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18 Mach´s einfach anders<br />
Langer Lebenslauf ist gegen Trend<br />
Diät für die Vita<br />
Seit rund zehn Jahren werden Lebensläufe ständig länger und komplexer. Doch die wachsende Informationsmenge in einer<br />
Vita verkauft Ihre Bewerbung nicht besser, sondern führt zum Informations-Overkill. Kürze und gekonntes Weglassen sorgen<br />
dagegen für eine schlanke und erfolgreiche Bewerbung: Karriereberaterin und Autorin Svenja Hofert sagt, wie es geht.<br />
Von SVENJA HOFERT<br />
Der Wunsch, eine perfekte Bewerbung<br />
zu verfassen führt nicht<br />
selten zu einem aufgeblähten Mappen-<br />
Monstrum. Fünf, sieben, ja zehn Unterpunkte<br />
umfasst manch Tätigkeitsbeschreibung<br />
im Lebenslauf. Und<br />
selbst Absolventen schreiben schon<br />
dreiseitige Viten, in denen vierwöchige<br />
Praktika halbe Seiten füllen. So<br />
viel Information schafft mehr Verwirrung<br />
als Klarheit. Mit der Folge, dass<br />
der Entscheider – sei er von der Personal-<br />
oder von der Fachabteilung –<br />
die wirklich relevanten <strong>Informationen</strong><br />
nicht erkennt.<br />
Rudern <strong>Sie</strong> gegen den Trend. Reduzieren<br />
<strong>Sie</strong> Ihre Angaben etwa auf Tätigkeit<br />
oder Verantwortungsbereich.<br />
Fragen <strong>Sie</strong> sich dabei, welche Sprache<br />
Ihr Leser versteht und bei welcher Beschreibung<br />
er zufrieden „das passt“<br />
sagt und „einladen“ auf die Bewerbung<br />
schreibt. Das bedeutet, einige Ratschläge<br />
für die perfekte Bewerbung ad<br />
acta zu legen. So schaffen <strong>Sie</strong> die Basis<br />
für Ihren Bewerbungserfolg: Zeigen<br />
<strong>Sie</strong> dem Personaler den Wald zwischen<br />
Ihren Bäumen – reduzieren <strong>Sie</strong> <strong>Informationen</strong><br />
auf das Wesentliche.<br />
Nutzen <strong>Sie</strong> das Streichen und Kürzen,<br />
um auch die eigene Wortwahl zu<br />
prüfen. Viele Bewerber schreiben den<br />
Jobtitel aus dem Zeugnis in den Lebenslauf.<br />
<strong>Sie</strong> vergessen dabei, dass<br />
immer weniger Menschen als „Finanzbuchhalter“<br />
oder „Bäcker“ arbeiten.<br />
Stattdessen nehmen firmenspezifische<br />
Aufgaben und Funktions-Bezeichnungen<br />
zu.<br />
Außerhalb des Unternehmens, für das<br />
<strong>Sie</strong> tätig waren, werden diese gar nicht<br />
verstanden. Eine „Übersetzung“ ist<br />
nicht nur zulässig, sondern notwendig.<br />
So ist es eine kreative Variante statt<br />
der kryptischen Jobbeschreibung einfach<br />
den Tätigkeits- oder Verantwortungsbereich<br />
zu nennen. Beispiel:<br />
„verantwortlich für das internationale<br />
Handelsmarketing“. Wenn <strong>Sie</strong> sehr<br />
spezielle Tätigkeiten ausgeübt haben,<br />
die es so nur in Ihrem Unternehmen<br />
gibt, ist es oft sinnvoll, Tätigkeiten<br />
nicht genau, sondern allgemeiner zu<br />
beschreiben (etwa mit „von der Messeplanung<br />
bis zur Kundenbetreuung<br />
vor Ort“).<br />
Den Umfang schrumpfen – Fakten deutlich machen<br />
Sinnvoll ist diese Strategie gerade<br />
auch dann, wenn <strong>Sie</strong> nicht ganz genau<br />
das gemacht haben, was die ausschreibende<br />
Firma erwartet. Durch generalisierende,<br />
zusammenfassende<br />
Beschreibungen bleibt die Frage offen,<br />
ob <strong>Sie</strong> in diesem oder jenen Bereich<br />
bereits Erfahrung haben. Das ist nicht<br />
schlimm, denn wenn <strong>Sie</strong> solche Fragen<br />
erst im Vorstellungsgespräch beantworten<br />
müssen, haben <strong>Sie</strong> schon<br />
einen Fuß in der Tür.<br />
Das scheinbar so Trickreiche an dieser<br />
Maßnahme ist eine übliche und weithin<br />
akzeptierte Verkaufsstrategie:<br />
Weniger verkaufsfördernde <strong>Informationen</strong><br />
weglassen und die Highlights<br />
betonen. Autoverkäufer machen das<br />
auch so. <br />
Tipps<br />
Svenja Hofert<br />
