4/2010 - Coburger Convent
4/2010 - Coburger Convent
4/2010 - Coburger Convent
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
B 2042 F<br />
CC-Blätter<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften<br />
4/<strong>2010</strong><br />
125. Jahrgang<br />
Dezember <strong>2010</strong><br />
›20 Jahre deutsche Einheit‹ – der <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> feierte sie mit einem Kommers in Stuttgart
Termine<br />
Akademischer Kalender<br />
■ 28. Januar 2011<br />
Ball des Wiener Korporationsringes<br />
in der Wiener Hofburg<br />
■ 17. bis 20. März 2011<br />
Leipziger Buchmesse, u. a. mit<br />
Präsentation korporationsstudentischer<br />
Literatur<br />
Die Akademische Landsmannschaft<br />
der Salzburger zu Salzburg<br />
lädt anläßlich der internationalen<br />
Jagdmesse ›Die Hohe<br />
Jagd‹ alle Verbandsbrüder am<br />
Sa., 26.2.2011, um 20 Uhr ct<br />
zur<br />
Jagakneipe<br />
mit Jause<br />
auf die Burse, Vogelweiderstr. 17,<br />
in A-5020 Salzburg herzlich ein.<br />
Anmeldung erbeten unter<br />
Tel. 00 43 - 6 50 - 5 92 90 15 oder<br />
ePost Prof.Carl@t-online.de<br />
2 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
■ 26. März 2011<br />
58. Düsseldorfer Frühjahrsball<br />
■ 19. März 2011<br />
2. CCPräsidiumssitzung<br />
<strong>2010</strong>/11 in Aachen<br />
■ 26. März 2011<br />
56. CDABall in Bad Homburg<br />
■ 1. April 2011<br />
BismarckKommers der<br />
Bielefelder Korporationsverbände<br />
■ 9. April 2011<br />
CDAFrühjahrsconvent in<br />
Braunschweig<br />
■ 2.–5. Juni 2011<br />
130. Stiftungsfest T. Cheruscia<br />
Straßburg zu München<br />
■ 2.–5. Juni 2011<br />
140. Stiftungsfest APL Hercynia<br />
in Frankfurt<br />
Die Landsmannschaft im CC Hansea auf dem Wels zu München<br />
trauert um ihre verstorbenen Bundesbrüder<br />
Seminarangebote<br />
und Seminartermine<br />
erfahren Sie unter<br />
www.cc-akademie.de<br />
Dipl. Kfm. Hero Deking Dr. med. Peter Kramer<br />
* 9. Oktober 1938 † 31. Mai 2009 * 6. Januar 1941 † 28. Juni 2009<br />
Dr. med. vet. Edgar Horn Dr. med. vet. Kurt Thiele<br />
* 1. Dezember 1912 † 21. Juli 2009 * 19. Mai 1911 † 3. August 2009<br />
Dipl. Ing. Hans-Werner Huß Dipl. Ing. Otto Wilhelm Stratenhoff<br />
* 27. August 1942 † 11. Oktober 2009 * 9. Mai 1912 † 6. April <strong>2010</strong><br />
Dr. rer. nat. Dipl. Chem. Dieter Mempel<br />
* 18. Juli 1933 † 19. September <strong>2010</strong><br />
Wir werden unseren Bundesbrüdern stets ein ehrendes Andenken bewahren.<br />
Joachim Seuling Philipp Kröll<br />
AHVVorsitzender Erstchargierter<br />
»Im Grunde sind es doch die Verbindungen zu Menschen,<br />
welche dem Leben seinen Wert geben.«<br />
(Wilhelm von Humboldt)<br />
■ 9. bis 14. Juni 2011<br />
143. CCPfingstkongreß<br />
in Coburg<br />
■ 19. Juni 2011<br />
Zwingenbergfest des CC<br />
■ 8.–10. Juli 2011<br />
140. Stiftungsfest L. Normannia<br />
Darmstadt<br />
■ 23. Juli 2011<br />
Präsidiumsübergabe in Aachen
4/<strong>2010</strong><br />
Deutschlandkommers des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s,<br />
organisiert von der VACC Stuttgart.<br />
250 Verbandsbrüder und Gäste nahmen teil 7<br />
10. Greifensteintagung und Zeit für Erinnerungen:<br />
Wie die Erfolgsgeschichte ›Der CC und Bad<br />
Blankenburg‹ begann 12<br />
Pomerania Halle-Aachen ist die neue<br />
Präsidierende im <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>.<br />
Der Bund stellt sich unseren Lesern vor 20<br />
Aus dem Inhalt<br />
Akademischer Kalender 2<br />
Termine<br />
Leserbriefe 4<br />
Ihre Meinung – Ihre Zuschrift .<br />
Aus der Postmappe der Redaktion<br />
Aus dem CC 7<br />
20 Jahre in Einheit und Freiheit:<br />
Deutschlandkommers des CC<br />
und der VACC Stuttgart<br />
Vom Roland aufs Rössle:<br />
Vorortwechsel von Bremen nach Stuttgart<br />
Zehn Jahre Greifensteintagung<br />
Der CC und Bad Blankenburg –<br />
eine Erfolgsgeschichte<br />
Das Amtsblatt 19<br />
Verbum peto:<br />
Wo Toleranz ihre Grenzen findet<br />
Von der Universität Halle zur RWTH Aachen:<br />
Die Präsidierende stellt sich und die Sprecher<br />
des CC vor<br />
Forum 25<br />
Quo vadis <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>?<br />
Bologna und kein Ende<br />
Gemeinsam sind wir stark – oder?<br />
CC vor Ort 31<br />
Cimbria Wien feierte ihr 140. Stiftungsfest<br />
in Coburg<br />
Von der ›Veilchenblauen Republik‹ zur<br />
Akademischen Landsmannschaft:<br />
Tyrol Innsbruck feierte 130. Stiftungsfest<br />
Neustart an ihrer alten Alma Mater:<br />
Plavia-Arminia Leipzig<br />
Gottinga feierte ein glanzvolles<br />
150. Stiftungsfest<br />
Kurznachrichten<br />
Aus der literarischen Feder von<br />
Verbandsbrüdern<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
3<br />
Inhalt
Editorial<br />
4 CC-Blätter bisherige Anschrift 4/<strong>2010</strong><br />
Was ich erwarte vom neuen Jahre?<br />
Daß ich die Wurzel der Kraft mir wahre,<br />
Festzustehen im Grund der Erden,<br />
Nicht zu lockern und morsch zu werden,<br />
Mit den frisch ergrünenden Blättern<br />
Wieder zu trotzen Wind und Wettern,<br />
Mag es ächzen und mag es krachen,<br />
Dunkel zu rauschen, hell zu lachen<br />
Und im flutenden Sonnenschein<br />
Freunden ein Baum des Lebens zu sein.<br />
An den Verband Alter Herren des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s (AHCC) e. V.<br />
Triftstraße 1, D-80538 München<br />
o Adreßänderung o Neuaufnahme<br />
Hiermit teile ich meine ab sofort / ab ......................... gültige Adresse mit:<br />
Titel/Beruf, Vorname, Name Geburtsjahr<br />
Mutterbund / weitere Bünde<br />
Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Ort<br />
Neujahrswunsch<br />
Mit diesem Neujahrsgedicht des Lyrikers<br />
Karl Friedrich Henckell (1864–1929) wünschen<br />
Ihnen das Präsidium des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
sowie Schriftleitung und Verlag der CCBlätter ein<br />
glückliches Neues Jahr<br />
mit vielen harmonischen Begegnungen mit<br />
Bundes und Verbandsbrüdern.<br />
Auch per Telefax (0 89) 22 31 22 oder als E-Mail kanzlei@coburger-convent.de<br />
Impressum<br />
CC-Blätter<br />
Magazin des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s.<br />
Offizielles Verbandsorgan<br />
Herausgeber und Verlag:<br />
Verband Alter Herren des<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s (AHCC) e. V.,<br />
Triftstraße 1, D80538 München,<br />
Tel. (0 89) 22 37 08,<br />
Fax (0 89) 22 31 22<br />
kanzlei@coburgerconvent.de<br />
Anschriftenänderungen bitte nur<br />
an diese Adresse!<br />
Redaktion (verantwortlich) und<br />
Verlagsvertretung:<br />
Pfr. em. Detlef Frische (df),<br />
Ubia Brunsviga, HassoGuestfalia,<br />
akadpress GmbH<br />
Oberstraße 45, D45134 Essen<br />
Tel. (02 01) 43 55 4100<br />
Fax (02 01) 43 55 4101<br />
Funkruf (01 72) 218 41 23<br />
EMail: info@akadpress.de oder<br />
ccblaetter@coburgerconvent.de<br />
ISDNDateitransfer<br />
(02 01) 43 55 4102 (MacOS)<br />
(02 01) 43 55 4103 (PC Eurofile)<br />
Ständige Mitarbeiter:<br />
Rüdiger Gerald Franz (rgf),<br />
Teutonia Bonn;<br />
HansWerner Goldner (go),<br />
Asci burgia<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich.<br />
Einzelheft 1,– Euro zzgl. Versandgebühren<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
CCKanzlei (Anschrift s. o.) in Verbindung<br />
mit akadpress GmbH<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 13<br />
Gesamtherstellung:<br />
akadpress GmbH, Essen<br />
Anschrift s. Redaktion<br />
Auflage: 14.000 Exemplare<br />
Abbildungen in diesem Heft:<br />
Archiv akadpress, Archiv Verdensia<br />
Göttingen, Detlef Frische,<br />
Norman Rönz (CCPresseamt),<br />
Klaus Wöhner, Privataufnahmen.<br />
Redaktionsschluß für Nr. 1/2011:<br />
25. Februar 2011
Aus der Postmappe der Redaktion<br />
Ihre Meinung – Ihre Zuschrift<br />
Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Je kürzer er gefaßt ist, desto größer ist die<br />
Möglichkeit, ihn ungekürzt zu veröffentlichen<br />
Zur Sache Ahlhaus – und<br />
was in Heidelberg und<br />
Hamburg zum guten Ton<br />
gehört …<br />
Zu CC-Blätter 3/<strong>2010</strong>, S. 5ff., »Und<br />
plötzlich ist man in den Medien …«<br />
Eine gelungene Dokumentation der<br />
unsäglichen Vorgänge in Hamburg<br />
um die vonBeustNachfolge durch<br />
Vbr. Frische; und man weiß nicht,<br />
was empörender ist – diese penetrante<br />
Daueranmaßung einer hybriden<br />
rotgrünen Deutungshoheit zu allen<br />
gesellschaftlichen Fragen oder die<br />
Rückgratlosigkeit eines typischen<br />
Politschiks, der sich m. E. mit diesem<br />
opportunistischen Profil für jede<br />
Führungsaufgabe in der Gesellschaft<br />
denkbar disqualifiziert hat. Das hat<br />
man ihm in Leserbriefen etwa der<br />
FAZ auch ins Stammbuch geschrieben<br />
und kommt in der treffenden<br />
Kommentierung der gesamten Causa<br />
durch Vbr. Frische am Ende gleichfalls<br />
zum Ausdruck.<br />
Gut, daß der CC sich in angemessener,<br />
nicht polemischer Form<br />
sachlich zur Wehr gesetzt hat, wohltuend<br />
im Unterschied zum schrillen<br />
Kampfgeschrei rotgrüner, im Besitze<br />
des bedeutsamen Halbwissens die<br />
reine gesellschaftliche Lehre kündender<br />
Hamburger Salonsozialist / innen<br />
(so etwas wäre von der klassischen<br />
hamburgischen Sozialdemokratie<br />
à la von Dohnanyi, Apel, Schmidt<br />
u. a. wohl kaum zu erwarten gewesen).<br />
Gut zum andern, daß dessen<br />
verwahrende Klarstellung bundesweite<br />
Wirkung nunmehr auch außerhalb<br />
des Verbandes entfaltet hat.<br />
Aber weitere Aufmerksamkeit sollte<br />
man Herrn A. hier im Süden nicht<br />
zuteil werden lassen, er ist ja jetzt in<br />
Hamburg – unter Seinesgleichen …<br />
Dr. Michael P. Schmude,<br />
Cimbria Königsberg zu Saarbrücken<br />
Ein offener Brief an<br />
Michael Neumann,<br />
SPD-Fraktionsvorsitzender<br />
in Hamburg<br />
Zu CC-Blätter 3/<strong>2010</strong>, S. 5ff., »Und<br />
plötzlich ist man in den Medien …«<br />
Sehr geehrter Herr Neumann,<br />
Vorurteile sind bekanntlich<br />
schwerer zu zertrümmern als Atome,<br />
wie ein Größerer und Klügerer<br />
als Sie und ich einmal treffend bemerkte.<br />
Deshalb will ich gar nicht<br />
erst versuchen, mit Ihnen über Ihre<br />
eingestandenermaßen vorhandenen<br />
Vorurteile zu diskutieren. Gegen<br />
ideologische Scheuklappen kann<br />
man nichts machen.<br />
Fast noch peinlicher als Ihre<br />
Äußerungen im NDR sind Ihre gewundenen<br />
Einlassungen danach.<br />
Offenbar fehlt es Ihnen an Größe<br />
und Souveränität, um schlicht zuzugeben,<br />
daß Sie einen Fehler gemacht<br />
haben, und sich zu entschuldigen.<br />
Stellen Sie sich doch bitte mal folgendes<br />
Szenario vor: Ich behaupte öffentlich,<br />
die Hamburger Sozialdemokraten<br />
seien Lügner und Vaterlandsverräter.<br />
Auf entsprechende Proteste<br />
reagiere ich gereizt und genervt und<br />
erkläre, diese Proteste hätten mich<br />
noch in meiner Meinung bestärkt.<br />
Und überhaupt wäre die Äußerung<br />
ja nur in einem Zehnsekunden<br />
Interview gefallen. Schließlich sei<br />
mir ja auch nicht zuzumuten, jeden<br />
Genossen auf seine Wahrheitsliebe<br />
und seine Vaterlandstreue abzuhorchen,<br />
und den Michael Neumann,<br />
den hätte ich gar nicht genannt und<br />
auch nicht gemeint, es sei denn, das<br />
Gegenteil stelle sich noch heraus.<br />
Das genau ist Ihre Argumentationsweise.<br />
Respekt und Fairness als<br />
Bestandteile einer demokratischen<br />
Streitkultur sind Ihnen offenbar<br />
abhanden gekommen – falls Sie sie<br />
je besessen haben sollten. Selbst eigene,<br />
kritische Parteigenossen werden<br />
angeraunzt, das früher in Ihrer<br />
traditionsreichen Partei übliche<br />
›Du‹ verbitten Sie sich. Es ist schon<br />
erstaunlich, wie weit sich manche<br />
politischen Mandatsträger von denen<br />
entfernt haben, die sie gewählt<br />
haben. Sie streben keine ›Höheren<br />
Weihen‹ an, sagen Sie, wollen also<br />
wohl nicht Bürgermeister werden.<br />
Sehr vernünftig!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Jürgen Seibert, Schaumburgia<br />
»Nicht genug Rückgrat«<br />
Zu CC-Blätter 3/<strong>2010</strong>, S. 5ff., »Und<br />
plötzlich ist man in den Medien …«<br />
Hardliner Christoph Ahlhaus hat sich<br />
als ziemliches Weichei entpuppt. Es<br />
ist eine Schande, nicht genug Rückgrat<br />
zu zeigen und sich zu seiner Korporationszugehörigkeit<br />
zu bekennen,<br />
nur weil man deswegen Probleme mit<br />
dem politischen Gegner bekommt.<br />
Deshalb ist sein Ausscheiden aus dem<br />
CC kein Verlust.<br />
Wolfgang Neugebauer, Concordia<br />
»Bündnisse gegen<br />
Rechts«<br />
Zu CC-Blätter 2/<strong>2010</strong>, S. 4., »Verbum<br />
peto«<br />
Der damalige AHCCVorsitzer bekundet<br />
in seiner Kolumne ein großes<br />
Verständnis für die ›Bündnisse<br />
gegen Rechts‹, deren »friedliche Demonstrationen«<br />
leider gelegentlich<br />
durch Linksautonome mißbraucht<br />
werden. Zudem fordert er, wir müßten<br />
noch mehr daran arbeiten, uns<br />
gegen die ›rechte Szene‹ abzugrenzen,<br />
Vorkommnisse wie die Absage des<br />
Verbändekommerses in Hamburg<br />
gäbe es dann vielleicht nicht.<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
5<br />
Leserbriefe
Leserbriefe<br />
Aus Hamburger Sicht ist hierzu<br />
anzumerken, daß die heftigen Angriffe<br />
gegen den Hamburger Verbändekommers<br />
und die Hamburger<br />
Verbindungen insgesamt seit Jahren<br />
von einem solchen ›Bündnis gegen<br />
Rechts‹ vorgetragen werden. In den<br />
jährlichen Berichten des Hamburger<br />
Verfassungsschutzes ist dieses ›HBgR‹<br />
unter den linksextremistischen Organisationen,<br />
auch in Verbindung<br />
mit gewalttätigen Aktivitäten, in der<br />
Rubrik ›Antifaschismus‹ aufgeführt.<br />
Die Argumente der ›antifaschistischen‹<br />
Organisationen gegen die Verbindungen<br />
beziehen sich auf angebliches<br />
›Elitedenken‹, ›Exklusivitätsanspruch‹,<br />
›Seilschaften‹, ›Sexismus‹,<br />
›Vaterlandsdenken› sowie veraltete,<br />
reaktionäre Ansichten im allgemeinen<br />
usw. Sie betreffen den Männerbund<br />
als Lebensbund schlechthin.<br />
Zu den Verbindungen, die ihr Heil<br />
in der Abgrenzung gegenüber angeblich<br />
›rechten‹ Verbindungen suchen,<br />
hieß es in AntifaVerlautbarungen<br />
gerade vor dem diesjährigen Pfingstkongreß:<br />
»Daraus läßt sich aber nicht<br />
folgern, daß sie nun die besseren<br />
oder gar die unbedenklicheren Verbindungen<br />
sind. … solche konservativen<br />
Positionen als unpolitisch<br />
oder liberal verkaufen zu wollen,<br />
geht am Kern der Sache vorbei, es ist<br />
und bleibt die alte Sch…«.<br />
Mithin ist es eine Illusion, zu<br />
glauben, daß eine Distanzierung von<br />
irgendwelchen rechten Tendenzen<br />
innerhalb oder außerhalb des Korporationslebens<br />
den Effekt hätte,<br />
daß die Antifa von ihren Aktivitäten<br />
Abstand nähme. Die Korporationen<br />
sollten zur Kenntnis nehmen, daß<br />
sie insgesamt das Feindbild darstellen.<br />
Man haßt uns, weil wir so sind,<br />
wie wir sind. Nur zur Klarstellung:<br />
Sollte bei einer Einzelkorporation<br />
eine extremistische Unterwanderung<br />
versucht werden, muß diese<br />
Korporation natürlich ihre spezifischen<br />
Probleme lösen, nicht weil die<br />
Antifa vorstellig wird, sondern aus<br />
eigenem demokratischen Selbstverständnis.<br />
Die Vereinigung Hamburger Akademikerverbände<br />
(VHA) – Mitglieder<br />
derzeit aus BDIC, CC, DB, DS,<br />
KSCV und WSC – hat sich deshalb<br />
nach einer Analyse der hiesigen<br />
Lage entschlossen, sich nicht auseinanderdividieren<br />
zu lassen, sondern<br />
gemeinsam den Kampf gegen<br />
6 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
die Linksextremisten zu führen.<br />
So haben sich auch Mitglieder aller<br />
Verbände – mit Unterstützung<br />
namhafter Hamburger Persönlichkeiten,<br />
auch ohne Korporationsmitgliedschaft<br />
– an die Handwerkskammer<br />
Hamburg gewandt, um<br />
die Kündigung der Räume für den<br />
Verbändekommers rückgängig zu<br />
machen. Dies ist zwar noch nicht<br />
gelungen, immerhin sah sich der<br />
Kammervorsitzende aber genötigt,<br />
dem in der Presse gegenüber der<br />
VHA – mit der Kammer als Quelle<br />
– erhobenen Extremismusvorwurf<br />
entgegenzutreten. Als Grund für die<br />
Absage der Räumlichkeiten führte er<br />
nun (wenn auch wenig glaubhaft),<br />
die Unvereinbarkeit des Kommerses<br />
mit einer derzeit laufenden PR<br />
Kampagne seiner Organisation an.<br />
Dieses teilweise Einlenken ist also<br />
einer selbstbewußten Kampagne der<br />
VHA zu verdanken, bei der externe<br />
Unterstützung mobilisiert werden<br />
konnte und auf die Anwendung des<br />
SanktFlorianPrinzips verzichtet<br />
wurde.<br />
Auch der CC (CCSprecher und<br />
AHCCVorsitzer) wurde übrigens<br />
um Unterstützung gebeten. Dies<br />
geschah mit dem ausdrücklichen<br />
Hinweis, daß der Erfolg der Antifa<br />
in Hamburg als Präzedenzfall für<br />
andere Städte genutzt werden würde.<br />
Nach einer Erinnerung erhielt<br />
ich immerhin vom AHCCVorsitzer<br />
die Nachricht, daß das Präsidium<br />
sich mit dieser Sache befassen wolle.<br />
Den CC-Blättern 1/<strong>2010</strong> konnte ich<br />
dann entnehmen, daß der Vorgang<br />
›zuständigkeitshalber‹ an den CDA<br />
weitergeleitet wurde: »Wir hoffen,<br />
daß dieses ein einmaliger Vorgang<br />
ist, werden aber die Entwicklung<br />
weiter beobachten und bei Wiederholungsfällen<br />
über den CDA, der<br />
für solche verbandsübergreifenden<br />
Dinge zuständig ist, Stellung beziehen«.<br />
Eine tatkräftige solidarische<br />
Unterstützung sieht wohl anders aus.<br />
Angesichts dieses ›Verwaltungshandelns‹<br />
erinnerte ich mich mit Sympathie<br />
an die 68er Parole: »Wer sich<br />
nicht wehrt, lebt verkehrt!«.<br />
Daß es auch anders geht, zeigt<br />
die wehrhafte Reaktion des CC zur<br />
›Causa Ahlhaus‹. Sie hat in der Hamburger<br />
Presse eine gute Resonanz gefunden.<br />
Horst Szychowiak, Mecklenburgia,<br />
VACC Hamburg-Alstertal<br />
Die Causa Ahlhaus<br />
aus Hamburger Sicht<br />
»Die Art und Weise, wie GAL<br />
Mitglieder und GALGliederungen<br />
derzeit mit unserem<br />
Bürgermeisterkandidaten Ahlhaus<br />
umgehen, ist ein Skandal.<br />
Obgleich die CDU nie einen Zweifel<br />
daran gelassen hat, die Koalition<br />
vertragstreu weiterzuführen,<br />
wird am Bürgermeisterkandidaten<br />
herumgenörgelt, als ob er eine<br />
zwielichtige Person sei, deren Akzeptanz<br />
bei der GAL erst durch besondere<br />
Bußübungen gewonnen<br />
werden müßte. So wurde Ahlhaus’<br />
Mitgliedschaft als Konkneipant in<br />
einer Korporation des <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong>s, die er aufgrund seines<br />
Eintretens in Heidelberg für die<br />
freie Entfaltung der studentischen<br />
Verbindungen erlangt hatte, in<br />
einer Weise problematisiert, als<br />
ob er sich damit einer extremistischen<br />
Gruppierung angeschlossen<br />
hätte. Die GAL war sich nicht<br />
zu schade, platteste Vorurteile zu<br />
formulieren, die vor allem die<br />
blanke Unkenntnis der Grünen<br />
darüber offenbarten, was eine studentische<br />
Korporation ist. …<br />
Die Hamburger Stimmen zeigen,<br />
daß die Grünen sich noch<br />
nicht von ihren linksideologischen<br />
Wurzeln emanzipiert haben.<br />
Die Herkunft vieler ihrer<br />
Führungskader aus den maoistischen<br />
Gruppierungen der 70er<br />
Jahre wirkt offenkundig bis heute<br />
fort. Der sektiererische Anspruch,<br />
in das Privatleben freier Bürger<br />
hineinzuregieren, steht im Widerspruch<br />
zu einer freiheitlichen<br />
Ordnung, wie sie dem Grundgesetz<br />
vorschwebt. Ehe die GAL<br />
›bürgerliche‹ Partei wird, was ihr<br />
viele Euphoriker in der CDU heute<br />
schon zusprechen, hat sie noch<br />
einen weiten Weg vor sich. …<br />
Es hätte der CDU gut angestanden,<br />
wenn sie sich vor den<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> und vor die<br />
Korporationen anderer Verbände<br />
gestellt hätte.«<br />
Aus: Alsterkreis. Für einen konservativen<br />
Aufbruch in der CDU,<br />
Nr. 6/<strong>2010</strong>, 14.8.<strong>2010</strong>
»Sie haben das besondere Recht, die deutsche Einheit zu feiern!«<br />
20 Jahre in Einheit und Freiheit<br />
In Gedenken an die Wiedervereinigung feierte der CC einen Deutschlandkommers<br />
Einigkeit und Recht und Freiheit, die<br />
ersten Worte unserer Nationalhymne,<br />
stehen für das höchste Gut der<br />
Bundesrepublik. Vierzig Jahre mußte<br />
die deutsche Bevölkerung in Ost und<br />
West auf dieses Gut warten. Nicht<br />
nur gewartet, sondern auch eingesetzt<br />
für die friedliche Einigung und<br />
Wiedererlangung der Souveränität<br />
hat sich der <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> während<br />
all der Jahre der deutschen Teilung.<br />
Besonders symbolträchtig waren<br />
der alljährliche Fackelzug und die<br />
anschließende Mahnstunde auf dem<br />
<strong>Coburger</strong> Marktplatz. Trotz größter<br />
Anfeindungen hat sich der <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong> nie von seinem Postulat<br />
der deutschen Wiedervereinigung<br />
abbringen lassen. Vor nunmehr 20<br />
Jahren, am 3. Oktober 1990, kam<br />
zusammen, was immer zusammen<br />
gehörte.<br />
In Gedenken an diese Glanzstunde<br />
deutscher Geschichte veranstalteten<br />
der <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> und die VACC<br />
Stuttgart als Vorort des AHCC am<br />
25. September einen Deutschlandkommers.<br />
Rund 250 Verbandsbrüder,<br />
Waffenbrüder und Gäste versammelten<br />
sich, um im ›KönigKarlSaal‹ im<br />
Stuttgarter ›Haus der Wirtschaft‹ einen<br />
würdigen und feierlichen Kommers<br />
mitzuerleben.<br />
Dabei gaben sich acht Chargenabordnungen<br />
aus vier Universitätsstädten<br />
die Ehre, selbst Teil dieser<br />
Veranstaltung zu sein: die Präsidierende<br />
L. Pomerania HalleAachen,<br />
die Nachpräsidierende Troglodytia<br />
Kiel, alle fünf Stuttgarter CCBünde<br />
– L. Borussia, L. Markomannia, L. Saxonia,<br />
L. Württembergia und T. Alt<br />
Württemberg – sowie die L. Schottland<br />
Tübingen.<br />
Den Kommers leitete Dr. Andreas<br />
Müller, Schottland,Borussia, Zweiter<br />
Vorsitzer des AHCC. Nachdem<br />
die Plätze fast bis auf den letzten Sitz<br />
gefüllt waren, konnten die Chargierten<br />
nach einem lauten Silentium<br />
einmarschieren. Für entsprechende<br />
Marschmusik sorgte die Stadtkapelle<br />
Münsingen unter der Leitung von<br />
Herrn Hein. An dieser Stelle sei ein<br />
herzlicher Dank an Herbert Neuz,<br />
Schottland, AltWürttemberg, ausgesprochen,<br />
der nicht nur Mitglied der<br />
Münsinger Stadtkapelle ist, sondern<br />
auch dafür sorgte, daß die Kapelle für<br />
uns spielte. Auch die nachfolgenden<br />
Lieder des Abends wurden durch sie<br />
musikalisch hervorragend begleitet.<br />
Als Ausdruck des feierlichen Charakters<br />
der Veranstaltung annoncierte<br />
Kommersleiter Dr. Müller als ersten<br />
Cantus In allen guten Stunden.<br />
Das passende Ambiente für eine würdige Feier: Festkommers im Stuttgarter ›Haus der Wirtschaft‹<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
7<br />
Aus dem CC
Aus dem CC<br />
Die Begrüßungsworte richteten<br />
HansWolfgang Kanitz, Borussia, als<br />
Vorsitzender der VACC Stuttgart und<br />
Dr. Heinz Weiß, Borussia, als Erster<br />
Vorsitzer des AHCC an die Festcorona.<br />
HansWolfgang Kanitz als Organisator<br />
begrüßte die Festcorona und<br />
erhoffte sich für alle in Anlehnung<br />
an Goethes Faust ein schönes und<br />
erfolgreiches Fest:<br />
»Ich wünsche sehr, der Menge zu<br />
behagen, besonders weil sie lebt und<br />
leben läßt.<br />
Die Tische sind, die Bänke<br />
aufgeschlagen, und jedermann<br />
erwartet sich ein Fest.«<br />
Dr. Heinz Weiß betonte für unseren<br />
Verband gleich zu Beginn, daß an<br />
diesem Abend nicht nur die deutsche<br />
Einheit an sich gewürdigt werden solle,<br />
sondern besonders auch diejenigen,<br />
die sie herbeigeführt haben: »Wir<br />
würdigen die Bürger der damaligen<br />
DDR, ohne deren Mut und friedliche<br />
Entschlossenheit es nicht zum<br />
Mauerfall, zu diesem Glücksfall deutscher<br />
Geschichte, gekommen wäre.<br />
Wir feiern aber bewußt das Jubiläum<br />
der staatlichen Einheit am 3. Oktober<br />
1990, weil wir auch die großartige<br />
diplomatische und organisatorische<br />
Leistung würdigen wollen, die dem<br />
Mauerfall folgte.« Neben der Freude<br />
daran und dem Stolz darüber, daß der<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> immer an die Wiedervereinigung<br />
geglaubt und sich dafür<br />
eingesetzt hat, betonte Dr. Heinz<br />
Weiß, daß dem CC mit der deutschen<br />
Einheit nicht auch das Thema abhandengekommen<br />
sei: »Die deutsche<br />
Einheit verpflichtet uns weiter. Der<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> muß die Möglichkeiten<br />
nutzen, die uns Deutschland<br />
und Europa heute bieten.« Der Kommers<br />
solle das akademische Denken<br />
befördern und zu weiterer Themensu<br />
Hans-Wolfgang Kanitz Dr. Heinz Weiß Prof. Dr. Bernhard Vogel<br />
8 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
che ermuntern. »Politisches Denken,<br />
Interesse für Geschichte, für politische<br />
und gesellschaftliche Themen<br />
gehören zum Persönlichkeitsbild des<br />
<strong>Coburger</strong> Waffenstudenten.«<br />
Als zweiten Cantus annoncierte<br />
Kommersleiter Dr. Müller symbolisch<br />
Dort Saaleck, hier die Rudelsburg.<br />
Kaum ein anderes Lied stand auf den<br />
Korporationshäusern so sehr für den<br />
Wunsch nach Wiedervereinigung und<br />
wurde daher immer wieder gesungen.<br />
Charme, die Corona zum kritischen<br />
Nachdenken zu animieren, dabei<br />
aber auch zeitweilig für Erheiterung<br />
zu sorgen. Gleich zu Beginn ehrte Dr.<br />
Vogel die Bemühungen des <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong>es: »Sie, meine Herren, der<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>, hat sich um die<br />
deutsche Einheit verdient gemacht,<br />
weil sie zu denen gehören – und das<br />
waren in den Jahren der deutschen<br />
Teilung in Westdeutschland nach<br />
1949 von Jahr zu Jahr immer weni<br />
Im Präsidium: Kommersleiter Dr. rer. nat. Andreas Müller sowie die<br />
Vbr. Dr. Benno Zilger und CC-Sprecher Dr.-Ing. Florian Gerdemann<br />
Den Höhepunkt des Deutschlandkommerses<br />
stellte die Festrede<br />
von Ministerpräsident a. D. Prof.<br />
Dr. Bernhard Vogel dar. In seinem<br />
knapp 45 minütigen Vortrag gab sich<br />
der ehemalige Ministerpräsident von<br />
RheinlandPfalz und von Thüringen<br />
in seiner Sprache und Gestik so authentisch<br />
wie kaum ein anderer. »Dr.<br />
Bernhard Vogel ist der einzige Ministerpräsident,<br />
der an der Spitze zweier<br />
deutscher Bundesländer stand und<br />
in seiner Person eine geradezu ideale<br />
Symbiose von West und Ost verkörpert«,<br />
hatte bereits HansWolfgang<br />
Kanitz in seiner Begrüßungsrede festgestellt.<br />
Dabei verlor der Ministerpräsident<br />
nie seinen ganz eigenen<br />
ger –, die sich zur deutschen Einheit<br />
bekannt und dieses Bekenntnis öffentlich<br />
gemacht haben. Ich möchte<br />
mich deswegen dafür beim <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong> ausdrücklich bedanken. Sie<br />
haben dadurch das besondere Recht,<br />
in diesem Jahr zwanzig Jahre deutsche<br />
Einheit zu feiern.«<br />
Beim Blick in die Geschichte und<br />
in Bezug auf tagespolitische Diskussionen<br />
stellte Dr. Vogel klar fest: »Die<br />
DDR war ein Unrechtsstaat! Und für<br />
mich bedarf es darüber keiner Diskussion.«<br />
Gleichzeitig fügte er aber auch<br />
hinzu, daß wir in der Bundesrepublik<br />
in keinem idealen Staat leben. »So<br />
haben wir zwar einen Staat von Menschen,<br />
für Menschen, mit Menschen.
