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iso-NEWS - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV

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<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3 / August 2004<br />

Saarbrücken, August 2004


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Sozialforschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Sozialwirtschaft</strong> e.V. (<strong>iso</strong>)<br />

Trillerweg 68<br />

D-66117 Saarbrücken<br />

Telefon: 0681 - 9 54 24-0<br />

Telefax: 0681 - 9 54 24-27<br />

e-mail: kontakt@<strong>iso</strong>-institut.de<br />

Internet: http://www.<strong>iso</strong>-institut.de<br />

Geschäftsführer: Dr. Daniel Bieber<br />

© by <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong> Saarbrücken<br />

ISSN 1611-6933


Inhalt<br />

Daniel Bieber<br />

Editorial 5<br />

Manfred Geiger<br />

Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration - historische Wendepunkte in 10<br />

der Sozialpolitik<br />

Hans Günter Grewer<br />

Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik - 21<br />

oder von den verschwiegenen Chancen des Industriebesatzes beim<br />

Standortwettbewerb<br />

Kerstin Blass<br />

Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck - Personalplanung 39<br />

ein probates Steuerungsinstrument?<br />

Ingrid Matthäi<br />

‘Managing Diversity’ - an Opportunity for the Unemployed to Gain 50<br />

Access to Internal Labour Markets?<br />

<strong>iso</strong>-News 61<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 3


EDITORIAL<br />

Sozialwissenschaftliche Forschungsinstitute<br />

wie das <strong>iso</strong> Saarbrücken müssen über ein<br />

fein entwickeltes Sensorium <strong>für</strong> Themen,<br />

die in Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung, aber<br />

auch in der Öffentlichkeit <strong>und</strong> in der Politik<br />

noch nicht mit der ihnen entsprechenden<br />

Bedeutung diskutiert werden, verfügen.<br />

Die Kunst besteht <strong>für</strong> <strong>Institut</strong>e ohne jede<br />

Gr<strong>und</strong>finanzierung offenk<strong>und</strong>ig darin, auf<br />

den „Forschungsmärkten“ mit Angeboten<br />

Präsenz zu zeigen, die <strong>für</strong> Auftraggeber<br />

schon so interessant sind, dass sie bereit<br />

sind, bei der Problembearbeitung auf sozialwissenschaftliche<br />

Forschung zu setzen<br />

<strong>und</strong> hier<strong>für</strong> auch Geld in die Hand zu<br />

nehmen. Zugleich muss die Forschung aber<br />

auch in der Lage sein, Themen <strong>und</strong><br />

Fragestellungen zu entwickeln, die <strong>für</strong> die<br />

Forschungspolitik oder <strong>für</strong> die Öffentlichkeit<br />

erst noch an Bedeutung gewinnen. Das<br />

<strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong> Saarbrücken kann sich also<br />

- wie andere sozialwissenschaftliche Forschungsinstitute<br />

auch - dann besonders<br />

gut entwickeln, wenn es gelingt, die erworbenen<br />

Kompetenzen in neuen Kontexten<br />

weiter zu nutzen <strong>und</strong> fortzuentwickeln<br />

<strong>und</strong> wenn es gelingt, hierbei neue Themen<br />

zu identifizieren, von denen angenommen<br />

werden kann, dass sie geeignet sind, sich<br />

durchzusetzen. Themen, die dieses Kriterium<br />

erfüllen sind vor allem jene, von denen<br />

zu Recht angenommen werden kann, dass<br />

ihre gesellschaftliche Relevanz oberhalb<br />

der Nachweisgrenze liegt.<br />

Der Demographiehype, der daran abzulesen<br />

ist, dass heute jeder Dorfbürgermeister<br />

<strong>und</strong> jeder FAZ-Herausgeber zu wis-<br />

Daniel Bieber<br />

sen meint, dass wir auf eine „Herrschaft der<br />

Alten“ zusteuern, ist ein Beleg da<strong>für</strong>, dass<br />

es sich trotz der Reserven, mit denen man<br />

konfrontiert ist, lohnt, an scheinbar abenteuerlichen<br />

Fragestellungen festzuhalten<br />

<strong>und</strong> die Ruhe, die aus dem allgemeinen<br />

Desinteresse resultiert, zu nutzen, sich durch<br />

gründliche Forschung einen gewissen Wissensvorsprung<br />

zu erarbeiten. Dieser kann<br />

später auch in Beratungsleistungen einfließen,<br />

die dann allerdings etwas solider <strong>und</strong><br />

weniger Zeitgeist geschwängert sind als<br />

vieles, was von (manchmal) namhaften<br />

<strong>und</strong> viel teureren Unternehmensberatungen<br />

verkauft wird.<br />

Zu den Themen, die aus unserer Sicht <strong>für</strong><br />

die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung<br />

von zentraler Bedeutung sein dürften,<br />

zählen neben den demographischen Veränderungen<br />

auch die Entwicklungen innerhalb<br />

des seit einigen Jahren im Dauerumbau<br />

befindlichen Sozialsystems <strong>und</strong> die<br />

Veränderungen in der Arbeitswelt, die<br />

zwar einerseits nicht gerade talkshow- oder<br />

feuilletonkompatibel sind, nichts desto trotz<br />

aber eine große Bedeutung <strong>für</strong> den inneren<br />

Zusammenhalt einer Gesellschaft haben.<br />

Entgegen weit verbreiteten Vorstellungen<br />

von der mangelnden Steuerungsfähigkeit<br />

von Politik muss hier doch festgehalten<br />

werden: Politik kann hier noch<br />

immer eine starke Wirkung entfalten - in die<br />

eine oder in die andere Richtung. Der öffentliche<br />

Diskurs, den man derzeit beobachten<br />

kann, ist allerdings durch eine<br />

gewisse Gleichförmigkeit <strong>und</strong> eine weitgehende<br />

Dominanz marktökonomischer<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 5


Daniel Bieber: Editorial<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

Denktraditionen beherrscht. Zu den aus<br />

unserer Sicht fragwürdigen <strong>und</strong> in der Regel<br />

nicht hinterfragten Gr<strong>und</strong>überzeugungen<br />

dieses Diskurses gehört es, dass man<br />

meint, die gesellschaftlichen Folgewirkungen<br />

bestimmter Maßnahmen beim Umbau<br />

des Sozialsystems bedürften kaum weiterer<br />

Aufmerksamkeit, zunächst <strong>und</strong> zuallererst<br />

käme es darauf an, die Handlungs- <strong>und</strong><br />

Finanzierbarkeit des Systems wieder zu<br />

gewinnen. Die damit einhergehende<br />

Selbstsicherheit über die (ökonomisch<br />

scheinbar unbegrenzte) Leidens- <strong>und</strong> Einsichtsfähigkeit<br />

der von diesen Maßnahmen<br />

Betroffenen kann, so ist derzeit bereits in<br />

Ansätzen zu beobachten, Folgen zeitigen,<br />

die darauf verweisen, dass Menschen sich<br />

nicht ohne Weiteres auf den homo oeconomicus<br />

reduzieren lassen. Auf der Ebene<br />

der objektiven Rahmenbedingungen aber<br />

entwickeln sich die Dinge so, dass das<br />

Armutsrisiko steigt, mehr Arbeitslose schneller<br />

als in der Vergangenheit auf eine Reihe<br />

gesellschaftlicher Teilhabechancen werden<br />

verzichten müssen - <strong>und</strong> die politische<br />

Öffentlichkeit ist nicht wirklich bereit zuzugeben,<br />

dass wir seit mindestens zwei<br />

Dekaden bestenfalls ein Wachstum hinbekommen,<br />

das sich auf die Zahl der angebotenen<br />

Arbeitsplätze nicht positiv niederschlägt.<br />

In idealtypischer Zuspitzung könnte man<br />

sagen: War das System der sozialen Sicherung<br />

einmal darauf gerichtet, vermittels<br />

seiner einzelnen Teilelemente den Bürgern<br />

in ihrer je spezifischen Notlage zur Seite<br />

stehen zu können, war also die funktionale<br />

Spezialisierung zum Nutzen des Bürgers<br />

immer weiter vorangetrieben worden, so<br />

scheint es heute eher darum zu gehen,<br />

den Bürger von einem Teilsegment des<br />

Systems der sozialen Sicherung in ein ande-<br />

6<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

res zu verweisen, weil alle über zu wenige<br />

Ressourcen verfügen. Wenn aber alle Teile<br />

des Sozialsystems <strong>für</strong> sich am Rande der<br />

Zahlungsfähigkeit operieren, dann sind sie<br />

auch zusammen nicht mehr in der Lage,<br />

ihrer Aufgabe, der Milderung von sozialen<br />

Problemen, gerecht zu werden. Wir gehen<br />

davon aus, dass die so genannte „Soziale<br />

Frage“ <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Themen<br />

Alter, Pflege, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die<br />

Gestaltung der Sozialsysteme zukünftig<br />

verstärkt an Bedeutung gewinnen werden.<br />

Dabei wird es darauf ankommen, nicht nur<br />

die „objektiven“ Sachzwänge, sondern<br />

auch ihre subjektiven Voraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Folgen im Auge zu behalten. Hier<br />

könnten sich verschiedene nicht-intendierte<br />

Folgewirkungen politischer Maßnahmen<br />

zeigen, die <strong>für</strong> die weitere Entwicklung<br />

dieses Landes von nicht unerheblicher<br />

Bedeutung sein dürften.<br />

Die Beiträge dieser Ausgabe der <strong>iso</strong>-<br />

Mitteilungen versuchen, auf den soeben<br />

beschriebenen Feldern relevanten Veränderungen<br />

nachzugehen.<br />

Die Verlorenen der Arbeitsgesellschaft<br />

So widmet sich der Beitrag von Manfred<br />

Geiger den Verlorenen der Arbeitsgesellschaft,<br />

indem er gr<strong>und</strong>legende Entwicklungslinien<br />

der modernen Armen- <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

nachzeichnet. Wichtige Stationen<br />

sind die Bettelsatzungen der Feudal<strong>und</strong><br />

Ständegesellschaft, die bürgerlichchristliche<br />

Privatwohltätigkeit des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

sowie die Einführung eines staatlich<br />

organisierten Sozialeigentums, wie es<br />

sich insbesondere in kollektivem Arbeitsrecht,<br />

Sozialversicherung <strong>und</strong> sozialer Fürsorge<br />

materialisiert. Mittlerweile steht aller-


Daniel Bieber: Editorial<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

dings der lange Zeit bewährte Sozialstaat<br />

auf dem Prüfstand.<br />

Gerade wenn man wissen will, wohin<br />

die Gesellschaft sich bewegt, wenn man<br />

sich realistisch mit unterschiedlichen Zukunftsentwürfen<br />

auseinandersetzen will<br />

oder wenn man gar praktisch Einfluss<br />

nehmen möchte, sollte man, so Geiger,<br />

auch die Frage zu beantworten versuchen,<br />

welche Traditionen die Gesellschaft<br />

im Gepäck hat: Welche Erfahrungen hat<br />

sie mit jeweils zeittypischen Ausgrenzungsprozessen<br />

<strong>und</strong> Integrationsbemühungen<br />

gemacht, wozu ist sie unter bestimmten<br />

Bedingungen im Stande, mit welchen sozialen<br />

Energien <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten<br />

ist zu rechnen.<br />

Realistische Einschätzungen der<br />

Industrie …<br />

Der Beitrag von Hans Günter Grewer geht<br />

der Frage nach, warum im interregionalen<br />

Vergleich die B<strong>und</strong>esländer mit einer starken<br />

Industrie wirtschaftlich wie beschäftigungspolitisch<br />

deutlich besser abschneiden<br />

als diejenigen mit einem niedrigen<br />

Anteil an Industrie <strong>und</strong> einem höheren<br />

Anteil an Dienstleistungen. Dieser Bef<strong>und</strong> ist<br />

angesichts der allgemein geteilten Vorstellung,<br />

die Dienstleistungen seien die große<br />

Hoffnung auch des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts, zunächst<br />

einmal sehr überraschend. Grewer<br />

zeigt am Beispiel des Saarlandes, wie sich<br />

trotz eines schwierigen ökonomischen Umfeldes<br />

etwa der Maschinenbau, die Automobilhersteller<br />

<strong>und</strong> ihre Zulieferer dank<br />

konsequent verfolgter Innovationsstrategien<br />

als besonders dynamisch im Wachstum<br />

<strong>und</strong> als stabilisierend <strong>für</strong> den Arbeitsmarkt<br />

erwiesen haben.<br />

… oder unbegründete Hoffnungen<br />

auch im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert?<br />

Der Artikel von Grewer zeigt zunächst am<br />

Beispiel des Maschinenbaus, wie dieser als<br />

Anbieter <strong>und</strong> Erzeuger von systemischen<br />

Technologien (durch die Integration von<br />

Regelungs- <strong>und</strong> Steuertechnik, Elektronik<br />

etc.) weit über seinen eigenen Bereich<br />

hinaus wirkt <strong>und</strong> auf andere Branchen<br />

abstrahlt. Im zweiten Teil nimmt Grewer<br />

den Aufbau eines regionalen Automotive-<br />

Clusters im Saarland zum Anlass, um die<br />

These von den Chancen eines hohen Industriebesatzes<br />

weiter zu entwickeln. Dies<br />

erlaubt ihm, im Gegensatz zur allgemein<br />

vorherrschenden Dienstleistungseuphorie,<br />

ein paar gegenläufige Überlegungen zu<br />

lancieren, die auf eine Stärkung der industriellen<br />

Leistungsfähigkeit abzielen <strong>und</strong> die<br />

auch <strong>für</strong> eine bessere Positionierung des<br />

Saarlandes im interregionalen Wettbewerb<br />

genutzt werden könnten. Das Saarland,<br />

das seit den 70er Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

versucht, sich aus der Bindung an<br />

Kohle <strong>und</strong> Stahl heraus zu befreien, kann<br />

- so glaube ich - jeden Vorschlag gut<br />

gebrauchen, wie man den Strukturwandel<br />

vorantreiben kann. Der Beitrag zeigt allerdings,<br />

dass man gut beraten ist, nicht<br />

blindlings allen außerhalb des Saarlandes<br />

vielleicht noch funktionierenden Moden<br />

einer High-tech- oder Dienstleistungsorientierung<br />

zu folgen, sondern dass man auf<br />

den endogenen Potentialen aufsatteln<br />

sollte.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 7


Daniel Bieber: Editorial<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

8<br />

Personalplanung in Pflegeeinrichtungen<br />

Der Beitrag von Kerstin Blass zeigt, dass in<br />

den Pflegeeinrichtungen Probleme entstehen,<br />

weil sie einerseits immer stärker<br />

dem Marktdruck ausgesetzt werden, sie<br />

andererseits aber den öffentlich-rechtlichen<br />

Regulierungen unterworfen sind.<br />

Pflegeeinrichtungen sind gezwungen,<br />

gleichermaßen den gestiegenen Qualitätsansprüchen<br />

<strong>und</strong> den Ökonomisierungserfordernissen<br />

eines Sozialsystems zu<br />

genügen, das wo immer möglich sparen<br />

muss. Blass wirft nun die Frage auf, ob<br />

Personalplanung ein geeignetes Mittel ist,<br />

um dem verschärften Kosten- <strong>und</strong> Veränderungsdruck<br />

in den Pflegeeinrichtungen<br />

zu begegnen. Diese müssen sich vor allem<br />

mit den verschiedenen Dimensionen der<br />

Personalplanung beschäftigen, weil das<br />

Personal einerseits als der größte Kostenverursacher<br />

gilt, es andererseits mit seiner<br />

Motivation <strong>und</strong> Qualifikation der entscheidende<br />

Faktor <strong>für</strong> die geforderte Qualität<br />

der Pflegedienstleistung darstellt. Personalplanung<br />

umfasst mehrere Aspekte:<br />

Blass betrachtet in ihrem Beitrag die Personalbedarfsplanung,Personaleinsatzplanung<br />

<strong>und</strong> Personalbeschaffungsplanung.<br />

Dies sind die Ebenen, auf denen die Pflegeeinrichtungen<br />

sich mit dem zentralen<br />

Faktor der Leistungserstellung beschäftigen.<br />

Dabei haben sie in den einzelnen<br />

Handlungsfeldern sehr unterschiedlich<br />

groß bemessene Spielräume. Während die<br />

Personalbedarfsmessung <strong>und</strong> -planung<br />

sowie die Personalbeschaffungsplanung<br />

stark von öffentlich-rechtlichen Regulierungen<br />

abhängen (wie viele Arbeitskräfte<br />

mit welchen Qualifikationen müssen vorgehalten<br />

werden), ist der Grad betriebli-<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

cher Autonomie in der Personaleinsatzplanung<br />

höher. Dabei allerdings sollten<br />

Fragen einer vergrößerten Zeitsouveränität<br />

<strong>und</strong> einer verminderten Arbeitsbelastung<br />

- insbesondere im Hinblick auf den immer<br />

wieder beschworenen Fachkräftemangel<br />

in den Pflegeeinrichtungen - stärker auch<br />

zu Forschungsfragen gemacht werden als<br />

das in der Vergangenheit der Fall war. Vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> wäre es sehr sinnvoll in<br />

Erfahrung zu bringen, was aus Sicht der<br />

Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen zu<br />

einer Steigerung der Attraktivität ihrer Arbeit<br />

beitragen könnte.<br />

„managing diversity“ …<br />

Ingrid Matthäi wirft die Frage auf, ob das<br />

Konzept des „Managing Diversity“, das im<br />

Zuge der Globalisierung neuerdings verstärkt<br />

diskutiert wird, geeignet ist, auch<br />

Ansprüchen auf Teilhabe am Arbeitsmarkt<br />

von denjenigen zu genügen, die nicht zu<br />

den Top-Arbeitskräften gezählt werden.<br />

Bringt „Managing Diversity“ auch Vorteile<br />

<strong>für</strong> Menschen, die am Arbeitsmarkt eine<br />

eher randständige Position einnehmen wie<br />

Frauen, Ältere <strong>und</strong> Migranten? Obwohl<br />

das Konzept, das sie in ihrem Beitrag beschreibt,<br />

in auf den Weltmärkten tätigen<br />

Großunternehmen bereits häufiger umgesetzt<br />

wird, stellt sich die Frage, ob es auch<br />

geeignet ist, in kleineren <strong>und</strong> mittleren<br />

Unternehmen praktiziert zu werden, <strong>und</strong><br />

welche Gründe in Bezug auf eine Nutzung<br />

dieses Konzepts <strong>für</strong> am Arbeitsmarkt benachteiligte<br />

Gruppen zu einem eher ernüchternden<br />

Ergebnis führen? Zum einen<br />

muss wohl festgehalten werden, dass<br />

auch in Großunternehmen das „Managing<br />

Diversity“-Konzept nicht umgesetzt<br />

wurde, um auf dem Arbeitsmarkt benach-


Daniel Bieber: Editorial<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

teiligte Gruppe in das Unternehmen zu<br />

integrieren, sondern um <strong>für</strong> Top-Arbeitskräfte<br />

weltweit attraktiver zu sein <strong>und</strong> um<br />

sich neue Märkte erschließen zu können.<br />

… hilfreich <strong>für</strong> benachteiligte<br />

Gruppen am Arbeitsmarkt?<br />

Zum anderen ist das Konzept also solches<br />

zu anspruchsvoll, <strong>und</strong> es bindet zu viele<br />

Ressourcen als dass es eine realistische<br />

Chance hätte, auch von kleineren <strong>und</strong><br />

mittleren Betrieben eingesetzt werden zu<br />

können. Matthäi zeigt, dass die unsichtbaren<br />

Barrieren, die v.a. auch in den Einstellungen<br />

der Entscheider über einen Betriebseintritt<br />

zu sehen sind, wahrscheinlich<br />

erst dann zu überwinden sind, wenn die<br />

Lage auf den Arbeitsmärkten sich aufgr<strong>und</strong><br />

des demographischen Wandels so<br />

dramatisch geändert hat, dass man bezogen<br />

auf am Arbeitsmarkt benachteiligte<br />

Gruppen zu gr<strong>und</strong>legenden Neubewertungen<br />

kommen muss.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen gehen online<br />

Diese Ausgabe der <strong>iso</strong>-Mitteilungen ist die<br />

letzte, die auf diesem Wege ihre Leser<br />

sucht. Angesichts der Druck- <strong>und</strong> Portokosten<br />

<strong>und</strong> den Möglichkeiten, schneller <strong>und</strong><br />

preiswerter über das Internet zu kommunizieren,<br />

erscheint es uns nicht länger sinnvoll<br />

zu sein, den mit der Herstellung einer auf<br />

vernünftigem Papier gedruckten <strong>und</strong> ordentlich<br />

geb<strong>und</strong>enen Ausgabe verb<strong>und</strong>enen<br />

Aufwand zu treiben. Mit anderen<br />

Worten: die <strong>iso</strong>-Mitteilungen gehen online.<br />

Wenn Sie dieses Heft in Händen halten,<br />

ist der relaunch der Homepage des <strong>iso</strong>-<br />

<strong>Institut</strong>s (www.<strong>iso</strong>-institut.de) erfolgt. Sie<br />

finden hier einen Bereich „Aktuelles“ sowie<br />

einen Bereich „Publikationen“. Dort wiederum<br />

gibt es die Möglichkeit, Artikel aus<br />

dem Netz herunterzuladen, so dass Sie<br />

diese nur anschauen oder auch ausdrucken<br />

können. Da wir vermuten, dass unsere<br />

Leserschaft sich so zusammensetzt, dass<br />

eine „virtuelle“ Veröffentlichung der Nachrichten<br />

aus dem <strong>Institut</strong> nicht dem „digital<br />

divide“ Vorschub leistet, können wir wahrscheinlich<br />

auch mit Fug <strong>und</strong> Recht davon<br />

ausgehen, dass hierdurch die Aktualität<br />

<strong>und</strong> Reichweite der Mitteilungen aus dem<br />

<strong>Institut</strong> steigen wird.<br />

Bleibt mir noch, Ihnen Erkenntnisgewinne<br />

<strong>und</strong> Lesevergnügen mit diesem Heft zu<br />

wünschen.<br />

▪<br />

Dr. Daniel Bieber<br />

e-mail: bieber@<strong>iso</strong>-institut.de<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 9


10<br />

Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration - historische Wendepunkte<br />

in der Sozialpolitik<br />

Wenn im sozialpolitischen Diskurs von<br />

„Ausgrenzung“ - oder „Exklusion“ – die<br />

Rede ist, wird problematisiert, dass ein bemerkenswerter<br />

Teil der Gesellschaftsmitglieder<br />

von zentralen Bereichen <strong>und</strong> Integrationsmechanismen<br />

der Gesellschaft abgekoppelt<br />

beziehungsweise nur marginal<br />

in diese einbezogen ist. Das bezieht sich<br />

insbesondere auf den Arbeitsmarkt, die<br />

primären Sozialbeziehungen, die gerade<br />

im Kontext von Familie <strong>und</strong> im sozialem<br />

Nahraum einer örtlichen Gemeinschaft zu<br />

einer wichtigen Quelle von sozialem Kapital<br />

werden können sowie auf die Teilhabe<br />

an individuellen, politischen <strong>und</strong> sozialen<br />

Rechten (vgl. Kronauer 2002).<br />

Exklusion im hier gemeinten Sinn ist, insofern<br />

mangelnde Ressourcen tangiert sind,<br />

sicherlich eng mit Armut verknüpft. Exklusion<br />

kann aber auch mehr als „nur Armut“<br />

bedeuten <strong>und</strong> Armut muss nicht notwendigerweise<br />

exkludierende Wirkungen haben.<br />

Prinzipiell ist auch eine integrierte<br />

Armut denkbar. Die Not kann die Menschen<br />

erst recht zusammenschweißen. Das<br />

Armutskonzept bezieht sich auf ein sozialmoralisch<br />

begründetes Recht auf ein Minimum<br />

an Ressourcen. Die Frage der Ausgrenzung<br />

hingegen bezieht sich auf zentrale<br />

Dimensionen der sozialen Integration,<br />

was in der Regel aber seinerseits wiederum<br />

die Verfügbarkeit von Ressourcen tangiert.<br />

Ausgrenzung ist nicht nur ein Randgruppenphänomen.<br />

Prozesse der Exklusion,<br />

so die These von Robert Castel, der ich<br />

mich anschließe, gehen vom Zentrum der<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Manfred Geiger<br />

Gesellschaft aus. Sie durchqueren die gesamte<br />

Gesellschaft. Sie bewegen sich auf<br />

einem Kontinuum, das von einer „Zone der<br />

Integration“ über eine „Zone der Verw<strong>und</strong>barkeit“<br />

bis zur völligen Entkoppelung<br />

von Einzelnen <strong>und</strong> Gruppen führen kann.<br />

So genannte Randgruppen sind sicherlich<br />

das Ergebnis lang anhaltender Ausgrenzungsprozesse.<br />

Gerade aber wenn man<br />

tendenziell präventiv auf diese Prozesse<br />

einwirken will, muss man das Kontinuum,<br />

an dem entlang sich Prozesse der Exklusion<br />

vollziehen, im Auge behalten.<br />

Welche Art <strong>und</strong> welches Maß an Exklusion<br />

in welchen Dimensionen <strong>und</strong> Kombinationen<br />

als problematisch gilt <strong>und</strong> Integrationsanstrengungen<br />

beziehungsweise<br />

Disziplinierungsbedarf hervorruft, ist alltagspraktisch,<br />

politisch <strong>und</strong> natürlich auch<br />

wissenschaftlich umstritten. Darüber kann<br />

nur mit Blick auf „die normativen Vorstellungen<br />

darüber, was Zugehörigkeit zu einer<br />

Gesellschaft ausmacht“ (Kronauer 1997:<br />

43), entschieden werden. Das wiederum<br />

hängt von der Sichtweise ab, wie die Gesellschaft<br />

funktioniert oder funktionieren<br />

sollte. Mit diesen Sichtweisen wandeln sich<br />

auch Verständnis <strong>und</strong> Aufgaben einer<br />

kompensierenden Armuts- <strong>und</strong> Sozialpolitik.<br />

Phasen der Zuspitzung von<br />

Prozessen der Ausgrenzung<br />

Historisch betrachtet spitzte sich die Exklusionsproblematik<br />

immer wieder zu. Besonders<br />

drastisch ergab sich dies


Manfred Geiger: Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration – historische Wendepunkte in der Sozialpolitik<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

• in der frühen Neuzeit, als mit dem Verlust<br />

von Existenzgr<strong>und</strong>lagen auf dem<br />

Land <strong>und</strong> der Sogwirkung der Städte<br />

die mobile Armut immer mehr anwuchs,<br />

die Zünfte <strong>und</strong> die Städte sich aber abschlossen<br />

<strong>und</strong> ihre restriktive Armenpolitik<br />

verstärkten;<br />

• in der Endphase des alten Regimes, als<br />

der Bedarf <strong>und</strong> der Anteil unzünftiger<br />

Lohnarbeit zunahm, diese sich aber<br />

weder im Rahmen eines freien Arbeitsmarktes<br />

entfalten, noch zu einem anerkannten<br />

Stand im Sinne der Zunftordnung<br />

werden konnte;<br />

• in der Phase der Frühindustrialisierung,<br />

als die Konstellation von schwindenden<br />

Subsistenzmöglichkeiten auf dem Land<br />

<strong>und</strong> der Sogwirkung industrieller Ballungsräume<br />

erneut eine gewaltige, nun<br />

auch staatlicherseits eifrig geförderte<br />

Wanderungsbewegung in Gang setzte.<br />

Die Menschen wurden aus den alten<br />

Bindungen herausgelöst, ohne dass<br />

schon neue Formen der Solidarität entwickelt<br />

waren.<br />

• Eine weitere Zuspitzung der Exklusions-/<br />

Inklusionsproblematik ergab sich am<br />

Ende der Weimarer Republik, als mit der<br />

Weltwirtschaftskrise die Arbeitslosigkeit<br />

dramatisch anstieg, die Systeme der sozialen<br />

Sicherung, mit denen zwischenzeitlich<br />

viele Ausgrenzungsrisiken gebannt<br />

werden konnten, aber an ihrer<br />

Finanzierungslogik <strong>und</strong> der zersetzenden<br />

Kritik am „Weimarer System“ zerbrachen<br />

<strong>und</strong> so den Boden <strong>für</strong> die Machtübernahme<br />

der Nazis <strong>und</strong> ihr völkisches<br />

Wohlfahrtsverständnis bereiteten. In deren<br />

„Raum- <strong>und</strong> Menschenordnung“<br />

aber sollte es bald gar keinen Platz<br />

mehr <strong>für</strong> die Menschen geben, die sich<br />

ohnehin schon am Rande der Gesell-<br />

schaft bewegten; schließlich nicht einmal<br />

ein Existenzrecht.<br />

Inwieweit die augenblickliche Gesellschafts-<br />

<strong>und</strong> Ausgrenzungsdynamik, die mit<br />

den „Zwängen“ der Globalisierung einhergeht,<br />

längerfristig anhält <strong>und</strong> wie weitgehend<br />

sie den Reformspielraum <strong>für</strong> soziale<br />

Kompensation einschränkt, ist noch nicht<br />

absehbar.<br />

Wendepunkte in der Armen<strong>und</strong><br />

Sozialpolitik<br />

Mit „Wendepunkten“ meine ich gr<strong>und</strong>legende<br />

Zäsuren, wie sie sich bei einem historischen<br />

Rückblick im Nachhinein darstellen.<br />

An ihnen entlang lässt sich noch einmal<br />

- sozusagen im Zeitraffer - der soziale<br />

Prozess nachvollziehen, an dessen vorläufigem<br />

Endpunkt die heutige Praxis der Sozialpolitik<br />

steht, die, eingebettet in den<br />

geschichtlichen Kontext, um so deutlicher<br />

als sozial gemacht <strong>und</strong> damit als veränderbar<br />

erscheint; wenngleich sich die aktuelle<br />

Sozialpolitik sicherlich nicht in beliebiger<br />

Weise den Impulsen, die sich aus<br />

dem historisch verankerten Zugzwang ergeben,<br />

entgegenstemmen kann.<br />

Gerade in Zeiten epochaler Zuspitzung<br />

von Ausgrenzungsprozessen sah sich das<br />

Hilfe- <strong>und</strong> Kontrollsystem einem wachsenden<br />

Problemdruck ausgesetzt, der, wenn<br />

das gegebene Hilferepertoire ausgereizt<br />

schien, zunächst einen sich verschärfenden<br />

Disziplinierungsanspruch provozierte<br />

<strong>und</strong> schließlich - was sich meist allerdings<br />

erst mit einer neuen politischen Gr<strong>und</strong>richtung<br />

ergab - zu tief greifenden Reformen,<br />

zu jeweils neuen Modi der gesellschaftlichen<br />

Integration führte. Aber auch sie<br />

konnten, bislang jedenfalls, nicht verhindern,<br />

dass sich die Ausgrenzungsdynamik,<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 11


Manfred Geiger: Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration – historische Wendepunkte in der Sozialpolitik<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

wenn auch mit jeweils neuen Energien <strong>und</strong><br />

unter anderen Rahmenbedingungen, immer<br />

wieder zuspitzte <strong>und</strong> letztlich wiederum<br />

neue, tendenziell weitergreifende Konzepte<br />

der Armen-, Sozial- <strong>und</strong> Integrationspolitik<br />

erforderlich machte.<br />

An diesen Bemühungen entlang lassen<br />

sich die gr<strong>und</strong>legenden Innovationen der<br />

Armen- <strong>und</strong> Sozialpolitik verfolgen. Wichtige<br />

Stationen sind zum Beispiel die Bettelordnungen<br />

der Feudal- <strong>und</strong> Ständezeit<br />

sowie die paternalistische Privatwohltätigkeit,<br />

die mit der kirchlichen Erneuerungsbewegung<br />

<strong>und</strong> dem bürgerlichen Vereinswesen<br />

im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert aufkam. Zu<br />

nennen sind schließlich die staatlich organisierten<br />

Formen der sozialen Sicherung,<br />

die seit dem Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

sukzessive eingeführt wurden <strong>und</strong> bis heute<br />

zu den strukturbestimmenden Gr<strong>und</strong>pfeilern<br />

des Sozialstaats gehören. Gemeint<br />

sind insbesondere ein kollektives Arbeitsrecht,<br />

die Sozialversicherung, die „soziale<br />

Fürsorge“ sowie andere Formen des Sozialeigentums.<br />

Allerdings scheinen hier, wie<br />

die aktuelle Diskussion zeigt, neuerliche<br />

Reformen unausweichlich. Zu nennen sind<br />

als Beispiel einer gr<strong>und</strong>legenden Sozialreform<br />

aber auch die Perversionen einer<br />

völkischen Wohlfahrt, mit der die Nationalsozialisten<br />

Hilfeleistungen auf die <strong>für</strong> wertvoll<br />

empf<strong>und</strong>enen Volksgenossen konzentrierten,<br />

rassisch „Minderwertige“ <strong>und</strong> so<br />

genannte „Ballastexistenzen“ aber aus der<br />

Fürsorge ausschlossen oder gar der Vernichtung<br />

preisgaben. Damit habe ich<br />

gr<strong>und</strong>legende Wendepunkte in der Sozialpolitik<br />

markiert. Sie will ich kurz erläutern.<br />

12<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Die Armenordnungen der<br />