ist Karrierebera -<br />
terin und Autorin<br />
des bei Eichborn<br />
erschienenen<br />
Ratgebers<br />
„Bewerben ohne<br />
Bewerbung“.<br />
<strong>www</strong>.karriereundentwicklung.de<br />
für schlanke Lebensläufe<br />
10/2007<br />
Beschreiben <strong>Sie</strong> lieber einen Verantwortungsbereich als einzelne<br />
Tätigkeiten.<br />
Lassen <strong>Sie</strong> bewusst Interpretationsspielräume, in dem <strong>Sie</strong> sich<br />
allgemein ausdrücken – gerade, wenn <strong>Sie</strong> nicht 100-prozentig auf<br />
die Stelle passen.<br />
Schreiben <strong>Sie</strong> in einer Sprache, die der Personalmensch versteht.<br />
Der kennt Synonyme und fachspezifische Begriffe sehr oft gar nicht.<br />
Nach dem Lesen einer Bewerbung bleiben maximal vier bis fünf<br />
Argumente hängen. Steuern <strong>Sie</strong>, was hängen bleiben soll, in dem<br />
<strong>Sie</strong> diese Highlights auch optisch hervorheben.<br />
Sorgen <strong>Sie</strong> für Systematik, durch einen einheitlichen Aufbau und<br />
eine klare Formatierung. Ihre Funktion oder Aufgabe ist immer die<br />
erste Position im Lebenslauf, erst danach folgt der Arbeitgeber.<br />
Back to the roots: Manchmal ist der alte, vorwärtschronologische<br />
Lebenslauf besser geeignet, eine fortlaufende Entwicklung zu<br />
dokumentieren.<br />
Weg mit dem Deckblatt. Dieses lenkt den Blick von Ihrer Vita.<br />
Klassisch rechts oben auf dem Lebenslauf, wo es früher hingehörte,<br />
macht sich das Foto oft viel besser.<br />
10/2007 Wirtschaft aktuell 19<br />
Druck auf<br />
Assekuranzen<br />
Ab dem 1. Januar 2008 haben Versicherungskunden<br />
mehr Schutz vor Versicherungsbetrügern.<br />
Das neue Recht<br />
vepflichtet Versicherungen dazu, den<br />
Kunden besser zu beraten. Vor einem<br />
Vertragsabschluss müssen alle Unterlagen<br />
an den Interessenten ausgehändigt<br />
werden, die Beratung muss schriftlich<br />
dokumentiert sein.<br />
Damit sollen Schadenersatzforderungen<br />
leichteren Zugang finden. Leistungen<br />
der Assekuranz kann diese nur<br />
Seit dem 1. Oktober können schwer<br />
vermittelbare ältere Menschen und<br />
auch Jugendliche staatliche Lohnzuschüsse<br />
<strong>erhalten</strong>. Das vom Bundesrat<br />
jetzt beschlossene Gesetz zur Arbeitgeberförderung<br />
billigt damit <strong>unter</strong> anderem<br />
Zuschüsse auch für Jugendliche<br />
mit Vermittlungshemmnissen zu. Den<br />
Eingliederungszuschuss bekommen<br />
junge Menschen <strong>unter</strong> 25 Jahren mit<br />
abgeschlossener Ausbildung, aber anschließender<br />
langer Arbeitslosigkeit.<br />
Hier werden 25 bis 50 Prozent vom<br />
Bruttolohn bis max 1.000 Euro gezahlt.<br />
Mit einer Quali fizierungszulage<br />
noch dann verweigern, wenn der<br />
Kunde selbst Schuld für den entsprechenden<br />
Teil des Schadens trägt. Bisher<br />
konnte der ganze Schutz verweigert<br />
werden, wenn grobe Fahrlässigkeit<br />
vorlag. Zukünftig hat der Kunde auch<br />
das Recht auf eine Überschussbeteiligung<br />
bei Lebensversicherungen. Kündigt<br />
man eine Versicherung vorzeitig<br />
oder tritt davon zurück, sind nur noch<br />
anteilige Prämien fällig und nicht mehr<br />
die gesamte Jahresprämie! <br />
Bald Lohnzuschüsse<br />
sollen Jungendliche ohne Ausbildung<br />
und Arbeitsplatz <strong>unter</strong>stützt werden.<br />
Die Möglichkeit, sich in einem Unternehmen<br />
durch Arbeit zu qualifizieren,<br />
wird staatlicherseits mit der Hälfte des<br />
Bruttolohnes bezuschusst, wovon jedoch<br />
15 Prozent für die Qualifizierung<br />
verwendet werden müssen. Für ältere<br />
Beschäftigungslose können Gelder gewährt<br />
werden, die bis zu 75 Prozent<br />
des Einkommens betragen. Hier gilt:<br />
der Zuschuss wird nach 24 Monaten<br />
sogar unbefristet gezahlt, wenn das<br />
Unternehmen die Arbeitnehmer unbefristet<br />
einstellt. <br />
Wirtschaftsminister<br />
