4/2010 - Coburger Convent
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Gedanken zur Zukunft unseres Verbandes<br />
Quo vadis <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>?<br />
»Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag« (Faust I, erste Studierzimmerszene)<br />
Wie sollen wir uns die<br />
Zukunft des CC vorstellen?<br />
Wer über die Zukunft des CC nachdenkt,<br />
muß von dessen Selbstverständnis<br />
in der Gegenwart ausgehen.<br />
Nach den Eingangsbestimmungen<br />
der Satzung wird der einzelne<br />
aktive Bund an einer Hochschule<br />
dargestellt und vertreten. Nicht der<br />
Verband besteht demnach an den<br />
Hochschulen, sondern jede Landsmannschaft<br />
oder Turnerschaft besteht<br />
für sich an ihrer jeweiligen<br />
Hochschule. Die Bünde bilden über<br />
ihr Mitgliedschaftsverhältnis den<br />
Verband. Weil der Verband gar nicht<br />
an den Hochschulen besteht, kann<br />
er dort nicht durch seine Verbandsorgane,<br />
sondern nur indirekt durch<br />
seine Bünde handeln.<br />
Der Verband braucht nach seinem<br />
Selbstverständnis aber nicht darauf<br />
zu verzichten, sich mit den aktuellen<br />
und existentiellen Problemen<br />
seiner Bünde an den Hochschulen<br />
zu befassen. Er wird kaum als CC<br />
eine bundesweite Stimme von hochschul<br />
oder bildungspolitischem Gewicht<br />
erlangen, etwa gegenüber der<br />
Kultusministerkonferenz der Länder.<br />
Es ist sogar verständlich, daß<br />
seit Jahren die CCPräsidien eine<br />
Kultur des Nichteinmischens, ja des<br />
Schweigens zu den vielfältigen Problemen<br />
der Hochschulen betreiben<br />
und daß es, abgesehen von persönlichen<br />
Wortmeldungen, keine Entschließungen<br />
des Verbandes mehr<br />
dazu gibt. Läßt aber die Führung<br />
des CC die Mitgliedsbünde alleine<br />
an ihren Hochschulen, beansprucht<br />
sie nur die äußere Organisationsstruktur<br />
für einen Zusammenhalt?<br />
Einmal im Jahr zu Pfingsten ein<br />
überregionales Fest des Verbandes<br />
für alle Bünde und dann zurück an<br />
die örtliche Hochschule? Es kommt<br />
darauf an, was der CC in der Zukunft<br />
daraus machen wird.<br />
Muß der CC sich eine<br />
veränderte Zielsetzung<br />
geben oder neue Aufgaben<br />
stellen?<br />
Man könnte fragen, ob der CC sich<br />
Ziele setzen soll, die in der Zukunft<br />
liegen. Ein Ziel ist etwas, das erreicht<br />
werden soll, wobei vorher nicht<br />
feststeht, ob es tatsächlich erreicht<br />
werden wird. Ein Ziel des CC war<br />
in der Vergangenheit das Erreichen<br />
der deutschen Einheit. Wie im einschlägigen<br />
Band 37 der Schriftenreihe<br />
der Studentengeschichtlichen<br />
Vereinigung des <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong>s<br />
dokumentiert ist, hat zwar nicht der<br />
CC das staatliche Ziel der deutschen<br />
Einheit herbeigeführt, er hat aber<br />
über viele Jahre hinweg einen bedeutenden<br />
Beitrag dazu geleistet, daß unser<br />
Staat sein und unser gemeinsames<br />
großes Ziel erreichen konnte.<br />
Ein ähnliches zukünftiges Ziel<br />
steht gegenwärtig für den CC nicht<br />
an. Der Verband könnte sich aber<br />
Aufgaben stellen, die auf Dauer angelegt<br />
und in die Zukunft gerichtet<br />
sind. Zu differenzieren ist zwischen<br />
Aufgaben, die der Verband sich stellt<br />
und den Aufgaben bzw. den Pflichten<br />
seiner Bünde, bei deren Erfüllung<br />
der Verband sie unterstützt.<br />
Beides muß sorgfältig auseinander<br />
gehalten werden.<br />
Zu den wichtigsten Aufgaben der<br />
Bünde gehören Bildungsaufgaben.<br />
Beispielsweise überstiege es die Möglichkeiten<br />
des Verbandes, wenn er<br />
Bildungsveranstaltungen anstelle<br />
seiner Bünde durchführte. Hilfreich<br />
ist es aber, wenn der Verband solche<br />
Verbandsbrüder zusammenführt<br />
und fortbildet, die ihrerseits am<br />
Hochschulort als ›Multiplikatoren‹<br />
Bildungsveranstaltungen für die<br />
Bünde gestalten. Allgemein gilt es,<br />
die Ämter des Verbandes und deren<br />
Aufgaben auf die Unterstützung der<br />
Bünde auszurichten, den Bünden<br />
nicht die Wahrnehmung der eigenen<br />
Aufgaben abzunehmen, sie auf<br />
der örtlichen Hochschulebene zu<br />
belassen und als Verband auf der<br />
zentralen Ebene nicht Aufgaben zu<br />
übernehmen, die den Bünden obliegen.<br />
So ist die Nachwuchswerbung<br />
ureigenste Aufgabe der Bünde, zu der<br />
der Verband allenfalls indirekt beitragen<br />
kann. Auch ist Sorgfalt bei der<br />
Gestaltung der GreifensteinTagung<br />
geboten, denn das ist eine Veranstaltung<br />
des Verbandes, der nicht den<br />
Bünden die Wahrnehmung eigener<br />
Aufgaben abzunehmen hat.<br />
Struktur – Inhalte – Aufgaben<br />
Im CC wurde eine jahrelange Diskussion<br />
über die einzunehmende<br />
Struktur des Verbandes und die dafür<br />
einzurichtenden Ämter geführt.<br />
Verständige Diskussionsteilnehmer<br />
haben frühzeitig darauf hingewiesen,<br />
daß zuerst inhaltlich geklärt werden<br />
muß, was man strukturieren will. Das<br />
half alles nichts, so daß zwar eine<br />
Struktur des Verbandes, nicht aber<br />
die Inhalte diskutiert wurden, denen<br />
die Struktur hätte dienen sollen.<br />
Unglücklich war bereits die Gegenüberstellung<br />
der Begriffe von<br />
Struktur und Inhalten. Man hätte<br />
begrifflich besser von Aufgaben<br />
des Verbandes gesprochen, von der<br />
Strukturierung und der Abgrenzung<br />
der Aufgaben. Unter einer Aufgabe<br />
versteht man etwas Aufgegebenes,<br />
ein Sollen. In der Sache war es nicht<br />
falsch, Strukturen zu diskutieren,<br />
doch die Reihenfolge war methodisch<br />
verfehlt. Die Aufgaben des<br />
Verbandes hätten zuerst geklärt<br />
gehört, dann wäre die Strukturierung<br />
der Aufgaben des Verbandes<br />
im Verhältnis zu den Aufgaben der<br />
Bünde gekommen. Darüber ist viel<br />
Zeit verloren worden, und die Diskussion<br />
muß leider neu angefangen<br />
werden.<br />
CC-Blätter 4/<strong>2010</strong><br />
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