Sie braucht ihrs, er will seins - Marketing Club Berlin
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usp – menschen im marketing. 2 : 2009<br />
ten wie V<strong>er</strong>lässlichkeit, Ehrlichkeit und<br />
V<strong>er</strong>antwortung stehen.<br />
Ganz and<strong>er</strong>s treten dagegen die einfach<br />
strukturi<strong>er</strong>ten mat<strong>er</strong>ialistischen Konsumenten<br />
d<strong>er</strong> Mittel- und Unt<strong>er</strong>schicht auf,<br />
denen schnelle Bedürfnisbefriedigung<br />
wichtig ist, die das Thema Gesundheit<br />
vor allem mit Krafttraining und Muskelaufbau<br />
v<strong>er</strong>binden, Marken zur Profili<strong>er</strong>ung<br />
und zum Angeben im sozialen<br />
Umfeld nutzen und üb<strong>er</strong>durchschnittlich<br />
häufig auf Pump leben, um sich die üb<strong>er</strong><br />
ihren V<strong>er</strong>hältnissen liegenden Statusmarken<br />
kaufen zu können.<br />
D<strong>er</strong> breite Mainstream uns<strong>er</strong><strong>er</strong> Gesellschaft<br />
beh<strong>er</strong>b<strong>er</strong>gt die allein schon aufgrund<br />
ihr<strong>er</strong> quantitativen Stärke so marketingrelevanten<br />
familienorienti<strong>er</strong>ten<br />
Konsumenten d<strong>er</strong> Mitte. Diese Zielgruppe<br />
achtet auf einen gewissen Status,<br />
lebt oft in neu <strong>er</strong>bauten Wohnungs- und<br />
Reihenhaussiedlungen an den Ränd<strong>er</strong>n<br />
d<strong>er</strong> Städte od<strong>er</strong> in Vororten und haben<br />
für sich und ihre Kind<strong>er</strong> ein gut üb<strong>er</strong>schaubares<br />
Leben im „Spannungsfeld“<br />
von örtlichen Sportv<strong>er</strong>einen und Elt<strong>er</strong>nbeiratssitzungen<br />
eing<strong>er</strong>ichtet.<br />
Ausgehend von dem großen Kreis mit den<br />
wichtigsten Konsumentengruppen sollte<br />
dann ein mittl<strong>er</strong><strong>er</strong> Kreis gezogen w<strong>er</strong>den,<br />
inn<strong>er</strong>halb dessen die W<strong>er</strong>teorienti<strong>er</strong>ungen<br />
und Konsumgewohnheiten noch genau<strong>er</strong><br />
beschrieben w<strong>er</strong>den. Damit w<strong>er</strong>den die Zielgruppen<br />
noch anschaulich<strong>er</strong> und – was<br />
besond<strong>er</strong>s für die Optimi<strong>er</strong>ung von Budgets<br />
wichtig ist – klein<strong>er</strong> und üb<strong>er</strong>schaubar<strong>er</strong>.<br />
Auf trendrelevante Kunden<br />
als Multiplikatoren setzen<br />
Eine d<strong>er</strong>artige feingliedrig<strong>er</strong>e Zielgruppendefinition<br />
ist vor allem dann notwendig,<br />
wenn ein exklusives Produkt mit sehr spitz<strong>er</strong><br />
Positioni<strong>er</strong>ung beworben w<strong>er</strong>den soll,<br />
im Zuge ein<strong>er</strong> Div<strong>er</strong>sifizi<strong>er</strong>ung bestehende<br />
V<strong>er</strong>wend<strong>er</strong>zielgruppen eines Angebotes<br />
um zusätzliche Konsumentengruppen<br />
<strong>er</strong>weit<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den sollen, die Spendings für<br />
<strong>Marketing</strong> und Media effizient<strong>er</strong> arbeiten<br />
sollen od<strong>er</strong> eine Marke gezielt auf ganz<br />
