Sie braucht ihrs, er will seins - Marketing Club Berlin
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usp – menschen im marketing. 2 : 2009<br />
„Senioren-Falle“ v<strong>er</strong>meiden<br />
Um <strong>er</strong>folgreich die d<strong>er</strong>zeit lukrativste Konsumentengruppe<br />
zu <strong>er</strong>reichen, bedarf es<br />
also ein<strong>er</strong> sehr exakten Betrachtung d<strong>er</strong><br />
Zielgruppen inn<strong>er</strong>halb d<strong>er</strong> Alt<strong>er</strong>ssegmente<br />
50, 60, 70plus. Und neu<strong>er</strong> Strategien. In<br />
den v<strong>er</strong>gangen 10 Jahren habe ich viele<br />
Kampagnen, <strong>Marketing</strong>-Strategien v<strong>er</strong>folgt,<br />
begutachtet und manche mitentwickelt.<br />
Aus d<strong>er</strong> Vielzahl d<strong>er</strong> Analysen haben wir<br />
uns<strong>er</strong>e 4 A.GE Strategie-Ansätze entwikkelt:<br />
Den Alt<strong>er</strong>s-Ansatz, den Kompetenz-<br />
Ansatz, den Lifestyle-Ansatz und den<br />
Gen<strong>er</strong>ationen-Ansatz. <strong>Sie</strong> sind Hilfsmittel,<br />
um die „Senioren-Falle“ zu v<strong>er</strong>meiden. Die<br />
Senioren-Falle lautet: Alle wollen alt w<strong>er</strong>den,<br />
ab<strong>er</strong> kein<strong>er</strong> <strong>will</strong> es sein. Zurück zu<br />
uns<strong>er</strong>en 4 A.GE Strategie-Ansätzen. Die<br />
Alt<strong>er</strong>sstrategie stellt das Alt<strong>er</strong> in den Vord<strong>er</strong>grund.<br />
Positivbeispiele sind die Bahn-<br />
Card für P<strong>er</strong>sonen ab 60 mit 50 Prozent<br />
Preisvorteil und die Allianz Unfallv<strong>er</strong>sich<strong>er</strong>ung<br />
60 plus, welche die Alt<strong>er</strong>sabgrenzung<br />
im Produktnamen trägt.<br />
Die Kompetenzstrategie orienti<strong>er</strong>t sich an<br />
den Kompetenzen, nicht an den Defiziten.<br />
Ein gelungenes Beispiel hi<strong>er</strong>für ist die Kampagne<br />
d<strong>er</strong> Unilev<strong>er</strong> Marke „B<strong>er</strong>tolli“.<br />
B<strong>er</strong>tolli zeigt authentische Alt<strong>er</strong>sbild<strong>er</strong> und<br />
80plus-Konsumenten in ein<strong>er</strong> kompetenten<br />
V<strong>er</strong>brauch<strong>er</strong>rolle. Die Lifestylestrategie<br />
setzt auf das positive Lebensgefühl Ält<strong>er</strong><strong>er</strong>.<br />
Für den Einsatz des Lifestyle-Ansatzes<br />
<strong>braucht</strong> es also ein gutes Fing<strong>er</strong>spitzengefühl.<br />
Besond<strong>er</strong>s gut gelungen ist mein<strong>er</strong><br />
Ansicht nach d<strong>er</strong> TUI d<strong>er</strong> Lifestyle-Ansatz.<br />
Andreas Reidl<br />
Andreas Reidl, Inhab<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Firma A.GE<br />
– Agentur für Gen<strong>er</strong>ationen-<strong>Marketing</strong>.<br />
Sein 1.200 P<strong>er</strong>sonen starkes Panel<br />
Senior-Scouts unt<strong>er</strong>sucht Märkte,<br />
testet B<strong>er</strong>atungsqualität und optimi<strong>er</strong>t<br />
Produkte. Für das Fach „<strong>Marketing</strong><br />
50plus“ hat <strong>er</strong> einen Lehrauftrag an<br />
d<strong>er</strong> Georg-Simon-Ohm Hochschule<br />
Nürnb<strong>er</strong>g.<br />
a.reidl@gen<strong>er</strong>ationen-marketing.de<br />
TUI zeigt ein ält<strong>er</strong>es Paar – eindeutig 60<br />
plus – in ihr<strong>er</strong> Urlaubsumgebung. D<strong>er</strong> Lifestyle<br />
beschreibt sich durch die Urlaubsumgebung,<br />
durch die Möbli<strong>er</strong>ung am Pool,<br />
durch die Kleidung d<strong>er</strong> beiden Protagonisten.<br />
D<strong>er</strong> Mann zieht für seine Partn<strong>er</strong>in am<br />
