationshäusern so sehr für den<br />

Wunsch nach Wiedervereinigung und<br />

wurde daher immer wieder gesungen.<br />

Charme, die Corona zum kritischen<br />

Nachdenken zu animieren, dabei<br />

aber auch zeitweilig für Erheiterung<br />

zu sorgen. Gleich zu Beginn ehrte Dr.<br />

Vogel die Bemühungen des <strong>Coburger</strong><br />

<strong>Convent</strong>es: »Sie, meine Herren, der<br />

<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>, hat sich um die<br />

deutsche Einheit verdient gemacht,<br />

weil sie zu denen gehören – und das<br />

waren in den Jahren der deutschen<br />

Teilung in Westdeutschland nach<br />

1949 von Jahr zu Jahr immer weni­<br />

Im Präsidium: Kommersleiter Dr. rer. nat. Andreas Müller sowie die<br />

Vbr. Dr. Benno Zilger und CC-Sprecher Dr.-Ing. Florian Gerdemann<br />

Den Höhepunkt des Deutschlandkommerses<br />

stellte die Festrede<br />

von Ministerpräsident a. D. Prof.<br />

Dr. Bernhard Vogel dar. In seinem<br />

knapp 45 minütigen Vortrag gab sich<br />

der ehemalige Ministerpräsident von<br />

Rheinland­Pfalz und von Thüringen<br />

in seiner Sprache und Gestik so authentisch<br />

wie kaum ein anderer. »Dr.<br />

Bernhard Vogel ist der einzige Ministerpräsident,<br />

der an der Spitze zweier<br />

deutscher Bundesländer stand und<br />

in seiner Person eine geradezu ideale<br />

Symbiose von West und Ost verkörpert«,<br />

hatte bereits Hans­Wolfgang<br />

Kanitz in seiner Begrüßungsrede festgestellt.<br />

Dabei verlor der Ministerpräsident<br />

nie seinen ganz eigenen<br />

ger –, die sich zur deutschen Einheit<br />

bekannt und dieses Bekenntnis öffentlich<br />

gemacht haben. Ich möchte<br />

mich deswegen dafür beim <strong>Coburger</strong><br />

<strong>Convent</strong> ausdrücklich bedanken. Sie<br />

haben dadurch das besondere Recht,<br />

in diesem Jahr zwanzig Jahre deutsche<br />

Einheit zu feiern.«<br />

Beim Blick in die Geschichte und<br />

in Bezug auf tagespolitische Diskussionen<br />

stellte Dr. Vogel klar fest: »Die<br />

DDR war ein Unrechtsstaat! Und für<br />

mich bedarf es darüber keiner Diskussion.«<br />

Gleichzeitig fügte er aber auch<br />

hinzu, daß wir in der Bundesrepublik<br />

in keinem idealen Staat leben. »So<br />

haben wir zwar einen Staat von Menschen,<br />

für Menschen, mit Menschen.


Wir haben einen Rechtsstaat, aber wir<br />

leugnen nicht, daß es auch Fehler und<br />

Schwächen gibt.«<br />

Besonders wichtig war Dr. Vogel<br />

auch der weltpolitische Kontext der<br />

Wiedervereinigung: »Natürlich, die<br />

Revolution ist das Verdienst der Deutschen<br />

in der damaligen DDR. Aber<br />

es darf nie vergessen werden, wenn<br />

von Wiedervereinigung gesprochen<br />

wird, Gorbatschow dafür zu danken,<br />

daß die sowjetischen Soldaten in den<br />

Kasernen blieben und die Panzer nicht<br />

gerollt sind. Auch George Bush hat<br />

Dank verdient, daß er auf unsere Seite<br />

trat und uns half, das Werk zu bewältigen,<br />

was zu bewältigen war. Und natürlich,<br />

wenn Helmut Kohl als Kanzler<br />

die Chance nicht erkannt hätte und<br />

diesen ganz schmalen Spalt nicht<br />

genutzt hätte, dann säßen wir heute<br />

nicht hier, um 20 Jahre Deutsche<br />

Einheit zu feiern.« Am Ende seiner<br />

Rede richtete Dr. Vogel den Blick nach<br />

vorne: »Wir werden die schrecklichen<br />

Vbr. Rainer Wieland, Vizepräsident<br />

des Europaparlaments<br />

Geschehnisse in der Mitte des letzten<br />

Jahrhunderts nicht vergessen dürfen,<br />

auch nicht relativieren oder irgendetwas<br />

ausrechnen, sondern dazu müssen<br />

wir uns, so schwer es fällt, bekennen.<br />

Aber wir dürfen uns auch dazu<br />

bekennen, daß dieses Deutschland in<br />

den letzten fünfzig Jahren Großartiges<br />

geleistet hat. Und das heißt, daß wir<br />

heute, ohne etwas in der Geschichte<br />

auszuklammern, auch wieder stolz auf<br />

Deutschland sein können.« An die<br />

nachfolgende Generation appelierte<br />

Dr. Vogel: »Seid ins Gelingen verliebt,<br />

nicht ins Scheitern! Packt an, engagiert<br />

Euch! Und engagiert euch nicht<br />

nur für den eigenen Beutel, sondern<br />

für das Gemeinwohl!« So galt es für<br />

Korporationsstudenten schon immer.<br />

OB Norbert Kastner (links) im Gespräch mit Vbr. Joachim Schön,<br />

Vorsitzender des <strong>Convent</strong>s Deutscher Akademikerverbände (CDA)<br />

Die Ehrengäste Verbandsbruder<br />

Rainer Wieland, Ulmia, Vizepräsident<br />

des Europäischen Parlaments, Michael<br />

Föll, Erster Bürgermeister der Stadt<br />

Stuttgart, und Norbert Kastner, Oberbürgermeister<br />

unserer Kongreßstadt<br />

Coburg, nutzten die Gelegenheit, ihrer<br />

Freude über die deutsche Einheit vor<br />

20 Jahren Ausdruck zu verleihen. Wieland<br />

stellte die Wiedervereinigung in<br />

den europäischen Kontext: »Wir sind<br />

zum Glück vereint als Deutsche und<br />

als Europäer. Wir sind von Freunden<br />

umzingelt. Es geht und wird Deutschland<br />

nicht gut gehen, wenn es dem<br />

Kontinent schlecht geht.« Michael Föll<br />

als offizieller Vertreter der Stadt Stuttgart<br />

fühlte sich sichtlich wohl und<br />

übermittelte die besten Wünsche der<br />

Landeshauptstadt. Gerade in Bezug auf<br />

die Demonstrationen zum Bahnprojekt<br />

›Stuttgart 21‹, würdigte er den Mut<br />

der ostdeutschen Menschen im Jahre<br />

1989: »Die Gegner nehmen für sich<br />

den Begriff ›Montagsdemonstrationen‹<br />

in Anspruch. Und da kann man nur<br />

feststellen, daß diejenigen, die diesen<br />

Namen hier in Stuttgart für sich beanspruchen,<br />

nicht wissen, was die DDR<br />

gewesen ist und was die Menschen, die<br />

in der DDR auf die Straße gegangen<br />

sind, im Herbst 1989 aufs Spiel gesetzt<br />

haben. Die haben nämlich Existenz,<br />

Leib und Leben aufs Spiel gesetzt, in<br />

der Diktatur, im Unrechtsstaat.«<br />

Norbert Kastner, der es sich nicht<br />

hatte nehmen lassen, aus Coburg anzureisen,<br />

erzählte sehr persönlich von<br />

den Erfahrungen an der Grenze und<br />

der Stimmung der <strong>Coburger</strong> Bevölkerung,<br />

als die Einigung vollzogen wurde:<br />

»Kilometerlang stauten sich die Autos<br />

zwischen Eisfeld, Sonnenberg und<br />

Coburg. Stoßstange an Stoßstange. Auf<br />

dem <strong>Coburger</strong> Marktplatz wurden Bananen<br />

und Orangen aus dem LKW<br />

heraus verkauft. Trabis mit Satelliten<br />

auf dem Dach, Videorecordern und<br />

vielem anderen, auf das man sonst<br />

in der DDR verzichten mußte, machten<br />

sich wieder auf dem Heimweg. Sie<br />

begegneten dabei anderen mit hoffnungsfrohen,<br />

gespannten, überglücklichen<br />

Gesichtern im Wageninnern<br />

auf dem Weg in die Stadt, die für viele<br />

DDR­Bürger vierzig Jahre so nah und<br />

sichtbar durch die Veste Coburg und<br />

doch so unerreichbar weit weg war.«<br />

OB Kastner würdigte aber auch die<br />

Beharrlichkeit des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>es,<br />

immer an die deutsche Einheit<br />

geglaubt zu haben: »Ich gebe gerne zu,<br />

als junger <strong>Coburger</strong>, aufgewachsen mit<br />

der Grenze an der Grenze: Wir haben<br />

Coburg nur an der Grenze erlebt; für<br />

uns junge <strong>Coburger</strong> war die deutsche<br />

Einheit Utopie. Anders war es für die<br />

Generation, die ein vereintes Deutschland<br />

noch erlebt hat. Und, meine sehr<br />

geehrten Herren, die Geschichte hat<br />

Ihnen Recht gegeben und wir sind<br />

glücklich und dankbar dafür.«<br />

Zum letzten Silentium des Abends<br />

erhoben sich nicht nur der Kommersleiter,<br />

sondern auch die Chargenabordnungen.<br />

Als Bekenntnis<br />

zu unserem waffenstudentischen<br />

Brauchtum ertönte der Cantus Drei<br />

Klänge sind‘s. Die deutsche Einheit<br />

wurde daraufhin mit einem der<br />

ältesten studentischen Bräuche gewürdigt:<br />

Mit den Worten »Für einen<br />

feierlichen Salamander zu Ehren unseres<br />

vereinigten Vaterlandes, der<br />

Bundesrepublik Deutschland, dessen<br />

Kommando mir zur höchsten Ehre<br />

gereicht«, leitete Kommersleiter Dr.<br />

Müller den ehrenvollen Ritus ein.<br />

Der feierliche und würdige Kommers<br />

zu Ehren des 20. Jahres der<br />

Einheit Deutschlands endete mit der<br />

Nationalhymne, zu der sich die Corona<br />

erhob und die Chargierten ihre<br />

Schläger präsentierten.<br />

Frederick Weiß, Schottland<br />

Alle Reden im Internet:<br />

■ www.coburger­convent.de<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

9<br />

Aus dem CC


Aus dem CC<br />

10 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

Von Bremen nach Stuttgart: Der AHCC-Vorort hat gewechselt<br />

Vom Roland aufs Rössle<br />

Hanseaten und Schwaben unter dem Schutz des Roland<br />

Es konnte ja nicht ausbleiben, daß<br />

unsere blühende VACC Stuttgart<br />

wieder einmal als Vorort des AHCC<br />

ausgeguckt werden würde, nachdem<br />

sie es in den 70er Jahren des letzten<br />

Jahrhunderts schon einmal war. Seit<br />

längerem haben sich der Vorstand<br />

und die Getreuen darauf vorbereitet,<br />

und am 31. Juli dieses Jahres war<br />

es dann soweit: Sieben Stuttgarter<br />

Verbandsbrüder und vier Damen,<br />

angeführt von Hans­Wolfgang Kanitz<br />

und Dr. Heinz Weiß, machten sich<br />

auf den Weg nach Bremen, um den<br />

Vorortswechsel zu vollziehen. Die Begleitung<br />

der Damen war für die Stuttgarter<br />

eine Selbstverständlichkeit, da<br />

sie auch sonst alle Veranstaltungen<br />

beleben. Was wäre denn auch unser<br />

Verbandsleben ohne Frauen!<br />

Kaum ICE­beschleunigt in Bremen<br />

angekommen, trafen wir uns<br />

mit den Bremer Verbandsbrüdern<br />

und ­schwestern in dem altdeutschen<br />

Restaurant ›Becks in’n Schnoor‹. Zugegen<br />

beim fröhlichen Mahle waren<br />

neben Vertretern der präsidierenden<br />

L. Verdensia Göttingen auch einige<br />

Verbandsbrüder der L. Baltia Rostock<br />

– für diesen Bund hat die VACC<br />

Bremen vorbildlich in hanseatischer<br />

Weise die Patenschaft übernommen.<br />

Vor allem bei Fisch stärkten sich dicht<br />

gedrängt die Herren für den feierlichen<br />

Kommers und die Damen für<br />

die Komödie. Es war erfreulich, wie<br />

rasch die Gespräche zwischen den<br />

Hanseaten und Schwaben in Gang<br />

kamen, so, wie es sich für Angehörige<br />

einer großen Familie wie dem CC<br />

gehört. Als sich meine Nachbarin in<br />

feinstem Bremerisch als gebürtige<br />

Thüringerin ›outete‹, erwachte in mir<br />

als altem Vachaer die Neugier und ich<br />

fragte, woher sie käme. Sie stammt<br />

aus Bad Salzungen, unserer schönen<br />

Kreisstadt. Sofort waren wir ›Werratäler‹<br />

ein Herz und eine Seele, erzählten<br />

einander, wie wir unter den Russen<br />

aufgewachsen sind, später ›rübergemacht‹<br />

und im Westen unser Glück<br />

gefunden hätten.<br />

Im Haus der Technischen Verbindung<br />

Concordia – Wahlspruch:<br />

›Einigkeit macht stark!‹ – trafen wir<br />

Verbandsbrüder uns dann zum festlichen<br />

Kommers aus Anlaß der Präsi­<br />

AHCC-Vorsitzer Dr. Heinz Weiß und sein Stellvertreter Dr. Andreas<br />

Müller (vorn), im Präsidium (v. l.) die Herren Vbr. Jürgen Schawer,<br />

Joerg Helge Wagner und Bernhard Koltermann


diumsübergabe. Der Saal mit seinen<br />

Bleiglasfenstern und üppigen Couleurbildern<br />

stimmte die Corona richtig<br />

ein. Für den Vorsitzer des AHCC,<br />

Vbr. Jürgen Schawer, leitete Joerg<br />

Helge Wagner zünftig und launig<br />

den Kommers. Das reichlich fließende<br />

Freibier befeuerte die Gespräche<br />

zwischen Bremern und Stuttgartern,<br />

auch die Lieder Nicht der Pflicht nur<br />

zu genügen, Die Gedanken sind frei<br />

und das Frankenlied trugen bei zum<br />

löblichen Tun. In dieser fröhlichen<br />

Stimmung wollte auch Dr. Heinz<br />

Weiß von der VACC Stuttgart, der<br />

neue Vorsitzer des AHCC, nicht allzu<br />

programmatisch werden:<br />

»… Es war viel zu tun in den<br />

letzten vier Jahren. Ich will davon<br />

nur hervorheben, daß es Euch und<br />

besonders Dir, lieber Jürgen [Schawer],<br />

gelungen ist, die stagnierende<br />

CC­Akademie zu neuem Leben zu<br />

erwecken. Nicht zuletzt ist es Euch<br />

geglückt, den Bremer Wolf Honigmann<br />

für die Geschäftsführung der<br />

CC­Akademie zu gewinnen. Auch an<br />

Dich, lieber Wolf, herzlichen Dank!<br />

Nun haben wir uns ja auch einiges<br />

vorgenommen – aber keine Angst,<br />

ich werde jetzt keine Grundsatzrede<br />

halten. Nur so viel: Wir freuen uns<br />

auf unsere Aufgabe. Wir wissen, daß<br />

es viel Tagesgeschäft, Vereinsmeierei<br />

und manchmal auch Ärger sein<br />

wird, aber wir wollen unsere Ziele<br />

verfolgen und wir werden bei aller<br />

Ratio die Emotio nicht zu kurz kommen<br />

lassen …«.<br />

Vertreten und unterstützt in seiner<br />

Arbeit wird Dr. Heinz Weiß von<br />

Dr. Andreas Müller, Schottland, Borussia.<br />

Als die Mitternacht näher zog,<br />

übernahm die VACC Stuttgart den<br />

Vorort des AHCC. Ihr Vorsitzender<br />

Hans­Wolfgang Kanitz sieht seine<br />

Aufgabe in der Förderung des gesellschaftlichen<br />

Lebens über den Verband<br />

hinaus. Auch gelte es, Freundschaften<br />

anzubahnen, zu vertiefen<br />

und zu erhalten. »Über allem muß<br />

der gesunde Erhalt unserer Bünde<br />

und damit unseres Verbandes immer<br />

oberstes Ziel von uns allen sein, an<br />

dem wir arbeiten müssen und das<br />

wir mutig und engagiert anzugehen<br />

haben.«<br />

Freudig überrascht wurden die<br />

schwäbischen Gäste, als ihnen Kommersleiter<br />

Wagner nicht nur alles<br />

Gute für ihre Arbeit wünschte, son­<br />

dern auch noch eine kleine Statue<br />

des Roland von Bremen übergab.<br />

So genießt jetzt auch die Stuttgarter<br />

VACC den Schutz des Bremer<br />

Patrons.<br />

Längst war es nach Mitternacht,<br />

als die Kommersteilnehmer in bester<br />

Stimmung aufbrachen. Es war aber<br />

auch höchste Zeit, denn es gab kein<br />

Bier mehr: Alle Fässer waren leer.<br />

Am Sonntagmorgen zu nachtschlafener<br />

Zeit um Halbelf trafen<br />

sich Hanseaten und Schwaben unter<br />

dem großen Roland am Marktplatz<br />

zu einer Stadtbesichtigung. Bundesschwester<br />

Karin Gromus erzählte,<br />

daß Karl der Große den Recken Roland,<br />

der von den Sarazenen in den<br />

Verbandsschwester Karin Gromus führt durch Bremen<br />

Pyrenäen erschlagen und im ›Rolandslied‹<br />

besungen worden ist, zum<br />

Schutzheiligen von Bremen gemacht<br />

hätte. Andererseits hätten die Bürger<br />

lange Zeit gegen die erzbischöfliche<br />

Herrschaft um ihre Freiheit gerungen.<br />

Niemals würden sie diese wieder<br />

preisgeben. Da sei Roland vor!<br />

Wir Stuttgarter bewunderten<br />

die nach dem Krieg am Marktplatz<br />

historisch restaurierten Gebäude,<br />

vor allem das Rathaus, gibt es doch<br />

in ihrer Stadt an gleicher Stelle nur<br />

sparsamste Bauhausarchitektur. In<br />

der berühmten Böttcherstraße stießen<br />

wir auf eine Ausstellung der<br />

weltkannten Malerin Paula Modersohn­Becker<br />

und auf Touristen<br />

aus aller Welt. Überall konnten wir<br />

den Reichtum dieser alten Hansestadt<br />

ahnen. Verbandsschwester<br />

Gromus erzählte dann auch nicht<br />

ohne Stolz, daß hier die Steigerung<br />

von ›reich‹ ›steinreich‹, ›kaffeereich‹<br />

laute.<br />

Nach einem erholsamen Mittagessen<br />

im Lokal ›Luv an der Schlachte‹<br />

am Weserufer lotsten uns unsere Bremer<br />

Gastgeber ins Focke­Museum.<br />

Am Eingang begegneten wir Roland<br />

erneut – diesmal seinem Originalkopf.<br />

Und wieder war es eine Bundesschwester,<br />

die uns führte, nämlich<br />

Karin Niehuis. Hier erfuhren wir<br />

Bremer Stadtgeschichte kompetent<br />

und kompakt von der Gründung bis<br />

heute, von Roland und Erzbischof<br />

Adalbert von Bremen bis Henning<br />

Scherf. Nachdenklich wurden wir<br />

aus der Autostadt Stuttgart aller­<br />

dings, als wir vor der ›Isabella‹ aus<br />

dem Hause ›Borgward‹ standen, aus<br />

dem mit dem sog. Plastikbomber<br />

›Hansa Lloyd‹ auch das erste deutsche<br />

Nachkriegsauto stammte. Sic<br />

transit gloria mundi!<br />

Einige getreue Bremer geleiteten<br />

ihre Gäste abends noch zum Flughafen.<br />

Bestimmt hat auch Roland<br />

der Arbeit der Bremer VACC mit<br />

zum Erfolg verholfen. Wenn dem so<br />

ist, wird das Stuttgarter Rössle nicht<br />

zurückstehen. Es scharrt schon mit<br />

den Hufen!<br />

Dr. Hans- Jürgen Waldschmidt,<br />

VACC Stuttgart;<br />

Fotos: Dr. Günter Pfaff, VACC<br />

Bremen, und Joachim Rath, VACC<br />

Stuttgart<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

11<br />

Aus dem CC


Aus dem CC<br />

Zehn Jahre Greifensteintagung<br />

Aller Anfang ist schwer<br />

Der <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> hat im Anschluß<br />

an die Grenzöffnung und<br />

die Wiedervereinigung seine Eigentumsansprüche<br />

an dem 1926 / 1927<br />

vom VC erworbenen Sportgelände<br />

und der erbauten Tribüne in Bad<br />

Blankenburg angemeldet. Dies stieß<br />

bei der Stadtverwaltung unter dem<br />

Bürgermeister Michael Pabst, heute<br />

Verbandsbruder Palaeomarchiae, und<br />

dem Landessportbund Thüringen auf<br />

Ablehnung. Es entwickelte sich ein<br />

reger, meist juristischer Austausch bis<br />

das Präsidium des CC mit der Stadt<br />

Bad Blankenburg und dem Freistaat<br />

Thüringen Ende der 90er Jahre eine<br />

Lösung gefunden hatte, die den akademischen<br />

Landsmannschaften und<br />

Turnerschaften eine dauerhafte Heimat<br />

in der alten Sportstätte sicherte.<br />

Heute erinnert das Traditionszimmer<br />

und der CC­Gedenkstein an unseren<br />

Verband.<br />

Im Jahr 2000 nutzte der <strong>Coburger</strong><br />

<strong>Convent</strong> erstmals seine ›ostdeutsche<br />

Heimatstätte‹ zur Thematisierung<br />

und Bekräftigung der<br />

Deutschen Einheit, in dem viele<br />

Verbandsbrüder zu einem Deutschlandkommers<br />

auf der Burg Greifenstein<br />

zusammenfanden. Einen Tag<br />

später wurde der VC­Gedenkstein<br />

eingeweiht. Die Greifensteintagung<br />

– eine kombinierte Tagung<br />

aus Seminarprogramm und Festakt<br />

– wurde 2001 ins Leben gerufen.<br />

Zum Mißfallen der damaligen Verbandsführung<br />

wurde das Angebot<br />

nur spärlich angenommen – noch<br />

2003 mußten die Seminare der CC­<br />

Akademie ausfallen, da die Nachfrage<br />

nicht ausreichte. Im selben<br />

Jahr beschloß das Präsidium, den<br />

mit der Deutschen Sängerschaft<br />

durchgeführten Deutschen Studententag<br />

im kommenden Jahr im<br />

Rahmen der Greifensteintagung<br />

durchzuführen – dies brachte die<br />

12 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

„Einmalig in der deutschen Korporationslandschaft«<br />

Jubiläumsfeier, Seminarveranstaltungen und einfach nur Spaß!<br />

gewünschte belebende Wirkung.<br />

Verbandsbruder Rüdiger Franz, Teutonia<br />

Bonn, schrieb schon vier Jahre<br />

später in den CC-Blättern 4 / 2005<br />

»Die Greifenstein­Tagung in Bad<br />

Blankenburg hat sich als fester Bestandteil<br />

des akademischen Jahreskalenders<br />

etabliert« – und damit lag<br />

er richtig. Seit 2004 steigt die Beteiligung<br />

und das Angebot an Seminaren<br />

sukzessive an, auch <strong>2010</strong> konnte<br />

wieder ein neuer Besucherrekord<br />

gemeldet werden. Dies hängt auch<br />

mit weiteren Umstrukturierungen<br />

zusammen: Beispielsweise wurde<br />

die Gesamtdeutsche Tagung 2005<br />

einvernehmlich aufgegeben und<br />

zeitgleich das Hochschulgespräch<br />

ab 2006 als Podiumsdiskussion eingeführt.<br />

Die uns seit 1956 freundschaftlich<br />

verbundene Deutsche<br />

Sängerschaft bereichert die Greifensteintagung<br />

zusätzlich durch die<br />

Anwesenheit ihrer Präsidierenden<br />

und weiterer Mitglieder.<br />

Einladung der Stadt<br />

Bad Blankenburg<br />

Auch <strong>2010</strong> wurde eine Abordnung<br />

des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s vom Bürgermeister<br />

