Markowanalysen stochastisch fluktuierender Zeitserien - Turbulenz ...
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Kapitel 1<br />
Einleitung<br />
Im allgemeinen ist es das Bestreben der Physik, die Beschreibung realer Systeme<br />
auf einige wenige und im physikalischen Sinn einfache Gesetzmässigkeiten zu reduzieren.<br />
Der Höhepunkt dieser Bemühungen wäre zweifellos die Entdeckung der sog.<br />
Weltformel, also der einheitlichen Beschreibung aller vier in der Natur auftretenden<br />
fundamentalen Kräfte.<br />
Zur Beschreibung der meisten in der Natur real existierenden Systeme wäre<br />
die Weltformel allerdings völlig nutzlos. Die entsprechenden Gleichungen würden im<br />
konkreten Fall derart komplizierte Formen annehmen, dass man nicht hoffen könnte,<br />
sie jemals zu lösen. Man beobachtet dies bereits im Fall der klassischen Mechanik und<br />
der Quantenmechanik, denen jeweils vergleichsweise einfache Gesetzmäsßigkeiten<br />
zugrunde liegen, die jedoch bereits für Systeme mit drei Teilchen allenfalls noch<br />
näherungsweise gelöst werden können.<br />
Zu noch komplexeren Systemen muss man daher einen anderen Zugang wählen.<br />
Mit dem Zweig der statistischen Physik wurde eine erfolgreiche und adäquate Methode<br />
zur Beschreibung solcher komplexer, insbesondere thermodynamischer, Systeme<br />
entwickelt. Auch die <strong>Turbulenz</strong>forschung, welcher der größte Teil der vorliegenden<br />
Arbeit gewidmet ist, macht im wesentlichen Aussagen über statistische Größen.<br />
Neben diesen ”<br />
klassischen“Anwendungsgebieten der Statistik in der Physik etabliert<br />
sich aber zunehmend auch eine Forschungsrichtung, die bestrebt ist, Methoden<br />
und Konzepte der statistischen Physik auf komplexe Systeme anzuwenden, deren<br />
einzelne Komponenten für sich genommen nicht Gegenstand physikalischer Untersuchungen<br />
sein können. Beispiele hierfür sind soziologische oder auch ökonomische<br />
Systeme. Die Hoffnung ist, dass ein System, das sich aus vielen miteinander wechselwirkenden<br />
Elementen bzw. Individuen zusammensetzt, auf der Ebene des Gesamtsystems<br />
ein Verhalten zeigt, das hauptsächlich durch die (eventuell auch beobachtbaren)<br />
Wechselwirkungen zwischen den Elementen bestimmt ist und in das die<br />
individuellen Eigenschaften der einzelnen Elemente allenfalls statistisch eingehen.<br />
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit statistischen Eigenschaften sowohl<br />
eines ”<br />
klassischen“physikalischen Systems, der voll entwickelten <strong>Turbulenz</strong>, als auch<br />
der dem Zweig der sog. Ökonophysik zuzuordnenden Untersuchung von Finanzmärkten.<br />
Beide Systeme zeichnen sich durch komplexe statistische Eigenschaften aus, die<br />
sich bislang einer auf first principles basierenden Modellierung entziehen. Die vorliegende<br />
Arbeit beschäftigt sich aus diesem Grund nicht mit der Modellierung dieser<br />
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