Pool eine liebensw<strong>er</strong>te und zum Lächeln<br />
anregende Show ab. D<strong>er</strong> Gen<strong>er</strong>ationen-<br />
Ansatz ist gut für die Marken- und/od<strong>er</strong><br />
Zielgruppenspreizung. Denn: Die Bande<br />
zwischen den Gen<strong>er</strong>ationen tragen gut. D<strong>er</strong><br />
Kunde so um die 60 ist ein Vi<strong>er</strong>-Gen<strong>er</strong>ationen-Käuf<strong>er</strong><br />
und aus mein<strong>er</strong> Sicht d<strong>er</strong> spannendste<br />
Kunde, den es heute üb<strong>er</strong>haupt<br />
gibt. Nicht nur wegen den schönen Cross-<br />
Selling Potenzialen. D<strong>er</strong> Kunde um die 60<br />
kauft für die Enkelkind<strong>er</strong>, für die Kind<strong>er</strong>, für<br />
sich und seinen Partn<strong>er</strong> und imm<strong>er</strong> öft<strong>er</strong><br />
auch noch für die eigenen Elt<strong>er</strong>n od<strong>er</strong> einen<br />
Elt<strong>er</strong>nteil. Dies sollte die <strong>Marketing</strong>h<strong>er</strong>zen<br />
doch eigentlich jubili<strong>er</strong>en lassen.<br />
Konsumzeit wird läng<strong>er</strong><br />
B<strong>er</strong>lin ist d<strong>er</strong> Geburtsort des demographischen<br />
Wandels. Denn: Am 1. Juni 1961<br />
brachte die B<strong>er</strong>lin<strong>er</strong> Sch<strong>er</strong>ing AG mit „Anovlar“<br />
die <strong>er</strong>ste Antibabypille in Deutschland<br />
auf den Markt. Die Frauen folgten nur wenige<br />
Jahre spät<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Parole: „Make Love, not<br />
Babies“. Die Folgen dies<strong>er</strong> Parole spüren<br />
wir heute sehr deutlich und deshalb sollte<br />
Ihnen folgendes klar w<strong>er</strong>den. Die Lebensund<br />
vor allem die Konsumzeit wird imm<strong>er</strong><br />
läng<strong>er</strong>. Ein 60-Jährig<strong>er</strong> bleibt uns, den <strong>Marketing</strong>-V<strong>er</strong>antwortlichen,<br />
statistisch noch<br />
gut 20 Jahre als Konsument <strong>er</strong>halten. Man-<br />
marketingwissen :: 50plus 021<br />
che sogar 30, 40 od<strong>er</strong> 50 Jahre. Für die B<strong>er</strong>lin<strong>er</strong>in<br />
Frieda Borch<strong>er</strong>t hätte dies gegolten.<br />
<strong>Sie</strong> ist letztes Jahr im Alt<strong>er</strong> von 111 Jahren<br />
gestorben. Bis zu ihrem Tod war sie die<br />
älteste lebende Deutsche. Deshalb wird die<br />
Konsum- und Dienstleistungswelt für fitte<br />
53-Jährige und für robuste 66-Jährige<br />
genauso zugänglich sein müssen wie für<br />
wackelige 85-Jährige. McDonald´s hat das<br />
<strong>er</strong>kannt und reagi<strong>er</strong>t auf die demographische<br />
Entwicklung. Die Burg<strong>er</strong>kette <strong>will</strong> hi<strong>er</strong>bei<br />
vor allem von ihr<strong>er</strong> Kaffeehaustocht<strong>er</strong><br />
McCafé profiti<strong>er</strong>en, die bei den Ält<strong>er</strong>en<br />
b<strong>er</strong>eits hohen Zuspruch findet. D<strong>er</strong> Anteil<br />
d<strong>er</strong> 50plus-Gäste hat sich hi<strong>er</strong> inn<strong>er</strong>halb<br />
d<strong>er</strong> letzten and<strong>er</strong>thalb Jahre v<strong>er</strong>doppelt.<br />
Jed<strong>er</strong> fünfte Kunde ist b<strong>er</strong>eits 50plus. Einen<br />
wirklichen Beweis für die Marktmacht d<strong>er</strong><br />
Ält<strong>er</strong>en lief<strong>er</strong>t die Tatsache, die ein Zollb<strong>er</strong>icht<br />
kürzlich h<strong>er</strong>vor gebracht hat: Auf dem<br />
Schwarzmarkt lässt sich ein Kilogramm des<br />
Potenzmittels Viagra für gut 90.000 Euro<br />
absetzen – die v<strong>er</strong>gleichbare Menge Kokain<br />
bekommt man hingegen für 65.000 Euro.