Marzahn-Hellersdorf komplett - hertel-media.de
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Schlossansicht Ost von 1910;<br />
Foto: Verein Stiftung Ost-<br />
West-Begegnungs stätte<br />
Schloss Biesdorf e.V./<br />
Forschungsstelle<br />
Baugeschichte Berlin<br />
Möglich wird dies durch<br />
<strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>r aufbau <strong>de</strong>s in<br />
<strong>de</strong>n letzten Kriegstagen<br />
zerstörten Oberge schos-<br />
ses. Pläne dafür existierten<br />
bereits seit <strong>de</strong>n 1950er-<br />
Jahren. Seit 2001 engagierte<br />
sich <strong>de</strong>r Verein Stiftung<br />
Ost-West-Begegnungs stätte<br />
Schloss Biesdorf e.V. für<br />
<strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>s ziemlich<br />
stark verfallenen Ge-<br />
bäu<strong>de</strong>s und warb För <strong>de</strong>r- <strong>de</strong>r-<br />
mittel und Spen<strong>de</strong>n ein.<br />
Der Portikus, die Fassa<strong>de</strong> und die Turmspitze<br />
wur<strong>de</strong>n damit unter seiner Regie bis zum Jahr<br />
2007 <strong>de</strong>nkmalgerecht saniert. Mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e und<br />
<strong>de</strong>m Plan für eine Dauerausstellung von Kunst<br />
aus <strong>de</strong>r DDR konnte ein anspruchsvolles<br />
Siemens in Biesdorf<br />
Prominentester Besitzer von Schloss Biesdorf war<br />
die Familie Siemens. Werner von Siemens erwarb<br />
1887 das Anwesen und übertrug es zwei Jahre<br />
später seinem Sohn Wilhelm. Die Familie Wilhelm<br />
von Siemens lebte von 1888 bis 1919 in Biesdorf.<br />
Überlieferungen besagen, dass Wilhelm von<br />
Siemens auf <strong>de</strong>m Schlossturm mit drahtloser<br />
Telegrafie experimentiert haben soll. Anfang <strong>de</strong>s<br />
20. Jahrhun<strong>de</strong>rts stan<strong>de</strong>n Biesdorf und die Familie<br />
Siemens aber auch durch eine technische<br />
Meisterleistung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Luftschifffahrt<br />
im Blickpunkt <strong>de</strong>r Öffentlichkeit. 1909 wur<strong>de</strong> auf<br />
einer Freifläche von Biesenhorst in Biesdorf-Süd die<br />
erste drehbare Luftschiffhalle <strong>de</strong>r Welt in Betrieb<br />
genommen. Das Gelän<strong>de</strong> gehörte zum Rittergut<br />
Biesdorf und war im Besitz <strong>de</strong>r Familie Siemens.<br />
Wilhelm von Siemens engagierte für dieses<br />
Vorhaben hervorragen<strong>de</strong> Inge nieure, Konstrukteure<br />
und Bau meister. Im Januar 1911 fand die erste<br />
Probefahrt mit einem von Siemens & Schuckert<br />
entwickelten Luftfahrtschiff statt. Das Militär entschied<br />
sich jedoch für die inzwischen verbesserten<br />
Zeppelin-Luftfahrtschiffe; die Halle musste <strong>de</strong>shalb<br />
später wie<strong>de</strong>r abgerissen wer<strong>de</strong>n.<br />
Konzept für die lang- langfristige<br />
Nutzung <strong>de</strong>s Schlosses entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das war Grundlage und Voraussetzung für<br />
die Gewährung finanzieller Mittel aus <strong>de</strong>r<br />
Lotto-Stiftung und <strong>de</strong>m Europäischen Kulturfonds.<br />
Auch das Bezirksamt <strong>Marzahn</strong>-<br />
<strong>Hellersdorf</strong>, das zugleich Bauherr ist, stellt<br />
Mittel für die Baumaßnahmen bereit.<br />
In <strong>de</strong>r künftigen Galerie „Bil<strong>de</strong>r streit“ wer<strong>de</strong>n<br />
auf rund 1.500 Quadratmeter<br />
Fläche Gemäl<strong>de</strong>,<br />
Gra fiken, Plastiken und<br />
an<strong>de</strong>re Kunst werke gezeigt.<br />
Neben <strong>de</strong>m großen<br />
Saal im Obergeschoss wird<br />
es mehrere kleine Räume<br />
für die Dauerausstellung<br />
und wechseln<strong>de</strong> Schauen<br />
geben. Die Exponate<br />
stam men aus <strong>de</strong>r so genannten<br />