der Stadt Bad Blankenburg,<br />

Frank Persike (Die Linke), in<br />

den Fröbelsaal des Rathauses eingeladen.<br />

Er bekräftigte im Namen seiner<br />

Bürgerinnen und Bürger die Freude<br />

über die Anwesenheit des <strong>Coburger</strong><br />

<strong>Convent</strong>s und wünschte der Tagung<br />

einen guten Verlauf. Der Vorsitzer des<br />

AHCC, Dr.­Ing. Heinz Weiß, Borussia,<br />

der Vorsitzende der VACC Stuttgart,<br />

Hans­Wolfgang Kanitz, Borussia, und<br />

der CC­Sprecher, Dr.­Ing. Florian Gerdemann,<br />

Pomerania, bedankten sich<br />

im Namen des Verbandes und überreichten<br />

Gastgeschenke.<br />

Empfang im Rathaus:<br />

Bürgermeister Frank Persike und<br />

CC-Sprecher Dr. Florian Gerdemann<br />

Seminare der CC-Akademie<br />

An den Seminaren der CC­Akademie<br />

›Rhetorik‹, ›Selbst­ und Zeitmanagement‹,<br />

›Lerntechniken – effektives<br />

Lernen‹, ›Kontakte knüpfen – Menschen<br />

für sich gewinnen‹ und ›Zielgruppengerechte<br />

Kommunikation‹<br />

nahmen etwa 150 Aktive teil. In den<br />

Seminaren herrschte eine sehr gute<br />

Stimmung und es wurde konzentriert<br />

gearbeitet. »Für das nächste Jahr habe<br />

ich alle Seminarräume gebucht; die<br />

Nachfrage steigt immer noch«, teilte<br />

der Geschäftsführende Vorsitzende<br />

der CC­Akademie e. V., Wolf Honigmann,<br />

Cheruscia, Alemanno­Palatia,<br />

erfreut mit.<br />

Seminare der Amtsleiter<br />

Auch die Seminare der CC­Amtsleiter<br />

»Nachwuchsförderung«, »Akademisches<br />

Fechten« und »Sekundieren«<br />

erlebten mit über 100 Teilnehmern<br />

einen wahren Boom. Besonders gefragt<br />

waren – wie könnte es auch anders sein<br />

– die beiden Fechtseminare. Selbst am<br />

Sonntag, an dem häufig ein gewisser


Etwa 250 Aktive nahmen an den angebotenen Seminaren teil.<br />

Auf dem Lernprogramm stand auch das Akademische Fechten.<br />

Schwund aufgrund nächtlicher Feierlichkeiten<br />

zu beklagen war, wurden<br />

die Veranstaltungen von allen wahrgenommen.<br />

Diese Disziplin unserer<br />

Aktivitates gilt es lobend zu erwähnen.<br />

Hochschulgespräch<br />

Das vom CC­Sprecher Dr.­Ing. Florian<br />

Gerdemann moderierte Hochschulgespräch<br />

zum Thema ›Die<br />

Hochschulreform und ihre Auswirkungen<br />

auf den Studienalltag und<br />

das Verbindungsleben‹ wurde zum<br />

intensiven Gedankenaustausch genutzt.<br />

Verbandsbruder Prof. Dr. Eric<br />

Schoop (TU Dresden), Teutonia Heidelberg,<br />

Germania, provozierte die<br />

Corona geradezu mit einigen Gedankengängen.<br />

So stellte er in den<br />

Raum, ob aufgrund der angespannten<br />

Zeitpläne junger Studenten nicht<br />

eventuell eine Gegenrechnung von<br />

Mensuren und Chargenämtern dienlich<br />

wäre, was zur Folge hätte, daß<br />

ein ›Vielfechter‹ eben keine Chargenämter<br />

übernehmen müsse bzw.<br />

ein ›Vielchargierer‹ nur eine Mensur<br />

fechten müsse. Corpsstudent Benjamin<br />

Mohr (Studierendenparlament<br />

RWTH Aachen), Corps Delta Aachen,<br />

berichtete aus eigener Erfahrung, wie<br />

studentische Gremien den Bologna­<br />

Prozeß zukunftsgerecht beeinflussen<br />

können und rief zugleich die anwesenden<br />

Studenten auf, sich ebenfalls<br />

in ihren Hochschulorten zu enga­<br />

gieren. Einen weiteren Aspekt brachte<br />

Verbandsbruder Peter Glatthaar,<br />

Württembergia, in die Diskussion. Er<br />

verdeutlichte anhand seines Bundes<br />

die wichtigen Anpassungen an das<br />

neue Studiensystem. Hierbei wurde<br />

der zu leistende Zeitaufwand und der<br />

Nutzen einer Korporation für einen<br />

Keilgast in den Fokus gestellt. Unter<br />

anderem wurde die Frage der potentiellen<br />

Keilkandidaten diskutiert, u. a.,<br />

ob die Korporationen in der Lage<br />

seien, einen Master­Studenten (ca.<br />

2 Jahre Studium) vollwertig zu integrieren.<br />

Die Diskussion gab viele<br />

Anregungen und sollte die einzelnen<br />

Bünde aufwecken: Der Bachelor (ca.<br />

6 Semester Studium) und der Master<br />

(ca. 4 Semester Studium) sind ein<br />

feststehendes Faktum der meisten<br />

Studiengänge und die Korporationen<br />

müssen sich anpassen – einen anderen<br />

Weg gibt es nicht!<br />

Gedenkfeier<br />

Um 17.30 Uhr fanden sich alle Teilnehmer<br />

im Innenhof der Burg Greifenstein<br />

ein, um am Ehrenmal des<br />

VC gemeinsam der verstorbenen<br />

Verbandsbrüder zu gedenken. Der<br />

Redner und stellv. CC­Sprecher Markus<br />

Riedel, Pomerania, stellte fest,<br />

daß unser Gedenken an alle »Opfer<br />

von Gewalt und Krieg, an Kinder,<br />

Frauen und Männer aller Völker«<br />

gerichtet sei. Die harte Lektion des<br />

letzten Weltkrieges und die damalige<br />

deutsche Politik habe uns allen<br />

gezeigt, was Diktatur, Rassenhaß und<br />

Intoleranz gegenüber Andersdenkenden<br />

für unendliches Leid hervorrufen<br />

könne. »Wir dürfen unsere Toten<br />

nicht vergessen. Sie mahnen uns Lebende,<br />

daß Sicherheit und Freiheit<br />

Das Hochschulgespräch der Greifensteintagung bestritten in diesem Jahr die Herren Vbr. Dipl.-Oec. Hans-Peter<br />

Glatthaar, Prof. Dr. Eric Schoop, Dr. Florian Gerdemann als Moderator und Benjamin Mohr (WSC)<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

13<br />

Aus dem CC


Aus dem CC<br />

nicht selbstverständlich sind, daß<br />

Sicherheit und Freiheit ein zerbrechliches<br />

Gut sind und daß es unseres<br />

Einsatzes bedarf, um sie zu verteidigen«,<br />

verdeutlichte er eindrucksvoll.<br />

Zum 10 jährigen Jubiläum<br />

eine Festveranstaltung<br />

Auch im Jubiläumsjahr fand am Samstagabend<br />

eine ›kommersähnliche Veranstaltung‹<br />

statt. Allein dieser Begriff<br />

verdeutlicht den Charakter der Greifensteintagung.<br />

Die Tagung soll eben<br />

nicht steril und von offiziellen Abläufen<br />

geprägt sein. Sie soll die Mitglieder<br />

des Verbandes in ungezwungener Atmosphäre<br />

zusammenbringen und ein<br />

positives Klima für gewinnbringende<br />

Seminare und ehrliche Diskussionen<br />

schaffen. Gerade dies schätzen die<br />

Aktivitates und quittieren es in jährlich<br />

steigenden Teilnehmerzahlen.<br />

Dazu tragen in hohem Maße auch der<br />

allseits beliebte Champions-Pub in der<br />

Landessportschule und die nahegelegene<br />

Diskothek bei.<br />

Der Vorsitzende des AHV Pomerania,<br />

Vbr. Ulrich Martin, und<br />

Vbr. Michael Pabst, Palaeomarchia,<br />

gingen in ihren Festreden intensiv<br />

auf das 10 jährige Jubiläum der<br />

Greifensteintagung ein. Die Besonderheit<br />

der Greifensteintagung<br />

betonte Herr Friedhelm Dömges,<br />

Kranzniederlegung am Gedenkstein des VC auf dem Gelände der Landessportschule.<br />

Alle Fotos: Norman Rönz, Presseamt des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />

14 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

Vbr. Ulrich Martin, AH-Vorsitzender der Präsidierenden, hielt die<br />

Ansprache auf der abendlichen Festveranstaltung<br />

Corps Nassovia, Corps Tigurinia,<br />

der zugleich Referent eines Seminars<br />

war: »Die Greifensteintagung<br />

ist einmalig in der deutschen Korporationslandschaft.<br />

Hierauf können<br />

Sie stolz sein!«.<br />

Kranzniederlegung am<br />

VC-Gedenkstein<br />

Anläßlich des 10jährigen Jubiläums<br />

legte der <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> am Gedenkstein<br />

des VC ebenfalls einen<br />

Kranz nieder. Vbr. Jürgen Schawer,<br />

Rheno­Germania, Chattia Gießen,<br />

hielt einen kurzen Rückblick über<br />

die Geschichte des VC in Bad Blankenburg.<br />

Den Abschluß der Feierlichkeiten<br />

gestaltete Vbr. Michael Pabst, Palaeomarchia,<br />

in Form eines Vortrages<br />

über die Entwicklung der Stadt<br />

Bad Blankenburg und der Beziehungen<br />

zwischen dem CC (bzw. dem<br />

VC) und der Stadt (siehe folgende<br />

Seiten).<br />

Die Reden sowie die Präsentation<br />

von Vbr. Pabst sind auf der Homepage<br />

des CC nachzulesen:<br />

■ www.coburger­convent.de<br />

Norman Rönz,<br />

Fridericiana, Saxo-Suevia


Eine Erfolgsgeschichte<br />

Der CC und Bad Blankenburg<br />

Im Rahmen der 10. Greifensteintagung referierte Michael Pabst – von 1990 bis<br />

2006 Bürgermeister von Bad Blankenburg – über die Entwicklung der Beziehungen<br />

zwischen dem CC und seiner ›zweiten Kongreßstadt‹<br />

Sehr geehrte Herren Verbandsbrüder,<br />

die traditionelle Greifensteintagung<br />

in Bad Blankenburg und die<br />

Tatsache, daß es die 10. Greifensteintagung<br />

im 20. Jahr der deutschen<br />

Einheit ist, regte mich zu einem<br />

Rückblick auf 20 Jahre <strong>Coburger</strong><br />

<strong>Convent</strong> in Bad Blankenburg an.<br />

Anhand meiner Erinnerungen<br />

und Notizen aus 16 Jahren Amtszeit<br />

als Bürgermeister von Bad Blankenburg<br />

(1990–2006) und mit Hilfe der<br />

CC-Blätter will ich versuchen, die<br />

›Rückkehr‹ des CC in die alte Kongreßstadt<br />

der Turnerschaften nachzuvollziehen<br />

und die Chronologie<br />

der Ereignisse aus der Sicht des damaligen<br />

Bürgermeisters zu kommentieren.<br />

Zunächst ein Blick weit zurück in<br />

die Historie:<br />

Mai 1925: Die VAT Tagung zu<br />

Kösen und die VC Tagung zu Jena<br />

beschließen:<br />

■ ständiger Tagungs­ und Festort ist<br />

Bad Blankenburg,<br />

■ es wird ein Sportgelände geschaffen,<br />

■ Ehrenmal und Turm der Burg<br />

Greifenstein werden gebaut<br />

Januar 1926: Das Gelände für Sportplatz<br />

und Gebäude wird gekauft<br />

und im gleichen Jahr findet das 1.<br />

Turnfest in Bad Blankenburg statt<br />

(insgesamt das 18.)<br />

1928: Turm und Ehrenmal werden<br />

gebaut<br />

1930: Ein Darlehen von 20.000<br />

Reichsmark zum Bau der Stadthalle<br />

geht an die Stadt Bad Blankenburg<br />

1931: Stadthallenbau<br />

1932: Bau des Turnerschafterhauses<br />

mit Tribüne<br />

1934: Letztes Turnfest; das insgesamt<br />

26. in Bad Blankenburg<br />

1935: Auflösung des VC unter dem<br />

Druck der NS­Diktatur.<br />

In den bis 1945 folgenden Jahren<br />

der NS­Diktatur für ganz Deutschland<br />

und den dann bis 1989 folgenden<br />

Jahren der Diktatur des Proletariates<br />

auf dem Gebiet der ehemaligen<br />

DDR waren vergleichbare Aktivitäten<br />

nicht mehr möglich.<br />

Soweit die Fakten und der offizielle<br />

Zustand bis 1990. Aber wie sah es<br />

emotional und inoffiziell aus?<br />

Die Mehrheit der Bad Blankenburger<br />

Bürger kannte das Thema ›Turnerschaften,<br />

Studenten und alles was<br />

dazugehört‹ in Verbindung mit Bad<br />

Blankenburg überhaupt nicht.<br />

Nur die Bürger, die vor 1933 schon<br />

alt genug waren, um sich heute noch<br />

erinnern zu können, oder die es von<br />

ihren Vorfahren erzählt bekommen<br />

hatten, kannten die diesbezügliche<br />

Vergangenheit. In meinem Fall waren<br />

es die Großeltern und Eltern sowie<br />

unser Hausarzt Sanitätsrat Dr.<br />

med. Steuer, Ehrenbürger der Stadt<br />

Bad Blankenburg und alter Turnerschafter,<br />

der insbesondere in der<br />

Wendezeit oft darüber sprach.<br />

Ähnlich sah es vermutlich in anderen<br />

alteingesessenen Familien aus.<br />

Im Sommer 1990, nach meiner<br />

Wahl zum Bürgermeister, sagte eines<br />

Tages Jochen Töpfer, ein alter Blankenburger<br />

(Jahrgang 24) und als<br />

Gründer und Dirigent der Schwarzatalmusikanten<br />

bekannt, sinngemäß<br />

zu mir: »Junge, ich weiß ja, daß wir<br />

viele Probleme haben, aber es wäre<br />

schön, kämen die Studenten wieder.«<br />

Aus solchen Gesprächen, der gefühlten<br />

Verpflichtung zur Erhaltung<br />

alter Traditionen und der von unseren<br />

Vorfahren geschaffenen materiellen<br />

und ideellen Werte leiteten sich<br />

zu dieser Zeit die Vorstellungen der<br />

Mehrheit des Stadtrates und auch die<br />

meinigen zur Pflege und Erhaltung<br />

der ›Wurzeln‹ des CC in Bad Blankenburg<br />

ab, die da sind:<br />

■ die Landessportschule Thüringen,<br />

die aus dem Sportgelände des VC<br />

von 1926 erwuchs,<br />

■ der Turm und das Ehrenmal auf<br />

Burg Greifenstein sowie<br />

■ die Stadthalle.<br />

Natürlich waren diese Dinge auch<br />

in der Vergangenheit erhalten worden,<br />

aber ohne den Hintergrund<br />

ihrer Entstehung zu offenbaren und<br />

bei weitem nicht in dem nach 1990<br />

möglichen Umfang. Aber nicht nur<br />

die Erhaltung von materiellen Werten<br />

war unser Ziel, sondern wir wollten<br />

auch beweisen, daß etwas vor 1990<br />

Unerwünschtes bzw. Verbotenes, das<br />

sich in einer freien Gesellschaft als gut<br />

und richtig erwiesen hatte, auch bei<br />

uns wieder möglich ist.<br />

Im November 1990 kam dann der<br />

erste Brief eines Rechtsanwaltes im<br />

Rathaus an: »Ich vertrete die Interessen<br />

einer studentischen Verbindung, die<br />

bezüglich der Sportanlagen eigentumsrechtliche<br />

Ansprüche angemeldet hat.« –<br />

nach meinem heutigen Wissens­ und<br />

Erfahrungsstand ein durchaus normal<br />

freundlicher Rechtsanwaltsbrief.<br />

Aber damals?<br />

Zu dieser Zeit entstand, nicht nur<br />

bei mir, dem Dipl.­Ingenieur, der<br />

noch nie mit Gericht und Anwälten<br />

zu tun hatte, der Eindruck und<br />

die Angst: Jetzt sind wir frei, und da<br />

kommt jemand und will uns etwas<br />

Wertvolles wegnehmen. Was tun?<br />

Ignorieren oder das Gesprächsangebot<br />

annehmen?<br />

Am 10. Januar 1991 fand das<br />

Gespräch zwischen Bürgermeister<br />

und besagtem Rechtsanwalt statt.<br />

Es wurden gegenseitig Positionen<br />

ausgetauscht. Dabei stellte sich heraus,<br />

daß zwar jeder das Eigentum<br />

beansprucht, aber beide das Gleiche<br />

wollen: Die Sportanlagen sollen erhalten<br />

bleiben und von allen benutzt<br />

werden können.<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

15<br />

Aus dem CC


Aus dem CC<br />

Wenige Wochen später gingen<br />

zwei weitere Briefe ein, diesmal von<br />

direkten Vertretern des CC, von<br />

AHCC­Vorsitzer Dr. Brintzinger und<br />

vom Kongreßbeauftragen Schollmeyer.<br />

Etwas Beruhigendes ging von<br />

diesen Briefen aus. Die Eigentumsfrage<br />

wurde nicht vordergründig dargestellt,<br />

sondern der klare Wunsch<br />

nach Wiederaufleben alter Traditionen,<br />

nach guten Beziehungen und<br />

Zusammenarbeit war erkennbar.<br />

Als Beispiele wurden genannt:<br />

■ Kranzniederlegung,<br />

■ Präsidiumssitzungen,<br />

■ Lehrgänge,<br />

■ gegenseitiges Kennenlernen,<br />

■ Renovierung des Ehrenmals.<br />

Zu einer ersten persönlichen Begegnung<br />

zwischen einem offiziellen<br />

Vertreter des CC, Herrn Schollmeyer<br />

und dem Bürgermeister kam es am<br />

13. April 1991.<br />

Neben den bereits genannten<br />

Themen waren auch Sportlehrgänge<br />

in Bad Blankenburg und die Zusammenarbeit<br />

zwischen Bad Blankenburg<br />

und Coburg, also quasi der<br />

alten und der neuen Kongreßstadt,<br />

Gesprächsgegenstand.<br />

Vor allem stand aber die Wiederherstellung<br />

der Inschrift am Ehrenmal<br />

im Turm der Burg: »Dem Andenken<br />

seiner fürs Vaterland gefallenen<br />

Helden weihte Turm und Denkmal<br />

der V.C. Verband der Turnerschaften<br />

auf deutschen Hochschulen 1928–<br />

1929«. Dies sollte bis zur Gedenkfeier<br />

fertig sein.<br />

Nach diesem Gespräch hatte ich<br />

ein gutes Gefühl.<br />

Bis kurz vor der Gedenkfeier. Da<br />

kam der nächste Anwaltsbrief mit vor­<br />

Ehrenmal des VC im Turm der Burg Greifenstein<br />

16 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

dergründigen Eigentumsansprüchen<br />

und einer geschickten Darstellung<br />

des gegenseitigen Vorteils. Also ein<br />

ständiges Wechselbad der Gefühle.<br />

Am 17. Mai 1991 fand dann die<br />

erste offizielle Gedenkfeier des CC<br />

am Ehrenmal auf Burg Greifenstein<br />

statt.<br />

Danach trafen sich Vertreter von<br />

CC und Stadt Bad Blankenburg zum<br />

Gespräch über offene Fragen, und<br />

daraus abgeleitet entstand dann ein<br />

Brief an den Anwalt des CC mit der<br />

Position der Stadt zu den von ihm<br />

aufgeworfenen Problemen:<br />

Demzufolge sieht die Stadt Bad<br />

Blankenburg zu Fragen des Ehrenmals<br />

und der Stadthalle keinen Differenzstandpunkt.<br />

Zur Landessportschulproblematik<br />

muß der Freistaat Thüringen und<br />

der Landessportbund neben CC und<br />

Stadt in die Gespräche einbezogen<br />

werden, um eine tragfähige Lösung<br />

für alle Beteiligten zu finden.<br />

Im Rahmen der im Oktober 1991<br />

auf Burg Greifenstein stattfindenden<br />

Präsidiumssitzung des CC werden<br />

die Gespräche fortgesetzt.<br />

An der im Jahr 1992 durchgeführten<br />

725­Jahr­Feier der Stadt Bad Blankenburg<br />

nehmen auch CC­Sportler<br />

teil.<br />

Im Jahr 1993 beschließt der CC<br />

zur Freude vieler Bad Blankenburger,<br />

daß jedes Jahr parallel zum Pfingsttreffen<br />

in Coburg in Bad Blankenburg<br />

eine Feierstunde am Ehrenmal<br />

abgehalten werden soll.<br />

Die anwaltlichen Verhandlungen<br />

zu den Eigentumsfragen liefen zwischen<br />

Freistaat, CC und Landessportbund<br />

Thüringen weiter.<br />

Im Oktober 1994 tagte das Präsidium<br />

des CC erneut in Bad Blankenburg<br />

– mit dem wichtigen Beschluß,<br />

zu prüfen, ob und wie Sportlehrgänge<br />

in Bad Blankenburg machbar<br />

sind.<br />

Der Beauftragte für Sportlehrgänge,<br />

Vbr. ›Bass‹ Kessler wurde damit<br />

beauftragt. Im Januar 1995 war er<br />

dazu zu einem ersten Gespräch beim<br />

Bürgermeister. Ich kann heute sagen:<br />

Ein Freund der Stadt Bad Blankenburg<br />

wurde geboren. ›Bass‹ Kessler<br />

hat sich in einer Weise für das Zusammenwachsen<br />

von CC und Bad<br />

Blankenburg engagiert, die mehr als<br />

beeindruckend war.<br />

Es folgten viele weitere Kontakte<br />

und Abstimmungen, insbesondere<br />

zwischen CC und Landessportschule,<br />

hier besonders mit Herrn Rainer<br />

Milkoreit, dem damaligen Leiter der<br />

Schule und seit wenigen Wochen<br />

frisch gewählten DFB­Vizepräsidenten.<br />

In einem Schreiben vom Januar<br />

1996 an den Bürgermeister lobt<br />

Herr Kessler »… das großherzige<br />

finanzielle Entgegenkommen der<br />

Landessportschule als große Hilfe,<br />

um die Sportlehrgänge zur ständigen<br />

jährlichen Veranstaltung werden zu<br />

lassen.«<br />

Im Ergebnis der vielen Gespräche,<br />

Verhandlungen und des gegenseitigen<br />

Entgegenkommens aller Beteiligten<br />

fand vom 15. bis 19. Mai 1996<br />

nach 65 Jahren wieder ein Sportlehrgang<br />

an fast historischer Stätte, eben<br />

der Landesportschule, statt.<br />

Zitat aus Pressemitteilung CC:<br />

»Mit dem Lehrgang in Bad Blankenburg,<br />

der mittel­ bis langfristig<br />

vereinbarungsgemäß fortan jährlich<br />

stattfinden soll, verbindet der <strong>Coburger</strong><br />

<strong>Convent</strong> zwei Ziele, ein sportliches<br />

und ein zwischenmenschliches.«<br />

■ Das sportliche Ziel:<br />

Junge, studierende Sportler des<br />

<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> einerseits in<br />

Volks­ und Spezialsportarten fortbilden,<br />

andererseits ihnen sportdidaktische<br />

und ­pädagogische<br />

Grundkenntnisse als Übungsleiter<br />

vermitteln.<br />

■ Das zwischenmenschliche Ziel:<br />

Die Menschen mit ihrer Stadt<br />

Bad Blankenburg und ihrer Region<br />

wieder verstärkt in das Bewußtsein<br />

der Mitglieder des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />

zu rücken, um Geschichte und


So sieht das Gelände der Landessportschule heute aus<br />

Gegenwart für beide Seiten helfend<br />

zu verbinden und freundschaftlichverstehend<br />

zu nutzen.<br />

Dies zu erleben, war für die Aktivisten<br />

des Herbst 1989, die 1996 in<br />

Bad Blankenburg kommunalpolitische<br />

Verantwortung trugen, und für<br />

viele Bad Blankenburger Bürger eine<br />

große Freude.<br />

Aber das Jahr 1996 war noch nicht<br />

zu Ende.<br />

Ich zitiere aus einem Brief des Leiters<br />

des Amtes für Rechtsangelegenheiten<br />

des CC, Herrn Dr. Brintzinger<br />

vom 25.9.1996:.<br />

»Unter den gegebenen Umständen<br />

steht für uns nicht so sehr die<br />

Eigentumsfrage im Vordergrund,<br />

sondern die besondere historische<br />

Bedeutung dieser Sportstätte für die<br />

akademischen Turnerschaften. Wir<br />

sind bemüht, wie bereits in diesem<br />

Jahr geschehen, unsere sportlichen<br />

Aktivitäten nach Bad Blankenburg<br />

zu verlagern, auch um die alte Verbindung<br />

unseres Verbandes mit der<br />

Stadt wiederzubeleben und zu verstärken.<br />

Dies setzt natürlich voraus,<br />

daß für uns die entsprechenden Möglichkeiten<br />

auf Dauer zur Verfügung<br />

stehen und durch dahingehende<br />

Vereinbarungen gesichert sind. Uns<br />

liegt nicht daran, ein langwieriges<br />

Rechtsverfahren nur des Streitens<br />

wegen durchzuführen, wenn andere<br />

Lösungen möglich sind.«<br />

Dieser Inhalt, das war es, worauf<br />

wir gehofft hatten: Ein Ende der gerichtlichen<br />

und anwaltlichen Auseinandersetzungen<br />

war in Aussicht gestellt<br />

und sollte kommen. Anläßlich<br />

der im Oktober 1996 folgenden Präsidiumssitzung<br />

in Bad Blankenburg<br />

einigten sich die Beteiligten darauf,<br />

daß der CC Vereinbarungen zu Sportschule<br />

und Greifenstein vorbereitet.<br />

Im Mai 1997 fand der zweite<br />

Sportlehrgang in Bad Blankenburg<br />

statt.<br />

Im Sommer 1997 wurde die Vereinbarung<br />

zur Sportschule im CC im<br />

schriftlichen Abstimmungsverfahren<br />

beschlossen. Dies war ein großes<br />

Entgegenkommen der Verantwortlichen<br />

des CC, zu dieser Zeit die Verbandsbrüder<br />

Schön und Gerdts sowie<br />

der Schatzmeister Schollmeyer,<br />

unter Beachtung des Entscheidungsdruckes<br />

zwecks großer Investitionen<br />

in das Objekt.<br />

Vier Zitate aus dieser schriftlichen<br />

Abstimmung sollen den Status Quo<br />

verdeutlichen.<br />

»Antrag:<br />

1. Die Präsidierende und der Vorstand<br />

des AHCC werden hiermit<br />

ermächtigt, die Anträge vom<br />

1.10.1990 und 31.10.1990 auf<br />

Rückübertragung der Eigentumsrechte<br />

an den in Bad Blankenburg<br />

/ Thüringen gelegenen, ehemals<br />

dem Verband Alter Turnerschafter<br />

(VAT) gehörenden Liegenschaften<br />

zurückzunehmen.<br />

2. In den Jahren nach 1989/90 hat<br />

unser Verband basierend auf der<br />

alten Verbundenheit des VC zur<br />

Stadt Bad Blankenburg mit dieser<br />

eine Zusammenarbeit und eine Erneuerung<br />

der freundschaftlichen<br />

Beziehungen angestrebt. Sowohl<br />

die Stadt, vertreten durch Herrn<br />

Bürgermeister Pabst, als auch der<br />

Landessportbund Thüringen e.V.<br />

zeigten sich gegenüber diesen<br />

Bestrebungen unseres Verbandes<br />

nicht nur äußerst aufgeschlossen,<br />

sondern bekundeten ihrerseits<br />

ihr großes Interesse an einer<br />

möglichst häufigen und starken<br />

Repräsentanz unseres Verbandes<br />

in Bad Blankenburg. So erfährt<br />

unser Verband bis heute jegliche<br />

Unterstützung bei der Durchführung<br />

der jährlich nunmehr dort<br />

durchgeführten Sportlehrgänge,<br />

der jährlich dort stattfindenden<br />

Präsidiumssitzung unseres Verbandes,<br />

bei der Ehrung unserer<br />

gefallenen Verbandsbrüder zu<br />

Pfingsten etc.<br />

3. ein Vertrag zwischen unserem<br />

Verband und dem Landessportbund<br />

Thüringen unter Vermittlung<br />

der Stadt Bad Blankenburg<br />

wird vorbereitet, der kurz zusammengefaßt<br />

folgendes beinhaltet:<br />

a) Unser Verband erhält unbefristet<br />

das Recht, bis zu dreimal<br />

jährlich an jeweils bis zu fünf<br />

zusammenhängenden Tagen<br />

die Sporteinrichtungen der<br />

Sportschule Bad Blankenburg<br />

kostenfrei zu nutzen; Unterkunft<br />

und Verpflegung werden<br />

nach den Tarifen für die Mitglieder<br />

des Landessportbundes<br />

gewährt;<br />

b) die Nutzungsrechte bestehen<br />

auch zugunsten und zu Lasten<br />

der jeweiligen Rechtsnachfolger<br />

der Vertragspartner;<br />

c) unserem Verband wird die Anbringung<br />

einer Gedenktafel<br />

oder die Erstellung eines Gedenksteines<br />

auf dem Sportgelände<br />

gestattet, wobei Obhut<br />

und Pflege von der Landessportschule<br />

Bad Blankenburg<br />

übernommen werden;<br />

d) nach Abschluß dieser Vereinbarung<br />

nimmt unser Verband die<br />

geltend gemachten Rückerstattungsansprüche<br />

zurück.<br />

4. Die Sportanlagen sind dringend<br />

sanierungs­ und instandsetzungsbedürftig.<br />

Im Fall einer Rückübereignung<br />

wären diese Arbeiten von<br />

unserem Verband durchzuführen.<br />

Die Kosten hierfür belaufen<br />

sich auf eine Größenordnung, die<br />

unser Verband nicht aufbringen<br />

könnte.«<br />

Nach diesem Beschluß im CC und<br />

einigen redaktionellen Abstimmungen<br />

kam es am 26.11.1997, zufällig<br />

mein 42. Geburtstag, zur Unterschrift<br />

unter dieses m. E. wahrhaft<br />

historischen Dokumentes durch Vbr.<br />

Schön und Dinger für den CC und<br />

die Herren Gräbedünkel und Gösel<br />

für den LSB Thüringen. Allen Beteiligten<br />

fiel ein großer Stein vom<br />

Herzen, und die Zusammenarbeit<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