Wir haben einen Rechtsstaat, aber wir<br />
leugnen nicht, daß es auch Fehler und<br />
Schwächen gibt.«<br />
Besonders wichtig war Dr. Vogel<br />
auch der weltpolitische Kontext der<br />
Wiedervereinigung: »Natürlich, die<br />
Revolution ist das Verdienst der Deutschen<br />
in der damaligen DDR. Aber<br />
es darf nie vergessen werden, wenn<br />
von Wiedervereinigung gesprochen<br />
wird, Gorbatschow dafür zu danken,<br />
daß die sowjetischen Soldaten in den<br />
Kasernen blieben und die Panzer nicht<br />
gerollt sind. Auch George Bush hat<br />
Dank verdient, daß er auf unsere Seite<br />
trat und uns half, das Werk zu bewältigen,<br />
was zu bewältigen war. Und natürlich,<br />
wenn Helmut Kohl als Kanzler<br />
die Chance nicht erkannt hätte und<br />
diesen ganz schmalen Spalt nicht<br />
genutzt hätte, dann säßen wir heute<br />
nicht hier, um 20 Jahre Deutsche<br />
Einheit zu feiern.« Am Ende seiner<br />
Rede richtete Dr. Vogel den Blick nach<br />
vorne: »Wir werden die schrecklichen<br />
Vbr. Rainer Wieland, Vizepräsident<br />
des Europaparlaments<br />
Geschehnisse in der Mitte des letzten<br />
Jahrhunderts nicht vergessen dürfen,<br />
auch nicht relativieren oder irgendetwas<br />
ausrechnen, sondern dazu müssen<br />
wir uns, so schwer es fällt, bekennen.<br />
Aber wir dürfen uns auch dazu<br />
bekennen, daß dieses Deutschland in<br />
den letzten fünfzig Jahren Großartiges<br />
geleistet hat. Und das heißt, daß wir<br />
heute, ohne etwas in der Geschichte<br />
auszuklammern, auch wieder stolz auf<br />
Deutschland sein können.« An die<br />
nachfolgende Generation appelierte<br />
Dr. Vogel: »Seid ins Gelingen verliebt,<br />
nicht ins Scheitern! Packt an, engagiert<br />
Euch! Und engagiert euch nicht<br />
nur für den eigenen Beutel, sondern<br />
für das Gemeinwohl!« So galt es für<br />
Korporationsstudenten schon immer.<br />
OB Norbert Kastner (links) im Gespräch mit Vbr. Joachim Schön,<br />
Vorsitzender des <strong>Convent</strong>s Deutscher Akademikerverbände (CDA)<br />
Die Ehrengäste Verbandsbruder<br />
Rainer Wieland, Ulmia, Vizepräsident<br />
des Europäischen Parlaments, Michael<br />
Föll, Erster Bürgermeister der Stadt<br />
Stuttgart, und Norbert Kastner, Oberbürgermeister<br />
unserer Kongreßstadt<br />
Coburg, nutzten die Gelegenheit, ihrer<br />
Freude über die deutsche Einheit vor<br />
20 Jahren Ausdruck zu verleihen. Wieland<br />
stellte die Wiedervereinigung in<br />
den europäischen Kontext: »Wir sind<br />
zum Glück vereint als Deutsche und<br />
als Europäer. Wir sind von Freunden<br />
umzingelt. Es geht und wird Deutschland<br />
nicht gut gehen, wenn es dem<br />
Kontinent schlecht geht.« Michael Föll<br />
als offizieller Vertreter der Stadt Stuttgart<br />
fühlte sich sichtlich wohl und<br />
übermittelte die besten Wünsche der<br />
Landeshauptstadt. Gerade in Bezug auf<br />
die Demonstrationen zum Bahnprojekt<br />
›Stuttgart 21‹, würdigte er den Mut<br />
der ostdeutschen Menschen im Jahre<br />
1989: »Die Gegner nehmen für sich<br />
den Begriff ›Montagsdemonstrationen‹<br />
in Anspruch. Und da kann man nur<br />
feststellen, daß diejenigen, die diesen<br />
Namen hier in Stuttgart für sich beanspruchen,<br />
nicht wissen, was die DDR<br />
gewesen ist und was die Menschen, die<br />
in der DDR auf die Straße gegangen<br />
sind, im Herbst 1989 aufs Spiel gesetzt<br />
haben. Die haben nämlich Existenz,<br />
Leib und Leben aufs Spiel gesetzt, in<br />
der Diktatur, im Unrechtsstaat.«<br />
Norbert Kastner, der es sich nicht<br />
hatte nehmen lassen, aus Coburg anzureisen,<br />
erzählte sehr persönlich von<br />
den Erfahrungen an der Grenze und<br />
der Stimmung der <strong>Coburger</strong> Bevölkerung,<br />
als die Einigung vollzogen wurde:<br />
»Kilometerlang stauten sich die Autos<br />
zwischen Eisfeld, Sonnenberg und<br />
Coburg. Stoßstange an Stoßstange. Auf<br />
dem <strong>Coburger</strong> Marktplatz wurden Bananen<br />
und Orangen aus dem LKW<br />
heraus verkauft. Trabis mit Satelliten<br />
auf dem Dach, Videorecordern und<br />
vielem anderen, auf das man sonst<br />
in der DDR verzichten mußte, machten<br />
sich wieder auf dem Heimweg. Sie<br />
begegneten dabei anderen mit hoffnungsfrohen,<br />
gespannten, überglücklichen<br />
Gesichtern im Wageninnern<br />
auf dem Weg in die Stadt, die für viele<br />
DDRBürger vierzig Jahre so nah und<br />
sichtbar durch die Veste Coburg und<br />
doch so unerreichbar weit weg war.«<br />
OB Kastner würdigte aber auch die<br />
Beharrlichkeit des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>es,<br />
immer an die deutsche Einheit<br />
geglaubt zu haben: »Ich gebe gerne zu,<br />
als junger <strong>Coburger</strong>, aufgewachsen mit<br />
der Grenze an der Grenze: Wir haben<br />
Coburg nur an der Grenze erlebt; für<br />
uns junge <strong>Coburger</strong> war die deutsche<br />
Einheit Utopie. Anders war es für die<br />
Generation, die ein vereintes Deutschland<br />
noch erlebt hat. Und, meine sehr<br />
geehrten Herren, die Geschichte hat<br />
Ihnen Recht gegeben und wir sind<br />
glücklich und dankbar dafür.«<br />
Zum letzten Silentium des Abends<br />
erhoben sich nicht nur der Kommersleiter,<br />
sondern auch die Chargenabordnungen.<br />
Als Bekenntnis<br />
zu unserem waffenstudentischen<br />
Brauchtum ertönte der Cantus Drei<br />
Klänge sind‘s. Die deutsche Einheit<br />
wurde daraufhin mit einem der<br />
ältesten studentischen Bräuche gewürdigt:<br />
Mit den Worten »Für einen<br />
feierlichen Salamander zu Ehren unseres<br />
vereinigten Vaterlandes, der<br />
Bundesrepublik Deutschland, dessen<br />
Kommando mir zur höchsten Ehre<br />
gereicht«, leitete Kommersleiter Dr.<br />
Müller den ehrenvollen Ritus ein.<br />
Der feierliche und würdige Kommers<br />
zu Ehren des 20. Jahres der<br />
Einheit Deutschlands endete mit der<br />
Nationalhymne, zu der sich die Corona<br />
erhob und die Chargierten ihre<br />
Schläger präsentierten.<br />
Frederick Weiß, Schottland<br />
Alle Reden im Internet:<br />
■ www.coburgerconvent.de<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
9<br />
Aus dem CC
Aus dem CC<br />
10 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
Von Bremen nach Stuttgart: Der AHCC-Vorort hat gewechselt<br />
Vom Roland aufs Rössle<br />
Hanseaten und Schwaben unter dem Schutz des Roland<br />
Es konnte ja nicht ausbleiben, daß<br />
unsere blühende VACC Stuttgart<br />
wieder einmal als Vorort des AHCC<br />
ausgeguckt werden würde, nachdem<br />
sie es in den 70er Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts schon einmal war. Seit<br />
längerem haben sich der Vorstand<br />
und die Getreuen darauf vorbereitet,<br />
und am 31. Juli dieses Jahres war<br />
es dann soweit: Sieben Stuttgarter<br />
Verbandsbrüder und vier Damen,<br />
angeführt von HansWolfgang Kanitz<br />
und Dr. Heinz Weiß, machten sich<br />
auf den Weg nach Bremen, um den<br />
Vorortswechsel zu vollziehen. Die Begleitung<br />
der Damen war für die Stuttgarter<br />
eine Selbstverständlichkeit, da<br />
sie auch sonst alle Veranstaltungen<br />
beleben. Was wäre denn auch unser<br />
Verbandsleben ohne Frauen!<br />
Kaum ICEbeschleunigt in Bremen<br />
angekommen, trafen wir uns<br />
mit den Bremer Verbandsbrüdern<br />
und schwestern in dem altdeutschen<br />
Restaurant ›Becks in’n Schnoor‹. Zugegen<br />
beim fröhlichen Mahle waren<br />
neben Vertretern der präsidierenden<br />
L. Verdensia Göttingen auch einige<br />
Verbandsbrüder der L. Baltia Rostock<br />
– für diesen Bund hat die VACC<br />
Bremen vorbildlich in hanseatischer<br />
Weise die Patenschaft übernommen.<br />
Vor allem bei Fisch stärkten sich dicht<br />
gedrängt die Herren für den feierlichen<br />
Kommers und die Damen für<br />
die Komödie. Es war erfreulich, wie<br />
rasch die Gespräche zwischen den<br />
Hanseaten und Schwaben in Gang<br />
kamen, so, wie es sich für Angehörige<br />
einer großen Familie wie dem CC<br />
gehört. Als sich meine Nachbarin in<br />
feinstem Bremerisch als gebürtige<br />
Thüringerin ›outete‹, erwachte in mir<br />
als altem Vachaer die Neugier und ich<br />
fragte, woher sie käme. Sie stammt<br />
aus Bad Salzungen, unserer schönen<br />
Kreisstadt. Sofort waren wir ›Werratäler‹<br />
ein Herz und eine Seele, erzählten<br />
einander, wie wir unter den Russen<br />
aufgewachsen sind, später ›rübergemacht‹<br />
und im Westen unser Glück<br />
gefunden hätten.<br />
Im Haus der Technischen Verbindung<br />
Concordia – Wahlspruch:<br />
›Einigkeit macht stark!‹ – trafen wir<br />
Verbandsbrüder uns dann zum festlichen<br />
Kommers aus Anlaß der Präsi<br />
AHCC-Vorsitzer Dr. Heinz Weiß und sein Stellvertreter Dr. Andreas<br />
Müller (vorn), im Präsidium (v. l.) die Herren Vbr. Jürgen Schawer,<br />
Joerg Helge Wagner und Bernhard Koltermann
diumsübergabe. Der Saal mit seinen<br />
Bleiglasfenstern und üppigen Couleurbildern<br />
stimmte die Corona richtig<br />
ein. Für den Vorsitzer des AHCC,<br />
Vbr. Jürgen Schawer, leitete Joerg<br />
Helge Wagner zünftig und launig<br />
den Kommers. Das reichlich fließende<br />
Freibier befeuerte die Gespräche<br />
zwischen Bremern und Stuttgartern,<br />
auch die Lieder Nicht der Pflicht nur<br />
zu genügen, Die Gedanken sind frei<br />
und das Frankenlied trugen bei zum<br />
löblichen Tun. In dieser fröhlichen<br />
Stimmung wollte auch Dr. Heinz<br />
Weiß von der VACC Stuttgart, der<br />
neue Vorsitzer des AHCC, nicht allzu<br />
programmatisch werden:<br />
»… Es war viel zu tun in den<br />
letzten vier Jahren. Ich will davon<br />
nur hervorheben, daß es Euch und<br />
besonders Dir, lieber Jürgen [Schawer],<br />
gelungen ist, die stagnierende<br />
CCAkademie zu neuem Leben zu<br />
erwecken. Nicht zuletzt ist es Euch<br />
geglückt, den Bremer Wolf Honigmann<br />
für die Geschäftsführung der<br />
CCAkademie zu gewinnen. Auch an<br />
Dich, lieber Wolf, herzlichen Dank!<br />
Nun haben wir uns ja auch einiges<br />
vorgenommen – aber keine Angst,<br />
ich werde jetzt keine Grundsatzrede<br />
halten. Nur so viel: Wir freuen uns<br />
auf unsere Aufgabe. Wir wissen, daß<br />
es viel Tagesgeschäft, Vereinsmeierei<br />
und manchmal auch Ärger sein<br />
wird, aber wir wollen unsere Ziele<br />
verfolgen und wir werden bei aller<br />
Ratio die Emotio nicht zu kurz kommen<br />
lassen …«.<br />
Vertreten und unterstützt in seiner<br />
Arbeit wird Dr. Heinz Weiß von<br />
Dr. Andreas Müller, Schottland, Borussia.<br />
Als die Mitternacht näher zog,<br />
übernahm die VACC Stuttgart den<br />
Vorort des AHCC. Ihr Vorsitzender<br />
HansWolfgang Kanitz sieht seine<br />
Aufgabe in der Förderung des gesellschaftlichen<br />
Lebens über den Verband<br />
hinaus. Auch gelte es, Freundschaften<br />
anzubahnen, zu vertiefen<br />
und zu erhalten. »Über allem muß<br />
der gesunde Erhalt unserer Bünde<br />
und damit unseres Verbandes immer<br />
oberstes Ziel von uns allen sein, an<br />
dem wir arbeiten müssen und das<br />
wir mutig und engagiert anzugehen<br />
haben.«<br />
Freudig überrascht wurden die<br />
schwäbischen Gäste, als ihnen Kommersleiter<br />
Wagner nicht nur alles<br />
Gute für ihre Arbeit wünschte, son<br />
dern auch noch eine kleine Statue<br />
des Roland von Bremen übergab.<br />
So genießt jetzt auch die Stuttgarter<br />
VACC den Schutz des Bremer<br />
Patrons.<br />
Längst war es nach Mitternacht,<br />
als die Kommersteilnehmer in bester<br />
Stimmung aufbrachen. Es war aber<br />
auch höchste Zeit, denn es gab kein<br />
Bier mehr: Alle Fässer waren leer.<br />
Am Sonntagmorgen zu nachtschlafener<br />
Zeit um Halbelf trafen<br />
sich Hanseaten und Schwaben unter<br />
dem großen Roland am Marktplatz<br />
zu einer Stadtbesichtigung. Bundesschwester<br />
Karin Gromus erzählte,<br />
daß Karl der Große den Recken Roland,<br />
der von den Sarazenen in den<br />
Verbandsschwester Karin Gromus führt durch Bremen<br />
Pyrenäen erschlagen und im ›Rolandslied‹<br />
besungen worden ist, zum<br />
Schutzheiligen von Bremen gemacht<br />
hätte. Andererseits hätten die Bürger<br />
lange Zeit gegen die erzbischöfliche<br />
Herrschaft um ihre Freiheit gerungen.<br />
Niemals würden sie diese wieder<br />
preisgeben. Da sei Roland vor!<br />
Wir Stuttgarter bewunderten<br />
die nach dem Krieg am Marktplatz<br />
historisch restaurierten Gebäude,<br />
vor allem das Rathaus, gibt es doch<br />
in ihrer Stadt an gleicher Stelle nur<br />
sparsamste Bauhausarchitektur. In<br />
der berühmten Böttcherstraße stießen<br />
wir auf eine Ausstellung der<br />
weltkannten Malerin Paula ModersohnBecker<br />
und auf Touristen<br />
aus aller Welt. Überall konnten wir<br />
den Reichtum dieser alten Hansestadt<br />
ahnen. Verbandsschwester<br />
Gromus erzählte dann auch nicht<br />
ohne Stolz, daß hier die Steigerung<br />
von ›reich‹ ›steinreich‹, ›kaffeereich‹<br />
laute.<br />
Nach einem erholsamen Mittagessen<br />
im Lokal ›Luv an der Schlachte‹<br />
am Weserufer lotsten uns unsere Bremer<br />
Gastgeber ins FockeMuseum.<br />
Am Eingang begegneten wir Roland<br />
erneut – diesmal seinem Originalkopf.<br />
Und wieder war es eine Bundesschwester,<br />
die uns führte, nämlich<br />
Karin Niehuis. Hier erfuhren wir<br />
Bremer Stadtgeschichte kompetent<br />
und kompakt von der Gründung bis<br />
heute, von Roland und Erzbischof<br />
Adalbert von Bremen bis Henning<br />
Scherf. Nachdenklich wurden wir<br />
aus der Autostadt Stuttgart aller<br />
dings, als wir vor der ›Isabella‹ aus<br />
dem Hause ›Borgward‹ standen, aus<br />
dem mit dem sog. Plastikbomber<br />
›Hansa Lloyd‹ auch das erste deutsche<br />
Nachkriegsauto stammte. Sic<br />
transit gloria mundi!<br />
Einige getreue Bremer geleiteten<br />
ihre Gäste abends noch zum Flughafen.<br />
Bestimmt hat auch Roland<br />
der Arbeit der Bremer VACC mit<br />
zum Erfolg verholfen. Wenn dem so<br />
ist, wird das Stuttgarter Rössle nicht<br />
zurückstehen. Es scharrt schon mit<br />
den Hufen!<br />
Dr. Hans- Jürgen Waldschmidt,<br />
VACC Stuttgart;<br />
Fotos: Dr. Günter Pfaff, VACC<br />
Bremen, und Joachim Rath, VACC<br />
Stuttgart<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
11<br />
Aus dem CC
Aus dem CC<br />
Zehn Jahre Greifensteintagung<br />
Aller Anfang ist schwer<br />
Der <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> hat im Anschluß<br />
an die Grenzöffnung und<br />
die Wiedervereinigung seine Eigentumsansprüche<br />
an dem 1926 / 1927<br />
vom VC erworbenen Sportgelände<br />
und der erbauten Tribüne in Bad<br />
Blankenburg angemeldet. Dies stieß<br />
bei der Stadtverwaltung unter dem<br />
Bürgermeister Michael Pabst, heute<br />
Verbandsbruder Palaeomarchiae, und<br />
dem Landessportbund Thüringen auf<br />
Ablehnung. Es entwickelte sich ein<br />
reger, meist juristischer Austausch bis<br />
das Präsidium des CC mit der Stadt<br />
Bad Blankenburg und dem Freistaat<br />
Thüringen Ende der 90er Jahre eine<br />
Lösung gefunden hatte, die den akademischen<br />
Landsmannschaften und<br />
Turnerschaften eine dauerhafte Heimat<br />
in der alten Sportstätte sicherte.<br />
Heute erinnert das Traditionszimmer<br />
und der CCGedenkstein an unseren<br />
Verband.<br />
Im Jahr 2000 nutzte der <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong> erstmals seine ›ostdeutsche<br />
Heimatstätte‹ zur Thematisierung<br />
und Bekräftigung der<br />
Deutschen Einheit, in dem viele<br />
Verbandsbrüder zu einem Deutschlandkommers<br />
auf der Burg Greifenstein<br />
zusammenfanden. Einen Tag<br />
später wurde der VCGedenkstein<br />
eingeweiht. Die Greifensteintagung<br />
– eine kombinierte Tagung<br />
aus Seminarprogramm und Festakt<br />
– wurde 2001 ins Leben gerufen.<br />
Zum Mißfallen der damaligen Verbandsführung<br />
wurde das Angebot<br />
nur spärlich angenommen – noch<br />
2003 mußten die Seminare der CC<br />
Akademie ausfallen, da die Nachfrage<br />
nicht ausreichte. Im selben<br />
Jahr beschloß das Präsidium, den<br />
mit der Deutschen Sängerschaft<br />
durchgeführten Deutschen Studententag<br />
im kommenden Jahr im<br />
Rahmen der Greifensteintagung<br />
durchzuführen – dies brachte die<br />
12 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
„Einmalig in der deutschen Korporationslandschaft«<br />
Jubiläumsfeier, Seminarveranstaltungen und einfach nur Spaß!<br />
gewünschte belebende Wirkung.<br />
Verbandsbruder Rüdiger Franz, Teutonia<br />
Bonn, schrieb schon vier Jahre<br />
später in den CC-Blättern 4 / 2005<br />
»Die GreifensteinTagung in Bad<br />
Blankenburg hat sich als fester Bestandteil<br />
des akademischen Jahreskalenders<br />
etabliert« – und damit lag<br />
er richtig. Seit 2004 steigt die Beteiligung<br />
und das Angebot an Seminaren<br />
sukzessive an, auch <strong>2010</strong> konnte<br />
wieder ein neuer Besucherrekord<br />
gemeldet werden. Dies hängt auch<br />
mit weiteren Umstrukturierungen<br />
zusammen: Beispielsweise wurde<br />
die Gesamtdeutsche Tagung 2005<br />
einvernehmlich aufgegeben und<br />
zeitgleich das Hochschulgespräch<br />
ab 2006 als Podiumsdiskussion eingeführt.<br />
Die uns seit 1956 freundschaftlich<br />
verbundene Deutsche<br />
Sängerschaft bereichert die Greifensteintagung<br />
zusätzlich durch die<br />
Anwesenheit ihrer Präsidierenden<br />
und weiterer Mitglieder.<br />
Einladung der Stadt<br />
Bad Blankenburg<br />
Auch <strong>2010</strong> wurde eine Abordnung<br />
des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s vom Bürgermeister<br />
der Stadt Bad Blankenburg,<br />
Frank Persike (Die Linke), in<br />
den Fröbelsaal des Rathauses eingeladen.<br />
Er bekräftigte im Namen seiner<br />
Bürgerinnen und Bürger die Freude<br />
über die Anwesenheit des <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong>s und wünschte der Tagung<br />
einen guten Verlauf. Der Vorsitzer des<br />
AHCC, Dr.Ing. Heinz Weiß, Borussia,<br />
der Vorsitzende der VACC Stuttgart,<br />
HansWolfgang Kanitz, Borussia, und<br />
der CCSprecher, Dr.Ing. Florian Gerdemann,<br />
Pomerania, bedankten sich<br />
im Namen des Verbandes und überreichten<br />
Gastgeschenke.<br />
Empfang im Rathaus:<br />
Bürgermeister Frank Persike und<br />
CC-Sprecher Dr. Florian Gerdemann<br />
Seminare der CC-Akademie<br />
An den Seminaren der CCAkademie<br />
›Rhetorik‹, ›Selbst und Zeitmanagement‹,<br />
›Lerntechniken – effektives<br />
Lernen‹, ›Kontakte knüpfen – Menschen<br />
für sich gewinnen‹ und ›Zielgruppengerechte<br />
Kommunikation‹<br />
nahmen etwa 150 Aktive teil. In den<br />
Seminaren herrschte eine sehr gute<br />
Stimmung und es wurde konzentriert<br />
gearbeitet. »Für das nächste Jahr habe<br />
ich alle Seminarräume gebucht; die<br />
Nachfrage steigt immer noch«, teilte<br />
der Geschäftsführende Vorsitzende<br />
der CCAkademie e. V., Wolf Honigmann,<br />
Cheruscia, AlemannoPalatia,<br />
erfreut mit.<br />
Seminare der Amtsleiter<br />
Auch die Seminare der CCAmtsleiter<br />
»Nachwuchsförderung«, »Akademisches<br />
Fechten« und »Sekundieren«<br />
erlebten mit über 100 Teilnehmern<br />
einen wahren Boom. Besonders gefragt<br />
waren – wie könnte es auch anders sein<br />
– die beiden Fechtseminare. Selbst am<br />
Sonntag, an dem häufig ein gewisser
Etwa 250 Aktive nahmen an den angebotenen Seminaren teil.<br />
Auf dem Lernprogramm stand auch das Akademische Fechten.<br />
Schwund aufgrund nächtlicher Feierlichkeiten<br />
zu beklagen war, wurden<br />
die Veranstaltungen von allen wahrgenommen.<br />
Diese Disziplin unserer<br />
Aktivitates gilt es lobend zu erwähnen.<br />
Hochschulgespräch<br />
Das vom CCSprecher Dr.Ing. Florian<br />
Gerdemann moderierte Hochschulgespräch<br />
zum Thema ›Die<br />
Hochschulreform und ihre Auswirkungen<br />
auf den Studienalltag und<br />
das Verbindungsleben‹ wurde zum<br />
intensiven Gedankenaustausch genutzt.<br />
Verbandsbruder Prof. Dr. Eric<br />
Schoop (TU Dresden), Teutonia Heidelberg,<br />
Germania, provozierte die<br />
Corona geradezu mit einigen Gedankengängen.<br />
So stellte er in den<br />
Raum, ob aufgrund der angespannten<br />
Zeitpläne junger Studenten nicht<br />
eventuell eine Gegenrechnung von<br />
Mensuren und Chargenämtern dienlich<br />
wäre, was zur Folge hätte, daß<br />
ein ›Vielfechter‹ eben keine Chargenämter<br />
übernehmen müsse bzw.<br />
ein ›Vielchargierer‹ nur eine Mensur<br />
fechten müsse. Corpsstudent Benjamin<br />
Mohr (Studierendenparlament<br />
RWTH Aachen), Corps Delta Aachen,<br />
berichtete aus eigener Erfahrung, wie<br />
studentische Gremien den Bologna<br />
Prozeß zukunftsgerecht beeinflussen<br />
können und rief zugleich die anwesenden<br />
Studenten auf, sich ebenfalls<br />
in ihren Hochschulorten zu enga<br />
gieren. Einen weiteren Aspekt brachte<br />
Verbandsbruder Peter Glatthaar,<br />
Württembergia, in die Diskussion. Er<br />
verdeutlichte anhand seines Bundes<br />
die wichtigen Anpassungen an das<br />
neue Studiensystem. Hierbei wurde<br />
der zu leistende Zeitaufwand und der<br />
Nutzen einer Korporation für einen<br />
Keilgast in den Fokus gestellt. Unter<br />
anderem wurde die Frage der potentiellen<br />
Keilkandidaten diskutiert, u. a.,<br />
ob die Korporationen in der Lage<br />
seien, einen MasterStudenten (ca.<br />
2 Jahre Studium) vollwertig zu integrieren.<br />
Die Diskussion gab viele<br />
Anregungen und sollte die einzelnen<br />
Bünde aufwecken: Der Bachelor (ca.<br />
6 Semester Studium) und der Master<br />
(ca. 4 Semester Studium) sind ein<br />
feststehendes Faktum der meisten<br />
Studiengänge und die Korporationen<br />
müssen sich anpassen – einen anderen<br />
Weg gibt es nicht!<br />
Gedenkfeier<br />
Um 17.30 Uhr fanden sich alle Teilnehmer<br />
im Innenhof der Burg Greifenstein<br />
ein, um am Ehrenmal des<br />
VC gemeinsam der verstorbenen<br />
Verbandsbrüder zu gedenken. Der<br />
Redner und stellv. CCSprecher Markus<br />
Riedel, Pomerania, stellte fest,<br />
daß unser Gedenken an alle »Opfer<br />
von Gewalt und Krieg, an Kinder,<br />
Frauen und Männer aller Völker«<br />
gerichtet sei. Die harte Lektion des<br />
letzten Weltkrieges und die damalige<br />
deutsche Politik habe uns allen<br />
gezeigt, was Diktatur, Rassenhaß und<br />
Intoleranz gegenüber Andersdenkenden<br />
für unendliches Leid hervorrufen<br />
könne. »Wir dürfen unsere Toten<br />
nicht vergessen. Sie mahnen uns Lebende,<br />
daß Sicherheit und Freiheit<br />
Das Hochschulgespräch der Greifensteintagung bestritten in diesem Jahr die Herren Vbr. Dipl.-Oec. Hans-Peter<br />
Glatthaar, Prof. Dr. Eric Schoop, Dr. Florian Gerdemann als Moderator und Benjamin Mohr (WSC)<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
13<br />
Aus dem CC
Aus dem CC<br />
nicht selbstverständlich sind, daß<br />
Sicherheit und Freiheit ein zerbrechliches<br />
Gut sind und daß es unseres<br />
Einsatzes bedarf, um sie zu verteidigen«,<br />
verdeutlichte er eindrucksvoll.<br />
Zum 10 jährigen Jubiläum<br />
eine Festveranstaltung<br />
Auch im Jubiläumsjahr fand am Samstagabend<br />
eine ›kommersähnliche Veranstaltung‹<br />
statt. Allein dieser Begriff<br />
verdeutlicht den Charakter der Greifensteintagung.<br />
Die Tagung soll eben<br />
nicht steril und von offiziellen Abläufen<br />
geprägt sein. Sie soll die Mitglieder<br />
des Verbandes in ungezwungener Atmosphäre<br />
zusammenbringen und ein<br />
positives Klima für gewinnbringende<br />
Seminare und ehrliche Diskussionen<br />
schaffen. Gerade dies schätzen die<br />
Aktivitates und quittieren es in jährlich<br />
steigenden Teilnehmerzahlen.<br />
Dazu tragen in hohem Maße auch der<br />
allseits beliebte Champions-Pub in der<br />
Landessportschule und die nahegelegene<br />
Diskothek bei.<br />
Der Vorsitzende des AHV Pomerania,<br />
Vbr. Ulrich Martin, und<br />
Vbr. Michael Pabst, Palaeomarchia,<br />
gingen in ihren Festreden intensiv<br />
auf das 10 jährige Jubiläum der<br />
Greifensteintagung ein. Die Besonderheit<br />
der Greifensteintagung<br />
betonte Herr Friedhelm Dömges,<br />
Kranzniederlegung am Gedenkstein des VC auf dem Gelände der Landessportschule.<br />
Alle Fotos: Norman Rönz, Presseamt des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
14 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
Vbr. Ulrich Martin, AH-Vorsitzender der Präsidierenden, hielt die<br />
