iso-NEWS - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
iso-NEWS - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
iso-NEWS - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
onaler Kennziffern <strong>und</strong> Industriedaten -<br />
auszuführen. Im Rahmen dieser Ausführungen<br />
kommen wir nicht umhin, im Saarland<br />
<strong>und</strong> anderswo lieb gewonnene struktur<strong>und</strong><br />
wettbewerbspolitische Konzepte zu<br />
hinterfragen, bevor wir dann in den abschließenden<br />
Folgerungen einige gegenläufige<br />
Überlegungen ins Gespräch bringen<br />
wollen, die auf eine Stärkung der industriellen<br />
Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> eine bessere<br />
Positionierung des Saarlandes im interregionalen<br />
Wettbewerb abzielen. 2<br />
22<br />
2. Phänomenologie einer innovativen<br />
Schlüsselbranche<br />
Der Maschinenbau ist keine Glamourbranche.<br />
Er steht eher <strong>für</strong> Tradition <strong>und</strong> Solidität.<br />
Damit <strong>und</strong> mit seinen eigensinnigen mittelständischen<br />
Akteuren mag zusammenhängen,<br />
dass sich die Politik mit ihm<br />
schwer tut <strong>und</strong> seine Leistungen nicht<br />
recht zu würdigen weiß. Wie aus den unzähligen<br />
wirtschaftspolitischen Programmen<br />
<strong>und</strong> Entwürfen in den letzten Jahren<br />
zu entnehmen, setzt sie lieber auf das<br />
Neue - was immer das sein mag. Sie ist<br />
fixiert auf die Förderung der Spitzentechnologie,<br />
zu der nach den gängigen Klassifikationsschemata<br />
(OECD u.a.) 3 der Maschinenbau<br />
nicht zählt. Und weil sie scheinbar<br />
alte Sozialformen der Wirtschaft nicht mehr<br />
schätzt, verortet sie die Zukunft vor allem<br />
im Dienstleistungssektor. Dabei verkennt sie<br />
zum einen die generelle Zurückverwiesenheit<br />
dieses ökonomischen Segmentes auf<br />
2 Zur regionalen Strukturpolitik siehe auch die Beiträge<br />
von Matthäi 2003, Silvestrini 2004 <strong>und</strong> die<br />
ZEW/<strong>iso</strong>-Studie von Spielkamp u.a. 1998.<br />
3 Siehe dazu die ISI-Liste FuE-intensiver Güter nach<br />
SITC III (OECD-Standard ), in: NIW u.a. 1996: 64.<br />
<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />
die industrielle Basis einer Gesellschaft. 4<br />
Dienstleistungen - darauf weist unser Beispiel<br />
gerade im Zusammenhang von<br />
hochqualifizierten Tätigkeiten hin - sind<br />
aber abhängiger vom Komplex materieller<br />
Produktion, als manchen ihrer Protagonisten<br />
lieb sein dürfte. Zum anderen negiert<br />
die Politik oftmals die spezifische Stellung<br />
der deutschen Wirtschaft innerhalb der<br />
internationalen Arbeitsteilung, deren Erfolg<br />
im Wesentlichen in ihrem - von Consultern<br />
häufig als zu hoch beklagten - Industriebesatz<br />
gründet. 5<br />
Obwohl sie bei der Verfolgung ihrer Geschäfte<br />
exakt gegenteilig verfahren, wirken<br />
die Maschinenbauer nach außen eher<br />
unprätentiös <strong>und</strong> im Stillen. Sie machen<br />
nicht viel Aufhebens um ihr Wirken <strong>und</strong><br />
halten sich in der Öffentlichkeit meist zurück.<br />
Darüber wird die ökonomische <strong>und</strong><br />
beschäftigungspolitische Wirkungskraft des<br />
Maschinenbaus teilweise verkannt. Er gehört<br />
mit zu den entscheidenden <strong>und</strong> dynamischen<br />
Branchen der deutschen Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> ist im internationalen Wettbewerb<br />
bestens positioniert. In seiner Bedeutung<br />
<strong>für</strong> die gesamtwirtschaftliche Lage<br />
Deutschlands nimmt er auf Gr<strong>und</strong> seiner<br />
Vielfalt in der Produktpalette, wegen des<br />
4 Darauf insistiert bspw. Schumann, wenn er<br />
schreibt, „dass also die Industrie gerade <strong>für</strong><br />
Deutschland noch <strong>für</strong> lange Zeit als wichtige Ressource<br />
<strong>für</strong> die ökonomischen Chancen <strong>und</strong> <strong>für</strong> die<br />
gesellschaftlichen Perspektiven zentrale Bedeutung<br />
haben <strong>und</strong> einen entsprechenden Machtfaktor<br />
bilden wird“, in: Schumann 2002: 325.<br />
5 Das Ifo-<strong>Institut</strong> spricht hier vom Cluster der metallverarbeitenden<br />
Industrie, das mit seinem Drittelanteil<br />
an der gesamten Industrieproduktion weit über<br />
dem Durchschnitt der meisten Industrieländer<br />
liegt. Darunter fällt die Dominanz des Maschinenbaus<br />
mit einem Fünftel-Anteil an der Industrieproduktion<br />
in Deutschland besonders ins Auge. In<br />
den übrigen Industrieländern liegt sein jeweiliger<br />
Anteil unter 7%. Bestandteile der Clusterbildung<br />
sind außerdem seine hohe intrasektorale Verflechtung<br />
<strong>und</strong> intensive Lieferbeziehungen innerhalb<br />
der Branche, siehe Vieweg u.a. 2001: 42f.