17<br />

Aus dem CC


Aus dem CC<br />

zwischen CC und Bad Blankenburg<br />

hatte eine neue Qualität erreicht.<br />

Jetzt mußte jedem klar sein: Der<br />

CC will uns nichts wegnehmen, sondern<br />

mit uns leben.<br />

Die heute sichtbaren Investitionen<br />

konnten beginnen.<br />

Im April 1998 fand der dritte<br />

Sportlehrgang statt.<br />

Im Dezember 1998 kauft die Stadt<br />

Bad Blankenburg die Burg Greifenstein<br />

vom Freistaat Thüringen und<br />

schlägt dem CC Anfang 1999 vor,<br />

eine ähnliche Regelung wie zur<br />

Sportschule zu treffen. Die Einbeziehung<br />

des Vereines der Greifensteinfreunde<br />

war dabei selbstverständlich.<br />

Im Mai 1999 legt ›Bass‹ Kessler,<br />

sehr zum Bedauern vieler seiner<br />

Gesprächspartner, aus gesundheitlichen<br />

Gründen sein Amt nieder.<br />

Im Oktober 1999 tagt unter Leitung<br />

von Vbr. Kretzer­Moßner das<br />

Präsidium des CC in Bad Blankenburg<br />

und faßt folgende wichtigen Beschlüsse<br />

zur weiteren Vertiefung der<br />

Bindung des CC an Bad Blankenburg.<br />

1) Am 14. Oktober 2000 wird der erste<br />

gesamtdeutsche Deutschlandkommers<br />

des CC zu ›10 Jahren<br />

deutsche Einheit‹ in Bad Blankenburg<br />

auf Burg Greifenstein stattfinden;<br />

2) am 15. Oktober 2000 wird in der<br />

Sportschule ein Gedenkstein mit<br />

der Aufschrift »Zum Gedenken an<br />

den V.C. Verband der Turnerschaften<br />

auf deutschen Hochschulen,<br />

der Pfingsten 1926 / 27 diese Sportanlage<br />

gegründet hat« enthüllt;<br />

3) am 7. Juni 2001 wird das CC­Traditionszimmer<br />

im Turnerschafterhaus<br />

seiner Bestimmung übergeben.<br />

Im Oktober 2001 schloß sich<br />

dann die erste CC­Bildungsmesse<br />

und Greifensteintagung an.<br />

Damit war der Start für eine inzwischen<br />

etablierte jährliche Veranstaltung<br />

des CC in Bad Blankenburg<br />

erfolgt.<br />

Aus den jährlich stattgefundenen<br />

Feierstunden am Ehrenmal auf der<br />

Burg und den Sportlehrgängen hat<br />

sich eine, um viele Aspekte bereicherte,<br />

feste Größe im Leben der<br />

Stadt Bad Blankenburg und des CC<br />

entwickelt.<br />

Am 6. Juni 2002 wurde die generalsanierte<br />

Stadthalle unter Beteiligung<br />

von Chargierten, Amtsträgern<br />

18 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

und Aktiven des CC feierlich wiedereröffnet.<br />

Damit war die erste große Runde<br />

der ›Wurzelbehandlung‹ des CC in<br />

Bad Blankenburg abgeschlossen.<br />

Bei den folgenden Greifensteintagungen<br />

versuchten die Vertreter der<br />

Stadt Bad Blankenburg die Attraktivität<br />

im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

zu steigern.<br />

So wurde zum Beispiel anläßlich<br />

der 2. Greifensteintagung 2002 auf<br />

besondere Initiative des Stadtrates<br />

Georg Jahn ein Fackelzug organisiert.<br />

Im Jahr 2003 begann die 3. Greifensteintagung<br />

am 3. Oktober, dem<br />

Tag der deutschen Einheit, und so<br />

war für mich als Bürgermeister der<br />

Anlaß gegeben, die Tagungsteilnehmer<br />

und Bad Blankenburger Bürger<br />

im Fröbelsaal des 1998 restaurierten<br />

Rathauses zu empfangen.<br />

Der wohl berühmteste Bürger der<br />

Stadt – Friedrich Fröbel, der Gründer<br />

des ersten deutschen Kindergartens,<br />

wurde in einem Vortrag vorgestellt<br />

und der CC ausdrücklich auf alle Zeit<br />

in Bad Blankenburg herzlich willkommengeheißen.<br />

Diese so begonnene<br />

Tradition wird bis heute fortgesetzt<br />

und der Empfang neben der<br />

Begrüßung der Gäste in der Stadt immer<br />

dazu genutzt, den Teilnehmern<br />

Wissen über die Stadt aus Historie<br />

und / oder Gegenwart zu vermitteln.<br />

In die 4. Greifensteintagung 2004<br />

war der 13. Deutsche Studententag<br />

integriert, an welchem der damalige<br />

Thüringer Kultusminister Prof. Dr.<br />

Jens Göbel teilnahm.<br />

Im Herbst 2005 fand die 5. Greifensteintagung<br />

statt, und ich erlaube<br />

mir einzuschätzen, daß damit ein<br />

Zeitpunkt der nachweislich stabilen<br />

freundschaftlichen Zusammenarbeit<br />

Das Traditionszimmer des VC im Turnerschafterhaus<br />

zwischen CC und Bad Blankenburg<br />

erreicht war. Es war und ist sozusagen<br />

Normalität in vollem Umfang<br />

eingetreten. Aus Sicht des Bürgermeisters<br />

der Stadt kann ich eindeutig<br />

feststellen, daß es zu keiner Zeit<br />

nennenswerte Vorfälle gab, die das<br />

Verhältnis Stadt Bad Blankenburg –<br />

CC belastet oder getrübt hätten.<br />

Die Veranstaltungen des CC waren<br />

und sind etabliert, sowohl im CC<br />

als auch in der Bürgerschaft von Bad<br />

Blankenburg. Steigende Teilnehmerzahlen<br />

sprachen und sprechen für<br />

die Akzeptanz unter den Mitgliedern<br />

des CC – sowohl was den Inhalt, der<br />

Sache des CC ist, anbelangt, als auch<br />

die örtlichen Rahmenbedingungen,<br />

die im weitesten Sinne Sache der<br />

Stadt sind.<br />

Jährlich finden die Greifensteintagungen<br />

statt, zur Zeit schon die<br />

zehnte, und dies bietet m. E. Anlaß<br />

zur Freude über die Tatsache als solche,<br />

aber auch darüber, daß es gelungen<br />

ist, an alte Traditionen, auch<br />

nach mehr als 50 Jahren Unterbrechung,<br />

wieder anzuknüpfen.<br />

Dafür möchte ich allen Beteiligten<br />

Dank sagen. Ohne jemanden<br />

übergehen zu wollen, gilt mein besonderer<br />

Dank den Herren:<br />

■ vom CC den Verbandsbrüdern<br />

Kretzer­Moßner, Schön, Schollmeyer,<br />

Brintzinger, Kießling,<br />

Kessler, Goldner, Frische, Kirsten<br />

und Dinger ,<br />

■ vom Landessportbund den Herren<br />

RA Spilker, Krauß, Milkoreit,<br />

und Gräbedünkel<br />

■ und aus Bad Blankenburg den<br />

Herren: Strelow, Krause und Jahn.<br />

Ich bedanke mich für die Ehre, zu<br />

Ihnen sprechen zu dürfen und wünsche<br />

uns allen Gottes Segen.<br />

Michael Pabst, Palaeomarchia


Verbum peto<br />

Die Kolumne des AHCC-Vorsitzers<br />

Wo Toleranz ihre<br />

Grenzen findet<br />

Sehr geehrte Herren Verbandsbrüder,<br />

die vergangenen Monate haben<br />

uns zwei wichtige Jahrestage beschert,<br />

die für unseren Verband besondere<br />

Bedeutung haben: 20 Jahre deutsche<br />

Einheit und 10 Jahre Greifensteintagung.<br />

Beides haben wir gefeiert.<br />

Am 25. September fand in Stuttgart<br />

der Deutschlandkommers statt –<br />

nochmal herzlichen Dank an den<br />

Vorort, die VACC Stuttgart, für die<br />

Ausrichtung. Der Festkommers war<br />

geprägt von einer bemerkenswerten<br />

Rede von Ministerpräsident a. D. Dr.<br />

Bernhard Vogel. Unser besonderer<br />

Dank gilt dem Oberbürgermeister von<br />

Coburg, der persönlich nach Stuttgart<br />

angereist war und die Grüße seiner<br />

Stadt überbrachte.<br />

Vom 12. bis 14. November fand<br />

sodann in Bad Blankenburg zum 10.<br />

Mal die Greifensteintagung des CC<br />

statt. Das Jubiläum begingen wir mit<br />

einer Festveranstaltung. Die Tagung<br />

hat sich neben dem Pfingstkongreß<br />

zu einer zweiten Identifikationsveranstaltung<br />

des Verbands entwickelt.<br />

Jedes Jahr können wir uns über mehr<br />

Teilnehmer freuen – dieses Jahr wurde<br />

die 400er Marke erreicht. Andere Verbände<br />

beneiden uns darum!<br />

Deutsche Einheit und Greifensteintagung<br />

hängen unmittelbar zusammen,<br />

und der Verband zeigt, daß<br />

uns nach dem Ende der deutschen<br />

Teilung, mit der wir uns nie abfinden<br />

19 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

Dr.-Ing. Heinz Weiß<br />

wollten, unser Thema nicht verlorengegangen<br />

ist.<br />

Und nun zur aktuellen Situation:<br />

Nicht nur wir, sondern das gesamte<br />

Korporationswesen ist zunehmenden<br />

und immer aggressiver werdenden<br />

Angriffen der linken Szene, unterstützt<br />

von einschlägigen Medien, ausgesetzt.<br />

Das zeigen die Vorgänge im<br />

Sommer in Hamburg (Bürgermeisterwahl),<br />

bei den CDA­Veranstaltungen<br />

in Frankfurt und Darmstadt Anfang<br />

November, der tätliche Angriff auf<br />

einen Verbandsbruder in Greifswald,<br />

der in Couleur unterwegs war, und<br />

nicht zuletzt eine Resolution des<br />

›Studierendenparlaments‹ der TU<br />

Darmstadt, die in der Diktion von<br />

›Antifa‹­Internetseiten von plumpen<br />

Unwahrheiten, Unterstellungen und<br />

Vorurteilen geprägt ist und die Auflösung<br />

der Verbindungen fordert. Ich<br />

nehme an, die Mitglieder des Studentenparlaments<br />

werden von sich behaupten,<br />

sie stünden auf dem Boden<br />

unseres Rechtsstaates. Ich frage mich,<br />

wie dann eine Mehrheit für ein Papier<br />

zustandekommt, das derart von totalitärem<br />

Gedankengut durchdrungen<br />

ist (das Studierendenparlament hat<br />

eine klare linke Mehrheit, im AStA<br />

sind nur linke Fraktionen vertreten).<br />

Vielleicht ist dies auch eine Folge der<br />

weitverbreiteten Abstinenz der Korporationen<br />

in der Hochschulpolitik.<br />

Vorstand und Präsidium arbeiten<br />

z. Zt. an einer schlüssigen Strategie für<br />

unsere Presse­ und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

um für zu erwartende zukünftige<br />

Angriffe gewappnet zu sein und<br />

unsere Wahrnehmung in Teilen der<br />

Öffentlichkeit, vor allem in den Medien,<br />

zu beeinflussen und zu verbessern.<br />

Die bisherigen Vorgänge sind da ein<br />

gutes Lehrstück.<br />

Was mir dabei immer am Herzen<br />

liegt, ist unser Umgang mit dem Begriff<br />

›Toleranz‹. Nach innen sind wir<br />

ja nicht so tolerant: Die Bünde verlangen<br />

von ihren Mitgliedern ein hohes<br />

Maß an Haltung und Einsatzbereitschaft.<br />

Regeln und Comment sind<br />

einzuhalten, sonst kann man nicht<br />

zu uns gehören. Auch unser Verband<br />

verlangt mit seiner Satzung und der<br />

Pflichtenordnung den Bünden und<br />

Verbandsbrüdern einiges ab.<br />

Und Toleranz nach außen:<br />

Wir sind weltanschaulich, religiös<br />

und politisch neutral – aber nicht<br />

unpolitisch, wie manche meinen.<br />

Politisches Denken, Interesse für Geschichte,<br />

für politische, hochschulpolitische<br />

und gesellschaftliche Themen<br />

gehören zum Persönlichkeitsbild des<br />

<strong>Coburger</strong> Waffenstudenten. Wir achten<br />

diejenigen, die unsere Haltung<br />

nicht teilen wollen und das auch öffentlich<br />

kundtun. Wir wehren uns<br />

aber gegen die, die uns mit totalitärer<br />

Gesinnung aggressiv bekämpfen, die<br />

nur ihre Meinung als die allein richtige<br />

gelten lassen und zu keinerlei Toleranz<br />

gegenüber Andersdenkenden<br />

bereit sind und damit den Nährboden<br />

für Gewalt bereiten.<br />

Das ist Extremismus – und da gibt<br />

es keinen Unterschied zwischen links<br />

uns rechts. Beides lehnen wir ab!<br />

Stark gegen Angriffe von außen<br />

sind wir nur, wenn wir nach innen<br />

stark sind, wenn sich unsere Bünde,<br />

trotz aller (angeblichen) Überlastung<br />

durch die Bologna­Reformen, zu unseren<br />

Traditionen und Idealen bekennen<br />

und diese leben. Viele Bünde<br />

zeigen, daß nur auf dieser Basis das<br />

Aktivenleben den aktuellen Bedingungen<br />

angepaßt und dennoch erfolgreich<br />

gestaltet werden kann. Nicht<br />

trotz, sondern wegen Bachelor und<br />

Master ist es wichtig, bei uns aktiv zu<br />

sein. Das Hochschulgespräch in Bad<br />

Blankenburg hat in beeindruckender<br />

Weise dieses Thema behandelt.<br />

Meine Herren Verbandsbrüder! Das<br />

Weihnachtsfest und der Jahreswechsel<br />

stehen bevor. Ich wünsche Ihnen<br />

allen auch im Namen von Vorstand<br />

und Präsidium ruhige und besinnliche<br />

Festtage und ein erfolgreiches<br />

neues Jahr – im Privaten, im Beruf, im<br />

Ehrenamt – und viel Freude an Ihren<br />

Bünden und unserem Verband. Der<br />

wird bemüht sein, weiter in einem<br />

fruchtbaren Dialog mit Ihnen zu bleiben,<br />

um die vielen Zukunftsthemen<br />

gemeinsam zu meistern.<br />

Dr.-Ing. Heinz Weiß, Borussia,<br />

Vorsitzer des AHCC<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

19<br />

Das Amtsblatt


Das Amtsblatt<br />

Heute ist die Heimat der L. Pomerania<br />

die Rheinisch­Westfälische<br />

Technische Hochschule in Aachen.<br />

Die Europa­Erfahrung prägt seit<br />

dem Zweiten Weltkrieg das Leben<br />

in der westlichsten Hochschulstadt<br />

der Bundesrepublik. Hier war die<br />

Pfalz Karl des Großen, hier wird der<br />

Karlspreis für Verdienste um Europa<br />

verliehen. Aachen zählt zusammen<br />

mit belgischen und niederländischen<br />

Provinzen grenzüberschreitend zum<br />

Gebiet ›Euregio‹.<br />

Halle an der Saale ist allerdings<br />

der Geburtsort unserer Pomerania.<br />

Rückschauend war es ein beschwerlicher<br />

Weg, von der Mitte Deutschlands<br />

bis nach Aachen am westlichen<br />

Rand der Republik.<br />

An der 1694 gegründeten Universität<br />

Halle ist in den Annalen<br />

bereits 1717 eine Landsmannschaft<br />

pommerscher Studenten nachweislich<br />

vermerkt. Diese Studenten<br />

– äußerlich erkenntlich an blauen<br />

Schleifen – waren in einen Tumult<br />

mit dem Militär, dem Thaddenschen<br />

Regiment, verwickelt. Ein<br />

königliches Reskript besiegelte daraufhin<br />

erst einmal die Auflösung<br />

der Landsmannschaft. Nach einer<br />

Lockerung der Überwachung traten<br />

1765 die Pommern – erkenntlich an<br />

den blauen Kokarden an den Hüten<br />

– bei einer Abendmusik wieder<br />

öffentlich auf. Auch 1775 wurden<br />

die Pommern wieder genannt, die<br />

sich zusammen mit anderen Landsmannschaften<br />

sehr im Kampf gegen<br />

die rivalisierenden Orden engagiert<br />

hatten.<br />

Nach dem Tod Friedrich des Großen<br />

1786 trat eine weitere Lockerung<br />

der politischen Überwachung ein.<br />

In dieser Situation schlossen sich<br />

am 9.11.1792, dem Gründungsdatum<br />

unseres Bundes, Studenten aus<br />

20 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

Pomerania Halle-Aachen ist unsere Präsidierende <strong>2010</strong>/2011<br />

Von der Universität Halle<br />

zur RWTH Aachen<br />

Die Präsidierende L. Pomerania Halle-Aachen stellt sich vor<br />

Pommern und Anhalt zum ›Pommerschen<br />

Kränzchen‹ zusammen,<br />

und zwar streng nach dem Territorial­Prinzip.<br />

Diesmal waren sie<br />

erkenntlich an ihren Landsmannschafteruniformen<br />

und an den Hüten<br />

in jener himmelblauen Farbe, die<br />

wir auch heute tragen. Auch wurde<br />

erstmals ein Zirkel Vivant Pomerani<br />

Borussis Conjuncti geführt.<br />

Mit Inkrafttreten neuer akademischer<br />

Gesetze wurde 1796 das<br />

Kränzchen verboten. Doch kurze<br />

Zeit später fand sich unser Bund<br />

wieder zusammen und veranstaltete<br />

in der Silvesternacht 1797 einen<br />

Fackelzug mit anschließendem<br />

Kommers. Nach mehrfacher Auflösung<br />

und jeweils anschließender<br />

Rekonstituierung gründete man<br />

sich unter den Namen ›Pommerscher<br />

Bund‹ und auf Basis eines<br />

›Pommerngesetz von 1803‹ neu.<br />

Leider ist die Urkunde mit diesem<br />

Gesetz 1944 dem Bombenkrieg zum<br />

Opfer gefallen.<br />

Die geschichtlichen Herausforderungen<br />

der Befreiungskriege<br />

mündeten 1813 in die nächste Auflösung<br />

des Bundes, und zwar durch<br />

einen fast geschlossenen Eintritt<br />

der Pommern in das Lützowsche<br />

Freikorps.<br />

Direkt nach den Befreiungskriegen,<br />

unter dem Einfluß der neu<br />

gewonnenen Freiheit und dem<br />

Gefühl der Zusammengehörigkeit<br />

aller deutschen Stämme, verlor das<br />

Landsmannschaftsprinzip seinen<br />

Sinn. So brachten sich auch die Pommern<br />

in die mit dem Wahlspruch<br />

›Freiheit, Ehre, Vaterland‹ konstituierte<br />

Urburschenschaft Teutonia<br />

Halle ein.<br />

Doch wenige Jahre später fanden<br />

sich die Pommern wieder zur<br />

Landsmannschaft zusammen,<br />

Unser Verbindungshaus in<br />

Aachen Ende der 60er Jahre …<br />

ohne jedoch zum strikten Territorial­Prinzip<br />

zurückzukehren. 1821<br />

wurde erstmalig eine Pommern­<br />

Konstitution verabschiedet, die eine<br />

Unterteilung in Burschen und Füchse<br />

sowie ein Führungstrio aus drei<br />

Chargierten vorsah. Darin stand<br />

auch geschrieben, daß Mitglieder<br />

der Pomerania nicht untereinander<br />

fechten durften.<br />

Unter dem Druck der Karlsbader<br />

Beschlüsse kam es auch ab 1821<br />

wieder zu mehreren Auflösungen<br />

des Bundes, jeweils gefolgt von Rekonstituierungen.<br />

Im Jahr 1822 ist<br />

sogar ein erzwungener Auszug aus<br />

Halle dokumentiert. Aufgrund der


… und bei der Wiedereröffnungsfeier 1998<br />

Der Kneipsaal des Aachener Hauses<br />

damit verbundenen großen Schwierigkeiten<br />

für das Bundesleben, die<br />

überwunden werden mußten, wählte<br />

unser Bund erstmals unseren aus<br />

der Äneis entliehenen und noch<br />

heute gültigen Leitspruch Tu ne cede<br />

malis!<br />

Nach dem Frankfurter Wachensturm<br />

wurden die Burschenschaften<br />

verboten, damit verbunden 1835<br />

auch ein Verbot unseres Bundes.<br />

Acht Jahre später, wurde er, dem<br />

Zeitgeist folgend, als Corps wieder<br />

eröffnet.<br />

Ab 1840 lockerte sich der Zwang<br />

der Behörden. Dadurch wurde Raum<br />

geschaffen für neue studentische<br />

Verbindungsformen, auch als Ausgleich<br />

gegenüber den Corps. In dieser<br />

Zeit knüpfte auch unser Bund<br />

neu an die Idee der alten Landsmannschaft<br />

an.<br />

1868 fügten unsere studentischen<br />

Vorfahren zu den bisher traditionellen<br />

Pommernfarben Blau und Weiß<br />

das Schwarz hinzu, als Zeichen von<br />

Freundschaft bis in den Tod. Diese<br />

drei Farben haben wir bis heute<br />

gehalten.<br />

Nach Gründung des Landsmannschafter­<strong>Convent</strong>s<br />

(LC) trat zwei<br />

Jahre später unser Bund diesem bei.<br />

Kurze Zeit später begann die enge<br />

Verbundenheit mit der L. Ghibellinia<br />

Tübingen, die in die Form eines<br />

Kartells – später Goldkartell – mündete.<br />

Doch noch immer trat im Bundesleben<br />

keine Konstanz ein, denn<br />

wieder begann eine Wechselperiode:<br />

Austritt aus dem LC und Eintritt<br />

in den SC als Corps, erneute<br />

Suspension, 1882 dann wieder<br />

Rekonstituierung als Landsmannschaft,<br />

18 Jahre später suspendiert,<br />

1903 mit Hilfe der L. Ghibellinia<br />

wieder eröffnet. Nun endlich war<br />

eine ruhigere Bahn erreicht, so daß<br />

im Jahr 1911 unsere Landsmannschaft<br />

ein eigenes Verbindungshaus<br />

in Halle erwarb.<br />

Die Gleichschaltungsstrategie im<br />

Dritten Reich führte faktisch zur<br />

Auflösung auch unseres Bundes, der<br />

zwar noch kurze Zeit als ›Kameradschaft<br />

Eike von Repgow‹ weiterexistierte,<br />

bis er in den NS­Studentenbund<br />

zwangsüberführt wurde.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg war<br />

an eine Rekonstituierung in der Sowjetischen<br />

Besatzungszone bzw. in<br />

der späteren DDR nicht zu denken.<br />

Das Verbindungshaus wurde verstaatlicht.<br />

Kriege schwächten unseren Bund<br />

sehr. Im Krieg 1870 / 71 verlor unsere<br />

Landsmannschaft nachweislich vier,<br />

im Ersten Weltkrieg bereits 17 und<br />

im Zweiten 21 Bundesbrüder.<br />

Ein Glücksfall war, daß an der TH<br />

Aachen seit 1922 eine Freie Akade­<br />

mische Verbindung Pomerania bestand.<br />

Ursprünglich war sie 1920 als<br />

›Freie Verbindung Pomerania‹ an der<br />

Akademie in Wismar / Pommern gegründet<br />

worden. Der sehr rührigen<br />

VAL Aachen, die intensiv den Aufbau<br />

einer Landsmannschaft an der Technischen<br />

Hochschule betrieb, gelang<br />

es, daß die Verbindungsstudenten<br />

von Wismar übersiedelten und 1920<br />

eine ›Freie akademische Verbindung<br />

Pomerania‹ in Aachen gründeten.<br />

Zwei Jahre später wandelte diese sich<br />

in eine Landsmannschaft um, die<br />

Aufnahme in die DL mit den Farben<br />

Schwarz–Weiß–Hellblau fand. Im<br />

Dritten Reich wurde sie ebenfalls<br />

in den NS­Studentenbund zwangsüberführt.<br />

Aber bereits Anfang 1952 lebte sie<br />

mit einer Aktivitas an der Rheinisch­<br />

Westfälischen Technischen Hochschule<br />

wieder auf.<br />

Zufällige Kontakte zwischen Alten<br />

Herren beider Bünde führten<br />

ein halbes Jahr später zu einem Verschmelzungsvertrag<br />

zwischen der<br />

L. Pomerania Halle und der L. Pomerania<br />

Aachen als L. Pomerania<br />

Halle /Aachen zu Aachen mit den<br />

Farben Himmelblau–Weiß–Schwarz.<br />

Die alte Aachener Landsmannschaft<br />

wurde gleichzeitig suspendiert.<br />

Der Aufbau des Bundes ohne eigenes<br />

Haus gestaltete sich schwierig<br />

und erforderte großes Engagement<br />

sowohl seitens der Aktiven<br />

wie auch der Alten Herren. Drei<br />

unserer Alten Herren engagierten<br />

sich in dieser Aufbauphase unseres<br />

Bundes in besonderer Weise. Da war<br />

der langjährige AHV­Vorsitzende<br />

jener Zeit, Dr. Gerhard Rothmaler,<br />

Hallenser Pommer und Chirurg in<br />

Flensburg, der auf verschlungenen<br />

und sehr abenteuerlichen mit persönlichem<br />

Risiko verbundenen Wegen<br />

große Teile unserer Archivalien<br />

aus Halle und damit aus der damaligen<br />

sowjetischen Besatzungszone<br />

herausgebrachte hatte. Als zweites<br />

möchte ich den langjährigen Kassenwart<br />

unseres Bundes Hubert<br />

Jungfer nennen, Aachener Pommer<br />

und später Bundesbahn­Direktor,<br />

der unter schwierigsten Bedingungen<br />

die Finanzen so in Ordnung<br />

brachte, daß wir sehr früh ein<br />

Trümmergrundstück kaufen und<br />

in Sichtweite des Audimax den Bau<br />

eines Verbindungshauses in Angriff<br />

nehmen konnten. Als dritter stand<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

