Oldenburg 2015
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34 STADTORGANISATION<br />
Integration ist in <strong>Oldenburg</strong><br />
Chefsache<br />
Über 30 000 Stadtbewohner<br />
haben<br />
ausländische Wurzeln.<br />
<strong>Oldenburg</strong>s Stadtbild wird kulturell und ethnisch<br />
immer vielfältiger. Dies ist als eine Folge von<br />
Migrationsprozessen in einer Stadt zu sehen, die<br />
gezielt auf Innovation und Entwicklungsprozesse<br />
durch Zuwanderung und Internationalisierung<br />
setzt. Mittlerweile haben rund 20 Prozent, also<br />
über 30 000 <strong>Oldenburg</strong>erinnen und <strong>Oldenburg</strong>er,<br />
ihre Wurzeln in einem anderen Land.<br />
Geprägt wird die Internationalisierung der Stadt<br />
auch durch Studierende aus dem Ausland und<br />
durch Flüchtlinge. Seit Dezember 2010 hat <strong>Oldenburg</strong><br />
über 1000 Flüchtlinge aus Kriegs- und<br />
Krisengebieten, wie zum Beispiel Irak, Syrien und<br />
Afghanistan, aufgenommen. Derzeit wird ein Konzept<br />
zur Unterbringung und sozialen Versorgung<br />
der Flüchtlinge erarbeitet mit dem Ziel, gemeinsam<br />
mit vielen Akteuren in der Stadt, Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, in denen sich die Flüchtlinge<br />
sicher und willkommen fühlen und, unter<br />
Berücksichtigung der gesetzlichen Möglichkeiten,<br />
am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.<br />
Generell entwickelt sich in <strong>Oldenburg</strong> ein Klima<br />
der Toleranz, das für Diversität als Chance und<br />
Potenzial steht. Beispielsweise gab es, anders als<br />
in vielen anderen deutschen Städten, keine öffentliche<br />
Kritik am Bau eines Minaretts der Haci Bayram<br />
Moschee (DITIB-Gemeinde = Mitglied der Türkisch-Islamischen<br />
Union der Anstalt für Religion<br />
e.V. in <strong>Oldenburg</strong>). Der Bau wurde von der weit<br />
überwiegenden Mehrheit der <strong>Oldenburg</strong>erinnen<br />
und <strong>Oldenburg</strong>er als eine selbstverständliche Entwicklung<br />
wahrgenommen. Dies ist nicht zuletzt<br />
auch ein Ergebnis eines politischen Paradigmenwechsels,<br />
bei dem Toleranz sehr groß geschrieben<br />
wird und der gezielt vom ehemaligen Oberbürgermeister<br />
Prof. Dr. Gerd Schwandner vorangetrieben<br />
wurde. Es ist daher auch kein Zufall, dass die<br />
Stabsstelle Integration direkt dem Büro des Oberbürgermeisters<br />
zugeordnet ist und das Thema<br />
somit „Chefsache“ ist. Damit konnte die Integrationsarbeit<br />
vor Ort nachhaltig gestärkt werden.<br />
Neben einem städtischen Integrationskonzept<br />
konnten viele Projekte und Maßnahmen auf dem<br />
Weg gebracht werden. Die Bildung eines Ratsausschusses<br />
für Migration und Integration ist<br />
ebenfalls ein Ergebnis dieser Entwicklung. In diesem<br />
politischen Gremium können Mitglieder von<br />
Migrantenorganisationen und Akteure der Migrations-<br />
und Flüchtlingssozialarbeit auf Augenhöhe<br />
mit Politik und Verwaltung diskutieren und ihre<br />
Anliegen vortragen.<br />
Auch wenn in vielen Bereichen weiterhin ein großer<br />
Handlungs- und Verbesserungsbedarf besteht,<br />
sind wir auf die Entwicklung stolz, dass es schon<br />
längst keine Frage mehr für <strong>Oldenburg</strong> ist, ob wir<br />
Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlinge<br />
hier bei uns willkommen heißen, sondern wie wir<br />
Strukturen schaffen können, damit sie sich willkommen<br />
und anerkannt fühlen.<br />
Hierbei haben wir den Wunsch, dass die Menschen<br />
gerne nach <strong>Oldenburg</strong> ziehen und hier ihre<br />
neue Heimat finden, und den Anspruch, die Frage<br />
der Teilhabe und Partizipation nicht Glück und<br />
Zufall zu überlassen.<br />
Sicherlich stellen die individuellen Voraussetzungen<br />
und Ambitionen einen wichtigen Faktor dafür<br />
dar, wie schnell der „Anschluss“ in einer neuen<br />
Stadt bzw. in einem neuen Land gelingt, aber die<br />
aufnehmende Gesellschaft kann durch Strukturen,<br />
die helfen und offen sind, einen wesentlichen Beitrag<br />
dazu leisten.<br />
Dies ist langfristig bei der Suche nach qualifizierten<br />
Fachkräften auch ein klarer Wettbewerbsvorteil,<br />
da für Höherqualifizierte ein tolerantes Klima<br />
in einer Stadt bei der Wahl des Lebensortes von<br />
besonderer Relevanz ist.<br />
Um Neuzuwanderern das Einleben und die Orientierung<br />
in <strong>Oldenburg</strong> zu erleichtern und ihnen<br />
zugleich deutlich zu signalisieren, dass sie bei uns<br />
willkommen sind, hat die Stadt <strong>Oldenburg</strong> im<br />
Herbst 2014 eine Willkommensbroschüre herausgebracht.<br />
Diese informiert über Anlaufstellen zu<br />
unterschiedlichen Lebensfragen und bietet Orientierung<br />
im Alltag. Viele städtische und externe Einrichtungen<br />
haben zur Entstehung der Broschüre<br />
beigetragen.<br />
Die Broschüre orientiert sich an den Lebenslagen<br />
und Fragestellungen, die sich insbesondere für<br />
Neubürgerinnen und Neubürger mit Migrationshintergrund<br />
ergeben können.<br />
Aus der Broschüre wird auch deutlich, dass wir in<br />
<strong>Oldenburg</strong> bereits über sehr viele spezielle Hilfsund<br />
Beratungsangebote verfügen und es vielen<br />
Institutionen ein wichtiges Anliegen ist, Partizipation<br />
und Teilhabe zu ermöglichen.<br />
Als Beispiele sind nicht nur die zahlreichen Beratungs-<br />
und Anlaufstellen zu nennen, sondern auch<br />
die zivilgesellschaftlichen Organisationen und