bestimmte trendrelevante Konsumenten<br />
als Multiplikatoren fokussi<strong>er</strong>en möchte.<br />
Beispiele für solche schärf<strong>er</strong> umrissenen<br />
Zielgruppensegmenti<strong>er</strong>ungen sind etwa<br />
<strong>er</strong>lebnisorienti<strong>er</strong>te Trendsett<strong>er</strong>, vor allem<br />
für die V<strong>er</strong>breitung von innovativen<br />
Marken bedeutsam,<br />
genussfreudige, kultivi<strong>er</strong>t-v<strong>er</strong>mögende<br />
Ökos, die für die Ausbreitung und den<br />
d<strong>er</strong>zeitigen Boom des Themas Bio v<strong>er</strong>antwortlich<br />
sind,<br />
prinzipientreue Konsumv<strong>er</strong>weig<strong>er</strong><strong>er</strong>, die<br />
durchaus für bestimmte Angebote –<br />
g<strong>er</strong>ade für Produkte aus dem B<strong>er</strong>eich<br />
Geldanlagen od<strong>er</strong> auch für Preis-Leistungs-Marken<br />
wie Skoda – wichtig sind,<br />
markenaffine Konsumenten mit ausländischem<br />
Familienhint<strong>er</strong>grund, wo es – im<br />
Gegensatz zu vielen and<strong>er</strong>en Zielgruppen<br />
– auch in Krisenzeiten imm<strong>er</strong> noch<br />
zum guten Ton gehört, beim Einkaufen<br />
nicht zu sparen und für w<strong>er</strong>thaltige Marken<br />
reichlich Geld auszugeben.<br />
D<strong>er</strong> Weg zu kleinen, marktorienti<strong>er</strong>ten<br />
Zielgruppen<br />
Zieht man den Zielgruppenkreis nun noch<br />
eng<strong>er</strong>, lassen sich bei d<strong>er</strong> Analyse d<strong>er</strong> Konsumenten<br />
einzelne Schw<strong>er</strong>punkte hinsichtlich<br />
W<strong>er</strong>teorienti<strong>er</strong>ungen und Gewohnheiten<br />
ausmachen. Diese V<strong>er</strong>haltensweisen<br />
und Einstellungen sind keine breitenwirksamen<br />
Konsumphänomene, sond<strong>er</strong>n kommen<br />
nur in einzelnen, kleinen Gruppen vor<br />
od<strong>er</strong> tauchen nur in bestimmten Situationen<br />
und Kontexten auf. G<strong>er</strong>ade diese eng<br />
gefassten Zielgruppenbeschreibungen<br />
geben sehr wichtige Hinweise, was bei d<strong>er</strong><br />
Ansprache dies<strong>er</strong> Kunden zu tun ist – und<br />
was man tunlichst unt<strong>er</strong>lassen sollte.<br />
Zwei Zielgruppen, die von d<strong>er</strong> Fachzeitschrift<br />
W&V Media in Koop<strong>er</strong>ation mit d<strong>er</strong><br />
GIM Gesellschaft für Innovative Marktforschung<br />
mit Hilfe von qualitativen Gruppenint<strong>er</strong>views<br />
und „Accompanied Shopping“<br />
analysi<strong>er</strong>t wurden, seien als Beispiele<br />
für eine solche marktg<strong>er</strong>echte, enge Diff<strong>er</strong>enzi<strong>er</strong>ung<br />
genannt: Die <strong>er</strong>lebnisorienti<strong>er</strong>t-hedonistischen<br />
Tankstellen-Shopp<strong>er</strong><br />
– zumeist männlich und zwischen 25 und<br />
35 Jahren alt – wohnen in Städten und<br />
Vororten und kaufen an d<strong>er</strong> „Tanke“ nahezu<br />
alle Produkte des täglichen Bedarfs.<br />
<strong>Sie</strong> sind üb<strong>er</strong>haupt nicht preisbewusst<br />
und bevorzugen Marken, die schnelle und<br />
unkomplizi<strong>er</strong>te Bedürfnisbefriedigung v<strong>er</strong>heißen<br />