21<br />

Das Amtsblatt


Das Amtsblatt<br />

unser Architekt Röper I bereit, der<br />

bereits Anfang der 50er Jahre die<br />

Hausbau­Pläne ausgearbeitet hatte<br />

und 1960/61 die Bauarbeiten betreute.<br />

Das Jahr 1961 war überhaupt das<br />

Jahr der großen Ereignisse. Zum<br />

Pfingstkongreß fungierte unsere Pomerania<br />

erfolgreich als Präsidierende<br />

des CC mit unserem Bundesbruder<br />

Weis I als Sprecher – leider verstarb<br />

er kurz vor unserer zweiten Präsidialzeit.<br />

Kurze Zeit später wurde unser<br />

neu erbautes Pommernhaus eingeweiht.<br />

Endlich hatten wir wieder<br />

eine richtige Konstante.<br />

Nach der Wiedervereinigung versuchten<br />

auch wir, mit einer zweiten<br />

Aktivitas zurück zu den Hallenser<br />

Wurzeln zu finden. Neben der großen<br />

Entfernung zwischen Aachen<br />

und Halle scheiterten unsere Anstrengungen<br />

daran, daß keiner unserer<br />

Aachener Technikstudenten<br />

sein Studium an der Universität<br />

Halle fortsetzen konnte, um den<br />

notwendigen Kristallisationspunkt<br />

zu bilden.<br />

22 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

Pommern vor ihrem ehemaligen<br />

Haus in Halle 2007<br />

So konzentrierten wir uns wieder<br />

voll auf Aachen. 1992 konnten wir<br />

unser 200 jähriges Stiftungsfest im<br />

Krönungssaal des Aachener Rathauses<br />

feiern, in dem sonst nur Veranstaltungen<br />

nach Art der Karlspreis­<br />

Verleihung stattfinden.<br />

Mit einem weiteren Kraftakt der<br />

Altherrenschaft wurde unsere Aa­<br />

Teilnehmer unseres 200. Stiftungsfestes vor Schloß Vaalsbroek<br />

chener Bleibe 1998 komplett zu einem<br />

modernen Verbindungshaus<br />

umgebaut. Zimmer­ wie auch Medienausstattung<br />

entsprechen nun den<br />

neuesten Standards.<br />

Genau 50 Jahre nach unserem<br />

ersten Präsidialjahr sind wir erneut<br />

angetreten, das Präsidium im CC zu<br />

übernehmen, das in eine sehr kritische<br />

wirtschaftliche wie auch sicherheitspolitische<br />

Epoche fällt.<br />

Unser Bund mußte in seiner wechselvollen<br />

Geschichte von nunmehr<br />

218 Jahren gegen große politische<br />

und gesellschaftliche Widerstände<br />

immer wieder und mit aller Kraft angehen.<br />

Auf diesem Weg folgten wir<br />

wie unsere studentischen Vorfahren<br />

unserem Wahlspruch, den wir in erweiterter<br />

Form auch unserer zweiten<br />

Präsidialzeit vorangestellt haben:<br />

Tu ne cede malis, sed contra audentior<br />

ito – oder übersetzt:<br />

Weiche dem Übel nicht, sondern geh<br />

mutig dagegen an!<br />

Ulrich Martin, Pomerania,<br />

Vorsitzender des AHV


Die L. Pomerania Halle-Aachen stellt die<br />

Sprecher des CC vor:<br />

Dr.-Ing. Florian Gerdemann<br />

Sprecher des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />

im Geschäftsjahr <strong>2010</strong>/2011<br />

Im Dezember 1978 erblickte ich als<br />

zweites von drei Kindern in Düren das<br />

Licht der Welt und wuchs in einem<br />

kleinen Ort bei Zülpich am Rande<br />

der Eifel auf. Hier erwarb ich im Jahre<br />

1998 am städtischen Frankengymnasium<br />

das Abitur und habe meine<br />

stud. ing. Ingo Bresgen<br />

Schulzeit zu einem Auslandsaufenthalt<br />

in Kilkenny in Irland nutzen<br />

können.<br />

Im Anschluß an meine Schulzeit<br />

leistete ich meinen Wehrdienst bei<br />

den Panzergrenadieren und begann<br />

in dieser Zeit bedingt durch meine<br />

naturwissenschaftlichen Interessen<br />

ein Studium der Metallurgie und<br />

Werkstofftechnik im Wintersemester<br />

1998 / 99 an der RWTH in Aachen.<br />

Aufgrund meiner großväterlichen<br />

Vorprägung suchte ich bereits in der<br />

Einführungswoche den Kontakt zu<br />

schlagenden Verbindungen, da ich<br />

im studentischen Fechten eine besondere<br />

Herausforderung sah und<br />

ein Aktivsein für mich zum Studium<br />

dazugehörte.<br />

Der erste Kontakt zur Landsmannschaft<br />

Pomerania endete mit einer<br />

Besichtigung des Pommernhauses<br />

auf dem Paukboden und einer kleinen<br />

Einführung in das Fechten. Dieser<br />

offene und selbstverständliche<br />

Umgang und das positive Auftreten<br />

1. stellvertretender Sprecher des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />

im Geschäftsjahr <strong>2010</strong> / 2011<br />

Am 8. November 1986 wurde ich<br />

in Mechernich als erstes von zwei<br />

Kindern geboren. Während meiner<br />

Schullaufbahn entdeckte ich meine<br />

Vorliebe für Elektronik und wurde<br />

recht schnell Techniker eines ortsansässigen<br />

Kulturvereins. Nach dem<br />

Erwerb des Abiturs am Gymnasium<br />

in Mechernich war das Ziel, Ingenieur<br />

zu werden, klar und so nahm<br />

ich im Wintersemester 2006/07 das<br />

Studium der Elektrotechnik an der<br />

RWTH Aachen auf.<br />

Auf der Suche nach einem Zimmer<br />

in Aachen half mir mein Bundesbruder<br />

und derzeitiger CC­Sprecher<br />

Gerdemann und so lernte ich die<br />

Landsmannschaft Pomerania kennen.<br />

Das enge und bundesbrüderlich<br />

offene Zusammenleben der Pomerania<br />

überzeugte mich schnell, das<br />

Band dort aufzunehmen. Nach meiner<br />

ersten Partie als Fuchs auf die<br />

Farben Pomeraniae focht ich zwei<br />

weitere als Erstchargierter. Zusätzlich<br />

zum recht aufregenden Bundesleben,<br />

der damaligen Bundesbrüder bewegte<br />

mich zu einem schnellen Einzug<br />

in das Haus und einem raschen Aktivwerden.<br />

Im Laufe meiner Aktivenzeit habe<br />

ich alle Chargen führen können und<br />

über mehrere Semester die Aktivitas<br />

meiner lieben Landsmannschaft leiten<br />

dürfen. Ich habe fünf Mal auf<br />

die Farben meiner Landsmannschaft<br />

gefochten und konnte mein Studium<br />

im Wintersemester 2003 / 04 mit<br />

einer Diplomarbeit an der Colorado<br />

School of Mines in den USA beenden.<br />

Anschließend an mein Studium<br />

habe ich im Februar 2004 eine Doktorandenstelle<br />

im Institut für Eisenhüttenkunde<br />

angetreten und konnte<br />

meiner Pomerania im Sommersemester<br />

noch als Fuchsmajor dienen.<br />

Seit August 2009 arbeite ich für<br />

ein Tochterunternehmen eines großen<br />

deutschen Stahlkonzerns im<br />

Qualitätswesen.<br />

Meine Promotion konnte ich mit<br />

der mündlichen Prüfung im Mai<br />

diesen Jahres abschließen. Ich freue<br />

mich auf meine Aufgaben im Präsidialjahr<br />

und wünsche meiner Landsmannschaft<br />

Pomerania und dem <strong>Coburger</strong><br />

<strong>Convent</strong> ein erfolgreiches Jahr<br />

und eine gute Zukunft.<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

23<br />

Das Amtsblatt


Das Amtsblatt<br />

verbunden mit zahlreichen Chargen<br />

und Ämtern, die ich führte, engagierte<br />

ich mich in der Hochschulpolitik<br />

und weiterhin in der Technik.<br />

Um einen größeren fachlichen<br />

Horizont zu erlangen, arbeitete ich<br />

Dipl.-Ing. Markus Riedel<br />

24 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

bereits im ersten Semester am Fraunhofer<br />

Institut für Produktionstechnik<br />

und später parallel im Institut für<br />

Eisenhüttenkunde als studentische<br />

Hilfskraft. In meinem Studium erwarte<br />

ich weitere interessante fach­<br />

2. stellvertretender Sprecher des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />

im Geschäftsjahr <strong>2010</strong> / 2011<br />

Im April 1971 wurde ich als zweites<br />

von vier Kindern in Schwerte geboren.<br />

Bereits in Kindertagen bin ich<br />

mit meinem Vater regelmäßig zu seinen<br />

Altherrentreffen der Burschenschaft<br />

Baltia Gotia Ilmenau, Köln zu<br />

Ilmenau gegangen.<br />

Bei den Altherrentreffen wurden<br />

nicht nur die Tradition, sondern insbesondere<br />

– zur fortgeschrittenen<br />

Stunde – die waffenstudentischen<br />

Tugenden hochgehalten. Hierbei<br />

hatte ein Alter Herr immer meine<br />

uneingeschränkte Aufmerksamkeit,<br />

sobald es um seine damaligen Säbelpartien<br />

ging. Diese Erinnerung sollte<br />

sich auch bei meiner ersten Bekanntschaft<br />

mit der L. Pomerania als<br />

Schlüsselfaktor erweisen.<br />

Zunächst habe ich nach dem Realschulabschluß<br />

eine Lehre als Indu ­<br />

s trie mechaniker gemacht, die ich mit<br />

Auszeichnung abgeschlossen habe.<br />

Nach dem Fachabitur habe ich meinen<br />

Zivildienst absolviert, um im<br />

Anschluß das Maschinenbaustudium<br />

an der Fachhochschule Aachen<br />

aufzunehmen.<br />

Bei meiner Zimmersuche in Aachen<br />

entstand der erste Kontakt zur<br />

L. Pomerania. Die Besichtigung des<br />

Pommernhauses endete auf dem<br />

Paukboden und erinnerte mich an<br />

die Erzählungen bei den Altherrentreffen<br />

meines Vaters! Trotz anfänglicher<br />

Bedenken, mir das Fechten zu<br />

zeigen, gab es noch vor dem Einzug<br />

auf dem Haus die erste Paukstunde.<br />

Ich habe alle Chargen geführt und<br />

– nicht nur, um der Pflicht zu genügen<br />

– sechs Mal auf die Farben meiner<br />

lieben L. Pomerania gefochten.<br />

liche Herausforderungen. Ich freue<br />

mich nun auf die neuen Anforderungen,<br />

die durch das CC­Präsidium an<br />

uns gestellt werden.<br />

Seit dem Ende meines Studiums<br />

bin ich in Bayern bei einem großen<br />

Automobilhersteller beschäftigt.<br />

Ich lebe im niederbayerischen<br />

Dingolfing, bin verheiratet und habe<br />

zwei Söhne. Auch bei ihnen hoffe ich<br />

das Interesse an unserer Tradition<br />

wecken zu können.


Gedanken zur Zukunft unseres Verbandes<br />

Quo vadis <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>?<br />

»Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag« (Faust I, erste Studierzimmerszene)<br />

