iso-NEWS - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
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Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck - Personalplanung<br />
ein probates Steuerungsinstrument?<br />
Vorbemerkung<br />
Spätestens seit der Einführung des Pflege-<br />
Versicherungsgesetzes (Pfleg<strong>eV</strong>G) müssen<br />
sich die Anbieter sozialer (Pflege)-Dienstleistungen<br />
mit gravierend veränderten<br />
Rahmenbedingungen auseinandersetzen.<br />
Die Anforderungen an die Qualität der<br />
Pflege, die Be<strong>für</strong>chtungen eines gravierenden<br />
Fachkräftemangels sowie der stetig<br />
wachsende Kostendruck erfordern - vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> komplexer gesetzlicher<br />
Regelungsstrukturen - von den verantwortlichen<br />
Einrichtungs- <strong>und</strong> Pflegedienstleitungen<br />
einen „Organisationsspagat“, der<br />
ihnen eine erhebliche Beweglichkeit abverlangt.<br />
Die Leistungsanbieter sollen sich<br />
auf dem Pflegemarkt einerseits wettbewerbskonform<br />
verhalten, während sie andererseits<br />
den öffentlich-rechtlichen Regulierungen<br />
des Sozialrechts unterworfen<br />
bleiben. 1 Insgesamt sind Pflegeeinrichtungen<br />
heute, vergleichbar mit Unternehmen<br />
aus anderen Branchen, einem enormen<br />
Veränderungs- <strong>und</strong> Anpassungsdruck ausgesetzt.<br />
Angesichts des zentralen Spannungsverhältnisses<br />
von Pflegequalitäts- <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeitsanforderungen,<br />
deren jeweilige<br />
Optimierung durchaus zu Zielkonflikten<br />
führen kann, gewinnt auch in der Pflegebranche<br />
die Personalplanung zunehmend<br />
an Bedeutung. Einerseits ist das (Pflege-<br />
)Personal längst als „der Kostenverursa-<br />
1 Vgl. Igl 2000: 33.<br />
Kerstin Blass<br />
cher“ identifiziert. Andererseits ist das (gut<br />
qualifizierte) Personal der wichtigste Garant<br />
<strong>für</strong> eine hochwertige Pflegequalität.<br />
Verkürzt besteht die Herausforderung <strong>für</strong><br />
eine professionelle Personalplanung darin<br />
auszutarieren, wann ein zu kleiner Personalstamm<br />
die Pflegequalität <strong>und</strong> ein zu<br />
großer Personalstamm die Wirtschaftlichkeit<br />
der Einrichtung gefährdet.<br />
Zielsetzung einer vom <strong>iso</strong>-<strong>Institut</strong> vorgelegten<br />
Studie2 war es, über die Darstellung<br />
<strong>und</strong> Analyse der Personalbedarfs-, Personaleinsatz-<br />
<strong>und</strong> Personalbeschaffungsplanung<br />
einen Überblick darüber zu gewinnen,<br />
ob <strong>und</strong> wie die im Rahmen des<br />
BMGS-Modellprogramms geförderten stationären<br />
Pflegeeinrichtungen auf die<br />
mehrdimensionalen Herausforderungen<br />
des Pflegemarktes reagieren (können).<br />
Bevor im Folgenden entlang der genannten<br />
drei Teilplanungen auf zentrale Ergebnisse<br />
dieser Studie eingegangen wird, kann<br />
vorab festgehalten werden:<br />
2 Die Studie wurde im Rahmen der wissenschaftlichen<br />
Begleitung eines vom B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong><br />
Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung 1991 aufgelegten Modellprogramms<br />
„Verbesserung der Situation der<br />
Pflegebedürftigen“ durchgeführt. Seit dem Regierungswechsel<br />
1998 war das Modellprogramm im<br />
B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit verortet <strong>und</strong><br />
liegt jetzt im Zuständigkeitsbereich des Ministerium<br />
<strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziale Sicherung. Im Folgenden<br />
wird daher vom BMGS-Modellprogramm gesprochen.<br />
Datenbasis waren zehn qualitative Interviews,<br />
die in (durch das Modellprogramm geförderten)<br />
stationären Einrichtungen durchgeführt<br />
wurden. Ergänzt wurde der qualitative Ansatz<br />
durch eine quantitative Erhebung, an der sich 60<br />
stationäre Einrichtungen beteiligt haben. Die Studie<br />
wurde im November 2003 in Saarbrücken veröffentlicht.<br />
Kerstin Blass: Personalplanung in stationären<br />
Altenhilfeeinrichtungen.<br />
<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 39