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ÖMZ 3/2009

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Synchronized Armed Forces Europe (SAFE)<br />

Neue Entwicklungen und Ansätze für ein Europa der Verteidigung<br />

„Die Einheit Europas war ein Traum von wenigen. Sie wurde eine Hoffnung für viele.<br />

Sie ist heute eine Notwendigkeit für uns alle. Sie ist, meine Damen und Herren, notwendig<br />

für unsere Sicherheit, für unsere Freiheit, für unser Dasein als Nation und als geistig schöpferische<br />

Völkergemeinschaft.“<br />

(Konrad Adenauer im Deutschen Bundestag am 15.12.1954)<br />

Hans-Gert Pöttering<br />

Als die Wochenzeitung „Die Zeit“ kurz nach dem<br />

Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 einen Aufsatzwettbewerb<br />

über die Lage Berlins im Jahr<br />

2000 ausschrieb, konnte die Mehrzahl der sich beteiligenden<br />

Wissenschaftler nicht voraussehen, was seit dem Jahr 1989<br />

zur Realität wurde. Berlin kehrte in einem wiedervereinten<br />

demokratischen Deutschland und in einem sich friedlich vereinigenden<br />

Europa in seine Funktion als Hauptstadt Deutschlands<br />

zurück. Der heutige Leiter des Zukunftsforschungsinstituts<br />

„Gesellschaft und Technik“ der Daimler AG, Prof. Dr. Eckhard<br />

Minx, der damals noch als Student genau jene Entwicklung in<br />

seinem bei der „Zeit“ eingereichten Beitrag vorhergesagt hatte,<br />

musste sich damals von der Redaktion der Wochenzeitung<br />

sagen lassen, es könnten nur realistische und ernst gemeinte<br />

Beiträge veröffentlicht werden. Ähnlich erging es auch uns<br />

im Europäischen Parlament. So mussten wir uns nach der<br />

Gründung des Unterausschusses für Sicherheit und Abrüstung<br />

im Jahr 1984 immer wieder vorhalten lassen, dass Fragen der<br />

Sicherheitspolitik nun wirklich nichts mit der Europäischen<br />

Wirtschaftsgemeinschaft zu tun hätten und ergo auch nicht<br />

Thema parlamentarischer Behandlung sein könnten.<br />

Heute, bald 20 Jahre nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs<br />

und nach der erfolgreich vollzogenen Wiedervereinigung<br />

unseres Kontinents, belächelt uns niemand mehr, wenn sich das<br />

Europäische Parlament zu Fragen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

äußert.<br />

Skizze einer künftigen Europäischen<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

Im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten besteht<br />

mittlerweile ein überwältigender Konsens darüber, dass<br />

die europäischen Nationen die Herausforderungen des 21.<br />

Jahrhunderts nur gemeinsam bestehen können. Dies ist in<br />

vielen Politikfeldern bereits heute erreicht. Im Kernbereich<br />

staatlicher Souveränität, der Sicherheitspolitik, sind dagegen<br />

erst die Anfänge für gemeinsames Handeln begründet. Dabei<br />

steht Europa am Beginn des 21. Jahrhunderts gerade vor<br />

umfassenden sicherheitspolitischen Aufgaben.<br />

Deshalb steht die Fortschreibung und Anpassung unserer auf<br />

dem Gipfel von Köln im Jahr 1999 festgeschriebenen europäischen<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik aktuell auf der Tagesordnung.<br />

Der Kampf gegen den internationalen Terrorismus,<br />

die Bedrohung des freien Seehandels durch Piraten oder auch<br />

das militärische Handeln Russlands in Georgien haben uns klar<br />

vor Augen geführt, dass Europa sich auch künftig auf eine Reihe<br />

von sehr gefährlichen Herausforderungen einzustellen hat.<br />

Diesen erfolgreich zu begegnen, setzt künftig eine stärkere<br />

europäische sicherheitspolitische Zusammenarbeit einschließlich<br />

der industriell-militärischen Basis voraus. Diese Basis kann<br />

allein durch die Summe nationaler Ressourcen nicht erreicht<br />

werden, wie uns die Realität immer wieder vor Augen führt.<br />

Diese Sicht wird mittlerweile auch jenseits des Atlantiks<br />

und in den Hauptstädten Europas geteilt. Noch vor dem NATO-<br />

Gipfel von Bukarest im April 2008 wurde auf den Fluren in<br />

Brüssel gerne vom letzten „gefrorenen Konflikt“ gesprochen,<br />

wenn das Verhältnis zwischen NATO und der EU zur Sprache<br />

kam. Tatsächlich brachte der Frühlingsgipfel im April 2008 in<br />

Bukarest das lange überfällige Tauwetter im Verhältnis zwischen<br />

der EU und der NATO. Diese Neupositionierung kündigte sich<br />

bereits im Januar 2008 in einer Rede der damaligen amerikanischen<br />

Botschafterin bei der NATO, Victoria Nuland, an, in<br />

der sie u.a. ausführte:<br />

„We agree with France on European defense. A European<br />

security and defense policy with only soft power is not enough.<br />

As we look to the French presidency of the EU this summer, we<br />

hope France will lead an effort to strengthen European defense<br />

spending and upgrade European military capabilities with badly<br />

needed investment.“<br />

Zunehmend setzt sich aber nicht nur in den USA die Erkenntnis<br />

durch, dass die Förderung der ESVP im Interesse der USA<br />

und der Mitgliedsländer der EU ist. Denn nur wenn es Europa<br />

gelingt, durch gemeinsame synchronisierte Anstrengungen die<br />

Interoperabilität mit den Streitkräften der USA zu erhalten oder<br />

diese überhaupt erst wieder herzustellen, wird das Interesse<br />

der USA an der NATO langfristig erhalten bleiben können.<br />

Dies wird nur gelingen, wenn die EU selbst ernst zu nehmende<br />

verteidigungspolitische Anstrengungen unternimmt, damit<br />

eine in den USA gewünschte Aufgabenteilung zwischen der<br />

NATO und der EU gelingen kann. Denn die Stärke der NATO<br />

wird künftig maßgeblich durch die Anstrengungen der europäischen<br />

Mitgliedsländer der Allianz bestimmt werden. Um hier<br />

im Interesse der transatlantischen Beziehungen das Gewicht<br />

<strong>ÖMZ</strong>-Online 3/<strong>2009</strong>

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