Ansprache auf der abendlichen Festveranstaltung<br />
Corps Nassovia, Corps Tigurinia,<br />
der zugleich Referent eines Seminars<br />
war: »Die Greifensteintagung<br />
ist einmalig in der deutschen Korporationslandschaft.<br />
Hierauf können<br />
Sie stolz sein!«.<br />
Kranzniederlegung am<br />
VC-Gedenkstein<br />
Anläßlich des 10jährigen Jubiläums<br />
legte der <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> am Gedenkstein<br />
des VC ebenfalls einen<br />
Kranz nieder. Vbr. Jürgen Schawer,<br />
RhenoGermania, Chattia Gießen,<br />
hielt einen kurzen Rückblick über<br />
die Geschichte des VC in Bad Blankenburg.<br />
Den Abschluß der Feierlichkeiten<br />
gestaltete Vbr. Michael Pabst, Palaeomarchia,<br />
in Form eines Vortrages<br />
über die Entwicklung der Stadt<br />
Bad Blankenburg und der Beziehungen<br />
zwischen dem CC (bzw. dem<br />
VC) und der Stadt (siehe folgende<br />
Seiten).<br />
Die Reden sowie die Präsentation<br />
von Vbr. Pabst sind auf der Homepage<br />
des CC nachzulesen:<br />
■ www.coburgerconvent.de<br />
Norman Rönz,<br />
Fridericiana, Saxo-Suevia
Eine Erfolgsgeschichte<br />
Der CC und Bad Blankenburg<br />
Im Rahmen der 10. Greifensteintagung referierte Michael Pabst – von 1990 bis<br />
2006 Bürgermeister von Bad Blankenburg – über die Entwicklung der Beziehungen<br />
zwischen dem CC und seiner ›zweiten Kongreßstadt‹<br />
Sehr geehrte Herren Verbandsbrüder,<br />
die traditionelle Greifensteintagung<br />
in Bad Blankenburg und die<br />
Tatsache, daß es die 10. Greifensteintagung<br />
im 20. Jahr der deutschen<br />
Einheit ist, regte mich zu einem<br />
Rückblick auf 20 Jahre <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong> in Bad Blankenburg an.<br />
Anhand meiner Erinnerungen<br />
und Notizen aus 16 Jahren Amtszeit<br />
als Bürgermeister von Bad Blankenburg<br />
(1990–2006) und mit Hilfe der<br />
CC-Blätter will ich versuchen, die<br />
›Rückkehr‹ des CC in die alte Kongreßstadt<br />
der Turnerschaften nachzuvollziehen<br />
und die Chronologie<br />
der Ereignisse aus der Sicht des damaligen<br />
Bürgermeisters zu kommentieren.<br />
Zunächst ein Blick weit zurück in<br />
die Historie:<br />
Mai 1925: Die VAT Tagung zu<br />
Kösen und die VC Tagung zu Jena<br />
beschließen:<br />
■ ständiger Tagungs und Festort ist<br />
Bad Blankenburg,<br />
■ es wird ein Sportgelände geschaffen,<br />
■ Ehrenmal und Turm der Burg<br />
Greifenstein werden gebaut<br />
Januar 1926: Das Gelände für Sportplatz<br />
und Gebäude wird gekauft<br />
und im gleichen Jahr findet das 1.<br />
Turnfest in Bad Blankenburg statt<br />
(insgesamt das 18.)<br />
1928: Turm und Ehrenmal werden<br />
gebaut<br />
1930: Ein Darlehen von 20.000<br />
Reichsmark zum Bau der Stadthalle<br />
geht an die Stadt Bad Blankenburg<br />
1931: Stadthallenbau<br />
1932: Bau des Turnerschafterhauses<br />
mit Tribüne<br />
1934: Letztes Turnfest; das insgesamt<br />
26. in Bad Blankenburg<br />
1935: Auflösung des VC unter dem<br />
Druck der NSDiktatur.<br />
In den bis 1945 folgenden Jahren<br />
der NSDiktatur für ganz Deutschland<br />
und den dann bis 1989 folgenden<br />
Jahren der Diktatur des Proletariates<br />
auf dem Gebiet der ehemaligen<br />
DDR waren vergleichbare Aktivitäten<br />
nicht mehr möglich.<br />
Soweit die Fakten und der offizielle<br />
Zustand bis 1990. Aber wie sah es<br />
emotional und inoffiziell aus?<br />
Die Mehrheit der Bad Blankenburger<br />
Bürger kannte das Thema ›Turnerschaften,<br />
Studenten und alles was<br />
dazugehört‹ in Verbindung mit Bad<br />
Blankenburg überhaupt nicht.<br />
Nur die Bürger, die vor 1933 schon<br />
alt genug waren, um sich heute noch<br />
erinnern zu können, oder die es von<br />
ihren Vorfahren erzählt bekommen<br />
hatten, kannten die diesbezügliche<br />
Vergangenheit. In meinem Fall waren<br />
es die Großeltern und Eltern sowie<br />
unser Hausarzt Sanitätsrat Dr.<br />
med. Steuer, Ehrenbürger der Stadt<br />
Bad Blankenburg und alter Turnerschafter,<br />
der insbesondere in der<br />
Wendezeit oft darüber sprach.<br />
Ähnlich sah es vermutlich in anderen<br />
alteingesessenen Familien aus.<br />
Im Sommer 1990, nach meiner<br />
Wahl zum Bürgermeister, sagte eines<br />
Tages Jochen Töpfer, ein alter Blankenburger<br />
(Jahrgang 24) und als<br />
Gründer und Dirigent der Schwarzatalmusikanten<br />
bekannt, sinngemäß<br />
zu mir: »Junge, ich weiß ja, daß wir<br />
viele Probleme haben, aber es wäre<br />
schön, kämen die Studenten wieder.«<br />
Aus solchen Gesprächen, der gefühlten<br />
Verpflichtung zur Erhaltung<br />
alter Traditionen und der von unseren<br />
Vorfahren geschaffenen materiellen<br />
und ideellen Werte leiteten sich<br />
zu dieser Zeit die Vorstellungen der<br />
Mehrheit des Stadtrates und auch die<br />
meinigen zur Pflege und Erhaltung<br />
der ›Wurzeln‹ des CC in Bad Blankenburg<br />
ab, die da sind:<br />
■ die Landessportschule Thüringen,<br />
die aus dem Sportgelände des VC<br />
von 1926 erwuchs,<br />
■ der Turm und das Ehrenmal auf<br />
Burg Greifenstein sowie<br />
■ die Stadthalle.<br />
Natürlich waren diese Dinge auch<br />
in der Vergangenheit erhalten worden,<br />
aber ohne den Hintergrund<br />
ihrer Entstehung zu offenbaren und<br />
bei weitem nicht in dem nach 1990<br />
möglichen Umfang. Aber nicht nur<br />
die Erhaltung von materiellen Werten<br />
war unser Ziel, sondern wir wollten<br />
auch beweisen, daß etwas vor 1990<br />
Unerwünschtes bzw. Verbotenes, das<br />
sich in einer freien Gesellschaft als gut<br />
und richtig erwiesen hatte, auch bei<br />
uns wieder möglich ist.<br />
Im November 1990 kam dann der<br />
erste Brief eines Rechtsanwaltes im<br />
Rathaus an: »Ich vertrete die Interessen<br />
einer studentischen Verbindung, die<br />
bezüglich der Sportanlagen eigentumsrechtliche<br />
Ansprüche angemeldet hat.« –<br />
nach meinem heutigen Wissens und<br />
Erfahrungsstand ein durchaus normal<br />
freundlicher Rechtsanwaltsbrief.<br />
Aber damals?<br />
Zu dieser Zeit entstand, nicht nur<br />
bei mir, dem Dipl.Ingenieur, der<br />
noch nie mit Gericht und Anwälten<br />
zu tun hatte, der Eindruck und<br />
die Angst: Jetzt sind wir frei, und da<br />
kommt jemand und will uns etwas<br />
Wertvolles wegnehmen. Was tun?<br />
Ignorieren oder das Gesprächsangebot<br />
annehmen?<br />
Am 10. Januar 1991 fand das<br />
Gespräch zwischen Bürgermeister<br />
und besagtem Rechtsanwalt statt.<br />
Es wurden gegenseitig Positionen<br />
ausgetauscht. Dabei stellte sich heraus,<br />
daß zwar jeder das Eigentum<br />
beansprucht, aber beide das Gleiche<br />
wollen: Die Sportanlagen sollen erhalten<br />
bleiben und von allen benutzt<br />
werden können.<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
15<br />
Aus dem CC
Aus dem CC<br />
Wenige Wochen später gingen<br />
zwei weitere Briefe ein, diesmal von<br />
direkten Vertretern des CC, von<br />
AHCCVorsitzer Dr. Brintzinger und<br />
vom Kongreßbeauftragen Schollmeyer.<br />
Etwas Beruhigendes ging von<br />
diesen Briefen aus. Die Eigentumsfrage<br />
wurde nicht vordergründig dargestellt,<br />
sondern der klare Wunsch<br />
nach Wiederaufleben alter Traditionen,<br />
nach guten Beziehungen und<br />
Zusammenarbeit war erkennbar.<br />
Als Beispiele wurden genannt:<br />
■ Kranzniederlegung,<br />
■ Präsidiumssitzungen,<br />
■ Lehrgänge,<br />
■ gegenseitiges Kennenlernen,<br />
■ Renovierung des Ehrenmals.<br />
Zu einer ersten persönlichen Begegnung<br />
zwischen einem offiziellen<br />
Vertreter des CC, Herrn Schollmeyer<br />
und dem Bürgermeister kam es am<br />
13. April 1991.<br />
Neben den bereits genannten<br />
Themen waren auch Sportlehrgänge<br />
in Bad Blankenburg und die Zusammenarbeit<br />
zwischen Bad Blankenburg<br />
und Coburg, also quasi der<br />
alten und der neuen Kongreßstadt,<br />
Gesprächsgegenstand.<br />
Vor allem stand aber die Wiederherstellung<br />
der Inschrift am Ehrenmal<br />
im Turm der Burg: »Dem Andenken<br />
seiner fürs Vaterland gefallenen<br />
Helden weihte Turm und Denkmal<br />
der V.C. Verband der Turnerschaften<br />
auf deutschen Hochschulen 1928–<br />
1929«. Dies sollte bis zur Gedenkfeier<br />
fertig sein.<br />
Nach diesem Gespräch hatte ich<br />
ein gutes Gefühl.<br />
Bis kurz vor der Gedenkfeier. Da<br />
kam der nächste Anwaltsbrief mit vor<br />
Ehrenmal des VC im Turm der Burg Greifenstein<br />
16 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
dergründigen Eigentumsansprüchen<br />
und einer geschickten Darstellung<br />
des gegenseitigen Vorteils. Also ein<br />
ständiges Wechselbad der Gefühle.<br />
Am 17. Mai 1991 fand dann die<br />
erste offizielle Gedenkfeier des CC<br />
am Ehrenmal auf Burg Greifenstein<br />
statt.<br />
Danach trafen sich Vertreter von<br />
CC und Stadt Bad Blankenburg zum<br />
Gespräch über offene Fragen, und<br />
daraus abgeleitet entstand dann ein<br />
Brief an den Anwalt des CC mit der<br />
Position der Stadt zu den von ihm<br />
aufgeworfenen Problemen:<br />
Demzufolge sieht die Stadt Bad<br />
Blankenburg zu Fragen des Ehrenmals<br />
und der Stadthalle keinen Differenzstandpunkt.<br />
Zur Landessportschulproblematik<br />
muß der Freistaat Thüringen und<br />
der Landessportbund neben CC und<br />
Stadt in die Gespräche einbezogen<br />
werden, um eine tragfähige Lösung<br />
für alle Beteiligten zu finden.<br />
Im Rahmen der im Oktober 1991<br />
auf Burg Greifenstein stattfindenden<br />
Präsidiumssitzung des CC werden<br />
die Gespräche fortgesetzt.<br />
An der im Jahr 1992 durchgeführten<br />
725JahrFeier der Stadt Bad Blankenburg<br />
nehmen auch CCSportler<br />
teil.<br />
Im Jahr 1993 beschließt der CC<br />
zur Freude vieler Bad Blankenburger,<br />
daß jedes Jahr parallel zum Pfingsttreffen<br />
in Coburg in Bad Blankenburg<br />
eine Feierstunde am Ehrenmal<br />
abgehalten werden soll.<br />
Die anwaltlichen Verhandlungen<br />
zu den Eigentumsfragen liefen zwischen<br />
Freistaat, CC und Landessportbund<br />
Thüringen weiter.<br />
Im Oktober 1994 tagte das Präsidium<br />
des CC erneut in Bad Blankenburg<br />
– mit dem wichtigen Beschluß,<br />
zu prüfen, ob und wie Sportlehrgänge<br />
in Bad Blankenburg machbar<br />
sind.<br />
Der Beauftragte für Sportlehrgänge,<br />
Vbr. ›Bass‹ Kessler wurde damit<br />
beauftragt. Im Januar 1995 war er<br />
dazu zu einem ersten Gespräch beim<br />
Bürgermeister. Ich kann heute sagen:<br />
Ein Freund der Stadt Bad Blankenburg<br />
wurde geboren. ›Bass‹ Kessler<br />
hat sich in einer Weise für das Zusammenwachsen<br />
von CC und Bad<br />
Blankenburg engagiert, die mehr als<br />
beeindruckend war.<br />
Es folgten viele weitere Kontakte<br />
und Abstimmungen, insbesondere<br />
zwischen CC und Landessportschule,<br />
hier besonders mit Herrn Rainer<br />
Milkoreit, dem damaligen Leiter der<br />
Schule und seit wenigen Wochen<br />
frisch gewählten DFBVizepräsidenten.<br />
In einem Schreiben vom Januar<br />
1996 an den Bürgermeister lobt<br />
Herr Kessler »… das großherzige<br />
finanzielle Entgegenkommen der<br />
Landessportschule als große Hilfe,<br />
um die Sportlehrgänge zur ständigen<br />
jährlichen Veranstaltung werden zu<br />
lassen.«<br />
Im Ergebnis der vielen Gespräche,<br />
Verhandlungen und des gegenseitigen<br />
Entgegenkommens aller Beteiligten<br />
fand vom 15. bis 19. Mai 1996<br />
nach 65 Jahren wieder ein Sportlehrgang<br />
an fast historischer Stätte, eben<br />
der Landesportschule, statt.<br />
Zitat aus Pressemitteilung CC:<br />
»Mit dem Lehrgang in Bad Blankenburg,<br />
der mittel bis langfristig<br />
vereinbarungsgemäß fortan jährlich<br />
stattfinden soll, verbindet der <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong> zwei Ziele, ein sportliches<br />
und ein zwischenmenschliches.«<br />
■ Das sportliche Ziel:<br />
Junge, studierende Sportler des<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> einerseits in<br />
Volks und Spezialsportarten fortbilden,<br />
andererseits ihnen sportdidaktische<br />
und pädagogische<br />
Grundkenntnisse als Übungsleiter<br />
vermitteln.<br />
■ Das zwischenmenschliche Ziel:<br />
Die Menschen mit ihrer Stadt<br />
Bad Blankenburg und ihrer Region<br />
wieder verstärkt in das Bewußtsein<br />
der Mitglieder des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
zu rücken, um Geschichte und
So sieht das Gelände der Landessportschule heute aus<br />
Gegenwart für beide Seiten helfend<br />
zu verbinden und freundschaftlichverstehend<br />
zu nutzen.<br />
Dies zu erleben, war für die Aktivisten<br />
des Herbst 1989, die 1996 in<br />
Bad Blankenburg kommunalpolitische<br />
Verantwortung trugen, und für<br />
viele Bad Blankenburger Bürger eine<br />
große Freude.<br />
Aber das Jahr 1996 war noch nicht<br />
zu Ende.<br />
Ich zitiere aus einem Brief des Leiters<br />
des Amtes für Rechtsangelegenheiten<br />
des CC, Herrn Dr. Brintzinger<br />
vom 25.9.1996:.<br />
»Unter den gegebenen Umständen<br />
steht für uns nicht so sehr die<br />
Eigentumsfrage im Vordergrund,<br />
sondern die besondere historische<br />
Bedeutung dieser Sportstätte für die<br />
akademischen Turnerschaften. Wir<br />
sind bemüht, wie bereits in diesem<br />
Jahr geschehen, unsere sportlichen<br />
Aktivitäten nach Bad Blankenburg<br />
zu verlagern, auch um die alte Verbindung<br />
unseres Verbandes mit der<br />
Stadt wiederzubeleben und zu verstärken.<br />
Dies setzt natürlich voraus,<br />
daß für uns die entsprechenden Möglichkeiten<br />
auf Dauer zur Verfügung<br />
stehen und durch dahingehende<br />
Vereinbarungen gesichert sind. Uns<br />
liegt nicht daran, ein langwieriges<br />
Rechtsverfahren nur des Streitens<br />
wegen durchzuführen, wenn andere<br />
Lösungen möglich sind.«<br />
Dieser Inhalt, das war es, worauf<br />
wir gehofft hatten: Ein Ende der gerichtlichen<br />
und anwaltlichen Auseinandersetzungen<br />
war in Aussicht gestellt<br />
und sollte kommen. Anläßlich<br />
der im Oktober 1996 folgenden Präsidiumssitzung<br />
in Bad Blankenburg<br />
einigten sich die Beteiligten darauf,<br />
daß der CC Vereinbarungen zu Sportschule<br />
und Greifenstein vorbereitet.<br />
Im Mai 1997 fand der zweite<br />
Sportlehrgang in Bad Blankenburg<br />
statt.<br />
Im Sommer 1997 wurde die Vereinbarung<br />
zur Sportschule im CC im<br />
schriftlichen Abstimmungsverfahren<br />
beschlossen. Dies war ein großes<br />
Entgegenkommen der Verantwortlichen<br />
des CC, zu dieser Zeit die Verbandsbrüder<br />
Schön und Gerdts sowie<br />
der Schatzmeister Schollmeyer,<br />
unter Beachtung des Entscheidungsdruckes<br />
zwecks großer Investitionen<br />
in das Objekt.<br />
Vier Zitate aus dieser schriftlichen<br />
Abstimmung sollen den Status Quo<br />
verdeutlichen.<br />
»Antrag:<br />
1. Die Präsidierende und der Vorstand<br />
des AHCC werden hiermit<br />
ermächtigt, die Anträge vom<br />
1.10.1990 und 31.10.1990 auf<br />
Rückübertragung der Eigentumsrechte<br />
an den in Bad Blankenburg<br />
/ Thüringen gelegenen, ehemals<br />
dem Verband Alter Turnerschafter<br />
(VAT) gehörenden Liegenschaften<br />
zurückzunehmen.<br />
2. In den Jahren nach 1989/90 hat<br />
unser Verband basierend auf der<br />
alten Verbundenheit des VC zur<br />
Stadt Bad Blankenburg mit dieser<br />
eine Zusammenarbeit und eine Erneuerung<br />
der freundschaftlichen<br />
Beziehungen angestrebt. Sowohl<br />
die Stadt, vertreten durch Herrn<br />
Bürgermeister Pabst, als auch der<br />
Landessportbund Thüringen e.V.<br />
zeigten sich gegenüber diesen<br />
Bestrebungen unseres Verbandes<br />
nicht nur äußerst aufgeschlossen,<br />
sondern bekundeten ihrerseits<br />
ihr großes Interesse an einer<br />
möglichst häufigen und starken<br />
Repräsentanz unseres Verbandes<br />
in Bad Blankenburg. So erfährt<br />
unser Verband bis heute jegliche<br />
Unterstützung bei der Durchführung<br />
der jährlich nunmehr dort<br />
durchgeführten Sportlehrgänge,<br />
der jährlich dort stattfindenden<br />
Präsidiumssitzung unseres Verbandes,<br />
bei der Ehrung unserer<br />
gefallenen Verbandsbrüder zu<br />
Pfingsten etc.<br />
3. ein Vertrag zwischen unserem<br />
Verband und dem Landessportbund<br />
Thüringen unter Vermittlung<br />
der Stadt Bad Blankenburg<br />
wird vorbereitet, der kurz zusammengefaßt<br />
folgendes beinhaltet:<br />
a) Unser Verband erhält unbefristet<br />
das Recht, bis zu dreimal<br />
jährlich an jeweils bis zu fünf<br />
zusammenhängenden Tagen<br />
die Sporteinrichtungen der<br />
Sportschule Bad Blankenburg<br />
kostenfrei zu nutzen; Unterkunft<br />
und Verpflegung werden<br />
nach den Tarifen für die Mitglieder<br />
des Landessportbundes<br />
gewährt;<br />
b) die Nutzungsrechte bestehen<br />
auch zugunsten und zu Lasten<br />
der jeweiligen Rechtsnachfolger<br />
der Vertragspartner;<br />
c) unserem Verband wird die Anbringung<br />
einer Gedenktafel<br />
oder die Erstellung eines Gedenksteines<br />
auf dem Sportgelände<br />
gestattet, wobei Obhut<br />
und Pflege von der Landessportschule<br />
Bad Blankenburg<br />
übernommen werden;<br />
d) nach Abschluß dieser Vereinbarung<br />
nimmt unser Verband die<br />
geltend gemachten Rückerstattungsansprüche<br />
zurück.<br />
4. Die Sportanlagen sind dringend<br />
sanierungs und instandsetzungsbedürftig.<br />
Im Fall einer Rückübereignung<br />
wären diese Arbeiten von<br />
unserem Verband durchzuführen.<br />
Die Kosten hierfür belaufen<br />
sich auf eine Größenordnung, die<br />
unser Verband nicht aufbringen<br />
könnte.«<br />
Nach diesem Beschluß im CC und<br />
einigen redaktionellen Abstimmungen<br />
kam es am 26.11.1997, zufällig<br />
mein 42. Geburtstag, zur Unterschrift<br />
unter dieses m. E. wahrhaft<br />
historischen Dokumentes durch Vbr.<br />
Schön und Dinger für den CC und<br />
die Herren Gräbedünkel und Gösel<br />
für den LSB Thüringen. Allen Beteiligten<br />
fiel ein großer Stein vom<br />
Herzen, und die Zusammenarbeit<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
17<br />
Aus dem CC
Aus dem CC<br />
zwischen CC und Bad Blankenburg<br />
hatte eine neue Qualität erreicht.<br />
Jetzt mußte jedem klar sein: Der<br />
CC will uns nichts wegnehmen, sondern<br />
mit uns leben.<br />
Die heute sichtbaren Investitionen<br />
konnten beginnen.<br />
Im April 1998 fand der dritte<br />
Sportlehrgang statt.<br />
Im Dezember 1998 kauft die Stadt<br />
Bad Blankenburg die Burg Greifenstein<br />
vom Freistaat Thüringen und<br />
schlägt dem CC Anfang 1999 vor,<br />
eine ähnliche Regelung wie zur<br />
Sportschule zu treffen. Die Einbeziehung<br />
des Vereines der Greifensteinfreunde<br />
war dabei selbstverständlich.<br />
Im Mai 1999 legt ›Bass‹ Kessler,<br />
sehr zum Bedauern vieler seiner<br />
Gesprächspartner, aus gesundheitlichen<br />
Gründen sein Amt nieder.<br />
Im Oktober 1999 tagt unter Leitung<br />
von Vbr. KretzerMoßner das<br />
Präsidium des CC in Bad Blankenburg<br />
und faßt folgende wichtigen Beschlüsse<br />
zur weiteren Vertiefung der<br />
Bindung des CC an Bad Blankenburg.<br />
1) Am 14. Oktober 2000 wird der erste<br />
gesamtdeutsche Deutschlandkommers<br />
des CC zu ›10 Jahren<br />
deutsche Einheit‹ in Bad Blankenburg<br />
auf Burg Greifenstein stattfinden;<br />
2) am 15. Oktober 2000 wird in der<br />
Sportschule ein Gedenkstein mit<br />
der Aufschrift »Zum Gedenken an<br />
den V.C. Verband der Turnerschaften<br />
auf deutschen Hochschulen,<br />
der Pfingsten 1926 / 27 diese Sportanlage<br />
gegründet hat« enthüllt;<br />
3) am 7. Juni 2001 wird das CCTraditionszimmer<br />
im Turnerschafterhaus<br />
seiner Bestimmung übergeben.<br />
Im Oktober 2001 schloß sich<br />
dann die erste CCBildungsmesse<br />
und Greifensteintagung an.<br />
Damit war der Start für eine inzwischen<br />
etablierte jährliche Veranstaltung<br />
des CC in Bad Blankenburg<br />
erfolgt.<br />
Aus den jährlich stattgefundenen<br />
Feierstunden am Ehrenmal auf der<br />
Burg und den Sportlehrgängen hat<br />
sich eine, um viele Aspekte bereicherte,<br />
feste Größe im Leben der<br />
Stadt Bad Blankenburg und des CC<br />
entwickelt.<br />
Am 6. Juni 2002 wurde die generalsanierte<br />
Stadthalle unter Beteiligung<br />
von Chargierten, Amtsträgern<br />
18 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
und Aktiven des CC feierlich wiedereröffnet.<br />
Damit war die erste große Runde<br />
der ›Wurzelbehandlung‹ des CC in<br />
Bad Blankenburg abgeschlossen.<br />
Bei den folgenden Greifensteintagungen<br />
versuchten die Vertreter der<br />
Stadt Bad Blankenburg die Attraktivität<br />
im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />
zu steigern.<br />
So wurde zum Beispiel anläßlich<br />
der 2. Greifensteintagung 2002 auf<br />
besondere Initiative des Stadtrates<br />
Georg Jahn ein Fackelzug organisiert.<br />
Im Jahr 2003 begann die 3. Greifensteintagung<br />
am 3. Oktober, dem<br />
Tag der deutschen Einheit, und so<br />
war für mich als Bürgermeister der<br />
Anlaß gegeben, die Tagungsteilnehmer<br />
und Bad Blankenburger Bürger<br />
im Fröbelsaal des 1998 restaurierten<br />
Rathauses zu empfangen.<br />
Der wohl berühmteste Bürger der<br />
Stadt – Friedrich Fröbel, der Gründer<br />
des ersten deutschen Kindergartens,<br />
wurde in einem Vortrag vorgestellt<br />
und der CC ausdrücklich auf alle Zeit<br />
in Bad Blankenburg herzlich willkommengeheißen.<br />
Diese so begonnene<br />
Tradition wird bis heute fortgesetzt<br />
und der Empfang neben der<br />
Begrüßung der Gäste in der Stadt immer<br />
dazu genutzt, den Teilnehmern<br />
Wissen über die Stadt aus Historie<br />
und / oder Gegenwart zu vermitteln.<br />
In die 4. Greifensteintagung 2004<br />
war der 13. Deutsche Studententag<br />
integriert, an welchem der damalige<br />
Thüringer Kultusminister Prof. Dr.<br />
Jens Göbel teilnahm.<br />
Im Herbst 2005 fand die 5. Greifensteintagung<br />
statt, und ich erlaube<br />
mir einzuschätzen, daß damit ein<br />
Zeitpunkt der nachweislich stabilen<br />
freundschaftlichen Zusammenarbeit<br />
Das Traditionszimmer des VC im Turnerschafterhaus<br />
zwischen CC und Bad Blankenburg<br />
erreicht war. Es war und ist sozusagen<br />
Normalität in vollem Umfang<br />
eingetreten. Aus Sicht des Bürgermeisters<br />
der Stadt kann ich eindeutig<br />
feststellen, daß es zu keiner Zeit<br />
nennenswerte Vorfälle gab, die das<br />
Verhältnis Stadt Bad Blankenburg –<br />
CC belastet oder getrübt hätten.<br />
Die Veranstaltungen des CC waren<br />
und sind etabliert, sowohl im CC<br />
als auch in der Bürgerschaft von Bad<br />
Blankenburg. Steigende Teilnehmerzahlen<br />
sprachen und sprechen für<br />
die Akzeptanz unter den Mitgliedern<br />
des CC – sowohl was den Inhalt, der<br />
Sache des CC ist, anbelangt, als auch<br />
die örtlichen Rahmenbedingungen,<br />
die im weitesten Sinne Sache der<br />
Stadt sind.<br />
Jährlich finden die Greifensteintagungen<br />
statt, zur Zeit schon die<br />
zehnte, und dies bietet m. E. Anlaß<br />
zur Freude über die Tatsache als solche,<br />
aber auch darüber, daß es gelungen<br />
ist, an alte Traditionen, auch<br />
nach mehr als 50 Jahren Unterbrechung,<br />
wieder anzuknüpfen.<br />
Dafür möchte ich allen Beteiligten<br />
Dank sagen. Ohne jemanden<br />
übergehen zu wollen, gilt mein besonderer<br />
Dank den Herren:<br />
■ vom CC den Verbandsbrüdern<br />
KretzerMoßner, Schön, Schollmeyer,<br />
Brintzinger, Kießling,<br />
Kessler, Goldner, Frische, Kirsten<br />
und Dinger ,<br />
■ vom Landessportbund den Herren<br />
RA Spilker, Krauß, Milkoreit,<br />
und Gräbedünkel<br />
■ und aus Bad Blankenburg den<br />
Herren: Strelow, Krause und Jahn.<br />
Ich bedanke mich für die Ehre, zu<br />
Ihnen sprechen zu dürfen und wünsche<br />
uns allen Gottes Segen.<br />
Michael Pabst, Palaeomarchia
Verbum peto<br />
Die Kolumne des AHCC-Vorsitzers<br />
Wo Toleranz ihre<br />
Grenzen findet<br />
Sehr geehrte Herren Verbandsbrüder,<br />
die vergangenen Monate haben<br />
uns zwei wichtige Jahrestage beschert,<br />
die für unseren Verband besondere<br />
Bedeutung haben: 20 Jahre deutsche<br />
Einheit und 10 Jahre Greifensteintagung.<br />
Beides haben wir gefeiert.<br />
Am 25. September fand in Stuttgart<br />
der Deutschlandkommers statt –<br />
nochmal herzlichen Dank an den<br />
Vorort, die VACC Stuttgart, für die<br />
Ausrichtung. Der Festkommers war<br />
