Volltext (PDF) - Qucosa
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1. Einführung und Zielsetzung<br />
Um sicherzustellen, dass die Versuchsgrenzlast nicht überschritten wird, muss das untersuchte Bauteil<br />
ein ausreichendes ”<br />
Ankündigungsverhalten“ aufweisen, wobei sich der Begriff ”<br />
Ankündigung“<br />
auf die Versuchsgrenzlast und nicht auf die maximale Grenzbelastung im Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />
bezieht. Tragwerke mit geringem Ankündigungsverhalten (z. B. Stahlbetonkonstruktionen<br />
ohne Querkraftbewehrung, Tragwerke aus Spannbeton) können daher mit den bisher angewendeten<br />
Techniken nur in Ausnahmefällen einem Belastungsversuch unterzogen werden. Hier können<br />
schon geringe Strukturveränderungen eine intolerable Schädigung, einen unzulässigen Verlust an<br />
Vorspannkraft oder gar eine Reduzierung der Tragfähigkeit zur Folge haben, so dass im Falle eines<br />
Belastungsversuches die maßgebenden Versuchsgrenzlastkriterien weit auf der sicheren Seite festgelegt<br />
werden müssen.<br />
Für die Messung von sehr geringen Strukturveränderungen sind die heute bei Probebelastungen üblichen<br />
Messverfahren (Messung von Globalverformungen oder punktuellen Dehnungen) nur bedingt<br />
geeignet, da im Falle der Globalverformungen (z. B. Durchbiegungen) Nichtlinearitäten erst sehr<br />
spät erkannt werden können, wogegen bei punktuellen Dehnungsmessungen der Ort des Auftretens<br />
von Nichtlinearitäten vorher genau bekannt sein muss. Im hier beschriebenen Forschungsprojekt<br />
wird daher das Ziel verfolgt, durch eine flächen- bzw. volumenhafte Überwachung Dehnungs- und<br />
Rissbildungsprozesse im Tragwerk bzw. in relevanten Tragwerksbereichen frühzeitig zu erkennen<br />
und hieraus Versuchsgrenzlastindikatoren abzuleiten, welche insbesondere für die Untersuchung<br />
von Bauteilen mit geringem Ankündigungsverhalten verwendbar sind. Hierfür kommen spezielle<br />
Verfahren zum Einsatz, welche in der jüngeren Vergangenheit teilweise eine erhebliche Entwicklung<br />
erfahren haben und für die bereichsweise Überwachung von Bauteilabschnitten geeignet sind. Konkret<br />
wurden folgende Technologien bzw. Verfahren ausgewählt, die innerhalb des Forschungsvorhabens<br />
auf ihre Eignung und Anwendbarkeit zur Identifikation von Strukturveränderungen überprüft<br />
und weiterentwickelt werden sollen:<br />
- Photogrammetrie,<br />
- Schallemissionsmessung,<br />
- bereichsweise Verformungsmessung.<br />
Ein besonderes Ziel ist es, vor allem durch die Kombination der genannten Messverfahren eine<br />
wesentliche Verbesserung der Informationsqualität während des Belastungsversuches zu erreichen<br />
und aus der Auswertung der Messergebnisse objektive Kriterien für die Bestimmung der Versuchsgrenzlast<br />
zu definieren. Dadurch soll gewährleistet werden, dass beginnendes nichtlineares Strukturverhalten<br />
auf sehr geringem Niveau unmittelbar während des Versuches festgestellt und damit<br />
die Versuchsgrenzlast schädigungsfrei ermittelt werden kann.<br />
Das beschriebene Forschungsvorhaben beinhaltet die notwendigen theoretischen Grundlagenuntersuchungen<br />
und -entwicklungen sowie deren Verifizierung im Rahmen von Bauteilversuchen im<br />
Labor. Im Rahmen des Fortsetzungsprojektes wurden die gefundenen Indikatoren in einem in-situ-<br />
Versuch an Spannbetonhohlplatten erprobt und bestätigt. Den Schwerpunkt des Fortsetzungsprojektes<br />
stellt die Weiterentwicklung der photogrammetrischen Auswertungen zur Online-Fähigkeit<br />
dar. Diese wurde im November und Dezember 2012 erstmals bei Bauteilversuchen im Labor erfolgreich<br />
eingesetzt.<br />
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