AUFTRAG_283_w.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
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BLICK IN DIE GESCHICHTE<br />
Der zehnte Bundespräsident und die Bundeswehr<br />
Christian Wulff – kein Herzblut, aber viel Sympathie<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
VON DIETER KILIAN<br />
Nachdem Bundespräsident Horst<br />
Köhler in einem einmaligen<br />
Schritt am 31. Mai 2010 überraschend<br />
und mit sofortiger Wirkung von seinem<br />
Amt zurückgetreten war, wählte<br />
die Bundesversammlung<br />
am 30. Juni 2010<br />
im dritten Wahlgang<br />
den bisherigen niedersächsischen<br />
Ministerpräsidenten<br />
Christian<br />
Wilhelm Walter Wulff<br />
zum neuen und damit<br />
zehnten Staatsoberhaupt.<br />
Zum dritten<br />
Mal nach von Weizsäcker<br />
und Rau trat<br />
wieder ein Ministerpräsident<br />
eines Bundeslandes<br />
an die Spitze<br />
Deutschlands. Mit<br />
einundfünfzig Jahren<br />
war Wulff der bei<br />
Amtsantritt jüngste<br />
Bundespräsident,<br />
und nach Heinrich<br />
Lübke ist er erst der<br />
zweite Katholik in diesem<br />
Amt. Neuer Verbindungsoffizier<br />
des<br />
Verteidigungsministeriums<br />
beim Staatsoberhaupt<br />
wurde der Pionieroffizier<br />
und vormalige Chef des Stabes<br />
der 14. Panzergrenadierdivision<br />
„Hanse“, Oberst i.G. Harald Gante (*<br />
1963), der den bisherigen Amtsinhaber,<br />
Kapitän zur See Klaus-Michael<br />
Nelte, routinemäßig nach drei Jahren<br />
ablöste.<br />
Als Christian Wulff am Nachmittag<br />
des 2. Juli nach seiner Vereidigung<br />
das Schloss Bellevue offiziell bezog,<br />
schritt er zusammen mit Generalinspekteur<br />
Volker Wieker (* 1954) die zu<br />
seiner Begrüßung angetretene Formation<br />
des Wachbataillons der Bundeswehr<br />
ab. In den ersten Wochen gab es<br />
einige vorschnelle Äußerungen des<br />
neuen Bundespräsidenten, die an seiner<br />
Rolle als unparteiischer Vermittler<br />
zweifeln ließen und den Anfang holprig<br />
machten, wie z. B. seine voreilige<br />
Stellungnahme zu dem in die Kritik<br />
geratenen Bundesbankvorstand Thilo<br />
Bild 1: Der Stammbaum der Familie Wulff<br />
Sarrazin (* 1945). Doch dann fasste er<br />
Tritt. Inzwischen ist mehr als ein Jahr<br />
seiner Amtszeit vorüber – Zeit für eine<br />
Zwischenbilanz. Wulffs Stärke liegt in<br />
seiner dezenten Zurückhaltung. Er ist<br />
ein Mann der Pastelltöne. Bei seinen<br />
Truppenbesuchen zeigt er sich – wie<br />
bereits in seiner Amtszeit als Ministerpräsident<br />
in Hannover – überaus<br />
interessiert und gilt als unkomplizierter<br />
Präsident „zum Anfassen“.<br />
Christian Wilhelm Walter Wulff<br />
wurde am 19. Juni 1959 als Sohn des<br />
Kaufmannes Rudolf Friedrich Wulff<br />
(1913-1998) und seiner, aus einer begüterten<br />
Industriellenfamilie 1 stammenden<br />
Frau Dagmar (1929-1996;<br />
geb. Evers) im niedersächsischen<br />
Osnabrück geboren (Bild 1).<br />
Eine militärische Tradition gibt<br />
es in der Familie nicht. Der Großvater<br />
väterlicherseits, Wilhelm Wulff<br />
(1881-1955) war Lehrer in Westerkappeln<br />
im Tecklenburger Land westlich<br />
von Osnabrück. Er starb lange bevor<br />
1 Die Firma stellte Furniere her; sie besteht<br />
heute nicht mehr<br />
40 <strong>AUFTRAG</strong> <strong>283</strong> • SEPTEMBER 2011