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ÖMZ 3/2009

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Geschützen) also 192 der „canon de 4, rayé, de campagne“ ins<br />

Feld, dazu noch vier Batterien Zwölfpfünder, ebenfalls in der<br />

Ausführung als gezogene Vorderlader. Napoleon III. ließ den<br />

noch mit glatten Musketen ausgestatteten Verbänden seiner Armee<br />

eine erhöhte Anzahl an gezogenen Geschützen zuteilen, um<br />

einen Ausgleich für die verminderte Reichweite und Feuerkraft<br />

ihrer Infanteriewaffen herzustellen.<br />

Die Bewaffnung<br />

der Österreicher<br />

Das Infanteriegewehr System Lorenz<br />

Der Unterlieutenant Josef Lorenz hatte nach langwierigen<br />

Versuchen ein Kompressionsgeschoß für die Jägerbüchse M 1849<br />

entwickelt und damit eine sehr einfache Methode der Geschoßstauchung<br />

eingeführt. Das Lorenz-Bleigeschoß (Abbildung 3)<br />

wies an seinem hinteren Ende zwei tiefe Rillen auf und wurde<br />

beim Abschuss infolge der Massenträgheit zusammengeschoben,<br />

dadurch breiter und so in Zug und Feld eingepresst.<br />

Dieses Geschoß löste alle Probleme, die bisher durch das<br />

mühsame Stauchen der Kugel mit dem Ladestock und die<br />

schlechten Flugeigenschaften der deformierten Geschoße entstanden<br />

waren.<br />

Die oberste Militärbehörde entschloss sich, alle eingeführten<br />

Handfeuerwaffen durch neue, einheitliche,<br />

gezogene Gewehre nach diesem<br />

System zu ersetzen. Die Neuanfertigung<br />

des Vorderladegewehres Muster 1854<br />

bot die Chance, das Kaliber von den<br />

bisher für Glattrohrmusketen üblichen<br />

18 mm auf 13,9 mm zu reduzieren. Der<br />

Vorteil gegenüber dem französischen<br />

Gewehr System Minié, bei dem das<br />

alte Kaliber beibehalten werden musste,<br />

weil man einfach in die alten Gewehre<br />

Züge eingeschnitten hatte, war ein zweifacher:<br />

Zum ersten wurde die Traglast<br />

für den Soldaten geringer. Die Lorenz-<br />

Patrone wog nur ca. 32 g (Geschoß<br />

28 g, Ladung 4,5 g), 8) also rund zwei<br />

Drittel der französischen Minié-Patrone.<br />

Die gleiche Pulvermenge bei viel<br />

geringerer Geschoßmasse resultierte<br />

in einer höheren Mündungsgeschwindigkeit<br />

und flacherer Flugbahn. Für<br />

die Perkussionszündung wurde ein sehr<br />

praktisches Zündhütchen eingeführt,<br />

das leicht anzubringen war und auch bei Regenwetter eine hohe<br />

Zündsicherheit bot. Der geringere Geschoßquerschnitt ergab<br />

einen geringeren Luftwiderstand im Flug und damit insgesamt<br />

eine höhere Reichweite als das französische Minié-Gewehr.<br />

Der chronische Geldmangel Österreichs - dem damaligen<br />

österreichischen Finanzminister Baron Bruck wird der Ausspruch<br />

zugeschrieben: „Gott erhalte die österreichische Armee,<br />

ich kann es nicht mehr!“ 9) - und die mangelnde Kapazität der<br />

Produktionsstätten führten dazu, dass 1859 nur die Linienregimenter<br />

der in Oberitalien stehenden 2. Armee mit dieser<br />

Waffe ausgerüstet wurden. Die übrigen Truppen verwendeten<br />

das glatte Infanteriegewehr M 1842 weiter. Die Verbände der<br />

in Österreich sehr starken Jägertruppe waren weiterhin mit der<br />

gezogenen Jägerbüchse M 1849, einer Verbesserung des Systems<br />

Delvigne mit dem Lorenz-Kompressionsgeschoß, ausgerüstet.<br />

Damit konnten in der Minute fünf gut gezielte Schüsse abgegeben<br />

werden. Die Jäger rekrutierten sich zum Beispiel aus<br />

Tirol, einem Land, dessen Bevölkerung auch zivil das Schießen<br />

pflegte, beziehungsweise aus einschlägigen Berufen wie Jägern<br />

und Förstern. Sie stellten als erfahrene Schützen in der österreichischen<br />

Armee eine Elitetruppe dar.<br />

Die nach und nach zur Verstärkung nach Oberitalien<br />

verlegten Regimenter wurden zwar mit dem Lorenz-Gewehr<br />

ausgerüstet, eine gründliche Ausbildung an dieser weittragenden<br />

Waffe hatte aber nicht stattgefunden. Sie konnten daher die Vorteile<br />

ihrer Gewehre kaum nützen. Die taktischen Veränderungen,<br />

die sich aus der erhöhten Schussweite ergaben, wurden ebenfalls<br />

nicht bzw. falsch berücksichtigt<br />

Die österreichische Artillerie 1859<br />

Das österreichische Artilleriematerial von 1859 stammte<br />

noch aus der Mitte des vorhergehenden Jahrhunderts. Fürst<br />

Wenzel von Liechtenstein, seit 1744 Generaldirektor der österreichischen<br />

Haus-, Land- und Feld-Artillerie, hatte bis 1753<br />

sein persönliches Vermögen eingesetzt, um für seine verehrte<br />

Kaiserin Maria Theresia jene moderne Artillerie zu schaffen, die<br />

man für die Kriege gegen Preußen benötigte. Er unterband auch<br />

<strong>ÖMZ</strong>-Online 3/<strong>2009</strong> 23

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