geprägt von einer bemerkenswerten<br />
Rede von Ministerpräsident a. D. Dr.<br />
Bernhard Vogel. Unser besonderer<br />
Dank gilt dem Oberbürgermeister von<br />
Coburg, der persönlich nach Stuttgart<br />
angereist war und die Grüße seiner<br />
Stadt überbrachte.<br />
Vom 12. bis 14. November fand<br />
sodann in Bad Blankenburg zum 10.<br />
Mal die Greifensteintagung des CC<br />
statt. Das Jubiläum begingen wir mit<br />
einer Festveranstaltung. Die Tagung<br />
hat sich neben dem Pfingstkongreß<br />
zu einer zweiten Identifikationsveranstaltung<br />
des Verbands entwickelt.<br />
Jedes Jahr können wir uns über mehr<br />
Teilnehmer freuen – dieses Jahr wurde<br />
die 400er Marke erreicht. Andere Verbände<br />
beneiden uns darum!<br />
Deutsche Einheit und Greifensteintagung<br />
hängen unmittelbar zusammen,<br />
und der Verband zeigt, daß<br />
uns nach dem Ende der deutschen<br />
Teilung, mit der wir uns nie abfinden<br />
19 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
Dr.-Ing. Heinz Weiß<br />
wollten, unser Thema nicht verlorengegangen<br />
ist.<br />
Und nun zur aktuellen Situation:<br />
Nicht nur wir, sondern das gesamte<br />
Korporationswesen ist zunehmenden<br />
und immer aggressiver werdenden<br />
Angriffen der linken Szene, unterstützt<br />
von einschlägigen Medien, ausgesetzt.<br />
Das zeigen die Vorgänge im<br />
Sommer in Hamburg (Bürgermeisterwahl),<br />
bei den CDAVeranstaltungen<br />
in Frankfurt und Darmstadt Anfang<br />
November, der tätliche Angriff auf<br />
einen Verbandsbruder in Greifswald,<br />
der in Couleur unterwegs war, und<br />
nicht zuletzt eine Resolution des<br />
›Studierendenparlaments‹ der TU<br />
Darmstadt, die in der Diktion von<br />
›Antifa‹Internetseiten von plumpen<br />
Unwahrheiten, Unterstellungen und<br />
Vorurteilen geprägt ist und die Auflösung<br />
der Verbindungen fordert. Ich<br />
nehme an, die Mitglieder des Studentenparlaments<br />
werden von sich behaupten,<br />
sie stünden auf dem Boden<br />
unseres Rechtsstaates. Ich frage mich,<br />
wie dann eine Mehrheit für ein Papier<br />
zustandekommt, das derart von totalitärem<br />
Gedankengut durchdrungen<br />
ist (das Studierendenparlament hat<br />
eine klare linke Mehrheit, im AStA<br />
sind nur linke Fraktionen vertreten).<br />
Vielleicht ist dies auch eine Folge der<br />
weitverbreiteten Abstinenz der Korporationen<br />
in der Hochschulpolitik.<br />
Vorstand und Präsidium arbeiten<br />
z. Zt. an einer schlüssigen Strategie für<br />
unsere Presse und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
um für zu erwartende zukünftige<br />
Angriffe gewappnet zu sein und<br />
unsere Wahrnehmung in Teilen der<br />
Öffentlichkeit, vor allem in den Medien,<br />
zu beeinflussen und zu verbessern.<br />
Die bisherigen Vorgänge sind da ein<br />
gutes Lehrstück.<br />
Was mir dabei immer am Herzen<br />
liegt, ist unser Umgang mit dem Begriff<br />
›Toleranz‹. Nach innen sind wir<br />
ja nicht so tolerant: Die Bünde verlangen<br />
von ihren Mitgliedern ein hohes<br />
Maß an Haltung und Einsatzbereitschaft.<br />
Regeln und Comment sind<br />
einzuhalten, sonst kann man nicht<br />
zu uns gehören. Auch unser Verband<br />
verlangt mit seiner Satzung und der<br />
Pflichtenordnung den Bünden und<br />
Verbandsbrüdern einiges ab.<br />
Und Toleranz nach außen:<br />
Wir sind weltanschaulich, religiös<br />
und politisch neutral – aber nicht<br />
unpolitisch, wie manche meinen.<br />
Politisches Denken, Interesse für Geschichte,<br />
für politische, hochschulpolitische<br />
und gesellschaftliche Themen<br />
gehören zum Persönlichkeitsbild des<br />
<strong>Coburger</strong> Waffenstudenten. Wir achten<br />
diejenigen, die unsere Haltung<br />
nicht teilen wollen und das auch öffentlich<br />
kundtun. Wir wehren uns<br />
aber gegen die, die uns mit totalitärer<br />
Gesinnung aggressiv bekämpfen, die<br />
nur ihre Meinung als die allein richtige<br />
gelten lassen und zu keinerlei Toleranz<br />
gegenüber Andersdenkenden<br />
bereit sind und damit den Nährboden<br />
für Gewalt bereiten.<br />
Das ist Extremismus – und da gibt<br />
es keinen Unterschied zwischen links<br />
uns rechts. Beides lehnen wir ab!<br />
Stark gegen Angriffe von außen<br />
sind wir nur, wenn wir nach innen<br />
stark sind, wenn sich unsere Bünde,<br />
trotz aller (angeblichen) Überlastung<br />
durch die BolognaReformen, zu unseren<br />
Traditionen und Idealen bekennen<br />
und diese leben. Viele Bünde<br />
zeigen, daß nur auf dieser Basis das<br />
Aktivenleben den aktuellen Bedingungen<br />
angepaßt und dennoch erfolgreich<br />
gestaltet werden kann. Nicht<br />
trotz, sondern wegen Bachelor und<br />
Master ist es wichtig, bei uns aktiv zu<br />
sein. Das Hochschulgespräch in Bad<br />
Blankenburg hat in beeindruckender<br />
Weise dieses Thema behandelt.<br />
Meine Herren Verbandsbrüder! Das<br />
Weihnachtsfest und der Jahreswechsel<br />
stehen bevor. Ich wünsche Ihnen<br />
allen auch im Namen von Vorstand<br />
und Präsidium ruhige und besinnliche<br />
Festtage und ein erfolgreiches<br />
neues Jahr – im Privaten, im Beruf, im<br />
Ehrenamt – und viel Freude an Ihren<br />
Bünden und unserem Verband. Der<br />
wird bemüht sein, weiter in einem<br />
fruchtbaren Dialog mit Ihnen zu bleiben,<br />
um die vielen Zukunftsthemen<br />
gemeinsam zu meistern.<br />
Dr.-Ing. Heinz Weiß, Borussia,<br />
Vorsitzer des AHCC<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
19<br />
Das Amtsblatt
Das Amtsblatt<br />
Heute ist die Heimat der L. Pomerania<br />
die RheinischWestfälische<br />
Technische Hochschule in Aachen.<br />
Die EuropaErfahrung prägt seit<br />
dem Zweiten Weltkrieg das Leben<br />
in der westlichsten Hochschulstadt<br />
der Bundesrepublik. Hier war die<br />
Pfalz Karl des Großen, hier wird der<br />
Karlspreis für Verdienste um Europa<br />
verliehen. Aachen zählt zusammen<br />
mit belgischen und niederländischen<br />
Provinzen grenzüberschreitend zum<br />
Gebiet ›Euregio‹.<br />
Halle an der Saale ist allerdings<br />
der Geburtsort unserer Pomerania.<br />
Rückschauend war es ein beschwerlicher<br />
Weg, von der Mitte Deutschlands<br />
bis nach Aachen am westlichen<br />
Rand der Republik.<br />
An der 1694 gegründeten Universität<br />
Halle ist in den Annalen<br />
bereits 1717 eine Landsmannschaft<br />
pommerscher Studenten nachweislich<br />
vermerkt. Diese Studenten<br />
– äußerlich erkenntlich an blauen<br />
Schleifen – waren in einen Tumult<br />
mit dem Militär, dem Thaddenschen<br />
Regiment, verwickelt. Ein<br />
königliches Reskript besiegelte daraufhin<br />
erst einmal die Auflösung<br />
der Landsmannschaft. Nach einer<br />
Lockerung der Überwachung traten<br />
1765 die Pommern – erkenntlich an<br />
den blauen Kokarden an den Hüten<br />
– bei einer Abendmusik wieder<br />
öffentlich auf. Auch 1775 wurden<br />
die Pommern wieder genannt, die<br />
sich zusammen mit anderen Landsmannschaften<br />
sehr im Kampf gegen<br />
die rivalisierenden Orden engagiert<br />
hatten.<br />
Nach dem Tod Friedrich des Großen<br />
1786 trat eine weitere Lockerung<br />
der politischen Überwachung ein.<br />
In dieser Situation schlossen sich<br />
am 9.11.1792, dem Gründungsdatum<br />
unseres Bundes, Studenten aus<br />
20 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
Pomerania Halle-Aachen ist unsere Präsidierende <strong>2010</strong>/2011<br />
Von der Universität Halle<br />
zur RWTH Aachen<br />
Die Präsidierende L. Pomerania Halle-Aachen stellt sich vor<br />
Pommern und Anhalt zum ›Pommerschen<br />
Kränzchen‹ zusammen,<br />
und zwar streng nach dem TerritorialPrinzip.<br />
Diesmal waren sie<br />
erkenntlich an ihren Landsmannschafteruniformen<br />
und an den Hüten<br />
in jener himmelblauen Farbe, die<br />
wir auch heute tragen. Auch wurde<br />
erstmals ein Zirkel Vivant Pomerani<br />
Borussis Conjuncti geführt.<br />
Mit Inkrafttreten neuer akademischer<br />
Gesetze wurde 1796 das<br />
Kränzchen verboten. Doch kurze<br />
Zeit später fand sich unser Bund<br />
wieder zusammen und veranstaltete<br />
in der Silvesternacht 1797 einen<br />
Fackelzug mit anschließendem<br />
Kommers. Nach mehrfacher Auflösung<br />
und jeweils anschließender<br />
Rekonstituierung gründete man<br />
sich unter den Namen ›Pommerscher<br />
Bund‹ und auf Basis eines<br />
›Pommerngesetz von 1803‹ neu.<br />
Leider ist die Urkunde mit diesem<br />
Gesetz 1944 dem Bombenkrieg zum<br />
Opfer gefallen.<br />
Die geschichtlichen Herausforderungen<br />
der Befreiungskriege<br />
mündeten 1813 in die nächste Auflösung<br />
des Bundes, und zwar durch<br />
einen fast geschlossenen Eintritt<br />
der Pommern in das Lützowsche<br />
Freikorps.<br />
Direkt nach den Befreiungskriegen,<br />
unter dem Einfluß der neu<br />
gewonnenen Freiheit und dem<br />
Gefühl der Zusammengehörigkeit<br />
aller deutschen Stämme, verlor das<br />
Landsmannschaftsprinzip seinen<br />
Sinn. So brachten sich auch die Pommern<br />
in die mit dem Wahlspruch<br />
›Freiheit, Ehre, Vaterland‹ konstituierte<br />
Urburschenschaft Teutonia<br />
Halle ein.<br />
Doch wenige Jahre später fanden<br />
sich die Pommern wieder zur<br />
Landsmannschaft zusammen,<br />
Unser Verbindungshaus in<br />
Aachen Ende der 60er Jahre …<br />
ohne jedoch zum strikten TerritorialPrinzip<br />
zurückzukehren. 1821<br />
wurde erstmalig eine Pommern<br />
Konstitution verabschiedet, die eine<br />
Unterteilung in Burschen und Füchse<br />
sowie ein Führungstrio aus drei<br />
Chargierten vorsah. Darin stand<br />
auch geschrieben, daß Mitglieder<br />
der Pomerania nicht untereinander<br />
fechten durften.<br />
Unter dem Druck der Karlsbader<br />
Beschlüsse kam es auch ab 1821<br />
wieder zu mehreren Auflösungen<br />
des Bundes, jeweils gefolgt von Rekonstituierungen.<br />
Im Jahr 1822 ist<br />
sogar ein erzwungener Auszug aus<br />
Halle dokumentiert. Aufgrund der
… und bei der Wiedereröffnungsfeier 1998<br />
Der Kneipsaal des Aachener Hauses<br />
damit verbundenen großen Schwierigkeiten<br />
für das Bundesleben, die<br />
überwunden werden mußten, wählte<br />
unser Bund erstmals unseren aus<br />
der Äneis entliehenen und noch<br />
heute gültigen Leitspruch Tu ne cede<br />
malis!<br />
Nach dem Frankfurter Wachensturm<br />
wurden die Burschenschaften<br />
verboten, damit verbunden 1835<br />
auch ein Verbot unseres Bundes.<br />
Acht Jahre später, wurde er, dem<br />
Zeitgeist folgend, als Corps wieder<br />
eröffnet.<br />
Ab 1840 lockerte sich der Zwang<br />
der Behörden. Dadurch wurde Raum<br />
geschaffen für neue studentische<br />
Verbindungsformen, auch als Ausgleich<br />
gegenüber den Corps. In dieser<br />
Zeit knüpfte auch unser Bund<br />
neu an die Idee der alten Landsmannschaft<br />
an.<br />
1868 fügten unsere studentischen<br />
Vorfahren zu den bisher traditionellen<br />
Pommernfarben Blau und Weiß<br />
das Schwarz hinzu, als Zeichen von<br />
Freundschaft bis in den Tod. Diese<br />
drei Farben haben wir bis heute<br />
gehalten.<br />
Nach Gründung des Landsmannschafter<strong>Convent</strong>s<br />
(LC) trat zwei<br />
Jahre später unser Bund diesem bei.<br />
Kurze Zeit später begann die enge<br />
Verbundenheit mit der L. Ghibellinia<br />
Tübingen, die in die Form eines<br />
Kartells – später Goldkartell – mündete.<br />
Doch noch immer trat im Bundesleben<br />
keine Konstanz ein, denn<br />
wieder begann eine Wechselperiode:<br />
Austritt aus dem LC und Eintritt<br />
in den SC als Corps, erneute<br />
Suspension, 1882 dann wieder<br />
Rekonstituierung als Landsmannschaft,<br />
18 Jahre später suspendiert,<br />
1903 mit Hilfe der L. Ghibellinia<br />
wieder eröffnet. Nun endlich war<br />
eine ruhigere Bahn erreicht, so daß<br />
im Jahr 1911 unsere Landsmannschaft<br />
ein eigenes Verbindungshaus<br />
in Halle erwarb.<br />
Die Gleichschaltungsstrategie im<br />
Dritten Reich führte faktisch zur<br />
Auflösung auch unseres Bundes, der<br />
zwar noch kurze Zeit als ›Kameradschaft<br />
Eike von Repgow‹ weiterexistierte,<br />
bis er in den NSStudentenbund<br />
zwangsüberführt wurde.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg war<br />
an eine Rekonstituierung in der Sowjetischen<br />
Besatzungszone bzw. in<br />
der späteren DDR nicht zu denken.<br />
Das Verbindungshaus wurde verstaatlicht.<br />
Kriege schwächten unseren Bund<br />
sehr. Im Krieg 1870 / 71 verlor unsere<br />
Landsmannschaft nachweislich vier,<br />
im Ersten Weltkrieg bereits 17 und<br />
im Zweiten 21 Bundesbrüder.<br />
Ein Glücksfall war, daß an der TH<br />
Aachen seit 1922 eine Freie Akade<br />
mische Verbindung Pomerania bestand.<br />
Ursprünglich war sie 1920 als<br />
›Freie Verbindung Pomerania‹ an der<br />
Akademie in Wismar / Pommern gegründet<br />
worden. Der sehr rührigen<br />
VAL Aachen, die intensiv den Aufbau<br />
einer Landsmannschaft an der Technischen<br />
Hochschule betrieb, gelang<br />
es, daß die Verbindungsstudenten<br />
von Wismar übersiedelten und 1920<br />
eine ›Freie akademische Verbindung<br />
Pomerania‹ in Aachen gründeten.<br />
Zwei Jahre später wandelte diese sich<br />
in eine Landsmannschaft um, die<br />
Aufnahme in die DL mit den Farben<br />
Schwarz–Weiß–Hellblau fand. Im<br />
Dritten Reich wurde sie ebenfalls<br />
in den NSStudentenbund zwangsüberführt.<br />
Aber bereits Anfang 1952 lebte sie<br />
mit einer Aktivitas an der Rheinisch<br />
Westfälischen Technischen Hochschule<br />
wieder auf.<br />
Zufällige Kontakte zwischen Alten<br />
Herren beider Bünde führten<br />
ein halbes Jahr später zu einem Verschmelzungsvertrag<br />
zwischen der<br />
L. Pomerania Halle und der L. Pomerania<br />
Aachen als L. Pomerania<br />
Halle /Aachen zu Aachen mit den<br />
Farben Himmelblau–Weiß–Schwarz.<br />
Die alte Aachener Landsmannschaft<br />
wurde gleichzeitig suspendiert.<br />
Der Aufbau des Bundes ohne eigenes<br />
Haus gestaltete sich schwierig<br />
und erforderte großes Engagement<br />
sowohl seitens der Aktiven<br />
wie auch der Alten Herren. Drei<br />
unserer Alten Herren engagierten<br />
sich in dieser Aufbauphase unseres<br />
Bundes in besonderer Weise. Da war<br />
der langjährige AHVVorsitzende<br />
jener Zeit, Dr. Gerhard Rothmaler,<br />
Hallenser Pommer und Chirurg in<br />
Flensburg, der auf verschlungenen<br />
und sehr abenteuerlichen mit persönlichem<br />
Risiko verbundenen Wegen<br />
große Teile unserer Archivalien<br />
aus Halle und damit aus der damaligen<br />
sowjetischen Besatzungszone<br />
herausgebrachte hatte. Als zweites<br />
möchte ich den langjährigen Kassenwart<br />
unseres Bundes Hubert<br />
Jungfer nennen, Aachener Pommer<br />
und später BundesbahnDirektor,<br />
der unter schwierigsten Bedingungen<br />
die Finanzen so in Ordnung<br />
brachte, daß wir sehr früh ein<br />
Trümmergrundstück kaufen und<br />
in Sichtweite des Audimax den Bau<br />
eines Verbindungshauses in Angriff<br />
nehmen konnten. Als dritter stand<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
21<br />
Das Amtsblatt
Das Amtsblatt<br />
unser Architekt Röper I bereit, der<br />
bereits Anfang der 50er Jahre die<br />
HausbauPläne ausgearbeitet hatte<br />
und 1960/61 die Bauarbeiten betreute.<br />
Das Jahr 1961 war überhaupt das<br />
Jahr der großen Ereignisse. Zum<br />
Pfingstkongreß fungierte unsere Pomerania<br />
erfolgreich als Präsidierende<br />
des CC mit unserem Bundesbruder<br />
Weis I als Sprecher – leider verstarb<br />
er kurz vor unserer zweiten Präsidialzeit.<br />
Kurze Zeit später wurde unser<br />
neu erbautes Pommernhaus eingeweiht.<br />
Endlich hatten wir wieder<br />
eine richtige Konstante.<br />
Nach der Wiedervereinigung versuchten<br />
auch wir, mit einer zweiten<br />
Aktivitas zurück zu den Hallenser<br />
Wurzeln zu finden. Neben der großen<br />
Entfernung zwischen Aachen<br />
und Halle scheiterten unsere Anstrengungen<br />
daran, daß keiner unserer<br />
Aachener Technikstudenten<br />
sein Studium an der Universität<br />
Halle fortsetzen konnte, um den<br />
notwendigen Kristallisationspunkt<br />
zu bilden.<br />
22 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
Pommern vor ihrem ehemaligen<br />
Haus in Halle 2007<br />
So konzentrierten wir uns wieder<br />
voll auf Aachen. 1992 konnten wir<br />
unser 200 jähriges Stiftungsfest im<br />
Krönungssaal des Aachener Rathauses<br />
feiern, in dem sonst nur Veranstaltungen<br />
nach Art der Karlspreis<br />
Verleihung stattfinden.<br />
Mit einem weiteren Kraftakt der<br />
Altherrenschaft wurde unsere Aa<br />
Teilnehmer unseres 200. Stiftungsfestes vor Schloß Vaalsbroek<br />
chener Bleibe 1998 komplett zu einem<br />
modernen Verbindungshaus<br />
umgebaut. Zimmer wie auch Medienausstattung<br />
entsprechen nun den<br />
neuesten Standards.<br />
Genau 50 Jahre nach unserem<br />
ersten Präsidialjahr sind wir erneut<br />
angetreten, das Präsidium im CC zu<br />
übernehmen, das in eine sehr kritische<br />
wirtschaftliche wie auch sicherheitspolitische<br />
Epoche fällt.<br />
Unser Bund mußte in seiner wechselvollen<br />
Geschichte von nunmehr<br />
218 Jahren gegen große politische<br />
und gesellschaftliche Widerstände<br />
immer wieder und mit aller Kraft angehen.<br />
Auf diesem Weg folgten wir<br />
wie unsere studentischen Vorfahren<br />
unserem Wahlspruch, den wir in erweiterter<br />
Form auch unserer zweiten<br />
Präsidialzeit vorangestellt haben:<br />
Tu ne cede malis, sed contra audentior<br />
ito – oder übersetzt:<br />
Weiche dem Übel nicht, sondern geh<br />
mutig dagegen an!<br />
Ulrich Martin, Pomerania,<br />
Vorsitzender des AHV
Die L. Pomerania Halle-Aachen stellt die<br />
Sprecher des CC vor:<br />
Dr.-Ing. Florian Gerdemann<br />
Sprecher des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
im Geschäftsjahr <strong>2010</strong>/2011<br />
Im Dezember 1978 erblickte ich als<br />
zweites von drei Kindern in Düren das<br />
Licht der Welt und wuchs in einem<br />
kleinen Ort bei Zülpich am Rande<br />
der Eifel auf. Hier erwarb ich im Jahre<br />
1998 am städtischen Frankengymnasium<br />
das Abitur und habe meine<br />
stud. ing. Ingo Bresgen<br />
Schulzeit zu einem Auslandsaufenthalt<br />
in Kilkenny in Irland nutzen<br />
können.<br />
Im Anschluß an meine Schulzeit<br />
leistete ich meinen Wehrdienst bei<br />
den Panzergrenadieren und begann<br />
in dieser Zeit bedingt durch meine<br />
naturwissenschaftlichen Interessen<br />
ein Studium der Metallurgie und<br />
Werkstofftechnik im Wintersemester<br />
1998 / 99 an der RWTH in Aachen.<br />
Aufgrund meiner großväterlichen<br />
Vorprägung suchte ich bereits in der<br />
Einführungswoche den Kontakt zu<br />
schlagenden Verbindungen, da ich<br />
im studentischen Fechten eine besondere<br />
Herausforderung sah und<br />
ein Aktivsein für mich zum Studium<br />
dazugehörte.<br />
Der erste Kontakt zur Landsmannschaft<br />
Pomerania endete mit einer<br />
Besichtigung des Pommernhauses<br />
auf dem Paukboden und einer kleinen<br />
Einführung in das Fechten. Dieser<br />
offene und selbstverständliche<br />
Umgang und das positive Auftreten<br />
1. stellvertretender Sprecher des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
im Geschäftsjahr <strong>2010</strong> / 2011<br />
Am 8. November 1986 wurde ich<br />
in Mechernich als erstes von zwei<br />
Kindern geboren. Während meiner<br />
Schullaufbahn entdeckte ich meine<br />
Vorliebe für Elektronik und wurde<br />
recht schnell Techniker eines ortsansässigen<br />
Kulturvereins. Nach dem<br />
Erwerb des Abiturs am Gymnasium<br />
in Mechernich war das Ziel, Ingenieur<br />
zu werden, klar und so nahm<br />
ich im Wintersemester 2006/07 das<br />
Studium der Elektrotechnik an der<br />
RWTH Aachen auf.<br />
Auf der Suche nach einem Zimmer<br />
in Aachen half mir mein Bundesbruder<br />
und derzeitiger CCSprecher<br />
Gerdemann und so lernte ich die<br />
Landsmannschaft Pomerania kennen.<br />
Das enge und bundesbrüderlich<br />
offene Zusammenleben der Pomerania<br />
überzeugte mich schnell, das<br />
Band dort aufzunehmen. Nach meiner<br />
ersten Partie als Fuchs auf die<br />
Farben Pomeraniae focht ich zwei<br />
weitere als Erstchargierter. Zusätzlich<br />
zum recht aufregenden Bundesleben,<br />
der damaligen Bundesbrüder bewegte<br />
mich zu einem schnellen Einzug<br />
in das Haus und einem raschen Aktivwerden.<br />
Im Laufe meiner Aktivenzeit habe<br />
ich alle Chargen führen können und<br />
über mehrere Semester die Aktivitas<br />
meiner lieben Landsmannschaft leiten<br />
dürfen. Ich habe fünf Mal auf<br />
die Farben meiner Landsmannschaft<br />
gefochten und konnte mein Studium<br />
im Wintersemester 2003 / 04 mit<br />
einer Diplomarbeit an der Colorado<br />
School of Mines in den USA beenden.<br />
Anschließend an mein Studium<br />
habe ich im Februar 2004 eine Doktorandenstelle<br />
im Institut für Eisenhüttenkunde<br />
angetreten und konnte<br />
meiner Pomerania im Sommersemester<br />
noch als Fuchsmajor dienen.<br />
Seit August 2009 arbeite ich für<br />
ein Tochterunternehmen eines großen<br />
deutschen Stahlkonzerns im<br />
Qualitätswesen.<br />
Meine Promotion konnte ich mit<br />
der mündlichen Prüfung im Mai<br />
diesen Jahres abschließen. Ich freue<br />
mich auf meine Aufgaben im Präsidialjahr<br />
und wünsche meiner Landsmannschaft<br />
Pomerania und dem <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong> ein erfolgreiches Jahr<br />
und eine gute Zukunft.<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
23<br />
Das Amtsblatt
Das Amtsblatt<br />
verbunden mit zahlreichen Chargen<br />
und Ämtern, die ich führte, engagierte<br />
ich mich in der Hochschulpolitik<br />
und weiterhin in der Technik.<br />
Um einen größeren fachlichen<br />
Horizont zu erlangen, arbeitete ich<br />
Dipl.-Ing. Markus Riedel<br />
24 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
bereits im ersten Semester am Fraunhofer<br />
Institut für Produktionstechnik<br />
und später parallel im Institut für<br />
Eisenhüttenkunde als studentische<br />
Hilfskraft. In meinem Studium erwarte<br />
ich weitere interessante fach<br />
2. stellvertretender Sprecher des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
im Geschäftsjahr <strong>2010</strong> / 2011<br />
Im April 1971 wurde ich als zweites<br />
von vier Kindern in Schwerte geboren.<br />
Bereits in Kindertagen bin ich<br />
mit meinem Vater regelmäßig zu seinen<br />
Altherrentreffen der Burschenschaft<br />
Baltia Gotia Ilmenau, Köln zu<br />
Ilmenau gegangen.<br />
Bei den Altherrentreffen wurden<br />
nicht nur die Tradition, sondern insbesondere<br />
– zur fortgeschrittenen<br />
Stunde – die waffenstudentischen<br />
Tugenden hochgehalten. Hierbei<br />
hatte ein Alter Herr immer meine<br />
uneingeschränkte Aufmerksamkeit,<br />
sobald es um seine damaligen Säbelpartien<br />
ging. Diese Erinnerung sollte<br />
sich auch bei meiner ersten Bekanntschaft<br />
mit der L. Pomerania als<br />
Schlüsselfaktor erweisen.<br />
Zunächst habe ich nach dem Realschulabschluß<br />
eine Lehre als Indu <br />
s trie mechaniker gemacht, die ich mit<br />
Auszeichnung abgeschlossen habe.<br />
Nach dem Fachabitur habe ich meinen<br />
Zivildienst absolviert, um im<br />
Anschluß das Maschinenbaustudium<br />
an der Fachhochschule Aachen<br />
aufzunehmen.<br />
Bei meiner Zimmersuche in Aachen<br />
entstand der erste Kontakt zur<br />
L. Pomerania. Die Besichtigung des<br />
Pommernhauses endete auf dem<br />
Paukboden und erinnerte mich an<br />
die Erzählungen bei den Altherrentreffen<br />
meines Vaters! Trotz anfänglicher<br />
Bedenken, mir das Fechten zu<br />
zeigen, gab es noch vor dem Einzug<br />
auf dem Haus die erste Paukstunde.<br />
Ich habe alle Chargen geführt und<br />
– nicht nur, um der Pflicht zu genügen<br />
– sechs Mal auf die Farben meiner<br />
lieben L. Pomerania gefochten.<br />
liche Herausforderungen. Ich freue<br />
mich nun auf die neuen Anforderungen,<br />
die durch das CCPräsidium an<br />
uns gestellt werden.<br />
Seit dem Ende meines Studiums<br />
bin ich in Bayern bei einem großen<br />
Automobilhersteller beschäftigt.<br />
Ich lebe im niederbayerischen<br />
Dingolfing, bin verheiratet und habe<br />
zwei Söhne. Auch bei ihnen hoffe ich<br />
das Interesse an unserer Tradition<br />
wecken zu können.
