PDF: 2,3 MB - Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft
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Das Profil der Branche<br />
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Lehrenden die „komplementäre Kontextualisierung“,<br />
die auf einem zuverlässigen F<strong>und</strong>ament von Können<br />
aufbauen kann.<br />
Wie soll das in der Praxis aussehen<br />
Bei der Konzeption des Unterrichtswerks „Bläser<br />
Klasse!“, das wir vor Kurzem herausgegeben haben,<br />
versuchen wir, das beschriebene Konzept in die Praxis<br />
umzusetzen. „BläserKlasse!“ besteht aus einem Kompendium<br />
von speziell ausgewählten <strong>und</strong> arrangierten<br />
Musikstücken <strong>und</strong> einem Schülerbuch, in dem<br />
diese Stücke didaktisch aufbereitet werden. Die „Originale“<br />
werden mit Notentexten, Bildern, Quellentexten,<br />
Erläuterungen, Aufgabenstellungen zum Singen,<br />
zum Lesen <strong>und</strong> zur weiterführenden Beschäftigung<br />
ergänzt. „BläserKlasse!“ versteht sich insofern als<br />
Modellprojekt für kulturerschließenden Musikunterricht,<br />
in dem das Erlernen eines Blasinstruments<br />
in der Klasse, das Erlebnis des Musizierens mit<br />
dem Erwerb von Kenntnissen über musikalische <strong>und</strong><br />
geschichtliche Hintergründe <strong>und</strong> Kontexte verb<strong>und</strong>en<br />
wird. Auf diese Weise soll <strong>Kultur</strong> im Musikunterricht<br />
erschlossen werden.<br />
Wie kann die nötige Qualifizierung der Lehrkräfte<br />
aussehen<br />
Sie war bislang nur in zeit- <strong>und</strong> kostenaufwendigen<br />
Kursen neben der normalen Unterrichtstätigkeit<br />
möglich, wie sie z. B. von der Akademie für Musikpädagogik<br />
angeboten wurden. Seit 2002 kann man im<br />
Rahmen der regulären Schulmusikausbildung an<br />
der Musikhochschule Mainz sowohl Bläser- als auch<br />
Streicherklasse in einem einjährigen Intensivkurs<br />
belegen <strong>und</strong> dabei die instrumentale <strong>und</strong> didaktische<br />
Gr<strong>und</strong>kompetenz sowie die Lehrbefähigung für die<br />
Leitung von Bläser- <strong>und</strong> Streicherklassen erwerben.<br />
Auch an anderen Hochschulen (z. B. Detmold, München,<br />
Mannheim) sind derartige Studienangebote<br />
eingeführt bzw. im Aufbau. Ein Hinweis auf Aspekte<br />
künftiger Hochschuldidaktik: Gemeinsames Instrumentalspiel<br />
<strong>und</strong> Tonsatzunterricht könnten aufeinander<br />
bezogen werden. Denkbar wäre, dass die<br />
Studierenden sich unter Anleitung selber die Arrangements<br />
schreiben, die sie dann spielen <strong>und</strong> musikdidaktisch<br />
erarbeiten.<br />
Des Weiteren obliegt den Hochschulen die wissenschaftliche<br />
Begleitung <strong>und</strong> Evaluierung derartiger<br />
neuer didaktischer Konzepte. Auch das wird in<br />
Mainz mit Nachdruck vorangetrieben: Derzeit entstehen<br />
sowohl Examensarbeiten im Rahmen des Schulmusikstudiums<br />
als auch Dissertationen, die sich mit<br />
Planung, Durchführung <strong>und</strong> Auswirkungen des Klassenmusizierens<br />
beschäftigen. Es ist zu erwarten, dass<br />
wir mittelfristig valide Ergebnisse über Effekte des<br />
Bläserklassensystems vorlegen können.<br />
Die Finanzierung<br />
Dass derartige Effekte nicht kostenneutral erreichbar<br />
sind, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Dass aber Unterstützungsmaßnahmen<br />
hier besonders effektiv<br />
einzusetzen sind, leuchtet unmittelbar ein: Die Kosten<br />
für die Instrumente, das Problem der Beschaffung<br />
eines Satzes von Leihinstrumenten, die den Beginn<br />
einer Bläserklasse ermöglichen, werden z. B. in Rheinland-Pfalz<br />
dadurch gemildert, dass die Instrumentenhändler<br />
die Instrumente für eine Erstausstattung<br />
zum Selbstkostenpreis abgeben. Es ist allerdings fraglich,<br />
ob das in der gegenwärtigen wirtschaftlichen<br />
Situation weiterhin möglich sein wird.<br />
Zu hoffen bleibt, dass die hörbaren Erfolge<br />
auch von den Entscheidungsträgern gewürdigt<br />
<strong>und</strong> als sinnvolle Investition in die Zukunft junger<br />
Menschen begriffen werden.