Feudal- <strong>und</strong> Ständegesellschaft<br />

Mit den Fürsorgereformen, die vom späten<br />

Mittelalter an auf den Weg gebracht wurden,<br />

- das ist der erste Wendepunkt -<br />

kümmerte sich neben der Kirche fortan<br />

das städtische Bürgertum in systematischer<br />

Weise um die Armenfrage. „Das Almosen“,<br />

so Sachße/Tennstedt (1980: 30), „beginnt<br />

sich von einer religiös motivierten Mildtätigkeit<br />

zur zweckrationalen sozialpolitischen<br />

Strategie zu wandeln”; eine Entwicklung,<br />

die als ein sich wechselseitig vorantreibender<br />

Prozess von Kommunalisierung, Rationalisierung,<br />

Bürokratisierung <strong>und</strong> Pädagogisierung<br />

charakterisiert werden kann. Wir<br />

haben es also mit einem Programm zu tun,<br />

an dem sich noch die heutigen Sozialverwaltungen<br />

abarbeiten! Mit den städtischen<br />

Fürsorgereformen, die seit dem Ende<br />

des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts auf den Weg gebracht<br />

wurden, gewinnen die repressiven<br />

Komponenten der Bedürftigkeitsprüfung,<br />

der Aufenthaltsbeschränkung <strong>und</strong> Ausgrenzung<br />

von Bittstellern an Bedeutung,<br />

wenngleich das christliche Armenverständnis<br />

nach wie vor, bis in die heutige<br />

Zeit hinein, eine Rolle spielt.<br />

Die Kriterien, nach denen über die Hilfebedürftigkeit<br />

<strong>und</strong> -würdigkeit entschieden<br />

wurde, waren unverkennbar die Tugenden<br />

<strong>und</strong> Normalitätserwartungen des<br />

bürgerlichen Mittelstandes; also vor allem<br />

die der Handwerker <strong>und</strong> Kaufleute. Die <strong>für</strong><br />

die Antike typische <strong>und</strong> noch im Mittelalter<br />

nachwirkende Assoziation von Armut <strong>und</strong><br />

Arbeit verblasste. Armut wurde nun eher<br />

mit Nichtarbeit in Verbindung gebracht,<br />

mit Faulheit <strong>und</strong> Müßiggang, mit Randständigkeit<br />

<strong>und</strong> Anders-Sein; vor allem<br />

aber mit dem Fremden, der mittellos um-


Manfred Geiger: Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration – historische Wendepunkte in der Sozialpolitik<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

herzieht <strong>und</strong> an die Toren der Stadt zu<br />

klopfen droht. So konnte Armut als schuldhaftes<br />

Verhalten problematisiert <strong>und</strong> ein<br />

Recht, sich gegen die Armen zu wehren,<br />

begründet werden. Damit rückte die Armut<br />

als ein prinzipiell beeinflussbares, als<br />

ein soziales Problem ins Bewusstsein der<br />

Zeitgenossen.<br />

Die Flut von immer neu aufgelegten<br />

<strong>und</strong> schärfer formulierten Bettelsatzungen,<br />

die in ihren repressiven Aspekten vor allem<br />

den ortsfremden, prinzipiell <strong>für</strong> arbeitsfähig<br />

gehaltenen Armen treffen, reißt nicht ab.<br />

Das scheint allerdings auch ihre Wirkungslosigkeit<br />

zu bestätigen; eine Einsicht, die<br />

man allerdings offenbar bis in die jüngste<br />

Zeit, als die Idee von Bettelsatzungen allerorten<br />

wieder belebt wurde, nicht zur<br />

Kenntnis nehmen will. Und ebenso wenig<br />

wie die Bettelordnungen war das Zuchthaus,<br />

mit dem man damals arbeitsscheue<br />

Bettler, unbotmäßiges Gesinde, Waisenkinder,<br />

liederliche Frauenspersonen <strong>und</strong><br />

alle, die nicht dem zeitgenössischen Bild<br />

von einem schaffensfrohen <strong>und</strong> nützlichen<br />

Untertanen entsprachen, zur Ra<strong>iso</strong>n bringen<br />

wollte, ein Erfolgsmodell.<br />

Dass man trotz offenk<strong>und</strong>iger Misserfolge<br />

noch sehr lange an einer restriktiven<br />

Armenpolitik festhielt - da<strong>für</strong> gab es vor<br />

allem einen Gr<strong>und</strong>: Es gab keinen Platz<br />

<strong>und</strong> damit auch keine reale Integrationsperspektive<br />

<strong>für</strong> die wachsende Zahl von<br />

Vaganten die damals mittellos umherzogen.<br />

Neue Integrationsperspektiven, aber<br />

auch ein neuer Zuschnitt der sozialen Frage<br />

<strong>und</strong> eine neue Problematisierung, ergaben<br />

sich erst, als es nach der französischen<br />

Revolution zu einer konsequenten<br />

Freisetzung der Marktökonomie kam.<br />

Freie Arbeit <strong>und</strong> das Elend<br />

des Proletariats<br />

Damit bin ich bei dem zweiten gr<strong>und</strong>legenden<br />

Wendepunkt der Sozialpolitik. Die<br />

Gesellschaft, so die vor allem von Adam<br />

Smith propagierte Philosophie des liberalen<br />

Zeitgeistes, wurde als dynamisch-produktiver<br />

Raum gesehen, in dem ein freier Austausch<br />

von Gütern <strong>und</strong> Meinungen stattfindet.<br />

Arbeit, genauer, „frei vereinbarte<br />

Arbeit“ wird als Gr<strong>und</strong>lage des Wohlstands<br />

<strong>und</strong> des Reichtums einer Nation erkannt<br />

<strong>und</strong> damit auch zu einem Mittel gegen die<br />

Armut. Doch das Konzept ging nicht auf.<br />

Die Armut kehrte wieder. Und zwar in Gestalt<br />

des „Elends des Proletariats“ <strong>und</strong> des<br />

Subproletariats. Die neuen Erscheinungsformen<br />

des Elends waren in offensichtlicher<br />

Weise auf die Dynamik der freien Arbeit<br />

<strong>und</strong> die damit einhergehende Zerstörung<br />

der traditionellen Lebensweise, die massenhafte<br />

gesellschaftliche Desintegration<br />

der unteren Schichten zurückzuführen.<br />

Zugleich aber stand der Pauper mit der<br />

beginnenden Industrialisierung <strong>und</strong> der<br />

allgegenwärtigen Mobilisierung der Arbeitskraft<br />

im Zentrum der produktiven Ordnung.<br />

Das unterschied seine Position von<br />

der des Vaganten früherer Zeit. Der Vagant<br />

konnte abgekoppelt werden, weil er<br />

in dem fest gefügten System der zünftig<br />

geregelten Arbeitsordnung ohnehin keinen<br />

Platz hatte. Er war überflüssig. Anders die<br />

Situation des Pauper, der nun, als freie<br />

Arbeit als die entscheidende Quelle des<br />

Reichtums einer Gesellschaft galt, mehr<br />

denn je gebraucht wurde.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 13


Manfred Geiger: Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration – historische Wendepunkte in der Sozialpolitik<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

14<br />

Bürgerliche Philanthropie <strong>und</strong><br />

„proletarische Sittlichkeit“<br />

So war das Bürgertum auch aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> mit einer sozialen Frage konfrontiert,<br />

die es weder ignorieren noch mit den traditionellen<br />

Mitteln der Armenhilfe politisch<br />

neutralisieren konnte. Es musste in <strong>und</strong><br />

außerhalb der Fabrik aktiv etwas tun, damit<br />

die massenhaft entkoppelten aber<br />

perspektivisch als Arbeitskräfte wichtigen<br />

Pauper zu Proletariern werden konnten<br />

<strong>und</strong> zumindest in diesem Sinn in die Gesellschaft<br />

integriert wurden. Unter diesem<br />

Gesichtspunkt tat eine minimalisierte, am<br />

Abstandsgebot orientierte <strong>und</strong> polizeilich<br />

abgesicherte Armenpflege sicherlich das<br />

Ihre. Sie erhöhte den Druck <strong>und</strong> zwang die<br />

Menschen, weil sie zugleich das Ausweichen<br />

in alternative Subsistenzmöglichkeiten<br />

erschwerte, sich zu den gegebenen<br />

Bedingungen auf die freie Lohnarbeit einzulassen.<br />

Die Arbeitskraft wurde mobil <strong>und</strong><br />

mit ihr rückte der Pauperismus immer näher<br />

an Wohnquartiere des Bürgertums <strong>und</strong><br />

damit an ihre unmittelbare Lebenswelt<br />

heran. Auch deswegen, um die unangenehmen,<br />

zum Teil auch <strong>für</strong> bedrohlich gehaltenen<br />

Begleiterscheinungen des Elends<br />

in Grenzen zu halten, sahen sich die Bürger,<br />

die von ihnen getragenen Vereine<br />

<strong>und</strong> Instanzen kommunaler Selbstverwaltung<br />

zur Reaktion herausgefordert. Denn in<br />

dieser Hinsicht hielt sich der liberale<br />

Nachtwächterstaat heraus.<br />

Hier musste sich das Bürgertum schon<br />

selbst helfen. Und nicht zuletzt mag die<br />

unmittelbar nahe gehende Betroffenheit,<br />

die direkte Konfrontation mit den bettelnden<br />

Müttern, die im eisigen Wind ihre<br />

wimmernden Kinder vor die Türen der<br />

Wohlhabenden trugen, die Suche nach<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

neuen Lösungen beflügelt haben. Wenn<br />

schon das Elend unabweislich an die Welt<br />

des Bürgertums herandrang, so sollten<br />

doch wenigstens seine unangenehmen<br />

Begleiterscheinungen - Seuchengefahr,<br />

Bettel, Unrat, Kleinkriminalität, ungebührliche<br />

Lebensart - eingegrenzt werden. Die<br />

Verhältnisse der Armen sollten gebessert,<br />

ihr sittlich-moralischer Verfall gestoppt, ihre<br />

Lebensführung angeleitet <strong>und</strong> wirksamer<br />

kontrolliert werden. Wenn schon die Armen<br />

keine Bürger waren - <strong>und</strong> wohl auch keine<br />

werden sollten, denn sie wurden ja als proletarische<br />

Arbeitskräfte gebraucht - so ging<br />

es doch wenigstens um die „Herstellung<br />

einer ‘proletarischen Sittlichkeit’“ (Dießenbacher<br />

1986: 236). Um so eher war zu erwarten,<br />

dass sich die unteren Schichten in<br />

konstruktiver Weise auf die Zumutungen<br />

der freien Lohnarbeit in der Fabrik einließen<br />

<strong>und</strong> sich auch ansonsten einer einigermaßen<br />

passablen, das Bürgertum nicht all zu<br />

sehr behelligender Lebensführung befleißigen.<br />

Hier sah sich vor allem die christlichbürgerliche<br />

Privatwohltätigkeit, aber auch<br />

die betriebliche Patronage gefordert.<br />

Angeleitete Selbsthilfe <strong>und</strong><br />

die „Macht der Liebe“<br />

Eine gr<strong>und</strong>legende Strategie dieser Mission<br />

ist beispielsweise die angeleitete Selbsthilfe,<br />

die sich vor allem um den bürgerlichen<br />

Spargedanken zentrierte. Daraus sind die<br />

späteren Sparkassen entstanden. Dieser<br />

Ansatz wurde aber auch von den verschiedensten<br />

Varianten betrieblicher Patronage<br />

aufgegriffen. Ein Beispiel da<strong>für</strong> sind<br />

die sozialen Taten der Firmendynastie<br />

Stumm, die hierzulande, wie es in Anlehnung<br />

an die Despoten im Nahen Osten<br />

hieß, in „Saarabien“, mit ihrer patriarchali-


Manfred Geiger: Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration – historische Wendepunkte in der Sozialpolitik<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

schen Betriebspolitik, die Lebensverhältnisse<br />

der Arbeiterfamilien bis weit in den privaten<br />

<strong>und</strong> kommunalpolitischen Raum<br />

hinein bestimmt haben.<br />

Mit Blick auf die schon tief ins Elend Verstrickten<br />

aber kam vor allem eine andere<br />

Strategie zum Tragen. Sie kann als systematisches<br />

Zusammenspiel von Geld, guten<br />

Worten <strong>und</strong> der „Macht der Liebe“ bezeichnet<br />

werden. Wobei mit der „Macht<br />

der Liebe“ vor allem die Mission, die „innere<br />

Mission“ der christlichen Liebestätigkeit<br />

gemeint ist. Diese Prinzipen <strong>und</strong> Strategien<br />

des privatwohltätigen Umgangs mit den<br />

Armen sollten sich zunächst im Bereich der<br />

christlichen Rettungshäuser <strong>und</strong> Besserungsanstalten<br />

entfalten, um dann auch<br />

im offenen Bereich der Armenhilfe übernommen<br />

zu werden: von der Stadtmission,<br />

mit dem so genannten Elberfelder System<br />

schon bald aber auch von der öffentlichen<br />

Armenpflege1 . Aus dem Elberfelder<br />

hat sich das „Straßburger System“ 2 entwi-<br />

1 Mit dem Elberfelder System, so genannt, weil es<br />

erstmals im späteren Wuppertal eingeführt <strong>und</strong> erprobt<br />

wurde, engagierten sich in ehrenamtlicher<br />

Weise, aber unter kommunaler Regie, Bürger/innen<br />

in der Armenpflege. Die als Helfer/innen Tätigen<br />

wohnten im gleichen Quartier wie ihre Klienten,<br />

weshalb man annahm, dass sie schon deswegen<br />

ein originäres Interesse hätten, das Elend <strong>und</strong> seine<br />

Begleiterscheinungen in Grenzen zu halten. Wie<br />

bei den Besuchsdiensten der Stadtmission war<br />

auch beim Elberfelder System eine konsequente<br />

Individualisierung angestrebt, damit eine unmittelbare<br />

Hilfebeziehung „von Mensch zu Mensch“<br />

möglich wurde. Ein Pfleger war, um sich in intensiver<br />

<strong>und</strong> sehr persönlicher Weise um seine Klienten<br />

kümmern zu können, jeweils nur <strong>für</strong> wenige Familien<br />

in einem bestimmten Bezirk zuständig. Um diesem<br />

Prinzip in flächendeckender Weise Rechnung<br />

zu tragen, war also eine systematische Dezentralisierung<br />

der Armenhilfe erforderlich.<br />

2 Mit dem Straßburger System war man teilweise von<br />

den <strong>für</strong> das Elberfelder System konstitutiven Prinzipien<br />

der Ehrenamtlichkeit <strong>und</strong> Quartiersbezogenheit<br />

abgerückt. Besoldete <strong>und</strong> beruflich-fachlich<br />

entsprechend qualifizierte Kräfte sowie eine inhaltlich-fachlich<br />

stärkere Anbindung an zentrale Verwaltungsinstanzen,<br />

mithin Bürokratie <strong>und</strong> Professionalisierung,<br />

spielten nun eine größere Rolle. So<br />

glaubte man der komplizierter gewordenen Hilfe-<br />

ckelt <strong>und</strong> aus diesem haben sich die<br />

Gr<strong>und</strong>strukturen der heutigen Bezirkssozialarbeit<br />

mit all ihren noch weitergehenden<br />

Spezialisierungen (Fachdiensten, Gemeinwesenarbeit<br />

usw.) ergeben.<br />

Die soziale Frage <strong>und</strong> staatlich<br />

organisiertes Sozialeigentum<br />

Die neuen Formen philanthropischer Hilfeansätze,<br />

die Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

aufkamen, mögen mit ihrer systematischeren<br />

Verknüpfung von materieller Hilfe <strong>und</strong><br />

persönlichem Zuspruch, von Empathie,<br />

Buchführung <strong>und</strong> Kontrolle, das Handlungsrepertoire<br />

der Armenhilfe ausgeweitet<br />

haben. Sie haben sicherlich den einen<br />

oder anderen vor einem noch tieferen<br />

Absturz bewahrt <strong>und</strong> manch einem geholfen,<br />

aus seiner Misere herauszukommen.<br />

Sie blieben aber auf die schon arm Gewordenen<br />

fixiert. Sie zielten primär auf die<br />

Entschärfung der als problematisch empf<strong>und</strong>enen<br />

Begleitsymptome der Armut, die<br />

die Befindlichkeit <strong>und</strong> Sicherheitsbedürfnisse<br />

der Wohlhabenden tangierten <strong>und</strong> deren<br />

Vorstellungen von Moral <strong>und</strong> Sitte zuwider<br />

waren. Auf die sozialen Verwerfungen<br />

der wilden Industrialisierung, die menschenverachtenden<br />

Zustände in den Fabriken,<br />

die phasenweise immer wiederkehrende<br />

Arbeitslosigkeit, die daraus resultierenden<br />

Verelendungs- <strong>und</strong> Entkoppelungserscheinungen<br />

konnten sie schon von<br />

ihrem gr<strong>und</strong>legenden Ansatz her keinen<br />

Einfluss haben. Insofern war von ihnen<br />

auch keine Antwort auf die soziale Frage<br />

zu erwarten, die im Gefolge der Gründerkrise<br />

an Brisanz gewann.<br />

abwicklung <strong>und</strong> den unübersichtlicher gewordenen<br />

Siedlungsstrukturen besser gerecht zu werden.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 15


Manfred Geiger: Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration – historische Wendepunkte in der Sozialpolitik<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

Die soziale Frage war mittlerweile selbst<br />

<strong>für</strong> Bismarck zu einem Problem von nationaler<br />

Bedeutung geworden. Der Reichsgründung<br />

durch „Blut <strong>und</strong> Eisen“ sollte eine<br />

„innere Reichsgründung“ folgen; mithin<br />

eine Politik der sozialen Reformen, die zur<br />

Integration eines sich immer mehr differenzierenden<br />

Volkes führt (vgl. Pankoke/Sachße<br />

1992: 154). Nur dann, davon war Bismarck<br />

überzeugt, könnte das Reich alle<br />

Ressourcen einer aufstrebenden Industrienation<br />

mobilisieren <strong>und</strong> sich im Konzert der<br />

sich formierenden Großmächte behaupten.<br />

Zentrale Elemente der Bismarckschen<br />

Reformpolitik - sie markiert erneut eine<br />

Wende - sind der Ausbau eines kollektiven<br />

Arbeitsrechts, die Einführung der Sozialversicherung,<br />

später, vor allem in den Zeiten<br />

der Weimarer Republik dann die Weiterentwicklung<br />

der Fürsorge bis zu einer<br />

kommunalen Daseinsvorsorge <strong>und</strong> Wohlfahrtspflege,<br />

die über die Unterschichten<br />

hinaus breiten Kreisen der Bevölkerung<br />

zukam. Damit waren die Gr<strong>und</strong>strukturen<br />

des heutigen Wohlfahrtstaates geschaffen.<br />

Die Krise <strong>und</strong> die Problematisierung<br />

der „Ballastexistenzen“<br />

Diese Entwicklung verlief nicht gradlinig.<br />

Der neuralgische Punkt <strong>für</strong> die Aufrechterhaltung<br />

der Wohlfahrtskonzeption war der<br />

Arbeitsmarkt. Das musste man vor allem<br />

am Ende der Weimarer Republik erfahren.<br />

Als buchstäblich immer mehr Menschen<br />

auf der Straße standen, gerieten auch die<br />

Gr<strong>und</strong>pfeiler des Wohlfahrtsstaates ins<br />

Wanken: Die auf Ausgleich zwischen Arbeit<br />

<strong>und</strong> Kapital angelegte Betriebs- <strong>und</strong> Arbeiterschutzpolitik,<br />

die lohnarbeitszentrierte<br />

Sozialversicherungspolitik, die steuerfinanzierte<br />

Fürsorgepolitik.<br />

16<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Die vielen Spannungen, die das System<br />

der Wohlfahrtspflege unter dem Eindruck<br />

schwindender Ressourcen, die auf immer<br />

mehr Hilfebedürftige zu verteilen waren,<br />

auszuhalten hatte <strong>und</strong> letztlich doch nicht<br />

verkraften konnte, entluden sich in einer<br />

schärfer werdenden Kritik am Umgang mit<br />

den so genannten „Ballastexistenzen“, wie<br />

nun die Menschen, mit denen sich das<br />

Hilfesystem besonders schwer tat, genannt<br />

wurden (vgl. Ayaß 1995:13). Gemeint waren<br />

Hilfebedürftige, die, weil offenbar ohne<br />

Aussicht auf eine Erfolg versprechende<br />

Besserung, der Gesellschaft <strong>und</strong> sich selbst,<br />

vor allem aber den sie betreuenden Einrichtungen,<br />

eigentlich nur noch zur Last<br />

fielen. Ihnen, so wurde moniert, würde<br />

aufwendige Hilfe zuteil, obwohl sie diese,<br />

wie etwa „Arbeitsscheue“ <strong>und</strong> „Asoziale“<br />

gar nicht verdient hätten. Oder: Eine erzieherische<br />

Beeinflussung <strong>und</strong> Besserung, wie<br />

sie mit der Unterstützung einhergehen sollte,<br />

wäre schon auf Gr<strong>und</strong> einer geistigen<br />

oder seelischen Behinderung, einer sittlichen<br />

Verwahrlosung von vorneherein aussichtslos.<br />

Dann aber, so die fatale Schlussfolgerung,<br />

könne man sich auch den Hilfeaufwand<br />

sparen oder auf ein Minimum<br />

beschränken bzw. sich ganz auf einen<br />

besänftigenden Umgang mit dieser als<br />

schwierig empf<strong>und</strong>enen Klientel konzentrieren.<br />

Da<strong>für</strong> stand der Terminus technicus<br />

„Bewahrungs<strong>für</strong>sorge“.<br />

Mit den rassistischen Untertönen, die, als<br />

die Ohnmacht des ausgezehrten Wohlfahrtsstaates<br />

offensichtlicher wurde, auch<br />

in der breiten Öffentlichkeit immer mehr<br />

Resonanz fanden, gewann die Problematisierung<br />

der so genannten „Ballastexistenzen“<br />

zusätzlich an Schärfe. Hier müsse, so<br />

wurde es schon am Ende der Weimarer<br />

Republik unverblümt propagiert - <strong>und</strong> zwar


Manfred Geiger: Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration – historische Wendepunkte in der Sozialpolitik<br />

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auch von katholischen Zentrumspolitikern<br />

<strong>und</strong> sozialdemokratischen Frauenrechtlerinnen!<br />

- eine gezielte Politik der „Aufartung“<br />

Platz greifen, die die Lebenschancen<br />

der Wertvollen begünstige <strong>und</strong> die der<br />

Minderwertigen mindere. Umso weniger<br />

wäre Wohlfahrt überhaupt erforderlich<br />

beziehungsweise sie könnte sich auf die im<br />

rassischen Sinn Wertvollen konzentrieren.<br />

Ein derartiges Konzept, das die Nationalsozialisten<br />

mit unerbittlicher Konsequenz in<br />

die Tat umsetzen sollten, stand schon am<br />

Ende der Weimarer Republik auf der politischen<br />

Tagesordnung. Wieder gab es also<br />

einen gr<strong>und</strong>legenden Wendepunkt. Und<br />

mit der Gründung der B<strong>und</strong>esrepublik erneut<br />

einen.<br />

Die Inklusionsdynamik der<br />

sozialen Marktwirtschaft<br />

Nach zwölf Jahren <strong>und</strong> einem bis dahin<br />

unvorstellbaren Krieg war es mit dem „tausendjährigen<br />

Reich“ zu Ende. Im Westen<br />

etablierten die Alliierten ein demokratisches<br />

System mit kapitalistischer Wirtschaft,<br />

aus der sich schon bald eine soziale<br />

Marktwirtschaft <strong>und</strong> schließlich die <strong>für</strong> die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik typische Wohlstandsgesellschaft<br />

entwickeln sollten. Deutlicher denn<br />

je wurden in der b<strong>und</strong>esrepublikanischen<br />

Verfassung die Bürger- <strong>und</strong> Menschenrechte,<br />

über die sich die Nazis hinweggesetzt<br />

hatten, betont; aber auch die sozialen<br />

Rechte, mit denen erst persönlichpolitische<br />

Rechte in materiell substanzieller<br />

Weise realisiert werden können. Damit<br />

stehen, historisch betrachtet, neue Maßstäbe<br />

<strong>für</strong> die gesellschaftliche Teilhabe,<br />

mithin auch eine andere Grenzlinie hin zur<br />

Exklusion im Raum. Ohne den „wohlfahrtsstaatlichen,<br />

auf Inklusion geeichten Blick“,<br />

so Schroer (2001: 34) würden viele heutzutage<br />

als Exklusion thematisierten Erscheinungen<br />

gar nicht als solche erfahr- <strong>und</strong><br />

skandalisierbar. Daran wird deutlich, wie<br />

sehr sich mittlerweile, über einen längeren<br />

historischen Prozess betrachtet, die Machtbalance<br />

zu Gunsten der unteren Schichten<br />

verschoben hat, wenngleich natürlich<br />

nach wie vor von ungleichen Machtchancen<br />

auszugehen ist. Mit dem wachsenden<br />

Wohlstand wurde zwar die gesamte Sozialstruktur,<br />

<strong>und</strong> mit ihr auch der untere Rand,<br />

nach oben gezogen, aber nach wie vor<br />

gilt Georg Simmels gr<strong>und</strong>legende Einsicht,<br />

nach der die Armenhilfe keineswegs „auf<br />

ein Gleichwerden (der) individuellen Positionen“<br />

hinausläuft. Ihr Sinn sei es vielmehr<br />

„gewisse extreme Erscheinungen der sozialen<br />

Differenzierung soweit abzumildern,<br />

dass jene Struktur weiter auf dieser beruhen<br />

kann“ (Simmel 1983: 349).<br />

Der große Integrator<br />

Der große Integrator, der die Masse der<br />

Bevölkerung direkt oder indirekt an die<br />

Standards der Wohlstandsgesellschaft anschloss,<br />

war die Lohnarbeit; genauer, das<br />

<strong>für</strong> die fordistische Gesellschaftsformation<br />

typische Lohnarbeitsverhältnis. Die Produktion<br />

wird durch einen technisch <strong>und</strong> wirtschaftlich<br />

durchstrukturierten Arbeitsprozess<br />

optimiert. Dazu gehört eine rational<br />

kalkulierte Verwendung der Arbeitskraft,<br />

die in möglichst reibungsloser Stetigkeit<br />

eingeb<strong>und</strong>en wird. Die Bereitschaft <strong>und</strong><br />

die Disziplin, sich in diesen Arbeitsprozess<br />

einzufügen <strong>und</strong> an der Optimierung der<br />

eigenen Arbeitskraft unmittelbar selbst<br />

mitzuwirken, werden nicht zuletzt mit einem<br />

relativ hohen Lohn, mit einer guten<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 17


Manfred Geiger: Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration – historische Wendepunkte in der Sozialpolitik<br />

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sozialen Absicherung <strong>und</strong> betrieblicher<br />

Weiterbildung gefördert.<br />

Das Lohnniveau ermöglicht die Teilhabe<br />

breiter Schichten am Komfort <strong>und</strong> den<br />

Annehmlichkeiten des Massenkonsums.<br />

Schon bald gehören ein Auto, „Schöner<br />

Wohnen“, die Mode <strong>und</strong> andere Statussymbole,<br />

Tourismus <strong>und</strong> Freizeitvergnügungen<br />

allerlei Art zum allgemein üblichen<br />

Lebensstandard. Und nicht nur „Neckermann<br />

macht‘s möglich“! Die Trennung von<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Nichtarbeitszeit - erst dann<br />

entsteht Freizeit im modernen Sinn - die<br />

Ökonomisierung <strong>und</strong> Monetarisierung der<br />

Lebensbereiche, das Schwinden der traditionellen<br />

Haus- <strong>und</strong> Subsistenzwirtschaft<br />

<strong>und</strong> überhaupt die „Verbürgerlichung der<br />

Arbeiterklasse“ (Castel 2000a: 313), schreitet<br />

voran. Die materiellen Ansprüche <strong>und</strong><br />

Sicherheitsbedürfnisse der Menschen, ihre<br />

Biographien <strong>und</strong> Zukunftspläne, die Sozialisation<br />

ihrer Kinder, werden in immer filigranerer<br />

Weise mit den Erfordernissen der<br />

Produktion <strong>und</strong> des Marktes, mit den Interessen<br />

der Unternehmen verknüpft. Ständig<br />

sich steigernde Produktion <strong>und</strong> Produktivität,<br />

Kaufkraft, Werbung, Waren- <strong>und</strong> Geldzirkulation<br />

halten die Wirtschaft in Schwung<br />

<strong>und</strong> mit der Globalsteuerung einer keynesianischen<br />

Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftspolitik,<br />

einer kompensierenden Arbeitsförderungs-,<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Sozialpolitik konnte der Staat,<br />

zunächst jedenfalls, diese Entwicklung<br />

auch über die kritischen Phasen von Konjunktureinbrüchen<br />

<strong>und</strong> Strukturumbrüchen<br />

hinweg immer wieder ins Lot bringen.<br />

Zugleich blieb Spielraum <strong>für</strong> Reformbestrebungen,<br />

die über den Kernbereich einer<br />

unmittelbar produktionsorientierten Sozialpolitik<br />

hinausgriffen.<br />

18<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Die Falltüren nach unten öffnen sich<br />

Seit Ende der 70er Jahre ist es allerdings mit<br />

dem „kurzen Traum immerwährender Prosperität“<br />

(Lutz 1984) vorbei. Die Arbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> vor allem die Langzeitarbeitslosigkeit<br />

begannen sich auf einem steigenden<br />

Sockel zu verfestigen. Und mit ihr die Armut,<br />

die bei aller Fluktuation dennoch aus<br />

einem harten Kern besteht. Ich habe hier<br />

nicht den Platz, auf die vielfältigen Erscheinungsformen<br />

von Armut <strong>und</strong> Ausgrenzung,<br />

einzugehen wie sie gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

eines allgemein relativ hohen<br />

Wohlstandsniveaus typisch sind. Ich will an<br />

dieser Stelle lediglich auf ein Phänomen<br />

verweisen, das gerade unter den Vorzeichen<br />

einer vom „negativen Individualismus<br />

angenagten Gesellschaft“ (Castel 2000a:<br />

413) offenbar an Bedeutung gewinnt: die<br />

Rückkehr der „Überflüssigen“, der „Entbehrlichen“,<br />

der „Verlorenen der Arbeitsgesellschaft“<br />

oder wie die Menschen auch<br />

genannt werden, die von zentralen Austauschmechanismen<br />

der Gesellschaft mittlerweile<br />

abgekoppelt sind oder sich auch<br />

selbst ausgeklinkt haben.<br />

So kritikwürdig diese Begrifflichkeiten<br />

sein mögen, etwa weil sie ein vorrangig<br />

gesellschaftliches Problem personifizieren,<br />

so machen sie doch darauf aufmerksam,<br />

dass sich, zusätzlich zur Oben-Unten-Differenzierung,<br />

zum Teil auch diese verschärfend,<br />

eine gesellschaftliche Spaltung im<br />

Sinne von Drinnen <strong>und</strong> Draußen abzeichnet.<br />

Sie bezeichnen ein Negativum <strong>und</strong> sie<br />

verweisen auf Menschen, die aus zentralen<br />

Austauschbeziehungen der Gesellschaft<br />

ausgeschlossen sind, weil es <strong>für</strong> sie „keinen<br />

Bedarf“ <strong>und</strong> „keinen Platz“ gibt. Sie sind da<br />

<strong>und</strong> sie sind ein Problem, weil sie den anderen<br />

zur Last fallen <strong>und</strong> ihnen lästig wer-


Manfred Geiger: Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration – historische Wendepunkte in der Sozialpolitik<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

den. Mit ihnen kehrt ein altes Phänomen<br />

auf neue Weise wieder. Neu ist sicherlich<br />

nicht, dass es derartige Gruppen überhaupt<br />

gibt, sondern das ungute Gefühl,<br />

dass es sich hier um eine „Querkategorie<br />

von Freigesetzten <strong>und</strong> Aussortierten“ (Bude<br />

1998: 365) handelt, die sich aus vielfältigen,<br />

<strong>für</strong> die kapitalistische Gesellschaft offenbar<br />

typischen <strong>und</strong> sich verschärfenden Risikolagen<br />

speist, <strong>und</strong> die längst nicht mehr auf<br />

einen traditionellen Bodensatz der unteren<br />

Schicht begrenzt ist. Die Auswirkungen<br />

dieser Entwicklung werden sich vor allem in<br />

den Städten, in den so genannten sozialen<br />

Brennpunkten, aber auch im öffentlichen<br />

Raum bemerkbar machen. Je klarer man<br />

sie zu Kenntnis nimmt - <strong>und</strong> hierbei hilft<br />

nicht zuletzt das Sensorium einer Sozialberichterstattung<br />

- desto realistischer wird<br />

man sich mit ihnen auseinander setzen<br />

können!<br />

Das „kleine“ <strong>und</strong> das „große<br />

Projekt der Integration“<br />

Stellt sich abschließend die Frage, wie man<br />

in einer vom Turbokapitalismus fragmentierten<br />

Gesellschaft der Ausgrenzungsdynamik,<br />

die mit der Konkurrenzfiguration<br />

einer globalisierten Wirtschaft ja wohl noch<br />

weiter an Fahrt gewinnt, gegensteuern<br />

könnte. Dazu ist zweckmäßiger Weise zwischen<br />

einem „kleinen Projekt der Integration“<br />

<strong>und</strong> einem „großen Projekt der Integration“<br />

zu unterscheiden. Das „kleine Projekt<br />

der Integration“ bezieht sich auf Bemühungen,<br />

die unmittelbar der Eingliederung<br />

von tendenziell Ausgegrenzten dienen.<br />

Bei dem „großen Projekt der Integration“<br />

hingegen stellt sich die Frage, wie<br />

Ausgrenzungsprozesse, die eng mit der<br />

gr<strong>und</strong>legenden Gesellschaftsdynamik zu-<br />

sammenhängen, gebremst <strong>und</strong> möglichst<br />

schon im Vorfeld eskalierender Zuspitzung<br />

aufgefangen werden können; wie die<br />

Kohäsionskräfte der Gesellschaft insgesamt<br />

gestärkt <strong>und</strong> die Integrationsperspektiven<br />

erweitert werden können.<br />

Während das „kleine Projekt der Integration“<br />

auf die Eingliederung in ein weitgehend<br />

vorgegebenes Positionsgefüge<br />

aus ist, beziehungsweise sich auf diesen<br />

Handlungsrahmen zu konzentrieren hat,<br />

geht es bei dem „großen Projekt der Integration“<br />

um eine Veränderung <strong>und</strong> Erweiterung<br />

des Positionsgefüges selbst. Das „kleine<br />

Projekt der Integration“ folgt der „Logik<br />

positiver Diskriminierung“ (Castel 2000a:<br />

364); eben um strukturell vorgegebene<br />

Chancennachteile vielleicht doch noch<br />

kompensieren zu können. Das „große Projekt<br />

der Integration“ hingegen operiert mit<br />

allgemeinen, zurzeit noch vor allem im<br />

nationalstaatlichen Rahmen ansetzenden<br />

Direktiven, die auf einen Abbau von ungleichen<br />

Chancen hinauslaufen. Mithin<br />

steht hier das Verhältnis von ökonomischer<br />

Logik, sozialer Teilhabe <strong>und</strong> sozialem Zusammenhalt<br />

in gr<strong>und</strong>sätzlicher Hinsicht zur<br />

Disposition (vgl. Castel 2000b: 15).<br />

Das „kleine Projekt der Integration“ ist<br />

ein zentrales Feld der kommunalen Sozial-,<br />

Arbeitsmarkt-, Sozialarbeits- <strong>und</strong> Wohnungspolitik.<br />

Auf die gr<strong>und</strong>legende, vom<br />

Zentrum der Gesellschaft ausgehende<br />

Ausgrenzungsdynamik, die auch die Perspektiven<br />

einer potentiellen Reintegration<br />

verengt, hat ein auf den unteren Rand<br />

konzentriertes Hilfesystem naturgemäß<br />

kaum Einfluss. Neue, weitergreifende Ansatzpunkte<br />

ergeben sich <strong>für</strong> das Projekt der<br />

Integration wohl nur, wenn auch die vom<br />

Zentrum der Gesellschaft ausgehende<br />

Exklusionsdynamik, die hier wirksamen be-<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 19


Manfred Geiger: Ausgrenzung <strong>und</strong> Integration – historische Wendepunkte in der Sozialpolitik<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

ziehungsweise zu aktivierenden Kohäsions<strong>und</strong><br />

Inklusionskräfte, in die Reformüberlegungen<br />

einbezogen werden; wenn es<br />

gelingt, die gesellschaftlichen Austauschbeziehungen<br />

so zu organisieren, dass mehr<br />

<strong>und</strong> vor allem auch Menschen, die, gemessen<br />

an den augenblicklichen Selektionskriterien<br />

der Wirtschaft als „nicht marktfähig“<br />

gelten, einen anerkannten Platz in<br />

der Gesellschaft finden.<br />

Eine solche Wirkung ist von den aktuell<br />

propagierten Politikkonzepten - Stichwort<br />

„neoliberale Deregulierung“ - wohl kaum<br />

zu erwarten. Die Zeit <strong>für</strong> eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Trendwende im sozialpolitischen Diskurs,<br />

mit der sich die Phantasie auf einen neuen,<br />

mit anderen Parametern agierenden<br />

Sozialstaat konzentriert, <strong>und</strong> nicht nur auf<br />

die Frage, wie weitgehend der Sozialstaat<br />

zurückgenommen werden kann, wird wohl<br />

erst reif sein, wenn, wie bei der sozialen<br />

Frage am Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, die<br />

Kohäsion der Gesellschaft insgesamt in<br />

Gefahr scheint; wenn auf breiter Ebene<br />

deutlich wird, dass die Ausgrenzungsdynamik<br />

nicht nur den gesellschaftlichen<br />

Rand tangiert, sondern sich, wie ein<br />

„W<strong>und</strong>brand“ 3 , sehr schnell ausbreiten<br />

kann <strong>und</strong> so letztlich die sozialen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

der Demokratie unterminiert.<br />

20<br />

▪<br />

Manfred Geiger<br />

e-mail: geiger@<strong>iso</strong>-institut.de<br />

3 Dieses Bild gebraucht Abbé Messonier, als der<br />

Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts deutlich machen wollte,<br />

dass der „W<strong>und</strong>brand des Pauperismus“<br />

schließlich die ganze Gesellschaft infizieren könnte<br />

(zit. nach Castel 2000a: 385).<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

LITERATUR:<br />

Ayaß, W. (1995): „Asoziale“ im Nationalsozialismus,<br />

Stuttgart.<br />

Bude, H. (1998): Die Überflüssigen als transversale<br />

Kategorie, in: Berger; Vester (1998): Alte Ungleichheiten<br />

- neue Spaltungen, Opladen: 363-<br />

382.<br />

Castel, R. (2000a): Die Metamorphosen der<br />

sozialen Frage. Eine Chronik der Lohnarbeit,<br />

Konstanz.<br />

Castel, R. (2000b): Die Fallstricke des Exklusionsbegriffs,<br />

in: Mittelweg 36, 9(2000)3: 11-25.<br />

Dießenbacher, H. (1986a): Zur äußeren <strong>und</strong><br />

inneren Kolonialisierung fremder Lebenswelten,<br />

in: Müller, S.; Otto, H -U. (1986): Verstehen oder<br />

kolonisieren? 2. Aufl., Bielefeld: 207-226.<br />

Kronauer, M. (1997): „Soziale Ausgrenzung“ <strong>und</strong><br />

„Underclass“: Über neue Formen der gesellschaftlichen<br />

Spaltung, in: Leviathan 25(1997)1:<br />

28-49.<br />

Kronauer, M. (2000): Plädoyer <strong>für</strong> einen Exklusionsbegriff<br />

ohne Fallstricke, in: Mittelweg 36,<br />

9(2000)6: 79-84.<br />

Kronauer, M. (2002): Exklusion. Die Gefährdung<br />

des Sozialen im hoch entwickelten Kapitalismus,<br />

Frankfurt a.M.<br />

Lutz, B. (1984): Der kurze Traum immerwährender<br />

Prosperität, Frankfurt a. M.<br />

Pankoke, E.; Sachße, C. (1992): Armutsdiskurs<br />

<strong>und</strong> Wohlfahrtsforschung. Zum deutschen Weg<br />

in die industrielle Moderne, in: Leibfried, S.; Voges,<br />

W. (Hg.) (1992a): Armut im modernen<br />

Wohlfahrtsstaat. Kölner Zeitschrift <strong>für</strong> Soziologie<br />

<strong>und</strong> Sozialpsychologie. Sonderheft 32: 149-173.<br />

Sachße, C.; Tennstedt, F.: (1980): Geschichte<br />

der Armen<strong>für</strong>sorge in Deutschland. Vom Spätmittelalter<br />

bis zum 1. Weltkrieg, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz.<br />

Schroer, M. (2001): Die im Dunkeln sieht man<br />

doch, in: Mittelweg 36, 9(2000)5: 33-47.<br />

Simmel, G. (1983): Soziologie. 6. Aufl., Berlin.


Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

- oder von den verschwiegenen Chancen des Industriebesatzes<br />

beim Standortwettbewerb<br />

1. Vorbemerkung<br />

Im Beitrag wird am Beispiel des Saarlandes<br />

die außerordentlich hohe Bedeutung des<br />

Industriebesatzes1 <strong>für</strong> die wirtschaftliche<br />

Entwicklung <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Beschäftigungssicherung<br />

herausgestellt. Der erneute Blick<br />

auf die Geschehnisse in der Industrie<br />

scheint uns deshalb geboten, weil innerhalb<br />

eines in den letzten Jahren schwierigen<br />

ökonomischen Umfeldes sich einige<br />

innovationsgenerierende Zweige dieses<br />

Sektors als besonders dynamisch im<br />

Wachstum <strong>und</strong> stabilisierend <strong>für</strong> den Arbeitsmarkt<br />

erwiesen haben. Die Effekte<br />

sind augenscheinlich, denn im interregionalen<br />

Vergleich schneiden die B<strong>und</strong>esländer<br />

mit hohem Industriebesatz wirtschaftlich<br />

wie beschäftigungspolitisch deutlich<br />

besser ab als diejenigen mit einem niedrigen<br />

Industriebesatz. Als Prototypen <strong>für</strong> drei<br />

sich ständig aus sich heraus modernisierende<br />

Branchen können der Maschinenbau,<br />

die Automobilproduzenten <strong>und</strong> die<br />

Hersteller von Kfz-Teilen gelten. Sie sind sehr<br />

innovationsstark <strong>und</strong> nehmen eine Leitbildfunktion<br />

ein bei der Integration von modernen<br />

Techniken (Elektronik, IuK-Techno-<br />

1 Der Industriebesatz errechnet sich aus dem Anteil<br />

der Beschäftigten des produzierenden Gewerbes<br />

je 1.000 Personen der Wohnbevölkerung. Zu<br />

Gr<strong>und</strong>e gelegt sind verschiedene Datenbestände<br />

des Stat. B<strong>und</strong>esamtes <strong>und</strong> der Stat. Landesämter<br />

von 2003 nebst eigenen Berechnungen. Quellen:<br />

IHK-Saarland 2004, AK-Bericht 2003, Industriebericht<br />

Bayern 2003. Sofern nicht gesondert ausgewiesen<br />

gelten diese Quellen auch <strong>für</strong> die folgenden<br />

Daten.<br />

Hans Günter Grewer<br />

logien, Anwendung neuer Werkstoffe) in<br />

hergebrachte Produkte <strong>und</strong> Verfahren. Im<br />

letzten Jahrzehnt sind sie nicht nur ein Hort<br />

der Stabilität gewesen, sondern haben mit<br />

ihren Markterfolgen auf Gr<strong>und</strong> ihrer internationalen<br />

Wettbewerbsstärke einen wesentlichen<br />

Beitrag zum volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtprodukt geleistet.<br />

Der Beitrag wird zunächst am Beispiel<br />

des Maschinenbaus die inneren Funktionsmechanismen<br />

<strong>und</strong> die Performance<br />

einer Branche allgemein vorstellen. Dies<br />

geschieht deshalb, weil der Maschinenbau<br />

zum einen als Investitionsgüterproduzent<br />

das Geschäft der Rationalisierung der übrigen<br />

Industrie betreibt <strong>und</strong> damit zum<br />

anderen in entscheidendem Maße über<br />

den zukünftigen Technologieeinsatz mitbestimmt.<br />

Als Anbieter <strong>und</strong> Erzeuger von systemischen<br />

Technologien (durch die Integration<br />

von Regelungs- <strong>und</strong> Steuertechnik,<br />

Elektrotechnik bis Informationstechnologien)<br />

ist er eine bedeutsame intermediäre<br />

Instanz, um zu Technologiesprüngen zu<br />

gelangen. In Deutschland <strong>und</strong> im Saarland<br />

ist er wegen der im internationalen Vergleich<br />

bedeutsamen Automobilproduktion<br />

besonders stark mit dem Kfz-Hersteller-/Zulieferer-Spektrum<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

Im zweiten Teil wird der aktuelle Aufbau<br />

eines regionalen Automotive-Clusters im<br />

Saarland zum Anlass genommen, um unsere<br />

These von den Chancen des Industriebesatzes<br />

in concreto - unter Darlegung<br />

entsprechender branchenbezogener regi-<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 21


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

onaler Kennziffern <strong>und</strong> Industriedaten -<br />

auszuführen. Im Rahmen dieser Ausführungen<br />

kommen wir nicht umhin, im Saarland<br />

<strong>und</strong> anderswo lieb gewonnene struktur<strong>und</strong><br />

wettbewerbspolitische Konzepte zu<br />

hinterfragen, bevor wir dann in den abschließenden<br />

Folgerungen einige gegenläufige<br />

Überlegungen ins Gespräch bringen<br />

wollen, die auf eine Stärkung der industriellen<br />

Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> eine bessere<br />

Positionierung des Saarlandes im interregionalen<br />

Wettbewerb abzielen. 2<br />

22<br />

2. Phänomenologie einer innovativen<br />

Schlüsselbranche<br />

Der Maschinenbau ist keine Glamourbranche.<br />

Er steht eher <strong>für</strong> Tradition <strong>und</strong> Solidität.<br />

Damit <strong>und</strong> mit seinen eigensinnigen mittelständischen<br />

Akteuren mag zusammenhängen,<br />

dass sich die Politik mit ihm<br />

schwer tut <strong>und</strong> seine Leistungen nicht<br />

recht zu würdigen weiß. Wie aus den unzähligen<br />

wirtschaftspolitischen Programmen<br />

<strong>und</strong> Entwürfen in den letzten Jahren<br />

zu entnehmen, setzt sie lieber auf das<br />

Neue - was immer das sein mag. Sie ist<br />

fixiert auf die Förderung der Spitzentechnologie,<br />

zu der nach den gängigen Klassifikationsschemata<br />

(OECD u.a.) 3 der Maschinenbau<br />

nicht zählt. Und weil sie scheinbar<br />

alte Sozialformen der Wirtschaft nicht mehr<br />

schätzt, verortet sie die Zukunft vor allem<br />

im Dienstleistungssektor. Dabei verkennt sie<br />

zum einen die generelle Zurückverwiesenheit<br />

dieses ökonomischen Segmentes auf<br />

2 Zur regionalen Strukturpolitik siehe auch die Beiträge<br />

von Matthäi 2003, Silvestrini 2004 <strong>und</strong> die<br />

ZEW/<strong>iso</strong>-Studie von Spielkamp u.a. 1998.<br />

3 Siehe dazu die ISI-Liste FuE-intensiver Güter nach<br />

SITC III (OECD-Standard ), in: NIW u.a. 1996: 64.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

die industrielle Basis einer Gesellschaft. 4<br />

Dienstleistungen - darauf weist unser Beispiel<br />

gerade im Zusammenhang von<br />

hochqualifizierten Tätigkeiten hin - sind<br />

aber abhängiger vom Komplex materieller<br />

Produktion, als manchen ihrer Protagonisten<br />

lieb sein dürfte. Zum anderen negiert<br />

die Politik oftmals die spezifische Stellung<br />

der deutschen Wirtschaft innerhalb der<br />

internationalen Arbeitsteilung, deren Erfolg<br />

im Wesentlichen in ihrem - von Consultern<br />

häufig als zu hoch beklagten - Industriebesatz<br />

gründet. 5<br />

Obwohl sie bei der Verfolgung ihrer Geschäfte<br />

exakt gegenteilig verfahren, wirken<br />

die Maschinenbauer nach außen eher<br />

unprätentiös <strong>und</strong> im Stillen. Sie machen<br />

nicht viel Aufhebens um ihr Wirken <strong>und</strong><br />

halten sich in der Öffentlichkeit meist zurück.<br />

Darüber wird die ökonomische <strong>und</strong><br />

beschäftigungspolitische Wirkungskraft des<br />

Maschinenbaus teilweise verkannt. Er gehört<br />

mit zu den entscheidenden <strong>und</strong> dynamischen<br />

Branchen der deutschen Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> ist im internationalen Wettbewerb<br />

bestens positioniert. In seiner Bedeutung<br />

<strong>für</strong> die gesamtwirtschaftliche Lage<br />

Deutschlands nimmt er auf Gr<strong>und</strong> seiner<br />

Vielfalt in der Produktpalette, wegen des<br />

4 Darauf insistiert bspw. Schumann, wenn er<br />

schreibt, „dass also die Industrie gerade <strong>für</strong><br />

Deutschland noch <strong>für</strong> lange Zeit als wichtige Ressource<br />

<strong>für</strong> die ökonomischen Chancen <strong>und</strong> <strong>für</strong> die<br />

gesellschaftlichen Perspektiven zentrale Bedeutung<br />

haben <strong>und</strong> einen entsprechenden Machtfaktor<br />

bilden wird“, in: Schumann 2002: 325.<br />

5 Das Ifo-<strong>Institut</strong> spricht hier vom Cluster der metallverarbeitenden<br />

Industrie, das mit seinem Drittelanteil<br />

an der gesamten Industrieproduktion weit über<br />

dem Durchschnitt der meisten Industrieländer<br />

liegt. Darunter fällt die Dominanz des Maschinenbaus<br />

mit einem Fünftel-Anteil an der Industrieproduktion<br />

in Deutschland besonders ins Auge. In<br />

den übrigen Industrieländern liegt sein jeweiliger<br />

Anteil unter 7%. Bestandteile der Clusterbildung<br />

sind außerdem seine hohe intrasektorale Verflechtung<br />

<strong>und</strong> intensive Lieferbeziehungen innerhalb<br />

der Branche, siehe Vieweg u.a. 2001: 42f.


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Stellenwerts der von ihm erzeugten Investitionsgüter,<br />

durch sein erreichtes Technologieniveau<br />

<strong>und</strong> wegen seiner Qualifikationsstruktur<br />

eine „Schlüsselstellung“ ein (Nifa-<br />

Panel 2000: 239). 6 Seine Stärken liegen in<br />

einer ebenso spezialisierten wie diversifizierten<br />

Qualitätsproduktion <strong>und</strong> in einem Modus<br />

operandi, der ihn zu einem unverzichtbaren<br />

Problemlöser <strong>für</strong> einen weltweiten<br />

K<strong>und</strong>enkreis werden lässt. Keineswegs zu<br />

unterschätzen ist auch, dass trotz seines<br />

globalen Aktionsradius die „Basis (seiner)<br />

Leistungserstellung (weiterhin) in Deutschland<br />

konzentriert“ bleibt (Vieweg u.a.<br />

2001:V), wobei seine regionalen Schwerpunkte<br />

namentlich in vier B<strong>und</strong>esländern<br />

(Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-<br />

Westfalen, Saarland) liegen (Nifa-Panel<br />

2000: 242). 7<br />

Gute Beschäftigungslage<br />

Während beispielsweise in den letzten Jahren<br />

in den meisten industriellen Branchen<br />

das Beschäftigungsvolumen von einer<br />

eindeutig sinkenden Tendenz gekennzeichnet<br />

ist, bleibt die Beschäftigungslage<br />

im Maschinenbau zwischen 1996 <strong>und</strong> 2001<br />

weitgehend stabil. Sie beläuft sich auf ca.<br />

1,35 Mio. Erwerbstätige im weiteren Sinne<br />

(VDMA 2002a: 9; Vieweg u.a. 2001: 25,29).<br />

Sie hat damit in ihrem Kern zwar nicht wie-<br />

6 Die im Folgenden erwähnten Daten beruhen<br />

wesentlich auf drei Quellen. Dies sind zum ersten<br />

die „Panelstudien zur technischen, betrieblichen,<br />

wirtschaftlichen sozialen Entwicklung beim Einsatz<br />

flexibler Arbeitssysteme im Maschinenbau“ (NIFA-<br />

Panel), die zwischen 1988 <strong>und</strong> 2000 erhoben wurden;<br />

zum zweiten die im Auftrag des BMWT<br />

durchgeführte Branchenstudie des Ifo-<strong>Institut</strong>es<br />

(Vieweg 2001); <strong>und</strong> zum dritten die aktuellen Datensätze<br />

des Branchenverbandes VDMA.<br />

7 Der Anteil der in der Branche Beschäftigten pro<br />

Gesamterwerbstätige beträgt 1999 in Baden-<br />

Württemberg 5,4%, in Bayern <strong>und</strong> Saarland je 3,7%<br />

<strong>und</strong> in Nordrhein-Westfalen 3,4%.<br />

der das alte Niveau von etwa 1,4 Mio.<br />

Beschäftigten wie zu Beginn der 90er Jahre<br />

erreicht. Aber nach der schweren Strukturkrise<br />

von 1992-1995, in der es zu einem<br />

Rückgang der Beschäftigung um ein Fünftel<br />

kam, hat sich der Maschinenbau wieder<br />

erholt <strong>und</strong> an Stärke gewonnen. 8 Seit<br />

Jahren nimmt er diesbezüglich den Spitzenplatz<br />

(2001: 902.000 Beschäftigte) unter<br />

den industriellen Branchen noch vor der<br />

Elektrotechnik (855.000 Beschäftigte), dem<br />

Fahrzeugbau (779.000 Beschäftigte) <strong>und</strong><br />

der Chemischen Industrie (448.000 Beschäftigte)<br />

ein (VDMA 2002a: 2).<br />

Qualifizierte Arbeit<br />

Maschinenbaubetriebe sind von jeher ein<br />

Hort qualifizierter Arbeit, wobei sich dieses<br />

Charakteristikum in den 90er Jahren nochmals<br />

stärker herauskonturiert hat. Betrachtet<br />

man die Beschäftigtenstruktur im Querschnitt<br />

- auf Gr<strong>und</strong> der erheblichen Differenzen<br />

innerhalb der Branche kann es im<br />

Einzelfall zu großen Abweichungen kommen<br />

-, sind 1997 etwa 60% der Mitarbeiter<br />

gewerbliche Arbeiter <strong>und</strong> gut 40% gehören<br />

zu den Angestellten. In den beiden letzten<br />

Dekaden lässt sich eine sukzessive Verschiebung<br />

innerhalb der qualifikatorischen<br />

Zusammensetzung der Belegschaften bei<br />

den Maschinenbau-Unternehmen konstatieren,<br />

die mit der Qualitätsproduktion in<br />

Verbindung steht <strong>und</strong> auf die komplexeren<br />

Produkte <strong>und</strong> die gestiegenen Marktanforderungen<br />

zurückzuführen sind. 9 Von<br />

8 Darauf weisen die Innovationsreporte des ZEW<br />

hin, die insbesondere auf den überdurchschnittlichen<br />

Anstieg der Prozessinnovationen in der zweiten<br />

Hälfte der 90er Jahre aufmerksam machen, in:<br />

ZEW 1998,1999.<br />

9 Haug weist auf die Veränderungen in der organischen<br />

Zusammensetzung des Gesamtarbeiters unter<br />

den Bedingungen von Globalisierung <strong>und</strong><br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 23


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Beginn der 80er Jahre bis Mitte der 90er<br />

Jahre haben die Beschäftigungsgruppen<br />

ohne Berufsabschluss sich um die Hälfte<br />

reduziert, während der Anteil der Mitarbeiter<br />

mit Hoch- bzw. Fachhochschulabschluss<br />

um 64% anstieg. 1997 sind ca. 17%<br />

der Beschäftigten Techniker <strong>und</strong> Ingenieure<br />

(Vieweg u.a. 2001: 30-38). Sie sind zusehends<br />

in den der Fertigung vor- <strong>und</strong> nachgelagerten<br />

Bereichen (Konstruktion, Vertrieb,<br />

Service) angesiedelt. Diese Trends zur<br />

Höherqualifizierung <strong>und</strong> zum merklichen<br />

Bedeutungsgewinn von Unternehmensteilen,<br />

die abseits der direkten Fertigung liegen,<br />

haben sich unseren empirischen Erhebungen<br />

(Grewer/Reindl 2003, Reindl<br />

2002a+b, Reindl 2001, Reindl 2000) zufolge<br />

vor allem in den mittleren <strong>und</strong> größeren<br />

Unternehmen gegen Ende der 90er Jahre<br />

nochmals beschleunigt, so dass bei den<br />

export- <strong>und</strong> innovationsintensiven Betrieben<br />

mittlerweile 30-40% der Mitarbeiter zu<br />

den Hochqualifizierten (mit Hochschulabschluss)<br />

gezählt werden können. Von dem<br />

Qualifizierungsschub haben zwar alle Ingenieurqualifikationen<br />

profitiert, doch betrifft<br />

die Nachfragesteigerung hier deutlich<br />

stärker die Elektro- <strong>und</strong> Elektronikingenieure<br />

sowie sonstige (Hybrid- <strong>und</strong> Wirtschafts-<br />

)Ingenieure - die zwischenzeitlich zusammen<br />

knapp 40% ausmachen -, wohingegen<br />

der weiterhin mit gut 60% dominante<br />

Anteil der Maschinenbauingenieure leicht<br />

schrumpft. Von dieser relationalen Verschiebung<br />

in der Zusammensetzung der<br />

Maschinenbau-Unternehmen sind auch<br />

die Anteile der Fertigung <strong>und</strong> der Verwaltung<br />

tangiert, da sie tendenziell sinken.<br />

24<br />

Computerisierung hin, wodurch sich die „Gewichte<br />

zugunsten der intellektuellen Anteile verschoben“<br />

haben, siehe Haug 2000: 152<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Hohe Geltung der Weiterbildung<br />

Um die Vielfalt <strong>und</strong> Breite des von ihnen<br />

benötigten naturwissenschaftlich-technischen<br />

Know-hows abzusichern, unternehmen<br />

die Maschinenbauunternehmen<br />

schon seit jeher große Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsanstrengungen,<br />

die sich nicht allein<br />

auf die qualifizierte Facharbeit reduzieren<br />

lassen (Drescher/Schumann 1999: 478ff).<br />

Die darauf bezogenen Anforderungen<br />

haben sich durch die in letzter Zeit feststellbare<br />

Verbreitung anspruchsvoller produktbegleitender<br />

Dienstleistungen noch<br />

erhöht (ebd.: 128ff; Lay/Rainfurth 2002:<br />

136). Diese Anstrengungen zur innerbetrieblichen<br />

Qualifizierung sind unabdingbar.<br />

Sie hängen zusammen mit der außerordentlichen<br />

Tragweite desjenigen Wissens,<br />

das unmittelbar in den eigenen Prozessen<br />

steckt oder aus ihnen resultiert. Zu<br />

dessen Aneignung bedarf es langer Vermittlungszeiten<br />

<strong>und</strong> der Ansammlung von<br />

Erfahrung. Langjährige Erfahrungsträger an<br />

wichtigen Schnittstellen <strong>und</strong> mit Gespür <strong>für</strong><br />

Zusammenhänge sind von daher im Maschinenbau<br />

immer noch bedeutsamer als<br />

Inhaber von extern erworbenen Qualifikationen.<br />

Auch die erhöhten Anforderungen<br />

seitens der Märkte (angezogene K<strong>und</strong>enanforderungen)<br />

oder der gestiegene Aufwand<br />

im Rahmen der Herstellung neuer<br />

Produkte (z.B. Integration verschiedener<br />

Technologien) ziehen Fortbildungsanstrengungen<br />

nach sich - nicht zu vergessen die<br />

neuartigen Kompetenzen, die bei der<br />

Steuerung von Projektarbeit <strong>und</strong> crossfunktionaler<br />

Teamarbeit seitens der Leitungskräfte<br />

gefordert sind.


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Besondere mittelständische Struktur<br />

Die über Jahre konstante mittelständische<br />

Struktur der Branche ist ein weiteres Wesensmerkmal<br />

des Maschinenbaus. Gegen<br />

Ende des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts sind 80%<br />

seiner Unternehmen in Privatbesitz (Nifa-<br />

Panel 2000:165), wobei im repräsentativen<br />

Sample des Nifa-Panel nur 12% der Eigentümer<br />

nicht in die Unternehmensleitung<br />

involviert sind. Diese Situation beinhaltet<br />

ein hohes Maß an betrieblicher Autonomie<br />

<strong>und</strong> führt zu großem eignerbasiertem Kontrollpotential.<br />

Beides kann im Verein mit<br />

den angedeuteten Personal-, Qualifizierungs-<br />

<strong>und</strong> Produktpolitiken als mitentscheidend<br />

da<strong>für</strong> angesehen werden, dass<br />

in den letzten Jahren in anderen Industriezweigen<br />

überhand nehmende Praktiken im<br />

Maschinenbau nicht so recht gegriffen<br />

haben. Gemeint sind sowohl die vordergründig<br />

auf Wertverbesserung gerichteten<br />

Akquisitionsstrategien wie die auf stärkere<br />

Segmentierung ausgerichteten Reorganisations-<br />

bzw. Dezentralisierungskonzepte<br />

(u.a. schlanke Produktion, Outsourcing,<br />

just-in-time-Konzepte, stärkere Ergebnisverantwortung<br />

von Bereichen u.a.m.). 10 Verb<strong>und</strong>en<br />

mit der erwähnten Eigentümer<strong>und</strong><br />

von Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben geprägten<br />

Betriebsgrößenstruktur ist es eine<br />

im Vergleich zur Gesamtindustrie niedrigere<br />

Eigenkapitalausstattung, die ihrerseits<br />

wiederum die Ertragskraft der Branche<br />

negativ beeinflusst (IW 2001: 9).<br />

Im Zentrum der unternehmerischen Tätigkeit<br />

steht die stoffgeb<strong>und</strong>ene Produktion<br />

10 Entsprechende Empfehlungen sprechen z.B.<br />

Lay/Rainfurth 2002: 119ff <strong>und</strong> Vieweg 2001: 1ff,<br />

165ff, 209ff aus <strong>und</strong> bedauern zugleich, dass sie in<br />

der Branche zu wenig ergriffen werden; eher kritisch<br />

sehen es dagegen die Autoren des Nifa-<br />

Panel 2000: 165ff.<br />

von meist technologisch hochwertigen<br />

Gütern, um die ein Kranz von vor- <strong>und</strong><br />

nachgelagerten Zusatzleistungen angesiedelt<br />

ist. 11 Die Abwicklung des Geschäftes<br />

erfordert eine intensive interne wie zunehmend<br />

externe Kooperation <strong>und</strong> geschieht<br />

in einem engen Beziehungsgeflecht<br />

mit den K<strong>und</strong>en. Als besonders adäquat<br />

hier<strong>für</strong> hat sich eine flexible Fertigungs-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsorganisation erwiesen,<br />

die „auf Zuruf“ <strong>und</strong> auf einem dichten<br />

informellen Zusammenwirken zwischen<br />

Produktion, Konstruktion <strong>und</strong> marktnahen<br />

Bereichen basiert. „Eine relativ geringe<br />

vertikale wie horizontale Differenzierung“,<br />

wie sie <strong>für</strong> den Maschinenbau im Querschnitt<br />

typisch ist, „erweist sich in vielen<br />

Fällen immer noch als die effizienteste<br />

Form der Bewältigung von nichtstandardisierten<br />

Prozessen“ (Nifa-Panel 2000: 181). .<br />

Annähernd 60% der Produkte haben mit<br />

Speziallösungen <strong>und</strong> unmittelbar mit K<strong>und</strong>enspezifikationen<br />

zu tun. Um seine strategischen<br />

Ziele als Qualitätsproduzent <strong>und</strong><br />

Problemlöser erfüllen zu können, bemüht<br />

sich der Maschinenbau um eine breite<br />

Integration aller da<strong>für</strong> erforderlichen Funktionen<br />

<strong>und</strong> bedient sich einer hohen Fertigungstiefe<br />

(Eigenfertigungsanteil) von etwa<br />

62%, die im Übrigen in den 90er Jahren<br />

„nur unwesentlich zurückgegangen“ ist.<br />

Außerdem pflegt er seine Substanz mit<br />

einer stetigen Investitionsquote von mehr<br />

als 3% (2001: 3,3%) <strong>und</strong> baut ständig neue<br />

Ressourcen durch seine FuE-Ausgaben auf<br />

(Quote 2001: 2,9%), auch wenn beide gegenüber<br />

dem Verarbeitenden Gewerbe<br />

insgesamt unterdurchschnittlich ausfallen<br />

11 Eine detaillierte Beschreibung der mittelständischen<br />

Produktionsweise liefert Reindl 2000: 276ff.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 25


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

(VDMA 2002a:3). 12 Von großer Stabilität ist<br />

auch die Dominanz von Unikat- <strong>und</strong> Kleinserienfertigung<br />

bzw. kleinen Losgrößen, die<br />

sich konstant über 80% (1998: 84%) bewegt<br />

(Nifa-Panel 2000: 167,174).<br />

Damit ist auch das häufig erwähnte<br />

Produktivitätsdilemma benannt, mit dem<br />

der Maschinenbau auf Gr<strong>und</strong> seiner Struktur<br />

konfrontiert ist. Die Stichworte dazu sind:<br />

kleine <strong>und</strong> mittlere Betriebsgrößen <strong>und</strong> ein<br />

schwacher Taylorisierungsgrad der Arbeitsorganisation<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

eines geringen Standardisierungsgrades,<br />

kleinen Losgrößen <strong>und</strong> hoher Komplexität<br />

der Produktionsprozesse; relativ kleine Nischen-<br />

<strong>und</strong> Spezialmärkte mit der Folge<br />

geringerer Skalenerträge; damit verb<strong>und</strong>en<br />

sind i.d.R. überdurchschnittlich hohe<br />

Produktionskosten <strong>und</strong> eine hohe Arbeitsintensität,<br />

aber eine im Vergleich zu anderen<br />

industriellen Branchen niedrigere Kapitalintensität<br />

mit kleinen Renditen. Alle diese<br />

Aspekte führen dazu, dass „einem tief greifenden<br />

Wandel der Betriebsorganisation“<br />

<strong>und</strong> einer massiven Veränderung der betrieblichen<br />

‚terms of trade’ „erhebliche<br />

strukturbedingte Widerstände entgegenstehen“<br />

(ebd.:168).<br />

26<br />

Innovationskraft <strong>und</strong> Marktstärke<br />

Der Maschinenbau hat Großartiges geleistet.<br />

Er ist zwar recht strukturkonservativ,<br />

aber das Gegenteil von einer „gemütlichen<br />

Branche“. Er ist ständig dabei, neue<br />

Technologien in seine Hardware zu integ-<br />

12 Hierzu ist zu bemerken, dass die Fixierung auf die<br />

Kenngröße FuE-Ausgaben im Maschinenbau ein<br />

verzerrtes Bild liefert, weil i.d.R. die Konstruktionsausgaben<br />

nicht mitgerechnet werden. In ihren<br />

Personal- <strong>und</strong> Sachaufwendungen bilden diese<br />

aber vor dem Hintergr<strong>und</strong> der hohen Anteile von<br />

Kleinserien <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enapplikationen den eigentlichen<br />

FuE-Aufwand.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

rieren (Elektronik, Informatik) <strong>und</strong> bahnt<br />

somit technologischen Sprüngen den<br />

Weg. Er ist in seiner Marktbearbeitung eine<br />

der erfolgreichsten Branchen. Anfang der<br />

90er Jahre bereits abgeschrieben, hat er<br />

sich mit eigenen Mitteln aus einer schweren<br />

Krise herausbewegt, ohne mit dem<br />

üblichen betriebswirtschaftlichen Konzept<br />

eines radikalen Beschäftigungsabbaus zu<br />

operieren oder laut um Subventionen<br />

nachzusuchen. Dass diese Praktiken <strong>und</strong><br />

gar eine unterdurchschnittliche Wertschöpfung<br />

wirtschaftlich erfolgreich sein<br />

können, wird bislang viel zu wenig gewürdigt.<br />

Von dem Gesamtumsatz des Verarbeitenden<br />

Gewerbes in Höhe von 1.150<br />

Mrd. € bestreitet der Maschinenbau 2001<br />

knapp 12% (133 Mrd. €; sein Anteil innerhalb<br />

der Industrie liegt bei etwa 20%).<br />

Rangmäßig folgt er damit den Umsätzen<br />

von Fahrzeugbau (204 Mrd. €) <strong>und</strong> Elektrotechnik<br />

(149 Mrd. €). Seine durchschnittliche<br />

jährliche Wertschöpfung pro Beschäftigten<br />

beträgt 147.000 € (VDMA 2002a: 2ff),<br />

wobei höherer Globalisierungsgrad <strong>und</strong><br />

steigende Betriebsgröße mit eindeutigen<br />

Wertverbesserungen verb<strong>und</strong>en sind. Verursacht<br />

durch sein hohes Qualifikationsniveau<br />

<strong>und</strong> die Spezifika seiner Produktionsweise<br />

sind die Personalkosten mit einem<br />

Umsatzanteil von fast 25% höher als in anderen<br />

Industriezweigen (>31% Anteil am<br />

Bruttoproduktionswert vs. 21% bei Fahrzeugbau<br />

<strong>und</strong> Chemischer Industrie) (Nifa-<br />

Panel 2000: 241). In der Exportquote jedoch<br />

gehört er mit dem Fahrzeugbau zur<br />

Spitzengruppe (2001: 67%).<br />

Weil der deutsche Maschinenbau nach<br />

einer auf langfristige Effekte abzielenden<br />

Strategie verfährt <strong>und</strong> von kurzlebigen<br />

Moden nicht viel hält, steht er im internationalen<br />

Vergleich sehr gut da. Er hat mit


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

der Ausnahme von 2000 seit 1983 die Spitzenposition<br />

im Welthandel (2001: ca. 20%<br />

von 434 Mrd. € Liefervolumen) vor den USA<br />

(18%) <strong>und</strong> Japan (14%) inne. 13 seiner insgesamt<br />

40 Fachzweige dominieren weltweit<br />

gegenüber den Angeboten der<br />

Wettbewerber, ein Viertel von ihnen hat<br />

entgegen der rückläufigen Weltkonjunktur<br />

weiterhin ein Wachstumsplus zu verzeichnen.<br />

Ausgehend von einer klaren Verteilung<br />

der kontinentalen Märkte – d<br />

ie USA sind in Amerika, Japan in Asien<br />

<strong>und</strong> Deutschland in Europa führend - kann<br />

Westeuropa mit einem 24%-Anteil als sein<br />

größter Markt bei einem Marktvolumen<br />

von 175 Mrd. € bezeichnet werden. Darauf<br />

folgt der asiatische Markt mit einem Volumen<br />

von 88 Mrd. €. Daran hat er einen<br />

Anteil von 14%. An dritter Stelle liegt der<br />

nordamerikanische Markt mit einem Gesamtvolumen<br />

von 80 Mrd. € <strong>und</strong> einem<br />

Anteil von 15%. In beiden Kontinenten<br />

nimmt der deutsche Maschinenbau den<br />

dritten Rang ein. Als weitere wesentliche<br />

Märkte gelten Osteuropa <strong>und</strong> Lateinamerika.<br />

Hier liegen die Marktvolumina bei 22<br />

bzw. 31 Mrd. €. Die Anteile daran betragen<br />

43% bzw. 13%, was der ersten bzw. zweiten<br />

Position entspricht (VDMA 2002b, 2002a:<br />

13ff).<br />

Stark im Außenhandel<br />

Bezogen auf die Außenhandelsquoten in<br />

einzelne Absatzländer stehen die USA mit<br />

12,2% im Jahre 2001 an erster Stelle. Danach<br />

folgen die großen EU-Staaten Frankreich,<br />

Italien, Großbritannien <strong>und</strong> Spanien<br />

mit zusammen 24,4%. Daran schließt sich<br />

bereits vor den kleineren EU-Staaten China<br />

mit einem 4,3%-Anteil an. Stark angestiegen<br />

ist in den letzten Jahren der Export in<br />

die osteuropäischen Staaten - auf mittlerweile<br />

fast 11%. Gerechnet nach Ländergruppen<br />

verkauft der Maschinenbau 60%<br />

seiner Exporte innerhalb Europas <strong>und</strong> etwa<br />

je 18% nach Asien <strong>und</strong> Amerika. Von nicht<br />

zu unterschätzender Aussagekraft gerade<br />

im Hinblick auf zwei öfters monierte Aspekte<br />

- sein hoher Eigenfertigungsanteil <strong>und</strong><br />

die Probleme durch den kostenintensiven<br />

Standort - ist in diesem Zusammenhang<br />

auch der positive Saldo zwischen Export<br />

<strong>und</strong> Import. Im Jahre 2001 stehen Ausfuhren<br />

von 79,1 Mrd. € Einfuhren von 17,6 Mrd.<br />

€ entgegen (VDMA 2002a: 11). 13 Diese<br />

günstige Relation, derzufolge der Import<br />

nur 22% des Exports ausmacht, wertet<br />

zugleich die Entscheidung <strong>für</strong> Spezial- <strong>und</strong><br />

