4/2010 - Coburger Convent
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Forum<br />
Zu den Aufgaben, die allen Korporationen<br />
mutatis mutandis, aber<br />
inhaltlich gemeinsam gestellt sind,<br />
gehören die Begleitung des studierenden<br />
Korporationsangehörigen im<br />
eigenen Studiengang, die Unterstützung<br />
der Persönlichkeitsbildung, das<br />
Hinwirken auf einen akademischen,<br />
nicht nur handwerklichen Einstieg<br />
ins Berufsleben, die Förderung einer<br />
lebenslangen Zusammengehörigkeit<br />
als Akademiker. In einem strukturellen<br />
Kern beruhen die Aufgaben<br />
der Bünde im Sinne von Stück 6<br />
der CCSatzung (dort sind sie als<br />
›Pflichten‹ bezeichnet) nicht auf der<br />
Verbandszugehörigkeit derjenigen<br />
Korporation, der ein Student angehört.<br />
Es hätte in der Strukturdebatte<br />
auffallen müssen, daß alle Korporationen,<br />
auch die verbandsfreien,<br />
eine ähnliche Kernstruktur ihrer<br />
Aufgaben haben. In der Hochschule<br />
sitzen deren Mitglieder gemeinsam<br />
im Hörsaal, sie erstreben gemeinsam<br />
den Studienabschluß und sie haben<br />
sich in ihrer Korporation auf Dauer<br />
gebunden.<br />
Die Verschiedenheit der akademischen<br />
Korporationen erscheint<br />
nicht durch deren Struktur, sondern<br />
durch Inhalte bedingt. Eine ähnliche<br />
Struktur haben sie alle, doch unterscheiden<br />
sie sich durch ihre geistigkulturelle<br />
Vielfalt – im universitären<br />
Sinne. Wenn alle Korporationen in<br />
der Öffentlichkeit, gerade in der<br />
Hochschulöffentlichkeit, als ›Burschenschaften‹<br />
in einen Topf geworfen<br />
werden, ist strukturell gesehen,<br />
etwas Wahres dran. Man braucht<br />
nur den verfehlten Sammelbegriff<br />
›Burschenschaften‹ durch ›akademische<br />
Korporationen‹ zu ersetzen und<br />
sich gemeinsam zur Hochschule zu<br />
bekennen. Die Verschiedenheiten<br />
der Korporationen erscheinen dann<br />
nicht als Merkmale der gegenseitigen<br />
Abgrenzung, sondern werden<br />
als eine gewollte Vielfalt des akademischen<br />
Gemeinschaftslebens<br />
empfunden und gemeinsam nach<br />
außen vertreten. Korporationsstudenten<br />
ihrer Hochschule zeichnen<br />
sich gemeinsam als solche aus.<br />
Für den CC gilt es, den Grundgedanken,<br />
der vor seiner Gründung<br />
nicht hatte verwirklicht werden können,<br />
in veränderter und zeitgemäßer<br />
Form neu aufzugreifen. Alle Verbände<br />
sind zentral strukturiert und unterhalten<br />
einen Verbandsvorstand<br />
26 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
weit ab von ihren Korporationen an<br />
den Hochschulen. Ebenso wichtig<br />
ist aber das Zusammenwirken an<br />
der und für die gemeinsame Hochschule.<br />
Es geht um eine gemeinsame,<br />
korporative Interessenvertretung gegenüber<br />
der Hochschulleitung und<br />
um die Bildung eines starken Faktors<br />
innerhalb der akademischen Öffentlichkeit<br />
am Ort, was eine einzelne<br />
Korporation für sich alleine nicht leisten<br />
kann. Deshalb muß sich das Ansinnen<br />
an das Präsidium des CC und<br />
seine Nachfolger dahin richten, daß<br />
man sich eine neue Aufgabenstellung<br />
an der Hochschule als beispielgebend<br />
für das gesamte deutsche Korporationsstudententum,<br />
einen Neustart zutrauen<br />
möge. Alle Korporationen am<br />
Ort werden zum Zusammenwirken,<br />
zum gemeinschaftlichen Mitmachen<br />
an ihrer Hochschule aufgefordert.<br />
Es soll nicht mehr länger darauf ankommen,<br />
ob und welchem Verband<br />
die einzelne Korporation angehört,<br />
