Markowanalysen stochastisch fluktuierender Zeitserien - Turbulenz ...
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12 KAPITEL 2. PROBLEMSTELLUNGEN DER TURBULENZ<br />
Das komplexe Verhalten turbulenter Strömungen rührt wesentlich vom zweiten Term<br />
der linken Seite der Navier–Stokes–Gleichung, dem sogenannten Advektionsterm<br />
(⃗w(⃗x, t) · ∇) ⃗w(⃗x, t), her. Er koppelt die Gleichung einer bestimmten Komponente<br />
des Geschwindigkeitsfelds nichtlinear an die Gleichungen für die anderen beiden<br />
Komponenten an und macht eine analytische Behandlung der Navier-Stokes-<br />
Gleichung praktisch unmöglich.<br />
Der Einfluss des Advektionsterms ist allerdings nicht in allen Fällen gleich groß.<br />
Sehr zähe Fluide bzw. Strömungen bei sehr kleinen Geschwindigkeiten werden vom<br />
Dissipationsterm dominiert, der eine glättende Wirkung hat und dafür sorgt, dass<br />
die Strömung laminar bleibt. Eine erste Charakterisierung einer Strömung hinsichtlich<br />
ihres Verhaltens (turbulent bzw. laminar) ist durch die sog. Reynoldszahl Re<br />
möglich. Man erhält sie, indem man die Navier–Stokes– und die Kontinuitätsgleichung<br />
in eine dimensionslose Form überführt. Dazu werden neben der Viskosität<br />
ν (ihre SI-Einheit ist m 2 /s) eine typische Längenskala L sowie eine typische Geschwindigkeitsskala<br />
W benötigt. Beide sind im Prinzip frei wählbar, also beliebig.<br />
Das jeweils betrachtete konkrete System legt aber meist eine bestimmte Wahl nahe,<br />
für das in dieser Arbeit betrachtete Freistrahlexperiment etwa ist es üblich, den<br />
Düsendurchmesser und die Austrittsgeschwindigkeit des Strahls aus der Düse zu<br />
verwenden, siehe auch Kapitel 5 (diese beiden Größen legen die Randbedingungen<br />
dieser Strömung eindeutig fest).<br />
Die mit Hilfe von ν, L und W in dimensionslose Form überführte Navier-Stokes-<br />
Gleichung enthält als einzigen Parameter die Reynoldszahl<br />
Re = W L<br />
ν<br />
, (2.3)<br />
deren Kehrwert als Vorfaktor des Dissipationsterms in die Gleichung eingeht. Je<br />
grösser die Reynoldszahl wird, desto geringer wird daher der Einfluss des Dissipationsterms<br />
und desto turbulenter wird die Strömung. Der Übergang in turbulentes<br />
Verhalten findet, abhängig vom konkreten Strömungstyp, typischerweise bei<br />
Reynoldszahlen von einigen hundert statt [86].<br />
Die bei großen Reynoldszahlen auftretenden turbulenten Geschwindigkeitsfluktuationen<br />
haben einen entscheidenden Einfluss auf die globalen Eigenschaften der<br />
Strömung. Dies wird deutlich, wenn man die aus der Navier-Stokes-Gleichung resultierende<br />
Gleichung für die Mittelwerte der Geschwindigkeit betrachtet, die sog.<br />
Reynoldsgleichung. Man zerlegt dazu das Geschwindigkeitsfeld ⃗w(⃗x, t) in seinen zeitunabhängigen<br />
Mittelwert ⃗ W (⃗x) = 〈⃗w(⃗x, t)〉 und die zeitabhängigen Fluktuationen<br />
⃗v(⃗x, t) (mit 〈⃗v(⃗x, t)〉 = 0 ) um diesen Mittelwert:<br />
⃗w(⃗x, t) = ⃗ W (⃗x) + ⃗v(⃗x, t) . (2.4)<br />
(Der Mittelwert < . . . > ist hierbei das Ergebniss einer Ensemblemittelung.) Eine<br />
analoge Zerlegung wird für den Druck p(⃗x, t) vorgenommen. Man erhält damit aus<br />
der Navier-Stokes-Gleichung die folgende Gleichung für ⃗ W (⃗x):<br />
( ) ⃗W · ∇ ⃗W<br />
1 = −<br />
ρ ∇ 〈p〉 + 〈 〉 ν∇2 W ⃗ + ⃗f<br />
1 + ∇τ, (2.5)<br />
ρ