Gedanken zur Zukunft unseres Verbandes<br />
Quo vadis <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>?<br />
»Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag« (Faust I, erste Studierzimmerszene)<br />
Wie sollen wir uns die<br />
Zukunft des CC vorstellen?<br />
Wer über die Zukunft des CC nachdenkt,<br />
muß von dessen Selbstverständnis<br />
in der Gegenwart ausgehen.<br />
Nach den Eingangsbestimmungen<br />
der Satzung wird der einzelne<br />
aktive Bund an einer Hochschule<br />
dargestellt und vertreten. Nicht der<br />
Verband besteht demnach an den<br />
Hochschulen, sondern jede Landsmannschaft<br />
oder Turnerschaft besteht<br />
für sich an ihrer jeweiligen<br />
Hochschule. Die Bünde bilden über<br />
ihr Mitgliedschaftsverhältnis den<br />
Verband. Weil der Verband gar nicht<br />
an den Hochschulen besteht, kann<br />
er dort nicht durch seine Verbandsorgane,<br />
sondern nur indirekt durch<br />
seine Bünde handeln.<br />
Der Verband braucht nach seinem<br />
Selbstverständnis aber nicht darauf<br />
zu verzichten, sich mit den aktuellen<br />
und existentiellen Problemen<br />
seiner Bünde an den Hochschulen<br />
zu befassen. Er wird kaum als CC<br />
eine bundesweite Stimme von hochschul<br />
oder bildungspolitischem Gewicht<br />
erlangen, etwa gegenüber der<br />
Kultusministerkonferenz der Länder.<br />
Es ist sogar verständlich, daß<br />
seit Jahren die CCPräsidien eine<br />
Kultur des Nichteinmischens, ja des<br />
Schweigens zu den vielfältigen Problemen<br />
der Hochschulen betreiben<br />
und daß es, abgesehen von persönlichen<br />
Wortmeldungen, keine Entschließungen<br />
des Verbandes mehr<br />
dazu gibt. Läßt aber die Führung<br />
des CC die Mitgliedsbünde alleine<br />
an ihren Hochschulen, beansprucht<br />
sie nur die äußere Organisationsstruktur<br />
für einen Zusammenhalt?<br />
Einmal im Jahr zu Pfingsten ein<br />
überregionales Fest des Verbandes<br />
für alle Bünde und dann zurück an<br />
die örtliche Hochschule? Es kommt<br />
darauf an, was der CC in der Zukunft<br />
daraus machen wird.<br />
Muß der CC sich eine<br />
veränderte Zielsetzung<br />
geben oder neue Aufgaben<br />
stellen?<br />
Man könnte fragen, ob der CC sich<br />
Ziele setzen soll, die in der Zukunft<br />
liegen. Ein Ziel ist etwas, das erreicht<br />
werden soll, wobei vorher nicht<br />
feststeht, ob es tatsächlich erreicht<br />
werden wird. Ein Ziel des CC war<br />
in der Vergangenheit das Erreichen<br />
der deutschen Einheit. Wie im einschlägigen<br />
Band 37 der Schriftenreihe<br />
der Studentengeschichtlichen<br />
Vereinigung des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
dokumentiert ist, hat zwar nicht der<br />
CC das staatliche Ziel der deutschen<br />
Einheit herbeigeführt, er hat aber<br />
über viele Jahre hinweg einen bedeutenden<br />
Beitrag dazu geleistet, daß unser<br />
Staat sein und unser gemeinsames<br />
großes Ziel erreichen konnte.<br />
Ein ähnliches zukünftiges Ziel<br />
steht gegenwärtig für den CC nicht<br />
an. Der Verband könnte sich aber<br />
Aufgaben stellen, die auf Dauer angelegt<br />
und in die Zukunft gerichtet<br />
sind. Zu differenzieren ist zwischen<br />
Aufgaben, die der Verband sich stellt<br />
und den Aufgaben bzw. den Pflichten<br />
seiner Bünde, bei deren Erfüllung<br />
der Verband sie unterstützt.<br />
Beides muß sorgfältig auseinander<br />
gehalten werden.<br />
Zu den wichtigsten Aufgaben der<br />
Bünde gehören Bildungsaufgaben.<br />
Beispielsweise überstiege es die Möglichkeiten<br />
des Verbandes, wenn er<br />
Bildungsveranstaltungen anstelle<br />
seiner Bünde durchführte. Hilfreich<br />
ist es aber, wenn der Verband solche<br />
Verbandsbrüder zusammenführt<br />
und fortbildet, die ihrerseits am<br />
Hochschulort als ›Multiplikatoren‹<br />
Bildungsveranstaltungen für die<br />
Bünde gestalten. Allgemein gilt es,<br />
die Ämter des Verbandes und deren<br />
Aufgaben auf die Unterstützung der<br />
Bünde auszurichten, den Bünden<br />
nicht die Wahrnehmung der eigenen<br />
Aufgaben abzunehmen, sie auf<br />
der örtlichen Hochschulebene zu<br />
belassen und als Verband auf der<br />
zentralen Ebene nicht Aufgaben zu<br />
übernehmen, die den Bünden obliegen.<br />
So ist die Nachwuchswerbung<br />
ureigenste Aufgabe der Bünde, zu der<br />
der Verband allenfalls indirekt beitragen<br />
kann. Auch ist Sorgfalt bei der<br />
Gestaltung der GreifensteinTagung<br />
geboten, denn das ist eine Veranstaltung<br />
des Verbandes, der nicht den<br />
Bünden die Wahrnehmung eigener<br />
Aufgaben abzunehmen hat.<br />
Struktur – Inhalte – Aufgaben<br />
Im CC wurde eine jahrelange Diskussion<br />
über die einzunehmende<br />
Struktur des Verbandes und die dafür<br />
einzurichtenden Ämter geführt.<br />
Verständige Diskussionsteilnehmer<br />
haben frühzeitig darauf hingewiesen,<br />
daß zuerst inhaltlich geklärt werden<br />
muß, was man strukturieren will. Das<br />
half alles nichts, so daß zwar eine<br />
Struktur des Verbandes, nicht aber<br />
die Inhalte diskutiert wurden, denen<br />
die Struktur hätte dienen sollen.<br />
Unglücklich war bereits die Gegenüberstellung<br />
der Begriffe von<br />
Struktur und Inhalten. Man hätte<br />
begrifflich besser von Aufgaben<br />
des Verbandes gesprochen, von der<br />
Strukturierung und der Abgrenzung<br />
der Aufgaben. Unter einer Aufgabe<br />
versteht man etwas Aufgegebenes,<br />
ein Sollen. In der Sache war es nicht<br />
falsch, Strukturen zu diskutieren,<br />
doch die Reihenfolge war methodisch<br />
verfehlt. Die Aufgaben des<br />
Verbandes hätten zuerst geklärt<br />
gehört, dann wäre die Strukturierung<br />
der Aufgaben des Verbandes<br />
im Verhältnis zu den Aufgaben der<br />
Bünde gekommen. Darüber ist viel<br />
Zeit verloren worden, und die Diskussion<br />
muß leider neu angefangen<br />
werden.<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
25<br />
Forum
Forum<br />
Zu den Aufgaben, die allen Korporationen<br />
mutatis mutandis, aber<br />
inhaltlich gemeinsam gestellt sind,<br />
gehören die Begleitung des studierenden<br />
Korporationsangehörigen im<br />
eigenen Studiengang, die Unterstützung<br />
der Persönlichkeitsbildung, das<br />
Hinwirken auf einen akademischen,<br />
nicht nur handwerklichen Einstieg<br />
ins Berufsleben, die Förderung einer<br />
lebenslangen Zusammengehörigkeit<br />
als Akademiker. In einem strukturellen<br />
Kern beruhen die Aufgaben<br />
der Bünde im Sinne von Stück 6<br />
der CCSatzung (dort sind sie als<br />
›Pflichten‹ bezeichnet) nicht auf der<br />
Verbandszugehörigkeit derjenigen<br />
Korporation, der ein Student angehört.<br />
Es hätte in der Strukturdebatte<br />
auffallen müssen, daß alle Korporationen,<br />
auch die verbandsfreien,<br />
eine ähnliche Kernstruktur ihrer<br />
Aufgaben haben. In der Hochschule<br />
sitzen deren Mitglieder gemeinsam<br />
im Hörsaal, sie erstreben gemeinsam<br />
den Studienabschluß und sie haben<br />
sich in ihrer Korporation auf Dauer<br />
gebunden.<br />
Die Verschiedenheit der akademischen<br />
Korporationen erscheint<br />
nicht durch deren Struktur, sondern<br />
durch Inhalte bedingt. Eine ähnliche<br />
Struktur haben sie alle, doch unterscheiden<br />
sie sich durch ihre geistigkulturelle<br />
Vielfalt – im universitären<br />
Sinne. Wenn alle Korporationen in<br />
der Öffentlichkeit, gerade in der<br />
Hochschulöffentlichkeit, als ›Burschenschaften‹<br />
in einen Topf geworfen<br />
werden, ist strukturell gesehen,<br />
etwas Wahres dran. Man braucht<br />
nur den verfehlten Sammelbegriff<br />
›Burschenschaften‹ durch ›akademische<br />
Korporationen‹ zu ersetzen und<br />
sich gemeinsam zur Hochschule zu<br />
bekennen. Die Verschiedenheiten<br />
der Korporationen erscheinen dann<br />
nicht als Merkmale der gegenseitigen<br />
Abgrenzung, sondern werden<br />
als eine gewollte Vielfalt des akademischen<br />
Gemeinschaftslebens<br />
empfunden und gemeinsam nach<br />
außen vertreten. Korporationsstudenten<br />
ihrer Hochschule zeichnen<br />
sich gemeinsam als solche aus.<br />
Für den CC gilt es, den Grundgedanken,<br />
der vor seiner Gründung<br />
nicht hatte verwirklicht werden können,<br />
in veränderter und zeitgemäßer<br />
Form neu aufzugreifen. Alle Verbände<br />
sind zentral strukturiert und unterhalten<br />
einen Verbandsvorstand<br />
26 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
weit ab von ihren Korporationen an<br />
den Hochschulen. Ebenso wichtig<br />
ist aber das Zusammenwirken an<br />
der und für die gemeinsame Hochschule.<br />
Es geht um eine gemeinsame,<br />
korporative Interessenvertretung gegenüber<br />
der Hochschulleitung und<br />
um die Bildung eines starken Faktors<br />
innerhalb der akademischen Öffentlichkeit<br />
am Ort, was eine einzelne<br />
Korporation für sich alleine nicht leisten<br />
kann. Deshalb muß sich das Ansinnen<br />
an das Präsidium des CC und<br />
seine Nachfolger dahin richten, daß<br />
man sich eine neue Aufgabenstellung<br />
an der Hochschule als beispielgebend<br />
für das gesamte deutsche Korporationsstudententum,<br />
einen Neustart zutrauen<br />
möge. Alle Korporationen am<br />
Ort werden zum Zusammenwirken,<br />
zum gemeinschaftlichen Mitmachen<br />
an ihrer Hochschule aufgefordert.<br />
Es soll nicht mehr länger darauf ankommen,<br />
ob und welchem Verband<br />
die einzelne Korporation angehört,<br />
sondern daß alle Korporationen ein<br />
strukturiertes Gemeinschaftsleben<br />
an der Hochschule repräsentieren,<br />
anders als die unstrukturierte Mehrheit.<br />
Zur Rolle des CC im<br />
Korporationsstudententum<br />
Die einstigen Gründer des CC, Direktor<br />
F. E. Nord und Dr. Gerhard<br />
Bergmann, hatten vor, einen gemeinsamen<br />
Dachverband aus allen<br />
Korporationsverbänden zu bilden,<br />
der gegenüber den staatlichen Kultus<br />
und Hochschulbehörden als ein<br />
hochschul und wissenschaftsbezogener<br />
Interessentenverband auftreten<br />
sollte. Dem kam die Gründung<br />
der katholischen Akademikerschaft<br />
Deutschlands (KAD) zuvor, in der alle<br />
katholischen Korporationsverbände<br />
kollektiv Mitglieder wurden. Sie<br />
traten dem <strong>Convent</strong> Deutscher Akademikerverbände<br />
(CDA) bei dessen<br />
Gründung nicht bei. Der ›Konstruktionsfehler‹<br />
bestand darin, daß ihnen<br />
zwar die organisatorische Bindung<br />
an die Laienorganisation der katholischen<br />
Kirche unbenommen blieb.<br />
Aber es wäre um die Bindung aller<br />
Verbände, auch der katholischen, an<br />
die akademische Bildung gegangen,<br />
an die Hochschulen. Die Gründung<br />
eines gemeinsamen Dachverbandes<br />
war nicht geglückt. Der wenig später<br />
gegründete CC wurde ein Korporationsverband<br />
unter vielen und blieb<br />
das. Die Verbände können seither<br />
nach ihrem Gutdünken in den CDA/<br />
CDK ein oder wieder austreten. Den<br />
katholischen Verbänden wäre solches<br />
gegenüber der KAD verwehrt, denn<br />
das Katholizitätsprinzip steht ihnen<br />
nicht zur Disposition.<br />
Aus der eigenen Hochschule<br />
kann eine Korporation aber ebenfalls<br />
nicht austreten. Zu erörtern gilt,<br />
ob alle die einzelnen Korporationen<br />
am jeweiligen Hochschulort eine<br />
hochschulbezogene Struktur anstreben<br />
müssen und ob der CC, entsprechend<br />
seiner Tradition, durch<br />
sein Präsidium die Initialzündung<br />
auslösen sollte. Was die CCSatzung<br />
über Ortsverbände des CC aussagt<br />
(OCC, vgl. Stücke 15, 16), hält nicht<br />
die passende Struktur für die Notwendigkeiten<br />
an der Hochschule<br />
bereit. Die Satzung läuft insoweit<br />
leer, weil es nicht darauf ankommt,<br />
was örtliche CCBünde unter sich<br />
beschließen. Wichtig kann aber werden,<br />
was alle Korporationen am Ort<br />
gemeinsam gegenüber ihrer Hochschule<br />
vertreten.<br />
Was sollte der CC tun?<br />
Die Hochschule ist eine öffentlichrechtliche<br />
Körperschaft und die<br />
verfaßte Studentenschaft ist eine<br />
öffentlichrechtliche Körperschaft innerhalb<br />
der Körperschaft Hochschule.<br />
Wenn eine Hochschulleitung studentische<br />
Angelegenheiten zu behandeln<br />
hat, wendet sie sich an die verfaßte<br />
Studentenschaft. Die ist meist stark<br />
politisiert und gegen Korporationen<br />
eingestellt. Die Hochschulleitungen<br />
haben im Umgang mit den Studentenschaften<br />
ihre liebe Not, weil es<br />
ihnen um den akademischen Studiengang<br />
geht und nicht darum, von<br />
Studenten große Politik in die Hochschule<br />
hinein tragen zu lassen.<br />
Die Korporationen an den Hochschulen<br />
kommen ihnen aber auch<br />
nicht entgegen, weil sie nicht gemeinschaftlich<br />
handeln. Es kann<br />
ihnen nicht darum gehen, an den<br />
Hochschulen gegenüber Studentenparlamenten<br />
und AStA eine<br />
›außerparlamentarische Opposition‹<br />
zu bilden. Ähnlich wie die Geschäftsordnungen<br />
der Regierungen<br />
und Parlamente vorsehen, daß freie<br />
Verbände und Vereinigungen zu
eteiligen sind, könnte einmal im<br />
Semester eine Vertretung aller Korporationen<br />
an der Hochschule zu<br />
einem Gespräch mit der Hochschulleitung<br />
zusammenkommen und ungeachtet<br />
der politischen Strömungen<br />
im Studentenparlament akademische<br />
Probleme behandeln. Es kann<br />
nicht angehen, daß jede Korporation<br />
meint, für sich mit der Hochschulleitung<br />
verhandeln zu können. Wichtig<br />
ist vielmehr, sich untereinander<br />
abzustimmen, was man gemeinsam<br />
vorbringen will. Bei der Hochschulleitung<br />
bestünde nicht das Problem,<br />
mit jeder der zahlreichen Korporationen<br />
an der Hochschule einzeln oder<br />
gar nicht verhandeln zu müssen, was<br />
äußerst lästig sein kann.<br />
Hochschulreform<br />
Bologna und kein Ende<br />
Irgendein kluger Mensch sagte einmal,<br />
man solle kein Haus abreißen,<br />
ehe man nicht ein neues gebaut hat.<br />
Beim BolognaProzeß lief es anders, zumindest<br />
in Deutschland. Die Diplom<br />
Studiengänge wurden abgeschafft,<br />
dem bewährten und international<br />
angesehenen und erfolgreichen deutschen<br />
Bildungssystem wurde ein angelsächsisches<br />
System übergestülpt,<br />
ohne jegliche Erfahrung, ohne die<br />
geringste Erprobung, ohne Übergang<br />
und ohne die für das Funktionieren<br />
erforderlichen Rahmenbedingungen<br />
mit Tutorien, kleineren Lerngruppen<br />
und unmittelbarem Kontakt zum<br />
Hochschullehrer. Hier wurde erst das<br />
Haus abgerissen und dann geplant,<br />
wie das neue aussieht. Geplant? Wohl<br />
nicht einmal das! Man ist jetzt – jetzt!<br />
– in einer Phase des Nachdenkens<br />
angekommen. In diesem besonders<br />
herausragenden Fall begann man mit<br />
dem Handeln, der Mißerfolg zwingt<br />
jetzt zum Nachdenken, dann wird –<br />
vielleicht! – das Planen folgen, wenn<br />
man nicht selbst jetzt auf ein sorgfältigeres<br />
Vorgehen verzichtet. Die<br />
richtige Reihenfolge ist umgekehrt<br />
– man lernt das in jedem Führungsseminar:<br />
Erst denken, dann planen,<br />
dann handeln.<br />
Örtliche Korporationenverbände an<br />
jeder Hochschule könnten eine Reihe<br />
von Aufgaben gemeinsam für alle Korporationen<br />
am Ort übernehmen, von<br />
denen hier beispielhaft genannt seien:<br />
■ Einmal im Semester ein Gespräch<br />
mit der Hochschulleitung über<br />
gemeinsame Probleme,<br />
■ Herausgabe einer Nachrichtensammlung<br />
über die Hochschule,<br />
die von den internen Zeitschriften<br />
der Korporationen ohne großen<br />
Aufwand nachgedruckt werden<br />
kann,<br />
■ Beteiligung an der Vergabe der<br />
Wissenschaftspreise für Nachwuchswissenschaftler,<br />
■ Organisation gemeinsamer Veranstaltungen<br />
in der Hochschule,<br />
Kann man derartige Kenntnisse<br />
von Hochschulpolitikern heute nicht<br />
mehr erwarten?<br />
Dieser sehr allgemein gehaltenen<br />
Kritik sollen konkrete Angaben folgen.<br />
(Nicht alle Fehler beruhen auf<br />
dem BolognaProzeß. Die Kritik an<br />
der Hochschulpolitik aber bleibt.)<br />
Ansatzpunkte zur Kritik gibt es viele.<br />
1. Forschung und Lehre<br />
Die Habilitation als PflichtVoraussetzung<br />
für den Zugang zu einer Professur<br />
ist abgeschafft. (Dennoch wird<br />
in vielen Fächern die Habilitation<br />
gefordert, um einen Ruf zu erhalten.)<br />
Der Nachweis wissenschaftlicher Befähigung<br />
durch die Habilitation ist<br />
jedoch nicht mehr erforderlich. Dies<br />
hat Folgen, nicht zuletzt im akademischen<br />
Mittelbau. Dort sind nämlich<br />
die Assistentenstellen abgeschafft.<br />
Außerdem entstehen Probleme für<br />
den wissenschaftlichen Nachwuchs<br />
aus der merkwürdigen Regel, daß ein<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter eine<br />
befristete Stelle nur sechs Jahre vor<br />
und sechs Jahre nach der Promotion<br />
inne haben darf – was dazu führt,<br />
daß sich befähigte Wissenschaftler,<br />
die keine PlanStelle haben, von Pro<br />
■ aktive Mitwirkung in der Vereinigung<br />
der Freunde und Förderer<br />
der Hochschule.<br />
Es geht dem Verfasser darum, daß<br />
unser Verband durchaus etwas tun<br />
kann, wenn er wirklich will, daß<br />
vom CC eine neue Initiative an den<br />
Hochschulen ausgeht. Auch wäre es<br />
wichtig, nicht nur Studenten, sondern<br />
auch Absolventen (Alumni) ihrer<br />
einstigen Hochschule zu beteiligen,<br />
weil Studierende oft noch nicht<br />
hinreichend mit den anstehenden<br />
Problemen vertraut sind. Die Zeit ist<br />
reif, zu handeln.<br />
Hans Dieter Mueller,<br />
Alsatia, Hasso-Borussia Marburg,<br />
Vorsitzender der VACC Frankfurt<br />
am Main<br />
jektarbeit ernähren müssen, d. h. sich<br />
mehr um die Beschaffung neuer Projekte<br />
kümmern als um die Forschung.<br />
Heike Schmoll, die bekannte Fachjournalistin<br />
der FAZ, kennzeichnet<br />
das so: »Antragswissenschaft statt<br />
Forschung bestimmt den Alltag.«<br />
(FAZ v. 4.3.<strong>2010</strong>)<br />
Darüber hinaus muß der Mittelbau<br />
eine bestimmte Anzahl von<br />
Wochenstunden für die Lehre aufbringen.<br />
Für Forschung ist da kaum<br />
noch Zeit. Wie es heißt, finden sich<br />
dennoch die Forschungsergebnisse<br />
heute eher in Doktorarbeiten als<br />
in Habilitationen. Dafür dürfen die<br />
Nachwuchswissenschaftler ihre<br />
Dienstreisen (Besuch von Kongressen<br />
und Vorträgen) selbst finanzieren.<br />
Die Lehre liegt jetzt überwiegend<br />
in den Händen der ›Lehrbeauftragten‹,<br />
die u. U. für nur eine Veranstaltung<br />
im Semester engagiert werden.<br />
Das sind überwiegend habilitierte<br />
Wissenschaftler, die die venia legendi<br />
besitzen. Laut FAZ erhalten sie dafür<br />
eine Vergütung von 21,40 Euro je<br />
Stunde. Dies nehmen sie notgedrungen<br />
in Kauf, weil sie mindestens eine<br />
Veranstaltung im Semester anbieten<br />
müssen, um ihren Titel behalten zu<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
27<br />
Forum
Forum<br />
können. Ohne sie aber bräche der<br />
Lehrbetrieb zusammen. Für die Studenten<br />
ist diese Situation von erheblichem<br />
Nachteil, weil Lehrbeauftragte<br />
nicht präsent sind.<br />
2. Verschulung des Studiums<br />
Das Studium ist (dank Bologna) stark<br />
›verschult‹ worden. Eine Prüfung<br />
folgt der anderen. Weg von ›akademischer<br />
Freiheit des Lernens und<br />
Lehrens hin zu Durchregulierung<br />
und dauerhafter Planerfüllung‹. Von<br />
›Verschulung‹ zu sprechen, sei eine<br />
Diskreditierung der Schule (Zitate<br />
von Prof. Paris, Magdeburg). Von<br />
der akademischen Freiheit (Fehler<br />
zu machen, um daraus zu lernen) ist<br />
keine Rede mehr. Das Humboldtsche<br />
Bildungsideal ist verschüttet.<br />
Dies ist einer der Punkte, bei dem<br />
die Studentenproteste im Herbst<br />
2009 mit Recht angesetzt haben.<br />
Die Hochschulpolitiker haben versprochen,<br />
darüber nachdenken zu<br />
wollen und Verbesserungen herbeizuführen.<br />
Bis heute liest man (noch)<br />
nichts über Maßnahmen.<br />
3. Braucht Deutschland die<br />
Bachelors? Wer und wo?<br />
Die deutsche Bildungspolitik hatte<br />
Komplexe – die von interessierten<br />
Stellen in der Öffentlichkeit geschürt<br />
wurden. Deutschland bietet<br />
nämlich bisher weniger Hochschulabsolventen<br />
auf als andere Staaten<br />
in Europa. Von den USA ganz zu<br />
schweigen. Nach den Ursachen<br />
dafür hat man aber gar nicht erst<br />
gefragt – geschweige denn, daß<br />
man sie untersucht hätte – sondern<br />
sogleich begonnen, die Universitäten<br />
so auszubauen und die Anforderungen<br />
so zu senken, daß die<br />
›Ausschüttung‹ von Absolventen<br />
in den konventionellen Studienfächern<br />
gesteigert werden konnte.<br />
Dabei beruhten die höheren Zahlen<br />
ausländischer Universitäten<br />
und Hochschulen vielfach darauf,<br />
daß dort Ausbildungswege angeboten<br />
werden, die in Deutschland<br />
durch anderweitige, bewährte und<br />
mindestens ebenso intensive, aber<br />
jedenfalls sehr erfolgreiche Ausbildungswege<br />
abgedeckt werden. Dies<br />
gilt z. B. im Hinblick auf die Ausbil<br />
28 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
dung von Erziehern und Erzieherinnen<br />
und von Krankenschwestern<br />
oder im Hinblick auf den gesamten<br />
handwerklichen Bereich bis hin zur<br />
deutschen Meisterausbildung. All<br />
diese Ausbildungswege könnte man<br />
mühelos irgendwie in eine dann<br />
nur noch so genannte ›Hochschulausbildung‹<br />
überführen – und die<br />
Statistiken stimmen wieder.<br />
Wenn alles so bliebe wie jetzt,<br />
wir also in allen Disziplinen Bachelors<br />
haben müssen und zwar mehr<br />
als wir bisher Studenten mit Zwischenexamen<br />
hatten, muß man<br />
fragen, wer sie aufnimmt und was<br />
sie dort tun sollen. Diese Frage ist<br />
völlig offen. Ob darüber überhaupt<br />
nachgedacht wurde, scheint zumindest<br />
zweifelhaft. Das Vertrauen in<br />
die Kraft der deutschen Wirtschaft,<br />
künstlich geschaffene Probleme zu<br />
bewältigen, scheint unerschöpflich.<br />
Da ist den Bildungspolitikern wohl<br />
das Realitätsbewußtsein abhanden<br />
gekommen. Welche Stellen in der<br />
Wirtschaft anderer Staaten – z. B.<br />
der USA – werden von diesen Bachelors<br />
eingenommen? Bekannt ist<br />
aus den USA, daß sie dort z. B. als<br />
Lageristen oder dergleichen herangezogen<br />
werden. Wollen wir das so<br />
haben?<br />
Von maßgeblicher Stelle der deutschen<br />
Wirtschaft wird bereits darauf<br />
hingewiesen, daß man Studenten<br />
ohne die (der BachelorPrüfung<br />
folgende) MasterAusbildung nicht<br />
braucht. Na prima!<br />
Forderungen der sachkundigen Bürger<br />
zur ›Reform der Reform‹ findet<br />
man mittlerweile fast täglich in den<br />
Medien. Die Vorschläge überstürzen<br />
sich in den letzten Wochen und<br />
Monaten. Viel Hektik! Ob aber die<br />
Damen und Herren Bildungspolitiker<br />
diesmal mit größerer Sorgfalt ans<br />
Werk gehen, darf mit Fug und Recht<br />
bezweifelt werden.<br />
Im Februar erstattete eine von<br />
der Bundesregierung eingerichtete<br />
›Expertenkommission Forschung<br />
und Innovation‹ (EFI) ihr drittes<br />
Gutachten. Die EFI widmete sich<br />
darin der Gesamtstruktur des deutschen<br />
Innovationssystems, der Forschungs<br />
und Innovationspolitik<br />
in den neuen Bundesländern, der<br />
Leistungsfähigkeit bei der Elektromobilität<br />
sowie der Einführung<br />
eines Gemeinschaftspatents und<br />
einer einheitlichen europäischen<br />
Patentgerichtsbarkeit. Zur Bologna<br />
Reform stellen die Experten fest,<br />
weder sei das Studium attraktiver<br />
geworden, noch sei die Zahl der<br />
Studienabbrecher gesunken. Die<br />
Hochschulen müßten mehr Freiräume<br />
für die Gestaltung erhalten. Die<br />
für Innovationen wichtigen Mint<br />
Fächer (Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaften und Technik)<br />
hätten von der BolognaReform fast<br />
gar nicht profitiert. Die Abbrecherquote<br />
steige seit 2000 in jedem Jahr<br />
kontinuierlich an. Für die Verbesserung<br />
wird vorgeschlagen, die<br />
Lehrqualität zu erhöhen, für eine<br />
großzügige Anerkennung von Studien<br />
und Prüfungsleistungen zu<br />
sorgen und frühzeitige Leistungskontrollen<br />
mit einer differenzierten<br />
Leistungsrückmeldung zu ermöglichen.<br />
Die Personalausstattung der<br />
Hochschulen müsse so verändert<br />
werden, daß Lehre, Betreuung und<br />
Forschung auf einem international<br />
wettbewerbsfähigen Niveau gehalten<br />
werden.<br />
Der Stifterverband fordert eine<br />
dreijährige Ausbildung für Juristen<br />
zum Bachelor of Laws (LL.B.). Daraus<br />
soll sich eine »für den Arbeitsmarkt<br />
relevante Qualifikation« ergeben.<br />
Ein daran anschließender Masterstudiengang<br />
soll dann die Qualifikation<br />
für die Berufe des Richters,<br />
des Staatsanwalts, des Rechtsanwalts<br />
und des Notars erbringen<br />
und Eingangsprüfung für das Referendariat<br />
sein. Der Berichterstatter<br />
– selbst Jurist – befindet sich in<br />