Wie sollen wir uns die<br />

Zukunft des CC vorstellen?<br />

Wer über die Zukunft des CC nachdenkt,<br />

muß von dessen Selbstverständnis<br />

in der Gegenwart ausgehen.<br />

Nach den Eingangsbestimmungen<br />

der Satzung wird der einzelne<br />

aktive Bund an einer Hochschule<br />

dargestellt und vertreten. Nicht der<br />

Verband besteht demnach an den<br />

Hochschulen, sondern jede Landsmannschaft<br />

oder Turnerschaft besteht<br />

für sich an ihrer jeweiligen<br />

Hochschule. Die Bünde bilden über<br />

ihr Mitgliedschaftsverhältnis den<br />

Verband. Weil der Verband gar nicht<br />

an den Hochschulen besteht, kann<br />

er dort nicht durch seine Verbandsorgane,<br />

sondern nur indirekt durch<br />

seine Bünde handeln.<br />

Der Verband braucht nach seinem<br />

Selbstverständnis aber nicht darauf<br />

zu verzichten, sich mit den aktuellen<br />

und existentiellen Problemen<br />

seiner Bünde an den Hochschulen<br />

zu befassen. Er wird kaum als CC<br />

eine bundesweite Stimme von hochschul­<br />

oder bildungspolitischem Gewicht<br />

erlangen, etwa gegenüber der<br />

Kultusministerkonferenz der Länder.<br />

Es ist sogar verständlich, daß<br />

seit Jahren die CC­Präsidien eine<br />

Kultur des Nichteinmischens, ja des<br />

Schweigens zu den vielfältigen Problemen<br />

der Hochschulen betreiben<br />

und daß es, abgesehen von persönlichen<br />

Wortmeldungen, keine Entschließungen<br />

des Verbandes mehr<br />

dazu gibt. Läßt aber die Führung<br />

des CC die Mitgliedsbünde alleine<br />

an ihren Hochschulen, beansprucht<br />

sie nur die äußere Organisationsstruktur<br />

für einen Zusammenhalt?<br />

Einmal im Jahr zu Pfingsten ein<br />

überregionales Fest des Verbandes<br />

für alle Bünde und dann zurück an<br />

die örtliche Hochschule? Es kommt<br />

darauf an, was der CC in der Zukunft<br />

daraus machen wird.<br />

Muß der CC sich eine<br />

veränderte Zielsetzung<br />

geben oder neue Aufgaben<br />

stellen?<br />

Man könnte fragen, ob der CC sich<br />

Ziele setzen soll, die in der Zukunft<br />

liegen. Ein Ziel ist etwas, das erreicht<br />

werden soll, wobei vorher nicht<br />

feststeht, ob es tatsächlich erreicht<br />

werden wird. Ein Ziel des CC war<br />

in der Vergangenheit das Erreichen<br />

der deutschen Einheit. Wie im einschlägigen<br />

Band 37 der Schriftenreihe<br />

der Studentengeschichtlichen<br />

Vereinigung des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />

dokumentiert ist, hat zwar nicht der<br />

CC das staatliche Ziel der deutschen<br />

Einheit herbeigeführt, er hat aber<br />

über viele Jahre hinweg einen bedeutenden<br />

Beitrag dazu geleistet, daß unser<br />

Staat sein und unser gemeinsames<br />

großes Ziel erreichen konnte.<br />

Ein ähnliches zukünftiges Ziel<br />

steht gegenwärtig für den CC nicht<br />

an. Der Verband könnte sich aber<br />

Aufgaben stellen, die auf Dauer angelegt<br />

und in die Zukunft gerichtet<br />

sind. Zu differenzieren ist zwischen<br />

Aufgaben, die der Verband sich stellt<br />

und den Aufgaben bzw. den Pflichten<br />

seiner Bünde, bei deren Erfüllung<br />

der Verband sie unterstützt.<br />

Beides muß sorgfältig auseinander<br />

gehalten werden.<br />

Zu den wichtigsten Aufgaben der<br />

Bünde gehören Bildungsaufgaben.<br />

Beispielsweise überstiege es die Möglichkeiten<br />

des Verbandes, wenn er<br />

Bildungsveranstaltungen anstelle<br />

seiner Bünde durchführte. Hilfreich<br />

ist es aber, wenn der Verband solche<br />

Verbandsbrüder zusammenführt<br />

und fortbildet, die ihrerseits am<br />

Hochschulort als ›Multiplikatoren‹<br />

Bildungsveranstaltungen für die<br />

Bünde gestalten. Allgemein gilt es,<br />

die Ämter des Verbandes und deren<br />

Aufgaben auf die Unterstützung der<br />

Bünde auszurichten, den Bünden<br />

nicht die Wahrnehmung der eigenen<br />

Aufgaben abzunehmen, sie auf<br />

der örtlichen Hochschulebene zu<br />

belassen und als Verband auf der<br />

zentralen Ebene nicht Aufgaben zu<br />

übernehmen, die den Bünden obliegen.<br />

So ist die Nachwuchswerbung<br />

ureigenste Aufgabe der Bünde, zu der<br />

der Verband allenfalls indirekt beitragen<br />

kann. Auch ist Sorgfalt bei der<br />

Gestaltung der Greifenstein­Tagung<br />

geboten, denn das ist eine Veranstaltung<br />

des Verbandes, der nicht den<br />

Bünden die Wahrnehmung eigener<br />

Aufgaben abzunehmen hat.<br />

Struktur – Inhalte – Aufgaben<br />

Im CC wurde eine jahrelange Diskussion<br />

über die einzunehmende<br />

Struktur des Verbandes und die dafür<br />

einzurichtenden Ämter geführt.<br />

Verständige Diskussionsteilnehmer<br />

haben frühzeitig darauf hingewiesen,<br />

daß zuerst inhaltlich geklärt werden<br />

muß, was man strukturieren will. Das<br />

half alles nichts, so daß zwar eine<br />

Struktur des Verbandes, nicht aber<br />

die Inhalte diskutiert wurden, denen<br />

die Struktur hätte dienen sollen.<br />

Unglücklich war bereits die Gegenüberstellung<br />

der Begriffe von<br />

Struktur und Inhalten. Man hätte<br />

begrifflich besser von Aufgaben<br />

des Verbandes gesprochen, von der<br />

Strukturierung und der Abgrenzung<br />

der Aufgaben. Unter einer Aufgabe<br />

versteht man etwas Aufgegebenes,<br />

ein Sollen. In der Sache war es nicht<br />

falsch, Strukturen zu diskutieren,<br />

doch die Reihenfolge war methodisch<br />

verfehlt. Die Aufgaben des<br />

Verbandes hätten zuerst geklärt<br />

gehört, dann wäre die Strukturierung<br />

der Aufgaben des Verbandes<br />

im Verhältnis zu den Aufgaben der<br />

Bünde gekommen. Darüber ist viel<br />

Zeit verloren worden, und die Diskussion<br />

muß leider neu angefangen<br />

werden.<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

25<br />

Forum


Forum<br />

Zu den Aufgaben, die allen Korporationen<br />

mutatis mutandis, aber<br />

inhaltlich gemeinsam gestellt sind,<br />

gehören die Begleitung des studierenden<br />

Korporationsangehörigen im<br />

eigenen Studiengang, die Unterstützung<br />

der Persönlichkeitsbildung, das<br />

Hinwirken auf einen akademischen,<br />

nicht nur handwerklichen Einstieg<br />

ins Berufsleben, die Förderung einer<br />

lebenslangen Zusammengehörigkeit<br />

als Akademiker. In einem strukturellen<br />

Kern beruhen die Aufgaben<br />

der Bünde im Sinne von Stück 6<br />

der CC­Satzung (dort sind sie als<br />

›Pflichten‹ bezeichnet) nicht auf der<br />

Verbandszugehörigkeit derjenigen<br />

Korporation, der ein Student angehört.<br />

Es hätte in der Strukturdebatte<br />

auffallen müssen, daß alle Korporationen,<br />

auch die verbandsfreien,<br />

eine ähnliche Kernstruktur ihrer<br />

Aufgaben haben. In der Hochschule<br />

sitzen deren Mitglieder gemeinsam<br />

im Hörsaal, sie erstreben gemeinsam<br />

den Studienabschluß und sie haben<br />

sich in ihrer Korporation auf Dauer<br />

gebunden.<br />

Die Verschiedenheit der akademischen<br />

Korporationen erscheint<br />

nicht durch deren Struktur, sondern<br />

durch Inhalte bedingt. Eine ähnliche<br />

Struktur haben sie alle, doch unterscheiden<br />

sie sich durch ihre geistigkulturelle<br />

Vielfalt – im universitären<br />

Sinne. Wenn alle Korporationen in<br />

der Öffentlichkeit, gerade in der<br />

Hochschulöffentlichkeit, als ›Burschenschaften‹<br />

in einen Topf geworfen<br />

werden, ist strukturell gesehen,<br />

etwas Wahres dran. Man braucht<br />

nur den verfehlten Sammelbegriff<br />

›Burschenschaften‹ durch ›akademische<br />

Korporationen‹ zu ersetzen und<br />

sich gemeinsam zur Hochschule zu<br />

bekennen. Die Verschiedenheiten<br />

der Korporationen erscheinen dann<br />

nicht als Merkmale der gegenseitigen<br />

Abgrenzung, sondern werden<br />

als eine gewollte Vielfalt des akademischen<br />

Gemeinschaftslebens<br />

empfunden und gemeinsam nach<br />

außen vertreten. Korporationsstudenten<br />

ihrer Hochschule zeichnen<br />

sich gemeinsam als solche aus.<br />

Für den CC gilt es, den Grundgedanken,<br />

der vor seiner Gründung<br />

nicht hatte verwirklicht werden können,<br />

in veränderter und zeitgemäßer<br />

Form neu aufzugreifen. Alle Verbände<br />

sind zentral strukturiert und unterhalten<br />

einen Verbandsvorstand<br />

26 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

weit ab von ihren Korporationen an<br />

den Hochschulen. Ebenso wichtig<br />

ist aber das Zusammenwirken an<br />

der und für die gemeinsame Hochschule.<br />

Es geht um eine gemeinsame,<br />

korporative Interessenvertretung gegenüber<br />

der Hochschulleitung und<br />

um die Bildung eines starken Faktors<br />

innerhalb der akademischen Öffentlichkeit<br />

am Ort, was eine einzelne<br />

Korporation für sich alleine nicht leisten<br />

kann. Deshalb muß sich das Ansinnen<br />

an das Präsidium des CC und<br />

seine Nachfolger dahin richten, daß<br />

man sich eine neue Aufgabenstellung<br />

an der Hochschule als beispielgebend<br />

für das gesamte deutsche Korporationsstudententum,<br />

einen Neustart zutrauen<br />

möge. Alle Korporationen am<br />

Ort werden zum Zusammenwirken,<br />

zum gemeinschaftlichen Mitmachen<br />

an ihrer Hochschule aufgefordert.<br />

Es soll nicht mehr länger darauf ankommen,<br />

ob und welchem Verband<br />

die einzelne Korporation angehört,<br />

sondern daß alle Korporationen ein<br />

strukturiertes Gemeinschaftsleben<br />

an der Hochschule repräsentieren,<br />

anders als die unstrukturierte Mehrheit.<br />

Zur Rolle des CC im<br />

Korporationsstudententum<br />

Die einstigen Gründer des CC, Direktor<br />

F. E. Nord und Dr. Gerhard<br />

Bergmann, hatten vor, einen gemeinsamen<br />

Dachverband aus allen<br />

Korporationsverbänden zu bilden,<br />

der gegenüber den staatlichen Kultus­<br />

und Hochschulbehörden als ein<br />

hochschul­ und wissenschaftsbezogener<br />

Interessentenverband auftreten<br />

sollte. Dem kam die Gründung<br />

der katholischen Akademikerschaft<br />

Deutschlands (KAD) zuvor, in der alle<br />

katholischen Korporationsverbände<br />

kollektiv Mitglieder wurden. Sie<br />

traten dem <strong>Convent</strong> Deutscher Akademikerverbände<br />

(CDA) bei dessen<br />

Gründung nicht bei. Der ›Konstruktionsfehler‹<br />

bestand darin, daß ihnen<br />

zwar die organisatorische Bindung<br />

an die Laienorganisation der katholischen<br />

Kirche unbenommen blieb.<br />

Aber es wäre um die Bindung aller<br />

Verbände, auch der katholischen, an<br />

die akademische Bildung gegangen,<br />

an die Hochschulen. Die Gründung<br />

eines gemeinsamen Dachverbandes<br />

war nicht geglückt. Der wenig später<br />

gegründete CC wurde ein Korporationsverband<br />

unter vielen und blieb<br />

das. Die Verbände können seither<br />

nach ihrem Gutdünken in den CDA/<br />

CDK ein­ oder wieder austreten. Den<br />

katholischen Verbänden wäre solches<br />

gegenüber der KAD verwehrt, denn<br />

das Katholizitätsprinzip steht ihnen<br />

nicht zur Disposition.<br />

Aus der eigenen Hochschule<br />

kann eine Korporation aber ebenfalls<br />

nicht austreten. Zu erörtern gilt,<br />

ob alle die einzelnen Korporationen<br />

am jeweiligen Hochschulort eine<br />

hochschulbezogene Struktur anstreben<br />

müssen und ob der CC, entsprechend<br />

seiner Tradition, durch<br />

sein Präsidium die Initialzündung<br />

auslösen sollte. Was die CC­Satzung<br />

über Ortsverbände des CC aussagt<br />

(OCC, vgl. Stücke 15, 16), hält nicht<br />

die passende Struktur für die Notwendigkeiten<br />

an der Hochschule<br />

bereit. Die Satzung läuft insoweit<br />

leer, weil es nicht darauf ankommt,<br />

was örtliche CC­Bünde unter sich<br />

beschließen. Wichtig kann aber werden,<br />

was alle Korporationen am Ort<br />

gemeinsam gegenüber ihrer Hochschule<br />

vertreten.<br />

Was sollte der CC tun?<br />

Die Hochschule ist eine öffentlichrechtliche<br />

Körperschaft und die<br />

verfaßte Studentenschaft ist eine<br />

öffentlich­rechtliche Körperschaft innerhalb<br />

der Körperschaft Hochschule.<br />

Wenn eine Hochschulleitung studentische<br />

Angelegenheiten zu behandeln<br />

hat, wendet sie sich an die verfaßte<br />

Studentenschaft. Die ist meist stark<br />

politisiert und gegen Korporationen<br />

eingestellt. Die Hochschulleitungen<br />

haben im Umgang mit den Studentenschaften<br />

ihre liebe Not, weil es<br />

ihnen um den akademischen Studiengang<br />

geht und nicht darum, von<br />

Studenten große Politik in die Hochschule<br />

hinein tragen zu lassen.<br />

Die Korporationen an den Hochschulen<br />

kommen ihnen aber auch<br />

nicht entgegen, weil sie nicht gemeinschaftlich<br />

handeln. Es kann<br />

ihnen nicht darum gehen, an den<br />

Hochschulen gegenüber Studentenparlamenten<br />

und AStA eine<br />

›außerparlamentarische Opposition‹<br />

zu bilden. Ähnlich wie die Geschäftsordnungen<br />

der Regierungen<br />

und Parlamente vorsehen, daß freie<br />

Verbände und Vereinigungen zu


eteiligen sind, könnte einmal im<br />

Semester eine Vertretung aller Korporationen<br />

an der Hochschule zu<br />

einem Gespräch mit der Hochschulleitung<br />

zusammenkommen und ungeachtet<br />

der politischen Strömungen<br />

im Studentenparlament akademische<br />

Probleme behandeln. Es kann<br />

nicht angehen, daß jede Korporation<br />

meint, für sich mit der Hochschulleitung<br />

verhandeln zu können. Wichtig<br />

ist vielmehr, sich untereinander<br />

abzustimmen, was man gemeinsam<br />

vorbringen will. Bei der Hochschulleitung<br />

bestünde nicht das Problem,<br />

mit jeder der zahlreichen Korporationen<br />

an der Hochschule einzeln oder<br />

gar nicht verhandeln zu müssen, was<br />

äußerst lästig sein kann.<br />

Hochschulreform<br />

Bologna und kein Ende<br />

Irgendein kluger Mensch sagte einmal,<br />

man solle kein Haus abreißen,<br />

ehe man nicht ein neues gebaut hat.<br />

Beim Bologna­Prozeß lief es anders, zumindest<br />

in Deutschland. Die Diplom­<br />

Studiengänge wurden abgeschafft,<br />

dem bewährten und international<br />

angesehenen und erfolgreichen deutschen<br />

Bildungssystem wurde ein angelsächsisches<br />

System übergestülpt,<br />

ohne jegliche Erfahrung, ohne die<br />

geringste Erprobung, ohne Übergang<br />

und ohne die für das Funktionieren<br />

erforderlichen Rahmenbedingungen<br />

mit Tutorien, kleineren Lerngruppen<br />

und unmittelbarem Kontakt zum<br />

Hochschullehrer. Hier wurde erst das<br />

Haus abgerissen und dann geplant,<br />

wie das neue aussieht. Geplant? Wohl<br />

nicht einmal das! Man ist jetzt – jetzt!<br />

– in einer Phase des Nachdenkens<br />

angekommen. In diesem besonders<br />

herausragenden Fall begann man mit<br />

dem Handeln, der Mißerfolg zwingt<br />

jetzt zum Nachdenken, dann wird –<br />

vielleicht! – das Planen folgen, wenn<br />

man nicht selbst jetzt auf ein sorgfältigeres<br />

Vorgehen verzichtet. Die<br />

richtige Reihenfolge ist umgekehrt<br />

– man lernt das in jedem Führungsseminar:<br />

Erst denken, dann planen,<br />

dann handeln.<br />

Örtliche Korporationenverbände an<br />

jeder Hochschule könnten eine Reihe<br />

von Aufgaben gemeinsam für alle Korporationen<br />

am Ort übernehmen, von<br />

denen hier beispielhaft genannt seien:<br />

■ Einmal im Semester ein Gespräch<br />

mit der Hochschulleitung über<br />

gemeinsame Probleme,<br />

■ Herausgabe einer Nachrichtensammlung<br />

über die Hochschule,<br />

die von den internen Zeitschriften<br />

der Korporationen ohne großen<br />

Aufwand nachgedruckt werden<br />

kann,<br />

■ Beteiligung an der Vergabe der<br />

Wissenschaftspreise für Nachwuchswissenschaftler,<br />

■ Organisation gemeinsamer Veranstaltungen<br />

in der Hochschule,<br />

Kann man derartige Kenntnisse<br />

von Hochschulpolitikern heute nicht<br />

mehr erwarten?<br />

Dieser sehr allgemein gehaltenen<br />

Kritik sollen konkrete Angaben folgen.<br />

(Nicht alle Fehler beruhen auf<br />

dem Bologna­Prozeß. Die Kritik an<br />

der Hochschulpolitik aber bleibt.)<br />

Ansatzpunkte zur Kritik gibt es viele.<br />

1. Forschung und Lehre<br />

Die Habilitation als Pflicht­Voraussetzung<br />

für den Zugang zu einer Professur<br />

ist abgeschafft. (Dennoch wird<br />

in vielen Fächern die Habilitation<br />

gefordert, um einen Ruf zu erhalten.)<br />

Der Nachweis wissenschaftlicher Befähigung<br />

durch die Habilitation ist<br />

jedoch nicht mehr erforderlich. Dies<br />

hat Folgen, nicht zuletzt im akademischen<br />

Mittelbau. Dort sind nämlich<br />

die Assistentenstellen abgeschafft.<br />

Außerdem entstehen Probleme für<br />

den wissenschaftlichen Nachwuchs<br />

aus der merkwürdigen Regel, daß ein<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter eine<br />

befristete Stelle nur sechs Jahre vor<br />

und sechs Jahre nach der Promotion<br />

inne haben darf – was dazu führt,<br />

daß sich befähigte Wissenschaftler,<br />

die keine Plan­Stelle haben, von Pro­<br />

■ aktive Mitwirkung in der Vereinigung<br />

der Freunde und Förderer<br />

der Hochschule.<br />

Es geht dem Verfasser darum, daß<br />

unser Verband durchaus etwas tun<br />

kann, wenn er wirklich will, daß<br />

vom CC eine neue Initiative an den<br />

Hochschulen ausgeht. Auch wäre es<br />

wichtig, nicht nur Studenten, sondern<br />

auch Absolventen (Alumni) ihrer<br />

einstigen Hochschule zu beteiligen,<br />

weil Studierende oft noch nicht<br />

hinreichend mit den anstehenden<br />

Problemen vertraut sind. Die Zeit ist<br />

reif, zu handeln.<br />

Hans Dieter Mueller,<br />

Alsatia, Hasso-Borussia Marburg,<br />

Vorsitzender der VACC Frankfurt<br />

am Main<br />

jektarbeit ernähren müssen, d. h. sich<br />

mehr um die Beschaffung neuer Projekte<br />

kümmern als um die Forschung.<br />

Heike Schmoll, die bekannte Fachjournalistin<br />

der FAZ, kennzeichnet<br />

das so: »Antragswissenschaft statt<br />

Forschung bestimmt den Alltag.«<br />

(FAZ v. 4.3.<strong>2010</strong>)<br />

Darüber hinaus muß der Mittelbau<br />

eine bestimmte Anzahl von<br />

Wochenstunden für die Lehre aufbringen.<br />

Für Forschung ist da kaum<br />

noch Zeit. Wie es heißt, finden sich<br />

dennoch die Forschungsergebnisse<br />

heute eher in Doktorarbeiten als<br />

in Habilitationen. Dafür dürfen die<br />

Nachwuchswissenschaftler ihre<br />

Dienstreisen (Besuch von Kongressen<br />

und Vorträgen) selbst finanzieren.<br />

Die Lehre liegt jetzt überwiegend<br />

in den Händen der ›Lehrbeauftragten‹,<br />

die u. U. für nur eine Veranstaltung<br />

im Semester engagiert werden.<br />

Das sind überwiegend habilitierte<br />

Wissenschaftler, die die venia legendi<br />

besitzen. Laut FAZ erhalten sie dafür<br />

eine Vergütung von 21,40 Euro je<br />

Stunde. Dies nehmen sie notgedrungen<br />

in Kauf, weil sie mindestens eine<br />

Veranstaltung im Semester anbieten<br />

müssen, um ihren Titel behalten zu<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

27<br />

Forum


Forum<br />

können. Ohne sie aber bräche der<br />

Lehrbetrieb zusammen. Für die Studenten<br />

ist diese Situation von erheblichem<br />

Nachteil, weil Lehrbeauftragte<br />

nicht präsent sind.<br />

2. Verschulung des Studiums<br />

Das Studium ist (dank Bologna) stark<br />

›verschult‹ worden. Eine Prüfung<br />

folgt der anderen. Weg von ›akademischer<br />

Freiheit des Lernens und<br />

Lehrens hin zu Durchregulierung<br />

und dauerhafter Planerfüllung‹. Von<br />

›Verschulung‹ zu sprechen, sei eine<br />

Diskreditierung der Schule (Zitate<br />

von Prof. Paris, Magdeburg). Von<br />

der akademischen Freiheit (Fehler<br />

zu machen, um daraus zu lernen) ist<br />

keine Rede mehr. Das Humboldtsche<br />

Bildungsideal ist verschüttet.<br />

Dies ist einer der Punkte, bei dem<br />

die Studentenproteste im Herbst<br />

2009 mit Recht angesetzt haben.<br />

Die Hochschulpolitiker haben versprochen,<br />

darüber nachdenken zu<br />

wollen und Verbesserungen herbeizuführen.<br />

Bis heute liest man (noch)<br />

nichts über Maßnahmen.<br />

3. Braucht Deutschland die<br />

Bachelors? Wer und wo?<br />

Die deutsche Bildungspolitik hatte<br />

Komplexe – die von interessierten<br />

Stellen in der Öffentlichkeit geschürt<br />

wurden. Deutschland bietet<br />

nämlich bisher weniger Hochschulabsolventen<br />

auf als andere Staaten<br />

in Europa. Von den USA ganz zu<br />

schweigen. Nach den Ursachen<br />

dafür hat man aber gar nicht erst<br />

gefragt – geschweige denn, daß<br />

man sie untersucht hätte – sondern<br />

sogleich begonnen, die Universitäten<br />

so auszubauen und die Anforderungen<br />

so zu senken, daß die<br />

›Ausschüttung‹ von Absolventen<br />

in den konventionellen Studienfächern<br />

gesteigert werden konnte.<br />

Dabei beruhten die höheren Zahlen<br />

ausländischer Universitäten<br />

und Hochschulen vielfach darauf,<br />

daß dort Ausbildungswege angeboten<br />

werden, die in Deutschland<br />

durch anderweitige, bewährte und<br />

mindestens ebenso intensive, aber<br />

jedenfalls sehr erfolgreiche Ausbildungswege<br />

abgedeckt werden. Dies<br />

gilt z. B. im Hinblick auf die Ausbil­<br />

28 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

dung von Erziehern und Erzieherinnen<br />

und von Krankenschwestern<br />

oder im Hinblick auf den gesamten<br />

handwerklichen Bereich bis hin zur<br />

deutschen Meisterausbildung. All<br />

diese Ausbildungswege könnte man<br />

mühelos irgendwie in eine dann<br />

nur noch so genannte ›Hochschulausbildung‹<br />

überführen – und die<br />

Statistiken stimmen wieder.<br />

Wenn alles so bliebe wie jetzt,<br />

wir also in allen Disziplinen Bachelors<br />

haben müssen und zwar mehr<br />

als wir bisher Studenten mit Zwischenexamen<br />

hatten, muß man<br />

fragen, wer sie aufnimmt und was<br />

sie dort tun sollen. Diese Frage ist<br />

völlig offen. Ob darüber überhaupt<br />

nachgedacht wurde, scheint zumindest<br />

zweifelhaft. Das Vertrauen in<br />

die Kraft der deutschen Wirtschaft,<br />

künstlich geschaffene Probleme zu<br />

bewältigen, scheint unerschöpflich.<br />

Da ist den Bildungspolitikern wohl<br />

das Realitätsbewußtsein abhanden<br />

gekommen. Welche Stellen in der<br />

Wirtschaft anderer Staaten – z. B.<br />

der USA – werden von diesen Bachelors<br />

eingenommen? Bekannt ist<br />

aus den USA, daß sie dort z. B. als<br />

Lageristen oder dergleichen herangezogen<br />

werden. Wollen wir das so<br />

haben?<br />

Von maßgeblicher Stelle der deutschen<br />

Wirtschaft wird bereits darauf<br />

hingewiesen, daß man Studenten<br />

ohne die (der Bachelor­Prüfung<br />

folgende) Master­Ausbildung nicht<br />

braucht. Na prima!<br />

Forderungen der sachkundigen Bürger<br />

zur ›Reform der Reform‹ findet<br />

man mittlerweile fast täglich in den<br />

Medien. Die Vorschläge überstürzen<br />

sich in den letzten Wochen und<br />

Monaten. Viel Hektik! Ob aber die<br />

Damen und Herren Bildungspolitiker<br />

diesmal mit größerer Sorgfalt ans<br />

Werk gehen, darf mit Fug und Recht<br />

bezweifelt werden.<br />

Im Februar erstattete eine von<br />

der Bundesregierung eingerichtete<br />

›Expertenkommission Forschung<br />

und Innovation‹ (EFI) ihr drittes<br />

Gutachten. Die EFI widmete sich<br />

darin der Gesamtstruktur des deutschen<br />

Innovationssystems, der Forschungs­<br />

und Innovationspolitik<br />

in den neuen Bundesländern, der<br />

Leistungsfähigkeit bei der Elektromobilität<br />

sowie der Einführung<br />

eines Gemeinschaftspatents und<br />

einer einheitlichen europäischen<br />

Patentgerichtsbarkeit. Zur Bologna­<br />

Reform stellen die Experten fest,<br />

weder sei das Studium attraktiver<br />

geworden, noch sei die Zahl der<br />

Studienabbrecher gesunken. Die<br />

Hochschulen müßten mehr Freiräume<br />

für die Gestaltung erhalten. Die<br />

für Innovationen wichtigen Mint­<br />

Fächer (Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaften und Technik)<br />

hätten von der Bologna­Reform fast<br />

gar nicht profitiert. Die Abbrecherquote<br />

steige seit 2000 in jedem Jahr<br />

kontinuierlich an. Für die Verbesserung<br />

wird vorgeschlagen, die<br />

Lehrqualität zu erhöhen, für eine<br />

großzügige Anerkennung von Studien­<br />

und Prüfungsleistungen zu<br />

sorgen und frühzeitige Leistungskontrollen<br />

mit einer differenzierten<br />

Leistungsrückmeldung zu ermöglichen.<br />

Die Personalausstattung der<br />

Hochschulen müsse so verändert<br />

werden, daß Lehre, Betreuung und<br />

Forschung auf einem international<br />

wettbewerbsfähigen Niveau gehalten<br />

werden.<br />

Der Stifterverband fordert eine<br />

dreijährige Ausbildung für Juristen<br />

zum Bachelor of Laws (LL.B.). Daraus<br />

soll sich eine »für den Arbeitsmarkt<br />

relevante Qualifikation« ergeben.<br />

Ein daran anschließender Masterstudiengang<br />

soll dann die Qualifikation<br />

für die Berufe des Richters,<br />

des Staatsanwalts, des Rechtsanwalts<br />

und des Notars erbringen<br />

und Eingangsprüfung für das Referendariat<br />

sein. Der Berichterstatter<br />

– selbst Jurist – befindet sich in<br />

voller Übereinstimmung mit dem<br />

Deutschen Juristen­Fakultätentag,<br />

der sich nachdrücklich gegen eine<br />

Übertragung der Bologna­Reform<br />

auf die Juristenausbildung gewandt<br />

hat. Der deutschen Rechtskultur<br />

drohe schwerer Schaden, heißt es.<br />

»Die für den deutschen Kulturkreis<br />

einzigartige Verbindung von Theorie<br />

und Praxis droht verlorenzugehen.«<br />

Darüber hinaus bezweifelt der<br />

Berichterstatter die Brauchbarkeit<br />

eines mit juristischer Halbbildung<br />

ausgestatteten LL.B.s für irgendeine<br />

betriebliche Praxis. Wo ist dafür der<br />

Bedarf? Oder sollen vielleicht die<br />

vielen hochqualifizierten Industrie­,<br />

Bank­ und Versicherungskaufleute,<br />

die sich bisher mit juristischen<br />

Randfragen zu beschäftigen hatten<br />

(und das auch sehr erfolgreich getan


haben), durch den LL.B. ersetzt werden?<br />

Cui bono?<br />

Der Verband der neun führenden<br />

Technischen Universitäten in<br />

Deutschland (TU9) – unter dem<br />

Vorsitz des Rektors der RWTH Aachen,<br />

Ernst Schmachtenberg – hat<br />

im April gefordert, den Diplom­Ingenieur<br />

als akademischen Grad wieder<br />

einzuführen. Er verweist dabei auf<br />

das »in diesem Punkt vorbildliche«<br />

österreichische Universitätsgesetz,<br />

das eine Wahlmöglichkeit vorsehe.<br />

Die Landesregierung Nordrhein­<br />

Westfalens lehnt die Rückkehr zum<br />

Diplom­Ingenieur ab, könnte aber<br />

einen Hinweis auf dem Masterzeugnis<br />

akzeptieren, daß der Abschluß<br />

einem Diplom­Ingenieur entspricht.<br />

»Wasch mich, aber mach mich nicht<br />

naß!«<br />

Was die Mediziner betrifft, ist<br />

an eine ›Bachelorisierung‹ der Ausbildung<br />

bisher nicht ernsthaft gedacht<br />

worden. Offensichtlich haben<br />

selbst Bildungspolitiker ›kalte Füße‹,<br />

wenn sie die Möglichkeit ins Auge<br />

fassen, daß sich ein Pseudo­Mediziner<br />

mit umfassender Halbbildung<br />

mit ihren Krankheiten beschäftigen<br />

könnte. So wurde berichtet (FAZ v.<br />

19.3.<strong>2010</strong>), daß Frau Margret Wintermantel,<br />

die Präsidentin der deutschen<br />

Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK), erklärt habe, die HRK habe<br />

nicht die Absicht, den Medizinern<br />

die ›Bologna­Architektur‹ überzustülpen.<br />

»Wer bin ich denn, das zu<br />

verlangen?« Zuletzt teilte die Staatssekretärin<br />

im Bundesgesundheitsministerium,<br />

Frau Annette Widmann­<br />

Mauz, offiziell mit, es werde eine<br />

›Bachelorisierung‹ der Mediziner­<br />

Ausbildung auf keinen Fall geben.<br />

Wunderbar! Aber man fragt sich,<br />

warum man hier ganz offensichtlich<br />

zu notwendigen qualitativen Überlegungen<br />

gekommen ist – und in<br />

den anderen Fächern nicht. Kommt<br />

man in den anderen Fächern also<br />

auch mit geringerer Qualifikation<br />

aus?<br />

Das scheint so zu sein, wenn man<br />

– ebenfalls im April – den Zeitungen<br />

entnehmen kann, daß die Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) sich auf<br />