– und sind damit eine wichtige<br />
Zielgruppe von Produkten aus den B<strong>er</strong>eichen<br />
Süßwaren, Getränke, Zigaretten und<br />
Convenience Food.<br />
Ebenfalls wenig preissensibel, ab<strong>er</strong> völlig<br />
and<strong>er</strong>s gepolt sind die Aldi-V<strong>er</strong>weig<strong>er</strong><strong>er</strong>.<br />
marketingwissen :: w<strong>er</strong>thaltige zielgruppen 011<br />
Hi<strong>er</strong> hat das mangelnde Preisbewusstsein<br />
all<strong>er</strong>dings ganz and<strong>er</strong>e Ursachen als bei<br />
den Tankstellen-Shopp<strong>er</strong>n: Die Zielgruppe<br />
glaubt nämlich, durch den Einkauf in teur<strong>er</strong>en<br />
Geschäften Distanz zu unt<strong>er</strong>en<br />
Gesellschaftsschichten demonstri<strong>er</strong>en zu<br />
können. Deshalb bevorzugt diese Zielgruppe<br />
auch statusträchtige Marken, die<br />
sich zur Profili<strong>er</strong>ung im sozialen Umfeld<br />
eignen.<br />
Wie die marktorienti<strong>er</strong>te Fokussi<strong>er</strong>ung auf<br />
spitze, kleine Zielgruppen aussehen kann,<br />
zeigt ein Beispiel aus dem B<strong>er</strong>eich Sportsponsoring:<br />
Für die Markenpräsenz auf<br />
einem Segel bei ein<strong>er</strong> großen int<strong>er</strong>nationalen<br />
Regatta zahlen w<strong>er</strong>bungtreibende<br />
Unt<strong>er</strong>nehmen zum Teil zweistellige Millionenbeträge.<br />
Dafür tritt die Marke in einem<br />
Umfeld auf, das wie kaum ein and<strong>er</strong>es für<br />
P<strong>er</strong>fektion, Teamgeist und Leistungsorienti<strong>er</strong>ung<br />
steht und die angepeilten w<strong>er</strong>thaltigen<br />
Entscheid<strong>er</strong>zielgruppen in einem<br />
sehr exklusiven und emotional aufgeladenen<br />
Kontext anspricht.<br />
Florian Allgay<strong>er</strong><br />
Florian Allgay<strong>er</strong> ist B<strong>er</strong>at<strong>er</strong> und Dozent<br />
für Zielgruppenanalyse, PR und<br />
Unt<strong>er</strong>nehmenskommunikation und<br />
Geschäftsführ<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Allgay<strong>er</strong> Media<br />
GmbH. Zu seinen Kunden zählen namhafte<br />
Medien- und Forschungsunt<strong>er</strong>nehmen<br />
sowie Unt<strong>er</strong>nehmen aus den B<strong>er</strong>eichen<br />
B<strong>er</strong>atung, Dienstleistung und Handel.<br />
Seit vielen Jahren v<strong>er</strong>antwortet und<br />
betreut Allgay<strong>er</strong> die Zielgruppenstudien<br />
in W&V Media und ist langjährig<strong>er</strong> Fachautor<br />
für W&V W<strong>er</strong>ben & V<strong>er</strong>kaufen. Er<br />
ist V<strong>er</strong>fass<strong>er</strong> des <strong>Marketing</strong>handbuches<br />
„Zielgruppen finden und gewinnen. Wie<br />
<strong>Sie</strong> sich in die Welt Ihr<strong>er</strong> Kunden v<strong>er</strong>setzen“<br />
und gemeinsam mit W&V-Chefredakteur<br />
Jochen Kalka H<strong>er</strong>ausgeb<strong>er</strong> des<br />
Standardw<strong>er</strong>ks zur Zielgruppenanalyse<br />
„Zielgruppen – Wie sie leben, was sie<br />
kaufen, woran sie glauben“ sowie des<br />
Fachbuchs „D<strong>er</strong> Kunde im Fokus“.<br />
allgay<strong>er</strong>@zielgruppen-find<strong>er</strong>.de