Zusammenfassung_Vortraege_DPT_2015
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VORTRAGSZUSAMMENFASSUNG<br />
Dr. Christa Larsen<br />
Personalbindung vor Personalrekrutierung<br />
12. – 14. März <strong>2015</strong> I Flughafen Berlin-Tempelhof www.deutscher-pflegetag.de<br />
Dr. Christa Larsen<br />
Personalbindung vor Personalrekrutierung<br />
Fachkräftemangel ist in der Pflege seit über 10 Jahren ein Dauerthema. Lange galt Rekrutierung als die wesentliche<br />
Strategie zur Fachkräftesicherung, nicht nur in der Pflege, sondern auch in anderen Branchen. Seit wenigen<br />
Jahren scheint sich hier eine Veränderung einzustellen. Die Bindung des Personals an die Pflegeeinrichtungen<br />
nimmt in politischen und fachlichen Diskursen einen immer größeren Stellenwert ein. Deshalb soll in diesem<br />
Beitrag erörtert werden, ob inzwischen Personalbindung wichtiger als Rekrutierung geworden ist? Trifft dies<br />
in politischen und Fachdiskursen zu und wie sieht die Lage in der Praxis aus? Weiter soll diskutiert werden, ob<br />
Bindung und Rekrutierung alternative Strategien der Fachkräftesicherung darstellen können oder ob sie in einem<br />
Wechselverhältnis zueinander stehen? Und schließlich soll gefragt werden, wo die Endlichkeit beider Strategien<br />
liegt, ob beide Strategien ausreichen können, um den Fachkräftemangel nachhaltig abzubauen.<br />
Rekrutierung als wichtige Strategie der Fachkräftesicherung<br />
Anhand von Daten aus dem Hessischen Pflegemonitor wird exemplarisch aufgezeigt, dass die Nachfrage nach<br />
Pflegefachkräften in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen ist. Der starke Impuls für diese Entwicklung<br />
kommt aus der Altenhilfe. Dort nimmt die Nachfrage deutlich schneller zu als der Abbau der Pflegekräfte im<br />
Krankenhausbereich. Auf die erhöhte Nachfrage wird mit vielfältigen Anstrengungen zum Ausbau der Altenpflegeausbildung<br />
reagiert. Ziel ist dabei, die entstandenen Lücken über die Rekrutierung einer größeren Zahl an<br />
Ausbildungsabsolventinnen zu füllen. Dies gelingt allerdings nicht hinreichend, so dass sich der Fachkräftemangel<br />
inzwischen auf einem recht hohen Niveau manifestiert hat. Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass neben dem heute<br />
schon bestehenden Mangel, in den kommenden 15 Jahren bspw. in Hessen die gesamte Belegschaft in der Pflege<br />
einmal ausgetauscht werden muss. Auch wenn Ausbildung - wie schon heute - auf einem hohen Niveau weiterhin<br />
betrieben wird, kann damit nicht die Zahl der nachgefragte Pflegefachkräfte erreicht werden. Die Rekrutierung<br />
von Auszubildenden reicht als einzige Strategie zur Fachkräftesicherung nicht aus.<br />
In einigen Bundesländern und über verschiedene Verbände ist die Anwerbung von ausländischen Pflegefachkräften<br />
als zweite Rekrutierungsstrategie von großer Bedeutung. Die Anerkennungsstatistik zeigt, dass über diesen<br />
Weg nur 1 bis 2% der Nachfrage gedeckt werden können. Die Rekrutierung von ausländischen Fachkräften stellt<br />
entsprechend auch keine ausreichende Strategie zum Schließen der Fachkräftelücke dar; es bedarf weiterer Strategien.<br />
Bindung als „neue“ Strategie zur Fachkräftesicherung<br />
Bindung von Pflegefachkräften ist keine neue Strategie in der betrieblichen Praxis. Allerdings wird Bindung als<br />
Fachkräftesicherungsstrategie seit 2012 verstärkt in politischen und fachlichen Diskursen benannt. Ausdruck<br />
davon sind auch eine Vielzahl von Projekten und Programmlinien, die über die Entwicklung von Konzepten zur<br />
Gesundheitsförderung, zur Qualifizierung und zur Organisationsentwicklung positiv auf die Bindung einwirken<br />
wollen.<br />
Wenn die Bindung von Fachkräften gelingt, können damit sicherlich Personalressourcen erschlossen werden, die<br />
helfen, Fachkräftelücken in den Einrichtungen erst gar nicht entstehen zu lassen. Bindung kann deshalb in der<br />
betrieblichen Praxis bedeuten, daraufhin zu wirken: 1) dass die Fachkräfte die Einrichtung nicht verlassen, 2) dass<br />
die Unterbrechung der Beschäftigung durch die Wahrnehmung familiärer Aufgaben oder durch Erkrankungen und<br />
Burnout möglichst reduziert wird und 3) dass die Arbeitszeitumfänge erweitert und 4) soweit als möglich der<br />
altersbedingte Austritt aus der Beschäftigung nach hinten geschoben wird. Modellrechnungen zeigen bspw., dass<br />
der bis 2030 prognostizierte Fachkräftemangel völlig abgebaut werden könnte, wenn Pflegefachkräfte nicht wie<br />
derzeit mit durchschnittlich 60 Jahren, sondern erst mit 62 Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden würden.<br />
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