Nischenmärkte auf. Auf Volumenmärkten<br />

lassen sich derartige Verhältniszahlen<br />

kaum erzielen.<br />

Auf allen internationalen Märkten hat<br />

der deutsche Maschinenbau in jüngster<br />

Zeit bei zuletzt stagnierendem Welthandel<br />

seine Wettbewerbsposition gegenüber<br />

den unmittelbaren Konkurrenten verbessert.<br />

Seine Kapazitätsauslastung bewegt<br />

sich in den Jahren 1995-2001 z.T. um 4%-<br />

Punkte über der Optimalzone von 86-88%<br />

(ebd.: 19). Zurückführen lassen sich diese<br />

Dynamik <strong>und</strong> die Wettbewerbsstärke auf<br />

einen unternehmerischen Modus, der zuletzt<br />

vom Gros der Analysten <strong>und</strong> Unternehmensberater<br />

als rückständig <strong>und</strong> unzeitgemäß<br />

bezeichnet worden ist, da er<br />

auf einen Mix aus Bestandspflege (Investitionen<br />

in einen modernen Maschinenpark,<br />

Personalaus- <strong>und</strong> Weiterbildung) <strong>und</strong> Zukunftsvorsorge<br />

(gestiegene FuE-Ausgaben,<br />

Ausbau <strong>und</strong> Differenzierung produktbeglei-<br />

13 Die im Abschnitt angegebenen Daten decken<br />

noch nicht das ganze Jahr 2001 ab, sie beziehen<br />

sich auf die Monate 1-11/01.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 27


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

tender Dienstleistungen, Markterweiterung<br />

aus eigener Kraft) ausgerichtet ist (VDMA<br />

2002c). Die Branche ist gegenüber (re-)<br />

organisatorischen Moden zwar nicht resistent,<br />

doch geht sie reflektierter <strong>und</strong> anders<br />

mit den Herausforderungen um. In Fragen<br />

der Markterschließung verfolgt sie eine<br />

offensive Strategie <strong>und</strong> stellt damit unter<br />

Beweis, dass die Ertragssituation in hohem<br />

Maße durch firmen- <strong>und</strong> branchenspezifische<br />

sowie auch kulturelle Variablen wie<br />

Produktivität, Eigenkapitalquote, Investitionen,<br />

Forschungsintensität, Marktanteile,<br />

Kapitalmarktpenetration, Marktrisiken, Beschäftigungssicherung<br />

etc. bestimmt wird.<br />

In der zweiten Hälfte der 90er Jahre erzielt<br />

der Maschinenbau eine höhere Nettoumsatzrendite<br />

(1999: 3,0%) als der Durchschnitt<br />

des Verarbeitenden Gewerbes.<br />

Auch im internationalen Vergleich mit den<br />

USA <strong>und</strong> 13 europäischen Ländern kann er<br />

in diesem Zeitraum <strong>und</strong> im Vergleich zur<br />

ersten Hälfte der Dekade seine Bruttoumsatzrendite<br />

verbessern (5,9%). Als wesentliche<br />

Faktoren <strong>für</strong> die verbesserte Leistungserstellung<br />

werden in einer neueren Studie<br />

die überdurchschnittliche FuE-Intensität der<br />

Branche <strong>und</strong> die niedrige Importpenetration<br />

genannt, auch wenn niedrige Eigenkapitalquoten,<br />

geringere Arbeitsproduktivität<br />

<strong>und</strong> hohe Lohnkosten die Ertragskraft<br />

schmälern (IW 2001: 2-10). Da zum einen<br />

die FuE-Aktivitäten unmittelbar mit K<strong>und</strong>enspezifikationen<br />

<strong>und</strong> der aktiven Rolle<br />

als umfassender Problemlöser, die geringe<br />

Importpenetration zum anderen mit der<br />

großen Fertigungstiefe zu tun haben,<br />

spricht vieles <strong>für</strong> den spezifischen Pfad, den<br />

der Maschinenbau sowohl innerhalb der<br />

deutschen Wirtschaft als auch im internationalen<br />

Wettbewerb eingeschlagen hat.<br />

28<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

3. Über wenig beachtete<br />

saarländische Schätze<br />

Seit bald zwanzig Jahren setzt auch das<br />

Saarland beim Umbau der Wirtschaft auf<br />

die bevorzugte Förderung von Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> qualifizierten Dienstleistungen.<br />

Am deutlichsten erkennbar ist dieser eingeschlagene<br />

„angebotspolitische“ Weg<br />

an dem Ausbau der naturwissenschaftlichtechnischen<br />

Zweige der Universität, an<br />

dem um diese herum entstandenen Kranz<br />

von gr<strong>und</strong>lagen- wie anwendungsorientierten<br />

<strong>Institut</strong>en (MPI, DFKI, INM, IBMT, IZFP<br />

usw.) <strong>und</strong> an den bedeutsamen Clustern<br />

(IT-, Nano-Bio-, Medizin-Cluster), die zwischenzeitlich<br />

installiert worden sind. Sie sind<br />

Ausdruck der strukturpolitischen Weichenstellungen,<br />

die darauf abzielen, der<br />

Dienstleistungs- <strong>und</strong> Wissensgesellschaft<br />

den Weg zu bereiten. Die mit dem Odium<br />

einer vorübergegangenen Epoche behaftete<br />

Industrie kommt bei diesen Ansätzen<br />

zu kurz.<br />

In einer Region, in der wegen der Erfahrungen<br />

der jüngeren Vergangenheit Industrie<br />

mit wirtschaftlichen Schrumpfungsprozessen<br />

<strong>und</strong> starkem Arbeitsplatzabbau<br />

assoziiert wird, erscheint es verständlich,<br />

wenn die wirtschaftspolitischen Akteure<br />

nach neuen Ansätzen suchen. Zumal,<br />

wenn etliche der üblicherweise herangezogenen<br />

Indikatoren diese Ansätze unterstreichen.<br />

In den letzten zwanzig Jahren<br />

haben sich an der Saar die industriellen<br />

Arbeitsplätze am Gesamtbestand um ca.<br />

20% (auf einen 30%-Anteil 2002) verringert,<br />

während die Dienstleistungsbereiche in<br />

gleichem Maße (auf 69%) zugenommen<br />

haben. Im selben Zeitraum ist der Anteil<br />

der gewerblichen sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigten um 10% (auf 45%)


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

zurückgegangen <strong>und</strong> der Anteil der Angestellten<br />

hat sich um 14% (auf 49%) erhöht<br />

(AK-Bericht 2003: 34, 37). In der Folge sinkt<br />

der Industriebesatz von 146 (1980) auf 97<br />

(2002) <strong>und</strong> der Dienstleistungsbesatz verzeichnet<br />

einen Anstieg von 141 auf 202<br />

(IHK Saarland 2004).<br />

Industrie bleibt bedeutsam <strong>für</strong> die<br />

deutsche Wirtschaft<br />

Trotz dieser statistisch schwerlich zu widerlegenden<br />

Trends scheint es aber an der<br />

Zeit, die These vom sich abzeichnenden<br />

„Ende der Industrie“ zu hinterfragen. Die<br />

obigen Ausführungen zum Maschinenbau<br />

als einem herausgehobenen Teilsegment<br />

belegen u.a. die ökonomische Regenerationsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> die unentdeckten wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> beschäftigungspolitischen<br />

Potentiale, die eine vielfach totgesagte<br />

industrielle Produktionsweise gerade einem<br />

stark technologieorientierten Land bietet.<br />

Sie sollen im Folgenden als Hintergr<strong>und</strong>folie<br />

dienen, um auf die wirtschaftliche Bedeutung<br />

<strong>und</strong> aus ihnen resultierenden Chancen<br />

von dynamischen saarländischen Industriebranchen<br />

(Maschinenbau, Automobilindustrie,<br />

Nahrungsmittelindustrie etc.) zu<br />

verweisen. Eine differenzierte Analyse zeigt,<br />

dass <strong>für</strong> die eigene Region <strong>und</strong> <strong>für</strong> eine<br />

mehr auf Eigenständigkeit <strong>und</strong> bessere<br />

Unterscheidbarkeit gerichtete Regional<strong>und</strong><br />

Strukturpolitik andere als die auf eine<br />

ausschließlich auf Hightech <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

orientierte Politik potentiell erfolgreicher<br />

ist.<br />

Ein großes Manko im interregionalen<br />

Wettbewerb liegt unseres Erachtens darin,<br />

dass bei der Fokussierung auf qualifizierte<br />

<strong>und</strong> wissensintensive Dienstleistungen fast<br />

überall die gleichen Konzepte verfolgt<br />

werden <strong>und</strong> dass in gleichlaufenden Wellen<br />

man an jedem Ort auf dieselben Spitzentechnologien<br />

setzt. Waren es ab Mitte<br />

der 80er bis Ende der 90er Jahre noch die<br />

IuK-Technologien, so sind es seitdem die<br />

Bio- <strong>und</strong> Nanotechnologien bzw. Medizintechniken.<br />

Das ist einerseits notwendig <strong>und</strong><br />

muss nicht falsch sein, wenn man im Strukturwandel<br />

bestehen will. Das Problem ist<br />

nur, dass man am Beginn des Lebenszyklus<br />

einer Spitzentechnologie nicht weiß, ob sie<br />

genügend realisierbare Geschäftsideen<br />

gebiert <strong>und</strong> ihre Bewährungsprobe am<br />

Markt besteht. Entscheidend <strong>für</strong> einen gelungenen<br />

Wandel ist auch, ob ein Land<br />

genügend ‚kritische Masse’ innerhalb seiner<br />

eigenen Wirtschaftsstruktur hat, um zur<br />

Stabilisierung der notwendigen Nachfrage<br />

nach solchen Spitzen-Angeboten beizutragen.<br />

So sprechen bspw. etliche Erfahrungen<br />

da<strong>für</strong>, dass ein so genannte ‚takeoff’<br />

am ehesten dort funktioniert, wo bereits<br />

ein dichtes <strong>und</strong> komplexes Dienstleistungs-<br />

<strong>und</strong> Produktionsumfeld existiert. 14<br />

Mit der generellen Wertschätzung von<br />

Dienstleistungen verhält es sich nicht viel<br />

anders. Man übersieht gerne deren Schattenseiten<br />

<strong>und</strong> wie voraussetzungsvoll sie<br />

sind, wenn es sich um qualifizierte Dienstleistungen<br />

handeln soll (Bosch/Wagner<br />

2003; Grewer/Reindl 2003). Vor allem wird<br />

gerne übersehen, dass die größte <strong>und</strong><br />

äußerst notleidende Dienstleistungsbranche<br />

- der Einzelhandel - der letzte Wirtschaftszweig<br />

mit tayloristischen Strukturen<br />

<strong>und</strong> mit entsprechenden Arbeitsbedin-<br />

14 So belegt eine neue WSI-Studie über die Technologiepolitik<br />

in den Ländern Bayern, NRW, Sachsen,<br />

dass die dominierende Orientierung eines Technology-Push<br />

ohne Berücksichtigung der Absorptionsfähigkeit<br />

seitens der Unternehmen <strong>und</strong> ohne Reflektion<br />

der bestehenden regionalen Ungleichgewichte<br />

größtenteils zum Scheitern verurteilt ist<br />

(Ziegler 2004).<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 29


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

gungen ist. Bei der <strong>und</strong>ifferenzierten Propagierung<br />

von Dienstleistungen blickt man<br />

etwas zu sehr auf das relative Wachstum<br />

<strong>und</strong> unterschlägt dabei das seit Ende der<br />

90er Jahre wieder sinkende Beschäftigungsvolumen.<br />

30<br />

Endogene Potentiale nutzen<br />

Die Erfolge von einigen saarländischen<br />

universitären Fachrichtungen <strong>und</strong> bei der<br />

Ansiedlung der anwendungsbezogenen<br />

Forschungseinrichtungen in den letzten<br />

Jahren sollen hier nicht klein geredet werden,<br />

selbst wenn die direkten Beschäftigungserfolge<br />

überschaubar bleiben (max.<br />

8.000-10.000 Arbeitsplätze bis 2002) (AK-<br />

Bericht 2003: 144). Staatliche Dienstleistungsoffensiven<br />

oder Angebotspolitiken in<br />

der Forschungsförderung sind eine sinnvolle<br />

Strategie, um an dringend benötigte<br />

nationale <strong>und</strong> supranationale Mittel heranzukommen.<br />

Unterschieden werden muss<br />

zwischen dem, was nachholende Entwicklung<br />

<strong>und</strong> im Vergleich mit anderen Normalisierung<br />

bedeutet, oder was eine bloß<br />

insulare Modernisierung darstellt. Über solche<br />

Strategien hinaus kommt man nicht<br />

daran vorbei, genau zu analysieren, wo<br />

weitere eigene Schwerpunkte <strong>und</strong> Kenntnisse<br />

angelegt <strong>und</strong> entwicklungsfähiger zu<br />

gestalten sind. D.h. die Modernisierung<br />

einer (regionalen) Volkswirtschaft darf sich<br />

nicht in der Entwicklung von heute so bezeichneten<br />

‚Leuchtturmprojekten’ erschöpfen.<br />

Bei der Schaffung einer diversifizierten<br />

modernen Wirtschaftsstruktur muss<br />

sie an allen vorhandenen - besonders in<br />

den exportorientierten Sektoren vorhandenen<br />

- endogenen Potentialen ansetzen.<br />

Betrachtet man bspw., wo Deutschland<br />

in der internationalen Arbeitsteilung<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

besonders wettbewerbsfähig ist, dann<br />

fallen einem neben etlichen wissensbasierten<br />

höheren Technologien besonders die<br />

mittleren Technologiebereiche auf. Und es<br />

ist nicht zu übersehen, dass es im internationalen<br />

wirtschaftlichen Austausch vor allem<br />

industrielle Sektoren mit höherwertiger<br />

Technik (Automobilbau, Chemie, Maschinenbau,<br />

Steuer- <strong>und</strong> Regelungstechnik)<br />

sind, die dem Land einen Großteil seines<br />

Reichtums verschaffen. Trotzdem wagt es<br />

außer Baden-Württemberg <strong>und</strong> mit Einschränkungen<br />

noch Bayern kein B<strong>und</strong>esland,<br />

gezielt mit diesem industriellen Pf<strong>und</strong><br />

zu wuchern <strong>und</strong> es als eine wesentliche<br />

Kernkompetenz <strong>und</strong> als herausgehobenes<br />

Differenzierungsmerkmal im Standortwettbewerb<br />

hervorzuheben (IHK Stuttgart 2003;<br />

Bay. Staatsministerium 2003). Das wirft<br />

auch den Blick auf eine nicht unwichtige<br />

Zusatzbedingung, die bei der Betrachtung<br />

des Qualitätsstandorts Deutschland oftmals<br />

übersehen wird, nämlich seine breiten<br />

Arbeitspotentiale vor allem in den mittleren<br />

technischen Qualifikationsniveaus (FAZ<br />

2004; SZ 2003), wo es allen anderen Ländern,<br />

die gerne zu Vergleichen herangezogen<br />

werden, überlegen ist. Das gilt insbesondere<br />

<strong>für</strong> die angelsächsischen Länder<br />

England <strong>und</strong> USA, in denen es um dieses<br />

Feld schlecht bestellt ist.<br />

Mit dem im Jahr 2003 ausgerufenen Automobilcluster<br />

hat das Saarland einen<br />

wichtigen Schritt unternommen, sich auf<br />

seine endogenen Ressourcen <strong>und</strong> Stärken<br />

zu besinnen. Damit hat es ein inhärent<br />

bereits länger gereiftes Industriesegment<br />

wieder entdeckt, das es als besonders<br />

zukunfts- <strong>und</strong> förderungsfähiges Element<br />

der saarländischen Wirtschaft herausstellen<br />

will (Automotive 2003). Diese notwendige<br />

Ergänzung zu den Hochtechnologieclu-


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

stern macht Sinn, weil die alte Montanstruktur<br />

in vielerlei Hinsicht anschlussfähig ist<br />

<strong>für</strong> die Bedarfe des neuen Clusters. Es<br />

braucht in den mittleren <strong>und</strong> höheren<br />

Qualifikationen ausgebildete Fachkräfte,<br />

die metall-, industrie- <strong>und</strong> schichterfahren<br />

sind. Auf Gr<strong>und</strong> von Ansiedlungs-, Ausdifferenzierungs-<br />

<strong>und</strong> Qualifizierungsprozessen<br />

ist eine vielfältige Struktur aus Herstellern,<br />

Lieferanten, Sublieferanten, Fabrikausrüstern<br />

<strong>und</strong> Produktionsdienstleistern entstanden.<br />

In deren Umfeld finden sich hochinnovative<br />

Firmen des Sondermaschinen<strong>und</strong><br />

Werkzeugbaus, der Automations- <strong>und</strong><br />

Prüftechnik sowie Consulting- <strong>und</strong> Engineeringdienstleister,<br />

die von der Entwicklung<br />

des Clusters profitieren. Durch Weiterentwicklung<br />

<strong>und</strong> gezielten Ausbau dieser industriellen<br />

Kernsegmente <strong>und</strong> eine entsprechende<br />

öffentliche Positionierung<br />

kann die Region an wirtschaftlicher Ausstrahlung<br />

gewinnen <strong>und</strong> einem ansonsten<br />

drohenden ‚brain drain’ von Hochqualifizierten<br />

entgegenwirken. Z.B. indem man<br />

besondere Anreize <strong>für</strong> Zentral-, Steuerungs<strong>und</strong><br />

FuE-Funktionen bietet <strong>und</strong> indem man<br />

beste Bedingungen <strong>für</strong> die naturwissenschaftlich-technische<br />

<strong>und</strong> kulturelle Aus-,<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung auf allen Qualifikationsebenen<br />

schafft. Das Gr<strong>und</strong>potential<br />

im Arbeitsvermögen ist vorhanden:<br />

Warum wohl haben die baden-württembergischen<br />

Unternehmen im Saarland<br />

ihre Transplants, oder warum pflegen sie<br />

mit der Region derart dichte Zuliefer- <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>enbeziehungen?<br />

Höherer Industriebesatz als<br />

Differenzierungsmerkmal<br />

Ein hoher Industriebesatz ist per se kein<br />

Nachteil. Dies unterstreichen die desaströ-<br />

sen Folgen der Deindustrialisierungspolitik in<br />

den östlichen B<strong>und</strong>esländern. Im Gegenteil,<br />

ein höherer Industriebesatz kann heutzutage<br />

zu einem Vorteil im interregionalen<br />

Wettbewerb werden, wenn es die Interdependenzen<br />

zwischen Produktions- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungstätigkeiten sinnvoll nutzt <strong>und</strong><br />

weiter entwickelt. Unserem Eindruck nach<br />

haben die in den letzten drei Jahren verbesserten<br />

Kennzahlen des Saarlandes in<br />

hohem Maße mit seinem Industriebesatz<br />

<strong>und</strong> weniger mit dem zu tun, was landläufig<br />

immer wieder propagiert wird - seien es<br />

der generelle Dienstleistungsausbau oder<br />

die Entwicklung der Hochtechnologiebereiche.<br />

Auch im innerdeutschen Vergleich<br />

fällt auf, dass die B<strong>und</strong>esländer mit dem<br />

höchsten Industriebesatz in mehrfacher<br />

Hinsicht besser die Konjunkturkrise bestanden<br />

haben als andere. Das Saarland gehört<br />

zur Minorität der B<strong>und</strong>esländer mit<br />

überdurchschnittlichem Industriebesatz.<br />

Tabelle: Industriebesatz 2002 15<br />

B<strong>und</strong>/Länder Industriebesatz<br />

B<strong>und</strong> 73,9<br />

Alte B<strong>und</strong>esländer 87,0<br />

Saarland 97,0<br />

Bayern 95,8<br />

Baden-Württemberg 116,0<br />

Die Bruttowertschöpfung des Verarbeitenden<br />

Gewerbes in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

hält seit zehn Jahren trotz Beschäftigungsverlusten<br />

ihre leicht ansteigende Tendenz.<br />

Dessen Anteil am wirtschaftlichen Gesamtergebnis<br />

liegt b<strong>und</strong>esweit im Jahre<br />

2002 bei 21,2% (Saarland 21,3; Bayern 23,1;<br />

15 Quelle: Bayerisches Staatsministerium <strong>für</strong> Wirtschaft,<br />

Infrastruktur, Verkehr <strong>und</strong> Technologie 2003<br />

<strong>und</strong> eigene Berechnungen.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 31


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Baden-Württemberg 30,3) 16 , wobei der<br />

statistische Wert die tatsächliche Bedeutung<br />

eher verdeckt. In den Jahren 2000-<br />

2002 war die saarländische Industrie mit<br />

ihrer Wertschöpfung entscheidend beteiligt<br />

am im Vergleich zum B<strong>und</strong>esdurchschnitt<br />

stärkeren Wachstum des Landes.<br />

Auch beim Auslandsumsatz, der in den<br />

letzten Jahren bekanntermaßen verantwortlich<br />

<strong>für</strong> die positiven Werte in der<br />

volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zeichnete,<br />

stechen die B<strong>und</strong>esländer mit<br />

hohem Industriebesatz hervor. Im Saarland<br />

liegt der industrielle Exportumsatzanteil am<br />

Inlandsprodukt 2002 bei 39,5% (B<strong>und</strong> 38,0;<br />

Bayern 43,8; Baden-Württemberg 43,3;<br />

NRW 35,7). Hier wiederum belegen Kfz-<br />

Hersteller <strong>und</strong> Maschinenbau die ersten<br />

Plätze auf der Skala der unmittelbaren<br />

Ausfuhr. Und sie sind es auch, die im sektoralen<br />

Vergleich den größten Beitrag sowohl<br />

zur unmittelbaren ausfuhrinduzierten<br />

Beschäftigung als auch zu den mittelbaren<br />

Ausfuhreffekten bei den unternehmensbezogenen<br />

Dienstleistungen beitragen. D.h.<br />

diese exportorientierten Industrien stützen<br />

gleichermaßen die Beschäftigung wie sie<br />

die Dienstleistungsentwicklung begünstigen<br />

(DIW 2003).<br />

32<br />

Industriebesatz schafft höhere<br />

Beschäftigung<br />

In vergleichbaren Größenordnungen wie<br />

bei der Wertschöpfung bewegen sich die<br />

Erwerbstätigenanteile in den industriellen<br />

Bereichen17 , die im B<strong>und</strong> 2002 durchschnittlich<br />

23,6% ausmachen (Saarland<br />

24,4; Bayern 27,7; Baden-Württemberg<br />

32,5; NRW 24,9). Auch hier ist festzuhalten,<br />

16 In Preisen von 1995.<br />

17 Ohne Bau.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

dass trotz eines negativen Beschäftigungssaldos<br />

von mehr als 22% seit 1990 die Industriebeschäftigung<br />

im Verarbeitenden<br />

Gewerbe in den letzten sechs bis sieben <strong>für</strong><br />

den Arbeitsmarkt besonders turbulenten<br />

Jahren im Saarland (wie in anderen industriell<br />

basierten B<strong>und</strong>esländern) von großer<br />

Konstanz geprägt war. Dieser Bereich ist<br />

ganz zweifellos ein wichtiger Pfeiler des<br />

Arbeitsmarktes.<br />

Vergleicht man z.B. die Industriedichte<br />

in den saarländischen Landkreisen mit der<br />

Beschäftigungsentwicklung 1998 - 2002,<br />

dann ist das Beschäftigungswachstum<br />

besonders nachhaltig in den Kreisen mit<br />

den höchsten relativen Anteilen unter den<br />

Industriebeschäftigten (Saarlouis + 7,6%,<br />

Saarpfalzkreis + 2,4%) bzw. den Kreisen, die<br />

industriell in den letzten beiden Jahrzehnten<br />

zulegen konnten (St. Wendel + 7,2%,<br />

Merzig-Wadern + 6,2). 18 Nicht minder auffällig<br />

bei den industriestarken Ländern ist<br />

die niedrigere durchschnittliche Arbeitslosenquote<br />

(2002 im B<strong>und</strong> bei 9,8%; Saarland<br />

9,1; Bay 6,0; BW 5,4) <strong>und</strong> die im Vergleich<br />

mit industrieschwachen B<strong>und</strong>esländern<br />

bessere Beschäftigungsentwicklung in den<br />

vergangenen Jahren.<br />

Die besonderen Stärken innerhalb des<br />

Verarbeitenden Gewerbes liegen im Saarland<br />

im Fahrzeugbau (25.007 Beschäftigte/46,9%<br />

Umsatzanteil), in der Metallerzeugung<br />

(15.277 Beschäftigte/12,4% Umsatzanteil),<br />

im Maschinenbau (12.925 Beschäftigte/10,5%<br />

Umsatzanteil), in der Ernährungsindustrie<br />

(8.110 Beschäftigte/6,6% Umsatzanteil)<br />

<strong>und</strong> in der Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffherstellung<br />

(5.486 Beschäftigte/3,7%<br />

Umsatzanteil). 19 Alle diese Branchen sind<br />

18 Vgl. AK-Daten 2003:10 <strong>und</strong> IHK-Wirtschaft 2003 (4):<br />

35.<br />

19 Stat. Landesamt 2003, Zahlen <strong>für</strong> 2002.


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

im Export (eindeutiger Schwerpunkt EU-<br />

Märkte) überdurchschnittlich vertreten <strong>und</strong><br />

sie sind auch in der Qualifizierung über<br />

Gebühr engagiert. Sie gehören mit zu den<br />

Stützpfeilern des saarländischen Strukturwandels.<br />

Wenn sie, wie im Jahr 2003, unter<br />

dem allgemeinen konjunkturellen Umfeld<br />

leiden <strong>und</strong> Wachstumsschwächen zeigen,<br />

wiegt das besonders schwer. Dann sind die<br />

überdurchschnittlichen Erfolge, die die<br />

Region in der Wirtschaftsleistung <strong>und</strong> bei<br />

der Beschäftigung in den letzten drei Jahren<br />

gezeigt hat, schnell dahin. Dahingegen<br />

haben die vordem dynamischen<br />

Dienstleistungsbranchen schon früher ihre<br />

expansiven Kräfte verlassen, denn sie<br />

stagnieren bereits seit 2001.<br />

4. Schlussfolgerungen<br />

Die Fokussierung auf Dienstleistungen <strong>und</strong><br />

die Förderung von Hochtechnologiebereichen<br />

stellen keine hinreichende Strategie<br />

<strong>für</strong> die erfolgreiche Modernisierung <strong>und</strong><br />

den Umbau einer regionalen Wirtschaft<br />

dar. Ergänzend dazu ist es notwendig, die<br />

industriellen Stärken der Region näher in<br />

den Blick zu nehmen <strong>und</strong> an den auf sie<br />

zurückreichenden bestehenden <strong>und</strong> möglichen<br />

Effekten zu arbeiten. Konzentrieren<br />

sollte man sich dabei auf hochwertige,<br />

exportstarke <strong>und</strong> besonders entwicklungsfähige<br />

Gruppen von Industrien. Diese greifen<br />

viel eher als andere die neuen Wissensbestände<br />

der Universitäten ab <strong>und</strong><br />

besorgen den alles entscheidenden Austausch,<br />

sei es über den Personal- oder den<br />

Wissenstransfer.<br />

Der von den geförderten Angeboten<br />

angeregte Austausch <strong>und</strong> die von ihm<br />

ausgehenden Impulse sind bislang<br />

schwach. Dagegen sind die von diesen<br />

qualitativ hochwertigen Industrien ausgehenden<br />

Synergien in Richtung von Dienstleistungen<br />

besonders nachhaltig. Nach<br />

allen vorliegenden Erkenntnissen ziehen sie<br />

hochwertige produktionsnahe Dienstleistungen<br />

nach sich oder generieren sie als<br />

produktionsbegleitende aus sich heraus.<br />

Damit tragen dynamische Industrien sowohl<br />

zur Differenzierung innerhalb des<br />

Dienstleistungssektors wie zu dessen Anreicherung<br />

mit hochwertigeren Funktionen<br />

bei. Mit der Positionierung als Standort <strong>für</strong><br />

hochqualifizierte Industrien befände sich<br />

das Saarland daher in einem kleinen <strong>und</strong><br />

herausgehobenen Kreis. Deshalb ist das<br />

Ausrufen <strong>und</strong> die Vermarktung des ‚automotive’-Clusters<br />

ein wichtiger Ansatz, der<br />

weiterverfolgt <strong>und</strong> auf andere dynamische<br />

Industriezweige (Maschinenbau, Stahlbearbeitende<br />

Branchen, Nahrungsmittel-,<br />

Pharma-, Kunststoffindustrie etc.) oder<br />

auch des Handwerks (umwelt- <strong>und</strong> energieschonende<br />

Gewerke) ausgeweitet<br />

werden sollte. Diese entwicklungsfähigen<br />

anderen Zweige des Verarbeitenden Gewerbes<br />

sollten sich nicht selber überlassen<br />

werden. Sie sollten ebenso wie ‚Automotive<br />

Saarland’ vom Land beim Aufbau von<br />

Arbeitsplattformen unterstützt <strong>und</strong> zu Kooperationen<br />

angehalten werden. In diesen<br />

Zweigen gibt es ein hohes Interesse an<br />

informellen Beziehungen <strong>und</strong> an der Schaffung<br />

von Austauschforen, die sich relativ<br />

schnell <strong>und</strong> <strong>für</strong> wenig Geld nach dem<br />

‚bottom-up’-Muster schaffen lassen.<br />

� Kurzfristig weiter notwendig erscheinen<br />

verbesserte Modi in der Zugangsweise<br />

von anwendungsnahen Forschungs<strong>und</strong><br />

Hochschulbereichen auf die Industrie.<br />

Hier sollten „aufsuchende“ technische<br />

Vertriebe der Hochschulen <strong>und</strong><br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 33


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

installiert werden, die den Kontakt<br />

mit den industriellen Unternehmen<br />

verstetigen <strong>und</strong> diese zeitnah über<br />

neue technologische Verfahren informieren.<br />

Aufsuchen meint, dass es nicht<br />

ausreicht, Angebote in die Welt zu setzen<br />

<strong>und</strong> auf deren Annahme zu hoffen.<br />

Den Qualifikationen nach müssen es<br />

Techniker sein, um die Bedarfe der Unternehmen<br />

sachlich <strong>und</strong> sprachlich<br />

aufnehmen zu können <strong>und</strong> in die Wissenseinrichtungen<br />

hinein vermitteln zu<br />

können <strong>und</strong> vice versa.<br />

� Mittelfristig sollten in den allgemeinbildenden<br />

<strong>und</strong> fortführenden Schulen polytechnische<br />

Unterrichtseinheiten <strong>und</strong><br />

die regelhafte Durchführung von Betriebspraktika<br />

ermöglicht werden. Dass<br />

in diesem Gebiet mehr getan werden<br />

muss, ist offensichtlich, da nach unseren<br />

neuesten Unternehmensumfragen in<br />

den letzten Jahren bei immer mehr Auszubildenden<br />

die Eingangsvoraussetzungen<br />

fehlen, um die Aufnahmeprüfung<br />

zu bestehen oder die Ausbildung erfolgreich<br />

abzuschließen (bfw Sls 2003a/<br />

2003b, Grewer 2004).<br />

� Im Übrigen sollte das Saarland ganz<br />

praktisch auf technische (industrielle<br />

bzw. handwerkliche) Ausbildung <strong>und</strong><br />

Qualifizierung setzen: durch verstärkte<br />

Ausbildung in Berufen wie Zerspanungstechniker,<br />

Werkzeugmacher, Vor<strong>und</strong><br />

Einrichter, Maschinenbauschlosser,<br />

Industriemechaniker, Elektroniker, Mechatroniker,<br />

EDV- <strong>und</strong> Vertriebskaufleute<br />

sowie Ingenieure, Werkstoffwissenschaftler,<br />

Physiker, Informatiker etc.<br />

Auch verstärkte Anstrengungen, um die<br />

vorhandenen Personalressourcen aufzuqualifizieren,<br />

sind geboten (Programm<br />

34<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Lernziel Produktivität). Gerade bei niedrig<br />