voller Übereinstimmung mit dem<br />
Deutschen JuristenFakultätentag,<br />
der sich nachdrücklich gegen eine<br />
Übertragung der BolognaReform<br />
auf die Juristenausbildung gewandt<br />
hat. Der deutschen Rechtskultur<br />
drohe schwerer Schaden, heißt es.<br />
»Die für den deutschen Kulturkreis<br />
einzigartige Verbindung von Theorie<br />
und Praxis droht verlorenzugehen.«<br />
Darüber hinaus bezweifelt der<br />
Berichterstatter die Brauchbarkeit<br />
eines mit juristischer Halbbildung<br />
ausgestatteten LL.B.s für irgendeine<br />
betriebliche Praxis. Wo ist dafür der<br />
Bedarf? Oder sollen vielleicht die<br />
vielen hochqualifizierten Industrie,<br />
Bank und Versicherungskaufleute,<br />
die sich bisher mit juristischen<br />
Randfragen zu beschäftigen hatten<br />
(und das auch sehr erfolgreich getan
haben), durch den LL.B. ersetzt werden?<br />
Cui bono?<br />
Der Verband der neun führenden<br />
Technischen Universitäten in<br />
Deutschland (TU9) – unter dem<br />
Vorsitz des Rektors der RWTH Aachen,<br />
Ernst Schmachtenberg – hat<br />
im April gefordert, den DiplomIngenieur<br />
als akademischen Grad wieder<br />
einzuführen. Er verweist dabei auf<br />
das »in diesem Punkt vorbildliche«<br />
österreichische Universitätsgesetz,<br />
das eine Wahlmöglichkeit vorsehe.<br />
Die Landesregierung Nordrhein<br />
Westfalens lehnt die Rückkehr zum<br />
DiplomIngenieur ab, könnte aber<br />
einen Hinweis auf dem Masterzeugnis<br />
akzeptieren, daß der Abschluß<br />
einem DiplomIngenieur entspricht.<br />
»Wasch mich, aber mach mich nicht<br />
naß!«<br />
Was die Mediziner betrifft, ist<br />
an eine ›Bachelorisierung‹ der Ausbildung<br />
bisher nicht ernsthaft gedacht<br />
worden. Offensichtlich haben<br />
selbst Bildungspolitiker ›kalte Füße‹,<br />
wenn sie die Möglichkeit ins Auge<br />
fassen, daß sich ein PseudoMediziner<br />
mit umfassender Halbbildung<br />
mit ihren Krankheiten beschäftigen<br />
könnte. So wurde berichtet (FAZ v.<br />
19.3.<strong>2010</strong>), daß Frau Margret Wintermantel,<br />
die Präsidentin der deutschen<br />
Hochschulrektorenkonferenz<br />
(HRK), erklärt habe, die HRK habe<br />
nicht die Absicht, den Medizinern<br />
die ›BolognaArchitektur‹ überzustülpen.<br />
»Wer bin ich denn, das zu<br />
verlangen?« Zuletzt teilte die Staatssekretärin<br />
im Bundesgesundheitsministerium,<br />
Frau Annette Widmann<br />
Mauz, offiziell mit, es werde eine<br />
›Bachelorisierung‹ der Mediziner<br />
Ausbildung auf keinen Fall geben.<br />
Wunderbar! Aber man fragt sich,<br />
warum man hier ganz offensichtlich<br />
zu notwendigen qualitativen Überlegungen<br />
gekommen ist – und in<br />
den anderen Fächern nicht. Kommt<br />
man in den anderen Fächern also<br />
auch mit geringerer Qualifikation<br />
aus?<br />
Das scheint so zu sein, wenn man<br />
– ebenfalls im April – den Zeitungen<br />
entnehmen kann, daß die Kultusministerkonferenz<br />
(KMK) sich auf<br />
Eckpunkte geeinigt hat, nach denen<br />
die Zulassung zum Hochschulstudium<br />
wesentlich erleichtert werden<br />
soll (Gesagt wird, daß das Zulassungsverfahren<br />
transparenter und<br />
einheitlicher werden soll – als ob es<br />
bisher nicht transparent und nicht<br />
einheitlich gewesen wäre). Künftig<br />
zählt die bestandene Meisterprüfung<br />
in allen Bundesländern als<br />
allgemeine Hochschulzugangsberechtigung.<br />
Daneben werden auch<br />
andere mit Erfolg absolvierte Fortbildungsmaßnahmen<br />
zum Hochschulstudium<br />
berechtigen. Vorgesehen<br />
ist sogar, daß eine dreijährige<br />
Berufspraxis – wenn auch verbunden<br />
mit einer Eignungsprüfung<br />
(Wer prüft? Nach welchen Kriterien?)<br />
– genügen soll, wenn auch ›nur‹<br />
zum Besuch der Fachhochschule.<br />
Das Bundesland BadenWürttemberg<br />
hat mit der Umsetzung bereits<br />
begonnen.<br />
Hier wird deutlich, daß sich das<br />
Bild der deutschen Hochschule in<br />
einem Prozeß der Umwälzung befindet.<br />
Dies ist eine Abkehr von unserem<br />
Bild der Hochschule als einem<br />
Ort von Forschung und Lehre hin<br />
zu einem Institut reiner beruflicher<br />
Aus und Fortbildung. Ob uns das<br />
voran bringt? Und: Wohin führt<br />
das?<br />
Wie sieht die Zukunft aus? Fest<br />
steht m. E., daß der BolognaProzeß<br />
mit Bachelor und MasterStudiengängen<br />
nicht mehr rückgängig gemacht<br />
wird. Fest steht m. E. auch,<br />
daß der Zugang zur Hochschulausbildung<br />
nicht mehr nur Abiturienten,<br />
sondern auch anderen<br />
verschiedenartig und nur beruflich<br />
Qualifizierten offen stehen wird.<br />
Beides ist ein Ausfluß der grundsätzlichen<br />
Zielsetzung, die Abschlüsse<br />
in Deutschland international<br />
vergleichbar zu machen und<br />
die Hochschulen ohne Einhaltung<br />
von Qualifikationsvoraussetzungen<br />
mehr oder weniger für jedermann<br />
zu öffnen, um die Absolventenzahl<br />
zu erhöhen. Unvermeidliche<br />
Aufgabe der Hochschulen wird<br />
es danach sein, durch Schaffung<br />
von Qualitätsstandards das hohe<br />
Niveau sicherzustellen, das die deutschen<br />
Hochschulen bisher hatten.<br />
Damit wird den Hochschulen der<br />
›Schwarze Peter‹ auf sozialem Gebiet<br />
zugespielt. Sie werden nämlich<br />
ungeeignete Studierende im Laufe<br />
des Studiums herausprüfen müssen<br />
und die Schuld daran zugewiesen<br />
bekommen, wenn sich an den<br />
›sozialschichtbezogenen Entwicklungsprozessen‹<br />
in der Gesellschaft<br />
schließlich doch nichts wesentli<br />
ches ändert – oder sie vergeben Zulassung,<br />
Noten und Beurteilungen<br />
anteilig nach sozialen Schichten.<br />
Parallel zu der hier beschriebenen<br />
hochschulpolitischen Veränderung<br />
läuft nämlich derzeit eine sehr auffällige<br />
Bemühung um gesellschaftliche<br />
Umschichtungen. Überschrift:<br />
»Die soziale Herkunft wirkt immer<br />
mit.« Dies soll ein Fehler sein. Diese<br />
Entwicklung sollte man mit großer<br />
Aufmerksamkeit beobachten. Nicht<br />
um den Status der gesellschaftlich<br />
führenden Schichten zu konservieren<br />
– das wäre Unsinn, schon bisher<br />
haben wir ein durchaus durchlässiges<br />
Bildungssystem –, sondern um zu<br />
vermeiden, daß dies zu einer Absenkung<br />
des Niveaus der dabei produzierten<br />
Absolventen führt. Das hätte<br />
erhebliche negative Auswirkungen<br />
gesellschaftlicher, vor allem aber<br />
wirtschaftlicher Art. Von deren Qualifikation<br />
und Leistungsbereitschaft<br />
leben wir. Auch wenn ich damit gegen<br />
die political correctness verstoße:<br />
Intelligenz ist erblich!<br />
Eckart Mueller, Alsatia<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
29<br />
Forum
Forum<br />
30 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
<strong>Convent</strong> Deutscher Akademikerverbände<br />
Gemeinsam sind<br />
wir stark – oder?<br />
Oder stimmt das etwa nicht? Ist es überhaupt nötig?<br />
Nein, es wäre nicht nötig, wenn wir<br />
– sagen wir einmal zurückhaltend –<br />
fünf Prozent der Studenten an deutschen<br />
Hochschulen als unsere Verbandsbrüder<br />
nennen könnten. Bei<br />
über 2 Millionen Studenten hieße dies,<br />
bezogen auf die männlichen Studenten,<br />
eine Zahl von 50.000 Aktiven. Jeder<br />
weiß, daß wir vielleicht gerade mal<br />
ein Zwanzigstel auf die Waage bringen.<br />
Und ›Gemeinsam stark sein‹ wäre<br />
auch nicht nötig, wenn unsere Akzeptanz<br />
in der deutschen Öffentlichkeit<br />
gegeben wäre. Es ist bekannt, welch<br />
verdrehtes Ansehen uns von dem<br />
Großteil der bundesrepublikanischen<br />
Öffentlichkeit entgegenschlägt. Es<br />
ist auch bekannt, wie problematisch<br />
es heutzutage für uns ist, öffentliche<br />
Räume für unsere Veranstaltungen<br />
zu bekommen. Auch bekommen wir<br />
immer seltener Räume in den Hochschulen,<br />
obwohl wir als Studentische<br />
Verbindungen ganz offiziell Teil der<br />
Universität sind. Und es ist bekannt,<br />
daß noch nicht mal vom CC an die<br />
Presse gegebene Veröffentlichungen<br />
gedruckt werden, wie unser bisheriger<br />
Pressesprecher auf dem Pfingstkongreß<br />
2009 ausführte.<br />
Was könnten wir dagegen tun?<br />
Unsere öffentliche Akzeptanz durch<br />
kreative Maßnahmen verstärken. Und<br />
noch wichtiger: uns mit anderen Verbänden<br />
studentischer Verbindungen<br />
zusammenschließen und gemeinsam<br />
stark werden, um unsere grundsätzlichen<br />
Ziele besser zu erreichen.<br />
Jetzt könnte der eine oder andere<br />
sagen, wir sind doch in dem <strong>Convent</strong><br />
Deutscher Akademikerverbände<br />
(CDA) engagiert. Stimmt! Aber<br />
auf dessen Herbstconvent am 7. November<br />
<strong>2010</strong> kündigte der AHCC<br />
seinen Ausstieg aus dem CDA an;<br />
der Vorstand des AHCC habe beschlossen,<br />
auf dem Pfingstkongreß<br />
2011 den entsprechenden Antrag zu<br />
stellen. Diese Ankündigung erfolgte<br />
in einem Umfeld, wo für die sich um<br />
den Herbstconvent rankenden Veranstaltungen<br />
einschließlich des 10.<br />
Deutschen Akademikertages nicht<br />
nur die bereits vertraglich zugesagten<br />
öffentlichen Räume kurzfristig<br />
gekündigt wurden, nein, wo auch<br />
jede Veranstaltung unter erheblichem<br />
Polizeischutz stehen mußte,<br />
inkl. der An und Abfahrt der Teilnehmer.<br />
Meine Antwort an den CC auf sein<br />
Austrittsvorhaben aus dem CDA ist<br />
ein eindeutiges ›NEIN‹ !<br />
Und die Meinung, daß uns die<br />
Mitgliedschaft zu viel Geld kostet,<br />
kann ich nicht teilen – im Gegenteil:<br />
Das Zusammenstehen aller Korporationsverbände<br />
ist unbezahlbar!<br />
Lassen Sie uns doch den Spieß umdrehen!<br />
Verlangen wir doch was vom<br />
CDA für unser Geld! Was war denn<br />
in der Vergangenheit unser Engagement<br />
im CDA?<br />
Erich Hagel,<br />
Brandenburg, Palaeomarchia<br />
Die Ausgabe 1/2011 dieser Zeitschrift soll wiederum<br />
das Verzeichnis der amtlichen Anschriften des<br />
Verbandes, der Bünde, der AH- und VACC-<br />
Vorsitzenden enthalten.<br />
Bitte teilen Sie etwaige Änderungen frühzeitig –<br />
spätestens bis zum 15.2.2011 – der CC-Kanzlei mit!<br />
Die beliebte<br />
Taschen-Ausgabe<br />
Liederbuch<br />
des <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong>s<br />
ist im Jahr 2003 in neuer,<br />
deutlich erweiterter<br />
Auflage erschienen.<br />
Format 85 × 125 mm<br />
64 Seiten<br />
cellophanierter Umschlag<br />
Staffelpreise:<br />
1 –10 Expl. 1,50 Euro/Stck.<br />
11–49 Expl. 1,25 Euro/Stck.<br />
ab 50 Expl. 1,00 Euro/Stck.<br />
zzgl. Porto<br />
Bezug ausschließlich<br />
über die<br />
CC-Kanzlei<br />
Triftstraße 1<br />
80538 München<br />
Tel.: (0 89) 22 37 08<br />
Fax: (0 89) 22 31 22<br />
oder über die<br />
E-Mail-Adresse:<br />
kanzlei@coburger-convent.de
Eingebettet in den CC-Pfingstkongreß<br />
Cimbria Wien feierte ihr<br />
140. Stiftungsfest in Coburg<br />
In Erinnerung bleibt eine ›gelungene, schöne und würdige‹ Feier<br />
Zu Zeiten ihres 137. Stiftungsfestes,<br />
das gewöhnlich wenige Wochen<br />
nach Pfingsten gefeiert wird, saßen<br />
zwei Wiener Cimbern in Coburg in<br />
der ›Traube‹. Das 140. Stiftungsfest<br />
wurde zum Thema.<br />
Vor Jahren hatte SlesvigiaNiedersachsen<br />
ein rundes Stiftungsfest<br />
in Coburg statt in Hamburg<br />
gefeiert. Das gute Beispiel verlockte<br />
zur Nachahmung, mit dem Ziel, so<br />
viele Cimbern wie möglich nach<br />
Coburg zu bringen und bei dieser<br />
Gelegenheit unsere Kontakte mit<br />
unseren Freundschaftsbünden und<br />
dem CC zu intensivieren. Ein erstes<br />
Konzept fand auf einem <strong>Convent</strong><br />
in Wien Anklang. Das Wichtigste<br />
war der schnelle Zugriff auf große<br />
Räume. Zweieinhalb Jahre voraus<br />
wurden der Spiegelsaal von Schloß<br />
Hohenstein und der große Saal<br />
des Hotels Blankenburg reserviert.<br />
Ferner wurde ein gut bemessenes<br />
Kontingent an Hotelzimmern reserviert.<br />
Das Muster der Ablaufplanung<br />
eines großen Stiftungsfestes<br />
in Berlin ersparte es uns, das Rad<br />
erneut zu erfinden. Nach Vorlage<br />
der Grob Planung erfolgte in Wien<br />
der Beschluß. Danach begann für<br />
einige Bundesbrüder die Arbeit –<br />
am meisten für den Hauptverantwortlichen,<br />
AH Franz Deim. Für die<br />
Aktiven war es ein gutes Lernbeispiel<br />
dafür, was aus der Planung des<br />
normalen Bundeslebens einschließlich<br />
›kleiner‹ Stiftungsfeste auf ein<br />
rundes ZehnerStiftungsfest und<br />
dann noch im Rahmen des Pfingstkongresses<br />
in Coburg übertragen<br />
werden konnte und mußte. Im Berufsleben<br />
wird sich zeigen, was unsere<br />
Korporationen ihren jungen<br />
Mitgliedern neben wertfreier Bildung<br />
auch an praktischen Fähigkei<br />
ten vermitteln, die in den meisten<br />
Lehrplänen der Universitäten nicht<br />
enthalten sind. Die gute Beteiligung<br />
am Stiftungsfest ist auch auf die wiederholten<br />
Ankündigungen in der<br />
Cimbernzeitung mit zunehmendem<br />
Detaillierungsgrad zurückzuführen.<br />
Und dies war das Ergebnis:<br />
Am Freitag, dem 21. Mai <strong>2010</strong>, startete<br />
unser Bus in Wien. Der Begrüßungsabend<br />
fand in der ›Lore‹ statt.<br />
Das ist, wie wir alle wissen, nicht ungefährlich,<br />
aber am Samstagmorgen<br />
saßen alle rechtzeitig im Bus nach<br />
Vierzehnheiligen. Im Anschluß an<br />
die Besichtigung der Basilika wanderte<br />
das Gros der Cimbernfamilie von<br />
45 Personen durch Wald und Feld<br />
zum Staffelberg. Von Bärlauch und<br />
Knabenkraut bis zu grünenden Feldern<br />
entzückte die Natur die Wanderer.<br />
Ja, sogar die Wallfahrer des Liedes<br />
von Scheffel kamen uns entgegen!<br />
Und das bei märchenhaft schönem<br />
Wetter. Dann der weite Blick vom<br />
Gipfelkreuz des Staffelberges hinaus<br />
über die weite Ebene, Einkehr bei den<br />
Nachfahren des letzten Einsiedlers<br />
und weiter zur ›Schönen Schnitterin‹.<br />
Höhepunkt des Tages wurde das<br />
Festessen im Spiegelsaal des Schlosses<br />
Hohenstein.<br />
Den Sonntag verbrachten wir<br />
zum größten Teil in Seßlach, familiär<br />
im engeren Kreis mit unseren<br />
Freundschaftsbrüdern aus Frankfurt,<br />
Freiburg und Hamburg, beim<br />
Bummel über den Trödelmarkt und<br />
mit den vielen vertrauten CCern,<br />
die man Jahr für Jahr wiedertrifft.<br />
Am Abend waren die Damen unter<br />
sich.<br />
Nach einem gemeinsamen<br />
Abendessen feierten wir den Stiftungsfestkommers<br />
im großen Saal<br />
des Hotels Blankenburg. Die Nachfrage<br />
übertraf das Platzangebot.<br />
Festredner war unser Bbr. AH Dr.<br />
Erich Witzmann. Sein Thema war<br />
Kritik am ›Fetisch Wachstum unter<br />
dem Aspekt langfristiger Zukunftserwartungen‹.<br />
So hat der Primat<br />
von Wachstum, als ein hoher Wert<br />
an sich, über ungezügelte Gewinnerwartungen<br />
zu der aktuellen Finanz<br />
und Wirtschaftskrise geführt.<br />
Für Österreich, das aus dem Vielvölkerstaat<br />
der alten K. u. K. Monarchie<br />
als Rumpfstaat hervorgegangen ist,<br />
hat die nationale Identität zwischen<br />
anderen Nationalitäten einen Stellenwert,<br />
wie ihn die Bundesrepublik<br />
Deutschland nur in Ansätzen<br />
kennt. An der Wende vom 17. zum<br />
18. Jahrhundert brachte der Zuzug<br />
verfolgter Hugenotten aus Frankreich<br />
und Protestanten aus Salzburg<br />
in Form von Handwerkern, Kaufleuten<br />
und insgesamt gebildeten<br />
Europäern dem teilweise entvölkerten<br />
BrandenburgPreußen einen<br />
erwünschten Gewinn. Der beinahe<br />
ungehemmte Bevölkerungszuzug<br />
unserer Zeit, vornehmlich<br />
aus Asien, Afrika und vom Balkan<br />
ist weitgehend der Sicherung des<br />
Wirtschaftswachstums in unseren<br />
Ländern mit rückläufiger Bevölkerungsentwicklung<br />
geschuldet. Auch<br />
steht die Quantität des Zuzugs weit<br />
über deren Qualität. Der Referent<br />
betonte, gern auf ein Stück wirtschaftlichen<br />
Wachstums verzichten<br />
zu wollen, da wir nicht alles an<br />
Wachstum wirklich brauchen, um<br />
einem kaum gebremsten Bevölkerungszuzug<br />
keinen Vorschub zu<br />
leisten. Die nationale Identität auf<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
31<br />
CC vor Ort
CC vor Ort<br />
lange Sicht zu erhalten, ist auch ein<br />
Anliegen der Aktiven, die in Wien<br />
mit wachen Augen und Ohren<br />
die Zukunftsprobleme des Landes<br />
wahrnehmen. Unter anderem erinnerte<br />
Witzmann auch die CCPräsidierende<br />
Verdensia – der stellvertretende<br />
Vorsitzende und ein Aktiver<br />
sind zur Festkneipe gekommen – an<br />
eine feuchtfröhliche Kneipe in Göttingen<br />
anno 1972, die nach einigen<br />
für Cimbria nicht so erfolgreichen<br />
Schlägerpartien gefeiert wurde. Die<br />
sportliche ›Revanche‹ hat sich Cimbria<br />
für das VerdensiaVorsitzjahr,<br />
also <strong>2010</strong>, aufgehoben: Der Cimbernaktive<br />
Gerwin Rebhandl setzte<br />
sich beim 10kmLauf über die Veste<br />
Coburg von allen Turnerschaftern<br />
und Landsmannschaftern ab und<br />
kam als erster Korporierter ins Ziel!<br />
Eingebunden in den Kongreß<br />
Der Pfingstmontag verlief weitgehend<br />
kongreßkonform. An das Gedenken<br />
der in beiden Weltkriegen<br />
gefallenen Bürger Coburgs schloß<br />
sich das Gedenken an die gefallenen<br />
CCer an. Eine im Grunde lächerliche,<br />
aber bei der Gedenkrede<br />
doch störende Demonstration mit<br />
den aus den Vorjahren bekannten<br />
Spruchbändern wartete am Herzog<br />
AlfredBrunnen. Bemerkenswert<br />
war die mit sich überschlagender<br />
Stimme durch ein Megaphon gekreischte<br />
Forderung zur Auflösung<br />
der Korporationen. Damit stellten<br />
sich die Demonstranten in eine Reihe<br />
mit der Diktatur der Nazis und<br />
der SED, die beide die Korporationen<br />
auflösten bzw. nicht zuließen.<br />
Eine rote Fahne mit Hammer und<br />
Sichel bekräftigte den geistigen Hintergrund<br />
der sogenannten Antifaschisten.<br />
Leider war die Gedenkrede<br />
wegen der lautstarken Störung für<br />
viele Teilnehmer kaum oder gar<br />
nicht zu verstehen. Der Redner, Vbr.<br />
Dr. M. Horbach, Verdensia, hatte<br />
darauf verwiesen, daß ohne die Opfer<br />
der beiden Weltkriege die neuen<br />
Staats und Gesellschaftsformen mit<br />
ihren weitgehenden freiheitlichen<br />
Werten nicht oder nicht so entstanden<br />
wären. Auch die Einheit<br />
Europas sei aus dem Wunsch nach<br />
dauerhaftem Frieden in Freiheit<br />
und Wohlstand entstanden, im Bewußtsein<br />
von Tod und Zerstörung<br />
der Weltkriege.<br />
32 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
Im Anschluß an die Gedenkstunde<br />
gab es für die Cimbern das große<br />
Gruppenbild auf den Stufen des Landestheaters.<br />
Dann trug uns der Bus an<br />
den Fuß der Veste zum Mittagessen<br />
im Restaurant ›Festungshof‹. Danach<br />
ließen wir uns in zwei Gruppen durch<br />
die große Sammlung der Veste Coburg<br />
führen, während die Chargierten<br />
schon für den CCKommers probten.<br />
In seiner Festrede plädierte Vbr. M.<br />
Künzel für eine verstärkte Förderung<br />
der Aktiven auch durch finanzielle<br />
Unterstützung von Seiten der Alten<br />
Herren. Er verwies auf Verdensias Konzept<br />
zur Studienfinanzierung. Dessen<br />
Erweiterung zu einem bundesübergreifenden<br />
CCFörderungsModell sah<br />
er als lohnenswertes Ziel an.<br />
Der Fackelzug wurde wie üblich<br />
von der Bevölkerung und den Damen<br />
der CCer freundlich begrüßt.<br />
Natürlich fehlten auch die Störer<br />
auf dem Weg zum Marktplatz nicht,<br />
doch ohne LautsprecherWagen<br />
verhallte ihr Geschrei. In seiner abschließenden<br />
Rede vom Balkon des<br />
Rathauses betonte Vbr. W. Enger,<br />
Verdensia, daß der CC fest auf dem<br />
Boden des Grundgesetzes stehe und<br />
keiner Belehrung von dem CC nicht<br />
wohlgesonnenen und weniger demokratischen<br />
Gruppierungen bedürfe.<br />
Dem Leistungsdruck im Studium<br />
nach der letzten Hochschulreform<br />
setze der CC die Vermittlung von<br />
Bildung und Tugenden zur Entwicklung<br />
der Persönlichkeit entgegen.<br />
Der Marktfrühschoppen brachte<br />
allen aktiv am Pfingstgeschehen Beteiligten<br />
die ersehnte und notwendige<br />
Erleichterung bei freundlichem<br />
Sommerwetter. Wie üblich wurden<br />
die Plätze der nach Hause zurückkehrenden<br />
CCer fließend von der <strong>Coburger</strong><br />
Bevölkerung eingenommen.<br />
Der Bus nach Wien startete zum Bedauern<br />
der meisten Cimbern leider<br />
schon um 15 Uhr. Als gelungenes,<br />
schönes und würdiges Stiftungsfest<br />
wird es uns in Erinnerung bleiben.<br />
In Wien heißt es für Cimbria<br />
wieder, gemäß unserer 140 jährigen<br />
Geschichte das Banner eines nationalkonservativen<br />
Bundes – und der<br />
einzigen CCKorporation in Wien –<br />
aufrechtzuhalten. Das bedeutet, sich<br />
zu den Idealen ›Ehre, Freiheit, Vaterland‹<br />
im täglichen Hochschul und<br />
Berufsleben zu bekennen.<br />
Christoph Schmidt,<br />
Cimbria Wien, Preußen Berlin<br />
Zweiter Aufruf<br />
Stamm tische<br />
der Waffenringe<br />
Viele Verbandsbrüder, die nicht im<br />
Einzugsbereich einer VACC wohnen,<br />
haben sich einem Waffenringstammtisch<br />
angeschlossen, der<br />
sich in der Nähe ihres Wohnortes<br />
gebildet hat.<br />
Um allen Verbandsbrüdern, die<br />
nicht im Einzugsbereich einer<br />
VACC wohnen und sich bislang<br />
nicht einem Waffenringstammtisch<br />
anschließen konnten, da<br />
sie darüber keine Informationen<br />
erhalten konnten, die Möglichkeit<br />
zu geben, sich einem Waffenringstammtisch<br />
in ihrer Nähe<br />
anzuschließen, beabsichtigen wir,<br />
auf der Homepage des Verbandes<br />
eine Liste mit Informationen<br />
über die existierenden Waffenringstammtische<br />
anzulegen – in<br />
der Art, wie es bereits mit den<br />
VACC geschehen ist.<br />
Wir bitten daher alle Verbandsbrüder,<br />
die einem Waffenringstammtisch<br />
angehören oder<br />
von der Existenz eines solchen<br />
wissen, Informationen darüber<br />
an Vbr. Jürgen Schawer<br />
j.schawer@coburgerconvent.de<br />
zu schicken.<br />
Diese Informationen sollten Ansprechpartner<br />
und Treffpunkt<br />
(Ort, Tag und Uhrzeit) des jeweiligen<br />
Waffenringstammtisches<br />
enthalten.<br />
Wir sind hier auf Ihre Mithilfe angewiesen<br />
und für jede Information<br />
dankbar. Wir möchten betonen,<br />
daß diese Informationen anderen<br />
Verbandsbrüdern helfen, sich einem<br />
Waffenringstammtisch anzuschließen.<br />
Jürgen Schawer,<br />
Rheno-Germania Clausthal,<br />
Chattia Gießen
200 bunte Mützen und fröhliche Tage in alpiner Umgebung<br />
›Veilchenblaue Republik‹<br />
und Akad. Landsmannschaft<br />
Vom 130. Stiftungsfest der Akademischen Landsmannschaft Tyrol zu Innsbruck<br />
Im Jahre 1880 gründete eine Reihe<br />
Innsbrucker Studenten eine Akademische<br />
Tischgesellschaft ›Veilchenblaue<br />
Republik‹ , die bald korporative Züge<br />
annahm und als akademische Verbindung<br />
(mit Satisfaktion) bis zum Ersten<br />
Weltkrieg bestand. Nach diesem<br />
Krieg wurde im Jahre 1922 in Innsbruck<br />
auf Anregung des Verbandsbruders<br />
Dr. Max Lindemann in Innsbruck<br />
eine Grenzlandsmannschaft<br />
›Tirol‹ ins Leben gerufen, die an die<br />
›Veilchenblaue Republik‹ anschloß<br />
und sich den Namen ›Akademische<br />
Landsmannschaft Tyrol‹ gab (das ist<br />
die jahrhundertealte Schreibweise des<br />
Landesnamens). An das Veilchenblau<br />
erinnert noch heute die Mützenfarbe;<br />
zu diesem Blau kamen die Tiroler<br />
Farben Rot und Weiß, das veilchenblau–weiß–rote<br />
Band bildend. Tyrol<br />
mußte – wie alle anderen Verbindungen<br />
damals – nach dem Anschluß<br />
Österreichs 1938 den Betrieb einstellen;<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
erstand sie wieder, hatte 2005 das<br />
Präsidium im CC inne und konnte im<br />
vergangenen Sommer stolz das 130.<br />
Stiftungsfest feiern.<br />
Petrus war in diesen Tagen – vom<br />
24. bis 27. Juli <strong>2010</strong> – den Tyrolern<br />
und deren Gästen gnädig gesinnt; es<br />
herrschte geradezu traumhaft schönes<br />
Alpenwetter. So gab es zum Begrüßungsabend<br />
auf dem Haus gleich<br />
Riesenbetrieb; sowohl im Kneipraum<br />
wie im Garten war kaum noch Platz<br />
zu bekommen. Was wunder, daß<br />
sich die harmonische Veranstaltung<br />
bis in die frühen Morgenstunden<br />
hinzog …<br />
Eine kluge Regie hatte den – natürlich<br />
notwendigen – Bundesconvent<br />
auf den Nachmittag des folgenden<br />
Tages gelegt, so daß danach alle<br />
zum Bergisel oberhalb Innsbruck<br />
aufbrechen konnten. Auf der Terrasse<br />
des Urichshauses – Veranstaltungsgebäude<br />
der Kaiserjäger – fand<br />
sich eine bunte Gesellschaft ein,<br />
denn der Kommers wurde diesmal<br />
mit unseren Damen veranstaltet,<br />
was sich als sehr guter Schachzug<br />
erwies. Zuvor aber – nach Imbiß und<br />
Begrüßungstrunk – galt es einer Ehrenpflicht<br />
zu genügen, nämlich des<br />
Totengedenkens. Vor dem Ehrenmal<br />
des Tiroler Freiheitshelden Andreas<br />