sondern daß alle Korporationen ein<br />
strukturiertes Gemeinschaftsleben<br />
an der Hochschule repräsentieren,<br />
anders als die unstrukturierte Mehrheit.<br />
Zur Rolle des CC im<br />
Korporationsstudententum<br />
Die einstigen Gründer des CC, Direktor<br />
F. E. Nord und Dr. Gerhard<br />
Bergmann, hatten vor, einen gemeinsamen<br />
Dachverband aus allen<br />
Korporationsverbänden zu bilden,<br />
der gegenüber den staatlichen Kultus<br />
und Hochschulbehörden als ein<br />
hochschul und wissenschaftsbezogener<br />
Interessentenverband auftreten<br />
sollte. Dem kam die Gründung<br />
der katholischen Akademikerschaft<br />
Deutschlands (KAD) zuvor, in der alle<br />
katholischen Korporationsverbände<br />
kollektiv Mitglieder wurden. Sie<br />
traten dem <strong>Convent</strong> Deutscher Akademikerverbände<br />
(CDA) bei dessen<br />
Gründung nicht bei. Der ›Konstruktionsfehler‹<br />
bestand darin, daß ihnen<br />
zwar die organisatorische Bindung<br />
an die Laienorganisation der katholischen<br />
Kirche unbenommen blieb.<br />
Aber es wäre um die Bindung aller<br />
Verbände, auch der katholischen, an<br />
die akademische Bildung gegangen,<br />
an die Hochschulen. Die Gründung<br />
eines gemeinsamen Dachverbandes<br />
war nicht geglückt. Der wenig später<br />
gegründete CC wurde ein Korporationsverband<br />
unter vielen und blieb<br />
das. Die Verbände können seither<br />
nach ihrem Gutdünken in den CDA/<br />
CDK ein oder wieder austreten. Den<br />
katholischen Verbänden wäre solches<br />
gegenüber der KAD verwehrt, denn<br />
das Katholizitätsprinzip steht ihnen<br />
nicht zur Disposition.<br />
Aus der eigenen Hochschule<br />
kann eine Korporation aber ebenfalls<br />
nicht austreten. Zu erörtern gilt,<br />
ob alle die einzelnen Korporationen<br />
am jeweiligen Hochschulort eine<br />
hochschulbezogene Struktur anstreben<br />
müssen und ob der CC, entsprechend<br />
seiner Tradition, durch<br />
sein Präsidium die Initialzündung<br />
auslösen sollte. Was die CCSatzung<br />
über Ortsverbände des CC aussagt<br />
(OCC, vgl. Stücke 15, 16), hält nicht<br />
die passende Struktur für die Notwendigkeiten<br />
an der Hochschule<br />
bereit. Die Satzung läuft insoweit<br />
leer, weil es nicht darauf ankommt,<br />
was örtliche CCBünde unter sich<br />
beschließen. Wichtig kann aber werden,<br />
was alle Korporationen am Ort<br />
gemeinsam gegenüber ihrer Hochschule<br />
vertreten.<br />
Was sollte der CC tun?<br />
Die Hochschule ist eine öffentlichrechtliche<br />
Körperschaft und die<br />
verfaßte Studentenschaft ist eine<br />
öffentlichrechtliche Körperschaft innerhalb<br />
der Körperschaft Hochschule.<br />
Wenn eine Hochschulleitung studentische<br />
Angelegenheiten zu behandeln<br />
hat, wendet sie sich an die verfaßte<br />
Studentenschaft. Die ist meist stark<br />
politisiert und gegen Korporationen<br />
eingestellt. Die Hochschulleitungen<br />
haben im Umgang mit den Studentenschaften<br />
ihre liebe Not, weil es<br />
ihnen um den akademischen Studiengang<br />
geht und nicht darum, von<br />
Studenten große Politik in die Hochschule<br />
hinein tragen zu lassen.<br />
Die Korporationen an den Hochschulen<br />
kommen ihnen aber auch<br />
nicht entgegen, weil sie nicht gemeinschaftlich<br />
handeln. Es kann<br />
ihnen nicht darum gehen, an den<br />
Hochschulen gegenüber Studentenparlamenten<br />
und AStA eine<br />
›außerparlamentarische Opposition‹<br />
zu bilden. Ähnlich wie die Geschäftsordnungen<br />
der Regierungen<br />
und Parlamente vorsehen, daß freie<br />
Verbände und Vereinigungen zu