Eckpunkte geeinigt hat, nach denen<br />

die Zulassung zum Hochschulstudium<br />

wesentlich erleichtert werden<br />

soll (Gesagt wird, daß das Zulassungsverfahren<br />

transparenter und<br />

einheitlicher werden soll – als ob es<br />

bisher nicht transparent und nicht<br />

einheitlich gewesen wäre). Künftig<br />

zählt die bestandene Meisterprüfung<br />

in allen Bundesländern als<br />

allgemeine Hochschulzugangsberechtigung.<br />

Daneben werden auch<br />

andere mit Erfolg absolvierte Fortbildungsmaßnahmen<br />

zum Hochschulstudium<br />

berechtigen. Vorgesehen<br />

ist sogar, daß eine dreijährige<br />

Berufspraxis – wenn auch verbunden<br />

mit einer Eignungsprüfung<br />

(Wer prüft? Nach welchen Kriterien?)<br />

– genügen soll, wenn auch ›nur‹<br />

zum Besuch der Fachhochschule.<br />

Das Bundesland Baden­Württemberg<br />

hat mit der Umsetzung bereits<br />

begonnen.<br />

Hier wird deutlich, daß sich das<br />

Bild der deutschen Hochschule in<br />

einem Prozeß der Umwälzung befindet.<br />

Dies ist eine Abkehr von unserem<br />

Bild der Hochschule als einem<br />

Ort von Forschung und Lehre hin<br />

zu einem Institut reiner beruflicher<br />

Aus­ und Fortbildung. Ob uns das<br />

voran bringt? Und: Wohin führt<br />

das?<br />

Wie sieht die Zukunft aus? Fest<br />

steht m. E., daß der Bologna­Prozeß<br />

mit Bachelor­ und Master­Studiengängen<br />

nicht mehr rückgängig gemacht<br />

wird. Fest steht m. E. auch,<br />

daß der Zugang zur Hochschulausbildung<br />

nicht mehr nur Abiturienten,<br />

sondern auch anderen<br />

verschiedenartig und nur beruflich<br />

Qualifizierten offen stehen wird.<br />

Beides ist ein Ausfluß der grundsätzlichen<br />

Zielsetzung, die Abschlüsse<br />

in Deutschland international<br />

vergleichbar zu machen und<br />

die Hochschulen ohne Einhaltung<br />

von Qualifikationsvoraussetzungen<br />

mehr oder weniger für jedermann<br />

zu öffnen, um die Absolventenzahl<br />

zu erhöhen. Unvermeidliche<br />

Aufgabe der Hochschulen wird<br />

es danach sein, durch Schaffung<br />

von Qualitätsstandards das hohe<br />

Niveau sicherzustellen, das die deutschen<br />

Hochschulen bisher hatten.<br />

Damit wird den Hochschulen der<br />

›Schwarze Peter‹ auf sozialem Gebiet<br />

zugespielt. Sie werden nämlich<br />

ungeeignete Studierende im Laufe<br />

des Studiums herausprüfen müssen<br />

und die Schuld daran zugewiesen<br />

bekommen, wenn sich an den<br />

›sozialschichtbezogenen Entwicklungsprozessen‹<br />

in der Gesellschaft<br />

schließlich doch nichts wesentli­<br />

ches ändert – oder sie vergeben Zulassung,<br />

Noten und Beurteilungen<br />

anteilig nach sozialen Schichten.<br />

Parallel zu der hier beschriebenen<br />

hochschulpolitischen Veränderung<br />

läuft nämlich derzeit eine sehr auffällige<br />

Bemühung um gesellschaftliche<br />

Umschichtungen. Überschrift:<br />

»Die soziale Herkunft wirkt immer<br />

mit.« Dies soll ein Fehler sein. Diese<br />

Entwicklung sollte man mit großer<br />

Aufmerksamkeit beobachten. Nicht<br />

um den Status der gesellschaftlich<br />

führenden Schichten zu konservieren<br />

– das wäre Unsinn, schon bisher<br />

haben wir ein durchaus durchlässiges<br />

Bildungssystem –, sondern um zu<br />

vermeiden, daß dies zu einer Absenkung<br />

des Niveaus der dabei produzierten<br />

Absolventen führt. Das hätte<br />

erhebliche negative Auswirkungen<br />

gesellschaftlicher, vor allem aber<br />

wirtschaftlicher Art. Von deren Qualifikation<br />

und Leistungsbereitschaft<br />

leben wir. Auch wenn ich damit gegen<br />

die political correctness verstoße:<br />

Intelligenz ist erblich!<br />

Eckart Mueller, Alsatia<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

29<br />

Forum


Forum<br />

30 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

<strong>Convent</strong> Deutscher Akademikerverbände<br />

Gemeinsam sind<br />

wir stark – oder?<br />

Oder stimmt das etwa nicht? Ist es überhaupt nötig?<br />

Nein, es wäre nicht nötig, wenn wir<br />

– sagen wir einmal zurückhaltend –<br />

fünf Prozent der Studenten an deutschen<br />

Hochschulen als unsere Verbandsbrüder<br />

nennen könnten. Bei<br />

über 2 Millionen Studenten hieße dies,<br />

bezogen auf die männlichen Studenten,<br />

eine Zahl von 50.000 Aktiven. Jeder<br />

weiß, daß wir vielleicht gerade mal<br />

ein Zwanzigstel auf die Waage bringen.<br />

Und ›Gemeinsam stark sein‹ wäre<br />

auch nicht nötig, wenn unsere Akzeptanz<br />

in der deutschen Öffentlichkeit<br />

gegeben wäre. Es ist bekannt, welch<br />

verdrehtes Ansehen uns von dem<br />

Großteil der bundesrepublikanischen<br />

Öffentlichkeit entgegenschlägt. Es<br />

ist auch bekannt, wie problematisch<br />

es heutzutage für uns ist, öffentliche<br />

Räume für unsere Veranstaltungen<br />

zu bekommen. Auch bekommen wir<br />

immer seltener Räume in den Hochschulen,<br />

obwohl wir als Studentische<br />

Verbindungen ganz offiziell Teil der<br />

Universität sind. Und es ist bekannt,<br />

daß noch nicht mal vom CC an die<br />

Presse gegebene Veröffentlichungen<br />

gedruckt werden, wie unser bisheriger<br />

Pressesprecher auf dem Pfingstkongreß<br />

2009 ausführte.<br />

Was könnten wir dagegen tun?<br />

Unsere öffentliche Akzeptanz durch<br />

kreative Maßnahmen verstärken. Und<br />

noch wichtiger: uns mit anderen Verbänden<br />

studentischer Verbindungen<br />

zusammenschließen und gemeinsam<br />

stark werden, um unsere grundsätzlichen<br />

Ziele besser zu erreichen.<br />

Jetzt könnte der eine oder andere<br />

sagen, wir sind doch in dem <strong>Convent</strong><br />

Deutscher Akademikerverbände<br />

(CDA) engagiert. Stimmt! Aber<br />

auf dessen Herbstconvent am 7. November<br />

<strong>2010</strong> kündigte der AHCC<br />

seinen Ausstieg aus dem CDA an;<br />

der Vorstand des AHCC habe beschlossen,<br />

auf dem Pfingstkongreß<br />

2011 den entsprechenden Antrag zu<br />

stellen. Diese Ankündigung erfolgte<br />

in einem Umfeld, wo für die sich um<br />

den Herbstconvent rankenden Veranstaltungen<br />

einschließlich des 10.<br />

Deutschen Akademikertages nicht<br />

nur die bereits vertraglich zugesagten<br />

öffentlichen Räume kurzfristig<br />

gekündigt wurden, nein, wo auch<br />

jede Veranstaltung unter erheblichem<br />

Polizeischutz stehen mußte,<br />

inkl. der An­ und Abfahrt der Teilnehmer.<br />

Meine Antwort an den CC auf sein<br />

Austrittsvorhaben aus dem CDA ist<br />

ein eindeutiges ›NEIN‹ !<br />

Und die Meinung, daß uns die<br />

Mitgliedschaft zu viel Geld kostet,<br />

kann ich nicht teilen – im Gegenteil:<br />

Das Zusammenstehen aller Korporationsverbände<br />

ist unbezahlbar!<br />

Lassen Sie uns doch den Spieß umdrehen!<br />

Verlangen wir doch was vom<br />

CDA für unser Geld! Was war denn<br />

in der Vergangenheit unser Engagement<br />

im CDA?<br />

Erich Hagel,<br />

Brandenburg, Palaeomarchia<br />

Die Ausgabe 1/2011 dieser Zeitschrift soll wiederum<br />

das Verzeichnis der amtlichen Anschriften des<br />

Verbandes, der Bünde, der AH- und VACC-<br />

Vorsitzenden enthalten.<br />

Bitte teilen Sie etwaige Änderungen frühzeitig –<br />

spätestens bis zum 15.2.2011 – der CC-Kanzlei mit!<br />

Die beliebte<br />

Taschen-Ausgabe<br />

Liederbuch<br />

des <strong>Coburger</strong><br />

<strong>Convent</strong>s<br />

ist im Jahr 2003 in neuer,<br />

deutlich erweiterter<br />

Auflage erschienen.<br />

Format 85 × 125 mm<br />

64 Seiten<br />

cellophanierter Umschlag<br />

Staffelpreise:<br />

1 –10 Expl. 1,50 Euro/Stck.<br />

11–49 Expl. 1,25 Euro/Stck.<br />

ab 50 Expl. 1,00 Euro/Stck.<br />

zzgl. Porto<br />

Bezug ausschließlich<br />

über die<br />

CC-Kanzlei<br />

Triftstraße 1<br />

80538 München<br />

Tel.: (0 89) 22 37 08<br />

Fax: (0 89) 22 31 22<br />

oder über die<br />

E-Mail-Adresse:<br />

kanzlei@coburger-convent.de


Eingebettet in den CC-Pfingstkongreß<br />

Cimbria Wien feierte ihr<br />

140. Stiftungsfest in Coburg<br />

In Erinnerung bleibt eine ›gelungene, schöne und würdige‹ Feier<br />

Zu Zeiten ihres 137. Stiftungsfestes,<br />

das gewöhnlich wenige Wochen<br />

nach Pfingsten gefeiert wird, saßen<br />

zwei Wiener Cimbern in Coburg in<br />

der ›Traube‹. Das 140. Stiftungsfest<br />

wurde zum Thema.<br />

Vor Jahren hatte Slesvigia­Niedersachsen<br />

ein rundes Stiftungsfest<br />

in Coburg statt in Hamburg<br />

gefeiert. Das gute Beispiel verlockte<br />

zur Nachahmung, mit dem Ziel, so<br />

viele Cimbern wie möglich nach<br />

Coburg zu bringen und bei dieser<br />

Gelegenheit unsere Kontakte mit<br />

unseren Freundschaftsbünden und<br />

dem CC zu intensivieren. Ein erstes<br />

Konzept fand auf einem <strong>Convent</strong><br />

in Wien Anklang. Das Wichtigste<br />

war der schnelle Zugriff auf große<br />

Räume. Zweieinhalb Jahre voraus<br />

wurden der Spiegelsaal von Schloß<br />

Hohenstein und der große Saal<br />

des Hotels Blankenburg reserviert.<br />

Ferner wurde ein gut bemessenes<br />

Kontingent an Hotelzimmern reserviert.<br />

Das Muster der Ablaufplanung<br />

eines großen Stiftungsfestes<br />

in Berlin ersparte es uns, das Rad<br />

erneut zu erfinden. Nach Vorlage<br />

der Grob ­Planung erfolgte in Wien<br />

der Beschluß. Danach begann für<br />

einige Bundesbrüder die Arbeit –<br />

am meisten für den Hauptverantwortlichen,<br />

AH Franz Deim. Für die<br />

Aktiven war es ein gutes Lernbeispiel<br />

dafür, was aus der Planung des<br />

normalen Bundeslebens einschließlich<br />

›kleiner‹ Stiftungsfeste auf ein<br />

rundes Zehner­Stiftungsfest und<br />

dann noch im Rahmen des Pfingstkongresses<br />

in Coburg übertragen<br />

werden konnte und mußte. Im Berufsleben<br />

wird sich zeigen, was unsere<br />

Korporationen ihren jungen<br />

Mitgliedern neben wertfreier Bildung<br />

auch an praktischen Fähigkei­<br />

ten vermitteln, die in den meisten<br />

Lehrplänen der Universitäten nicht<br />

enthalten sind. Die gute Beteiligung<br />

am Stiftungsfest ist auch auf die wiederholten<br />

Ankündigungen in der<br />

Cimbernzeitung mit zunehmendem<br />

Detaillierungsgrad zurückzuführen.<br />

Und dies war das Ergebnis:<br />

Am Freitag, dem 21. Mai <strong>2010</strong>, startete<br />

unser Bus in Wien. Der Begrüßungsabend<br />

fand in der ›Lore‹ statt.<br />

Das ist, wie wir alle wissen, nicht ungefährlich,<br />

aber am Samstagmorgen<br />

saßen alle rechtzeitig im Bus nach<br />

Vierzehnheiligen. Im Anschluß an<br />

die Besichtigung der Basilika wanderte<br />

das Gros der Cimbernfamilie von<br />

45 Personen durch Wald und Feld<br />

zum Staffelberg. Von Bärlauch und<br />

Knabenkraut bis zu grünenden Feldern<br />

entzückte die Natur die Wanderer.<br />

Ja, sogar die Wallfahrer des Liedes<br />

von Scheffel kamen uns entgegen!<br />

Und das bei märchenhaft schönem<br />

Wetter. Dann der weite Blick vom<br />

Gipfelkreuz des Staffelberges hinaus<br />

über die weite Ebene, Einkehr bei den<br />

Nachfahren des letzten Einsiedlers<br />

und weiter zur ›Schönen Schnitterin‹.<br />

Höhepunkt des Tages wurde das<br />

Festessen im Spiegelsaal des Schlosses<br />

Hohenstein.<br />

Den Sonntag verbrachten wir<br />

zum größten Teil in Seßlach, familiär<br />

im engeren Kreis mit unseren<br />

Freundschaftsbrüdern aus Frankfurt,<br />

Freiburg und Hamburg, beim<br />

Bummel über den Trödelmarkt und<br />

mit den vielen vertrauten CCern,<br />

die man Jahr für Jahr wiedertrifft.<br />

Am Abend waren die Damen unter<br />

sich.<br />

Nach einem gemeinsamen<br />

Abendessen feierten wir den Stiftungsfestkommers<br />

im großen Saal<br />

des Hotels Blankenburg. Die Nachfrage<br />

übertraf das Platzangebot.<br />

Festredner war unser Bbr. AH Dr.<br />

Erich Witzmann. Sein Thema war<br />

Kritik am ›Fetisch Wachstum unter<br />

dem Aspekt langfristiger Zukunftserwartungen‹.<br />

So hat der Primat<br />

von Wachstum, als ein hoher Wert<br />

an sich, über ungezügelte Gewinnerwartungen<br />

zu der aktuellen Finanz­<br />

und Wirtschaftskrise geführt.<br />

Für Österreich, das aus dem Vielvölkerstaat<br />

der alten K. u. K. Monarchie<br />

als Rumpfstaat hervorgegangen ist,<br />

hat die nationale Identität zwischen<br />

anderen Nationalitäten einen Stellenwert,<br />

wie ihn die Bundesrepublik<br />

Deutschland nur in Ansätzen<br />

kennt. An der Wende vom 17. zum<br />

18. Jahrhundert brachte der Zuzug<br />

verfolgter Hugenotten aus Frankreich<br />

und Protestanten aus Salzburg<br />

in Form von Handwerkern, Kaufleuten<br />

und insgesamt gebildeten<br />

Europäern dem teilweise entvölkerten<br />

Brandenburg­Preußen einen<br />

erwünschten Gewinn. Der beinahe<br />

ungehemmte Bevölkerungszuzug<br />

unserer Zeit, vornehmlich<br />

aus Asien, Afrika und vom Balkan<br />

ist weitgehend der Sicherung des<br />

Wirtschaftswachstums in unseren<br />

Ländern mit rückläufiger Bevölkerungsentwicklung<br />

geschuldet. Auch<br />

steht die Quantität des Zuzugs weit<br />

über deren Qualität. Der Referent<br />

betonte, gern auf ein Stück wirtschaftlichen<br />

Wachstums verzichten<br />

zu wollen, da wir nicht alles an<br />

Wachstum wirklich brauchen, um<br />

einem kaum gebremsten Bevölkerungszuzug<br />

keinen Vorschub zu<br />

leisten. Die nationale Identität auf<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

31<br />

CC vor Ort


CC vor Ort<br />

lange Sicht zu erhalten, ist auch ein<br />

Anliegen der Aktiven, die in Wien<br />

mit wachen Augen und Ohren<br />

die Zukunftsprobleme des Landes<br />

wahrnehmen. Unter anderem erinnerte<br />

Witzmann auch die CC­Präsidierende<br />

Verdensia – der stellvertretende<br />

Vorsitzende und ein Aktiver<br />

sind zur Festkneipe gekommen – an<br />

eine feuchtfröhliche Kneipe in Göttingen<br />

anno 1972, die nach einigen<br />

für Cimbria nicht so erfolgreichen<br />

Schlägerpartien gefeiert wurde. Die<br />

sportliche ›Revanche‹ hat sich Cimbria<br />

für das Verdensia­Vorsitzjahr,<br />

also <strong>2010</strong>, aufgehoben: Der Cimbernaktive<br />

Gerwin Rebhandl setzte<br />

sich beim 10­km­Lauf über die Veste<br />

Coburg von allen Turnerschaftern<br />

und Landsmannschaftern ab und<br />

kam als erster Korporierter ins Ziel!<br />

Eingebunden in den Kongreß<br />

Der Pfingstmontag verlief weitgehend<br />

kongreßkonform. An das Gedenken<br />

der in beiden Weltkriegen<br />

gefallenen Bürger Coburgs schloß<br />

sich das Gedenken an die gefallenen<br />

CCer an. Eine im Grunde lächerliche,<br />

aber bei der Gedenkrede<br />

doch störende Demonstration mit<br />

den aus den Vorjahren bekannten<br />

Spruchbändern wartete am Herzog­<br />

Alfred­Brunnen. Bemerkenswert<br />

war die mit sich überschlagender<br />

Stimme durch ein Megaphon gekreischte<br />

Forderung zur Auflösung<br />

der Korporationen. Damit stellten<br />

sich die Demonstranten in eine Reihe<br />

mit der Diktatur der Nazis und<br />

der SED, die beide die Korporationen<br />

auflösten bzw. nicht zuließen.<br />

Eine rote Fahne mit Hammer und<br />

Sichel bekräftigte den geistigen Hintergrund<br />

der sogenannten Antifaschisten.<br />

Leider war die Gedenkrede<br />

wegen der lautstarken Störung für<br />

viele Teilnehmer kaum oder gar<br />

nicht zu verstehen. Der Redner, Vbr.<br />

Dr. M. Horbach, Verdensia, hatte<br />

darauf verwiesen, daß ohne die Opfer<br />

der beiden Weltkriege die neuen<br />

Staats­ und Gesellschaftsformen mit<br />

ihren weitgehenden freiheitlichen<br />

Werten nicht oder nicht so entstanden<br />

wären. Auch die Einheit<br />

Europas sei aus dem Wunsch nach<br />

dauerhaftem Frieden in Freiheit<br />

und Wohlstand entstanden, im Bewußtsein<br />

von Tod und Zerstörung<br />

der Weltkriege.<br />

32 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

Im Anschluß an die Gedenkstunde<br />

gab es für die Cimbern das große<br />

Gruppenbild auf den Stufen des Landestheaters.<br />

Dann trug uns der Bus an<br />

den Fuß der Veste zum Mittagessen<br />

im Restaurant ›Festungshof‹. Danach<br />

ließen wir uns in zwei Gruppen durch<br />

die große Sammlung der Veste Coburg<br />

führen, während die Chargierten<br />

schon für den CC­Kommers probten.<br />

In seiner Festrede plädierte Vbr. M.<br />

Künzel für eine verstärkte Förderung<br />

der Aktiven auch durch finanzielle<br />

Unterstützung von Seiten der Alten<br />

Herren. Er verwies auf Verdensias Konzept<br />

zur Studienfinanzierung. Dessen<br />

Erweiterung zu einem bundesübergreifenden<br />

CC­Förderungs­Modell sah<br />

er als lohnenswertes Ziel an.<br />

Der Fackelzug wurde wie üblich<br />

von der Bevölkerung und den Damen<br />

der CCer freundlich begrüßt.<br />

Natürlich fehlten auch die Störer<br />

auf dem Weg zum Marktplatz nicht,<br />

doch ohne Lautsprecher­Wagen<br />

verhallte ihr Geschrei. In seiner abschließenden<br />

Rede vom Balkon des<br />

Rathauses betonte Vbr. W. Enger,<br />

Verdensia, daß der CC fest auf dem<br />

Boden des Grundgesetzes stehe und<br />

keiner Belehrung von dem CC nicht<br />

wohlgesonnenen und weniger demokratischen<br />

Gruppierungen bedürfe.<br />

Dem Leistungsdruck im Studium<br />

nach der letzten Hochschulreform<br />

setze der CC die Vermittlung von<br />

Bildung und Tugenden zur Entwicklung<br />

der Persönlichkeit entgegen.<br />

Der Marktfrühschoppen brachte<br />

allen aktiv am Pfingstgeschehen Beteiligten<br />

die ersehnte und notwendige<br />

Erleichterung bei freundlichem<br />

Sommerwetter. Wie üblich wurden<br />

die Plätze der nach Hause zurückkehrenden<br />

CCer fließend von der <strong>Coburger</strong><br />

Bevölkerung eingenommen.<br />

Der Bus nach Wien startete zum Bedauern<br />

der meisten Cimbern leider<br />

schon um 15 Uhr. Als gelungenes,<br />

schönes und würdiges Stiftungsfest<br />

wird es uns in Erinnerung bleiben.<br />

In Wien heißt es für Cimbria<br />

wieder, gemäß unserer 140 jährigen<br />

Geschichte das Banner eines nationalkonservativen<br />

Bundes – und der<br />

einzigen CC­Korporation in Wien –<br />

aufrechtzuhalten. Das bedeutet, sich<br />

zu den Idealen ›Ehre, Freiheit, Vaterland‹<br />

im täglichen Hochschul­ und<br />

Berufsleben zu bekennen.<br />

Christoph Schmidt,<br />

Cimbria Wien, Preußen Berlin<br />

Zweiter Aufruf<br />

Stamm tische<br />

der Waffenringe<br />

Viele Verbandsbrüder, die nicht im<br />

Einzugsbereich einer VACC wohnen,<br />

haben sich einem Waffenringstammtisch<br />

angeschlossen, der<br />

sich in der Nähe ihres Wohnortes<br />

gebildet hat.<br />

Um allen Verbandsbrüdern, die<br />

nicht im Einzugsbereich einer<br />

VACC wohnen und sich bislang<br />

nicht einem Waffenringstammtisch<br />

anschließen konnten, da<br />

sie darüber keine Informationen<br />

erhalten konnten, die Möglichkeit<br />

zu geben, sich einem Waffenringstammtisch<br />

in ihrer Nähe<br />

anzuschließen, beabsichtigen wir,<br />

auf der Homepage des Verbandes<br />

eine Liste mit Informationen<br />

über die existierenden Waffenringstammtische<br />

anzulegen – in<br />

der Art, wie es bereits mit den<br />

VACC geschehen ist.<br />

Wir bitten daher alle Verbandsbrüder,<br />

die einem Waffenringstammtisch<br />

angehören oder<br />

von der Existenz eines solchen<br />

wissen, Informationen darüber<br />

an Vbr. Jürgen Schawer<br />

j.schawer@coburger­convent.de<br />

zu schicken.<br />

Diese Informationen sollten Ansprechpartner<br />

und Treffpunkt<br />

(Ort, Tag und Uhrzeit) des jeweiligen<br />

Waffenringstammtisches<br />

enthalten.<br />

Wir sind hier auf Ihre Mithilfe angewiesen<br />

und für jede Information<br />

dankbar. Wir möchten betonen,<br />

daß diese Informationen anderen<br />

Verbandsbrüdern helfen, sich einem<br />

Waffenringstammtisch anzuschließen.<br />

Jürgen Schawer,<br />

Rheno-Germania Clausthal,<br />

Chattia Gießen


200 bunte Mützen und fröhliche Tage in alpiner Umgebung<br />

›Veilchenblaue Republik‹<br />

und Akad. Landsmannschaft<br />

Vom 130. Stiftungsfest der Akademischen Landsmannschaft Tyrol zu Innsbruck<br />

Im Jahre 1880 gründete eine Reihe<br />

Innsbrucker Studenten eine Akademische<br />

Tischgesellschaft ›Veilchenblaue<br />

Republik‹ , die bald korporative Züge<br />

annahm und als akademische Verbindung<br />

(mit Satisfaktion) bis zum Ersten<br />

Weltkrieg bestand. Nach diesem<br />

Krieg wurde im Jahre 1922 in Innsbruck<br />

auf Anregung des Verbandsbruders<br />

Dr. Max Lindemann in Innsbruck<br />

eine Grenzlandsmannschaft<br />

›Tirol‹ ins Leben gerufen, die an die<br />

›Veilchenblaue Republik‹ anschloß<br />

und sich den Namen ›Akademische<br />

Landsmannschaft Tyrol‹ gab (das ist<br />

die jahrhundertealte Schreibweise des<br />

Landesnamens). An das Veilchenblau<br />

erinnert noch heute die Mützenfarbe;<br />

zu diesem Blau kamen die Tiroler<br />

Farben Rot und Weiß, das veilchenblau–weiß–rote<br />

Band bildend. Tyrol<br />

mußte – wie alle anderen Verbindungen<br />

damals – nach dem Anschluß<br />

Österreichs 1938 den Betrieb einstellen;<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

erstand sie wieder, hatte 2005 das<br />

Präsidium im CC inne und konnte im<br />

vergangenen Sommer stolz das 130.<br />

Stiftungsfest feiern.<br />

Petrus war in diesen Tagen – vom<br />

24. bis 27. Juli <strong>2010</strong> – den Tyrolern<br />

und deren Gästen gnädig gesinnt; es<br />

herrschte geradezu traumhaft schönes<br />

Alpenwetter. So gab es zum Begrüßungsabend<br />

auf dem Haus gleich<br />

Riesenbetrieb; sowohl im Kneipraum<br />

wie im Garten war kaum noch Platz<br />

zu bekommen. Was wunder, daß<br />

sich die harmonische Veranstaltung<br />

bis in die frühen Morgenstunden<br />

hinzog …<br />

Eine kluge Regie hatte den – natürlich<br />

notwendigen – Bundesconvent<br />

auf den Nachmittag des folgenden<br />

Tages gelegt, so daß danach alle<br />

zum Bergisel oberhalb Innsbruck<br />

aufbrechen konnten. Auf der Terrasse<br />

des Urichshauses – Veranstaltungsgebäude<br />

der Kaiserjäger – fand<br />

sich eine bunte Gesellschaft ein,<br />

denn der Kommers wurde diesmal<br />

mit unseren Damen veranstaltet,<br />

was sich als sehr guter Schachzug<br />

erwies. Zuvor aber – nach Imbiß und<br />

Begrüßungstrunk – galt es einer Ehrenpflicht<br />

zu genügen, nämlich des<br />

Totengedenkens. Vor dem Ehrenmal<br />

des Tiroler Freiheitshelden Andreas<br />

Hofer nahmen die Chargierten Aufstellung;<br />

der Altherrenvorsitzende<br />

Tyrols, AH Dr. Volker­Georg Wurdinger,<br />

erinnerte an die vielen Bundesbrüder,<br />

die in den vergangenen<br />

Jahren von uns gegangen waren.<br />

Einige Minuten stillen Gedenkens<br />

schlossen sich an.<br />

Totenehrung vor dem Andreas-Hofer-Denkmal am Bergisel.<br />

AHV Dr. Volker-Georg Wurdinger und die Chargierten Tyrols<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

33<br />

CC vor Ort


CC vor Ort<br />

Blick in den Kommerssaal (mit<br />

Damen!) in Richtung Chargentafel<br />

Dann jedoch hieß es, Platz zu<br />

nehmen zum Festkommers. Der<br />

Saal des Urichshauses war sozusagen<br />

zum Bersten gefüllt mit nahezu 200<br />

Teilnehmern (Damen und Herren)<br />

und erlebte einen beeindruckenden<br />

Einzug der Herren Chargierten.<br />

Neben Tyrol chargierten alle<br />

Innsbrucker wehrhaften Korporationen,<br />

dazu Herren Verbandsbrüder<br />

aus Graz, Salzburg und Wien;<br />

aus Deutschland waren die Freundschaftsbrüder<br />

von Nibelungia Marburg<br />

erschienen, ebenso die APL<br />

Hercynia Frankfurt, dazu noch sehr<br />

viele weitere Gäste.<br />

AH Prof. Dr. Bernd Stöckl – 2005<br />

Sprecher des CC – begrüßte mit launigen<br />

Worten die Gäste; für die Aktivitas<br />

ergriff dann aB Gernot Wurdinger<br />

das Wort. Für die Festrede<br />

des Kommerses hatte sich AH Dr.<br />

Eckhard Brüggemann I, Tyrol, Nibelungia,<br />

etwas Besonderes ausgedacht.<br />

Er griff nämlich – nach einleitenden<br />

Erklärungen zur damaligen politischen<br />

Situation – wortwörtlich auf<br />

eine Rede zurück, die der verstorbene<br />

AH Tyrols Dr. Willi Glenz 1932 – also<br />

zehn Jahre nach der Wiederaufmachung<br />

Tyrols nach dem Ersten Weltkrieg<br />

– zum Stiftungsfest gehalten<br />

hatte. Geradezu überraschend und<br />

nahezu beklemmend, wie viele Bezüge<br />

sich zur heutigen Situation Tirols<br />

– hier insbesondere Südtirols – heute<br />

34 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

noch ableiten ließen. Der Kommers –<br />

vom x, aB Obermoser, bestens geleitet<br />

– zeigte sich äußerst sangesfreudig,<br />

den Herren Chargierten wurde<br />

beim Präsentieren der Schläger einiges<br />

an Kondition abverlangt, das<br />

Dr. Eckhard Brüggemann I hielt<br />

die Festansprache<br />

Lied der Deutschen, dann die Tiroler<br />

Landeshymne (Andreas-Hofer-Lied) –<br />

die ist lang!<br />

Ein festliches Abendessen nach<br />

dem Kommers rundete dann den<br />

Abend ab.<br />

Ausklang – wie kann es in Innsbruck<br />

anders sein – war natürlich tags<br />

darauf ein Exbummel in die herrliche<br />

alpine Umgebung, zum Gasthof ›Planötzenhof‹<br />

hoch über Innsbruck. Bei<br />

strahlend schönem Wetter fand man<br />

sich zu fröhlicher Runde – natürlich<br />

von guten Schlucken unterstützt – im<br />

Gastgarten ein, um dann gemeinsam<br />

das Mittagsmahl einzunehmen und<br />

dann noch Stunden in Wirtschaft<br />

und Gastgarten zu verbringen.<br />

Gänzlich Unentwegte konnten<br />

dann am Sonntag noch beim Frühschoppen<br />

ein Stiftungsfest ausklingen<br />

lassen, das in den Annalen Tyrols<br />

wohl einen besonderen Platz einnehmen<br />

wird.<br />

Dr. Volker Thien<br />

Tyrol, Alemanno-Palatia


Wieder eine CC-Korporation in Lips!<br />

Neustart an ihrer alten<br />

Alma Mater<br />

Die Landsmannschaft im CC Plavia-Arminia rekonstituierte in Leipzig<br />

Nach nur einem Jahr intensiver Vorbereitung<br />

ist es durch großes Engagement<br />

gelungen, daß wieder eine<br />

Landsmannschaft des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>es<br />

in Leipzig ihre Heimat gefunden<br />

hat und die waffenstudentische<br />

Tradition in dieser Stadt erneut auf­<br />

und somit weiterleben läßt. Nachdem<br />

während des Kommerses zu den<br />

Feierlichkeiten ›600 Jahre Universität<br />

Leipzig‹ im Oktober 2009 die ersten<br />

Gespräche zu einer möglichen alten­<br />

neuen Landsmannschaft mit Sitz in<br />

Leipzig stattgefunden hatten, konnten<br />

in der ersten Hälfte des Jahres<br />

<strong>2010</strong> die notwendigen Beschlüsse<br />

bei der Leipziger Landsmannschaft<br />

im CC Plavia­Cheruscia zu München<br />

und der Akademischen Landsmannschaft<br />

im CC Saxo­Afrania Leipzig<br />

gefaßt werden, welche die Grundlage<br />

für eine gemeinsame Zukunft bildeten.<br />

Somit konnte das Ereignis mit<br />

großen Festlichkeiten am Wochenende<br />

vom 15. bis 17. Oktober <strong>2010</strong><br />

in Leipzig begangen werden.<br />

Das neue Verbindungsdomizil<br />

Die Basis für ein ordentliches, aber<br />

auch ausgelassenes Bundesleben,<br />

wie wir es selber und aus vielen Erzählungen<br />

kennen, ist das Verbindungshaus.<br />

Bei der Suche nach einer<br />

passenden Konstante fanden wir in<br />

Innenstadtlage, fünf Minuten Fußweg<br />

vom Marktplatz entfernt, eine<br />

geräumige Wohnung, die sich mit<br />

Kneipsaal, zwei Bädern, vier Studentenzimmern<br />

und sonstigen Nebenräumen<br />

als Verbindungsdomzil anbot.<br />

An zahlreichen Wochenenden<br />

und Abenden haben Bundesbrüder<br />

aus nah und fern die Räume verbindungstauglich<br />

gemacht. Vor allem<br />

der Wintergarten und der Kneipsaal<br />

– mit Holzbalkendecke, holzvertäfelter<br />

Bibliothek und historischem<br />

Interieur die wohl schönste Kneipe<br />

einer Leipziger Verbindung – warten<br />

nun auf die ersten offiziellen<br />

Veranstaltungen und den kräftigen<br />

Gesang von Bundes­ und Verbands­<br />

Während des Kommerses: Symbolische Bandverleihung von<br />

Dr. Matthias Donath (links) an Markus Petermann (Mitte).<br />

Rechts ist Prof. h. c. Siegfried Schmidt-Wichmann im Bild<br />

brüdern. Die neuen Räume beherbergen<br />

nun auch wieder die vielen<br />

historischen Erinnerungsstücke der<br />

Leipziger Landsmannschaften Plavia<br />

und Cheruscia, die nun wieder nach<br />

Leipzig zurückgekehrt sind, etwa die<br />

Gedenktafel für die Gefallenen des<br />

Ersten Weltkriegs, die im nur 300 Meter<br />

entfernten Cheruskerhaus hing,<br />

das 1936 verkauft werden mußte.<br />

Kommers als feierlicher<br />

Mittelpunkt<br />

Das Wochenende mit den Feierlichkeiten<br />

zur Rekonstitution sollte in der<br />

klassischen Abfolge mit Begrüßungsabend,<br />

den offiziellen <strong>Convent</strong>en,<br />

dem Kommers und einem Ausklang<br />

begangen werden. Schon am ersten<br />

Abend fanden sich neben den Bundesbrüdern<br />

auch zahlreiche Verbandsbrüder<br />

in den neuen Räumen<br />

der L. Plavia­Arminia ein, um das Wochenende<br />

geziemend zu beginnen<br />

und das neue Verbindungsdomizil<br />

einzuweihen. Die gute Stimmung an<br />

diesem Abend sollte nur der Vorbote<br />

für den nächsten Abend werden.<br />

Nach den <strong>Convent</strong>en war am<br />

Samstagabend zum offiziellen<br />

Gründungskommers in das Gohliser<br />

Schlösschen geladen. Das barocke<br />

Palais, etwa zwei Kilometer von der<br />

Leipziger Innenstadt entfernt, drohte<br />

aufgrund der schieren Menge an<br />

Gästen, Farben­, Waffen­, Verbands­,<br />

Kartell­ und Bundesbrüdern aus allen<br />

Nähten zu platzen. Die etwa 50<br />

Chargierten füllten den Hauptsaal<br />

zu großen Teilen aus, so daß viele<br />

der 200 Gäste in die Nebenkabinette<br />

ausweichen mußten. Das Präsidium,<br />

bestehend aus dem ersten Altherrenvorsitzenden<br />

Markus Petermann<br />

(vormals Leipziger L. Plavia­Che­<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