Hofer nahmen die Chargierten Aufstellung;<br />
der Altherrenvorsitzende<br />
Tyrols, AH Dr. VolkerGeorg Wurdinger,<br />
erinnerte an die vielen Bundesbrüder,<br />
die in den vergangenen<br />
Jahren von uns gegangen waren.<br />
Einige Minuten stillen Gedenkens<br />
schlossen sich an.<br />
Totenehrung vor dem Andreas-Hofer-Denkmal am Bergisel.<br />
AHV Dr. Volker-Georg Wurdinger und die Chargierten Tyrols<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
33<br />
CC vor Ort
CC vor Ort<br />
Blick in den Kommerssaal (mit<br />
Damen!) in Richtung Chargentafel<br />
Dann jedoch hieß es, Platz zu<br />
nehmen zum Festkommers. Der<br />
Saal des Urichshauses war sozusagen<br />
zum Bersten gefüllt mit nahezu 200<br />
Teilnehmern (Damen und Herren)<br />
und erlebte einen beeindruckenden<br />
Einzug der Herren Chargierten.<br />
Neben Tyrol chargierten alle<br />
Innsbrucker wehrhaften Korporationen,<br />
dazu Herren Verbandsbrüder<br />
aus Graz, Salzburg und Wien;<br />
aus Deutschland waren die Freundschaftsbrüder<br />
von Nibelungia Marburg<br />
erschienen, ebenso die APL<br />
Hercynia Frankfurt, dazu noch sehr<br />
viele weitere Gäste.<br />
AH Prof. Dr. Bernd Stöckl – 2005<br />
Sprecher des CC – begrüßte mit launigen<br />
Worten die Gäste; für die Aktivitas<br />
ergriff dann aB Gernot Wurdinger<br />
das Wort. Für die Festrede<br />
des Kommerses hatte sich AH Dr.<br />
Eckhard Brüggemann I, Tyrol, Nibelungia,<br />
etwas Besonderes ausgedacht.<br />
Er griff nämlich – nach einleitenden<br />
Erklärungen zur damaligen politischen<br />
Situation – wortwörtlich auf<br />
eine Rede zurück, die der verstorbene<br />
AH Tyrols Dr. Willi Glenz 1932 – also<br />
zehn Jahre nach der Wiederaufmachung<br />
Tyrols nach dem Ersten Weltkrieg<br />
– zum Stiftungsfest gehalten<br />
hatte. Geradezu überraschend und<br />
nahezu beklemmend, wie viele Bezüge<br />
sich zur heutigen Situation Tirols<br />
– hier insbesondere Südtirols – heute<br />
34 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
noch ableiten ließen. Der Kommers –<br />
vom x, aB Obermoser, bestens geleitet<br />
– zeigte sich äußerst sangesfreudig,<br />
den Herren Chargierten wurde<br />
beim Präsentieren der Schläger einiges<br />
an Kondition abverlangt, das<br />
Dr. Eckhard Brüggemann I hielt<br />
die Festansprache<br />
Lied der Deutschen, dann die Tiroler<br />
Landeshymne (Andreas-Hofer-Lied) –<br />
die ist lang!<br />
Ein festliches Abendessen nach<br />
dem Kommers rundete dann den<br />
Abend ab.<br />
Ausklang – wie kann es in Innsbruck<br />
anders sein – war natürlich tags<br />
darauf ein Exbummel in die herrliche<br />
alpine Umgebung, zum Gasthof ›Planötzenhof‹<br />
hoch über Innsbruck. Bei<br />
strahlend schönem Wetter fand man<br />
sich zu fröhlicher Runde – natürlich<br />
von guten Schlucken unterstützt – im<br />
Gastgarten ein, um dann gemeinsam<br />
das Mittagsmahl einzunehmen und<br />
dann noch Stunden in Wirtschaft<br />
und Gastgarten zu verbringen.<br />
Gänzlich Unentwegte konnten<br />
dann am Sonntag noch beim Frühschoppen<br />
ein Stiftungsfest ausklingen<br />
lassen, das in den Annalen Tyrols<br />
wohl einen besonderen Platz einnehmen<br />
wird.<br />
Dr. Volker Thien<br />
Tyrol, Alemanno-Palatia
Wieder eine CC-Korporation in Lips!<br />
Neustart an ihrer alten<br />
Alma Mater<br />
Die Landsmannschaft im CC Plavia-Arminia rekonstituierte in Leipzig<br />
Nach nur einem Jahr intensiver Vorbereitung<br />
ist es durch großes Engagement<br />
gelungen, daß wieder eine<br />
Landsmannschaft des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>es<br />
in Leipzig ihre Heimat gefunden<br />
hat und die waffenstudentische<br />
Tradition in dieser Stadt erneut auf<br />
und somit weiterleben läßt. Nachdem<br />
während des Kommerses zu den<br />
Feierlichkeiten ›600 Jahre Universität<br />
Leipzig‹ im Oktober 2009 die ersten<br />
Gespräche zu einer möglichen alten<br />
neuen Landsmannschaft mit Sitz in<br />
Leipzig stattgefunden hatten, konnten<br />
in der ersten Hälfte des Jahres<br />
<strong>2010</strong> die notwendigen Beschlüsse<br />
bei der Leipziger Landsmannschaft<br />
im CC PlaviaCheruscia zu München<br />
und der Akademischen Landsmannschaft<br />
im CC SaxoAfrania Leipzig<br />
gefaßt werden, welche die Grundlage<br />
für eine gemeinsame Zukunft bildeten.<br />
Somit konnte das Ereignis mit<br />
großen Festlichkeiten am Wochenende<br />
vom 15. bis 17. Oktober <strong>2010</strong><br />
in Leipzig begangen werden.<br />
Das neue Verbindungsdomizil<br />
Die Basis für ein ordentliches, aber<br />
auch ausgelassenes Bundesleben,<br />
wie wir es selber und aus vielen Erzählungen<br />
kennen, ist das Verbindungshaus.<br />
Bei der Suche nach einer<br />
passenden Konstante fanden wir in<br />
Innenstadtlage, fünf Minuten Fußweg<br />
vom Marktplatz entfernt, eine<br />
geräumige Wohnung, die sich mit<br />
Kneipsaal, zwei Bädern, vier Studentenzimmern<br />
und sonstigen Nebenräumen<br />
als Verbindungsdomzil anbot.<br />
An zahlreichen Wochenenden<br />
und Abenden haben Bundesbrüder<br />
aus nah und fern die Räume verbindungstauglich<br />
gemacht. Vor allem<br />
der Wintergarten und der Kneipsaal<br />
– mit Holzbalkendecke, holzvertäfelter<br />
Bibliothek und historischem<br />
Interieur die wohl schönste Kneipe<br />
einer Leipziger Verbindung – warten<br />
nun auf die ersten offiziellen<br />
Veranstaltungen und den kräftigen<br />
Gesang von Bundes und Verbands<br />
Während des Kommerses: Symbolische Bandverleihung von<br />
Dr. Matthias Donath (links) an Markus Petermann (Mitte).<br />
Rechts ist Prof. h. c. Siegfried Schmidt-Wichmann im Bild<br />
brüdern. Die neuen Räume beherbergen<br />
nun auch wieder die vielen<br />
historischen Erinnerungsstücke der<br />
Leipziger Landsmannschaften Plavia<br />
und Cheruscia, die nun wieder nach<br />
Leipzig zurückgekehrt sind, etwa die<br />
Gedenktafel für die Gefallenen des<br />
Ersten Weltkriegs, die im nur 300 Meter<br />
entfernten Cheruskerhaus hing,<br />
das 1936 verkauft werden mußte.<br />
Kommers als feierlicher<br />
Mittelpunkt<br />
Das Wochenende mit den Feierlichkeiten<br />
zur Rekonstitution sollte in der<br />
klassischen Abfolge mit Begrüßungsabend,<br />
den offiziellen <strong>Convent</strong>en,<br />
dem Kommers und einem Ausklang<br />
begangen werden. Schon am ersten<br />
Abend fanden sich neben den Bundesbrüdern<br />
auch zahlreiche Verbandsbrüder<br />
in den neuen Räumen<br />
der L. PlaviaArminia ein, um das Wochenende<br />
geziemend zu beginnen<br />
und das neue Verbindungsdomizil<br />
einzuweihen. Die gute Stimmung an<br />
diesem Abend sollte nur der Vorbote<br />
für den nächsten Abend werden.<br />
Nach den <strong>Convent</strong>en war am<br />
Samstagabend zum offiziellen<br />
Gründungskommers in das Gohliser<br />
Schlösschen geladen. Das barocke<br />
Palais, etwa zwei Kilometer von der<br />
Leipziger Innenstadt entfernt, drohte<br />
aufgrund der schieren Menge an<br />
Gästen, Farben, Waffen, Verbands,<br />
Kartell und Bundesbrüdern aus allen<br />
Nähten zu platzen. Die etwa 50<br />
Chargierten füllten den Hauptsaal<br />
zu großen Teilen aus, so daß viele<br />
der 200 Gäste in die Nebenkabinette<br />
ausweichen mußten. Das Präsidium,<br />
bestehend aus dem ersten Altherrenvorsitzenden<br />
Markus Petermann<br />
(vormals Leipziger L. PlaviaChe<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
35<br />
CC vor Ort
CC vor Ort<br />
ruscia zu München), dem zweiten<br />
Altherrenvorsitzenden Dr. Matthias<br />
Donath (vormals Akademische<br />
L. SaxoAfrania Leipzig) und Prof.<br />
h. c. Siegfried SchmidtWichmann<br />
(T. Arminia Köln et) repräsentierte<br />
an diesem Abend die beiden zusammengehenden<br />
Bünde sowie die Unterstützung<br />
dieser Verschmelzung<br />
durch die T. Arminia Köln, in der<br />
die ehemalige Leipziger Turnerschaft<br />
Variscia nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
aufgegangen ist.<br />
In seiner Festansprache würdigte<br />
AHV Markus Petermann die Historie<br />
der beiden neu vereinigten Landsmannschaften<br />
und bezeichnete es<br />
als einmalige Chance, an die Leipziger<br />
Wurzeln beider Bünde anzuknüpfen.<br />
So kehrt die Leipziger<br />
Landsmannschaft PlaviaCheruscia<br />
zu München, eine Verschmelzung<br />
der beiden alten Leipziger Landsmannschaften<br />
Plavia und Cheruscia,<br />
nach 74 Jahren der Abwesenheit an<br />
ihre alte Alma Mater Leipzig zurück.<br />
Die Festrede »Freiheit, Recht und<br />
Einigkeit – Der Beitrag Plauens zur<br />
friedlichen Revolution im Oktober<br />
1989« hielt der ehemalige Superintendent<br />
der Stadt Plauen, Thomas<br />
Küttler. Der ›Held von Plauen‹ beschrieb<br />
darin, warum gerade Plauen<br />
eine Vorreiterrolle bei den Geschehnissen<br />
innehatte, die sich letztlich<br />
auf das ganze Land ausbreiteten<br />
und zu einer friedlichen Revolution<br />
führten. »Durch die Freiheit über<br />
das Recht zur Einheit« – so beschrieb<br />
Küttler die weiteren Schritte, die am<br />
3. Oktober 1990 zur ›Vereinigung‹<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
und der Deutschen Demokratischen<br />
Republik geführt haben. Gleichzeitig<br />
mahnte er aber auch, daß eine Aufgabe<br />
geblieben sei: gesellschaftliche<br />
Einigkeit. »Eine Aufforderung auch<br />
an Ihre studentischen Verbindungen,<br />
zumal die neu gegründete, die<br />
in ihrem Namen an die Stadt Plauen<br />
erinnert.« (Die vollständige Rede ist<br />
im Mitteilungsblatt der Landsmannschaft<br />
PlaviaArminia Leipzig abgedruckt,<br />
kann aber auch auf Anfrage<br />
per EMail zugeschickt werden).<br />
Ausklang als Anfang<br />
Mit einem Ausklang am Sonntagmorgen<br />
ging das Gründungswochenende<br />
der Landsmannschaft PlaviaArminia<br />
Leipzig erfolgreich zu Ende. Gleich<br />
36 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
»Die wohl schönste Kneipe einer Leipziger Verbindung«.<br />
Mit einem Begrüßungsabend begannen hier die Feierlichkeiten<br />
zeitig stellt dies den eigentlichen<br />
Neuanfang in Leipzig dar, da es nun<br />
gilt, eine Aktivitas und damit das entsprechende<br />
Bundesleben in den neuen<br />
Verbindungsräumen zu etablieren<br />
und als einen selbstverständlichen<br />
Teil des Studentenlebens erscheinen<br />
zu lassen.<br />
Einen entscheidenden Beitrag<br />
hierzu sollen die ›Akademischen<br />
Abende‹ leisten, die immer montags<br />
stattfinden. Sie sollen dazu dienen,<br />
den Bewohnern der Studentenzimmer<br />
in geselliger Runde den Sinn<br />
einer Studentenverbindung zu vermitteln.<br />
Im Sinne des studium generale<br />
trägt der begleitende Fachvortrag<br />
eines Bundes oder Verbandsbruders<br />
dazu bei, daß auch die akademischen<br />
Ideale als ein fester Bestandteil<br />
des couleurstudentischen Lebens<br />
erachtet werden. Natürlich hoffen<br />
wir auch auf die Unterstützung von<br />
Verbandsbrüdern, die uns als Unterstützungsburschen<br />
dabei helfen,<br />
die auf dem Haus wohnenden Studenten<br />
in das Verbindungsleben zu<br />
integrieren.<br />
Durch den Einsatz einer großen<br />
Zahl an Bundesbrüdern konnte<br />
in den vergangenen Monaten die<br />
fruchtbare Grundlage für einen Neuanfang<br />
einer Landsmannschaft des<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>es in Leipzig geschaffen<br />
werden. Die positive Stimmung<br />
während der Feierlichkeiten<br />
unter den Bundes und Verbandsbrüdern<br />
kann hoffentlich aufrechterhalten<br />
werden, so daß es in Kürze auch<br />
wieder eine Aktivitas in Leipzig gibt,<br />
die die Prinzipien des CC engagiert<br />
vertritt!<br />
Dr.-Ing. Florian Schüßler,<br />
Saxo-Suevia, Plavia-Arminia<br />
Unternehmensnachfolger gesucht?<br />
Beauftragen Sie uns<br />
mit der Suche nach einem Käufer Ihres Betriebes<br />
und<br />
nutzen Sie unsere fast 10-jährige Erfahrung!<br />
Wir arbeiten im Raum NRW und nördl. RP<br />
H & S Unternehmensvermittlung GmbH<br />
erich.hagel@h-und-s.org oder 01 71 - 2 76 45 20<br />
Erich Hagel, L. Brandenburg Berlin et L. Palaeomarchia Halle
»Tradition und Moderne miteinander verbinden«<br />
Gottinga feierte glanzvolles<br />
150. Stiftungsfest<br />
Aktiver Lebensbund mit großen Ambitionen für die Zukunft<br />
Die Landsmannschaft Gottinga zu<br />
Göttingen ist am 3. November <strong>2010</strong><br />
150 Jahre alt geworden. Das aus dem<br />
Anlaß dieses Jubiläums im Juni dieses<br />
Jahres veranstaltete 150. Stiftungsfest<br />
der Gottinga geriet zu einem<br />
glanzvollen Ereignis in der Göttinger<br />
Korporationsgeschichte. Etwa 150<br />
Göttinger Bundesbrüder, überwiegend<br />
von ihren Damen begleitet,<br />
sowie zahlreiche Gäste befreundeter<br />
Verbindungen hatten sich zu diesem<br />
Jubiläumsfest in der Universitätsstadt<br />
Göttingen eingefunden.<br />
Blicken wir zunächst zurück auf<br />
die Geschichte der Landsmannschaft<br />
Gottinga. Sie wurde am 3. November<br />
1860 von Schülern des Göttinger<br />
Gymnasiums als sog. ›Blase‹ gegründet<br />
und nahm die Farben schwarzgoldschwarz<br />
an. Gleich in ihrem Gründungsjahr<br />
schloß sie sich mit anderen<br />
in Göttingen bestehenden schwarzen<br />
Verbindungen zum sog. Göttinger<br />
Blasen<strong>Convent</strong> zusammen und unterstützte<br />
damit den von den Blasen<br />
gegen die Corps geführten Kampf um<br />
die Gleichberechtigung aller Studierenden.<br />
Ihr erster Erfolg war das 1864<br />
erlassene Regulativ zur Veranstaltung<br />
öffentlicher Feierlichkeiten, mit dem<br />
der Grundsatz der Gleichberechtigung<br />
an der Universität durchgesetzt wurde.<br />
Der Göttinger B.C. bildete 1866<br />
mit den Blasen<strong>Convent</strong>en von Jena<br />
und Halle den Waltershäuser B.C., der<br />
jedoch nur wenige Semester bestand.<br />
Aus dieser Zeit rührt die Verbindung<br />
zur VitebergiaHalle her. Auch der<br />
1881 von Gottinga unterstützte Versuch,<br />
die schwarzen Verbindungen<br />
im Gothaer Ersten <strong>Convent</strong> zusammenzuschließen,<br />
erwies sich nicht als<br />
lebensfähig. Gottinga wählte nun die<br />
Farben blau–gold–rot, die damaligen<br />
Göttinger Stadtfarben, und setzte eine<br />
blaue Hinterkopfcouleur auf. Man trug<br />
kein Fuchsenband. Auf Anregung von<br />
Vitebergia, die ihr mit diesem Schritt<br />
vorangegangen war, trat Gottinga<br />
1883 dem <strong>Coburger</strong> L.C. bei, dessen<br />
Prinzip der Gleichberechtigung aller<br />
honorigen Studenten ihren bis dahin<br />
schon verfolgten Zielen entsprach.<br />
Nach dem Anschluß an den <strong>Coburger</strong><br />
L.C. verzeichnete Gottinga eine<br />
stetige Weiterentwicklung. Es traten<br />
zwar auch jetzt noch Rückschläge ein<br />
wie die Suspensionen von 1884 bis<br />
1888, von 1891 bis 1898 und während<br />
des Ersten Weltkrieges. Trotzdem<br />
festigte sich ihr Bestand von Jahr zu<br />
Jahr, zumal sich der 1898 gegründete<br />
Altherrenverband als starker Rückhalt<br />
erwies. 1911/12 führte Gottinga das<br />
Präsidium der Deutschen Landsmannschaft.<br />
1931 erwarb der AHV am Nikolausberger<br />
Weg ein ansehnliches<br />
Heim. Der AHV und der Hausverein<br />
haben dieses GöttingerHaus auch<br />
sicher durch die schwere Zeit des nationalsozialistischen<br />
Regimes geführt.<br />
Mit dem WS 1935/36 mußte die aktive<br />
Landsmannschaft sich zwar vertagen;<br />
sie bildete aber als eine der ersten<br />
Göttinger Korporationen eine Kameradschaft<br />
– zunächst ›Coburg‹, später<br />
›Scharnhorst‹ genannt – und hielt enge<br />
Verbindung mit den Alten Herren der<br />
Gottinga. Dadurch wurde der Typ der<br />
sog. ›Korporationskameradschaften‹<br />
entwickelt, der sich gegenüber den reinen<br />
NSKameradschaften durchsetzen<br />
konnte. Der Hausverein stellte für den<br />
durchaus korporationsmäßig aufgezogenen<br />
Betrieb der Kameradschaft<br />
das Haus zur Verfügung. Er ließ sich<br />
aber selbst durch schärfste Drohungen<br />
nicht bewegen, das Eigentum an ihm<br />
auf die NSAltherrenorganisation zu<br />
übertragen. Nur durch diesen Widerstand<br />
war es möglich, daß nach dem<br />
Kriege das von der Militärregierung<br />
als vermeintliches NSVermögen beschlagnahmte<br />
Haus im Rechtswege<br />
wieder freigekämpft und dem Bund,<br />
der nach dem Kriege 1947 wiedererstand,<br />
überlassen werden konnte. Seine<br />
Entwicklung führte dann über den<br />
Bund ›Roland‹ zu neuer kräftiger Blüte<br />
der Landsmannschaft Gottinga, die<br />
noch dadurch besonders begünstigt<br />
wurde, daß sich mit ihr 1934 die freie<br />
L. Thuringia und 1940 die L. Markaria<br />
verschmolzen hatten.<br />
Die Landsmannschaft Gottinga<br />
steht in Freundschaftsverhältnissen<br />
seit 1883 mit der SlesvicoHolsatia,<br />
jetzt SlesvicoHolsatia vereinigt mit<br />
L. Cheruscia zu Kiel, seit 1909 mit der<br />
Hannovera, jetzt Hansea a. d. Wels zu<br />
München (Gottinga hatte 1907 Hannovera<br />
a. d. Wels durch drei Burschen<br />
wieder aufgemacht), seit 1919 mit der<br />
Rhenania Jena zu Marburg, jetzt Rhenania<br />
Jena zu Jena und Marburg, und<br />
seit 1955 mit der HammoniaMarko<br />
Natangia zu Hamburg. Im SS 1965<br />
entsandte die Gottinga ihrer lbbf.<br />
L. SlesvicoHolsatia drei Unterstützungsburschen.<br />
Die Landsmannschaft Vitebergia<br />
Halle war am 7. Januar 1953 mit Gottinga<br />
verschmolzen. In den 38 Jahren<br />
Vitebergia in der Gottinga wurde jeweils<br />
Mitte Januar eines Jahres der<br />
Gründungstag der Vitebergia mit<br />
dem Wittenbergenkommers gefeiert.<br />
Nach der Wiedervereinigung war es<br />
eine große Tat der Gottinga, daß sie<br />
das 1953 gegebene Versprechen zur<br />
Wiederaufmachung der Vitebergia<br />
umgesetzt hat. Am 19. Januar 1991 erfolgte<br />
zunächst die Wiedergründung<br />
des AHV der Vitebergia in Göttingen<br />
und am 4. Mai 1991 die Rekonstituierung<br />
der Vitebergia in Halle.<br />
Seither hat sich Vitebergia in Halle<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
37<br />
CC vor Ort
CC vor Ort<br />
selbständig zu einem stabilen Bund<br />
entwickelt.<br />
Seit dem 20. Oktober 2001 ist mit<br />
Gottinga die frühere LeipzigGöttinger<br />
Turnerschaft MündeniaHercynia<br />
im CC vereinigt. Die Verschmelzung<br />
der beiden Bünde wurde am<br />
20. Oktober 2000 in Hannoversch<br />
Münden mit einem eindrucksvollen<br />
Fusionskommers gefeiert. Die<br />
Landsmannschaft Gottinga besteht<br />
in ihrem 300. Jubiläumssemester aus<br />
etwa 250 Bundesbrüdern.<br />
Höhepunkt der Festveranstaltungen<br />
des 150. Stiftungsfestes war am<br />
24. Juni der Festkommers im ›Hotel<br />
Freizeit In‹ an der Dransfelder Straße<br />
in Göttingen. Vor dem Kommers hatten<br />
die Göttinger mit ihren Freundschaftsbrüdern<br />
den feierlichen ›Landesvater‹<br />
gestochen. Beim Eintritt in<br />
die großzügigen Räumlichkeiten des<br />
Hotels ›Freizeit In‹ wurden die Gäste<br />
durch die Klänge einer Blaskapelle<br />
aus Elze empfangen. Neben etwa 150<br />
Mitgliedern der gastgebenden Landsmannschaft<br />
fanden sich etwa 90<br />
Freundschafts und Verbandsbrüder<br />
sowie andere Gäste zum Stiftungsfestkommers<br />
ein. Etwa 50 Damen<br />
verfolgten den Abend in dem durch<br />
offene Türen mit dem Saal verbundenen<br />
Foyer. Kurz nach 20 Uhr bat AH<br />
Wilkens II um »Silentium für den Einzug<br />
der Herren Chargierten!« Neben<br />
der gastgebenden Gottinga chargierten<br />
folgende acht Bünde: Es begann<br />
mit der Präsidierenden im CC, der<br />
L. Verdensia zu Göttingen, die nach<br />
den Klängen des <strong>Coburger</strong> Marsches<br />
38 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
einzog. Ihr folgten die liebbefreundeten<br />
Landsmannschaften SlesvicoHolsatia/Cheruscia<br />
Kiel, Vitebergia Halle,<br />
Hansea auf dem Wels München, Rhenania<br />
Jena zu Jena und Hammonia<br />
Marko Natangia zu Hamburg, sowie<br />
das Corps Frisia zu Göttingen und<br />
die Studentische Verbindung Agronomia<br />
Göttingen. Die 27 Chargierten<br />
am Kopfende des großen Saales boten<br />
ein imposantes Bild, gaben dem<br />
Festkommers unter der souveränen<br />
Leitung des Erstchargierten stud. agr.<br />
Thees Meyer ein würdiges Gepräge.<br />
Nach dem Einzug der Chargierten<br />
ließ der Kommersleiter die Fahnen<br />
der mit Gottinga verschmolzenen<br />
Bünde Vitebergia (von 1953 bis 1991),<br />
Thuringia, Markaria und Mündenia<br />
Hercynia, eskortiert von jeweils einem<br />
Alten Herren (oder Sohn) dieser<br />
Bünde, hereintragen. Dabei hob er<br />
die Bedeutung dieser Fusionen für<br />
die Entwicklung der Gottinga hervor<br />
und würdigte besonders die o. g. Vereinigung<br />
mit der LeipzigGöttinger<br />
Turnerschaft MündeniaHercynia.<br />
An der Spitze der Ehrengäste waren<br />
der Bürgermeister der Stadt Göttingen,<br />
Wilhelm Gerhardy, der AHCC<br />
Vorsitzende Vbr. Jürgen Schawer,<br />
RhenoGermania, Chattia Gießen,<br />
und der 1. stv. CCSprecher Vbr. Reinhard<br />
Kröger, Verdensia, erschienen.<br />
aB Meyer freute sich, darüber hinaus<br />
u. a. zwei Professoren sowie die AH<br />
Vorsitzenden der Freundschaftsbünde<br />
begrüßen zu können. Ein Höhepunkt<br />
des Kommerses war die temperamentvolle<br />
Festrede von Herrn Dr. jur. Christian<br />
von Boetticher, Vorsitzender<br />
der CDUFraktion im Landtag von<br />
SchleswigHolstein, über »Herausforderungen<br />
an Politik und Gesellschaft<br />
in Deutschland zu Beginn des 21.<br />
Jahrhunderts«. Herr von Boetticher,<br />
der Angehöriger der lbbf. L. Slesvico<br />
Holsatia/Cheruscia zu Kiel ist, machte<br />
am Anfang seiner mit vielen Ovationen<br />
bedachten Ausführungen der Corona<br />
Hoffnung auf eine kurze Rede<br />
mit einem klassischen Zitat. Dies habe<br />
er schließlich schon in seiner Fuchsenstunde<br />
gelernt. Danach lenkte er<br />
den Blick seiner Zuhörer auf die aktuellen<br />
Probleme Deutschlands und<br />
hob dabei vor allem die existenzielle<br />
Notwendigkeit der Konsolidierung<br />
der öffentlichen Haushalte hervor.<br />
Anhand von Beispielen aus Schleswig<br />
Holstein machte v. Boetticher deutlich,<br />
vor welchen Schwierigkeiten<br />
Der Festredner beim Kommers:<br />
Dr. Christian von Bötticher,<br />
Vorsitzender der CDU-Fraktion im<br />
schleswig-holsteinischen Landtag<br />
die politisch Verantwortlichen dabei<br />
stünden: »Sparen und Haushaltskonsolidierung<br />
– klar! Aber bitte nicht<br />
bei mir!« Unser Freundschaftsbruder<br />
konnte am Schluß seiner Ausführungen<br />
keine unumwunden positive<br />
Prognose für die Bewältigung dieser<br />
lebensnotwendigen Herausforderungen<br />
für Staat und Gesellschaft geben.<br />
Der amtierende AHVorsitzende der<br />
Gottinga, Bbr. Peter Ehrhardt, ging in<br />
geschliffenen Worten auf die Quellen<br />
des Bundeslebens ein und übergab der<br />
Aktivitas als Geschenk des AHV ein<br />
über 100 Jahre altes Couleurschränkchen,<br />
welches ein GöttingerWappen<br />
auf der Glastür und die Widmung<br />
eines Bundesbruders enthält. Als Antwort<br />
auf diese ›Rede der Gottinga‹ ließ<br />
der Erstchargierte das Bundeslied der<br />
Gottinga, Georgia Augusta, singen.<br />
Den vier Grundstrophen dieses schönen<br />
Kommersliedes fügte vor Jahren<br />
ein Göttinger AH folgende Strophe<br />
auf Gottinga hinzu: »Stadt Göttingen<br />
verbunden durch Heim und<br />
Namen Dir, in allen guten Stunden<br />
Dich preisen wollen wir. Nach Brüderschaft<br />
wir streben im Glücke wie<br />
in Not, hoch Ehr’ und Freiheit leben:<br />
Gottinga – Blau – Gold – Rot!« Der<br />
Bürgermeister der Stadt Göttingen,<br />
Gerhardy, konnte in seinem Grußwort<br />
auf die Aussagen dieses Liedes<br />
Bezug nehmen, in dem er u. a. sagte:<br />
»Studentische Verbindungen wie die<br />
Landsmannschaft Gottinga sind in<br />
einer Universitätsstadt nicht nur eine<br />
interessante Tradition, sondern auch<br />
lebendige Gegenwart; sie gehören in<br />
unserer Stadt einfach dazu. Sie (die<br />
Göttinger) sind ausgezeichnete Botschafter,<br />
Alumni der ExzellenzUniversität<br />
und der Stadt Göttingen. Dafür<br />
ein herzliches Dankeschön.«
Der Vorsitzer des AHCC, Herr<br />
Vbr. Jürgen Schawer, überbrachte die<br />
Glückwünsche des Verbandes Alter<br />
Herren des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s. Vbr.<br />
Reinhard Kröger, Verdensia Göttingen,<br />
1. stv. CCSprecher, nutzte die<br />
Gelegenheit seines Grußwortes zu einem<br />
Rückblick auf den gemeinsamen<br />
Weg Gottingas und Verdensias: »Gottinga<br />
und Verdensia sind die beiden<br />
letzten verbliebenen Verbindungen<br />
des OCC Göttingen. Der OCC Göttingen<br />
bestand einmal aus 9 CCVerbindungen.<br />
Verdensia wie auch Gottinga<br />
haben die historische Pflicht, an den<br />
uns trennenden Dingen zu arbeiten<br />
und die Gemeinsamkeiten auszubauen.«<br />
Alle Grußworte sowie die Antworten<br />
des Erstchargierten wurden<br />
auf Grund ihrer Form, ihres Inhaltes<br />
und manchmal auch wegen der launigen<br />
