Markowanalysen stochastisch fluktuierender Zeitserien - Turbulenz ...
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22 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />
Die aus der Navier–Stokes–Gleichung folgende Gleichung für die Energiebilanz<br />
des Strömungsfeldes liefert für die Energiedissipationsrate den folgenden Ausdruck<br />
[60, 74, 85]:<br />
ɛ(⃗x, t) = ν (<br />
3∑ ∂vi<br />
+ ∂v ) 2<br />
j<br />
. (3.30)<br />
2 ∂x j ∂x i<br />
i,j=1<br />
Um die Energiedissipationsrate gemäß ihrer Definition (3.30) berechnen zu können,<br />
müssen die Ableitungen aller Komponenten des Geschwindigkeitsfeldes nach allen<br />
Raumrichtungen bekannt sein. Eine experimentelle Bestimmung aller neun Ableitungen<br />
∂ i u j des Geschwindigkeitsfelds ist aber nur mit sehr hohem Aufwand möglich<br />
[56, 44].<br />
In homogenen und isotropen Geschwindigkeitsfeldern kann die Energiedissipationsrate<br />
näherungsweise aber auch aus einem eindimensionalen Schnitt durch dieses<br />
Feld berechnet werden. Dieses in der Literatur oft auch ”<br />
Energiesurrogat“genanntes<br />
Dissipationsfeldberechnet sich zu [85]:<br />
ɛ(x, r) = 15 ν<br />
( ∂vi<br />
∂x i<br />
) 2<br />
, (3.31)<br />
wobei die Wahl der Komponenten i in isotroper <strong>Turbulenz</strong> beliebig ist. Die Verwendung<br />
des Surrogats hat sich in der Literatur weitgehend durchgesetzt und wird<br />
allgemein akzeptiert (siehe z.B. [78, 77, 72]). Es sei aber auch erwähnt, dass Untersuchungen<br />
an Daten aus direkten numerischen Simulationen signifikante Unterschiede<br />
zwischen der nach (3.30) definierten Dissipationsrate und ihrem gemäß (3.31) bestimmten<br />
Surrogat ergeben [52]. Andererseits wurde auch argumentiert [106], dass<br />
die in [52] beobachteten Abweichungen zwischen beiden Raten klein sind gegen die<br />
im Experiment üblicherweise auftretenden Messfehler.<br />
Das Bild der turbulenten Kaskade motiviert die Wahl einiger charakteristischer<br />
Längenskalen, die den Gültigkeitsbereich des Modells eingrenzen. Die obere Grenze<br />
für den Bereich relevanter Längenskalen ist durch die Korrelationslänge oder integrale<br />
Längenskala L gegeben:<br />
L =<br />
+∞ ∫<br />
0<br />
R(r) dr. (3.32)<br />
L ist ein Maß dafür, wie schnell die Autokorrelation mit wachsender Skala r auf Null<br />
abfällt (für exponentiell abfallende Autokorrelationsfunktionen etwa gilt R(L) =<br />
1/e). L kann daher anschaulich als die typische Abmessung des größten einheitlich<br />
bewegten Flüssigkeitsvolumens, also des größten Wirbels, interpretiert werden.<br />
Tatsächlich zeigt sich im Experiment, dass die Größenordnung der nach Gleichung<br />
(3.32) definierten integralen Länge mit der Skala der die Kaskade treibenden externen<br />
Kräfte übereinstimmt [64, 90, 41].<br />
Die Kolmogorovsche Dissipationslänge η kann durch eine Dimensionsanalyse abgeschätzt<br />
werden. In diese Analyse geht neben der mittleren Energiedissipationsrate<br />
¯ɛ nur noch die kinematische Viskosität ν ein, da der Mechanismus der Dissipation<br />
dem Modell zufolge nicht vom Antrieb der Kaskade auf großer Skala abhängt. Die