Queenstown - bei 360° Neuseeland
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Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking<br />
Wandern auf Stewart Island:<br />
It’s an experience<br />
Blick auf Smoky Beach<br />
unterhalb der neuseeländischen Südinsel liegt Stewart<br />
Island. Fast die gesamte Insel ist als Nationalpark ausgewiesen.<br />
Er schützt zahlreiche Vogelarten wie den Kiwi,<br />
der nur dort auch <strong>bei</strong> Tage in freier Natur beobachtet<br />
werden kann. Wanderer werden von einsamen Wanderhütten<br />
und Stränden auf die abgeschiedene Insel gelockt<br />
und müssen sich dafür durch extreme Wetter- und Wegeverhältnisse<br />
kämpfen.<br />
Auf der Wanderkarte hatte alles ganz einfach ausgesehen!<br />
Als einzelne, gestrichelte Linie um rundet<br />
der North West Circuit Track den Inselkopf von<br />
Stewart Island. Keine lästige Suche nach dem Weg,<br />
nirgends giftige Tiere, kaum mehr als ein paar hundert<br />
Meter Steigung am Tag: scheinbar perfekte Bedingungen<br />
für eine Wanderung zu einsamen Stränden am Ende<br />
der Welt.<br />
Natürlich hatten wir von Morast gelesen. Knöcheltief,<br />
knietief, sogar hüfttief sollte er sein und immer genau im<br />
Weg. Das entsprechende englische Wort „mud“ kann auch<br />
mit Dreck, Matsch oder Schlamm übersetzt werden, aber<br />
Der Weg ist das Ziel<br />
das wäre für Stewart Island verharmlosend. Die ganze<br />
Erlebnistiefe gibt nur der Ausdruck „Morast“ wieder, der<br />
von meiner Freundin und mir erheblich unterschätzt worden<br />
war.<br />
Hüfttiefer Morast: schwarz, glitschig, unergründlich<br />
Nun stehen wir zwischen zwei dieser harmlos wirkenden<br />
Höhenlinien der Wanderkarte – um uns herum nur Regenwald<br />
und eben dieser Morast: schwarz, glitschig und unergründlich.<br />
Die ersten Aufweichungen des Weges sind wir<br />
noch mit Schwung umgegangen. Nach mehreren Stunden<br />
Wandern ohne Besserung lassen jedoch Kraft, Konzentration<br />
und Euphorie nach. Wir rutschen auf nassen Wurzeln<br />
aus und verlieren im immer gleichen Dickicht ohne Orientierungspunkte<br />
das Gefühl für die zurückgelegte Strecke. Es<br />
kommen Zweifel auf, ob wir dem Weg gewachsen sind.<br />
Vogelperspektive<br />
Schon die Ankunft auf Stewart Island hatte uns auf ein<br />
außergewöhnliches Inselerlebnis vorbereitet. Mit einer<br />
einmotorigen Maschine waren wir von Invercargill aus<br />
gestartet und sahen die drittgrößte neuseeländische Insel<br />
aus der Google-Earth-Perspektive: Am Rand des flächendeckenden<br />
Grüns blitzte ein Streifen von weißen Stränden<br />
auf. Mehr Gesicht ließ sich in dem endlosen Hügelland<br />
nicht erkennen. Genau wie am heimischen Rechner<br />
Strandüberquerung am Smoky Beach<br />
bleibt Stewart Island aus der Luft gesehen undurchdringlich<br />
und geheimnisvoll.<br />
Auch Oban, die einzige Siedlung der Insel, ist trotz ihrer<br />
knapp 400 Einwohner nicht greifbar. Das Zentrum liegt zwar<br />
mit Fähranlegestelle, kleinem Supermarkt, Touristeninfo und<br />
Pub übersichtlich in der Halfmoon Bay, aber viele Häuser<br />
verteilen sich über versteckt liegende Buchten und Strände.<br />
Wie Bathing Beach nördlich vom Zentrum – schön genug<br />
für einen ausgefüllten Badeurlaub. Aber wer könnte sich mit<br />
einem Strand zufrieden geben, wenn der nächste nur einen<br />
Steinwurf entfernt liegt und vielleicht noch umwerfender<br />
ist? Auf dem Weg zu den Stränden muss jedoch die grüne<br />
Wand aus baumgroßen Farnen, Kletterpflanzen und dichtem<br />
Busch durchstoßen werden, die Oban umgibt und gar nicht<br />
mehr aufzuhören scheint. Doch dann treten wir unvermittelt<br />
aus der grünen Endlosigkeit heraus und stehen am Lucky<br />
Beach. Der Name ist Programm, unsere Stimmung steigt<br />
rapide. Mit neuer Kraft schaffen wir auch den Rest unserer<br />
ersten Tagesetappe von der Christmas Village zur Yankee<br />
River Hut. Schnell noch Nudeln warm machen, Kleidung<br />
zum Trocknen aufhängen und ab in den Schlafsack.<br />
20 05 | 2009 © 360° <strong>Neuseeland</strong> © 360° <strong>Neuseeland</strong> 05 | 2009 21<br />
Smoky Beach