Auftragskunst<br />
<strong>de</strong>r DDR von Par teien,<br />
Mas senorganisationen<br />
o<strong>de</strong>r Volkseigenen Betrieben<br />
und sind jetzt im<br />
Besitz <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r Berlin,<br />
Bran<strong>de</strong>nburg und Mecklenburg-Vor<br />
pommern. Gegenwärtig lagern die<br />
rund 23.000 Werke im Kunst archiv <strong>de</strong>r Burg<br />
Beeskow. Die hat jedoch nicht genügend<br />
Ausstel lungsflächen und freut sich sehr über<br />
ein „Schaufenster in Berlin“. Ent sprechend <strong>de</strong>m<br />
Titel „Bil<strong>de</strong>r streit“ wer<strong>de</strong>n auch Diskussionen<br />
die Ausstellung begleiten.<br />
Ebenso fin<strong>de</strong>n<br />
weiterhin Konzerte,<br />
Vor träge und an <strong>de</strong>re<br />
Veran staltun gen statt.<br />
Die Bauarbeiten sollen<br />
En<strong>de</strong> 2012 beginnen.<br />
Wäh rend das Ober-<br />
und Dach ge schoss im<br />
Inne ren frei für die<br />
Galeriefunktion gestaltet<br />
wer<strong>de</strong>n kann,<br />
soll im Erdgeschoss die<br />
historische Raum anordnung<br />
beibehalten<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Von <strong>de</strong>r spätklassizistischen<br />
Turmvilla zum Kulturtempel<br />
Die ehemalige Siemens-Villa wur<strong>de</strong><br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges durch<br />
Brandstiftung <strong>de</strong>r Nazis zerstört<br />
und danach nur in Teilen wie<strong>de</strong>rhergestellt.<br />
Erbaut wur<strong>de</strong> sie im<br />
Auftrag <strong>de</strong>s Gutsbesitzers Hans<br />
Hermann Freiherr von Rüxleben<br />
im Jahre 1868. Die Pläne stammen<br />
von Heino Schmie<strong>de</strong>n<br />
(1835-1913), <strong>de</strong>r viele Jahre mit<br />
Martin Gropius in einer Architekten-Sozietät<br />
zusammen arbeitete.<br />
Gleichzeitig mit <strong>de</strong>m<br />
Schloss wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zunächst vier Hektar große<br />
Park angelegt. 1887 erwarb Werner von<br />
Siemens das gesamte Gut und übertrug es zwei<br />
Jahre später seinem Sohn Wilhelm. Das Schloss<br />
wur<strong>de</strong> saniert und zahlreiche bauliche<br />
Verän<strong>de</strong>rungen vorgenommen. Ab 1891 ließ<br />
Wil helm von Siemens auch <strong>de</strong>n Park auf seine<br />
heutige Größe von 14 ha er weitern und ihn vom<br />
Berliner Stadtgartendirektor Albert Bro <strong>de</strong>r sen<br />
im englischen Stil gestalten.<br />
1927 ging das Gut samt Park und Schloss in <strong>de</strong>n<br />
Besitz <strong>de</strong>r Stadt Berlin über, die es für verschie<strong>de</strong>ne<br />
kommunale Zwecke nutzte. Die jeweiligen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen führten dazu, dass sich <strong>de</strong>r<br />
bauliche Zu stand <strong>de</strong>s Hauses mehr und mehr<br />
verschlechterte. Auch <strong>de</strong>r Krieg hinterließ<br />
schwere Schä<strong>de</strong>n am Schloss,<br />
die lei<strong>de</strong>r nur notdürftig repariert<br />
wur<strong>de</strong>n. Als Kultur zentrum<br />
mit vielfältiger Nutzung (Dorfklub,<br />
Volkskunst, Bildhauerwerk<br />
statt, Ferienspiele bis zur<br />
Rasse hun <strong>de</strong>ausstellung) war<br />
das Areal über Jahrzehnte bekannt.<br />
Erst mit <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong><br />
schlief vieles ein, bis die öffentliche<br />
Nutzung durch <strong>de</strong>n Verein<br />
Ball e.V. wie<strong>de</strong>rbelebt wur<strong>de</strong>.<br />
Der Schlosspark ist seit Anfang<br />
<strong>de</strong>r 1990er-Jahre <strong>de</strong>nkmalgerecht<br />
saniert; die Instandsetzung<br />
und Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>s<br />
Schlosses begann 2001.<br />
<strong>Marzahn</strong>-<strong>Hellersdorf</strong> 2012/2013 25