Marzahn-Hellersdorf komplett - hertel-media.de
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lich zwischen die Fronten zweier<br />
totalitärer Sys teme. Ag gressionen<br />
und Verhaf tungen angeblicher<br />
Spione nahmen zu.<br />
Stalin stellte alle Deutschen unter<br />
<strong>de</strong>n Generalverdacht <strong>de</strong>r Kollaboration<br />
mit <strong>de</strong>m Feind und ließ<br />
etwa 900.000 von ihnen aus <strong>de</strong>m<br />
europäischen Teil <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s nach<br />
Sibirien, Kasachstan und Mittelasien<br />
in Son<strong>de</strong>rsiedlungen verschleppen.<br />
Die verbliebenen Männer,<br />
später auch die Frauen, wur<strong>de</strong>n<br />
in die so genannte Arbeitsarmee<br />
eingezogen, wo sie in Lagern<br />
schwere körperliche Arbeiten, u.a.<br />
beim Holzfällen, in <strong>de</strong>n Kohlegruben<br />
und beim Eisenbahnbau,<br />
verrichten mussten. Auch die<br />
<strong>de</strong>utschstämmigen Soldaten, die<br />
zu Kriegsbeginn in <strong>de</strong>r Roten<br />
Armee gekämpft hatten, wur<strong>de</strong>n<br />
in Bau-Bataillone und Arbeitskolonnen<br />
zur Zwangsarbeit eingeteilt.<br />
Viele kamen dabei um. Alle<br />
<strong>de</strong>utschen Schulen, Museen, Bibliotheken<br />
und Zeitungen wur<strong>de</strong>n<br />
geschlossen.<br />
Der Wunsch nach Ausreise<br />
Auch nach <strong>de</strong>m Krieg hatte sich<br />
die Situation <strong>de</strong>r Russland <strong>de</strong>utschen<br />
nicht groß geän<strong>de</strong>rt. Erst<br />
1955, nach Stalins Tod, wur<strong>de</strong> die<br />
Kommandantur (Regime <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rsiedlungen)<br />
abgeschafft, aber<br />
das Verbot, in die früheren<br />
Wohnorte zurückzukehren, blieb.<br />
Und es hat noch einmal gut zehn<br />
Jahre gedauert, bis die sowjetische<br />
Führung 1964 offiziell <strong>de</strong>n Pauschalvorwurf<br />
<strong>de</strong>r Kollaboration<br />
mit <strong>de</strong>m Feind fallen ließ. Doch die<br />
Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>r ehemals<br />
autonomen Gebiete blieb <strong>de</strong>n<br />
Russland<strong>de</strong>utschen weiter versagt.<br />
Infolge <strong>de</strong>r enormen Bevölkerungsverschiebungen<br />
in <strong>de</strong>n vorangegangenen<br />
Jahrzehnten hatte<br />
sich die soziale Struktur <strong>de</strong>r<br />
Russland<strong>de</strong>utschen stark verän<strong>de</strong>rt,<br />
ihre nationale und kulturelle<br />
I<strong>de</strong>ntität ging verloren; das Leben<br />
war durch ein hohes Maß an<br />
Anpassung geprägt.<br />
Im Zuge <strong>de</strong>r neuen Ostpolitik <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung ab 1970 wur<strong>de</strong><br />
es für Russland<strong>de</strong>utsche leichter,<br />
die Sowjetunion zu verlassen. Eine<br />
weitere Verbesserung war <strong>de</strong>r<br />
Erlass <strong>de</strong>s Obersten Sowjets, wesentliche<br />
Einschränkungen in <strong>de</strong>r<br />
Wahl <strong>de</strong>s Wohnortes aufzuheben.<br />
2. Abt. <strong>de</strong>s Lagers Schiroklag <strong>de</strong>s<br />
Sicherheitsdienstes NKWD, Nordural 1943<br />
Perestroika und Glasnost ab 1985<br />
brachten ebenfalls positive Verän<strong>de</strong>rungen.<br />
1986 wur<strong>de</strong>n die<br />
Ausreisebestimmungen liberalisiert.<br />
In <strong>de</strong>n Jahren 1986 bis 1988<br />
reisten über 160.000 Personen aus,<br />
1990/91 waren es 147.000 und<br />
Spaloreska (Gattersäge), Arbeiter beim Anfertigen<br />
von Eisenbahnschwellen, Nordural 1943<br />
von 1992 bis 1995 jährlich bis zu<br />
200.000.<br />
Die Ausstellung „Das gebrochene<br />
Schweigen“ entstand aus <strong>de</strong>r<br />
gleichnamigen Wan<strong>de</strong>rausstellung<br />
<strong>de</strong>s Vereins Lyra e.V. und vermittelt<br />
nicht nur interessante Fakten<br />
zur Geschichte, sie zeigt auch, wie<br />
die Einwan<strong>de</strong>rer in Berlin „angekommen“<br />
sind und welche Probleme<br />
es gab. Vorgestellt wer<strong>de</strong>n<br />
z.B. Biografien russland<strong>de</strong>utscher<br />
Unternehmen aus <strong>Marzahn</strong>-<strong>Hellersdorf</strong>,<br />
die erfolgreich <strong>de</strong>n<br />
Sprung in die Selbstständigkeit<br />
geschafft haben.<br />
Ausstellung<br />
„Das gebrochene Schweigen“<br />
Rathaus <strong>Marzahn</strong><br />
Helene-Weigel-Platz 8, 12681 Berlin<br />
Anmeldung Raum 1050/51<br />
Geöffnet Do 13–17 Uhr<br />
Berliner Museum zur Geschichte <strong>de</strong>r<br />
Deutschen aus Russland e.V.:<br />
Telefon 0176-35 49 06 64<br />
Lyra e.V.:<br />
Telefon 55 39 73 24, 54 98 75 88<br />
Schwäbisches Wohnhaus,<br />
Helenendorf, Kaukasus, 19. Jh.<br />
<strong>Marzahn</strong>-<strong>Hellersdorf</strong> 2012/2013 23