Kreiha-Umschlag 11.11 - Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach
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INFOS<br />
BGH: Haftung des Auftragnehmers<br />
bei unterlassener Aufklärung<br />
Der BGH hat mit Urteil vom<br />
19.05.2011 (AZ: VII ZR 24/08, vgl.<br />
Anlage) entschieden, dass ein<br />
Auftragnehmer den Auftraggeber<br />
auf die Gefahr von Witterungsschäden<br />
an der fertiggestellten<br />
Leistung wegen Bauzeitverzögerungen<br />
hinweisen muss,<br />
da er sich ansonsten – im Falle<br />
von Witterungsschäden – Schadensersatzansprüchen<br />
wegen<br />
Verletzung einer Aufklärungspflicht<br />
aussetzt.<br />
Sachverhalt<br />
Der Auftraggeber beauftragte<br />
den Auftragnehmer mit der Errichtung<br />
einer Bodenplatte. Die<br />
auf den Lastfall 1 ausgelegte Bodenplatte<br />
wurde vom Auftraggeber<br />
abgenommen. Nachdem<br />
die Bodenplatte im Winter noch<br />
nicht vollständig überbaut war<br />
und auch keine Maßnahmen ergriffen<br />
worden waren, sie gegen<br />
Frost zu schützen, kam es zu<br />
einer erheblichen Rissbildung.<br />
Diese wäre vermieden worden,<br />
wenn der Auftragnehmer die Bodenplatte<br />
für den Lastfall 2 (jahreszeitlich<br />
bedingte zentrische<br />
Abkühlung im Bauzustand) ausgelegt<br />
hätte. Der Auftragnehmer<br />
hatte diesen Lastfall nicht in<br />
seine Planung einbezogen, weil<br />
er auf Grundlage der ihm vorliegenden<br />
Bauzeitplanung des Auftraggebers<br />
von einer rechtzeitigen<br />
Überbauung der Bodenplatte<br />
ausgegangen war. Der Auftragnehmer<br />
hat einen Teil der<br />
Risse saniert und hierfür eine gesonderte<br />
Vergütung verlangt,<br />
die von dem Auftraggeber nicht<br />
gezahlt wurde.<br />
Entscheidungsgründe<br />
Der BGH führt aus, dass der Auftragnehmer<br />
auch dann zu einer<br />
Aufklärung über die eingeschränkte<br />
Wintertauglichkeit der<br />
Bodenplatte verpflichtet war,<br />
wenn dies nicht mehr zu einer<br />
Änderung der Ausführung geführt<br />
hätte. Es ist allgemein anerkannt,<br />
dass der Auftragnehmer<br />
selbst nach der Abnahme<br />
verpflichtet ist, im Rahmen des<br />
ihm Zumutbaren eine Vereitelung<br />
oder Gefährdung des Vertragszwecks<br />
zu verhindern. In<br />
Anbetracht der zu berücksichtigenden<br />
beiderseitigen Interessen<br />
können sich für jede Partei<br />
Auskunfts-, Aufklärungs- oder<br />
Obhutspflichten ergeben. Eine<br />
solche Aufklärungspflicht kann<br />
bestehen, wenn der Unternehmer<br />
erkennt, dass das von ihm<br />
geschaffene Werk in nicht vorhergesehener<br />
Weise Risiken aus<br />
Umwelteinflüssen ausgesetzt ist,<br />
für die es nicht ausgelegt ist. Voraussetzung<br />
für eine schuldhafte<br />
Verletzung der Aufklärungspflicht<br />
ist aber, dass der Auftragnehmer<br />
wusste oder zumindest<br />
hinreichende Anhaltspunkte<br />
dafür hatte, dass vorliegend<br />
die Bodenplatte im Winter nicht<br />
hinreichend gegen Frosteinwirkung<br />
geschützt sein werde.<br />
Überdies kommt ein Mitverschulden<br />
des Auftraggebers in<br />
Betracht, da auch der Auftraggeber<br />
seinerseits alles Erforderliche<br />
unternehmen muss, um die<br />
sich aus der Verzögerung des<br />
Bauablaufs ergebenden Risiken<br />
planerisch zu erfassen und abzudecken.<br />
Dies insbesondere dann,<br />
wenn der Auftraggeber für die<br />
Koordination der Baustelle zuständig<br />
ist.<br />
Anmerkung<br />
Ist für den Auftragnehmer erkennbar,<br />
dass an seinem fertiggestellten<br />
(und abgenommenen)<br />
Werk aufgrund von Bauzeitverzögerungen<br />
Schäden durch Witterungseinflüsse<br />
entstehen können,<br />
hat er den Auftraggeber<br />
hierüber aufzuklären und diesem<br />
ggf. Maßnahmen aufzuzeigen,<br />
wie diese Schäden verhindert<br />
werden können. Unterlässt<br />
der Auftraggeber nach einem<br />
solchen (schriftlichen) Hinweis<br />
die Vornahme weiterer Sicherungsmaßnahmen,<br />
so kann den<br />
Auftragnehmer keine Haftung<br />
mehr für dennoch eintretende<br />
Schäden treffen.<br />
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