Qualifizierten <strong>und</strong> Angelernten mit<br />

spezifischem einzelbetrieblichem Knowhow<br />

sollte da<strong>für</strong> gesorgt werden, deren<br />

arbeitsmarktbezogene Position über Zusatzqualifikationen<br />

zu verbessern.<br />

� Ziel sollte es sein, die zukünftigen Fachkräfte-<br />

<strong>und</strong> Ingenieursbedarfe zu sichern,<br />

den teilweisen Fachkräftemangel<br />

zu beheben <strong>und</strong> auf allen Ebenen<br />

ein differenziertes Potential an Qualifikationen<br />

vorzuhalten. Auf Gr<strong>und</strong> der bereits<br />

hohen <strong>und</strong> sich noch verstärkenden<br />

technologischen Ausrichtung der<br />

Industrieunternehmen liegt der Fokus<br />

künftig eindeutig in einem guten Mix<br />

von mittleren <strong>und</strong> höheren Qualifikationen.<br />

Branchen mit mittleren Qualifikationen<br />

haben regional die größten Effekte<br />

auf die Einkommen <strong>und</strong> den Konsum.<br />

Sie sind in der Breite verantwortlich da<strong>für</strong>,<br />

damit eine Region einen guten Eindruck<br />

hinterlässt <strong>und</strong> sachlich f<strong>und</strong>iert<br />

das Label ‚qualifiziert’ bzw. ‚die können<br />

was’ tragen kann. Über die Existenz vielfältiger<br />

<strong>und</strong> interessanter Arbeitsplätze<br />

<strong>und</strong> Tätigkeiten wirken sie i.d.R. selbstverstärkend.<br />

Sie strahlen aus <strong>und</strong> rufen<br />

Nachahmeffekte bei den ausbildungsrelevanten<br />

Jahrgängen hervor. Neben<br />

der Herausstellung der Zukunftsfähigkeit<br />

solcher Berufe kann eine begleitende<br />

öffentliche Wertschätzung dazu beitragen,<br />

die Berufswahl von Jugendlichen<br />

in Richtung technischer Berufe positiv zu<br />

beeinflussen.<br />

� Hierzu gehört auch, sich in der technischen<br />

Ausbildung auf allen Ebenen<br />

stärker um die Ressourcen von Frauen<br />

bemühen. Der ‚girls day’ ist gut gemeint,<br />

reicht aber bei weitem nicht aus.<br />

Verstärkte Anstrengungen in diesem


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Feld sind überfällig, weil sich gerade in<br />

manchen mittleren technischen Qualifikationen<br />

bereits deutliche Angebotslücken<br />

abzeichnen (Werkzeugmacher,<br />

Zerspanungs- <strong>und</strong> Servicespezialisten).<br />

Hierbei sollte man sich darum kümmern,<br />

eine gute (theoretisch nicht überfrachtete)<br />

mathematisch-technische Ausbildung<br />

in den Berufs- <strong>und</strong> Weiterbildungsstätten<br />

oder in Verbünden zwischen<br />

Firmen bzw. Firmen <strong>und</strong> Weiterbildungsträgern<br />

zu gewährleisten. 20<br />

� Ein bedeutsames Zukunftsthema ist in<br />

diesem Zusammenhang die Fortbildung<br />

im technischen Vertrieb <strong>und</strong> beim Service.<br />

Unter Beteiligung von exportstarken<br />

Unternehmen <strong>und</strong> den Hochschulen<br />

sollte eine erfahrungsbasierte <strong>und</strong><br />

kontinuierliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

im Verb<strong>und</strong> zu diesem Zweck organisiert<br />

werden, weil diese Funktionen sowohl<br />

bei erweiterten Außenhandelsbeziehungen<br />

als auch in Folge von ausdifferenzierten<br />

produktionsbegleitenden<br />

Dienstleistungen zunehmend wichtiger<br />

werden. In beiden Berufsfeldern ermangelt<br />

es bislang an klar konturierten<br />

Weiterbildungsgängen, doch in etlichen<br />

Unternehmen sind große diesbezügliche<br />

Erfahrungen vorhanden. Diese disparaten<br />

Wissensbestände zu einem nachhaltigen<br />

Angebot zusammenzuführen, von<br />

dem auch andere Unternehmen profi-<br />

20 Die neuerliche Politik der B<strong>und</strong>esagentur <strong>für</strong> Arbeit,<br />

keine klassischen technischen Ausbildungen<br />

mehr zu fördern <strong>und</strong> stattdessen auf kurzfristige<br />

Trainingsmaßnahmen zu setzen, wird aus Firmensicht<br />

als verfehlt betrachtet. Sie wird den gestiegenen<br />

technischen Anforderungen nicht gerecht.<br />

Kurzfristige Teilqualifikationen wie CNC-/CAD-<br />

Qualifizierungen oder die Bedienung von komplexen<br />

Maschinen machen i.d.R. Sinn als Aufqualifizierung<br />

auf einer bereits bestehenden guten Basisqualifikation.<br />

Nur in einigen Fällen wie bei Massengüterproduzenten<br />

kann auf die Basisqualifikation<br />

verzichtet werden.<br />

tieren können, wäre eine ebenso zukunftsförderliche<br />

wie die Region hervorhebende<br />

Aufgabe.<br />

� Der eingeschlagene Weg könnte mittelbis<br />

längerfristig ergänzt werden durch<br />

attraktive Anreize <strong>für</strong> wirtschaftlich dynamische<br />

<strong>und</strong> beschäftigungsintensive<br />

Industrieunternehmen. Hierzu zählen eine<br />

verbesserte Bereitstellung von Prüf<strong>und</strong><br />

Laboranwendungen <strong>und</strong> die Unterstützung<br />

von Kooperationen, aber insbesondere<br />

Ansiedlungs- <strong>und</strong> Förderangebote<br />

<strong>für</strong> erweiterte Funktionen (FuE,<br />

Logistik). Wenn das Land bei einigen<br />

großen verlängerten Werkbänken (z.B.<br />

Ford, ZF, Bosch, Eberspächer u.a.) denselben<br />

Aufwand betreiben <strong>und</strong> mit ähnlich<br />

langfristigen Strategien vorgehen<br />

würde wie beim Science-Park oder IT-<br />

Park <strong>und</strong> diesen Unternehmen die Mitfinanzierung<br />

von Entwicklungszentren in<br />

Aussicht stellen würde, wären die regionalen<br />

Effekte größer <strong>und</strong> unmittelbarer<br />

als beim jetzigen Vorgehen. Angebote<br />

<strong>für</strong> Wissensanbieter zu schaffen ist ein<br />

Weg. Entscheidend <strong>für</strong> die Wirtschaftsentwicklung<br />

jedoch ist, auf welche Weise<br />

das vorhandene Wissen regional<br />

ausgetauscht wird.<br />

� Unternehmen mit hohem Bildungsniveau<br />

erreichten in dem vergangenen<br />

Jahrzehnt ein deutlich größeres Wachstum<br />

in der realen Wertschöpfung <strong>und</strong><br />

sie verzeichneten ein größeres Beschäftigungswachstum<br />

(Reinberg 1999). Beachtenswert<br />

ist bei den höheren Qualifikationen<br />

ferner die unterschiedliche<br />

sektorale Entwicklung. Entgegen weit<br />

verbreiteten Vorstellungen war nach<br />

IAB-Analysen in den 90er Jahren die<br />

Dynamik dieser Gruppe im B<strong>und</strong>esschnitt<br />

als Folge intrasektoraler Ver-<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 35


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

36<br />

schiebungen in den industriellen Bereichen<br />

wesentlich größer als bei den<br />

Dienstleistungen. Nicht so im Saarland<br />

(!), in dem die deutliche Zunahme der<br />

Hochqualifizierten sich auf den Dienstleistungssektor<br />

beschränkte, während<br />

sie im Industriebereich stagnierte (Blien<br />

u.a. 2001: 63ff). Dieses Ergebnis lässt sich<br />

auf zweierlei Weise interpretieren: Zum<br />

einen ist es Ausdruck der am Standort<br />

nur Teilfunktionen vorhaltenden <strong>und</strong> auf<br />

die Fertigung konzentrierten ‚verlängerten<br />

Werkbänke’, die in der saarländischen<br />

Industriestruktur eine große Bedeutung<br />

haben. Zum anderen ist es das<br />

Ergebnis einer wirtschaftspolitischen<br />

Vernachlässigung der Industrie gegenüber<br />

Spitzentechnologien <strong>und</strong> dem<br />

Dienstleistungssektor. Vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

des heftigen Rationalisierungsgeschehens<br />

<strong>und</strong> der technologischen Dynamik<br />

scheint hier auf jeden Fall eine<br />

Änderung geboten, wenn man eine<br />

wichtige Säule der regionalen Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> ein gewichtiges Pfand in<br />

Fragen der Beschäftigung nicht gefährden<br />

will. Industrieunternehmen mit eingeschränkten<br />

FuE-, Vertriebs-, Service<strong>und</strong><br />

Steuerungsfunktionen sind stärker<br />

von Outsourcing <strong>und</strong> Offshoring (in billigere<br />

oder qualifiziertere Regionen) bedroht<br />

als andere <strong>und</strong> haben zudem<br />

schlechtere Karten im Wettbewerb.<br />

Weil außerdem die unternehmensinternen<br />

Umstrukturierungen der letzten Jahre<br />

zu einer teilweisen Umkehrung in der<br />

Personalzusammensetzung geführt haben,<br />

ist ein niedriger Anteil an höheren<br />

Qualifikationen fast gleichbedeutend<br />

mit Beschäftigungsabbau.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Wie wir gezeigt haben, schneiden im interregionalen<br />

Vergleich die B<strong>und</strong>esländer<br />

mit hohem Industriebesatz wirtschaftlich<br />

wie beschäftigungspolitisch deutlich besser<br />

ab als diejenigen mit einem niedrigen Industriebesatz.<br />

Die Förderung der industriellen<br />

Struktur bietet daher immer noch<br />

Chancen <strong>für</strong> den interregionalen Wettbewerb.<br />

Wenn es gelingt, die exportorientierten,<br />

dynamischen <strong>und</strong> besonders entwicklungsfähigen<br />

industriellen Kerne unter Mobilisierung<br />

ihrer endogenen Ressourcen<br />

weiterzuentwickeln, kann ein Land seine<br />

wirtschaftliche <strong>und</strong> beschäftigungspolitische<br />

Situation wie seine Wettbewerbsposition<br />

deutlich stärken. Das Saarland hat hier<br />

nicht nur mit dem Automotive-Cluster einiges<br />

zu bieten. Doch müsste es seine Anstrengungen<br />

<strong>und</strong> Unterstützungsleistungen<br />

mehr auf diese wertschöpfungsintensiven<br />

Industrien fokussieren. Attraktive strukturverbessernde<br />

Angebote - zur Ansiedlung<br />

hochwertiger Funktionen (FuE, Service,<br />

Logistik) - <strong>und</strong> ebenso breite wie spezialisierende<br />

Qualifizierungspolitiken sind dazu<br />

unerlässlich. Die Förderung von dynamischen<br />

Industrien behindert auch keineswegs<br />

den Ausbau von Dienstleistungen.<br />

Wie die Entwicklung der letzten Jahre zeigt,<br />

ist das Gegenteil der Fall. Von den Wachstumsimpulsen<br />

moderner Industrien profitieren<br />

Dienstleistungen. Durch sie wird die<br />

Dienstleistungsstruktur diversifiziert <strong>und</strong> der<br />

Anteil höherwertiger Dienstleistungen<br />

merklich angehoben.<br />

▪<br />

Hans Günter Grewer<br />

e-mail: grewer@<strong>iso</strong>-institut.de


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

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der IG BCE im Juni 2001, Saarbrücken.<br />

Reindl, J. (2000): Betriebliche Innovationsmilieus<br />

<strong>und</strong> das Alter(n) der technischen Intelligenz, in:<br />

A. Köchling u.a. (Hg.) (2000): Innovation <strong>und</strong><br />

Leistung mit älterwerdenden Belegschaften,<br />

Mehring: 265-316.<br />

Saarbrücker Zeitung 2003 vom 31.07.2003.<br />

Schintke, J.; Stäglin, R. (2003): Export stützt Beschäftigung.<br />

Jeder fünfte Arbeitsplatz in<br />

Deutschland von der Ausfuhr abhängig, in:<br />

DIW-Wochenbericht 70(2003)9, Berlin (Online-<br />

Version) [DIW 2003].<br />

Schumann, M. (2002): Das Ende der kritischen<br />

Industriesoziologie?, in: Leviathan 30(2002)2:<br />

325-344.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 37


Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Silvestrini, S. (2004): Wirtschaftsstruktur <strong>und</strong> demographischer<br />

Wandel. Beitrag zum Jahresbericht<br />

2004 der Arbeitskammer des Saarlandes,<br />

Saarbrücken: <strong>iso</strong> -<strong>Institut</strong><br />

Spielkamp, A. u.a. (1998): Strukturpolitische<br />

Impulse <strong>und</strong> Wirkungen der saarländischen<br />

Forschungslandschaft, in: AK-Beiträge 11(1998)<br />

2, Saarbrücken [ZEW/<strong>iso</strong>-Studie].<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2003): Erwerbstätigkeits-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsmarktstatistik, Wiesbaden (Online-Version).<br />

Statistisches Landesamt Saarland (2003a): Die<br />

saarländische Wirtschaft 2003. Ein Jahresrückblick.<br />

Statistisches Landesamt Saarland (2003b): Monatlicher<br />

Zahlenspiegel. Beilage zum Statistik-<br />

Journal 12/2003, Saarbrücken (Online-Version).<br />

Süddeutsche Zeitung (2003) vom 20.12.2003<br />

„Wo Deutschland die Nase vorn hat“ [SZ 2003]<br />

VDMA (2002a): Maschinenbau in Zahl <strong>und</strong> Bild,<br />

März 2002, Frankfurt a.M.<br />

VDMA (2002b): Internationaler Maschinenaußenhandel<br />

2001, Frankfurt a.M.<br />

VDMA (2002c): Mittelfristige Perspektive: Der<br />

deutsche Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau bleibt<br />

eine Wachstumsbranche, Frankfurt a.M. (Wirtschaftliche<br />

Informationen, Online-Version vom<br />

Oktober 2002).<br />

Vieweg, H.G. u.a. (2001): Der mittelständische<br />

Maschinenbau am Standort Deutschland -<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken im Zeitalter der Globalisierung<br />

<strong>und</strong> ‚New Economy’, Gutachten im Auftrag<br />

des BMWT, München [<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung<br />

ifo].<br />

ZEW (1998/1999): Branchenreport, Innovationsreport<br />

Maschinenbau, Mannheim.<br />

Ziegler, A. (2004): Technologiepolitik <strong>und</strong> Mitbestimmung,<br />

o.O. (WSI-Veröffentlichung).<br />

38<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004


Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck - Personalplanung<br />

ein probates Steuerungsinstrument?<br />

Vorbemerkung<br />

Spätestens seit der Einführung des Pflege-<br />

Versicherungsgesetzes (Pfleg<strong>eV</strong>G) müssen<br />

sich die Anbieter sozialer (Pflege)-Dienstleistungen<br />

mit gravierend veränderten<br />

Rahmenbedingungen auseinandersetzen.<br />

Die Anforderungen an die Qualität der<br />

Pflege, die Be<strong>für</strong>chtungen eines gravierenden<br />

Fachkräftemangels sowie der stetig<br />

wachsende Kostendruck erfordern - vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> komplexer gesetzlicher<br />

Regelungsstrukturen - von den verantwortlichen<br />

Einrichtungs- <strong>und</strong> Pflegedienstleitungen<br />

einen „Organisationsspagat“, der<br />

ihnen eine erhebliche Beweglichkeit abverlangt.<br />

Die Leistungsanbieter sollen sich<br />

auf dem Pflegemarkt einerseits wettbewerbskonform<br />

verhalten, während sie andererseits<br />

den öffentlich-rechtlichen Regulierungen<br />

des Sozialrechts unterworfen<br />

bleiben. 1 Insgesamt sind Pflegeeinrichtungen<br />

heute, vergleichbar mit Unternehmen<br />

aus anderen Branchen, einem enormen<br />

Veränderungs- <strong>und</strong> Anpassungsdruck ausgesetzt.<br />

Angesichts des zentralen Spannungsverhältnisses<br />

von Pflegequalitäts- <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeitsanforderungen,<br />

deren jeweilige<br />

Optimierung durchaus zu Zielkonflikten<br />

führen kann, gewinnt auch in der Pflegebranche<br />

die Personalplanung zunehmend<br />

an Bedeutung. Einerseits ist das (Pflege-<br />

)Personal längst als „der Kostenverursa-<br />

1 Vgl. Igl 2000: 33.<br />

Kerstin Blass<br />

cher“ identifiziert. Andererseits ist das (gut<br />

qualifizierte) Personal der wichtigste Garant<br />

<strong>für</strong> eine hochwertige Pflegequalität.<br />

Verkürzt besteht die Herausforderung <strong>für</strong><br />

eine professionelle Personalplanung darin<br />

auszutarieren, wann ein zu kleiner Personalstamm<br />

die Pflegequalität <strong>und</strong> ein zu<br />

großer Personalstamm die Wirtschaftlichkeit<br />

der Einrichtung gefährdet.<br />

Zielsetzung einer vom <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong> vorgelegten<br />

Studie2 war es, über die Darstellung<br />

<strong>und</strong> Analyse der Personalbedarfs-, Personaleinsatz-<br />

<strong>und</strong> Personalbeschaffungsplanung<br />

einen Überblick darüber zu gewinnen,<br />

ob <strong>und</strong> wie die im Rahmen des<br />

BMGS-Modellprogramms geförderten stationären<br />

Pflegeeinrichtungen auf die<br />

mehrdimensionalen Herausforderungen<br />

des Pflegemarktes reagieren (können).<br />

Bevor im Folgenden entlang der genannten<br />

drei Teilplanungen auf zentrale Ergebnisse<br />

dieser Studie eingegangen wird, kann<br />

vorab festgehalten werden:<br />

2 Die Studie wurde im Rahmen der wissenschaftlichen<br />

Begleitung eines vom B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong><br />

Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung 1991 aufgelegten Modellprogramms<br />

„Verbesserung der Situation der<br />

Pflegebedürftigen“ durchgeführt. Seit dem Regierungswechsel<br />

1998 war das Modellprogramm im<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit verortet <strong>und</strong><br />

liegt jetzt im Zuständigkeitsbereich des Ministerium<br />

<strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziale Sicherung. Im Folgenden<br />

wird daher vom BMGS-Modellprogramm gesprochen.<br />

Datenbasis waren zehn qualitative Interviews,<br />

die in (durch das Modellprogramm geförderten)<br />

stationären Einrichtungen durchgeführt<br />

wurden. Ergänzt wurde der qualitative Ansatz<br />

durch eine quantitative Erhebung, an der sich 60<br />

stationäre Einrichtungen beteiligt haben. Die Studie<br />

wurde im November 2003 in Saarbrücken veröffentlicht.<br />

Kerstin Blass: Personalplanung in stationären<br />

Altenhilfeeinrichtungen.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 39


Kerstin Blass: Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

• Die einzelnen Elemente der Personalplanung<br />

sind auch in der Branche der<br />

sozialen (Pflege-)Dienstleister anwendbar.<br />

Die Implementierung von Personalbedarfsbemessungsverfahren<br />

<strong>und</strong><br />

die Entwicklung professioneller Personalbeschaffungsmethoden<br />

mit zielgruppenadäquaten<br />

Anreizsystemen<br />

müssen ebenso wie der Aufbau flexibler<br />

Arbeitszeitmodelle <strong>und</strong> die Ermöglichung<br />

interner <strong>und</strong> externer Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungsmöglichkeiten zum festen<br />

Bestandteil der Personalplanung<br />

von stationären Altenhilfeeinrichtungen<br />

werden.<br />

• Die Rückkopplung des Pflegemarktes<br />

an das politisch-administrative System<br />

hat allerdings deutliche Auswirkungen<br />

auf die Personalplanung. Dies zeigt sich<br />

vor allem bei der Personalbedarfs- <strong>und</strong><br />

Personalbeschaffungsplanung, die sehr<br />

stark auch von der sozialpolitischen<br />

Weichenstellung abhängig sind. So<br />

werden z.B. die Pflegesätze <strong>und</strong> über<br />

diese die Personalkosten <strong>für</strong> die zu<br />

erbringenden Pflegeleistungen nicht alleine<br />

zwischen den Anbietern <strong>und</strong><br />

Nachfragern auf dem Pflegemarkt,<br />

sondern zunächst zwischen den Leistungs-<br />

<strong>und</strong> Kostenträgern in den Pflegesatzverhandlungen<br />

ausgehandelt.<br />

Ferner sind durch die in der Heimpersonalverordnung<br />

vorgenommene Fachkraftdefinition<br />

enge Grenzen gesetzt,<br />

wodurch die interne, einrichtungsspezifische<br />

Qualifikation von Mitarbeiter/innen<br />

hin zu Fachkräften weitestgehend ausgeschlossen<br />

ist.<br />

• Demgegenüber sind die Handlungsoptionen<br />

des Einrichtungsmanagements<br />

bei der Personaleinsatzplanung wesentlich<br />

größer. Hier haben sich auch am<br />

40<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

deutlichsten branchenspezifische Organisationsprinzipien<br />

identifizieren lassen,<br />

die eventuell auch <strong>für</strong> andere Wirtschaftssegmente<br />

nutzbar zu machen<br />

sind.<br />

1. Personalbedarfsplanung<br />

Die quantitative Personalbemessung stellt<br />

<strong>für</strong> die Einrichtungen der stationären Altenhilfe<br />

seit der Einführung des Pflege-Versicherungsgesetzes<br />

(Pfleg<strong>eV</strong>G) ein zentrales<br />

Problemfeld der Personalbedarfsplanung<br />

dar.<br />

• Dienen die Personalanhaltszahlen <strong>und</strong><br />

die Bewohnerstruktur der Einrichtung<br />

bzw. deren Pflegestufen als Bemessungsgr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>für</strong> die benötigte Personalmenge?<br />

• Bilden die Pflegestufen den tatsächlichen<br />

Hilfebedarf der Bewohner/innen<br />

überhaupt ab?<br />

• Kann mit modernen Messverfahren eine<br />

Analyse der erbrachten (Pflege-)Leistungen<br />

<strong>und</strong> darauf aufbauend eine<br />

präzisiere Kalkulation des erforderlichen<br />

Personalbedarfs gewährleistet werden?<br />

• Sind alle erbrachten Pflegeleistungen<br />

notwendig gewesen oder wird der Kostenträger<br />

über die Maße beansprucht?<br />

Diese Fragen sind seit der Einführung<br />

des Pflege-Versicherungsgesetzes (Pfleg<strong>eV</strong>G)<br />

immer wieder Gegenstand fachspezifischer<br />

aber auch öffentlicher Diskussionen.<br />

Sie haben, ebenso wie die Verständigung<br />

auf ein angemessenes Gesamtbudget<br />

<strong>und</strong> die prospektive Ausrichtung<br />

der Pflegesätze, in der Vergangenheit<br />

häufig zu Auseinandersetzungen zwischen<br />

Leistungsanbietern <strong>und</strong> Kostenträgern in<br />

den Pflegesatzverhandlungen geführt. Sie


Kerstin Blass: Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

umreißen die Schwierigkeiten der Heimleitungen,<br />

den Personalbedarf <strong>für</strong> die Erbringung<br />

qualitativ hochwertiger Pflege wirklichkeitsnah<br />

abzubilden.<br />

Die Ermittlung des Personalbedarfs<br />

Ein Ausweg aus diesem Dilemma schien<br />

sich 2002 durch die Formulierung des Pflege-Qualitätssicherungsgesetz<br />

(PQsG) abzuzeichnen.<br />

Nach dem Willen des Gesetzgebers<br />

sollen, als Teil der Landesrahmenverträge<br />

nach §75 SGB-XI, landesweite<br />

Verfahren zur Ermittlung des Personalbedarfs<br />

oder zur Bemessung der Pflegezeiten<br />

vereinbart werden. Die beteiligten Verhandlungspartner<br />

sind bislang allerdings zu<br />

keinen Ergebnissen gekommen, <strong>und</strong> obwohl<br />

die Vereinigungen der Leistungsanbieter<br />

an diesen Aushandlungsprozessen<br />

beteiligt sind, sind in manchen B<strong>und</strong>esländern<br />

die Verhandlungen noch nicht einmal<br />

aufgenommen worden. Es ist daher<br />

ein dringender Handlungsbedarf gegeben.<br />

Denn in der Konsequenz dominiert in<br />

den stationären Einrichtungen des Modellprogramms<br />

eine abwartende Haltung. Wie<br />

sich sowohl durch die quantitative Erhebung<br />

als auch in den qualitativen Interviews<br />

gezeigt hat, orientiert sich die überwiegende<br />

Zahl der Einrichtungsleitungen<br />

bei ihrer Personalbedarfsermittlung nach<br />

wie vor an den Personalanhaltszahlen, der<br />

Einsatz geeigneter Messverfahren zur Ermittlung<br />

des Personalbedarfs oder zur Bemessung<br />

der Pflegezeiten ist dagegen<br />

selten.<br />

Die Bedeutung des Gesamtbudgets<br />

Während die Entwicklung neuer oder aber<br />

der Einsatz bereits in der Diskussion befind-<br />

licher Messverfahren zur Ermittlung des<br />

Personalbedarfs in den stationären Einrichtungen<br />

noch aussteht, verschärft sich die<br />

Personaldiskussion in den Pflegesatzverhandlungen<br />

an einer ganz anderen Stelle.<br />

Nach den Erfahrungen (einzelner) Heimleitungen<br />

resultieren Probleme in den Pflegesatzverhandlungen<br />

längst nicht mehr primär<br />

aus der Verständigung auf eine bestimmte<br />

Personalmenge der Größenordnung<br />

X, sondern aus der Verständigung<br />

auf die mit dieser Personalmenge verb<strong>und</strong>enen<br />

Gesamtkosten. Dieses errechnet<br />

sich über die Personalzahlen <strong>und</strong> die zu<br />

Gr<strong>und</strong>e gelegten durchschnittlichen Jahresgehälter.<br />

Insbesondere die Einrichtungen<br />

des Modellprogramms, die fast alle<br />

tarifvertraglich bzw. an die Arbeitsvertragsrichtlinien<br />

(AVR) der evangelischen Kirche<br />

in Deutschland <strong>und</strong> der katholischen Kirche<br />

geb<strong>und</strong>en sind, laufen Gefahr, dass<br />

Ihnen durch diese Berechnungspraxis Finanzierungslücken<br />

entstehen. Nach einem<br />

Urteil des BSG vom 14.12.2000 sollen als<br />

besondere Gestehungskosten ein ungünstiger<br />

Alterskegel des Pflegepersonals <strong>und</strong><br />

nicht <strong>für</strong> alle Einrichtungsträger geltende<br />

Tarifbindungen nach der gesetzlichen Abkehr<br />

vom Kostenerstattungsprinzip gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

keine Berücksichtigung mehr finden<br />

können. Es bleibt daher abzuwarten,<br />

ob dieses Urteil nach In-Kraft-Treten des<br />

PQsG obsolet wird <strong>und</strong> die Kostenträger<br />

die tatsächlich anfallenden, einrichtungsspezifischen<br />

Personalkosten akzeptieren.<br />

Der schwankende Hilfebedarf<br />

Unabhängig davon, ob der quantitative<br />

Personalbedarf über die Personalanhaltszahlen<br />

oder über Messverfahren ermittelt<br />

wird, lässt sich als weitere Problematik <strong>für</strong><br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 41


Kerstin Blass: Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

eine professionelle Personalbedarfsplanung<br />

die prospektive Ausrichtung der Pflegesätze<br />

anführen. Denn sowohl eine Veränderung<br />

der Bewohnerstruktur als auch<br />

eine Veränderung des Hilfebedarfs einzelner<br />

Pflegebedürftiger im Laufe des Jahres<br />

kann die Größe des notwendigen Personalstamms<br />

verändern. Die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Schwierigkeiten beziehen sich weniger<br />

auf eine eventuelle Personalunterdeckung,<br />

denn nach § 80a Abs. 4 SGB XI<br />

ist die Möglichkeit gegeben, eine Neuverhandlung<br />

der Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsvereinbarungen<br />

zu verlangen. Die Schwierigkeiten<br />

beziehen sich vielmehr auf eine<br />

Personalüberdeckung, die entsteht, wenn<br />

ein/e Bewohner/in der Pflegestufe III verstirbt<br />

<strong>und</strong> ein/e Bewohner/in der Pflegestufe<br />

I einzieht. Zwar wird nicht ein einzelner<br />

Bewohnerwechsel zu Entlassungen führen,<br />

aber trotzdem ist in diesem Fall der Personalstamm<br />

der Einrichtung bereits zu groß<br />

<strong>und</strong> bei einer Häufung solche Veränderungen<br />

in der Pflegestufe muss gegebenenfalls<br />

Personal reduziert werden (können).<br />

Dementsprechend baut eine wachsende<br />

Zahl von Pflegeheimen „Personalpuffer“<br />

in Form von befristeten Arbeitsverträgen<br />

auf, die flexible <strong>und</strong> vor allem<br />

schnelle Reaktionsmöglichkeiten erlauben.<br />

42<br />

Rückgriff auf die Pflegedokumentation?<br />

Vielleicht ließen sich zumindest die genannten<br />

Problematiken der Personalbedarfsmessung<br />

dadurch vereinfachen,<br />

wenn die Pflegedokumentation der Einrichtungen<br />

stärker in den Mittelpunkt gerückt<br />

würde. In diesem Zusammenhang<br />

hat sich über die Befragung zunächst feststellen<br />

lassen, dass ein großer Teil der Mo-<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

delleinrichtungen Pflegemessinstrumente<br />

zum Einsatz bringen. Es werden auf diesem<br />

Wege viele (bewohnerbezogene) Daten<br />

erhoben <strong>und</strong> gesammelt, die Bestandteil<br />

einer umfassenden Pflegedokumentation<br />

sind. Die Pflegedokumentation gibt in der<br />

Regel Auskunft über die Pflegeanamnese<br />

<strong>und</strong> die Pflegeplanung, sie enthält den<br />

Pflegebericht <strong>und</strong> weist die durchgeführten<br />

Pflegeleistungen sowie den Einsatz von<br />

Pflegehilfsmitteln nach. Sie stellt daher im<br />

Rahmen der Qualitätskontrolle durch den<br />

Medizinischen Dienst der Krankenkassen<br />

(MDK) oder die Heimaufsicht das zentrale<br />

Element <strong>für</strong> den Nachweis der erbrachten<br />

Pflegequalität dar. Allerdings können die in<br />

der Regel sehr umfassenden <strong>und</strong> großen<br />

Datenmengen der Pflegedokumentation<br />

nicht <strong>für</strong> die Personalbedarfsmessung genutzt<br />

werden, da insbesondere beim<br />

Nachweis der Pflegeintervention keine<br />

(Arbeits-)Zeitwerte hinterlegt sind. Diese<br />

Zeitwerte sind aber notwendig, um erbrachte<br />

(Pflege-)Leistungen in Relation zu<br />

der durchschnittlichen Nettoarbeitszeit<br />

einer Pflegekraft bzw. Hilfskraft zu stellen<br />

<strong>und</strong> um über den Abgleich dieser Werte<br />

das <strong>für</strong> die Erbringung der Leistungen erforderliche<br />

Personal zu ermitteln.<br />

Würde diese Lücke geschlossen, würde<br />

also eine Verknüpfung der Daten aus der<br />

Pflegedokumentation mit gemeinsam verabredeten<br />

(Arbeitszeit-) Anteilen gelingen,<br />

dann könnten folgende Vorteile nutzbar<br />

gemacht werden:<br />

• Das Personal der Pflegeeinrichtungen<br />

müsste nicht weitere zeitaufwendige<br />

<strong>und</strong> kostspielige Verfahren erlernen <strong>und</strong><br />

einsetzen, um über die Abbildung des<br />

Hilfebedarfs der Pflegebedürftigen den<br />

Personalbedarf zu kalkulieren, sondern<br />

die Verantwortlichen können auf die


Kerstin Blass: Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

bereits vorhandenen Daten <strong>und</strong> (Arbeits-)Zeitanteile<br />

aus der Pflegedokumentation<br />

zurückgreifen.<br />

• Der tatsächliche (schwankende) Pflegebedarf<br />

der einzelnen Pflegebedürftigen<br />

<strong>und</strong> die jeweilige Pflegeintervention<br />

wird kontinuierlich über das ganze<br />

Jahr dokumentiert. Ebenso sind Veränderungen<br />

in der Bewohnerstruktur aufgezeichnet.<br />

Daraus ließen sich auch die<br />

Arbeitszeiten, die <strong>für</strong> das Erbringen der<br />

Leistungen über diesen Zeitraum notwendig<br />

waren, exakter bestimmen <strong>und</strong><br />

ein Personalbedarf ableiten.<br />

• Über die Pflegedokumentation können,<br />

auch von externer Seite, Rückschlüsse<br />

gezogen werden über die Notwendigkeit<br />

der erbrachten Pflegeleistungen. So<br />

ließe sich gewährleisten, dass keine überflüssigen<br />

Leistungen erbracht <strong>und</strong><br />

durch die Pflegekassen finanziert werden.<br />

2. Personaleinsatzplanung<br />

Während sich bezüglich der Personalbedarfsplanung<br />

<strong>für</strong> die verantwortlichen Führungskräfte<br />

in den stationären Altenhilfeeinrichtungen<br />

nur eingeschränkte Handlungsoptionen<br />

eröffnen, stellt sich der<br />

Sachverhalt hinsichtlich der Personleinsatzplanung<br />

sehr viel anders dar. Bei einer<br />

genaueren Betrachtung der Organisation<br />

des Mitarbeitereinsatzes haben sich unterschiedliche<br />

Aspekte einer Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeit herauskristallisiert, die verdeutlichen,<br />

dass hier branchenspezifische<br />

Gestaltungsspielräume entdeckt <strong>und</strong> auch<br />

genutzt werden.<br />

Gemessen an einer begrifflichen Differenzierung<br />

der Arbeitszeitflexibilisierung sind<br />

es vor allem die Flexibilisierungsart (Dauer<br />

<strong>und</strong> Lage der Arbeitszeit) <strong>und</strong> das Flexibilisierungspotential<br />

(Größe des verschiebbaren<br />

Zeitvolumens <strong>und</strong> zu Gr<strong>und</strong>e gelegter<br />

Bezugszeitraum), welche an die charakteristischen<br />

(Arbeitszeit)-Erfordernisse einer<br />

stationären Altenhilfeeinrichtung angepasst<br />

wurden.<br />

Die Lage der Arbeitszeit<br />

Zunächst ist bezüglich der Lage der Arbeitszeit<br />

festzuhalten: In nahezu allen befragten<br />

Einrichtungen des Modellprogramms<br />

wurde die gleichmäßige Besetzung<br />

von zwei (starren) Wechselschichten<br />

abgelöst durch eine planmäßige Ausrichtung<br />

des Personaleinsatzes an den täglich<br />

anfallenden Arbeitsspitzen- <strong>und</strong> -tälern.<br />

Weitere Optimierungspotentiale sind dann<br />

zu finden, wenn konsequent zwischen den<br />

Leistungen unterschieden wird, die eine<br />

zeitliche Festlegung erfordern <strong>und</strong> solchen,<br />

die nicht zwingend zu einem immer gleich<br />

bleibendem Zeitpunkt verrichtet werden<br />

müssen. Es kann daher <strong>für</strong> die Dienstplangestaltung<br />

hilfreich sein, vor allem die<br />

planbaren Tätigkeiten zu berücksichtigen<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> die ungeplanten Leistungen Zeit<strong>und</strong><br />

