Landwirtschaft – Kulturlandschaft – Regionale Esskultur
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Bruno Krieglstein: <strong>Esskultur</strong> <strong>–</strong> Spiegelbild der <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
Nichts ist beständiger als der Wandel!<br />
Angesichts unserer auf fossilen Kohlenwasserstoffen<br />
basierenden Wirtschaft und Technologie wird im Zusammenhang<br />
mit der Entwicklung unserer <strong>Kulturlandschaft</strong>en<br />
ganz vergessen, dass auch, abgesehen<br />
vom letzten Jahrhundert, stets die stoffliche und<br />
energetische Nutzung von Biomasse einen erheblichen<br />
Einfluss auf die <strong>Kulturlandschaft</strong>en hatte. Dies<br />
gilt im Hinblick auf die landwirtschaftliche Nutzung,<br />
beispielsweise für die Wollerzeugung oder den Anbau<br />
von Faserpflanzen (Blaues Allgäu), es gilt aber<br />
auch für die unterschiedlichen forstwirtschaftlichen<br />
Nutzungsformen wie Nieder-, Mittel- oder Hochwald.<br />
Die „Umstellung“ auf die stoffliche und energetische<br />
Nutzung der fossilen Rohstoffquellen hat<br />
erheblichen Einfluss auf traditionelle land- und forstwirtschaftliche<br />
Nutzungsformen (z.B. Stichwort Motorisierung)<br />
gehabt <strong>–</strong> und hat dies, angesichts des<br />
Klimawandels, auch indirekt und voraussichtlich<br />
noch auf weitere Zeit.<br />
Abb. 2: Auf „Heimatkurs“ <strong>–</strong> eines von vielen aktuellen Beispielen im Deutschen<br />
Lebensmittelmarkt ...<br />
Foto: privat<br />
Heute erhaltenswerte <strong>Kulturlandschaft</strong>en als Resultat<br />
von Rahmenbedingungen und „Eingriffen“,<br />
die in der Vergangenheit liegen, können heute nicht<br />
mehr allein aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung<br />
der entsprechend traditionellen Nutzungsweisen<br />
erhalten bleiben. In Baden-Württemberg kann<br />
man sich diese Entwicklung am Beispiel des Rückgangs<br />
des landschaftsprägenden Streuobstbaus<br />
durch die Industrialisierung unserer Wirtschaft und<br />
Gesellschaft, sowie durch die veränderte Wettbewerbsstellung,<br />
insbesondere gegenüber dem heimischen<br />
und europäischen Tafelobstanbau und auf<br />
Grund der Veränderungen der Bedingungen auf den<br />
nationalen und internationalen Getränke- und entsprechenden<br />
Rohstoffmärkten vor Augen führen.<br />
Die konkurrierenden Entwicklungen auf dem Markt<br />
für alkoholfreie Getränke (z.B. Boom von Bionade),<br />
die EU-Erweiterung und der schrittweise erfolgende<br />
Abbau des Außenhandelsschutzes der EU und die<br />
damit verbundenen strukturellen Entwicklungen auf<br />
dem Markt für Apfelsaftkonzentrat<br />
verstärkten die ungünstigen Veränderungen<br />
der Wettbewerbsposition<br />
dieser alten Nutzungsform.<br />
Auch die traditionelle und bedeutende<br />
Wanderschafhaltung<br />
in Baden-Württemberg ist seit<br />
einem halben Jahrhundert einem<br />
Veränderungsdruck ausgesetzt.<br />
Bis in die 1950er Jahre stand die<br />
Produktion von Wolle im Mittelpunkt.<br />
Trotz neuer Funktionen<br />
der heimischen Schafhaltung im<br />
Rahmen der bezahlten Landschaftspflege<br />
kämpft sie <strong>–</strong> pauschal<br />
betrachtet <strong>–</strong> weiterhin mit<br />
den Folgen der ökonomischen<br />
Bedeutungslosigkeit der Verwertung<br />
der Wolle.<br />
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