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Marzahn-Hellersdorf komplett - hertel-media.de

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100 Jahre alt:<br />

Vom Gutsbesitzer bis zum Künstler – fünf<br />

Gene rationen auf <strong>de</strong>m Kaulsdorfer Friedhof<br />

Historischer Kirchhof<br />

existiert nicht mehr<br />

Über Jahrhun<strong>de</strong>rte hat man die<br />

Toten auf <strong>de</strong>m alten Kirchhof beigesetzt.<br />

Doch an seine Existenz auf<br />

<strong>de</strong>m Kaulsdorfer Anger erinnert<br />

heute nichts mehr; er wur<strong>de</strong> 1929<br />

eingeebnet. Nur vier Toten kronenbretter<br />

aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

– zu bestaunen im Turmmuseum<br />

<strong>de</strong>r Dorfkirche – sind Sachzeugen<br />

jener Zeit. Auch <strong>de</strong>n 1866 eröffneten<br />

zweiten Friedhof gibt es nicht<br />

mehr. Er wur<strong>de</strong> nach Schließung<br />

<strong>de</strong>s Kirchhofs auf einem 2.500 m 2<br />

großen Areal an <strong>de</strong>r heutigen<br />

Brodauer Straße angelegt und<br />

1921 geschlossen. Heute befin<strong>de</strong>n<br />

sich auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> eine Grünanlage<br />

und eine Ge<strong>de</strong>nkstätte zu<br />

Ehren <strong>de</strong>r in Kaulsdorf gefallenen<br />

und zeitweise hier bestatteten sowjetischen<br />

Soldaten.<br />

Der heutige, dritte Friedhof <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Dorfstraße gehört<br />

zu <strong>de</strong>n eher kleineren, aber<br />

sehr schönen Anlagen im Bezirk.<br />

Durch seine terrassenförmige Gestaltung,<br />

die das hügelige Terrain<br />

Bereits 1903 erwarb die Gemein<strong>de</strong> die freie; etwa 1,9 ha große Parzelle am Nor<strong>de</strong>n<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dorfes.<br />

Es war abzusehen, dass die Kapazität <strong>de</strong>s <strong>de</strong>s alten Friedhofs in wenigen Jahren erschöpft sein wür<strong>de</strong>.<br />

Betrug die Einwohnerzahl im Jahre 1905 noch 1.239, so so war sie fünf Jahre später bereits auf<br />

2.381 angestiegen. Auf Auf <strong>de</strong>m alten Kirchhof gab es es schon Mitte <strong>de</strong>s 19. 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts Jahrhun<strong>de</strong>rts keinen Platz<br />

mehr für die die wachsen<strong>de</strong> wachsen<strong>de</strong> Zahl <strong>de</strong>r Verstorbenen, und auch <strong>de</strong>r 1866 eingeweihte neue Friedhof an<br />

<strong>de</strong>r heutigen heutigen Brodauer Straße reichte bereits wenige Jahrzehnte nach seiner Eröffnung Eröffnung nicht mehr<br />

aus. So So wur<strong>de</strong> schließlich ein dritter Friedhof an <strong>de</strong>r Dorfstraße angelegt. Am Am 19. August August 1911 fand<br />

hier die erste erste Bestattung statt.<br />

zwischen Barnimer Höhenzug und<br />

Wuhletal geschickt nutzt, ist er<br />

auch ein gärtnerisches Kleinod. So<br />

bietet sich von einigen Stellen ein<br />

weiter Blick über das Wuhletal<br />

hinüber zur Biesdorfer Höhe.<br />

Bereits in <strong>de</strong>n 1950er-Jahren wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Friedhof nach zwei Seiten<br />

auf seine heutige Größe von 2,5 ha<br />

erweitert. Die Erneuerung <strong>de</strong>r<br />

Was serleitungen und Wege Mitte<br />

<strong>de</strong>r 1990er-Jahre, ein neues Friedhofsgebäu<strong>de</strong><br />

und die Nähe <strong>de</strong>s S-<br />

und U-Bahnhofes Wuhletal machen<br />

<strong>de</strong>n Besuch in diesem Biotop<br />

noch angenehmer.<br />

Fünf Kaulsdorfer Generationen,<br />

darunter Gutsbesitzer, Soldaten<br />

und Künstler, sind hier zur letzten<br />

Ruhe gebettet. Zu <strong>de</strong>n ältesten erhaltenen<br />

Gräbern gehört u.a. das<br />

dreiteilige Familiengrab Grunow/<br />

Bausdorf/Mattert. Albert Bausdorf<br />

war von 1899 bis 1913 Gemein<strong>de</strong>vorsteher<br />

und bis 1929 Gemein<strong>de</strong>vertreter.<br />

Die Tochter Gertrud hatte<br />

<strong>de</strong>n Landwirt Karl Grunow und<br />

die Tochter Frieda <strong>de</strong>n Lehrer und<br />

späteren Direktor <strong>de</strong>r Schule<br />

Adolfstraße Paul Mattert geheira-<br />

tet. Auch die Grabstätte <strong>de</strong>r Familie<br />

Unterlauf ist noch gut erhalten.<br />

Bei einem Spaziergang zwischen<br />

<strong>de</strong>n Grabsteinen ent<strong>de</strong>ckt man<br />

weitere Namen von Personen, die<br />

Kaulsdorf zu Lebzeiten geprägt<br />

haben. So ruht hier <strong>de</strong>r 1921 verstorbene<br />

Reinhold Nean<strong>de</strong>r. Er war<br />

Kaufmann und Restaurantbesitzer<br />

aus <strong>de</strong>r Frankfurter Straße. Auch<br />

<strong>de</strong>r Kaulsdorfer Bildhauer und<br />

Metallgießer Hans Füssel, <strong>de</strong>r ehemalige<br />

Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 1991 gegrün<strong>de</strong>ten<br />

Heimatvereins <strong>Hellersdorf</strong>,<br />

Kaulsdorf, Mahlsdorf e.V.<br />

Friedrich Wilhelm Bretschnei<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>r Kirchenarchivrat Max-Ottokar<br />

Kunzendorf, <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Spirituosenfabrik<br />

Sergei Schilkin o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r 2007 verstorbene Zeichner und<br />

Karikaturist Willy Moese sind hier<br />

bestattet.<br />

Aber auch viele Menschen, die<br />

während <strong>de</strong>r Kampfhandlungen<br />

im April 1945 starben, fan<strong>de</strong>n hier<br />

ihre letzte Ruhe. Acht Gräber von<br />

Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft<br />

und ein kleiner Hain,<br />

angelegt als Ort <strong>de</strong>r Besinnung,<br />

sollen Mahnung und Erinnerung<br />

für nachfolgen<strong>de</strong> Generationen<br />

sein.<br />

<strong>Marzahn</strong>-<strong>Hellersdorf</strong> 2012/2013 21<br />

Foto: Bezirksamt <strong>Marzahn</strong>-<strong>Hellersdorf</strong>

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