Personalpuffer aufzubauen.<br />

Bei der Lage der Arbeitszeit ist darüber<br />

hinaus allerdings ein funktionierender<br />

R<strong>und</strong>-um-die-Uhr-Betrieb auch an den<br />

Feiertagen <strong>und</strong> Wochenenden zu gewährleisten.<br />

„Sozial unverträgliche Arbeitszeiten“<br />

sind immanenter Bestandteil personenbezogener<br />

Dienstleistungsarbeit, da sie<br />

zu keinem Zeitpunkt lagerbar <strong>und</strong> nach<br />

Bedarf wieder abrufbar ist, sondern nur im<br />

direkten Kontakt mit den Pflegebedürftigen<br />

erbracht werden kann.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 43


Kerstin Blass: Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

44<br />

Die Dauer der Arbeitszeit<br />

Da an diesem Sachverhalt kaum etwas zu<br />

ändern ist, wird in den Einrichtungen des<br />

Modellprogramms das Augenmerk zunehmend<br />

auf die Dauer der Arbeitszeit<br />

gerichtet. Dies drückt sich am hohen Anteil<br />

von teilzeitbeschäftigten Mitarbeiter/innen<br />

aus. Durchschnittlich waren in den befragten<br />

Einrichtungen mindestens 50% des<br />

Personals, examinierte Kräfte ebenso wie<br />

Hilfskräfte, in Teilzeit angestellt, manche<br />

Einrichtungen stellen inzwischen ausschließlich<br />

Teilzeitkräfte ein. Obwohl der Einsatz<br />

von Teilzeitkräften durchaus auch Nachteile<br />

mit sich bringen kann (größerer Verwaltungsaufwand;<br />

höhere Weiter- <strong>und</strong> Fortbildungskosten,<br />

Brüche in der Betreuungskontinuität),<br />

sieht es so aus, als würden diese<br />

Nachteile die mit dem Einstellen von Teilzeitkräften<br />

verb<strong>und</strong>enen Vorteile nicht<br />

aufwiegen.<br />

Der wichtigste Vorteil, der den Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> dem Personal durch den vermehrten<br />

Einsatz von Teilzeitkräften entsteht,<br />

liegt in der Erhöhung der „Kopfzahl“ der<br />

Mitarbeiter/innen, denn dadurch lassen<br />

sich die Wochenend- <strong>und</strong> Feiertagsdienste<br />

<strong>für</strong> die Einzelnen reduzieren. Ferner arbeiten<br />

Teilzeitkräften häufig sehr viel flexibler<br />

als Vollzeitkräfte <strong>und</strong> sie können auf Gr<strong>und</strong><br />

der längeren Regenerationszeiten eine<br />

größere Distanz zu ihrem Arbeitsalltag herstellen.<br />

Dies gelingt insbesondere bei personenbezogenen<br />

Dienstleistungen nur<br />

schlecht während des Arbeitsalltags.<br />

Schließlich scheint sich diese Arbeitszeitvariante<br />

sehr gut mit den Arbeitszeitwünschen<br />

der (meisten) in der Pflege beschäftigten<br />

Mitarbeiter/innen zu vereinbaren.<br />

Vor allem der hohe Frauenanteil <strong>und</strong> deren<br />

familiäre Verpflichtungen führt <strong>für</strong> diese<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Beschäftigtengruppe häufig zu Arbeitszeitwünschen,<br />

die in ihrem Umfang unterhalb<br />

der Vollzeitarbeit liegen.<br />

Wurde eingangs dieses Beitrages darauf<br />

verwiesen, dass sich bei der Analyse<br />

der Personalplanung in stationären Altenhilfeeinrichtungen<br />

branchenspezifische Besonderheiten<br />

herauskristallisiert haben, so<br />

gilt dies insbesondere <strong>für</strong> den Einsatz von<br />

Teilzeitkräften. Zu fragen wäre demnach,<br />

ob sich dieses Organisationsprinzip, welches<br />

sich in der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Pflegebranche<br />

als erfolgreich erwiesen hat, nicht<br />

doch vor dem Hintergr<strong>und</strong> steigender Arbeitslosenzahlen<br />

<strong>und</strong> trotz aller öffentlichen<br />

Gegenrede, <strong>für</strong> andere Branchen nutzbar<br />

machen ließe.<br />

Das Pflegekonzept<br />

Auch hinsichtlich des Flexibilisierungspotentials<br />

haben sich branchenspezifische Besonderheiten<br />

feststellen lassen. Flexibilisierungspotentiale,<br />

die in der verarbeitenden<br />

Industrie beispielsweise dadurch entstehen<br />

können, wenn die Mitarbeiter/innen - angepasst<br />

an eine optimierte Produktionsplanung<br />

- innerhalb einer (Klein-)Gruppe<br />

auch verschiedene Tätigkeiten ausführen,<br />

lassen sich in der Pflegebranche dann<br />

nicht ausschöpfen, wenn konsequent ein<br />

Bereichs- oder Bezugspflegekonzept umgesetzt<br />

wird. Diese sehen eine dezidiert<br />

klientelorientierte Pflege vor, bei der jeweils<br />

einzelne oder eine Gruppe von Mitarbeiter/innen<br />

bei einer bestimmten Anzahl von<br />

Pflegebedürftigen alle erforderlichen Pflegetätigkeiten<br />

übernimmt. Pflegeeinrichtungen<br />

sind darüber hinaus in der Regel in<br />

mehrere organisatorische Einheiten (Wohnbereiche)<br />

unterteilt. Die Einsatzmöglichkeiten<br />

der Mitarbeiter/innen in verschiedenen


Kerstin Blass: Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

Wohnbereichen wird im weitesten Sinne<br />

ausgeschlossen <strong>und</strong> nur genutzt, wenn<br />

aktuelle „Krisensituationen“ z.B. wegen<br />

eines sehr hohen Krankheitsstandes oder in<br />

der Urlaubszeit vorliegen.<br />

Die Ausdehnung des<br />

Bezugszeitraumes<br />

In der Pflegebranche lässt sich - ebenso<br />

wie in anderen Branchen -, die Ausdehnung<br />

des zu Gr<strong>und</strong>e gelegten Bezugszeitraumes,<br />

d.h. des Zeitraumes, innerhalb<br />

dessen ein Abgleich der Soll- <strong>und</strong> Ist-<br />

St<strong>und</strong>en erfolgt, feststellen. Mit der Vergrößerung<br />

des zu Gr<strong>und</strong>e gelegten Bezugszeitraumes<br />

kann auch in den Pflegeheimen<br />

der Arbeitskräfteeinsatz kann besser<br />

an den monatlich bzw. jährlich anfallenden<br />

Arbeitsspitzen <strong>und</strong> -tälern ausgerichtet<br />

werden. Welchen Stellenwert die Diskussion<br />

um die Größe des Bezugszeitraumes<br />

mittlerweile hat, wird auch in den AVR der<br />

Caritas <strong>und</strong> der Diakonie dokumentiert, wo<br />

das Arbeiten mit Zeitkonten bereits verankert<br />

wurde.<br />

Inwieweit durch die Einführung von Arbeitszeitkonten<br />

auch die Zeitsouveränität<br />

der Mitarbeiter/innen erhöht wird, inwieweit<br />

sich über die unterschiedlichen Aspekte<br />

der Arbeitszeitflexibilisierung insgesamt<br />

die Partizipationschancen <strong>und</strong> Gestaltungsspielräume<br />

der Mitarbeiter/innen<br />

vergrößern, <strong>und</strong> inwieweit durch die Arbeitszeitflexibilisierung<br />

auch eine Reduktion<br />

der Arbeitsbelastung zu erzielen ist, sind<br />

bisher eher vernachlässigte Forschungsfragen.<br />

Sie werden aber angesichts des letzten<br />

anzusprechenden Themenkomplexes<br />

„Fachkräftemangel in der Altenpflege“ an<br />

Bedeutung gewinnen.<br />

3. Personalbeschaffungsplanung<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> eines be<strong>für</strong>chteten<br />

gravierenden Fachkräftemangels in der<br />

Altenpflege müssen die Einrichtungen Wege<br />

finden, wie sie examinierte Kräfte gewinnen<br />

<strong>und</strong> diese auch an die Einrichtung<br />

binden können. Die Gründe <strong>für</strong> den wahrgenommenen<br />

Fachkräftemangel sind vielfältig,<br />

sie lassen sich auf die bereits veränderte<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Zukunft prognostizierte<br />

demographische Entwicklung, auf sozialrechtliche<br />

Steuerungen <strong>und</strong> deren Auswirkungen<br />

sowie auf veränderte Anforderungsprofile<br />

<strong>und</strong> Berufsbilder zurückführen.<br />

Der (subjektiv) wahrgenommene<br />

Fachkräftemangel<br />

Eine veränderte Bewohnerstruktur (hohes<br />

Alter, Multimorbidität, Zunahme demenzieller<br />

<strong>und</strong> depressiver Erkrankungen), hohe<br />

Anforderungen an die Pflegedokumentation<br />

sowie die Notwendigkeit der K<strong>und</strong>enorientierung<br />

<strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

führen in den stationären Einrichtungen zu<br />

einer stetigen Arbeitsverdichtung. Personalnot<br />

wird in diesem Zusammenhang<br />

wahrgenommen, dass in der Tendenz zu<br />

wenig Personal in den Einrichtungen beschäftigt<br />

wird, um den umfangreichen <strong>und</strong><br />

wachsenden Arbeitsanforderungen in<br />

quantitativer <strong>und</strong> qualitativer Hinsicht langfristig<br />

gerecht zu werden. Dieser Zustand<br />

wirkt auf die Arbeitsbelastung <strong>und</strong> verschiebt<br />

das Tätigkeitsprofil zunehmend in<br />

Richtung bürokratisierter <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>pflegebezogener<br />

Aufgaben zu Ungunsten sozialer<br />

Betreuungsarbeit.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 45


Kerstin Blass: Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

46<br />

Der (quantitativ) drohende<br />

Fachkräftemangel<br />

Infolge der geschilderten Arbeitsverdichtung<br />

ist ein Imageverlust des Altenpflegeberufes<br />

zu verzeichnen. Darüber hinaus<br />

wurde der Ruf der Branche durch öffentlich<br />

thematisierte Pflegeskandale in Mitleidenschaft<br />

gezogen. Dies erschwert zumindest<br />

die Rekrutierung potentieller Nachwuchskräfte.<br />

Des Weiteren lassen die<br />

prognostizierte demographische Entwicklung<br />

(steigender quantitativer <strong>und</strong> relativer<br />

Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung)<br />

ebenso wie die veränderten<br />

Familienstrukturen (steigende Erwerbsquote<br />

von Frauen, die wachsende Zahl Kinderloser,<br />

steigende Scheidungsraten <strong>und</strong> zunehmende<br />

berufliche Mobilität) den<br />

Schluss zu, dass sich die Schere zwischen<br />

Pflegebedürftigen <strong>und</strong> potenziellen (Laien)-Helfer/innen<br />

weiter öffnen wird. In der<br />

Folge dieser Wechselwirkung von antizipierter<br />

Abnahme der häuslichen Pflegeressourcen<br />

<strong>und</strong> demographischer Entwicklungen<br />

ist davon auszugehen, dass sich die<br />

Zahl der benötigten professionellen Pflegekräfte<br />

deutlich erhöhen wird.<br />

Der Fachkräfteterminus<br />

Auch in den stationären Einrichtungen des<br />

BMGS-Modellprogramms sind erste Anzeichen<br />

eines Fachkräftemangels sichtbar<br />

geworden sind. Diese beziehen sich sowohl<br />

auf die aktuelle Stellenbesetzung als auch<br />

auf Probleme, geeignetes Personal <strong>für</strong> die<br />

Einrichtung zu gewinnen.<br />

Allerdings sollte in diesem Zusammenhang<br />

eine klarere Differenzierung des<br />

Fachkräfteterminus erfolgen, um genauer<br />

bestimmen können, was <strong>für</strong> die jeweilige<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Einrichtung die zentralen Anforderungen<br />

an eine Fachkraft darstellen.<br />

• Ist es die Berufserfahrung, sind es (pflege-)spezifische<br />

Weiterbildungen,<br />

• sind es Qualifikationen <strong>für</strong> das mittlere<br />

Management oder<br />

• fehlen zuallererst „lediglich“ examinierte<br />

Kräfte?<br />

Des Weiteren sollte analysiert werden,<br />

inwieweit ein Fachkräftemangel nicht<br />

auch durch personalplanerische „Sachzwänge“<br />

aus den anderen Teilplanungen<br />

erzeugt wird. Wenn im Zusammenhang mit<br />

der Personalbedarfsplanung auf den Aufbau<br />

von Personalpuffern verwiesen wurde,<br />

der beispielsweise durch befristete Arbeitsverträge<br />

realisiert werden kann, oder im<br />

Zusammenhang mit der Personaleinsatzplanung<br />

die Vorteile von Teilzeitarbeitsplätzen<br />

erkannt wurden, dann besteht durchaus<br />

die Möglichkeit, dass <strong>für</strong> eine gut qualifizierte<br />

Pflegefachkraft ein befristetes oder<br />

Teilzeitarbeitsverhältnis unattraktiv ist.<br />

Wege der Personalbeschaffung<br />

Um (neue) Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt<br />

zu erreichen, haben die Modelleinrichtungen<br />

recht vielfältige Wege der Personalbeschaffung<br />

eingeschlagen. Neben<br />

Anzeigen in den regionalen <strong>und</strong> überregionalen<br />

Tageszeitungen sowie im Internet<br />

wird der Kontakt zu Altenpflegeschule <strong>und</strong><br />

Fachseminaren gepflegt. Es werden Ausbildungs-<br />

<strong>und</strong> Praktikumsplätze angeboten,<br />

Arbeitsämter <strong>und</strong> Zeitarbeitsfirmen<br />

angesprochen <strong>und</strong> nicht zuletzt können<br />

sich einige immer noch auf die M<strong>und</strong>-zu-<br />

M<strong>und</strong>-Propaganda <strong>und</strong> eine ausreichende<br />

Zahl an Initiativbewerbungen verlassen.<br />

Es hat sich ferner gezeigt, dass mit steigenden<br />

Problemen Fachkräfte zu gewin-


Kerstin Blass: Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

nen, die Intensität der Suche zunimmt. D.h.<br />

es werden mehrere Wege eingeschlagen<br />

<strong>und</strong> die Verantwortlichen beschränken<br />

sich beispielsweise nicht mehr nur auf Stellenanzeigen<br />

in den regionalen Tageszeitungen.<br />

Anreize <strong>für</strong> Fachkräfte<br />

Auch die Anreize, die Pflegeheime Mitarbeiter/innen<br />

bieten können, werden stärker<br />

hervorgehoben. Sie lassen sich vier<br />

großen Kategorien zuordnen: Arbeitszeit,<br />

Arbeitsklima, Weiter- <strong>und</strong> Fortbildungsangebote<br />

<strong>und</strong> monetäre Anreize. Anreize,<br />

die aus der Perspektive der Einrichtung<br />

entwickelt wurden, müssen aber nicht deckungsgleich<br />

mit Anreizen aus der Sicht<br />

der Beschäftigten sein. Dies gilt <strong>für</strong> die Arbeitszeiten<br />

ebenso wie <strong>für</strong> die Weiterbildungsangebote,<br />

da kontinuierliche Weiterqualifikationsanforderungen<br />

(z.B. gerontopsychiatrische<br />

Qualifikationen oder auch<br />

Kenntnisse bezüglich der Strebebegleitung)<br />

durchaus auch als ein zusätzlicher<br />

Belastungsfaktor wahrgenommen werden<br />

kann. Hinsichtlich der monetären Anreize<br />

sind den Betreibern enge Grenzen gesetzt<br />

<strong>und</strong> es ist nicht davon auszugehen, dass<br />

sich diese durch das Aufbrechen der Tarifverträge<br />

oder durch Privatisierung erweitern<br />

lassen. Besonderen Stellenwert dürfte<br />

daher das Arbeitsklima erhalten, auch<br />

deshalb, weil vor allem die personenbezogene<br />

Dienstleistung, also die Arbeit mit<br />

Menschen, durch eine gut funktionierende,<br />

innerbetriebliche Sozialordnung erleichtert<br />

wird. Insgesamt zeichnen sich<br />

aber bezüglich dessen, was einen Arbeitsplatz<br />

in der Pflege aus der Beschäftigtenperspektive<br />

attraktiv macht, noch offene<br />

Forschungsfragen ab.<br />

Arbeitsmarktpolitische<br />

Weichenstellung<br />

Zum Themenfeld Personalbeschaffungsplanung<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> eines be<strong>für</strong>chteten<br />

Fachkräftemangels ist schließlich<br />

auch deutlich geworden, dass die<br />

Einrichtungen diesem nicht ausschließlich<br />

aus eigener Kraft begegnen können. Zwar<br />

sollten dezidierte Wege der Personalbeschaffung<br />

gesucht <strong>und</strong> erprobt werden<br />

<strong>und</strong> die Attraktivität des Arbeitsplatzes in<br />

der jeweiligen Einrichtung offensiver hervorgehoben<br />

werden, es sind aber auch<br />

sozialpolitische <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitische<br />

Weichenstellungen gefragt. Dass dementsprechend<br />

Anstrengungen unternommen<br />

werden, zeigen nicht nur arbeitsmarktpolitische<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> Imagekampagnen<br />

die inzwischen auf den Weg gebracht<br />

sind, sondern z.B. auch das seit 1. August<br />

2003 in Kraft getretene Gesetz über die<br />

Berufe in der Altenpflege (Altenpflegegesetz<br />

- AltPflG). Durch die mit diesem Gesetz<br />

vollzogene, wichtige b<strong>und</strong>esweite Vereinheitlichung<br />

der Ausbildung zur/zum Altenpflegerin/Altenpfleger<br />

soll eine Ausbildung<br />

auf hohem Niveau gesichert <strong>und</strong> vor allem<br />

ein modernes Berufsbild der Altenpflege<br />

transportiert werden. Letzteres ist auch die<br />

Zielsetzung der Imagekampagnen, die in<br />

zahlreichen B<strong>und</strong>esländern ins Leben gerufen<br />

wurden. Sie heben vor allem die Vielseitigkeit<br />

<strong>und</strong> die qualitativ anspruchsvolle<br />

Tätigkeit des Altenpflegeberufes hervor<br />

<strong>und</strong> betonen die Verdienstmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> die guten Berufsaussichten auf dem<br />

ersten Arbeitsmarkt.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 47


Kerstin Blass: Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

48<br />

4. Resümee<br />

Wie sich durch die Analyse der Personalplanung<br />

in den stationären Einrichtungen<br />

gezeigt hat, bereitet die systematische<br />

Einführung der genannten Teilplanungen<br />

unterschiedlich große Probleme. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

kann unterstellt werden, dass die<br />

Personalbedarfsplanung <strong>und</strong> die Personalbeschaffungsplanung<br />

sehr stark auch vom<br />

sozialpolitischen Kontext abhängig sind,<br />

während die Personaleinsatzplanung eher<br />

als einrichtungsinterne Teilplanungen zu<br />

betrachten ist, mit entsprechenden Gestaltungschancen<br />

<strong>für</strong> das verantwortlichen<br />

Management.<br />

Insbesondere bei der Personalbedarfsplanung<br />

scheinen die Handlungsspielräume<br />

der jeweiligen Heimleitungen besonders<br />

gering, sind doch zunächst auf Landesebene<br />

die Verfahren zur Ermittlung des<br />

Personalbedarfs oder zur Bemessung der<br />

Pflegezeiten zu vereinbaren. Die präzise<br />

Ermittlung des Personalbedarfs <strong>und</strong> damit<br />

auch der Personalkosten <strong>für</strong> die erbrachten<br />

Pflegeleistungen ist bislang in hohem<br />

Maße den öffentlich-rechtlichen Regulierungen<br />

des Sozialrechts unterworfen. Eine<br />

arbeitsmarktpolitische Weichenstellung,<br />

die eventuell einem drohenden Fachkräftemangel<br />

begegnen könnte, würde zwar<br />

die Personalbeschaffungsplanung erleichtern,<br />

trotzdem sind diesbezüglich aber<br />

auch die Pflegeheime gefordert. Es gilt,<br />

neue Wege der Personalsuche zu beschreiten<br />

<strong>und</strong> vor allem Anreize zu entwickeln,<br />

die das Personal langfristig an die<br />

Einrichtung bindet. Bezüglich der Personaleinsatzplanung<br />

haben sich am deutlichsten<br />

branchenspezifische Organisationsprinzipien<br />

identifizieren lassen. Vor allem<br />

der hohe Anteil teilzeitbeschäftigter Mitar-<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

beiter/innen ist Ausdruck flexibler Arbeitszeitgestaltung<br />

durch das Management.<br />

Ebenso konnte in den Pflegeheimen die<br />

zunehmende Einführung von Arbeitszeitkonten<br />

festgestellt werden.<br />

Offene Forschungsfragen zeichnen sich<br />

insofern ab, als bislang die Perspektive der<br />

Beschäftigten eher vernachlässigt wurde.<br />

Inwieweit erhöhen sich durch die Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeit die Partizipationschancen<br />

<strong>und</strong> die Zeitsouveränität des<br />

(Pflege-)Personals, <strong>und</strong> kann die Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeit auch zu einer Reduktion<br />

der Arbeitsbelastung beitragen, sind<br />

Fragen, die auch im Hinblick auf einen<br />

be<strong>für</strong>chteten Fachkräftemangel an Bedeutung<br />

gewinnen dürften. In diesem Zusammenhang<br />

gilt es darüber hinaus, nicht<br />

nur den Fachkräfteterminus zu präzisieren<br />

sondern auch konkreter zu analysieren,<br />

was aus der Perspektive der Mitarbeiter/innen<br />

einen attraktiven Arbeitsplatz ausmacht.<br />

Angesichts der vielfältigen Handlungsfelder<br />

einer professionellen Personalplanung<br />

ist abschließend zu betonen, nicht<br />

alle Veränderungen können gleichzeitig<br />

eingeleiten werden, sondern sie unterliegen<br />

einrichtungsspezifischen Auswahlkriterien.<br />

Die stationären Einrichtungen des<br />

Modellprogramms haben zahlreiche neue<br />

innovative Konzepte entwickelt, vorangetrieben<br />

<strong>und</strong> erprobt. Sie setzten demnach<br />

auch <strong>für</strong> das Themenfeld Personalplanung<br />

Impulse, an denen sich zukünftige Nachahmer<br />

orientieren können.<br />

▪<br />

Kerstin Blass<br />

e-mail: blass@<strong>iso</strong>-institut.de


Kerstin Blass: Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

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<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 49


50<br />

‘Managing Diversity’ - an Opportunity for the Unemployed to<br />

Gain Access to Internal Labour Markets? 1<br />

1. Structural discrimination in the<br />

labour market and in personnel<br />

policies - coordinated activites<br />

for a (re-)integration into<br />

the labour market<br />

EQUAL is a European labour market program<br />

to improve the situation for the unemployed<br />

by supporting new and innovative<br />

labour market initiatives. The EQUAL<br />

program supports networking processes<br />

(so-called developmental partnerships) in<br />

bringing together the key players and labour<br />

market experts in a geographic area<br />

or sector - such as public employment<br />

services and public administration, nongovernmental<br />

organizations, organizations<br />

for training and qualification, social partners<br />

and business partners (esp. companies<br />

and business associations). The ‘developmental<br />

partnerships’ are experimenting<br />

with new ways of tackling the problems<br />

of inequality and discrimination specifically<br />

related to the world of work. The involvement<br />

of the partners in a regional or sectoral<br />

network always is linked to a transnational<br />

network dealing with the same<br />

theme or target group across Europe. <strong>iso</strong>-<br />

<strong>Institut</strong> is one of 20 partners in a regional<br />

‘developmental partnership’ in Saarland2 1 This article is based on a presentation held at the<br />

2 nd Ithaca Transnational Meeting in Athens.<br />

2 The regional DP is titled ‘Perspektive 2000/20+X‘<br />

(www.perspektive-plus-x.de). Partners of the Saarland<br />

DP in the transnational network ’Ithaca‘ are<br />

‘EQUALBUR‘ in Spain; ’DESMOS‘ in Greece and<br />

‘Perspectief for oudkommers‘ in the Netherlands<br />

(www.ithaca.net.gr).<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Ingrid Matthäi<br />

facilitating access and return to the labour<br />

market for those who have difficulty in<br />

being integrated or re-integrated into the<br />

labour market. The regional partnership<br />

coordinates and integrates the various<br />

labour market activities and is experimenting<br />

with innovative solutions to improve the<br />

job opportunities for disadvantaged labour<br />

market groups in Saarland.<br />

The structural change in Saarland is being<br />

accompanied by a continuously high<br />

level of unemployment. The labour market<br />

imbalance is not only a problem of ‘mismatch’<br />

between the offered level of qualifications<br />

and the required skills companies<br />

ask for. In addition, there is a shortage of<br />

work because the volume of work in the<br />

employment system has decreased, which<br />

is reflected in the fact that the number of<br />

workers subject to social insurance is below<br />

the level of 1980. One consequence of this<br />

kind of shortage in the volume of work is<br />

that competition for the precious resource<br />

‘work’ grows even harsher and that those<br />

individuals who can be assigned as ‘problem<br />

groups’ are finding themselves between<br />

a rock and a hard place. The structural<br />

transformation in Saarland forms the<br />

backgro<strong>und</strong> for the identification of the socalled<br />

‘problem groups’ of the labour market.<br />

These groups consist above all of<br />

women, elder workers and migrants. The<br />

reason for this is not only the degree of<br />

exclusion these groups are subject to, but<br />

it is an effect of certain exclusion factors


Ingrid Matthäi: ’Managing Diversity’<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

which go beyond purely economic explanations.<br />

Our project at <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong> is an integral<br />

part of the network activities in the DP. It<br />

takes into consideration the supply and<br />

demand side of the job market. A central<br />

component of the proposed efforts is to<br />

include companies more than before in<br />

responsibility for the integration process of<br />

the affected jobless individuals. We bring<br />

into focus the relationship between labour<br />

market processes and the companies in<br />

their function of employers, especially their<br />

personnel and human resource policies.<br />

On the long run the companies are those<br />

that decide on employment opportunities<br />

of individuals in the labour market. The<br />

companies regulate and control the labour<br />

markets while they offer new jobs or<br />

reduce their workforces. The success of<br />

new labour market initiatives ultimately<br />

depends on the commitment and involvement<br />

of the employers. The personnel<br />

strategies and human resource concepts<br />

of the companies are the final point for job<br />

opportunities of the unemployed. Therefore<br />

we suppose selection procedures in<br />

firms aggravate patterns of inclusion or<br />

exclusion in the labour market (Gaß 1996).<br />

We will analyse the basic routines and<br />

practices of recruitment and application<br />

procedure in companies in order to find<br />

out if there are subtle patterns or mechanisms<br />

of exclusion, segregation or discrimination<br />

that lead to disadvantages for individuals<br />

only because they are obviously<br />

members of disadvantaged labour market<br />

groups such as women, elder persons or<br />

migrants. These personnel strategies and<br />

routines define the conditions of recruitment<br />

and the demands on job applicants.<br />

We do not suggest that the decision mak-<br />

ers in the personnel departments deliberately<br />

exclude or discriminate individuals.<br />

But we suppose that there are structural<br />

mechanisms or barriers that make an access<br />

to the internal labour market more<br />

difficult for individuals belonging to disadvantaged<br />

groups than for others. For example,<br />

when companies want to fill a job<br />

they practice common routines or use<br />

standard tools in order to speed up and<br />

compress the whole application procedure,<br />

and to handle effectively the screening<br />

of a large number of application forms.<br />

Even in this early stage of the screening<br />

process you can find labelling and signalling<br />

processes (such as excluding automatically<br />

incomplete application forms) to<br />

reduce the whole number of applicants. It<br />

is a kind of pragmatic preselection (Kay<br />

1998). Labelling and signalling processes<br />

are filters becoming the first barrier for applicants<br />

who are not very experienced<br />

with these practices.<br />

Moreover companies want to reduce<br />

the risk of uncertainty in the selection<br />

process by avoiding choosing the wrong<br />

applicant. The decision for or against applicants<br />

is not only a question of qualification,<br />

skills or competencies but is also influenced<br />

by the managers’ experience, sociological<br />

beliefs and stereotypes of group<br />

behaviour and group attributes or attitudes.<br />

First of all, employers prefer deregulated<br />

working conditions and a flexible<br />

workforce to get more autonomy in the<br />

corporate policy and to improve efficiency<br />

by optimising the production capacities<br />

through an extension of the working<br />

hours or by cutting the link between<br />

working hours and production hours. Therefore<br />

they often do not offer any longer jobs<br />

with a long-term orientation but prefer<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 51


Ingrid Matthäi: ’Managing Diversity’<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

short-term contracts or temporary work to<br />

built up a flexible workforce. Under these<br />

circumstances job applicants have not<br />

only to be able to meet the demands of<br />

the job concerning the expected level of<br />

qualification and skills but they have to be<br />

able to meet the demands on availability,<br />

on working-time flexibility and high performance<br />

as well. Last, but not least, job<br />

applicants have to become marketing<br />

experts themselves to improve their ‚impression<br />

management’ and to demonstrate<br />

a good performance in the interview<br />

situation (Lueger 1993). Especially elder<br />

people often have problems to master<br />

that game of ’impression management’<br />

selling themselves best. Considering these<br />

frames and constraints <strong>und</strong>erlying application<br />

procedures it becomes evident that<br />

individuals have no equal opportunities in<br />

getting access to the internal labour markets<br />

when they are thought of as being<br />

‘different’ or ‘deficient’ and therefore unable<br />

to perform to the usual standards set<br />

by the company and the homogenous<br />

workforce.<br />

The general arguments against the employment<br />

of women, elder ones or migrants<br />

are the following ones. Companies<br />

often hesitate to employ women because<br />

they seem to be more family oriented than<br />

job oriented and therefore less available<br />

than male workers. The picture of elders is<br />

influenced by an expectation of lower<br />

performance, health problems and outdated<br />

qualifications (Koller/Gruber 2001).<br />

Therefore they don’t seem to fulfil the demands<br />

on flexibility. The arguments against<br />

the employment of migrants refer to cultural<br />

differences or language problems.<br />

Employers are reluctant to employ migrants<br />

because of potential integration<br />

52<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

problems. These group stereotypes or reluctances<br />

lead to a vicious circle of discrimination<br />

that reduces the job opportunities<br />

of these unemployed the longer they<br />

are without a job and it discourages themselves<br />

at last giving up looking for a job<br />

any longer. Figure 1 explains this vicious<br />

circle of structural discrimination exemplary<br />

referring to the situation of the longterm<br />

unemployed.<br />

Labour market experts refer to a second<br />

topic, the so-called ‘alternative role’<br />

(Offe/Hinrichs 1997), that might influence<br />

the recruitment decision as well. Often<br />

there is an unspoken agreement between<br />

workforce, works council and management<br />

to prefer those applicants which ‘fit’<br />

in the organization. That means women,<br />

elder people and migrants have the opportunity<br />

to choose an ‘alternative role’<br />

that is generally accepted in society instead<br />

of being employed. In this view the<br />

alternative role for women seems to be the<br />

traditional household and family role, the<br />

alternative role for unemployed elders is<br />

the option to leave the labour market and<br />

become an early pensioner and the alternative<br />

role for migrants seems to be their<br />

remigration. All these expectations and<br />

implicit assumptions of the employers aggravate<br />

patterns of structural discrimination<br />

that reduce the job opportunities of<br />

people obviously belonging to disadvantaged<br />

groups in the labour market.


Ingrid Matthäi: ’Managing Diversity’<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Fig. 1: Vicious circle of structural discrimination - long term unemployed<br />

Demoralization; discouragement, loss of qualification;<br />

resigning or withdrawing from the<br />

labour market<br />

The decision-making process during the<br />

screening of job applicants is also influenced<br />

by subtle emotional reactions like<br />

personal sympathy or antipathy. Selection<br />

procedures are neither neutral nor objective<br />

but influenced by subjective views or<br />

experiences (Laske/Weiskopf 1996). Scientific<br />

studies show that individuals prefer<br />

people who seem similar to themselves<br />

because they presume these persons<br />

might have the same values and interests,<br />

and this assumed homogeneity could<br />

guarantee a better commitment to work<br />

(Krell 1997). But there are other obstacles<br />

to recruiting unemployed persons. Companies<br />

often hesitate to employ those persons<br />

because they assume a long period<br />

of unemployment would devalue the<br />

qualification and <strong>und</strong>ermine the willingness<br />

to work (see fig. 1). All these subtle<br />

assumptions influence the decision-making<br />

process of the personnel staff. Instead of<br />

an individual briefing of vocational qualifi-<br />

Companies expect a lower job motivation, low<br />

labour discipline, out-dated qualifications or<br />

’nvisible’ disabilities (alcoholic, poor health)<br />

More problems to find a job; less opportunities;<br />

‘Disuse effect’; extends duration of unemployment<br />

Companies are reluctant to employ long-term<br />

unemployed (possible integration problems<br />

<strong>und</strong>ermining high performance standards)<br />

cations and competencies, group characteristics<br />

or attributes tend to influence the<br />

decision-making process and lead to the<br />

exclusion of persons belonging to a disadvantaged<br />

labour market group. Sociologists<br />

have a special definition for this process<br />

of exclusion: they refer to structural<br />

discrimination when individuals are not<br />

treated as individuals but as group representatives.<br />

The intention of our project is, on the<br />

one hand, to try to interrupt this process of<br />

structural discrimination and to improve<br />

the employment opportunities of individuals<br />

belonging to disadvantaged labour<br />

market groups and, on the other hand, to<br />

improve the instruments and tools of human<br />

resource management in order to<br />

handle a diverse workforce with the goal<br />

of providing equal opportunities to those<br />

groups of people who have been denied<br />

access to the company’s internal labour<br />

market. Therefore we want to analyse the<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 53


Ingrid Matthäi: ’Managing Diversity’<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

actual recruitment and application procedures<br />

in 20 companies from different<br />

branches. Later we will present the results<br />

in the companies and confront the decision-makers<br />

with the effects of those procedures<br />

that produce subtle mechanisms<br />

of exclusion and discrimination. 3 The results<br />

should initiate a self-reflecting process in<br />

personnel management to become more<br />

sensible for the needs and problems of the<br />

unemployed. For this purpose we bring into<br />

focus the approach of ‘managing diversity’<br />

that contains elaborated tools and<br />

instruments to manage a diverse workforce.<br />

A human resource management<br />

that avoids the traps of structural discrimination<br />

by ‘valuing differences’ can improve<br />

its personnel marketing and its reputation<br />

as an employer. Especially <strong>und</strong>er<br />

the conditions of demographic change<br />

(Huber 2000; Morschhäuser 2000; Morschhäuser/Ochs/Huber<br />

2003), that indicates a<br />

shortage of younger workers and an increase<br />

of the elder ones, a company<br />

could gain competitive advantages when<br />

it modifies its recruitment strategy and<br />

opens the internal labour market in order<br />

to get access to the whole labour market<br />

potential instead of being oriented or restricted<br />

only to a special labour market<br />

segment.<br />

54<br />

2. ‘Managing Diversity’ or Re-<br />

Defining Personnel Policies<br />

‘Diversity’ and ‘managing diversity’ or ‘diversity<br />

management’ are not synonyous<br />

definitions, but they belong together. Diversity<br />

describes the variety, it indicates all<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

kinds of differences between people. Diversity<br />

as a concept of corporate management<br />

describes how an organization<br />

can manage a diverse workforce by<br />

avoiding any kind of structural discrimination.<br />

For European companies this management<br />

and organizational concept is a<br />

really new one. It originally was developed<br />

in the United States as a consequence of<br />

the affirmative action programs. It was a<br />

response to deeply entrenched patterns of<br />

racial discrimination in institutions of employment<br />

and education. Managing diversity<br />

became a tool for organizational development<br />

and human resource management<br />

to eliminate patterns of exclusion<br />

and discrimination, especially for ethnic<br />

minorities, and to improve the representation<br />

of disadvantaged groups that were<br />

<strong>und</strong>errepresented relative to their labour<br />

markets. The focus of diversity first lay on<br />

the obvious visible attributes that make<br />

people different like race, gender and<br />

ethnicity. Today the definition of diversity is<br />

more comprehensive and is used in a<br />

broad sense and in different contexts. The<br />

focus can lay on the managing of a diverse<br />

workforce but it also can be part of<br />

a marketing strategy for a diverse customer<br />

market, or a management concept<br />

to cope with the challenges of globalization.<br />

The following chart (fig. 2) lists up the<br />

main reasons why firms should be interested<br />

in realizing ‘managing diversity’ to<br />

gain competitive advantages over ‘homogenous’<br />

or ‘mono-cultural’ companies<br />

(Krell 2002, Sepehri/Wagner 2002).


