Landwirtschaft – Kulturlandschaft – Regionale Esskultur
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Dirk Holterman: Delikatessen am Wegesrand <strong>–</strong> Ein Beitrag zum Landschaftsschutz<br />
Delikatessen am Wegesrand <strong>–</strong><br />
Ein Beitrag zum Landschaftsschutz<br />
Dirk Holterman<br />
Die heutige Entwicklung unserer historisch<br />
gewachsenen <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
steht in diametralem Gegensatz<br />
zur offensichtlichen Sehnsucht vieler<br />
Menschen nach einer „heilen“ und intakten<br />
Umwelt. Die bäuerliche <strong>Landwirtschaft</strong><br />
hat längst ihre prägende Rolle<br />
verloren, und es steht zu befürchten,<br />
dass die Landschaft zu einem großen<br />
touristischen „Heimatmuseum“ verkommt,<br />
in der Schafe den motorisierten<br />
Rasenmäher der Landschaftspfleger ersetzen, traditionelle<br />
Obstwiesen als Alibi für historisch gewachsene<br />
Strukturen herhalten müssen und das Wissen<br />
um unsere heimischen Pflanzen verloren geht.<br />
Die von Dr. Brigitte Klemme (†) und Dr. Dirk Holterman<br />
Anfang dieses Jahrhunderts konzipierte,<br />
entwickelte und dann im Rahmen der von ihnen gegründeten<br />
Gundermannschule will mit ihrem Konzept<br />
der „Kräuterpädagogik“ neues Bewusstsein für<br />
unsere Umwelt schaffen, altes Wissen um unsere<br />
heimischen, nicht kultivierten Pflanzen erhalten und<br />
Menschen die Möglichkeit geben, wieder einen natürlichen<br />
und angstfreien Umgang mit unserer Natur<br />
pflegen zu können.<br />
Im Gegensatz zu einem wirtschaftlichen Ansatz,<br />
der <strong>Kulturlandschaft</strong> bei Verbrauchern durch geschmackliche<br />
und qualitativ hochstehende landwirtschaftliche<br />
Produkte und Erzeugnisse erhalten will,<br />
setzt die Kräuterpädagogik an einem anderen, zunächst<br />
nicht finanziell zu betrachtenden Ende an.<br />
Kein touristischer Prospekt, der nicht mit bunten<br />
Blumenwiesen für die Schönheit der Umgebung<br />
wirbt. Nur wo sind diese Wiesen Und<br />
wer darf hier noch mit einem bunten<br />
Strauß nach Hause gehen<br />
Es sind die durchweg positiven,<br />
„schönen“ Kindheitserinnerungen, die<br />
ein Bild von unserer Umgebung geprägt<br />
haben. Die eine war „Gänseblümchenprinzessin“,<br />
spielte mit Pusteblumen,<br />
die Jungs haben vielleicht<br />
mit Löwenzahn Pipelines gebaut, sich<br />
über das Einrollen angeschnittener<br />
Stängel gewundert oder die Mädchen mit Brennnesseln<br />
geärgert. Erinnerungen frei von modernen<br />
Ängsten heutiger Mütter, die aus Sorge vor Fuchsbandwurm,<br />
Zecken oder Giftpflanzen Kinder von<br />
unserer natürlichen Umgebung fernzuhalten versuchen.<br />
Dabei sehnen sie sich selbst nach der „guten<br />
alten Zeit“ und erinnern sich gerne daran, wie sie<br />
ihrer Mutter mit einem selbst gepflückten Blumenstrauß<br />
aus der Wiese eine Freude machen konnten.<br />
Heute dagegen stellt sich die Frage: Wer kennt<br />
denn überhaupt noch das Gänseblümchen Klar,<br />
weiß doch jedes Kind, kommt als Antwort, aber ehrlich:<br />
Wer würde die Pflanze noch erkennen, wenn<br />
sie gerade keinen Blütenstand hat Eine Wildpflanze,<br />
mit der jeder fast tagtäglich irgendwie zu tun<br />
hat.<br />
Aus Sicht des Naturschutzes wird die Frage immer<br />
brennender: Wie soll ich bestimmte Biotope, seltene<br />
Pflanzen schützen, wenn in der Bevölkerung keiner<br />
mehr über Artenkenntnis verfügt Die Kräuterpädagogik<br />
nach Dr. Klemme/Dr. Holterman verfolgt hier<br />
einen einfachen Weg: Lernen Sie erst einmal das<br />
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