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Sie braucht ihrs, er will seins - Marketing Club Berlin

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usp – menschen im marketing. 2 : 2009<br />

Größte ethnische Gruppen in Deutschland<br />

Gezielte Markenbildung für<br />

ethnische Zielgruppen<br />

Unt<strong>er</strong>nehmen, die ethnische Märkte<br />

<strong>er</strong>kannt haben und aktiv bedienen, sind<br />

imm<strong>er</strong> noch rar gesät. Insbesond<strong>er</strong>e in d<strong>er</strong><br />

ethnischen Lebensmittelbranche jedoch<br />

finden sich Play<strong>er</strong>, die auf den <strong>er</strong>sten Blick<br />

gar nicht v<strong>er</strong>muten lassen, dass es sich um<br />

Unt<strong>er</strong>nehmen mit Ethnomarketing-Ambitionen<br />

handelt. Bei d<strong>er</strong> Lebensmittel-Marke<br />

„Gazi“, die praktisch jedes Schaufenst<strong>er</strong> in<br />

türkischen Obst- und Sup<strong>er</strong>märkten<br />

schmückt und d<strong>er</strong> deutschen Öffentlichkeit<br />

vielleicht als Sportsponsor (z. B. von Christoph<br />

Daum) aufgefallen ist, handelt es<br />

sich mitnichten um ein türkisches Unt<strong>er</strong>nehmen,<br />

wie selbst die meisten Deutsch-<br />

Türken glauben. Sond<strong>er</strong>n Gazi ist eine<br />

deutsche Firma mit Sitz in Stuttgart, die<br />

von Dr. Eduardo Garcia, Sohn ein<strong>er</strong> deutschen<br />

Mutt<strong>er</strong> und eines spanischen Vat<strong>er</strong>s,<br />

gegründet wurde. Ebenso v<strong>er</strong>steckt sich<br />

z. B. hint<strong>er</strong> den „türkischen“ Käsemarken<br />

„Sütdiyari“ od<strong>er</strong> auch „Yasar“ kein türkisch<strong>er</strong><br />

Importeur, sond<strong>er</strong>n die dänische<br />

Großmolk<strong>er</strong>ei Nordex-Food.<br />

120 Milliarden €<br />

Kaufkraft<br />

Die „Russen“ – das sind vor allem Spätaussiedl<strong>er</strong><br />

aus Kasachstan und d<strong>er</strong> russischen<br />

Föd<strong>er</strong>ation – sowie die „Türken“ bilden<br />

mit jeweils rund 3 Millionen Menschen<br />

die beiden größten Migrantengruppen.<br />

Dabei v<strong>er</strong>fügen die Russen im Durchschnitt<br />

üb<strong>er</strong> die bess<strong>er</strong>e Bildung, Ausbildung und<br />

dah<strong>er</strong> üb<strong>er</strong> die qualifizi<strong>er</strong>t<strong>er</strong>en und bess<strong>er</strong><br />

bezahlten Jobs. Umgekehrt sind die Türken<br />

statistisch jüng<strong>er</strong> und kind<strong>er</strong>reich<strong>er</strong> und<br />

damit beispielsweise für die Spielzeugbranche<br />

die vielleicht noch int<strong>er</strong>essant<strong>er</strong>e<br />

Zielgruppe. Hochg<strong>er</strong>echnet v<strong>er</strong>fügen alle<br />

15 Millionen Migranten in Deutschland<br />

üb<strong>er</strong> eine jährliche Kaufkraft von etwa<br />

120 Milliarden Euro. Davon entfallen auf<br />

die Türken etwa 19,5 und auf die Russen<br />

rund 22 Milliarden Euro. Trotzdem sind die<br />

W<strong>er</strong>beausgaben im Ethno-<strong>Marketing</strong> in den<br />

letzten Jahren rückläufig.<br />

Türken in Deutschland (TiD)<br />

B<strong>er</strong>eits seit Anfang d<strong>er</strong> 90 Jahre hat das<br />

B<strong>er</strong>lin<strong>er</strong> Markt- und Meinungsforschungsinstitut<br />

DATA 4U das Kauf- und Medienv<strong>er</strong>halten<br />

d<strong>er</strong> Türken und weit<strong>er</strong><strong>er</strong> Migrantengruppen<br />

unt<strong>er</strong>sucht. Neben den türkischen<br />

Medien sind Auftraggeb<strong>er</strong> int<strong>er</strong>nationale<br />

Firmen wie Proct<strong>er</strong> & Gamble, Nordex<br />

Food, Johnson & Johnson, Telekommunikationsfirmen,<br />

Konsumartikelh<strong>er</strong>stell<strong>er</strong>, ab<strong>er</strong><br />

auch regionale Unt<strong>er</strong>nehmen wie die BVG.<br />

Ethno-Exp<strong>er</strong>te Joachim Schulte beschreibt<br />

die aktuelle Situation d<strong>er</strong> TiD wie folgt:<br />

„Die deutsch-türkische Community <strong>er</strong>lebt<br />

momentan eine <strong>er</strong>ste Phase d<strong>er</strong> Elitenbildung,<br />

die mit <strong>er</strong>sten Schritten ein<strong>er</strong> beginnenden<br />

