iso-NEWS - Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft eV
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Hans Günter Grewer: Vom Nutzen der ‚old economy’ <strong>für</strong> die Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />
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stern macht Sinn, weil die alte Montanstruktur<br />
in vielerlei Hinsicht anschlussfähig ist<br />
<strong>für</strong> die Bedarfe des neuen Clusters. Es<br />
braucht in den mittleren <strong>und</strong> höheren<br />
Qualifikationen ausgebildete Fachkräfte,<br />
die metall-, industrie- <strong>und</strong> schichterfahren<br />
sind. Auf Gr<strong>und</strong> von Ansiedlungs-, Ausdifferenzierungs-<br />
<strong>und</strong> Qualifizierungsprozessen<br />
ist eine vielfältige Struktur aus Herstellern,<br />
Lieferanten, Sublieferanten, Fabrikausrüstern<br />
<strong>und</strong> Produktionsdienstleistern entstanden.<br />
In deren Umfeld finden sich hochinnovative<br />
Firmen des Sondermaschinen<strong>und</strong><br />
Werkzeugbaus, der Automations- <strong>und</strong><br />
Prüftechnik sowie Consulting- <strong>und</strong> Engineeringdienstleister,<br />
die von der Entwicklung<br />
des Clusters profitieren. Durch Weiterentwicklung<br />
<strong>und</strong> gezielten Ausbau dieser industriellen<br />
Kernsegmente <strong>und</strong> eine entsprechende<br />
öffentliche Positionierung<br />
kann die Region an wirtschaftlicher Ausstrahlung<br />
gewinnen <strong>und</strong> einem ansonsten<br />
drohenden ‚brain drain’ von Hochqualifizierten<br />
entgegenwirken. Z.B. indem man<br />
besondere Anreize <strong>für</strong> Zentral-, Steuerungs<strong>und</strong><br />
FuE-Funktionen bietet <strong>und</strong> indem man<br />
beste Bedingungen <strong>für</strong> die naturwissenschaftlich-technische<br />
<strong>und</strong> kulturelle Aus-,<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung auf allen Qualifikationsebenen<br />
schafft. Das Gr<strong>und</strong>potential<br />
im Arbeitsvermögen ist vorhanden:<br />
Warum wohl haben die baden-württembergischen<br />
Unternehmen im Saarland<br />
ihre Transplants, oder warum pflegen sie<br />
mit der Region derart dichte Zuliefer- <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>enbeziehungen?<br />
Höherer Industriebesatz als<br />
Differenzierungsmerkmal<br />
Ein hoher Industriebesatz ist per se kein<br />
Nachteil. Dies unterstreichen die desaströ-<br />
sen Folgen der Deindustrialisierungspolitik in<br />
den östlichen B<strong>und</strong>esländern. Im Gegenteil,<br />
ein höherer Industriebesatz kann heutzutage<br />
zu einem Vorteil im interregionalen<br />
Wettbewerb werden, wenn es die Interdependenzen<br />
zwischen Produktions- <strong>und</strong><br />
Dienstleistungstätigkeiten sinnvoll nutzt <strong>und</strong><br />
weiter entwickelt. Unserem Eindruck nach<br />
haben die in den letzten drei Jahren verbesserten<br />
Kennzahlen des Saarlandes in<br />
hohem Maße mit seinem Industriebesatz<br />
<strong>und</strong> weniger mit dem zu tun, was landläufig<br />
immer wieder propagiert wird - seien es<br />
der generelle Dienstleistungsausbau oder<br />
die Entwicklung der Hochtechnologiebereiche.<br />
Auch im innerdeutschen Vergleich<br />
fällt auf, dass die B<strong>und</strong>esländer mit dem<br />
höchsten Industriebesatz in mehrfacher<br />
Hinsicht besser die Konjunkturkrise bestanden<br />
haben als andere. Das Saarland gehört<br />
zur Minorität der B<strong>und</strong>esländer mit<br />
überdurchschnittlichem Industriebesatz.<br />
Tabelle: Industriebesatz 2002 15<br />
B<strong>und</strong>/Länder Industriebesatz<br />
B<strong>und</strong> 73,9<br />
Alte B<strong>und</strong>esländer 87,0<br />
Saarland 97,0<br />
Bayern 95,8<br />
Baden-Württemberg 116,0<br />
Die Bruttowertschöpfung des Verarbeitenden<br />
Gewerbes in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
hält seit zehn Jahren trotz Beschäftigungsverlusten<br />
ihre leicht ansteigende Tendenz.<br />
Dessen Anteil am wirtschaftlichen Gesamtergebnis<br />
liegt b<strong>und</strong>esweit im Jahre<br />
2002 bei 21,2% (Saarland 21,3; Bayern 23,1;<br />
15 Quelle: Bayerisches Staatsministerium <strong>für</strong> Wirtschaft,<br />
Infrastruktur, Verkehr <strong>und</strong> Technologie 2003<br />
<strong>und</strong> eigene Berechnungen.<br />
<strong>iso</strong>-Mitteilungen Nr. 3/August 2004 31