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iso-NEWS - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV

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Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

(VDMA 2002a:3). 12 Von großer Stabilität ist<br />

auch die Dominanz von Unikat- <strong>und</strong> Kleinserienfertigung<br />

bzw. kleinen Losgrößen, die<br />

sich konstant über 80% (1998: 84%) bewegt<br />

(Nifa-Panel 2000: 167,174).<br />

Damit ist auch das häufig erwähnte<br />

Produktivitätsdilemma benannt, mit dem<br />

der Maschinenbau auf Gr<strong>und</strong> seiner Struktur<br />

konfrontiert ist. Die Stichworte dazu sind:<br />

kleine <strong>und</strong> mittlere Betriebsgrößen <strong>und</strong> ein<br />

schwacher Taylorisierungsgrad der Arbeitsorganisation<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

eines geringen Standardisierungsgrades,<br />

kleinen Losgrößen <strong>und</strong> hoher Komplexität<br />

der Produktionsprozesse; relativ kleine Nischen-<br />

<strong>und</strong> Spezialmärkte mit der Folge<br />

geringerer Skalenerträge; damit verb<strong>und</strong>en<br />

sind i.d.R. überdurchschnittlich hohe<br />

Produktionskosten <strong>und</strong> eine hohe Arbeitsintensität,<br />

aber eine im Vergleich zu anderen<br />

industriellen Branchen niedrigere Kapitalintensität<br />

mit kleinen Renditen. Alle diese<br />

Aspekte führen dazu, dass „einem tief greifenden<br />

Wandel der Betriebsorganisation“<br />

<strong>und</strong> einer massiven Veränderung der betrieblichen<br />

‚terms of trade’ „erhebliche<br />

strukturbedingte Widerstände entgegenstehen“<br />

(ebd.:168).<br />

26<br />

Innovationskraft <strong>und</strong> Marktstärke<br />

Der Maschinenbau hat Großartiges geleistet.<br />

Er ist zwar recht strukturkonservativ,<br />

aber das Gegenteil von einer „gemütlichen<br />

Branche“. Er ist ständig dabei, neue<br />

Technologien in seine Hardware zu integ-<br />

12 Hierzu ist zu bemerken, dass die Fixierung auf die<br />

Kenngröße FuE-Ausgaben im Maschinenbau ein<br />

verzerrtes Bild liefert, weil i.d.R. die Konstruktionsausgaben<br />

nicht mitgerechnet werden. In ihren<br />

Personal- <strong>und</strong> Sachaufwendungen bilden diese<br />

aber vor dem Hintergr<strong>und</strong> der hohen Anteile von<br />

Kleinserien <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enapplikationen den eigentlichen<br />

FuE-Aufwand.<br />

<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />

rieren (Elektronik, Informatik) <strong>und</strong> bahnt<br />

somit technologischen Sprüngen den<br />

Weg. Er ist in seiner Marktbearbeitung eine<br />

der erfolgreichsten Branchen. Anfang der<br />

90er Jahre bereits abgeschrieben, hat er<br />

sich mit eigenen Mitteln aus einer schweren<br />

Krise herausbewegt, ohne mit dem<br />

üblichen betriebswirtschaftlichen Konzept<br />

eines radikalen Beschäftigungsabbaus zu<br />

operieren oder laut um Subventionen<br />

nachzusuchen. Dass diese Praktiken <strong>und</strong><br />

gar eine unterdurchschnittliche Wertschöpfung<br />

wirtschaftlich erfolgreich sein<br />

können, wird bislang viel zu wenig gewürdigt.<br />

Von dem Gesamtumsatz des Verarbeitenden<br />

Gewerbes in Höhe von 1.150<br />

Mrd. € bestreitet der Maschinenbau 2001<br />

knapp 12% (133 Mrd. €; sein Anteil innerhalb<br />

der Industrie liegt bei etwa 20%).<br />

Rangmäßig folgt er damit den Umsätzen<br />

von Fahrzeugbau (204 Mrd. €) <strong>und</strong> Elektrotechnik<br />

(149 Mrd. €). Seine durchschnittliche<br />

jährliche Wertschöpfung pro Beschäftigten<br />

beträgt 147.000 € (VDMA 2002a: 2ff),<br />

wobei höherer Globalisierungsgrad <strong>und</strong><br />

steigende Betriebsgröße mit eindeutigen<br />

Wertverbesserungen verb<strong>und</strong>en sind. Verursacht<br />

durch sein hohes Qualifikationsniveau<br />

<strong>und</strong> die Spezifika seiner Produktionsweise<br />

sind die Personalkosten mit einem<br />

Umsatzanteil von fast 25% höher als in anderen<br />

Industriezweigen (>31% Anteil am<br />

Bruttoproduktionswert vs. 21% bei Fahrzeugbau<br />

<strong>und</strong> Chemischer Industrie) (Nifa-<br />

Panel 2000: 241). In der Exportquote jedoch<br />

gehört er mit dem Fahrzeugbau zur<br />

Spitzengruppe (2001: 67%).<br />

Weil der deutsche Maschinenbau nach<br />

einer auf langfristige Effekte abzielenden<br />

Strategie verfährt <strong>und</strong> von kurzlebigen<br />

Moden nicht viel hält, steht er im internationalen<br />

Vergleich sehr gut da. Er hat mit

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