iso-NEWS - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
iso-NEWS - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
iso-NEWS - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kerstin Blass: Pflegeeinrichtungen unter Veränderungsdruck<br />
___________________________________________________________________________________________<br />
eine professionelle Personalbedarfsplanung<br />
die prospektive Ausrichtung der Pflegesätze<br />
anführen. Denn sowohl eine Veränderung<br />
der Bewohnerstruktur als auch<br />
eine Veränderung des Hilfebedarfs einzelner<br />
Pflegebedürftiger im Laufe des Jahres<br />
kann die Größe des notwendigen Personalstamms<br />
verändern. Die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Schwierigkeiten beziehen sich weniger<br />
auf eine eventuelle Personalunterdeckung,<br />
denn nach § 80a Abs. 4 SGB XI<br />
ist die Möglichkeit gegeben, eine Neuverhandlung<br />
der Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsvereinbarungen<br />
zu verlangen. Die Schwierigkeiten<br />
beziehen sich vielmehr auf eine<br />
Personalüberdeckung, die entsteht, wenn<br />
ein/e Bewohner/in der Pflegestufe III verstirbt<br />
<strong>und</strong> ein/e Bewohner/in der Pflegestufe<br />
I einzieht. Zwar wird nicht ein einzelner<br />
Bewohnerwechsel zu Entlassungen führen,<br />
aber trotzdem ist in diesem Fall der Personalstamm<br />
der Einrichtung bereits zu groß<br />
<strong>und</strong> bei einer Häufung solche Veränderungen<br />
in der Pflegestufe muss gegebenenfalls<br />
Personal reduziert werden (können).<br />
Dementsprechend baut eine wachsende<br />
Zahl von Pflegeheimen „Personalpuffer“<br />
in Form von befristeten Arbeitsverträgen<br />
auf, die flexible <strong>und</strong> vor allem<br />
schnelle Reaktionsmöglichkeiten erlauben.<br />
42<br />
Rückgriff auf die Pflegedokumentation?<br />
Vielleicht ließen sich zumindest die genannten<br />
Problematiken der Personalbedarfsmessung<br />
dadurch vereinfachen,<br />
wenn die Pflegedokumentation der Einrichtungen<br />
stärker in den Mittelpunkt gerückt<br />
würde. In diesem Zusammenhang<br />
hat sich über die Befragung zunächst feststellen<br />
lassen, dass ein großer Teil der Mo-<br />
<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004<br />
delleinrichtungen Pflegemessinstrumente<br />
zum Einsatz bringen. Es werden auf diesem<br />
Wege viele (bewohnerbezogene) Daten<br />
erhoben <strong>und</strong> gesammelt, die Bestandteil<br />
einer umfassenden Pflegedokumentation<br />
sind. Die Pflegedokumentation gibt in der<br />
Regel Auskunft über die Pflegeanamnese<br />
<strong>und</strong> die Pflegeplanung, sie enthält den<br />
Pflegebericht <strong>und</strong> weist die durchgeführten<br />
Pflegeleistungen sowie den Einsatz von<br />
Pflegehilfsmitteln nach. Sie stellt daher im<br />
Rahmen der Qualitätskontrolle durch den<br />
Medizinischen Dienst der Krankenkassen<br />
(MDK) oder die Heimaufsicht das zentrale<br />
Element <strong>für</strong> den Nachweis der erbrachten<br />
Pflegequalität dar. Allerdings können die in<br />
der Regel sehr umfassenden <strong>und</strong> großen<br />
Datenmengen der Pflegedokumentation<br />
nicht <strong>für</strong> die Personalbedarfsmessung genutzt<br />
werden, da insbesondere beim<br />
Nachweis der Pflegeintervention keine<br />
(Arbeits-)Zeitwerte hinterlegt sind. Diese<br />
Zeitwerte sind aber notwendig, um erbrachte<br />
(Pflege-)Leistungen in Relation zu<br />
der durchschnittlichen Nettoarbeitszeit<br />
einer Pflegekraft bzw. Hilfskraft zu stellen<br />
<strong>und</strong> um über den Abgleich dieser Werte<br />
das <strong>für</strong> die Erbringung der Leistungen erforderliche<br />
Personal zu ermitteln.<br />
Würde diese Lücke geschlossen, würde<br />
also eine Verknüpfung der Daten aus der<br />
Pflegedokumentation mit gemeinsam verabredeten<br />
(Arbeitszeit-) Anteilen gelingen,<br />
dann könnten folgende Vorteile nutzbar<br />
gemacht werden:<br />
• Das Personal der Pflegeeinrichtungen<br />
müsste nicht weitere zeitaufwendige<br />
<strong>und</strong> kostspielige Verfahren erlernen <strong>und</strong><br />
einsetzen, um über die Abbildung des<br />
Hilfebedarfs der Pflegebedürftigen den<br />
Personalbedarf zu kalkulieren, sondern<br />
die Verantwortlichen können auf die