Ingrid Matthäi: ’Managing Diversity’<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Fig. 2: Competitive advantages for ‘diversity’ companies<br />

� Personnel marketing argument: enhancing better recruitment opportunities in the la-<br />

bour market/access to new or different labour market groups<br />

� Marketing and sales argument: gaining competitive advantages in the markets using<br />

differences in targeting diverse customer groups<br />

� Flexibility and innovation argument: the ability to adopt in changing environments is<br />

easier for an organization with a diverse workforce than for a ‘homogenous‘ organiza-<br />

tion<br />

� Productivity and cost argument: the performance and motivation of employees is<br />

higher whose contributions are valued and they cost less than frustrated and less moti-<br />

vated employees<br />

� Image argument: the reputation as an employer and as a customer-oriented company<br />

will improve<br />

� Internationalization argument: gaining cross-cultural advantages<br />

In the USA the subject of ‘managing diversity’<br />

first was closely connected to the<br />

civil-rights movement to improve the living<br />

and working conditions for minorities. But<br />

nowadays the definition of diversity varies<br />

with the contexts of different cultural, political<br />

or organizational conditions and<br />

strategies. Today in management concepts<br />

diversity is a basic element of human<br />

resource oriented theories and strategies.<br />

In these resource-based views human resources<br />

are to be seen as a vital resource<br />

for the economic success of a company<br />

(Wernerfelt 1984, Staehle 1989). In order to<br />

attract further employees, an organization<br />

needs to have a culture and a human<br />

resource policy in which people with different<br />

interests, backgro<strong>und</strong>s and values<br />

will feel accepted, challenged and offered<br />

opportunities for their needs (for example<br />

flexible working-times, new forms of<br />

work-life-balance, Hielscher 2003) and<br />

equal chances on careers, skill-building<br />

trainings or salaries. Managing diversity<br />

now encompasses the variety of employees<br />

which are not part of the dominant<br />

group to improve their situation and to<br />

eliminate structural discrimination or subtle<br />

disadvantages. The challenge for the<br />

management is to recognize the various<br />

needs and interests of the employees by<br />

avoiding any preliminary stereotypes or<br />

prejudices against groups. Managing diversity<br />

aims to create organizational and<br />

structural conditions that fit with the needs<br />

of all employees and not only with the<br />

dominant group. The approach of ‘managing<br />

diversity’ differs from the concept of<br />

‘gender mainstreaming’ in one central<br />

point. ‘Gender mainstreaming’ (Döge<br />

2001, Stiegler 1999; Krell/Mückenberger/<br />

Tondorf 2001) only refers to the gender<br />

aspect and focuses on the different situation<br />

and needs of women and men in or-<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 55


Ingrid Matthäi: ’Managing Diversity’<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

der to improve equal conditions for both<br />

genders. The more comprehensive concept<br />

of ‘managing diversity’, indeed, goes<br />

far ‘beyond race and gender’ (Thomas<br />

1992) - it reflects the social process of individualization<br />

and pluralism in society as<br />

well (Beck 1986) when valuing individuality<br />

as a resource. Meanwhile ‘homogenous’<br />

oriented personnel policies interpret individuality<br />

as a ‘deficiency’ individuals must<br />

overcome and adapt to the (‘monocultural’)<br />

organization. ‘Managing diversity’<br />

means re-defining personnel policies<br />

switching from a ‘homogenous’ ideal to a<br />

‘pluralistic’ view.<br />

Therefore it is no surprise that nowadays<br />

the definition of ‘diversity’ includes a<br />

broader approach with more dimensions<br />

of variety, especially the soft factors. But<br />

there is no unique or global definition of<br />

diversity. Besides the ‘hard factors’ that are<br />

‘observable differences’ like age, gender,<br />

race or disabilities it focuses the so-called<br />

‘soft factors’ or ‘unobservable differences’<br />

like educational or social backgro<strong>und</strong>,<br />

religion, language, life styles, work status,<br />

sexual orientation, diversity in values or<br />

diversity in skills and knowledge. Diversity in<br />

general refers to any mixture of items<br />

characterized by differences and similarities<br />

between human beings. Therefore<br />

diversity is not synonymous with differences<br />

but encompasses both differences and<br />

similarities. This is a crucial distinction. It<br />

means that when you are making managerial<br />

decisions, you no longer have the<br />

option of dealing only with the differences<br />

or similarities present in the situation, instead<br />

you must deal with both simultaneously.<br />

But a very broad or extensive definition<br />

often is not very useful for implementation<br />

56<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

in companies (Sepeheri/Wagner 2002,<br />

Thomas 1996). Before they adopt this concept<br />

managers have to define the goals<br />

and must specifiy the dimensions in question.<br />

Which kinds of diversity exist in the<br />

company and which of them are worthiest<br />

of attention - gender, race, nationality,<br />

age, skills or others? A diverse workforce<br />

does not inevitably generate advantages<br />

over homogenous groups. There might be<br />

even some risks because differences on<br />

some dimensions could probably lead to<br />

fragmentation or segregation. Excessive<br />

orientations on heterogeneity might also<br />

lead to an ‘overshooting’ unable to be<br />

managed efficiently any longer. Too much<br />

diversity could lead to conflicts, confusion<br />

and social segregation because an increasingly<br />

diverse workforce is variously<br />

viewed as opportunity, threat or problem.<br />

Therefore the need for diversity must be<br />

balanced with the need for organizational<br />

coherence and unity in action to provide<br />

competitive edge. A good balance is best<br />

when neither excessive diversity nor excessive<br />

homogeneity is present (Cox/Blake<br />

1991). ‘Managing diversity’ is the ability of<br />

the company to manage a diverse workforce<br />

so that the potential advantages of<br />

diversity are maximized while its potential<br />

disadvantages are minimized. Using ‘managing<br />

diversity’ as a management concept<br />

requires instruments, practices, tools<br />

and systems that are flexible to respond<br />

the individual as a focus of organizational<br />

change. The following chart (fig. 3) shows<br />

the different levels of ‘doing diversity’, the<br />

specific goals and the tools for implementation<br />

in a company (Cox 1991; Krell 2002).


Ingrid Matthäi: ’Managing Diversity’<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Fig. 3: Tools and Instruments for ‘Managing Diversity’ in Organizations<br />

Targets Instruments<br />

Pluralism Diversity trainings, language trainings, integration programs for new<br />

employees, variety in decision-making processes and steering<br />

committees, implementing diversity in models<br />

Structural integration/ Qualification tools, career planning, affirmative action programs,<br />

HRM<br />

innovative developmental concepts in HRM, diversity oriented<br />

performance management, flexible working times, work-lifebalance,<br />

incentive systems, code of conduct, transparent and<br />

neutral selection and recruitment procedures<br />

Integration in informal<br />

Mentoring programs, organizing social events<br />

networks<br />

Defeating any kind of<br />

discrimination<br />

Equality-trainings, awareness trainings, transparency in information<br />

and knowledge systems, skill-building trainings<br />

Identification with the All tools and instruments, integrity and fairness codes, culture of<br />

organization appreciation and estimation, proving equal opportunitites<br />

Conflict management Survey feedback, conflict trainings<br />

Process/Change<br />

Management<br />

When a company wants to implement<br />

that concept, diversity, however, brings<br />

challenges that an organization must<br />

overcome. First, diversity is a long-term<br />

change process. Change is difficult to<br />

implement because people have to learn<br />

and accept it, management has to adapt<br />

and incorporate it, and there has to be a<br />

permanent steering and evaluation process<br />

in order to control the efforts. Second,<br />

there might be some resistance especially<br />

in the dominant group that might loose<br />

privileges or career options. Third, managing<br />

diversity needs high promotors in the<br />

company to be successful, therefore it has<br />

to be a top-down-process. In the end diversity<br />

management creates a basic<br />

High promotors, top-down process, evaluation process, steering<br />

committee, diversity audit, measuring diversity progress, linking<br />

diversity with strategy and business goals<br />

change in organizational culture. It<br />

switches from the idea of a homogenous<br />

culture to the ideal of a multi-cultural organization.<br />

The following chart (fig. 4)<br />

views the main differences between<br />

‘mono-cultural’ and ‘multi-cultural’ organizations.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 57


Ingrid Matthäi: ’Managing Diversity’<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Fig. 4: Characteristics of ‘mono-cultural’ and ‘multi-cultural’ organizations<br />

58<br />

‘Mono-cultural’ organization ‘Multi-cultural’ organization<br />

‘Homogenous’ workforce Diverse workfoce<br />

Dominant group determines values, norms<br />

rituals, behaviour, rules, decisions<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Pluralism<br />

Being different = being deficient Valuing differences<br />

Equality = ‘to lump together’, neglecting<br />

traditional rights and privileges<br />

Minority groups should assimilate<br />

Individuals have to adopt and accept the<br />

rules and values of the dominant group<br />

Equal employment and career opportunities;<br />

fairness, encompassing differences and similarities<br />

between people<br />

No prejudices or discrimination, respecting<br />

variety<br />

Organization has to learn and adopt<br />

Individuals have to change Organizational change<br />

We can summarize that in a ‘homogenous’<br />

or ‘mono-cultural’ organization the<br />

individual has to adapt, but in a ‘diverse’<br />

organization the organization has to<br />

adapt. That is a completely different approach<br />

and indeed a great challenge for<br />

each organization. In particular, practicing<br />

‘diversity’ in personnel policy seems to be<br />

a promising way for unemployed persons<br />

belonging to ‘problem groups’ in gaining<br />

access to the internal labour markets of<br />

the companies because in a ‘diversitybased’<br />

selection procedure they would be<br />

treated and valued as individuals and not<br />

primarily as ‘group representatives’.<br />

3. Forecast<br />

In spite of various economic and immaterial<br />

benefits the concept of ‘managing<br />

diversity’ has not yet been implemented in<br />

many German companies, especially not<br />

in small and medium enterprises. The innovative<br />

firms that practice a ‘diversity man-<br />

agement’ generally are the ‘big players’<br />

with international activities. These companies<br />

want to transform the corporate identity<br />

and corporate culture into a ‘multicultural’<br />

organization to get image and<br />

cross-cultural advantages especially in<br />

foreign markets and in the international<br />

labour market. Realizing their globalization<br />

strategies these companies need more<br />

managers with international experiences<br />

or cross-cultural managers and professionals.<br />

In ‘search of excellence’ these companies<br />

develop elaborated human resource<br />

programs that value diversity in<br />

order to get competitive advantages in<br />

the ‘war for talents’ (Matthäi 2002). These<br />

companies do not implement an organizational<br />

concept - such elaborated and<br />

ambitious as ‘managing diversity’ is - only<br />

to improve the access to their internal labour<br />

markets for the so called ‘problem<br />

groups’ of the external labour market. First<br />

results in our EQUAL-project confirm this<br />

hypothesis. The regional companies we<br />

already interviewed are not really inter-


Ingrid Matthäi: ’Managing Diversity’<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

ested in improving their recruitment strategies<br />

by implementing a ‘diversity management’<br />

just to eliminate exclusion factors<br />

for unemployed persons belonging to<br />

‘problem groups’. We have to face facts,<br />

the ‘losers’ of the labour market are not<br />

the ones the firms are mainly interested in<br />

when offering new jobs. Even the risks of<br />

demographic change are no reason to<br />

change view, especially not for the smaller<br />

firms. Actually the companies are not really<br />

concerned about a shortcoming of<br />

younger professionals in future because of<br />

their short-term orientation that approximately<br />

includes a planning horizon of two<br />

or three years. And the managers know for<br />

certain in next future the labour market<br />

offers will still be much higher than the labour<br />

market demands. Nevertheless this<br />

shortsighted view could soon become a<br />

competitive disadvantage because the<br />

given fact of an ‘aging workforce’ needs<br />

new and proactive personnel strategies to<br />

manage that comprehensive challenge -<br />

today and not tomorrow.<br />

▪<br />

Dr. Ingrid Matthäi<br />

e-mail: matthaei@<strong>iso</strong>-institut.de<br />

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60<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004


<strong>iso</strong>-News - Neuere Forschungsprojekte<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

<strong>iso</strong>-<strong>NEWS</strong> – Neuere Forschungsprojekte / Kurzcharakterisierung<br />

Demographischer Wandel in der<br />

Automobilindustrie: Innovative<br />

Konzepte <strong>und</strong> Handlungsansätze<br />

<strong>für</strong> Angestellte<br />

Mit ‚Aging Workforce’ ist bei DaimlerChrysler<br />

ein diskursiver <strong>und</strong> reflexiver Strategieprozess<br />

in Gang gesetzt worden, der eine<br />

alternssensible Arbeits- <strong>und</strong> Personalpolitik<br />

durch die Entwicklung proaktiver Konzepte<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen zur Abwendung der demographischen<br />

Risiken generieren soll. Die<br />

Programmatik richtet sich erstmals nicht<br />

mehr ausschließlich an gewerbliche Mitarbeiter<br />

im Produktionsbereich, sondern bezieht<br />

auch den Alternsprozess der Angestellten<br />

mit ein.<br />

Das Forschungs- <strong>und</strong> Beratungsprojekt<br />

hat zum Ziel, neben der Förderung eines<br />

überbetrieblichen Wissenstransfers zentrale<br />

demographie-relevante betriebliche Handlungsfelder<br />

zu identifizieren <strong>und</strong> gemeinsam<br />

mit den strategischen Akteuren aus dem<br />

Personalmanagement des Unternehmens<br />

eine Demographie-Agenda <strong>für</strong> Angestellte<br />

zu entwickeln.<br />

Auftraggeber: DaimlerChrysler AG<br />

Laufzeit: November 2003 bis Juli 2004<br />

Kontakt: Dr. Ingrid Matthäi<br />

▪<br />

Präventive Konzepte zum Erhalt<br />

der Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit<br />

von Produktionsmitarbeitern<br />

in der Automobilbranche<br />

Die Risiken <strong>für</strong> gewerbliche Mitarbeiter in<br />

der Automobilproduktion sind hoch, bei<br />

langjährigem Einsatz in belastungsintensiven<br />

oder gleichförmigen Arbeitsbereichen<br />

<strong>und</strong> einseitigen körperlichen oder geistigen<br />

Beanspruchungen, krank <strong>und</strong> ‚vor der der<br />

Zeit’ alt zu werden. Aus dem Paradigmenwechsel<br />

in der staatlichen Arbeitsmarktpolitik,<br />

die Möglichkeiten des vorgezogenen<br />

Altersausstiegs aus dem Erwerbsleben zu<br />

beschneiden <strong>und</strong> gleichzeitig die Altersgrenze<br />

beim Renteneintritt deutlich anzuheben,<br />

entstehen <strong>für</strong> die Unternehmen<br />

Handlungsbedarfe, wie sie den Erhalt der<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit bei einer<br />

längeren Lebensarbeitszeit sicherstellen<br />

können.<br />

Im Rahmen des Strategieprozesses<br />

‚Aging Workforce’ bei DaimlerChrysler sollen<br />

innovative Konzepte <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

einer altersgerechten Arbeits- <strong>und</strong> Personalpolitik<br />

entwickelt werden. Dazu gehören<br />

auch Instrumente zur systematischen<br />

Erhöhung der Einsatzflexibilität von gewerblichen<br />

Mitarbeitern mit dem Ziel, die<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Risiken durch häufigere<br />

Tätigkeitswechsel zu reduzieren <strong>und</strong> die<br />

Kompetenzentwicklung durch die Initiierung<br />

von Lernprozessen in wechselnden<br />

Aufgaben- <strong>und</strong> Teamzusammenhängen zu<br />

fördern. Die Pilotstudie will anhand der<br />

betrieblichen Praxis des Personaleinsatzes<br />

<strong>und</strong> der Personaleinsatzplanung mögliche<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 61


<strong>iso</strong>-News - Neuere Forschungsprojekte<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Stellhebel zur Konzipierung geeigneter<br />

personalpolitischer Maßnahmen eruieren<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig im Rahmen einer empirischen<br />

Befragung neue Erkenntnisse über<br />

Zusammenhänge von häufigeren Tätigkeits-<br />

<strong>und</strong> Aufgabenwechseln im Erwerbsverlauf<br />

<strong>und</strong> langfristigem Erhalt der Arbeits<strong>und</strong><br />

Leistungsfähigkeit liefern.<br />

62<br />

Auftraggeber: DaimlerChrysler AG<br />

Laufzeit: November 2003 bis Mai 2005<br />

Kontakt: Dr. Ingrid Matthäi<br />

▪<br />

Reduzierung der Arbeitsbelastung<br />

in der Altenpflege durch<br />

Fehlermanagementsysteme<br />

Das Vorhaben ist ein Gestaltungsprojekt im<br />

Rahmen der Initiative Neue Qualität der<br />

Arbeit (INQA). Im Laufe des Projekts werden<br />

in zwei Einrichtungen der stationären<br />

Altenpflege psychische Belastungsmomente<br />

identifiziert <strong>und</strong> modellhaft Maßnahmen<br />

zum Abbau der Belastungen entwickelt,<br />

umgesetzt <strong>und</strong> evaluiert. Das Vorhaben ist<br />

als ein beteiligungsorientiertes Gestaltungsprojekt<br />

angelegt: In den einzelnen<br />

Schritten von der Situationsanalyse bis zur<br />

Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Arbeitsqualität wirken die Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter intensiv mit.<br />

Diese Maßnahmen können je nach den<br />

Gegebenheiten in den Einrichtungen sehr<br />

verschieden ausgestaltet sein. Sie können<br />

Bausteine darstellen im Sinne von Beschwerde-<br />

<strong>und</strong> Fehlermanagementsystemen,<br />

die an den oben genannten Schnitt-<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

stellen angreifen <strong>und</strong> zugleich eine entlastende<br />

Wirkung <strong>für</strong> die Beschäftigten haben:<br />

Reibungsverluste, Fehlerquellen, Beschwerden<br />

<strong>und</strong> Defizite in den Einrichtungen<br />

können freier angesprochen <strong>und</strong> systematisch<br />

analysiert werden; es wird Handlungssicherheit<br />

im Umgang mit Fehlern <strong>und</strong><br />

Beschwerden hergestellt <strong>und</strong> schließlich<br />

kann über eine Verbesserung der Prozessqualität<br />

in der Einrichtung sowohl die K<strong>und</strong>en-<br />

als auch die Arbeitszufriedenheit erhöht<br />

<strong>und</strong> in der Konsequenz die Arbeitsbelastung<br />

reduziert werden.<br />

Zuwendungsgeber: B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong><br />

Arbeitsschutz <strong>und</strong> -medizin<br />

Laufzeit: Sept. 2003 bis Dez. 2004<br />

Kontakt: Kerstin Blass; Volker Hielscher<br />

▪<br />

Evaluation der Effektivität <strong>und</strong><br />

Effizienz eines integrierten<br />

Versorgungssystems <strong>für</strong> ältere<br />

pflege- <strong>und</strong> hilfsbedürftige<br />

Menschen am Beispiel der<br />

Pflege- <strong>und</strong> Wohnberatung<br />

in Ahlen<br />

Es handelt sich um ein Forschungsvorhaben<br />

im Rahmen des Modellprogramms der<br />

Spitzenverbände der Gesetzlichen Pflegekassen<br />

zur „Weiterentwicklung der Pflegeversicherung<br />

gem. § 8 SGB XI“. Das <strong>iso</strong>-<br />

<strong>Institut</strong> kooperiert mit der Katholischen<br />

Fachhochschule Nordrhein-Westfalen in<br />

Paderborn <strong>und</strong> dem <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Medizinische<br />

Soziologie im Zentrum <strong>für</strong> Human- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften der Charité in


<strong>iso</strong>-News - Neuere Forschungsprojekte<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Berlin. In diesem Vorhaben werden Leistungs-<br />

<strong>und</strong> Qualitätsstandards der Pflege<strong>und</strong><br />

Wohnberatung definiert, ein Screeningverfahren<br />

zur Feststellung des Hilfebedarfs<br />

entwickelt <strong>und</strong> die Effektivität <strong>und</strong><br />

Effizienz des Beratungsprozesses anhand<br />

von Fallstudien <strong>und</strong> auf der Basis eines<br />

regionalen Vergleichs von Strukturdaten<br />

der Krankenkassen evaluiert. Ziel des Forschungsvorhabens<br />

ist es, den zuständigen<br />

Leistungsträgern den Hilfebedarf bestimmter<br />

Zielgruppen aufzuzeigen <strong>und</strong> die zur<br />

Bedarfsdeckung notwendigen Leistungskomplexe<br />

so zu umreißen, dass die Spitzenverbände<br />

der Pflegekassen den Beratungsaufwand<br />

einschätzen <strong>und</strong> ihn leistungsrechtlich<br />

verankern können. Die Koordination<br />

des Forschungsverb<strong>und</strong>es ist<br />

Aufgabe des <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong>s.<br />

Auftraggeber: Verein „Alter <strong>und</strong><br />

Soziales e.V.“ Ahlen<br />

Kooperationspartner:<br />

� <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong>, Saarbrücken<br />

� Katholische Fachhochschule NRW,<br />

Paderborn<br />

� <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Medizinische Soziologie<br />

am ZHGB, Berlin<br />

Laufzeit: Jan. 2004 bis Dez. 2006<br />

Kontakt: Carola Schweizer<br />

▪<br />

„Chemische Industrie Weiterbildungssystem“<br />

- CIWES<br />

Die Chemische Industrie muss sich fortwährend<br />

neuen technologischen Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> der Aufgabe stellen, ökologisch<br />

<strong>und</strong> sozial verträgliche Produktions- <strong>und</strong><br />

Verarbeitungsprozesse zu gewährleisten.<br />

Dies gilt nicht nur <strong>für</strong> die transnationalen<br />

Konzerne, sondern auch <strong>für</strong> die Vielzahl<br />

der kleinen <strong>und</strong> mittelständischen Unternehmen.<br />

Innovation führt zu immer neuen Anforderungen<br />

an die Qualifikation <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

der Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitarbeiterinnen<br />

sowie der Führungskräfte der Branche.<br />

Dies betrifft das fachliche Know-how<br />

ebenso wie das Wissen um Organisation<br />

<strong>und</strong> Prozesssteuerung sowie soziale Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Kompetenzen. Welchen Beitrag<br />

das Weiterbildungssystem der Branche<br />

bislang leistet <strong>und</strong> in Zukunft leisten muss,<br />

um diesen Anforderungen standzuhalten,<br />

ist Untersuchungsgegenstand des Projektes<br />

"Chemische Industrie Weiterbildungssystem"<br />

- Ciwes.<br />

Dazu werden die zentralen Anforderungen<br />

an das Weiterbildungssystem untersucht.<br />

Hier<strong>für</strong> soll aus Sicht der Unternehmen<br />

<strong>und</strong> der Beschäftigten der aktuelle<br />

<strong>und</strong> zukünftige Weiterbildungsbedarf ermittelt<br />

werden. Die Entwicklungslinien von<br />

Technologie <strong>und</strong> Geschäftsprozessen <strong>und</strong><br />

damit veränderte Anforderungen an Beschäftigte<br />

<strong>und</strong> ihre Qualifikationen sind<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> die Bedarfsermitlung. Dabei<br />

werden jenseits der individuellen Unternehmensperspektive<br />

auch die übergreifende<br />

Bedarfe der Branche in einem integrierten<br />

Weiterbildungssystem zu berücksichtigen<br />

sein.<br />

Der Bedarfsanalyse steht eine Untersuchung<br />

des Angebots gegenüber. Die Qualität<br />

von Weiterbildungskonzepten wird<br />

stark von den Weiterbildungsträgern beeinflusst.<br />

Sie wirken an der Bedarfsermittlung<br />

ebenso mit wie an der Zielgruppen-<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 63


<strong>iso</strong>-News - Neuere Forschungsprojekte<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

orientierung <strong>und</strong> der methodisch-didaktischen<br />

Umsetzung von Bildungszielen.<br />

Aus dem Vergleich des aktuellen Weiterbildungsgeschehens<br />

mit dem Bedarf<br />

werden die Stärken <strong>und</strong> Schwächen des<br />

vorhandenen Systems sichtbar. Davon<br />

ausgehend werden Gr<strong>und</strong>züge eines zukunftsorientierten,<br />

branchenbezogenen<br />

Weiterbildungssystems herausgearbeitet.<br />

Das Projekt wird in engem Kontakt mit<br />

den Sozialpartnern B<strong>und</strong>esarbeitgeberverband<br />

Chemie (BAVC), Industriegewerkschaft<br />

Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE)<br />

<strong>und</strong> dem BMBF durchgeführt.<br />

Kooperationspartner:<br />

� VDI/VDE-IT, Berlin/Teltow<br />

� unique Berlin GmbH<br />

� <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong>, Saarbrücken<br />

64<br />

Auftraggeber:<br />

B<strong>und</strong>esinstitut <strong>für</strong> Berufsbildung (BIBB)<br />

Laufzeit: Oktober 2003 bis März 2005<br />

Kontakt: Dr. Daniel Bieber<br />

▪<br />

„Professionalisierungsbedarf in<br />

der Logistik spezieller Branchen<br />

durch Weiterbildung“<br />

Aufgabe dieses vom BIBB finanzierten Projektes<br />

ist es, empirisch zu eruieren, inwieweit<br />

es sich bei dem breiten Feld logistischer<br />

Aufgabenstellungen in unterschiedlichen<br />

Bereichen der Wirtschaft um einen<br />

besonderen Bereich mit charakteristischen<br />

Basisinhalten bzw. Praxisanforderungen<br />

(sog. ‚logistic basics’) handelt, in dem be-<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

sondere Professionalisierungsbedarfe bestehen,<br />

die derzeit noch nicht umfassend<br />

abgedeckt werden. Darüber hinaus sollen<br />

die Ergebnisse als Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> Ausgangspunkt<br />

<strong>für</strong> ein transparentes Weiterbildungsangebot<br />

(Systemvorschlag) dienen.<br />

Ein zentrales Instrument bildet dabei die<br />

Analyse der Stellenprofile von Logistikarbeitern<br />

mit mittleren <strong>und</strong> höherwertigen Fach<strong>und</strong><br />

Führungsaufgaben, die in weiteren<br />

Schritten zu Funktionsprofilen verdichtet<br />

werden. Diese Funktionsprofile <strong>für</strong> Dienstleistungen<br />

mit logistischem Schwerpunkt<br />

<strong>und</strong> die in ihnen aufscheinenden individuellen<br />

wie betrieblichen Qualifizierungsanforderungen<br />

sollen die Brücke bilden zu<br />

dem angestrebten Systemvorschlag Logistikweiterbildung.<br />

Kooperationspartner:<br />

� Consult&Training<br />

� GOM Gesellschaft <strong>für</strong> Organisationsentwicklung<br />

<strong>und</strong> Mediengestaltung<br />

mbH<br />

� LogistikPlus GmbH<br />

� REFA Nordwest e.V.<br />

� <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong> (Konsortialführung)<br />

Auftraggeber:<br />

B<strong>und</strong>esinstitut <strong>für</strong> Berufsbildung (BIBB)<br />

Laufzeit: April 2004 –Dezember 2004<br />

Kontakt:<br />

Dr. Daniel Bieber; Hans Günter Grewer<br />


<strong>iso</strong>-News – Abgeschlossene Forschungsprojekte<br />

Wirtschaftsstruktur <strong>und</strong><br />

demographischer Wandel<br />

im Saarland<br />

In der Studie wurde der Zusammenhang<br />

zwischen dem demographischen Wandel<br />

in der Region <strong>und</strong> ihrer Innovations- <strong>und</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit untersucht. Im Zentrum<br />

der Untersuchung standen dabei neben<br />

sek<strong>und</strong>ärstatistischen Auswertungen<br />

zur demographischen Entwicklung der<br />

saarländischen Arbeitsbevölkerung insbesondere<br />

die Personalpolitik der Betriebe,<br />

die (Arbeitsmarkt-)Potentiale regionaler<br />

Innovations- <strong>und</strong> Kompetenzkerne sowie<br />

die Auswirkungen von Wanderungsbewegungen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsmigration. Dazu wurden<br />

in Expertengesprächen die Strategien<br />

der regionalen Akteure beleuchtet sowie<br />

mit Hilfe einer Literaturanalyse der aktuelle<br />

Stand der Forschung mit den empirischen<br />

gewonnenen Ergebnissen in Bezug gesetzt.<br />

Ein wesentliches Ergebnis bestand u.a.<br />

in der Erkenntnis, dass obgleich die demographische<br />

Entwicklung im Saarland ungünstiger<br />

verlaufen ist als im B<strong>und</strong>esdurchschnitt,<br />

in den hiesigen Unternehmen noch<br />

keine gesteigerte Sensibilität gegenüber<br />

den Folgen dieses Wandels auf ihre Innovations-<br />

<strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit vorherrscht:<br />

� Nach wie vor wird der Idealtypus „jung,<br />

männlich, deutsch“ bei der Rekrutierung<br />

von Nachwuchskräften bevorzugt,<br />

� nach wie vor bestehen nur wenige Ansätze<br />

zur systematischen Personalentwicklung<br />

(z.B. individuelle Karriereplanung),<br />

� nach wie vor gibt es kaum Aktivitäten<br />

im Bereich Ges<strong>und</strong>heitsschutz/-erhalt,<br />

die auf das ganze Erwerbsleben der Beschäftigten<br />

ausgerichtet sind<br />

� <strong>und</strong> nach wie vor finden sich in den<br />

Unternehmen nur selten Konzepte, die<br />

sich mit dem Berufsaustritt von Mitarbeitern<br />

beschäftigen (z.B. zum Thema Wissenstransfer).<br />

Zuwendungsgeber: Arbeitskammer<br />

des Saarlandes<br />

abgeschlossen: 31.03.2004<br />

Veröffentlichung:<br />

Silvestrini, Stefan (2004): Wirtschaftsstruktur<br />

<strong>und</strong> demographischer Wandel. Beitrag<br />

zum Jahresbericht 2004 der Arbeitskammer<br />

des Saarlandes, Saarbrücken: <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong>.<br />

▪<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 65


66<br />

Neuerscheinung!<br />

Martina Morschhäuser; Peter Ochs;<br />

Achim Huber:<br />

Erfolgreich mit älteren Arbeitnehmern<br />

Strategien <strong>und</strong> Beispiele <strong>für</strong> die<br />

betriebliche Praxis<br />

Hg. Bertelsmann Stiftung/B<strong>und</strong>esvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände,<br />

Gütersloh:<br />

Verlag Bertelsmann Stiftung<br />

2003, 183 Seiten, Broschur, 10,-- €<br />

ISBN 3-89204-738-3<br />

(Zu beziehen über den Buchhandel oder<br />

über www.bertelsmann-stiftung.de/verlag)<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

<strong>iso</strong>-News - Neuerscheinungen<br />

Die demographische Entwicklung - die<br />

Erwerbsbevölkerung altert <strong>und</strong> wird<br />

schrumpfen - erfordert eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Neuorientierung sowohl auf der Ebene von<br />

Politik <strong>und</strong> Tarifpartnern wie auch im Bereich<br />

der betrieblichen Personalpolitik.<br />

Arbeitnehmer sind heute vitaler <strong>und</strong> leistungsfähiger<br />

als je zuvor. Statt sie vorzeitig<br />

aus dem Arbeitsprozess auszugliedern, wird<br />

es zukünftig darauf ankommen, ihre Beschäftigungsfähigkeit<br />

zu erhalten <strong>und</strong> ihr<br />

Potential im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung<br />

zu nutzen.<br />

Es werden acht Handlungsansätze dargestellt,<br />

wie sich die Wirtschaft schon heute<br />

auf die sich schleichend verändernden<br />

Altersstrukturen einstellen kann. Unternehmen<br />

- so zeigen die Praxisbeispiele deutlich<br />

-, die eine vorausschauende Personalpolitik<br />

betreiben, schaffen damit zugleich<br />

die Voraussetzungen, um den demographischen<br />

Wandel produktiv zu bewältigen.<br />

Das Buch, das einen Serviceteil mit<br />

nutzbaren Tools, arbeitsmarktpolitischen<br />

Förderinstrumenten <strong>und</strong> weiterführende<br />

Literatur enthält, ist eine praktische Hilfestellung<br />

sowohl <strong>für</strong> Unternehmer <strong>und</strong> Personalverantwortliche<br />

wie auch <strong>für</strong> Betriebsräte<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmer.<br />


<strong>iso</strong>-News - Neuerscheinungen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

Neuerscheinung!<br />

Markus Pohlmann; Dieter Sauer; Gudrun<br />

Trautwein-Kalms; Alexandra Wagner (Hg.):<br />

Dienstleistungsarbeit<br />

Auf dem Boden der Tatsachen. Bef<strong>und</strong>e<br />

aus Handel, Industrie, Medien <strong>und</strong><br />

IT-Branche<br />

2003, 310 Seiten, kartoniert, 18,90 €<br />

edition sigma, Berlin<br />

ISBN 3-89404-982-0<br />

(Zu beziehen über den Buchhandel oder<br />

über www.verlag@edition-sigma.de)<br />

Wenn Dienstleistungsarbeit - in Fourastiés<br />

Worten - „die große Hoffnung des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts“ war, wie verhält es sich<br />

dann im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert? Rechtfertigt es<br />

noch größere Hoffnungen, oder bringt es<br />

die große Enttäuschung?<br />

Die Beiträge dieses Bandes plädieren<br />

da<strong>für</strong>, auf säkulare Prognosen zu verzichten<br />

<strong>und</strong> die Mythen über moderne Dienstleistungsarbeit<br />

nicht fortzuschreiben, sondern<br />

den Tatsachen auf den Gr<strong>und</strong> zu<br />

gehen. Sie stellen neue empirische Erkenntnisse<br />

über die aktuelle Entwicklung<br />

von Dienstleistungsarbeit dar, die in einem<br />

Forschungsverb<strong>und</strong> von vier <strong>Institut</strong>en (IAT,<br />

ISF München, <strong>iso</strong> Saarbrücken <strong>und</strong> WSI)<br />

gewonnen wurden. Die Untersuchungen<br />

erstrecken sich auf vier Branchen, die geeignet<br />

sind, die dem Dienstleistungsbegriff<br />

innewohnenden Diskrepanzen <strong>und</strong> Disparitäten<br />

zu verdeutlichen. Sie handeln von<br />

einfachen <strong>und</strong> komplexen, niedrig- <strong>und</strong><br />

hochqualifizierten, alten <strong>und</strong> zukünftigen,<br />

sachgeb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> materielosen, soliden<br />