Integration einh<strong>er</strong>geht. Auch wenn<br />

das momentan nur eine kleine Mind<strong>er</strong>heit<br />

d<strong>er</strong> türkischen Migranten umfasst, w<strong>er</strong>den<br />

wir uns in Zukunft zunehmend an ein diff<strong>er</strong>enzi<strong>er</strong>t<strong>er</strong>es<br />

und het<strong>er</strong>ogenes Bild d<strong>er</strong><br />

TiD gewöhnen müssen.“ Einige junge<br />

Deutsch-Türken bedienen sich wie selbstv<strong>er</strong>ständlich<br />

mit dem Besten aus beiden<br />

Welten und <strong>er</strong>langen so fast spiel<strong>er</strong>isch<br />

eine hohe int<strong>er</strong>kulturelle Kompetenz.<br />

And<strong>er</strong><strong>er</strong>seits ab<strong>er</strong> dient als Indikator beispielsweise<br />

die v<strong>er</strong>wendete Sprache, so<br />

nutzen imm<strong>er</strong> noch mehr als die Hälfte d<strong>er</strong><br />

TiD (55 %) im Alltag ausschließlich od<strong>er</strong><br />

üb<strong>er</strong>wiegend die türkische Sprache, rund<br />

ein Drittel (30 %) nutzen das Türkische<br />

und das Deutsche etwa gleichw<strong>er</strong>tig und<br />

nur etwa 15 % nutzen üb<strong>er</strong>wiegend bzw.<br />

ausschließlich im Alltag die deutsche Spra-<br />

Quelle: Data 4U – Basis 5262<br />

telefonische Int<strong>er</strong>views<br />

TiD: Durchschnittliche Marktanteile<br />

(Top 10), Frühjahr 2009<br />

marketingwissen :: ethno-marketing 017<br />

che. Das Türkische wird also von etwa<br />

85 % intensiv v<strong>er</strong>wendet und ist imm<strong>er</strong><br />

noch d<strong>er</strong> kleinste gemeinsame Nenn<strong>er</strong> und<br />

damit d<strong>er</strong> beste Zugang zu dies<strong>er</strong> Zielgruppe.<br />

Das heißt also primär: Wen auch<br />

imm<strong>er</strong> man unt<strong>er</strong> den TiD <strong>er</strong>reichen <strong>will</strong>,<br />

v<strong>er</strong>suche es mit Hilfe d<strong>er</strong> türkischen Sprache<br />

und türkisch<strong>er</strong> Medien. Dies korrespondi<strong>er</strong>t<br />

im Übrigen auch sehr deutlich<br />

mit den von d<strong>er</strong> Data 4U <strong>er</strong>mittelten Nutzungsdaten<br />

d<strong>er</strong> zentralen Medien F<strong>er</strong>nsehen<br />

und Tageszeitungen.<br />

Mit wenigen Medien<br />

kostengünstig die TiD <strong>er</strong>reichen<br />

Zur Planung, speziell d<strong>er</strong> türkischen TV<br />

Medien, steht seit kurzem mit TURK-TV<br />

eine eigenständige Planungssoftware zur<br />

V<strong>er</strong>fügung. Diese <strong>er</strong>möglicht es, eine diff<strong>er</strong>enzi<strong>er</strong>te<br />

Kampagnen-Planung inklusive<br />

all<strong>er</strong> klassischen Media-Messw<strong>er</strong>te wie<br />

TKP, GRP, Brutto- und Nettoreichweiten<br />

od<strong>er</strong> auch OTS für das türkische TV in<br />

Deutschland durchzuführen.<br />

Die kumuli<strong>er</strong>ten Marktanteile d<strong>er</strong> türkischen<br />

TV Send<strong>er</strong> in deutsch-türkischen<br />

Haushalten betragen regelmäßig mehr als<br />

75 %. Die d<strong>er</strong> türkischen Tageszeitungen<br />

rund 80 %. Eine TV-Kampagne, platzi<strong>er</strong>t<br />

auf den fünf wichtigsten türkischen F<strong>er</strong>nsehsend<strong>er</strong>n<br />

(Euro D, Showturk, ATV, Eurostart<br />

und Kanal 7), <strong>er</strong>reicht leicht kumuli<strong>er</strong>te<br />

Marktanteile von 60 % und mehr sowie<br />

Netto-Tagesreichweite von bis zu 90 %.<br />

Besond<strong>er</strong><strong>er</strong> Beliebtheit <strong>er</strong>freuen sich im<br />

türkischen TV momentan Soap-Op<strong>er</strong>as, die<br />

morgens, mittags und abends auf den v<strong>er</strong>schiedenen<br />

Send<strong>er</strong>n ausgestrahlt w<strong>er</strong>den<br />

und bei d<strong>er</strong> Erstausstrahlung oft Marktanteile<br />

von 50 % und mehr <strong>er</strong>reichen.<br />

Ähnliches gilt für den Markt d<strong>er</strong> Tageszeitungen.<br />

Hi<strong>er</strong> hält allein die Hürriyet einen<br />

Marktanteil von etwa 50 % bei ein<strong>er</strong> Marktdurchdringung,<br />

wie sie im deutschen Markt<br />

nur etwa die Bild-Zeitung <strong>er</strong>reicht. D<strong>er</strong><br />

Markt d<strong>er</strong> deutsch-türkischen Massenmedien<br />

ist also imm<strong>er</strong> noch sehr homogen,<br />

so dass diese Zielgruppen einfach und<br />

effektiv üb<strong>er</strong> einen klassischen Mediamix<br />

zu <strong>er</strong>reichen sind. Da sich darüb<strong>er</strong> hinaus<br />

die Präsenz d<strong>er</strong> Deutsch-Türken auf wenige<br />

Ballungsräume und inn<strong>er</strong>halb dies<strong>er</strong><br />

Regionen zumeist auf wenige Wohnquarti<strong>er</strong>e<br />

konzentri<strong>er</strong>t, bieten sich Maßnahmen<br />

in d<strong>er</strong> Außenw<strong>er</strong>bung und im Direktmarketing<br />

zur Ergänzung des klassischen Mediamixes<br />

an.

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