PDF: 2,3 MB - Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft
PDF: 2,3 MB - Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft
PDF: 2,3 MB - Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Handlungsperspektiven für die Zukunft der Branche<br />
37<br />
Dr. Ralf Jeromin<br />
Society of Music Merchants<br />
Zusammenarbeit / Aufforderung:<br />
3 Nicht nur Spitzenförderung, sondern <strong>Kultur</strong> in<br />
der ganzen Breite fördern<br />
3 Länderhoheit in <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> Bildungspolitik hinterfragen<br />
3 Musikunterricht an Schulen <strong>und</strong> Ausbildung an<br />
Hochschulen verbessern<br />
Die <strong>Kultur</strong>arbeit in diesem Land hat eine ganze Menge<br />
Probleme. Jedenfalls erleben wir das so. Denn <strong>Kultur</strong><br />
wird in Deutschland häufig als Spitzenleistung<br />
verstanden, die von Künstlern <strong>und</strong> auch von Firmen<br />
erbracht werden. Aber wir dürfen bei <strong>Kultur</strong> nicht<br />
nur auf die Spitze schauen. Gerade in der heutigen<br />
Zeit ist es wichtig, dass wir eine kulturelle Breite<br />
entwickeln.<br />
Mit einem überzogenen Leistungsgedanken stellen<br />
wir uns selbst eine Falle. Lieber nicht optimalen<br />
Musikunterricht als gar keinen Musikunterricht.<br />
Wenn die jungen Leute keine Musikinstrumente<br />
mehr kennen lernen, keine eigenen Instrumenten-Erfahrungen<br />
mehr machen, warum sollen sie sich dann<br />
noch ein Musikinstrument kaufen Das ist für unsere<br />
Branche tödlich.<br />
Eines der Gr<strong>und</strong>probleme ist unsere Lehrerausbildung<br />
<strong>und</strong> das, was in den Schulen im Musikunterricht<br />
stattfindet. Wir wissen alle, dass es in diesem<br />
Land jahrelang große Versäumnisse gegeben hat.<br />
Die müssen wir jetzt aufholen. Aber da ist weder das<br />
B<strong>und</strong>eswirtschaftsministerium zuständig noch das<br />
B<strong>und</strong>eskanzleramt, sondern die B<strong>und</strong>esländer.<br />
Wir können als Industrie hier nicht den Bildungsauftrag<br />
der Länder oder des Staates insgesamt übernehmen.<br />
Dennoch eine Frage: Wie weit ist die Diskussion<br />
darüber gediehen, dass Bildungspolitik<br />
Ländersache ist Ich denke, deren Zuständigkeit ist<br />
im Gr<strong>und</strong>gesetz festgeschrieben worden, um die<br />
föderale Struktur in Deutschland zu stärken. Aber wir<br />
leben doch heute in einem komplett anderen Umfeld.<br />
Wir leben in einer Weltwirtschaft, wir leben in<br />
Dr. Ralf Jeromin<br />
einem nahezu vereinigten Europa. Und da müssen<br />
wir uns doch fragen: Ist die Zuständigkeit der Länder<br />
für <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> Bildung noch adäquat Ich<br />
glaube nicht.<br />
Wir sind Vertreter der Musikinstrumenten- <strong>und</strong><br />
Equipmentwirtschaft. Wir produzieren Instrumente<br />
<strong>und</strong> verkaufen diese an all die Menschen, die gerne<br />
ein Instrument haben wollen. Nun ist es so, dass in der<br />
Vergangenheit aus der Wirtschaft heraus eine ganze<br />
Menge Aktionen oder Aktivitäten gestartet wurden,<br />
das Musizieren zu fördern <strong>und</strong> zu unterstützen. Was<br />
geschieht dort Nach meiner Überzeugung versuchen<br />
wir zu kompensieren, was hier an Bildung nicht<br />
ausreichend stattfindet. Wir müssten doch eigentlich<br />
alle ein Interesse daran haben, dass unsere<br />
Kinder Musik kennen lernen <strong>und</strong> musizieren.<br />
Denn ein Musikinstrument zu erlernen, hat ganz viele<br />
Vorteile. Es hilft im Entwicklungsprozess <strong>und</strong> später<br />
im Arbeitsleben. Wir brauchen Ausgleich für<br />
harte, anstrengende <strong>und</strong> lange Arbeit, <strong>und</strong> wir brauchen<br />
Musik als Wirtschaftsfaktor. Wir brauchen Musik<br />
wahrscheinlich mehr noch als vor 30 Jahren. Die<br />
Realität ist, dass wir in der praktischen Ausbildung<br />
der Kinder, aber auch an den Hochschulen, viel zu<br />
wenig tun. Das kann die Industrie allein nicht meistern<br />
<strong>und</strong> schultern. Da ist wirklich der Staat gefordert.