<strong>und</strong> prekären, begrenzten <strong>und</strong> entgrenzten,<br />

räumlich fest gefügten <strong>und</strong><br />

raumungeb<strong>und</strong>enen Dienstleistungen. Sie<br />

skizzieren anhand zentraler Problemfelder<br />

die heutigen Anforderungen an Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter, die betrieblichen<br />

Unterschied ein Suchstrategien <strong>und</strong> Vorgehensweisen<br />

<strong>und</strong> die Triebkräfte der Entwicklung.<br />

▪<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 67


<strong>iso</strong>-News - Neuerscheinungen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

68<br />

Neuerscheinung!<br />

Kerstin Blass:<br />

Personalplanung in stationären<br />

Altenhilfeeinrichtungen<br />

Veröffentlichung der Wissenschaftlichen<br />

Begleitung zum Modellprogramm<br />

des B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit zur<br />

"Verbesserung der Situation der<br />

Pflegebedürftigen"<br />

2003, 135 Seiten, kartoniert, 5,00 €<br />

<strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong>, Saarbrücken<br />

ISBN 3-935084-09-9<br />

(Zu beziehen über den Buchhandel oder<br />

über www.<strong>iso</strong>-institut.de)<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Anbieter sozialer (Pflege-)Dienstleistungen<br />

sind auf dem Pflegemarkt dynamisierten<br />

Markterfordernissen, wandelnden Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> daraus resultierend<br />

einem enormen Veränderungs- <strong>und</strong> Anpassungsdruck<br />

ausgesetzt. Kostenminimierung<br />

<strong>und</strong> knappe Ressourcen auf der einen<br />

Seite, Qualitätsanforderungen <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>enorientierung auf der anderen Seite<br />

erfordern ein marktkonformes Wettbewerbsverhalten,<br />

das auch Auswirkungen<br />

haben muss auf die unternehmensinternen<br />

Managementkonzepte. Die professionelle<br />

Personalplanung mit ihren diversen Teilplanungen<br />

avanciert in diesem Zusammenhang,<br />

analog zu anderen Branchen, zu<br />

einem zentralen Steuerungselement <strong>für</strong><br />

den erfolgreichen Betrieb einer Altenhilfeeinrichtung.<br />

Der vorliegende Bericht, der sich an die<br />

Leistungsanbieter, die Kostenträger <strong>und</strong><br />

die politischen Entscheidungsträger/innen<br />

richtet, vermittelt durch die Darstellung<br />

<strong>und</strong> Analyse von Personalbedarfsplanung,<br />

Personaleinsatzplanung <strong>und</strong> Personalbeschaffungsplanung<br />

einen Überblick, ob<br />

<strong>und</strong> wie stationäre Pflegeeinrichtungen<br />

mittels einer gezielten Personalplanung auf<br />

die mehrdimensionalen Herausforderungen<br />

des Pflegemarktes reagieren (können).<br />

Zu jedem Themenfeld wird ferner mit<br />

einem ausführlichen Praxisbeispiel ein personalplanerischer<br />

Aspekt besonders verdeutlicht.<br />


<strong>iso</strong>-News - Neuerscheinungen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

Neuerscheinung!<br />

Matthias Eberling; Volker Hielscher;<br />

Eckart Hildebrandt; Kerstin Jürgens:<br />

Prekäre Balancen<br />

Flexible Arbeitszeiten zwischen betrieblicher<br />

Regulierung <strong>und</strong> individuellen<br />

Ansprüchen<br />

2004, 307 Seiten, kartoniert, 18,90 €<br />

edition sigma, Berlin<br />

ISBN 3-89404-984-7<br />

(Zu beziehen über den Buchhandel oder<br />

über www.verlag@edition-sigma.de)<br />

Die aktuelle Arbeitszeitdiskussion wird von<br />

jenen Akteuren in Wirtschaft <strong>und</strong> Politik<br />

dominiert, die im Interesse der Kostensenkung<br />

eine Verlängerung von Arbeitszeiten<br />

<strong>und</strong> eine stärkere, am Markt orientierte<br />

Flexibilisierung fordern. Die Stimmen, die <strong>für</strong><br />

eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit<br />

<strong>und</strong> eine Erhöhung der Zeitsouveränität<br />

der Beschäftigten plädieren, haben gegenwärtig<br />

wenig Gewicht. Gleichzeitig<br />

haben Fragen der Vereinbarkeit von Arbeit<br />

<strong>und</strong> Leben an Bedeutung gewonnen<br />

- nicht nur als Problem erwerbstätiger Mütter,<br />

sondern als Gegenstand betrieblicher<br />

Personalpolitik insgesamt. Daher rücken<br />

solche Formen der Flexibilisierung ins Zentrum,<br />

die einen Ausgleich verschiedener<br />

Zeitinteressen erlauben, etwa die Einrichtung<br />

von Zeitkonten, die einerseits flexible<br />

Mehrarbeit zulassen, andererseits die Nutzung<br />

angesparter Zeit nach persönlichen<br />

Bedürfnissen ermöglichen, ohne die Arbeitszeit<br />

generell zu verlängern.<br />

Diese Studie gibt Einblicke in die Arbeitszeitgestaltung<br />

von Unternehmen unterschiedlicher<br />

Branchen <strong>und</strong> in das Zeithandeln<br />

der Beschäftigten zwischen betrieblichen<br />

Anforderungen <strong>und</strong> privaten Interessen.<br />

Sie untersucht vor allem die Bedingungen,<br />

die beide betriebliche Seiten <strong>für</strong><br />

eine gelungene Balance von Arbeit <strong>und</strong><br />

Leben entwickeln müssten.<br />

▪<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 69


<strong>iso</strong>-News - Neuerscheinungen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

70<br />

Neuerscheinung!<br />

Josef Reindl; Carola Feller;<br />

Martina Morschhäuser; Achim Huber:<br />

Für immer jung?<br />

Wie Unternehmen des Maschinenbaus<br />

dem demografischen Wandel begegnen<br />

2004, 190 Seiten, Broschur, 39,-- €<br />

VDMA-Verlag, Frankfurt a.M.<br />

ISBN 3-8163-0470-2<br />

(Zu beziehen über den Buchhandel oder<br />

über www.vdma-verlag.de)<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Das Buch dokumentiert Ergebnisse aus der<br />

„Demografie-Initiative“ des BMBF, die gemeinsam<br />

mit Unternehmen im Verbandsbereich<br />

des VDMA erarbeitet wurden.<br />

Über 40 betriebliche Projekte, mit denen<br />

sich Probleme des demografischen Wandels<br />

bearbeiten lassen, wurden initiiert <strong>und</strong><br />

begleitet. Unterschieden nach den Handlungsfeldern<br />

„Berufseintritt“, „Personalentwicklung“,<br />

„Ges<strong>und</strong>heit“, „Berufsaustritt“<br />

sowie „integrierte Handlungsansätze“<br />

schildert das Buch eingehend die Aktivitäten,<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Resultate. Unter dem<br />

Titel „Innerbetriebliche Sensibilisierung“<br />

werden Wege vorgestellt, wie betriebliche<br />

Akteure das Thema in ihren Unternehmen<br />

eingeführt haben.<br />

Die Fallbeschreibungen zeigen betriebliche<br />

Good-Practice, die nicht den Königsweg<br />

zur Bewältigung des demografischen<br />

Wandels vorgeben will, sondern<br />

dazu anleiten soll, die aktuelle Personalpolitik<br />

unter dem Blickwinkel altersstruktureller<br />

Fragestellungen zu betrachten - <strong>und</strong> zu<br />

verändern.<br />


<strong>iso</strong>-News - Neuerscheinungen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

Neuerscheinung!<br />

Daniel Bieber; Heike Jacobsen;<br />

Stefan Naevecke; Christian Schick;<br />

Franz Speer (Hg.):<br />

Innovation der Kooperation<br />

Auf dem Weg zu einem neuen Verhältnis<br />

zwischen Industrie <strong>und</strong> Handel?<br />

2004, 325 Seiten, kartoniert, 19,90 €<br />

edition sigma, Berlin<br />

ISBN 3-89404-514-0<br />

(Zu beziehen über den Buchhandel oder<br />

über www.verlag@edition-sigma.de)<br />

Kooperation ist immer schwierig, sie ist<br />

wahrscheinlich nirgendwo so schwierig wie<br />

zwischen Industrie <strong>und</strong> Handel. Allerdings<br />

beginnen nun auch die Unternehmen der<br />

Konsumgüterwirtschaft von der ausschließlichen<br />

Fokussierung auf die eigenen Abläufe<br />

Abstand zu nehmen <strong>und</strong> stattdessen<br />

komplette Wertschöpfungsketten zu optimieren.<br />

Unter dem Stichwort „Efficient Consumer<br />

Respons“ ist eine Hinwendung zu mehr<br />

Kooperation in dem traditionell angespannten<br />

Verhältnis der Industrie- <strong>und</strong><br />

Handelspartner zu beobachten. Die Idee<br />

von Wertschöpfungspartnerschaften soll<br />

einen Weg aus dem Dilemma „antagonistischer<br />

Kooperation“ <strong>und</strong> des von allen<br />

Beteiligten praktizierten Nullsummenspiels<br />

weisen.<br />

Ausgehend von der Analyse einer in<br />

Forschung <strong>und</strong> Praxis allgemein als Benchmark<br />

geltenden Kooperationsbeziehung<br />

- zwischen den Unternehmen Henkel <strong>und</strong><br />

dm-drogerie markt - werden die Rahmenbedingungen,<br />

die Verläufe <strong>und</strong> die Entwicklungslogiken,<br />

die Probleme <strong>und</strong> die<br />

Lösungsmöglichkeiten von Kooperationen<br />

im schwierigen Umfeld des Lebensmitteleinzelhandels<br />

dargestellt.<br />

Dabei lässt sich eine <strong>für</strong> Organisationstheoretiker<br />

wie Unternehmenspraktiker<br />

überraschende Erkenntnis gewinnen:<br />

Wenn die externe, unternehmensübergreifende<br />

Kooperation eine gewisse Qualität<br />

<strong>und</strong> Stabilität gewonnen hat, dann gerät<br />

die interne Kooperation <strong>und</strong> Kommunikation<br />

erneut ins Blickfeld.<br />

▪<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 71


72<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

<strong>iso</strong>-News - Vorträge / Veranstaltungen<br />

2003<br />

Konferenz „Proage - Die demographische<br />

Herausforderung meistern“,<br />

veranstaltet von der B<strong>und</strong>esvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

25.09.2003 in Berlin<br />

Referentin: Dr. Martina Morschhäuser<br />

Erfolgreich mit älteren Arbeitnehmern.<br />

Strategien <strong>und</strong> Beispiele <strong>für</strong> die<br />

betriebliche Praxis<br />

▪<br />

10. Dortm<strong>und</strong>er Forumgespräch<br />

„Demographischer Wandel - eine<br />

Herausforderung <strong>für</strong> betriebliche<br />

Personalpolitik <strong>und</strong> regionale<br />

Strukturentwicklung, veranstaltet<br />

vom Dortm<strong>und</strong>er Forum Frau <strong>und</strong><br />

Wirtschaft e.V.,<br />

06.11.2003 in Dortm<strong>und</strong><br />

Referentin: Dr. Martina Morschhäuser<br />

Die demographische Entwicklung als<br />

Herausforderung <strong>für</strong> die betriebliche<br />

Personalpolitik<br />

▪<br />

Auftaktkonferenz „Gute Praxis zur<br />

Vermeidung von physischen <strong>und</strong><br />

psychischen Fehlbelastungen“ der<br />

B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz <strong>und</strong><br />

Arbeitsmedizin<br />

07.11.2003 in Berlin<br />

Referent: Volker Hielscher<br />

Reduzierung der Arbeitsbelastung<br />

in der Altenpflege durch<br />

Fehlermanagementsysteme<br />

▪<br />

Ausschuss <strong>für</strong> Soziales, Jugend,<br />

Schule <strong>und</strong> Sport der Stadt<br />

Fellbach: „Pflegeplanung <strong>und</strong><br />

stationäre Versorgung älterer<br />

Menschen in Fellbach“<br />

13.11.2003 in Fellbach<br />

Referentin: Carola Schweizer<br />

Bewertung der Pflegekonzeptionen<br />

zum Neubau einer Pflegeeinrichtung<br />

▪<br />

Symposium des Bayerischen<br />

Staatsministeriums <strong>für</strong> Arbeit <strong>und</strong><br />

Sozialordnung, Familie <strong>und</strong> Frauen:<br />

„Stand <strong>und</strong> Zukunft der Geriatrie in<br />

Bayern 2003“<br />

20.11.2003 in München<br />

Referentin: Carola Schweizer<br />

Potentiale der Mobilen<br />

Geriatrischen Rehabilitation<br />


<strong>iso</strong>-News - Vorträge / Veranstaltungen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

Gerontopsychiatrische Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung. Ein trägerübergreifendes<br />

regionales Qualifizierungsprogramm<br />

<strong>für</strong> Fachkräfte in der<br />

Pflege zum Schwerpunkt Demenz<br />

26.11.2003 im Demenzzentrum<br />

Saarlouis<br />

Referentin: Sabine Kirchen-Peters<br />

Versorgungskette <strong>für</strong> Demenzkranke<br />

▪<br />

2004<br />

Workshop<br />

Smart Label in der Logistik<br />

Auftaktveranstaltung „Mikrowelten -<br />

Zukunftswelten“ des BMBF zum<br />

Rahmenprogramm Mikrosysteme<br />

04./05.02.2004 in Berlin<br />

Moderation: Dr. Daniel Bieber<br />

▪<br />

Personalleiter-Arbeitskreis der<br />

Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Personalführung e.V.<br />

13.02.2004 in Hannover<br />

Referentin: Dr. Martina Morschhäuser<br />

Die demographische Entwicklung <strong>und</strong><br />

ihre Auswirkungen auf das<br />

Personalwesen<br />

▪<br />

Workshop im Auftrag der<br />

Alexander von Humboldt-Stiftung:<br />

“’Amerikanisierung’ industrieller<br />

Personal- <strong>und</strong> Karrierepolitiken?<br />

Manager <strong>und</strong> Professionals im<br />

Generationenwechsel“<br />

17.02.2004 in Saarbrücken<br />

Referent: Hans Günter Grewer<br />

Moderate ‚Amerikanisierungstendenzen’<br />

bei Führungskräften <strong>und</strong> im<br />

Management des Maschinenbaus<br />

Referent: Volker Hielscher<br />

‚Amerikanisierung’ der Personalpolitik<br />

<strong>für</strong> Hochqualifizierte?<br />

Referentin: Dr. Ingrid Matthäi<br />

Human Resource Management <strong>und</strong><br />

Karrierestrategien von Managern in<br />

internationalen Großbetrieben<br />

▪<br />

Konferenz Balance von Arbeit <strong>und</strong><br />

Leben, Wissenschaftszentrum Berlin<br />

<strong>für</strong> <strong>Sozialforschung</strong> (WZB)<br />

18./19.02.2004 in Berlin<br />

Referent: Volker Hielscher<br />

Koordination von Sozialzeit im<br />

Kontext flexibler Arbeitszeiten<br />

▪<br />

Geriatrie-Zentrum „Neuer Hof”<br />

1. Ges<strong>und</strong>heitsforum im ‚Neuen Hof’:<br />

„Verknüpfung von Altenhilfe<br />

<strong>und</strong> Rehabilitation“<br />

20.02.2004 in Bad Lauterberg<br />

Moderation: Carola Schweizer<br />

▪<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 73


<strong>iso</strong>-News - Vorträge / Veranstaltungen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

74<br />

Internationales Symposiumon<br />

Working Time - Conservatoire<br />

National des Arts et Metiers<br />

28.02.2004 in Paris<br />

Referent: Volker Hielscher<br />

Flexi Time is not enough: Context<br />

Conditions for Work-Life-Balance<br />

(http://www.cnam.fr/griot/ComSITT/Hielscher.htm)<br />

▪<br />

Wertschöpfung durch<br />

Dienstleistungen -<br />

Von der Idee zum Erfolg<br />

Veranstalter: Fraunhofer IPT<br />

<strong>und</strong> WZLforum<br />

15./16.03.2004 in Aachen<br />

Referenten: Dr. Daniel Bieber (<strong>iso</strong>)<br />

Franz Speer (Henkel KG a.A.)<br />

Vernetzung von Industrie- <strong>und</strong><br />

Handelsunternehmen – Herausforderungen<br />

<strong>und</strong> Lösungsansätze <strong>für</strong> die<br />

Arbeit in vertikalen Kooperationen<br />

▪<br />

Festakt zur Übergabe der Teilnahmebescheinigungen<br />

<strong>für</strong> die<br />

Absolvent/innen des GerontopsychiatrischenQualifizierungskurses<br />

zum Schwerpunkt Demenz<br />

18.03.2004 im Demenzzentrum<br />

Saarlouis<br />

Referentin: Sabine Kirchen-Peters<br />

Die Gerontopsychiatrische Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung aus Sicht der Teilnehmer/innen.<br />

Ergebnisse der Evaluation<br />

durch das <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong><br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Fachtagung der Freien Universität<br />

Berlin „Ältere Arbeitnehmer im Betrieb<br />

- zwischen Frühverrentung <strong>und</strong><br />

Verlängerung der Lebensarbeitszeit“<br />

19.03.2004 Berlin<br />

Referentin: Dr. Martina Morschhäuser<br />

Demographischer Wandel <strong>und</strong> die<br />

Folgen <strong>für</strong> die Arbeitswelt<br />

▪<br />

Tagung von Altenwerk <strong>und</strong> Altenkultur<br />

e.V. / Arbeitskammer des<br />

Saarlandes: „Alternde Belegschaften<br />

in SaarLorLux - Perspektiven<br />

<strong>für</strong> ältere ArbeitnehmerInnen in<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft“<br />

19.03.2004 in Kirkel/Saar<br />

Referent: Achim Huber<br />

Alternde Belegschaften <strong>und</strong> Innovation.<br />

Betriebliche Anforderungen<br />

angesichts des demographischen<br />

Wandels<br />

▪<br />

Veranstaltung des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziale<br />

Sicherung, Unterabteilung 23<br />

(Pflegeversicherung)<br />

26.03.2004 in Bonn<br />

Präsentation von ausgewählten<br />

Ergebnissen aus dem BMGS Modellprogramm<br />

„Verbesserung der Situation<br />

Pflegebedürftiger“


<strong>iso</strong>-News - Vorträge / Veranstaltungen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

Kurzreferate:<br />

Franz Brandt<br />

Das BMGS-Modellprogramm:<br />

Anschubkraft <strong>und</strong> Garant <strong>für</strong> die<br />

qualitative Entwicklung der<br />

pflegerischen Versorgung<br />

Manfred Geiger<br />

Vernetzung in der Pflege -<br />

Funktionale Erfordernisse <strong>und</strong><br />

hintergründige Problematik<br />

Kerstin Blass<br />

Wohnkonzepte <strong>für</strong> Demenzkranke <strong>und</strong><br />

ihre Auswirkungen auf Bewohner/innen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter/innen -<br />

Ein Forschungsvorhaben<br />

Sabine Kirchen-Peters<br />

Der gerontopsychiatrische Konsiliar<strong>und</strong><br />

Lia<strong>iso</strong>ndienst im Allgemeinkrankenhaus:<br />

Auswirkungen auf<br />

Versorgungsqualität <strong>und</strong> Kosten<br />

Maria Zörkler<br />

Bürgerschaftliches Engagement als<br />

integraler Bestandteil der<br />

Pflegeinfrastruktur<br />

Carola Schweizer<br />

Prävention <strong>und</strong> Rehabilitation: Ansätze<br />

zur Vermeidung <strong>und</strong> Minderung von<br />

Pflegebedürftigkeit<br />

▪<br />

Equal-Workshop „Arbeitsmarktmonitoring<br />

<strong>und</strong> Personalpolitik“<br />

26.03.2004 in Saarlouis<br />

Referent: Hans Günter Grewer<br />

Personalpolitiken <strong>und</strong> Suchstrategien<br />

saarländischer Betriebe - Hindernisse<br />

<strong>und</strong> Ansatzpunkte <strong>für</strong> die Vermittlung<br />

von speziellen Zielgruppen<br />

des Arbeitsmarktes<br />

▪<br />

Workshop: Professionalisierung<br />

durch Weiterbildung in der Logistik<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong><br />

Forschung (BMBF)<br />

30.03.2004 in Bonn-Bad Godesberg<br />

Moderation: Dr. Daniel Bieber<br />

▪<br />

Veranstaltung der Friedrich-Ebert-<br />

Stiftung zum Thema: Schicht-Wechsel:<br />

Hin zur Ich-AG?! Die Zukunft der Arbeit<br />

08.04.2004 in Saarlouis<br />

Referent: Dr. Daniel Bieber<br />

Die Zukunft der Arbeit<br />

▪<br />

Sitzung des Verwaltungsrates des<br />

Unterstützungsvereins der<br />

chemischen Industrie,<br />

23.04.2004 in Bad Münder<br />

Referentin: Dr. Martina Morschhäuser<br />

Ansätze <strong>und</strong> Beispiele alternsgerechter<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Personalpolitik<br />

▪<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 75


<strong>iso</strong>-News - Vorträge / Veranstaltungen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

Kongress des Deutschen Forum<br />

Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

„Gesellschaft mit Zukunft<br />

- Altern als Herausforderung <strong>für</strong><br />

Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong><br />

heitsförderung“<br />

30.04.2004 in Berlin<br />

Referentin: Dr. Martina Morschhäuser<br />

Ges<strong>und</strong> in die Rente? Ansatzpunkte<br />

<strong>und</strong> Beispiele alternsgerechter Arbeits<strong>und</strong><br />

Personalpolitik<br />

76<br />

Moderation: Dr. Daniel Bieber<br />

▪<br />

Veranstaltung der Dienstleistungsgewerkschaft<br />

ver.di/Hessen „Graue<br />

Belegschaften – graue Zukunft“?<br />

10.05.2004 in Frankfurt a.M.<br />

Referentin: Dr. Martina Morschhäuser<br />

Der demographische Wandel -<br />

Herausforderungen <strong>für</strong> Betriebe<br />

<strong>und</strong> Belegschaften<br />

▪<br />

Veranstaltung der Arbeitskammer<br />

des Saarlandes: „Arbeitsmarktmonitoring<br />

<strong>und</strong> Personalsuchstrategien<br />

von saarländischen Unternehmen“<br />

07.06.2004 in Saarbrücken<br />

Referent: Hans Günter Grewer<br />

Aktuelle Personalsuchstrategien von<br />

saarländischen Unternehmen<br />

▪<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

Interne Veranstaltung der<br />

Regionaldirektion der<br />

B<strong>und</strong>esagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

09.06.2004 in Saarbrücken<br />

Referent: Hans Günter Grewer<br />

Rekrutierungs- <strong>und</strong> Einstellungsmuster<br />

saarländischer Unternehmen -<br />

Arbeitsmarktpolitische Ansatzpunkte<br />

<strong>für</strong> die Arbeitsverwaltung<br />

▪<br />

Kongress der TÜV Akademie<br />

Augsburg „Human Ressource<br />

Management <strong>und</strong><br />

demographischer Wandel“<br />

24./25.06.2004 in Augsburg<br />

Referentin: Dr. Martina Morschhäuser<br />

Der demographische Wandel als<br />

Herausforderung <strong>für</strong> die betriebliche<br />

Personalpolitik<br />

▪<br />

Tagung des Ges<strong>und</strong>heitswesens der<br />

Volkswagen AG in Kooperation mit<br />

der B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz<br />

<strong>und</strong> Arbeitsmedizin <strong>und</strong> dem<br />

Projektträger im DLR<br />

02./03.09.2004<br />

Referentin: Dr. Martina Morschhäuser<br />

Personalentwicklung ab 40:<br />

Konzepte <strong>und</strong> Praxisbeispiele<br />


Bieber, Daniel; Heike Jacobsen; Stefan Naevecke;<br />

Christian Schick; Franz Speer (Hg.)<br />

(2004): Innovation der Kooperation. Auf dem<br />

Weg zu einem neuen Verhältnis von Industrie<br />

<strong>und</strong> Handel?, Berlin: edition sigma.<br />

Bieber, Daniel (2004): Einleitung: Innovation<br />

der Kooperation. Auf dem Weg zu einem neuen<br />

Verhältnis zwischen Industrie <strong>und</strong> Handel?,<br />

in: dies. (Hg.): Innovation der Kooperation, Berlin:<br />

edition sigma: 7-22.<br />

Bieber, Daniel; Beatrix Rumpel (2004): Ökonomische<br />

Rahmenbedingungen der Kooperation<br />

zwischen Industrie <strong>und</strong> Handel, in: dies.<br />

(Hg.): Innovation der Kooperation, Berlin: edition<br />

sigma: 29-50.<br />

Bieber, Daniel; Beatrix Rumpel (2004): Zur<br />

Bedeutung interner Strukturen <strong>und</strong> Prozesse <strong>für</strong><br />

die vertikale Kooperation zwischen Industrie<br />

<strong>und</strong> Lebensmitteleinzelhandel, dies. (Hg.): Innovation<br />

<strong>und</strong> Kooperation, Berlin: edition sigma:<br />

85-107.<br />

Eberling, Matthias; Volker Hielscher; Kerstin<br />

Jürgens; Eckart Hildebrandt (2004): Prekäre<br />

Balancen. Flexible Arbeitszeiten zwischen betrieblicher<br />

Regulierung <strong>und</strong> individuellen Ansprüchen.<br />

Berlin: edition sigma.<br />

Grewer, Hans Günter (2004): Einstellungsverhalten<br />

<strong>und</strong> personalpolitische Strategien in<br />

saarländischen Unternehmen <strong>und</strong> Gebietskörperschaften.<br />

Ergebnisse einer Befragung von<br />

Personalverantwortlichen im Jahr 2003, Saarbrücken:<br />

<strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong>.<br />

Huber, Achim; Peter Ochs (2004): Die Vertretung<br />

der schwerbehinderten Menschen im<br />

Betrieb. Handlungsanleitungen <strong>und</strong> Orientierungen<br />

<strong>für</strong> die Praxis, 3. überarb. Aufl., Frankfurt<br />

a.M.: B<strong>und</strong>-Verlag.<br />

Matthäi, Ingrid (2004): Die ‚vergessenen’<br />

Frauen aus der Zuwanderergeneration. Eine<br />

Studie zur Lebenssituation von alleinstehenden<br />

Migrantinnen im Alter, Wiesbaden: VSA Verlag<br />

(i.E.).<br />

<strong>iso</strong>-News – Veröffentlichungen 2004, 2003<br />

Matthäi, Ingrid (2004): Cross-border networking<br />

in the Saar-Lor-Lux-Region? Risks and opportunities<br />

of regional economic policies, in: International<br />

Journal of Technology Management,<br />

Vol. 27, No. 5: 498-512.<br />

Morschhäuser, Martina (2004): Ges<strong>und</strong>heit<br />

im Erwerbsverlauf. Bedeutung <strong>und</strong> Ansatzpunkte<br />

einer alternsgerechten Arbeits- <strong>und</strong> Personalpolitik,<br />

in: Schott, Thomas u.a. (Hg.): Eingliedern<br />

statt Ausmustern - Möglichkeiten <strong>und</strong> Strategien<br />

zur Sicherung der Erwerbstätigkeit älterer<br />

Arbeitnehmer, Weinheim/München: Juventa<br />

Verlag (i.E.).<br />

Reindl, Josef; Carola Feller; Martina Morschhäuser;<br />

Achim, Huber (2004): Für immer jung?<br />

Wie Unternehmen des Maschinenbaus dem<br />

demografischen Wandel begegnen, Frankfurt<br />

a.M: VDMA-Verlag.<br />

Schweizer, Carola; Anne Troester (2004):<br />

Mobile Rehabilitation: Ein Konzept mit dem<br />

gespart werden kann, in: Care konkret Nr. 2: 7.<br />

Schweizer, Carola; Anne Troester (2004):<br />

Mobile Geriatrische Rehabilitation. Ein integraler<br />

Baustein in der Versorgung pflegebedürftiger,<br />

in: Häusliche Pflege Nr. 5: 2-5.<br />

Silvestrini, Stefan (2004): Wirtschaftsstruktur<br />

<strong>und</strong> demographischer Wandel. Beitrag zum<br />

Jahresbericht 2004 der Arbeitskammer des<br />

Saarlandes, Saarbrücken: <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong>.<br />

Zörkler, Maria; Matthias Helfrich (2004): Mit<br />

dem Pflegefokus planen. Ein Verfahren zur Beurteilung<br />

der Pflegewirkung in der Praxis, in: PEP<br />

(Pflegekompetenz Ethik Persönlichkeit) 32(2004)<br />

1: 4-9.<br />

Feldes, Werner; Achim Huber; Hans Dieter<br />

Knöbel (2003): Tipps <strong>für</strong> neu- <strong>und</strong> wiedergewählte<br />

Schwerbehindertenvertretungen. Aufgaben<br />

- Handlungsgr<strong>und</strong>lagen - Durchsetzungsmöglichkeiten<br />

(Hg. Industriegewerkschaft<br />

Metall), Idstein: Meinhardt.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 77


<strong>iso</strong>-News - Veröffentlichungen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

Grewer, Hans Günter; Josef Reindl (2003):<br />

„Allein auf Systemgeschäft <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

zu setzen ist dummes Zeug.“ Der deutsche<br />

Maschinenbau zwischen Sachgut- <strong>und</strong> Dienstleistungsorientierung,<br />

in: Pohlmann, Markus; Dieter<br />

Sauer; Gudrun Trautwein-Kalms; Alexandra<br />

Wagner (Hg.): Dienstleistungsarbeit: Auf dem<br />

Boden der Tatsachen. Bef<strong>und</strong>e aus Handel,<br />

Industrie, Medien <strong>und</strong> IT-Branche, Berlin: edition<br />

sigma: 113-186.<br />

Hielscher, Volker (2003) Warum das Volkswagen-Modell<br />

zum Erfolg werden konnte, in:<br />

Frankfurter R<strong>und</strong>schau vom 01.11.2003: 2.<br />

Hielscher, Volker (2003): Flexible Work and<br />

Work-Life-Balance: Potential or Contradiction?,<br />

in: Bechmann, Gotthard; Bettina-Johanna<br />

Krings; Michael Rader (eds.): Across the divide.<br />

Work, Organization and Social Exclusion in the<br />

European Information Society, Frankfurt a.M.:<br />

edition sigma: 161-71.<br />

Huber, Achim (2003): Reif <strong>für</strong> neue Arbeitswelten,<br />

in: Management & Training 30(2003)10:<br />

12-15.<br />

Kirchen-Peters, Sabine (2003): Lia<strong>iso</strong>nmodell:<br />

Unterstützung durch Profis, in: krankenhausumschau<br />

72(2003)3: 182-184.<br />

Kirchen-Peters, Sabine (2003): Beraten <strong>und</strong><br />

qualifizieren. Ein saarländisches Projekt formuliert<br />

Arbeitshilfen zur besseren Versorgung demenzkranker<br />

Menschen, in: Häusliche Pflege<br />

12(2003)4: 32-35.<br />

Morschhäuser, Martina; Peter Ochs; Achim<br />

Huber (2003): Erfolgreich mit älteren Arbeitnehmern.<br />

Strategien <strong>und</strong> Beispiele <strong>für</strong> die betriebliche<br />

Praxis (Hg. Bertelsmann Stiftung; B<strong>und</strong>esvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände),<br />

Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung.<br />

Morschhäuser, Martina (2003): Alternsgerechte<br />

Gestaltung von Erwerbsverläufen, in:<br />

Peters, Jürgen; Horst Schmitthenner (Hg.): gute<br />

arbeit … Menschengerechte Arbeitsgestaltung<br />

als gewerkschaftliche Zukunftsaufgabe, Hamburg:<br />

VSA Verlag: 140-149.<br />

Morschhäuser, Martina (2003): Integration<br />

von Arbeit <strong>und</strong> Lernen: Strategien zur Förderung<br />

von Beschäftigungsfähigkeit, in: WISO - Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> sozialpolitische Zeitschrift des Insti-<br />

78<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

tuts <strong>für</strong> Sozial- <strong>und</strong> Wirtschaftswissenschaften,<br />

Linz, 26(2003)1: 53-70.<br />

Morschhäuser, Martina (2003): Ges<strong>und</strong> bis<br />

zur Rente? Ansatzpunkte einer alternsgerechten<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Personalpolitik, in: Badura, Bernhard;<br />

Henner Schellschmidt; Christian Vetter<br />

(Hg.): Fehlzeiten-Report 2002. Demographischer<br />

Wandel. Herausforderung <strong>für</strong> die betriebliche<br />

Personal- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitik, Berlin u.a.:<br />

Springer Verlag: 59-71.<br />

Ochs, Peter; Winfried Wotschack; Achim Huber<br />

u.a. (2003): Arbeit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit im Betrieb,<br />

Band 1: „Einführung in das Aufgabenfeld<br />

der Schwerbehindertenvertretung“, 4., überarb.<br />

<strong>und</strong> akt. Aufl., Saarbrücken: <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong>.<br />

Pohlmann, Markus (2003): Die „Desorganisation“<br />

der Tiger. Die neue Phase wirtschaftlicher<br />

Modernisierung in Südkorea <strong>und</strong> Taiwan,<br />

in: Aus Politik <strong>und</strong> Zeitgeschichte B 35-36: 39-46.<br />

Pohlmann, Markus; Dieter Sauer; Gudrun<br />

Trautwein-Kalms; Alexandra Wagner (Hg.)<br />

(2003): Dienstleistungsarbeit: Auf dem Boden<br />

der Tatsachen. Bef<strong>und</strong>e aus Handel, Industrie,<br />

Medien <strong>und</strong> IT-Branche, Berlin: edition sigma.<br />

Pohlmann, Markus; Hans Günter Grewer<br />

(2003): Dienstleistungsarbeit im Zeichen von<br />

Vermarktlichung <strong>und</strong> neuer Leistungsorientierung,<br />

in: Pohlmann, Markus; Dieter Sauer; Gudrun<br />

Trautwein-Kalms; Alexandra Wagner (Hg.):<br />

Dienstleistungsarbeit: Auf dem Boden der Tatsachen.<br />

Bef<strong>und</strong>e aus Handel, Industrie, Medien<br />

<strong>und</strong> IT-Branche, Berlin: edition sigma: 295-305.<br />

Reindl, Josef (2003) Selbsttechnik oder sozial<br />

eingehegte Selbstsorge, in: Kompetenzentwicklung,<br />

Münster: 207-242.<br />

Reindl, Josef (2003): Industrielle Distrikte oder<br />

Branchencluster? Warum das baden-württembergische<br />

Produktionsmodell dem toskanischen<br />

überlegen ist, in: <strong>iso</strong>-Mitteilungen 1, Saarbrücken.<br />

Trunk, Wolfgang; Achim Huber (2003): Die<br />

Mitwirkung in der Werkstatt. Arbeitshilfe <strong>für</strong><br />

Werkstatträte, Saarbrücken: <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong>.


<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 5

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