35<br />

CC vor Ort


CC vor Ort<br />

ruscia zu München), dem zweiten<br />

Altherrenvorsitzenden Dr. Matthias<br />

Donath (vormals Akademische<br />

L. Saxo­Afrania Leipzig) und Prof.<br />

h. c. Siegfried Schmidt­Wichmann<br />

(T. Arminia Köln et) repräsentierte<br />

an diesem Abend die beiden zusammengehenden<br />

Bünde sowie die Unterstützung<br />

dieser Verschmelzung<br />

durch die T. Arminia Köln, in der<br />

die ehemalige Leipziger Turnerschaft<br />

Variscia nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

aufgegangen ist.<br />

In seiner Festansprache würdigte<br />

AHV Markus Petermann die Historie<br />

der beiden neu vereinigten Landsmannschaften<br />

und bezeichnete es<br />

als einmalige Chance, an die Leipziger<br />

Wurzeln beider Bünde anzuknüpfen.<br />

So kehrt die Leipziger<br />

Landsmannschaft Plavia­Cheruscia<br />

zu München, eine Verschmelzung<br />

der beiden alten Leipziger Landsmannschaften<br />

Plavia und Cheruscia,<br />

nach 74 Jahren der Abwesenheit an<br />

ihre alte Alma Mater Leipzig zurück.<br />

Die Festrede »Freiheit, Recht und<br />

Einigkeit – Der Beitrag Plauens zur<br />

friedlichen Revolution im Oktober<br />

1989« hielt der ehemalige Superintendent<br />

der Stadt Plauen, Thomas<br />

Küttler. Der ›Held von Plauen‹ beschrieb<br />

darin, warum gerade Plauen<br />

eine Vorreiterrolle bei den Geschehnissen<br />

innehatte, die sich letztlich<br />

auf das ganze Land ausbreiteten<br />

und zu einer friedlichen Revolution<br />

führten. »Durch die Freiheit über<br />

das Recht zur Einheit« – so beschrieb<br />

Küttler die weiteren Schritte, die am<br />

3. Oktober 1990 zur ›Vereinigung‹<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

und der Deutschen Demokratischen<br />

Republik geführt haben. Gleichzeitig<br />

mahnte er aber auch, daß eine Aufgabe<br />

geblieben sei: gesellschaftliche<br />

Einigkeit. »Eine Aufforderung auch<br />

an Ihre studentischen Verbindungen,<br />

zumal die neu gegründete, die<br />

in ihrem Namen an die Stadt Plauen<br />

erinnert.« (Die vollständige Rede ist<br />

im Mitteilungsblatt der Landsmannschaft<br />

Plavia­Arminia Leipzig abgedruckt,<br />

kann aber auch auf Anfrage<br />

per E­Mail zugeschickt werden).<br />

Ausklang als Anfang<br />

Mit einem Ausklang am Sonntagmorgen<br />

ging das Gründungswochenende<br />

der Landsmannschaft Plavia­Arminia<br />

Leipzig erfolgreich zu Ende. Gleich­<br />

36 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

»Die wohl schönste Kneipe einer Leipziger Verbindung«.<br />

Mit einem Begrüßungsabend begannen hier die Feierlichkeiten<br />

zeitig stellt dies den eigentlichen<br />

Neuanfang in Leipzig dar, da es nun<br />

gilt, eine Aktivitas und damit das entsprechende<br />

Bundesleben in den neuen<br />

Verbindungsräumen zu etablieren<br />

und als einen selbstverständlichen<br />

Teil des Studentenlebens erscheinen<br />

zu lassen.<br />

Einen entscheidenden Beitrag<br />

hierzu sollen die ›Akademischen<br />

Abende‹ leisten, die immer montags<br />

stattfinden. Sie sollen dazu dienen,<br />

den Bewohnern der Studentenzimmer<br />

in geselliger Runde den Sinn<br />

einer Studentenverbindung zu vermitteln.<br />

Im Sinne des studium generale<br />

trägt der begleitende Fachvortrag<br />

eines Bundes­ oder Verbandsbruders<br />

dazu bei, daß auch die akademischen<br />

Ideale als ein fester Bestandteil<br />

des couleurstudentischen Lebens<br />

erachtet werden. Natürlich hoffen<br />

wir auch auf die Unterstützung von<br />

Verbandsbrüdern, die uns als Unterstützungsburschen<br />

dabei helfen,<br />

die auf dem Haus wohnenden Studenten<br />

in das Verbindungsleben zu<br />

integrieren.<br />

Durch den Einsatz einer großen<br />

Zahl an Bundesbrüdern konnte<br />

in den vergangenen Monaten die<br />

fruchtbare Grundlage für einen Neuanfang<br />

einer Landsmannschaft des<br />

<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>es in Leipzig geschaffen<br />

werden. Die positive Stimmung<br />

während der Feierlichkeiten<br />

unter den Bundes­ und Verbandsbrüdern<br />

kann hoffentlich aufrechterhalten<br />

werden, so daß es in Kürze auch<br />

wieder eine Aktivitas in Leipzig gibt,<br />

die die Prinzipien des CC engagiert<br />

vertritt!<br />

Dr.-Ing. Florian Schüßler,<br />

Saxo-Suevia, Plavia-Arminia<br />

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»Tradition und Moderne miteinander verbinden«<br />

Gottinga feierte glanzvolles<br />

150. Stiftungsfest<br />

Aktiver Lebensbund mit großen Ambitionen für die Zukunft<br />

Die Landsmannschaft Gottinga zu<br />

Göttingen ist am 3. November <strong>2010</strong><br />

150 Jahre alt geworden. Das aus dem<br />

Anlaß dieses Jubiläums im Juni dieses<br />

Jahres veranstaltete 150. Stiftungsfest<br />

der Gottinga geriet zu einem<br />

glanzvollen Ereignis in der Göttinger<br />

Korporationsgeschichte. Etwa 150<br />

Göttinger Bundesbrüder, überwiegend<br />

von ihren Damen begleitet,<br />

sowie zahlreiche Gäste befreundeter<br />

Verbindungen hatten sich zu diesem<br />

Jubiläumsfest in der Universitätsstadt<br />

Göttingen eingefunden.<br />

Blicken wir zunächst zurück auf<br />

die Geschichte der Landsmannschaft<br />

Gottinga. Sie wurde am 3. November<br />

1860 von Schülern des Göttinger<br />

Gymnasiums als sog. ›Blase‹ gegründet<br />

und nahm die Farben schwarz­goldschwarz<br />

an. Gleich in ihrem Gründungsjahr<br />

schloß sie sich mit anderen<br />

in Göttingen bestehenden schwarzen<br />

Verbindungen zum sog. Göttinger<br />

Blasen­<strong>Convent</strong> zusammen und unterstützte<br />

damit den von den Blasen<br />

gegen die Corps geführten Kampf um<br />

die Gleichberechtigung aller Studierenden.<br />

Ihr erster Erfolg war das 1864<br />

erlassene Regulativ zur Veranstaltung<br />

öffentlicher Feierlichkeiten, mit dem<br />

der Grundsatz der Gleichberechtigung<br />

an der Universität durchgesetzt wurde.<br />

Der Göttinger B.C. bildete 1866<br />

mit den Blasen­<strong>Convent</strong>en von Jena<br />

und Halle den Waltershäuser B.C., der<br />

jedoch nur wenige Semester bestand.<br />

Aus dieser Zeit rührt die Verbindung<br />

zur Vitebergia­Halle her. Auch der<br />

1881 von Gottinga unterstützte Versuch,<br />

die schwarzen Verbindungen<br />

im Gothaer Ersten <strong>Convent</strong> zusammenzuschließen,<br />

erwies sich nicht als<br />

lebensfähig. Gottinga wählte nun die<br />

Farben blau–gold–rot, die damaligen<br />

Göttinger Stadtfarben, und setzte eine<br />

blaue Hinterkopfcouleur auf. Man trug<br />

kein Fuchsenband. Auf Anregung von<br />

Vitebergia, die ihr mit diesem Schritt<br />

vorangegangen war, trat Gottinga<br />

1883 dem <strong>Coburger</strong> L.C. bei, dessen<br />

Prinzip der Gleichberechtigung aller<br />

honorigen Studenten ihren bis dahin<br />

schon verfolgten Zielen entsprach.<br />

Nach dem Anschluß an den <strong>Coburger</strong><br />

L.C. verzeichnete Gottinga eine<br />

stetige Weiterentwicklung. Es traten<br />

zwar auch jetzt noch Rückschläge ein<br />

wie die Suspensionen von 1884 bis<br />

1888, von 1891 bis 1898 und während<br />

des Ersten Weltkrieges. Trotzdem<br />

festigte sich ihr Bestand von Jahr zu<br />

Jahr, zumal sich der 1898 gegründete<br />

Altherrenverband als starker Rückhalt<br />

erwies. 1911/12 führte Gottinga das<br />

Präsidium der Deutschen Landsmannschaft.<br />

1931 erwarb der AHV am Nikolausberger<br />

Weg ein ansehnliches<br />

Heim. Der AHV und der Hausverein<br />

haben dieses Göttinger­Haus auch<br />

sicher durch die schwere Zeit des nationalsozialistischen<br />

Regimes geführt.<br />

Mit dem WS 1935/36 mußte die aktive<br />

Landsmannschaft sich zwar vertagen;<br />

sie bildete aber als eine der ersten<br />

Göttinger Korporationen eine Kameradschaft<br />

– zunächst ›Coburg‹, später<br />

›Scharnhorst‹ genannt – und hielt enge<br />

Verbindung mit den Alten Herren der<br />

Gottinga. Dadurch wurde der Typ der<br />

sog. ›Korporationskameradschaften‹<br />

entwickelt, der sich gegenüber den reinen<br />

NS­Kameradschaften durchsetzen<br />

konnte. Der Hausverein stellte für den<br />

durchaus korporationsmäßig aufgezogenen<br />

Betrieb der Kameradschaft<br />

das Haus zur Verfügung. Er ließ sich<br />

aber selbst durch schärfste Drohungen<br />

nicht bewegen, das Eigentum an ihm<br />

auf die NS­Altherrenorganisation zu<br />

übertragen. Nur durch diesen Widerstand<br />

war es möglich, daß nach dem<br />

Kriege das von der Militärregierung<br />

als vermeintliches NS­Vermögen beschlagnahmte<br />

Haus im Rechtswege<br />

wieder freigekämpft und dem Bund,<br />

der nach dem Kriege 1947 wiedererstand,<br />

überlassen werden konnte. Seine<br />

Entwicklung führte dann über den<br />

Bund ›Roland‹ zu neuer kräftiger Blüte<br />

der Landsmannschaft Gottinga, die<br />

noch dadurch besonders begünstigt<br />

wurde, daß sich mit ihr 1934 die freie<br />

L. Thuringia und 1940 die L. Markaria<br />

verschmolzen hatten.<br />

Die Landsmannschaft Gottinga<br />

steht in Freundschaftsverhältnissen<br />

seit 1883 mit der Slesvico­Holsatia,<br />

jetzt Slesvico­Holsatia vereinigt mit<br />

L. Cheruscia zu Kiel, seit 1909 mit der<br />

Hannovera, jetzt Hansea a. d. Wels zu<br />

München (Gottinga hatte 1907 Hannovera<br />

a. d. Wels durch drei Burschen<br />

wieder aufgemacht), seit 1919 mit der<br />

Rhenania Jena zu Marburg, jetzt Rhenania<br />

Jena zu Jena und Marburg, und<br />

seit 1955 mit der Hammonia­Marko<br />

Natangia zu Hamburg. Im SS 1965<br />

entsandte die Gottinga ihrer lbbf.<br />

L. Slesvico­Holsatia drei Unterstützungsburschen.<br />

Die Landsmannschaft Vitebergia<br />

Halle war am 7. Januar 1953 mit Gottinga<br />

verschmolzen. In den 38 Jahren<br />

Vitebergia in der Gottinga wurde jeweils<br />

Mitte Januar eines Jahres der<br />

Gründungstag der Vitebergia mit<br />

dem Wittenbergenkommers gefeiert.<br />

Nach der Wiedervereinigung war es<br />

eine große Tat der Gottinga, daß sie<br />

das 1953 gegebene Versprechen zur<br />

Wiederaufmachung der Vitebergia<br />

umgesetzt hat. Am 19. Januar 1991 erfolgte<br />

zunächst die Wiedergründung<br />

des AHV der Vitebergia in Göttingen<br />

und am 4. Mai 1991 die Rekonstituierung<br />

der Vitebergia in Halle.<br />

Seither hat sich Vitebergia in Halle<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

37<br />

CC vor Ort


CC vor Ort<br />

selbständig zu einem stabilen Bund<br />

entwickelt.<br />

Seit dem 20. Oktober 2001 ist mit<br />

Gottinga die frühere Leipzig­Göttinger<br />

Turnerschaft Mündenia­Hercynia<br />

im CC vereinigt. Die Verschmelzung<br />

der beiden Bünde wurde am<br />

20. Oktober 2000 in Hannoversch<br />

Münden mit einem eindrucksvollen<br />

Fusionskommers gefeiert. Die<br />

Landsmannschaft Gottinga besteht<br />

in ihrem 300. Jubiläumssemester aus<br />

etwa 250 Bundesbrüdern.<br />

Höhepunkt der Festveranstaltungen<br />

des 150. Stiftungsfestes war am<br />

24. Juni der Festkommers im ›Hotel<br />

Freizeit In‹ an der Dransfelder Straße<br />

in Göttingen. Vor dem Kommers hatten<br />

die Göttinger mit ihren Freundschaftsbrüdern<br />

den feierlichen ›Landesvater‹<br />

gestochen. Beim Eintritt in<br />

die großzügigen Räumlichkeiten des<br />

Hotels ›Freizeit In‹ wurden die Gäste<br />

durch die Klänge einer Blaskapelle<br />

aus Elze empfangen. Neben etwa 150<br />

Mitgliedern der gastgebenden Landsmannschaft<br />

fanden sich etwa 90<br />

Freundschafts­ und Verbandsbrüder<br />

sowie andere Gäste zum Stiftungsfestkommers<br />

ein. Etwa 50 Damen<br />

verfolgten den Abend in dem durch<br />

offene Türen mit dem Saal verbundenen<br />

Foyer. Kurz nach 20 Uhr bat AH<br />

Wilkens II um »Silentium für den Einzug<br />

der Herren Chargierten!« Neben<br />

der gastgebenden Gottinga chargierten<br />

folgende acht Bünde: Es begann<br />

mit der Präsidierenden im CC, der<br />

L. Verdensia zu Göttingen, die nach<br />

den Klängen des <strong>Coburger</strong> Marsches<br />

38 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

einzog. Ihr folgten die liebbefreundeten<br />

Landsmannschaften Slesvico­Holsatia/Cheruscia<br />

Kiel, Vitebergia Halle,<br />

Hansea auf dem Wels München, Rhenania<br />

Jena zu Jena und Hammonia­<br />

Marko Natangia zu Hamburg, sowie<br />

das Corps Frisia zu Göttingen und<br />

die Studentische Verbindung Agronomia<br />

Göttingen. Die 27 Chargierten<br />

am Kopfende des großen Saales boten<br />

ein imposantes Bild, gaben dem<br />

Festkommers unter der souveränen<br />

Leitung des Erstchargierten stud. agr.<br />

Thees Meyer ein würdiges Gepräge.<br />

Nach dem Einzug der Chargierten<br />

ließ der Kommersleiter die Fahnen<br />

der mit Gottinga verschmolzenen<br />

Bünde Vitebergia (von 1953 bis 1991),<br />

Thuringia, Markaria und Mündenia­<br />

Hercynia, eskortiert von jeweils einem<br />

Alten Herren (oder Sohn) dieser<br />

Bünde, hereintragen. Dabei hob er<br />

die Bedeutung dieser Fusionen für<br />

die Entwicklung der Gottinga hervor<br />

und würdigte besonders die o. g. Vereinigung<br />

mit der Leipzig­Göttinger<br />

Turnerschaft Mündenia­Hercynia.<br />

An der Spitze der Ehrengäste waren<br />

der Bürgermeister der Stadt Göttingen,<br />

Wilhelm Gerhardy, der AHCC­<br />

Vorsitzende Vbr. Jürgen Schawer,<br />

Rheno­Germania, Chattia Gießen,<br />

und der 1. stv. CC­Sprecher Vbr. Reinhard<br />

Kröger, Verdensia, erschienen.<br />

aB Meyer freute sich, darüber hinaus<br />

u. a. zwei Professoren sowie die AH­<br />

Vorsitzenden der Freundschaftsbünde<br />

begrüßen zu können. Ein Höhepunkt<br />

des Kommerses war die temperamentvolle<br />

Festrede von Herrn Dr. jur. Christian<br />

von Boetticher, Vorsitzender<br />

der CDU­Fraktion im Landtag von<br />

Schleswig­Holstein, über »Herausforderungen<br />

an Politik und Gesellschaft<br />

in Deutschland zu Beginn des 21.<br />

Jahrhunderts«. Herr von Boetticher,<br />

der Angehöriger der lbbf. L. Slesvico­<br />

Holsatia/Cheruscia zu Kiel ist, machte<br />

am Anfang seiner mit vielen Ovationen<br />

bedachten Ausführungen der Corona<br />

Hoffnung auf eine kurze Rede<br />

mit einem klassischen Zitat. Dies habe<br />

er schließlich schon in seiner Fuchsenstunde<br />

gelernt. Danach lenkte er<br />

den Blick seiner Zuhörer auf die aktuellen<br />

Probleme Deutschlands und<br />

hob dabei vor allem die existenzielle<br />

Notwendigkeit der Konsolidierung<br />

der öffentlichen Haushalte hervor.<br />

Anhand von Beispielen aus Schleswig­<br />

Holstein machte v. Boetticher deutlich,<br />

vor welchen Schwierigkeiten<br />

Der Festredner beim Kommers:<br />

Dr. Christian von Bötticher,<br />

Vorsitzender der CDU-Fraktion im<br />

schleswig-holsteinischen Landtag<br />

die politisch Verantwortlichen dabei<br />

stünden: »Sparen und Haushaltskonsolidierung<br />

– klar! Aber bitte nicht<br />

bei mir!« Unser Freundschaftsbruder<br />

konnte am Schluß seiner Ausführungen<br />

keine unumwunden positive<br />

Prognose für die Bewältigung dieser<br />

lebensnotwendigen Herausforderungen<br />

für Staat und Gesellschaft geben.<br />

Der amtierende AH­Vorsitzende der<br />

Gottinga, Bbr. Peter Ehrhardt, ging in<br />

geschliffenen Worten auf die Quellen<br />

des Bundeslebens ein und übergab der<br />

Aktivitas als Geschenk des AHV ein<br />

über 100 Jahre altes Couleurschränkchen,<br />

welches ein Göttinger­Wappen<br />

auf der Glastür und die Widmung<br />

eines Bundesbruders enthält. Als Antwort<br />

auf diese ›Rede der Gottinga‹ ließ<br />

der Erstchargierte das Bundeslied der<br />

Gottinga, Georgia Augusta, singen.<br />

Den vier Grundstrophen dieses schönen<br />

Kommersliedes fügte vor Jahren<br />

ein Göttinger AH folgende Strophe<br />

auf Gottinga hinzu: »Stadt Göttingen<br />

verbunden durch Heim und<br />

Namen Dir, in allen guten Stunden<br />

Dich preisen wollen wir. Nach Brüderschaft<br />

wir streben im Glücke wie<br />

in Not, hoch Ehr’ und Freiheit leben:<br />

Gottinga – Blau – Gold – Rot!« Der<br />

Bürgermeister der Stadt Göttingen,<br />

Gerhardy, konnte in seinem Grußwort<br />

auf die Aussagen dieses Liedes<br />

Bezug nehmen, in dem er u. a. sagte:<br />

»Studentische Verbindungen wie die<br />

Landsmannschaft Gottinga sind in<br />

einer Universitätsstadt nicht nur eine<br />

interessante Tradition, sondern auch<br />

lebendige Gegenwart; sie gehören in<br />

unserer Stadt einfach dazu. Sie (die<br />

Göttinger) sind ausgezeichnete Botschafter,<br />

Alumni der Exzellenz­Universität<br />

und der Stadt Göttingen. Dafür<br />

ein herzliches Dankeschön.«


Der Vorsitzer des AHCC, Herr<br />

Vbr. Jürgen Schawer, überbrachte die<br />

Glückwünsche des Verbandes Alter<br />

Herren des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s. Vbr.<br />

Reinhard Kröger, Verdensia Göttingen,<br />

1. stv. CC­Sprecher, nutzte die<br />

Gelegenheit seines Grußwortes zu einem<br />

Rückblick auf den gemeinsamen<br />

Weg Gottingas und Verdensias: »Gottinga<br />

und Verdensia sind die beiden<br />

letzten verbliebenen Verbindungen<br />

des OCC Göttingen. Der OCC Göttingen<br />

bestand einmal aus 9 CC­Verbindungen.<br />

Verdensia wie auch Gottinga<br />

haben die historische Pflicht, an den<br />

uns trennenden Dingen zu arbeiten<br />

und die Gemeinsamkeiten auszubauen.«<br />

Alle Grußworte sowie die Antworten<br />

des Erstchargierten wurden<br />

auf Grund ihrer Form, ihres Inhaltes<br />

und manchmal auch wegen der launigen<br />

Worte von der Corona mit viel<br />

Beifall aufgenommen. Den würdevollen<br />

Abschluß fand der Kommers mit<br />

der Nationalhymne und dem Auszug<br />

der Herren Chargierten.<br />

Am Samstag um 10 Uhr läuteten<br />

die Glocken der Albanikirche zum<br />

Festgottesdienst. Der Gottesdienst<br />

wurde sehr ansprechend gestaltet von<br />

den Bundesbrüdern Dipl.­Theol. Kai<br />

Schürholt (Lithurgie), Pastor Martin<br />

Woldert (Predigt) und Rechtsanwalt<br />

Christian­Albrecht Kurdum (Totengedenken).<br />

Nach dem Gottesdienst<br />

fand die von Bbr. Dr. Christian Ahl<br />

moderierte Feierstunde im Auditorium<br />

Maximum der Universität statt.<br />

Das ›Blechbläserquintett der Akademischen<br />

Orchestervereinigung AOV‹<br />

umrahmte den Festakt musikalisch.<br />

Bbr. Prof. Dr. David Mihardy, Simon<br />

Fraser University Vancouver, Kanada,<br />

hielt den Festvortrag über »Über die<br />

Freundschaft in unseren Korporationen«.<br />

Anschließend stellte Bbr. Peter<br />

Ehrhardt die feste innere Bindung der<br />

Bundesbrüder an unsere Alma Mater<br />

Gottingensis in den Mittelpunkt<br />

seiner Rede und überreichte dem Vizepräsidenten<br />

der Universität, Herrn<br />

Prof. Dr. Wolfgang Lücke, als Ausdruck<br />

des Dankes und der inneren Verbundenheit<br />

einen Scheck über 1.000 Euro<br />

für die Universitätsbibliothek.<br />

AH-Vorsitzender Peter Ehrhardt<br />

übergibt einen Spenden-Scheck<br />

an Prof. Dr. Wolfgang Lücke,<br />

Vizepräsident der Universität<br />

Herr Prof. Lücke dankte für die<br />

zweckgebundene Spende und gab<br />

danach einen Überblick über die vielfältige<br />

Arbeit des Führungsgremiums<br />

der Universität. Er hoffte vor allem,<br />

daß der Status der Georgia Augusta als<br />

Exzellenzuniversität auch bei seiner<br />

Überprüfung im Jahre 2012 erhalten<br />

bleiben werde. Eine Hoffnung,<br />

für die es sich zu arbeiten lohne, weil<br />

das Abschlußexamen an einer Exzellenzuniversität<br />

vielleicht auch den<br />

Einstieg in den Beruf entscheidend<br />

fördern könnte.<br />

Anschließend bot ein Cateringservice<br />

im Garten des Göttinger Hauses<br />

der Gesellschaft ein köstliches<br />

Buffet. Bei herrlichem Sonnenschein<br />

ergab sich eine angenehme Atmosphäre,<br />

Zeit für muntere Gespräche<br />

mit Bundesbrüdern und Gästen.<br />

Am Abend folgte mit dem Festball<br />

im Hotel ›Freizeit In‹ ein weiterer<br />

Höhepunkt des Stiftungsfestes,<br />

der mit einem Sektempfang begann.<br />

Mit launigen Worten stimmte Bbr.<br />

Rechtsanwalt Gerhard Kortemme auf<br />

den Ball Room Dance ein. Die ersten<br />

zwei Stunden bildeten gewissermaßen<br />

den offiziellen Teil, der mehr den älteren<br />

Bundesbrüdern gewidmet war.<br />

Danach brachte eine Showband die<br />

Gesellschaft lautstark und schwungvoll<br />

auf die Beine. Die Tanzfläche war<br />

insbesondere von Tänzerinnen und<br />

Tänzern der jüngeren Generation<br />

durchgehend gut gefüllt. Auch die<br />

reifere Jugend genoß zum Teil den<br />

vollen Einsatz der Band. Das eine oder<br />

andere Hörgerät wurde beiseitegelegt.<br />

Es war ein rauschendes Fest mit einem<br />

einladenden Mitternachtsbuffet, das<br />

die Tanzbegeisterten in vollen Zügen<br />

genossen.<br />

Abgerundet wurde das ereignisreiche<br />

Stiftungsfest am Sonntag, dem 27.<br />

Juni, mit einem geselligen Ausklang<br />

auf dem Göttinger Haus. Die Landsmannschaft<br />

Gottinga hat sich in den<br />

Tagen ihres 150. Stiftungsfestes als<br />

aktiver Lebensbund gezeigt, der Tradition<br />

und Moderne miteinander verbindet.<br />

Dabei ist es ihr Ziel, vor dem<br />

Hintergrund ihrer großen Tradition<br />

die Zukunft erfolgreich zu gestalten.<br />

Dr. Jochen Wilkens,<br />

Gottinga, Slesvico-Holsatia v. m.<br />

Cheruscia, Vitebergia<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

39<br />

CC vor Ort


CC vor Ort<br />

40 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

Aus dem Leben unseres Verbandes<br />

<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> vor Ort<br />

In dieser Rubrik der CC-Blätter stellen Bünde, Altherrenverbände und VACC<br />

besondere Aktivitäten und Ereignisse vor. Zur Mitarbeit ist jedermann eingeladen<br />