Worte von der Corona mit viel<br />
Beifall aufgenommen. Den würdevollen<br />
Abschluß fand der Kommers mit<br />
der Nationalhymne und dem Auszug<br />
der Herren Chargierten.<br />
Am Samstag um 10 Uhr läuteten<br />
die Glocken der Albanikirche zum<br />
Festgottesdienst. Der Gottesdienst<br />
wurde sehr ansprechend gestaltet von<br />
den Bundesbrüdern Dipl.Theol. Kai<br />
Schürholt (Lithurgie), Pastor Martin<br />
Woldert (Predigt) und Rechtsanwalt<br />
ChristianAlbrecht Kurdum (Totengedenken).<br />
Nach dem Gottesdienst<br />
fand die von Bbr. Dr. Christian Ahl<br />
moderierte Feierstunde im Auditorium<br />
Maximum der Universität statt.<br />
Das ›Blechbläserquintett der Akademischen<br />
Orchestervereinigung AOV‹<br />
umrahmte den Festakt musikalisch.<br />
Bbr. Prof. Dr. David Mihardy, Simon<br />
Fraser University Vancouver, Kanada,<br />
hielt den Festvortrag über »Über die<br />
Freundschaft in unseren Korporationen«.<br />
Anschließend stellte Bbr. Peter<br />
Ehrhardt die feste innere Bindung der<br />
Bundesbrüder an unsere Alma Mater<br />
Gottingensis in den Mittelpunkt<br />
seiner Rede und überreichte dem Vizepräsidenten<br />
der Universität, Herrn<br />
Prof. Dr. Wolfgang Lücke, als Ausdruck<br />
des Dankes und der inneren Verbundenheit<br />
einen Scheck über 1.000 Euro<br />
für die Universitätsbibliothek.<br />
AH-Vorsitzender Peter Ehrhardt<br />
übergibt einen Spenden-Scheck<br />
an Prof. Dr. Wolfgang Lücke,<br />
Vizepräsident der Universität<br />
Herr Prof. Lücke dankte für die<br />
zweckgebundene Spende und gab<br />
danach einen Überblick über die vielfältige<br />
Arbeit des Führungsgremiums<br />
der Universität. Er hoffte vor allem,<br />
daß der Status der Georgia Augusta als<br />
Exzellenzuniversität auch bei seiner<br />
Überprüfung im Jahre 2012 erhalten<br />
bleiben werde. Eine Hoffnung,<br />
für die es sich zu arbeiten lohne, weil<br />
das Abschlußexamen an einer Exzellenzuniversität<br />
vielleicht auch den<br />
Einstieg in den Beruf entscheidend<br />
fördern könnte.<br />
Anschließend bot ein Cateringservice<br />
im Garten des Göttinger Hauses<br />
der Gesellschaft ein köstliches<br />
Buffet. Bei herrlichem Sonnenschein<br />
ergab sich eine angenehme Atmosphäre,<br />
Zeit für muntere Gespräche<br />
mit Bundesbrüdern und Gästen.<br />
Am Abend folgte mit dem Festball<br />
im Hotel ›Freizeit In‹ ein weiterer<br />
Höhepunkt des Stiftungsfestes,<br />
der mit einem Sektempfang begann.<br />
Mit launigen Worten stimmte Bbr.<br />
Rechtsanwalt Gerhard Kortemme auf<br />
den Ball Room Dance ein. Die ersten<br />
zwei Stunden bildeten gewissermaßen<br />
den offiziellen Teil, der mehr den älteren<br />
Bundesbrüdern gewidmet war.<br />
Danach brachte eine Showband die<br />
Gesellschaft lautstark und schwungvoll<br />
auf die Beine. Die Tanzfläche war<br />
insbesondere von Tänzerinnen und<br />
Tänzern der jüngeren Generation<br />
durchgehend gut gefüllt. Auch die<br />
reifere Jugend genoß zum Teil den<br />
vollen Einsatz der Band. Das eine oder<br />
andere Hörgerät wurde beiseitegelegt.<br />
Es war ein rauschendes Fest mit einem<br />
einladenden Mitternachtsbuffet, das<br />
die Tanzbegeisterten in vollen Zügen<br />
genossen.<br />
Abgerundet wurde das ereignisreiche<br />
Stiftungsfest am Sonntag, dem 27.<br />
Juni, mit einem geselligen Ausklang<br />
auf dem Göttinger Haus. Die Landsmannschaft<br />
Gottinga hat sich in den<br />
Tagen ihres 150. Stiftungsfestes als<br />
aktiver Lebensbund gezeigt, der Tradition<br />
und Moderne miteinander verbindet.<br />
Dabei ist es ihr Ziel, vor dem<br />
Hintergrund ihrer großen Tradition<br />
die Zukunft erfolgreich zu gestalten.<br />
Dr. Jochen Wilkens,<br />
Gottinga, Slesvico-Holsatia v. m.<br />
Cheruscia, Vitebergia<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
39<br />
CC vor Ort
CC vor Ort<br />
40 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
Aus dem Leben unseres Verbandes<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> vor Ort<br />
In dieser Rubrik der CC-Blätter stellen Bünde, Altherrenverbände und VACC<br />
besondere Aktivitäten und Ereignisse vor. Zur Mitarbeit ist jedermann eingeladen<br />
Freiburg<br />
50 Jahre Kassenwart<br />
bei Cimbria<br />
Die Landsmannschaft Cimbria Freiburg<br />
kann ein seltenes Ereignis vermelden:.<br />
Seit 50 Jahren heißt ihr Kassenwart<br />
Dr. Claus Martens.<br />
Claus Martens wurde in Hamburg<br />
geboren, zog jedoch schon als Dreijähriger<br />
nach Freiburg, wo er bereits<br />
den ersten Kontakt zur Landsmannschaft<br />
Cimbria hatte, denn sein Vater,<br />
Albert Martens, war Alter Herr<br />
der Landsmannschaft. Entsprechend<br />
hatte Claus Martens bereits in seiner<br />
Kindheit und Jugend engen Kontakt<br />
zur Cimbria. Er erlebte im Jahre 1949<br />
in Freiburg die Neugründung, an<br />
der sein Vater als stellvertretener<br />
Altherrenvorsitzender und sein Bruder<br />
Hajü als einer der ersten Aktiven<br />
maßgeblich beteiligt waren.<br />
Claus Martens studierte in Hamburg,<br />
Bern und Freiburg Volks und<br />
Betriebswirtschaftslehre. 1956 legte<br />
er das Diplomexamen ab und absolvierte<br />
danach noch ein Aktivensemester<br />
– als Kassenwart der Aktivitas.<br />
Letzteres mit solchem Erfolg, daß<br />
der damalige Altherrenvorsitzende<br />
Günther Zehle II ihn sofort nach<br />
seiner Promotion 1959 in die Altherrenschaft<br />
aufnehmen und zu deren<br />
Kassenwart wählen ließ.<br />
Dieses Amt übte er während der<br />
folgenden fünf Jahrzehnte in Zusammenarbeit<br />
mit insgesamt sieben<br />
Altherrenvorsitzenden aus. Ab 1966<br />
übernahm er diese Aufgabe auch im<br />
Hausverein. Es gelang ihm stets, die<br />
Kassen des Bundes und des Hausvereins<br />
gesund und leistungsfähig zu erhalten,<br />
obwohl die Zahl der Mitglieder<br />
sich im Laufe der Jahre deutlich<br />
reduzierte und ihnen im Laufe der<br />
Jahre eine Vervielfachung der Beiträ<br />
ge zugemutet werden mußte. Besondere<br />
Anforderungen an die Kassen<br />
stellten sich nach der Übernahme<br />
des Präsidiums im <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong><br />
1972 / 73 sowie bei Kauf und<br />
Umbau des neuen Hauses in Zähringen<br />
1984 bis 1987. Die Erfüllung dieser<br />
Aufgaben war ihm nur möglich<br />
durch eine gewisse Rigorosität der<br />
Amtsführung. Während es bei den<br />
Alten Herren um die Beiträge ging,<br />
lag bei den Aktiven der Schwerpunkt<br />
in der Überwachung der Ausgaben<br />
und der entsprechenden Nachweise.<br />
Ein besonderes Kapitel waren die Abrechnungen<br />
mit den diversen Faxen.<br />
Am Jahresende <strong>2010</strong> endet die<br />
Amtszeit von Claus Martens. Die<br />
Landsmannschaft Cimbria bedankt<br />
sich für seine gute und erfolgreiche<br />
Arbeit. Nur jemand, der solch ein<br />
Amt einmal ausgeübt hat, weiß um<br />
die Undankbarkeit der Aufgabe.<br />
Ohne die Tätigkeit dieses fähigen<br />
Schatzmeisters stünde die Landsmannschaft<br />
Cimbria heute nicht da,<br />
wo sie steht.<br />
Dr. Claus Martens hat sich um die<br />
Landsmannschaft Cimbria Freiburg<br />
verdient gemacht.<br />
Dr. Tim Arenz,<br />
AHV Landsmannschaft Cimbria<br />
Freiburg<br />
Siegen<br />
Erster Siegener<br />
Schloßfrühschoppen<br />
Die korporationsstudentischen Verbände<br />
im Siegerland veranstalteten<br />
am 27. Juni <strong>2010</strong> unter der Leitung<br />
der Chargierten der Burschenschaft<br />
Sigambria et Alemannia zu Siegen<br />
sowie der Burschenschaft Thuringia<br />
Bad Frankenhausen zu Siegen am<br />
Oberen Schloß den ersten Siegener<br />
Schloßfrühschoppen.<br />
Die Teilnahme namentlich der<br />
Mitglieder der VACC Siegen nebst<br />
ihren Damen war erfreulich. Der<br />
Kommers wurde musikalisch gestaltet<br />
von der Knappenkapelle Siegen<br />
Niederschelden, die sich neben der<br />
ProgrammMusik ebenso stark bei<br />
der Intonisierung der begeistert<br />
mitgesungenen Studentenlieder<br />
zeigte.<br />
Das Wetter tat ein übriges: Die<br />
Sonne schien strahlend, die Wärme<br />
war erheblich, das Weißbier einer
Brauerei im Münchner Umkreis ging<br />
aus. Den Ideengebern dieser Veranstaltung<br />
galt allgemeiner Dank. Dem<br />
Ideengeber (Herrn Waffenbruder Dr.<br />
J. Fend, B. Germania Marburg) gilt<br />
allgemeiner Dank für die von ihm<br />
selbst gestaltete Einladung und die<br />
Arbeiten zur Vorbereitung. Viele<br />
der Beteiligten brachten es auf den<br />
Punkt:<br />
»Vivant sequentes!«<br />
In aufgeräumter Stimmung verließen<br />
die Teilnehmer den Ort des Geschehens<br />
und konnten anschließend<br />
das Weiterkommen der Deutschen<br />
Nationalmannschaft und den Sieg<br />
über England (4:1) zu Hause erleben.<br />
H. J. Henke, Nibelungia,<br />
Ubia Brunsviga<br />
Bielefeld<br />
Farbbeutelattacke auf<br />
Studentenwohnheim<br />
Auf das von der Bielefelder Turnerschaft<br />
Hansea betriebene Studentenwohnheim<br />
ist am Pfingstmontag<br />
ein Farbbeutelanschlag verübt<br />
worden. Verletzt wurde<br />
dabei glücklicherweise<br />
niemand: Das Haus war<br />
verwaist, die Aktiven<br />
der Hansea zu dieser<br />
Zeit zur Teilnahme am<br />
CCPfingstkongreß in<br />
Coburg.<br />
Die bei dem Anschlag<br />
verwendeten Farben sowie<br />
in der Vergangenheit<br />
seitens verschiedener<br />
Gruppen geäußerte<br />
Drohungen legen die<br />
Vermutung einer politisch<br />
motivierten Straftat<br />
nahe. Die Vorderseite<br />
und der Eingangsbereich des Gebäudes<br />
wurden von mindestens fünf<br />
Farbbeuteln getroffen und großflächig<br />
verunreinigt; der Schaden<br />
an der Bausubstanz wird von der<br />
Polizei auf mehrere tausend Euro<br />
geschätzt.<br />
Der als Träger betroffene Förderverein<br />
des Wohnheims und<br />
die Studentenverbindung Hansea<br />
distanzierten sich »ausdrücklich,<br />
gerade auch im Namen der Mitbewohner<br />
und jener Mitglieder mit<br />
Migrationshintergrund oder an<br />
Mehrere tausend Euro Schaden<br />
derer Staatsangehörigkeit, von jedweden<br />
politischen, religiösen oder<br />
sonstigen Ansichten und Tendenzen,<br />
die sich gegen die freiheitliche<br />
demokratische Grundordnung<br />
unserer Gesellschaft wenden. Die<br />
durch den Anschlag betroffene<br />
Studentenverbindung kann in der<br />
bewegten Geschichte seit ihrer<br />
Gründung im Jahre 1872 selbst auf<br />
längere Zeiten politischer Verfolgung<br />
zurückblicken. Zuerst durch<br />
das Verbot der Gemeinschaft und<br />
die Pfändung des Bundesvermögens<br />
durch die Nationalsozialisten, weil<br />
man sich der Gleichschaltung wiederholt<br />
widersetzte, sowie später,<br />
da ursprünglich in Leipzig ansässig,<br />
durch erneute Enteignung und Verbot<br />
durch den totalitären Staat der<br />
DDR, unter Führung von SED und<br />
Staatssicherheitsdienst.«<br />
Cartoons<br />
Hoffmanns Kalender<br />
Hoffmanns Schlagender Kalender und<br />
Hoffmanns Korporierter Kalender mit<br />
je zwölf Cartoons werden nach wie<br />
vor für interessierte Verbandsbrüder<br />
bereitgehalten und postwendend<br />
geliefert:<br />
1 Expl. 10,00 Euro<br />
ab 5 Expl. 9,00 Euro<br />
ab 10 Expl. 8,00 Euro<br />
ab 25 Expl. 7,50 Euro.<br />
auch bei gemischter Bestellung<br />
beider Kalender, zzgl. Versandkosten<br />
(Einzelexem plar Deutschland: 1,90<br />
Euro. – Bestellungen unter<br />
www.akadpress.de/studentika,<br />
EMail: info@akadpress.de,<br />
Telefon (02 01) 43 55 4100, Fax 01.<br />
Der Kalender umfaßt neben dem<br />
Titelblatt und einer Schutzfolie zwölf<br />
Kalenderblätter mit Kalendarium<br />
und Hoffmanns Zeichnungen im<br />
Format 21 × 21 cm, ist auf hochwertigem<br />
300 g KeramikKarton gedruckt<br />
und mit einer Drahtkammbindung<br />
nebst Aufhänger versehen.<br />
Machen Sie sich selbst, Bundes<br />
und Verbandsbrüdern, dem Herrn<br />
Gegenpaukanten oder anderen Korporierten<br />
also eine kleine Freude!<br />
Hoffmanns Schlagender Kalender 2011<br />
„Silentium für den Einzug der Herren Chargierten!“<br />
Hoffmanns Korporativer Kalender 2011<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
41<br />
CC vor Ort
CC vor Ort<br />
42 CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
Verbandsbrüder als Literaten<br />
Aus korporierter Feder<br />
Chronik der Landsmannschaft Chattia zu Gießen<br />
Die Landsmannschaft<br />
Chattia an<br />
der Universität<br />
Gießen ist einer<br />
der Bünde des CC,<br />
die ihre Geschichte<br />
von je her mustergültigdokumentiert<br />
haben. In<br />
diese Reihe gehört<br />
auch die Festschrift<br />
zum 125. Stiftungsfest:<br />
Joachim Hönack hat eine glänzend<br />
geschriebene und bebilderte<br />
Festschrift vorgelegt.<br />
In sechs Kapiteln wird die Geschichte<br />
des Bundes ausführlich und<br />
sehr persönlich dargestellt. Besonders<br />
schön sind in den Kapiteln die<br />
stets passend ausgewählten Bilder,<br />
die einen treffenden Einblick in das<br />
Bundesleben bieten. Viele einzigartige<br />
Fotos und Schriftstücke aus der<br />
Gründungszeit des Bundes stützen<br />
den angenehm lesbaren Text über die<br />
Jahre von 1882 bis zum Ende des Ersten<br />
Weltkrieges, von der Gründung<br />
des Vereins Blümchen über die Umbenennung<br />
und den Eintritt in die DL<br />
am Vorabend des Ersten Weltkrieges.<br />
Die Jahre von 1918 bis 1930 werden<br />
in Kapitel zwei beleuchtet und<br />
waren eine Phase der Expansion mit<br />
Gründung des Hausbauvereins und<br />
Hausbau. Abschnitt drei stellt die<br />
Jahre der Politisierung und der Kameradschaft<br />
dar. Zahlreiche einzigartige<br />
Quellen und Bilder beschreiben<br />
diese schwere Zeit der politischen<br />
Wirren und des Wiederaufstiegs des<br />
korporationsstudentischen Lebens<br />
sehr sachlich und ohne Verklärung<br />
der Tatsachen.<br />
Kapitel vier beschäftigt sich mit<br />
dem Wiederentstehen des Bundes<br />
und der Sammlung der Bundesbrüder<br />
nach 1945 und Abschnitt fünf<br />
mit den Jahren von 1951 bis zum<br />
100. Stiftungsfest. Höhen und Tiefen<br />
des Aktivenlebens.<br />
Heidelberg: Bilder-Chronik der Landsmannschaft Zaringia<br />
Lange hat uns Dr.<br />
Tilmann Bechert,<br />
Zaringia, warten<br />
lassen, dessen erste<br />
Chronik Die<br />
Zähringer bereits<br />
vor 20 Jahren erschien<br />
und nicht<br />
nur innerhalb des<br />
Bundes und in<br />
Historikerkreisen,<br />
sondern auch bei Außenstehenden<br />
großen Anklang fand.<br />
Anläßlich des 130. Stiftungsfestes<br />
der – mit vollem Namen – Landsmannschaft<br />
Zaringia Heidelberg<br />
vereinigt mit der Landsmannschaft<br />
Vandalia Breslau zu Heidelberg im<br />
<strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> hat er nun ein<br />
Fortsetzungswerk erstellt, welches<br />
sich nach einem Rückblick auf die<br />
Jahre 1880 bis 1990 insbesondere mit<br />
den seit Erscheinen der letzten Chronik<br />
vergangenen zwei Jahrzehnten<br />
beschäftigt und somit eine literarische<br />
Reise in die ältere und jüngere<br />
Vergangenheit dieser traditionsreichen<br />
Verbindung ermöglicht.<br />
Dr. Bechert ist es erneut gelungen,<br />
eine liebevoll gestaltete Zusammenfassung<br />
der vergangenen Ereignisse<br />
in Bildern, Texten und Dokumenten<br />
zu präsentieren, die ihrem Vorgänger<br />
aus dem Jahre 1990 inhaltlich und<br />
qualitativ in nichts nachsteht.<br />
In der chronologisch geordneten<br />
Dokumentation wird die Entstehung<br />
eines Freundschafts und Lebensbundes<br />
beschrieben, welcher Generationen<br />
von Breslauer und Heidelberger<br />
Studenten bis zu den Jahrgängen,<br />
die die heutige Aktivitas bilden,<br />
Das sechste Kapitel reicht vom<br />
100. Stiftungsfest 1982 bis zum 125.<br />
im Jahr 2007, beinhaltet einen eindrucksvollen<br />
Überblick über das Präsidialjahr<br />
1993 / 1994 und zeigt einen<br />
starken und lebenswilligen Bund.<br />
Im Anhang wird ein Überblick über<br />
die Mitglieder der Landsmannschaft<br />
Chattia gegeben, fast alle Couleurkarten<br />
werden abgebildet, der Couleurpfiff<br />
der Chatten wird erläutert<br />
und die Freundschaftsverhältnisse<br />
dargestellt. Ein Überblick über Veröffentlichungen<br />
des Bundes und ein<br />
Verzeichnis der Quellen und Darstellungen<br />
runden die sehr gelungene<br />
Festschrift ab.<br />
Dr. Holger Zinn<br />
Joachim Hönack, 125 Jahre Chattia<br />
Gießen 1882–2007. Eine Chronik der<br />
Landsmannschaft im CC Chattia zu Gießen,<br />
Györ [Ungarn] <strong>2010</strong>, ISBN 978-3-<br />
00-031428-5., 30,00 Euro. Bezug beim<br />
Verfasser: j.hoenack@ t-online.de<br />
vereint hat. Absicht der Chronk ist<br />
es, dem Leser vor Augen zu führen,<br />
daß Tradition bei Zaringia nicht<br />
etwa nur auf rückwärtsgewandten<br />
Konventionen beruht, sondern im<br />
Laufe der Zeit ständig neu mit dem<br />
jeweiligen Zeitgeist entsprechendem<br />
Sinn und Inhalt erfüllt wird. Hierbei<br />
geht es sowohl um das Verständnis<br />
der Historie, als auch um Fragen zur<br />
Gestaltung der Zukunft einer modernen<br />
studentischen Verbindung,<br />
die uns hoffentlich für die Ewigkeit<br />
erhalten bleiben wird.<br />
Ein Werk für alle Zähringer und<br />
andere Interessierte, welches nicht<br />
zuletzt wieder durch seine reiche Bebilderung<br />
hervorsticht. Großformatige<br />
Fotos in überwiegend brillanter<br />
Qualität schmücken diese 80seitige<br />
Chronik und schaffen es dabei, den
dem Bund eigenen ›Zähringer Geist‹<br />
in den Köpfen der Leser aufleben zu<br />
lassen.<br />
Migrantengewalt –<br />
Der Übertitel des<br />
soeben erschienenen<br />
Werkes, welches<br />
an die aktuelle<br />
Debatte um die ausuferndeJugendkriminalität<br />
(Kirsten<br />
Heisig, Das Ende der<br />
Geduld) und die demographischeEntwicklung<br />
infolge<br />
einer fehlgesteuerten Zuwanderung in<br />
Deutschland (Thilo Sarrazin, Deutschland<br />
schafft sich ab) nahtlos anschließt,<br />
läßt den potentiellen Leser prima vista<br />
nicht vermuten, welch umfassende, interdisziplinäre<br />
Analyse ihn mit diesem<br />
Buch erwartet.<br />
Der 1968 geborene Politikwissenschaftler<br />
und Journalist Stefan<br />
Hug, der bereits zahlreiche Publikationen<br />
zu kulturellen und historischpolitischen<br />
Themen verfaßt<br />
hat, beschäftigt sich in seiner Un<br />
Der 1937 geborene<br />
Autor, Germanist<br />
und Altphilologe<br />
Vbr. Helge Wilhelm<br />
Seemann befaßt<br />
sich in seinem<br />
neuesten Werk<br />
Trojanischer Krieg<br />
mit dem gleichnamigen<br />
zentralen<br />
Ereignis der griechischen<br />
Mythologie. Auslösender Gegenstand<br />
ist die Entführung der Helena,<br />
der Frau des spartanischen Königs<br />
Menelaos, durch Paris, den Sohn<br />
des trojanischen Königs Priamos.<br />
Getrieben von dem Wunsch, diese<br />
Schmach zu rächen, versucht das Heer<br />
der Griechen ein ganzes Jahrzehnt<br />
über, die stark befestigte Stadt Troja<br />
einzunehmen. Die Eroberung gelingt<br />
jedoch erst durch den Einsatz der allseits<br />
bekannten List des ›Trojanischen<br />
Pferdes‹.<br />
Zu beziehen ist die Chronik für<br />
30 Euro inkl. Porto über Vbr. Dr. Heiner<br />
Höltkemeier, h.hoeltkemeier@<br />
Wie sich unser Staat selbst entmachtet<br />
Machtpolitik – damals wie heute<br />
tersuchung nämlich nicht lediglich<br />
mit (obschon von ihm wohlrecherchierten)<br />
praktischen Fällen der ausufernden,<br />
wenngleich von der politischen<br />
Klasse verharmlosten, statistisch<br />
manipulierten oder schlicht<br />
ignorierten Migrantengewalt. Er<br />
analysiert insbesondere auch die<br />
Ursachen und Auswirkungen der<br />
exorbitant hohen Gewaltkriminalität,<br />
die vor allem von türkischen<br />
und arabischen Migranten ausgeübt<br />
wird, wobei er der Untersuchung des<br />
religiöskulturellen Hintergrunds<br />
der überwiegend muslimisch geprägten<br />
Einwanderer besonderes<br />
Augenmerk schenkt.<br />
Das mit knapp 300 Seiten vom<br />
Umfang her lesbar gebliebene Werk<br />
besticht vor allem aber dadurch, daß<br />
der Autor es versteht, die enorme<br />
Gefahr des Verfalls des staatlichen<br />
Gewaltmonopols in Deutschland<br />
stets – und dies auf wissenschaftlichem<br />
Niveau – in einen geistesge<br />
Im Gegensatz zu anderen zahlreich<br />
vorhandenen Abhandlungen über<br />
den trojanischen Krieg beschränkt<br />
sich Seemann jedoch nicht etwa<br />
auf eine Nacherzählung der Sage,<br />
sondern hinterfragt sie auf ironischsatirische<br />
Weise und liefert dabei<br />
deutliche Bezüge zur Gegenwart.<br />
»Motive und Denkschemata, die<br />
diesem Mythos zu Grunde liegen«,<br />
so der Autor, »sind auch heute noch<br />
anzutreffen.« Am besten zu erkennen<br />
seien diese »in der Auseinandersetzung<br />
zwischen Menelaos und<br />
Agamemnon, der alles daran setzt,<br />
daß dieser Krieg geführt wird«.<br />
Die Entführung und der Untergang<br />
des trojanischen Reiches werden<br />
zwar ausführlich dargestellt, das<br />
Interesse des Autors gilt aber darüber<br />
hinaus vor allem der Zeit der<br />
griechischen Belagerung und deren<br />
gesellschaftlichhistorischem sowie<br />
psychologischem Kontext und<br />
tonline.de. Der Vorgängerband ist<br />
bei ihm ebenfalls noch für 15 Euro<br />
erhältlich.<br />
schichtlich und politischen Zusammenhang<br />
einzuordnen.<br />
Ohne sich Platitüden zu bedienen<br />
oder Ressentiments zu schüren,<br />
zeigt Vbr. Hug sine ira et studio auf,<br />
daß der deutsche Staat – bedingt<br />
durch die Zerstörung seiner ethnischen<br />
und religiösen Homogenität<br />
– auf dem besten Wege ist, sich<br />
selbst systematisch zu entmachten<br />
und die deutsche Politik mit den<br />
bisher angewandten kosmetischen<br />
Mittelchen nicht in der Lage sein<br />
wird, dem Phänomen Migrantengewalt<br />
auch nur annähernd Herr<br />
zu werden. Ein Buch, das nicht nur<br />
dem Anspruch auf Information<br />
gerecht wird, sondern auch wachrüttelt.<br />
Mag. Dr. Andreas Hochwimmer<br />
Stefan Hug, Migrantengewalt – Wie sich<br />
unser Staat selbst entmachtet. Verlag<br />
Bublies <strong>2010</strong>, ISBN 978-3-937820-13-2.<br />
302 Seiten, gebunden, 19,80 Euro.<br />
dessen Bedeutung für die Moderne.<br />
Seemann gibt dem Leser dabei<br />
deutliche Hinweise auf Parallelen<br />
der gegenwärtigen Machtpolitik.<br />
So soll deutlich werden, daß zum<br />
Raub der Helena nicht etwa irgendwelche<br />
Eingriffe der Götter geführt<br />
haben, sondern eher ganz besondere<br />
Voraussetzungen auf intimerotischer<br />
Basis, sowohl bei Helena als<br />
auch bei Paris.<br />
Seemann verleiht dem Thema<br />
durch seine Sicht des Geschehens<br />
einen ganz eigenen Charakter, der<br />
durch lebendige Dialoge zwischen<br />
den beteiligten Personen und nicht<br />
zuletzt durch in die Handlung eingestreute<br />
Kommentare weder Spannung<br />
noch historische Hintergrundinformationen<br />
vermissen läßt.<br />
Helge Wilhelm Seemann, Trojanischer<br />
Krieg. Projekte-Verlag 2009, ISBN 978-<br />
3-86634-661-1, 177 S., geb., 18,50 Euro.<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
43<br />
CC vor Ort
ANZEIGEN<br />
Verband Alter Herren des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s (AHCC) e. V., Triftstraße 1, D-80538 München<br />
PVSt, DPAG, Entgelt bezahlt, B 2042 F<br />
Julius Aller »Der 56. Geburtstag«<br />
Frühjahr 1945. Der Zweite Weltkrieg<br />
geht zu Ende. Adolf Hitler, Führer des<br />
deutschen Reiches, will den Zusammenbruch<br />
nicht wahrhaben und verschanzt<br />
sich in seinem Bunker in Berlin.<br />
In diese Zeit fällt sein 56. Geburtstag.<br />
Die Getreuen gratulieren, die Würdenträger<br />
des Reiches kommen und reden<br />
ihm zu, seine Geliebte Eva Braun besteht<br />
auf einer richtigen Geburtstagsfeier.<br />
Wie der Tag verläuft, begleitet<br />
vom Dröhnen feindlicher Granaten-<br />
einschläge, und welches überraschende Ende er nimmt, erzählt<br />
dieser packende Roman. Eine aufschluß reiche und kluge Analyse<br />
des Nationalsozialismus.<br />
Julius Aller »Der 56. Geburtstag«<br />
Roman, 245 Seiten, 17,50 Euro<br />
ISBN 978-3-86582-723-4<br />
Verlag Monsenstein und Vannerdat<br />
Am Hawerkamp 31, 48155 Münster<br />
Tel.: 02 51 - 6 20 65 08 11, E-Mail: service@mv-verlag.de<br />
Net: www.mv-buchshop.de<br />
Erhältlich in jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag<br />
Waffenring-Stammtisch Teneriffa<br />
Der Verfasser ist Mitglied<br />
der Landsmannschaft<br />
Nibelungia Marburg<br />
Zwischen September und Mai trifft sich einmal monatlich ein Kreis von Waffenstudenten (mit Damen)<br />
an wechselnden Orten. ›Residente‹ und Besucher sind herzlich willkommen! Bitte wenden Sie sich an:<br />
Dr. Karl W. Brandt • Hassia Darmstadt • E-Mail: BrandtKarl@web.de • Tel.: (00 34) 9 22 81 39 61 (ab September)<br />
Ihr engagierter Partner für alle Korporationsdrucksachen:<br />
Semesterprogramme, Einladungen, Plakate, Rundschreiben-Service u. v. m.<br />
– Ihre Bundeszeitung in zwei Tagen gedruckt und versandt –<br />
akadpress GmbH • Oberstraße 45 • 45134 Essen • info@akadpress.de