Freiburg<br />

50 Jahre Kassenwart<br />

bei Cimbria<br />

Die Landsmannschaft Cimbria Freiburg<br />

kann ein seltenes Ereignis vermelden:.<br />

Seit 50 Jahren heißt ihr Kassenwart<br />

Dr. Claus Martens.<br />

Claus Martens wurde in Hamburg<br />

geboren, zog jedoch schon als Dreijähriger<br />

nach Freiburg, wo er bereits<br />

den ersten Kontakt zur Landsmannschaft<br />

Cimbria hatte, denn sein Vater,<br />

Albert Martens, war Alter Herr<br />

der Landsmannschaft. Entsprechend<br />

hatte Claus Martens bereits in seiner<br />

Kindheit und Jugend engen Kontakt<br />

zur Cimbria. Er erlebte im Jahre 1949<br />

in Freiburg die Neugründung, an<br />

der sein Vater als stellvertretener<br />

Altherrenvorsitzender und sein Bruder<br />

Hajü als einer der ersten Aktiven<br />

maßgeblich beteiligt waren.<br />

Claus Martens studierte in Hamburg,<br />

Bern und Freiburg Volks­ und<br />

Betriebswirtschaftslehre. 1956 legte<br />

er das Diplomexamen ab und absolvierte<br />

danach noch ein Aktivensemester<br />

– als Kassenwart der Aktivitas.<br />

Letzteres mit solchem Erfolg, daß<br />

der damalige Altherrenvorsitzende<br />

Günther Zehle II ihn sofort nach<br />

seiner Promotion 1959 in die Altherrenschaft<br />

aufnehmen und zu deren<br />

Kassenwart wählen ließ.<br />

Dieses Amt übte er während der<br />

folgenden fünf Jahrzehnte in Zusammenarbeit<br />

mit insgesamt sieben<br />

Altherrenvorsitzenden aus. Ab 1966<br />

übernahm er diese Aufgabe auch im<br />

Hausverein. Es gelang ihm stets, die<br />

Kassen des Bundes und des Hausvereins<br />

gesund und leistungsfähig zu erhalten,<br />

obwohl die Zahl der Mitglieder<br />

sich im Laufe der Jahre deutlich<br />

reduzierte und ihnen im Laufe der<br />

Jahre eine Vervielfachung der Beiträ­<br />

ge zugemutet werden mußte. Besondere<br />

Anforderungen an die Kassen<br />

stellten sich nach der Übernahme<br />

des Präsidiums im <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong><br />

1972 / 73 sowie bei Kauf und<br />

Umbau des neuen Hauses in Zähringen<br />

1984 bis 1987. Die Erfüllung dieser<br />

Aufgaben war ihm nur möglich<br />

durch eine gewisse Rigorosität der<br />

Amtsführung. Während es bei den<br />

Alten Herren um die Beiträge ging,<br />

lag bei den Aktiven der Schwerpunkt<br />

in der Überwachung der Ausgaben<br />

und der entsprechenden Nachweise.<br />

Ein besonderes Kapitel waren die Abrechnungen<br />

mit den diversen Faxen.<br />

Am Jahresende <strong>2010</strong> endet die<br />

Amtszeit von Claus Martens. Die<br />

Landsmannschaft Cimbria bedankt<br />

sich für seine gute und erfolgreiche<br />

Arbeit. Nur jemand, der solch ein<br />

Amt einmal ausgeübt hat, weiß um<br />

die Undankbarkeit der Aufgabe.<br />

Ohne die Tätigkeit dieses fähigen<br />

Schatzmeisters stünde die Landsmannschaft<br />

Cimbria heute nicht da,<br />

wo sie steht.<br />

Dr. Claus Martens hat sich um die<br />

Landsmannschaft Cimbria Freiburg<br />

verdient gemacht.<br />

Dr. Tim Arenz,<br />

AHV Landsmannschaft Cimbria<br />

Freiburg<br />

Siegen<br />

Erster Siegener<br />

Schloßfrühschoppen<br />

Die korporationsstudentischen Verbände<br />

im Siegerland veranstalteten<br />

am 27. Juni <strong>2010</strong> unter der Leitung<br />

der Chargierten der Burschenschaft<br />

Sigambria et Alemannia zu Siegen<br />

sowie der Burschenschaft Thuringia<br />

Bad Frankenhausen zu Siegen am<br />

Oberen Schloß den ersten Siegener<br />

Schloßfrühschoppen.<br />

Die Teilnahme namentlich der<br />

Mitglieder der VACC Siegen nebst<br />

ihren Damen war erfreulich. Der<br />

Kommers wurde musikalisch gestaltet<br />

von der Knappenkapelle Siegen­<br />

Niederschelden, die sich neben der<br />

Programm­Musik ebenso stark bei<br />

der Intonisierung der begeistert<br />

mitgesungenen Studentenlieder<br />

zeigte.<br />

Das Wetter tat ein übriges: Die<br />

Sonne schien strahlend, die Wärme<br />

war erheblich, das Weißbier einer


Brauerei im Münchner Umkreis ging<br />

aus. Den Ideengebern dieser Veranstaltung<br />

galt allgemeiner Dank. Dem<br />

Ideengeber (Herrn Waffenbruder Dr.<br />

J. Fend, B. Germania Marburg) gilt<br />

allgemeiner Dank für die von ihm<br />

selbst gestaltete Einladung und die<br />

Arbeiten zur Vorbereitung. Viele<br />

der Beteiligten brachten es auf den<br />

Punkt:<br />

»Vivant sequentes!«<br />

In aufgeräumter Stimmung verließen<br />

die Teilnehmer den Ort des Geschehens<br />

und konnten anschließend<br />

das Weiterkommen der Deutschen<br />

Nationalmannschaft und den Sieg<br />

über England (4:1) zu Hause erleben.<br />

H. J. Henke, Nibelungia,<br />

Ubia Brunsviga<br />

Bielefeld<br />

Farbbeutelattacke auf<br />

Studentenwohnheim<br />

Auf das von der Bielefelder Turnerschaft<br />

Hansea betriebene Studentenwohnheim<br />

ist am Pfingstmontag<br />

ein Farbbeutelanschlag verübt<br />

worden. Verletzt wurde<br />

dabei glücklicherweise<br />

niemand: Das Haus war<br />

verwaist, die Aktiven<br />

der Hansea zu dieser<br />

Zeit zur Teilnahme am<br />

CC­Pfingstkongreß in<br />

Coburg.<br />

Die bei dem Anschlag<br />

verwendeten Farben sowie<br />

in der Vergangenheit<br />

seitens verschiedener<br />

Gruppen geäußerte<br />

Drohungen legen die<br />

Vermutung einer politisch<br />

motivierten Straftat<br />

nahe. Die Vorderseite<br />

und der Eingangsbereich des Gebäudes<br />

wurden von mindestens fünf<br />

Farbbeuteln getroffen und großflächig<br />

verunreinigt; der Schaden<br />

an der Bausubstanz wird von der<br />

Polizei auf mehrere tausend Euro<br />

geschätzt.<br />

Der als Träger betroffene Förderverein<br />

des Wohnheims und<br />

die Studentenverbindung Hansea<br />

distanzierten sich »ausdrücklich,<br />

gerade auch im Namen der Mitbewohner<br />

und jener Mitglieder mit<br />

Migrationshintergrund oder an­<br />

Mehrere tausend Euro Schaden<br />

derer Staatsangehörigkeit, von jedweden<br />

politischen, religiösen oder<br />

sonstigen Ansichten und Tendenzen,<br />

die sich gegen die freiheitliche<br />

demokratische Grundordnung<br />

unserer Gesellschaft wenden. Die<br />

durch den Anschlag betroffene<br />

Studentenverbindung kann in der<br />

bewegten Geschichte seit ihrer<br />

Gründung im Jahre 1872 selbst auf<br />

längere Zeiten politischer Verfolgung<br />

zurückblicken. Zuerst durch<br />

das Verbot der Gemeinschaft und<br />

die Pfändung des Bundesvermögens<br />

durch die Nationalsozialisten, weil<br />

man sich der Gleichschaltung wiederholt<br />

widersetzte, sowie später,<br />

da ursprünglich in Leipzig ansässig,<br />

durch erneute Enteignung und Verbot<br />

durch den totalitären Staat der<br />

DDR, unter Führung von SED und<br />

Staatssicherheitsdienst.«<br />

Cartoons<br />

Hoffmanns Kalender<br />

Hoffmanns Schlagender Kalender und<br />

Hoffmanns Korporierter Kalender mit<br />

je zwölf Cartoons werden nach wie<br />

vor für interessierte Verbandsbrüder<br />

bereitgehalten und postwendend<br />

geliefert:<br />

1 Expl. 10,00 Euro<br />

ab 5 Expl. 9,00 Euro<br />

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auch bei gemischter Bestellung<br />

beider Kalender, zzgl. Versandkosten<br />

(Einzelexem plar Deutschland: 1,90<br />

Euro. – Bestellungen unter<br />

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E­Mail: info@akadpress.de,<br />

Telefon (02 01) 43 55 41­00, Fax ­01.<br />

Der Kalender umfaßt neben dem<br />

Titelblatt und einer Schutzfolie zwölf<br />

Kalenderblätter mit Kalendarium<br />

und Hoffmanns Zeichnungen im<br />

Format 21 × 21 cm, ist auf hochwertigem<br />

300 g ­ Keramik­Karton gedruckt<br />

und mit einer Drahtkammbindung<br />

nebst Aufhänger versehen.<br />

Machen Sie sich selbst, Bundes­<br />

und Verbandsbrüdern, dem Herrn<br />

Gegenpaukanten oder anderen Korporierten<br />

also eine kleine Freude!<br />

Hoffmanns Schlagender Kalender 2011<br />

„Silentium für den Einzug der Herren Chargierten!“<br />

Hoffmanns Korporativer Kalender 2011<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

41<br />

CC vor Ort


CC vor Ort<br />

42 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

Verbandsbrüder als Literaten<br />

Aus korporierter Feder<br />

Chronik der Landsmannschaft Chattia zu Gießen<br />

Die Landsmannschaft<br />

Chattia an<br />

der Universität<br />

Gießen ist einer<br />

der Bünde des CC,<br />

die ihre Geschichte<br />

von je her mustergültigdokumentiert<br />

haben. In<br />

diese Reihe gehört<br />

auch die Festschrift<br />

zum 125. Stiftungsfest:<br />

Joachim Hönack hat eine glänzend<br />

geschriebene und bebilderte<br />

Festschrift vorgelegt.<br />

In sechs Kapiteln wird die Geschichte<br />

des Bundes ausführlich und<br />

sehr persönlich dargestellt. Besonders<br />

schön sind in den Kapiteln die<br />

stets passend ausgewählten Bilder,<br />

die einen treffenden Einblick in das<br />

Bundesleben bieten. Viele einzigartige<br />

Fotos und Schriftstücke aus der<br />

Gründungszeit des Bundes stützen<br />

den angenehm lesbaren Text über die<br />

Jahre von 1882 bis zum Ende des Ersten<br />

Weltkrieges, von der Gründung<br />

des Vereins Blümchen über die Umbenennung<br />

und den Eintritt in die DL<br />

am Vorabend des Ersten Weltkrieges.<br />

Die Jahre von 1918 bis 1930 werden<br />

in Kapitel zwei beleuchtet und<br />

waren eine Phase der Expansion mit<br />

Gründung des Hausbauvereins und<br />

Hausbau. Abschnitt drei stellt die<br />

Jahre der Politisierung und der Kameradschaft<br />

dar. Zahlreiche einzigartige<br />

Quellen und Bilder beschreiben<br />

diese schwere Zeit der politischen<br />

Wirren und des Wiederaufstiegs des<br />

korporationsstudentischen Lebens<br />

sehr sachlich und ohne Verklärung<br />

der Tatsachen.<br />

Kapitel vier beschäftigt sich mit<br />

dem Wiederentstehen des Bundes<br />

und der Sammlung der Bundesbrüder<br />

nach 1945 und Abschnitt fünf<br />

mit den Jahren von 1951 bis zum<br />

100. Stiftungsfest. Höhen und Tiefen<br />

des Aktivenlebens.<br />

Heidelberg: Bilder-Chronik der Landsmannschaft Zaringia<br />

Lange hat uns Dr.<br />

Tilmann Bechert,<br />

Zaringia, warten<br />

lassen, dessen erste<br />

Chronik Die<br />

Zähringer bereits<br />

vor 20 Jahren erschien<br />

und nicht<br />

nur innerhalb des<br />

Bundes und in<br />

Historikerkreisen,<br />

sondern auch bei Außenstehenden<br />

großen Anklang fand.<br />

Anläßlich des 130. Stiftungsfestes<br />

der – mit vollem Namen – Landsmannschaft<br />

Zaringia Heidelberg<br />

vereinigt mit der Landsmannschaft<br />

Vandalia Breslau zu Heidelberg im<br />

<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> hat er nun ein<br />

Fortsetzungswerk erstellt, welches<br />

sich nach einem Rückblick auf die<br />

Jahre 1880 bis 1990 insbesondere mit<br />

den seit Erscheinen der letzten Chronik<br />

vergangenen zwei Jahrzehnten<br />

beschäftigt und somit eine literarische<br />

Reise in die ältere und jüngere<br />

Vergangenheit dieser traditionsreichen<br />

Verbindung ermöglicht.<br />

Dr. Bechert ist es erneut gelungen,<br />

eine liebevoll gestaltete Zusammenfassung<br />

der vergangenen Ereignisse<br />

in Bildern, Texten und Dokumenten<br />

zu präsentieren, die ihrem Vorgänger<br />

aus dem Jahre 1990 inhaltlich und<br />

qualitativ in nichts nachsteht.<br />

In der chronologisch geordneten<br />

Dokumentation wird die Entstehung<br />

eines Freundschafts­ und Lebensbundes<br />

beschrieben, welcher Generationen<br />

von Breslauer und Heidelberger<br />

Studenten bis zu den Jahrgängen,<br />

die die heutige Aktivitas bilden,<br />

Das sechste Kapitel reicht vom<br />

100. Stiftungsfest 1982 bis zum 125.<br />

im Jahr 2007, beinhaltet einen eindrucksvollen<br />

Überblick über das Präsidialjahr<br />

1993 / 1994 und zeigt einen<br />

starken und lebenswilligen Bund.<br />

Im Anhang wird ein Überblick über<br />

die Mitglieder der Landsmannschaft<br />

Chattia gegeben, fast alle Couleurkarten<br />

werden abgebildet, der Couleurpfiff<br />

der Chatten wird erläutert<br />

und die Freundschaftsverhältnisse<br />

dargestellt. Ein Überblick über Veröffentlichungen<br />

des Bundes und ein<br />

Verzeichnis der Quellen und Darstellungen<br />

runden die sehr gelungene<br />

Festschrift ab.<br />

Dr. Holger Zinn<br />

Joachim Hönack, 125 Jahre Chattia<br />

Gießen 1882–2007. Eine Chronik der<br />

Landsmannschaft im CC Chattia zu Gießen,<br />

Györ [Ungarn] <strong>2010</strong>, ISBN 978-3-<br />

00-031428-5., 30,00 Euro. Bezug beim<br />

Verfasser: j.hoenack@ t-online.de<br />

vereint hat. Absicht der Chronk ist<br />

es, dem Leser vor Augen zu führen,<br />

daß Tradition bei Zaringia nicht<br />

etwa nur auf rückwärtsgewandten<br />

Konventionen beruht, sondern im<br />

Laufe der Zeit ständig neu mit dem<br />

jeweiligen Zeitgeist entsprechendem<br />

Sinn und Inhalt erfüllt wird. Hierbei<br />

geht es sowohl um das Verständnis<br />

der Historie, als auch um Fragen zur<br />

Gestaltung der Zukunft einer modernen<br />

studentischen Verbindung,<br />

die uns hoffentlich für die Ewigkeit<br />

erhalten bleiben wird.<br />

Ein Werk für alle Zähringer und<br />

andere Interessierte, welches nicht<br />

zuletzt wieder durch seine reiche Bebilderung<br />

hervorsticht. Großformatige<br />

Fotos in überwiegend brillanter<br />

Qualität schmücken diese 80seitige<br />

Chronik und schaffen es dabei, den


dem Bund eigenen ›Zähringer Geist‹<br />

in den Köpfen der Leser aufleben zu<br />

lassen.<br />

Migrantengewalt –<br />

Der Übertitel des<br />

soeben erschienenen<br />

Werkes, welches<br />

an die aktuelle<br />

Debatte um die ausuferndeJugendkriminalität<br />

(Kirsten<br />

Heisig, Das Ende der<br />

Geduld) und die demographischeEntwicklung<br />

infolge<br />

einer fehlgesteuerten Zuwanderung in<br />

Deutschland (Thilo Sarrazin, Deutschland<br />

schafft sich ab) nahtlos anschließt,<br />

läßt den potentiellen Leser prima vista<br />

nicht vermuten, welch umfassende, interdisziplinäre<br />

Analyse ihn mit diesem<br />

Buch erwartet.<br />

Der 1968 geborene Politikwissenschaftler<br />

und Journalist Stefan<br />

Hug, der bereits zahlreiche Publikationen<br />

zu kulturellen und historisch­politischen<br />

Themen verfaßt<br />

hat, beschäftigt sich in seiner Un­<br />

Der 1937 geborene<br />

Autor, Germanist<br />

und Altphilologe<br />

Vbr. Helge Wilhelm<br />

Seemann befaßt<br />

sich in seinem<br />

neuesten Werk<br />

Trojanischer Krieg<br />

mit dem gleichnamigen<br />

zentralen<br />

Ereignis der griechischen<br />

Mythologie. Auslösender Gegenstand<br />

ist die Entführung der Helena,<br />

der Frau des spartanischen Königs<br />

Menelaos, durch Paris, den Sohn<br />

des trojanischen Königs Priamos.<br />

Getrieben von dem Wunsch, diese<br />

Schmach zu rächen, versucht das Heer<br />

der Griechen ein ganzes Jahrzehnt<br />

über, die stark befestigte Stadt Troja<br />

einzunehmen. Die Eroberung gelingt<br />

jedoch erst durch den Einsatz der allseits<br />

bekannten List des ›Trojanischen<br />

Pferdes‹.<br />

Zu beziehen ist die Chronik für<br />

30 Euro inkl. Porto über Vbr. Dr. Heiner<br />

Höltkemeier, h.hoeltkemeier@<br />

Wie sich unser Staat selbst entmachtet<br />

Machtpolitik – damals wie heute<br />

tersuchung nämlich nicht lediglich<br />

mit (obschon von ihm wohlrecherchierten)<br />

praktischen Fällen der ausufernden,<br />

wenngleich von der politischen<br />

Klasse verharmlosten, statistisch<br />

manipulierten oder schlicht<br />

ignorierten Migrantengewalt. Er<br />

analysiert insbesondere auch die<br />

Ursachen und Auswirkungen der<br />

exorbitant hohen Gewaltkriminalität,<br />

die vor allem von türkischen<br />

und arabischen Migranten ausgeübt<br />

wird, wobei er der Untersuchung des<br />

religiös­kulturellen Hintergrunds<br />

der überwiegend muslimisch geprägten<br />

Einwanderer besonderes<br />

Augenmerk schenkt.<br />

Das mit knapp 300 Seiten vom<br />

Umfang her lesbar gebliebene Werk<br />

besticht vor allem aber dadurch, daß<br />

der Autor es versteht, die enorme<br />

Gefahr des Verfalls des staatlichen<br />

Gewaltmonopols in Deutschland<br />

stets – und dies auf wissenschaftlichem<br />

Niveau – in einen geistesge­<br />

Im Gegensatz zu anderen zahlreich<br />

vorhandenen Abhandlungen über<br />

den trojanischen Krieg beschränkt<br />

sich Seemann jedoch nicht etwa<br />

auf eine Nacherzählung der Sage,<br />

sondern hinterfragt sie auf ironischsatirische<br />

Weise und liefert dabei<br />

deutliche Bezüge zur Gegenwart.<br />

»Motive und Denkschemata, die<br />

diesem Mythos zu Grunde liegen«,<br />

so der Autor, »sind auch heute noch<br />

anzutreffen.« Am besten zu erkennen<br />

seien diese »in der Auseinandersetzung<br />

zwischen Menelaos und<br />

Agamemnon, der alles daran setzt,<br />

daß dieser Krieg geführt wird«.<br />

Die Entführung und der Untergang<br />

des trojanischen Reiches werden<br />

zwar ausführlich dargestellt, das<br />

Interesse des Autors gilt aber darüber<br />

hinaus vor allem der Zeit der<br />

griechischen Belagerung und deren<br />

gesellschaftlich­historischem sowie<br />

psychologischem Kontext und<br />

t­online.de. Der Vorgängerband ist<br />

bei ihm ebenfalls noch für 15 Euro<br />

erhältlich.<br />

schichtlich und politischen Zusammenhang<br />

einzuordnen.<br />

Ohne sich Platitüden zu bedienen<br />

oder Ressentiments zu schüren,<br />

zeigt Vbr. Hug sine ira et studio auf,<br />

daß der deutsche Staat – bedingt<br />

durch die Zerstörung seiner ethnischen<br />

und religiösen Homogenität<br />

– auf dem besten Wege ist, sich<br />

selbst systematisch zu entmachten<br />

und die deutsche Politik mit den<br />

bisher angewandten kosmetischen<br />

Mittelchen nicht in der Lage sein<br />

wird, dem Phänomen Migrantengewalt<br />

auch nur annähernd Herr<br />

zu werden. Ein Buch, das nicht nur<br />

dem Anspruch auf Information<br />

gerecht wird, sondern auch wachrüttelt.<br />

Mag. Dr. Andreas Hochwimmer<br />

Stefan Hug, Migrantengewalt – Wie sich<br />

unser Staat selbst entmachtet. Verlag<br />

Bublies <strong>2010</strong>, ISBN 978-3-937820-13-2.<br />

302 Seiten, gebunden, 19,80 Euro.<br />

dessen Bedeutung für die Moderne.<br />

Seemann gibt dem Leser dabei<br />

deutliche Hinweise auf Parallelen<br />

der gegenwärtigen Machtpolitik.<br />

So soll deutlich werden, daß zum<br />

Raub der Helena nicht etwa irgendwelche<br />

Eingriffe der Götter geführt<br />

haben, sondern eher ganz besondere<br />

Voraussetzungen auf intim­erotischer<br />

Basis, sowohl bei Helena als<br />

auch bei Paris.<br />

Seemann verleiht dem Thema<br />

durch seine Sicht des Geschehens<br />

einen ganz eigenen Charakter, der<br />

durch lebendige Dialoge zwischen<br />

den beteiligten Personen und nicht<br />

zuletzt durch in die Handlung eingestreute<br />

Kommentare weder Spannung<br />

noch historische Hintergrundinformationen<br />

vermissen läßt.<br />

Helge Wilhelm Seemann, Trojanischer<br />

Krieg. Projekte-Verlag 2009, ISBN 978-<br />

3-86634-661-1, 177 S., geb., 18,50 Euro.<br />

CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />

43<br />

CC vor Ort


ANZEIGEN<br />

Verband Alter Herren des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s (AHCC) e. V., Triftstraße 1, D-80538 München<br />

PVSt, DPAG, Entgelt bezahlt, B 2042 F<br />

Julius Aller »Der 56. Geburtstag«<br />

Frühjahr 1945. Der Zweite Weltkrieg<br />

geht zu Ende. Adolf Hitler, Führer des<br />

deutschen Reiches, will den Zusammenbruch<br />

nicht wahrhaben und verschanzt<br />

sich in seinem Bunker in Berlin.<br />

In diese Zeit fällt sein 56. Geburtstag.<br />

Die Getreuen gratulieren, die Würdenträger<br />

des Reiches kommen und reden<br />

ihm zu, seine Geliebte Eva Braun besteht<br />

auf einer richtigen Geburtstagsfeier.<br />

Wie der Tag verläuft, begleitet<br />

vom Dröhnen feindlicher Granaten-<br />

einschläge, und welches überraschende Ende er nimmt, erzählt<br />

dieser packende Roman. Eine aufschluß reiche und kluge Analyse<br />

des Nationalsozialismus.<br />

Julius Aller »Der 56. Geburtstag«<br />

Roman, 245 Seiten, 17,50 Euro<br />

ISBN 978-3-86582-723-4<br />

Verlag Monsenstein und Vannerdat<br />

Am Hawerkamp 31, 48155 Münster<br />

Tel.: 02 51 - 6 20 65 08 11, E-Mail: service@mv-verlag.de<br />

Net: www.mv-buchshop.de<br />

Erhältlich in jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag<br />

Waffenring-Stammtisch Teneriffa<br />

Der Verfasser ist Mitglied<br />

der Landsmannschaft<br />

Nibelungia Marburg<br />

Zwischen September und Mai trifft sich einmal monatlich ein Kreis von Waffenstudenten (mit Damen)<br />

an wechselnden Orten. ›Residente‹ und Besucher sind herzlich willkommen! Bitte wenden Sie sich an:<br />

Dr. Karl W. Brandt • Hassia Darmstadt • E-Mail: BrandtKarl@web.de • Tel.: (00 34) 9 22 81 39 61 (ab September)<br />

Ihr engagierter Partner für alle Korporationsdrucksachen:<br />

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