optimistisch<br />
Bundeswirtschaftsminister Glos ist sich<br />
für diesen Herbst einer doppelt positiven<br />
Bilanz beim Ausbildungsmarkt sicher.<br />
In einer Pressemitteilung seines<br />
Ministeriums heißt es, dass die gute<br />
Konjunktur auch den Ausbildungsbereich<br />
beflügle. Er sehe, so Glos, mehr<br />
Ausbildungsplätze und deutlich weniger<br />
<strong>unter</strong>versorgte BewerberInnen. Die<br />
Aussage des Ministers wird <strong>unter</strong>stützt<br />
von Zahlen des Deutschen Industrieund<br />
Handelskammertages.<br />
Gute Tendenzen. Nachwuchskräfte-Zahlen steigen langsam an<br />
Erste deutsche Migrantenmesse ist voller Erfolg<br />
Mehrwert für Unternehmen<br />
Danach sind bei den Kammern bis<br />
Ende August mit 35.400 Ausbildungsverträgen<br />
rund 10 Prozent mehr eingetragen<br />
worden als im Vorjahresmonat.<br />
Insgesamt wurden über 286.000 Verträge<br />
registriert.<br />
Glos wies im <strong>Weitere</strong>n auf die Wichtigkeit<br />
einer Ausbildung für sowohl die<br />
jungen Menschen als auch die Unternehmen<br />
hin. So sei ein entscheidender<br />
Beitrag zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses<br />
geleistet. <br />
Er sprach schon im Vorfeld der Messe von höchster Priorität, welche die Integration der Migranten in seiner Stadt habe. Ole<br />
Beust, Erster Bürgermeister Hamburgs hat erkannt, dass Einwanderer wichtige Wirtschaftsressourcen darstellen. Und mit dieser<br />
Ansicht steht er nicht allein.<br />
Von THOMAS THEINING<br />
Immerhin sind rund 40 Unternehmen<br />
auf einer lokalen Messe vertreten gewesen,<br />
die Deutschlandweit als einzigartig<br />
und beispielhaft gelten dürfte.<br />
Seitens der Veranstalter wird die Hoffnung,<br />
das Ziel „Dialog zwischen Wirtschaft<br />
und Migranten“ zu erreichen,<br />
mehr als erfüllt. Themennah im Museum<br />
der Arbeit veranstaltet, kommen<br />
an beiden Tagen Ende September über<br />
dreitausend BesucherInnen. Einer da -<br />
von ist Rumil Kapoor. Der 23-jährige<br />
Afghane, seit sieben Jahren in Deutschland,<br />
hat seine Ausbildung in der Konditorei<br />
Andersen gemacht, einem der<br />
Aussteller. „Die haben mir als Ausländer<br />
eine Chance gegeben, nachdem<br />
mich schon ein Kaufhaus nach einem<br />
Praktikum unbedingt fest einstellen<br />
Messe-Erfolg: Riesenandrang an allen Ständen<br />
wollte. Doch die Behörden ließen mich<br />
dort nicht arbeiten, haben mich nur geduldet“,<br />
stellt der junge Mann fest.<br />
„Jetzt brauchen sie uns Migranten<br />
plötzlich“, sagt ein anderer. Kapoor hat<br />
noch keine unbefristete Arbeitserlaubnis;<br />
darf bislang nur zwei Jahre bleiben.<br />
Wie ihm geht es vielen Migranten.<br />
Dabei haben diese Qualifikationen und<br />
Potenziale, die aufhorchen lassen.<br />
Nebahat Uzun etwa. Heute 37, steht die<br />
engagierte Türkin, nach Friseurlehre<br />
und jetzt mit eigenem Salon, kurz vor<br />
dem Soziologiediplom! „Dafür waren<br />
natürlich gute Sprachkenntnisse unglaublich<br />
wichtig. Nur Danke sagen<br />
können reicht niemals“, mahnt sie. Andere<br />
wiederum suchen einen Arbeitsplatz,<br />
wie ihn etwa Airbus oder ein<br />
Häus liches Krankepflege-Unternehmen<br />
anbietet. „Wir brauchen staatlich<br />
geprüftes Pflegepersonal, dass sich bei<br />
uns um die alt gewordenen Einwanderer<br />
kümmert“, sagt man hier. Bundesweit<br />
gibt es rund 800.000 ältere<br />
Migranten im Alter über 60. Gerade die<br />
Pflege nach den kulturellen und religiösen<br />
Traditionen sei diesen Menschen<br />
sehr wichtig. Und wer könne es<br />
besser, als jemand aus dem eigenen<br />
Land, heißt es weiter.<br />
Eine Vorreiterrolle bekleidet auch das<br />
Personalamt Hamburg. Dies bietet<br />
<strong>unter</strong> anderem Ausbildungsplätze für<br />
Migranten in Verwaltung, Polizei- und<br />
Finanzbehörden an. Bewerber stehen<br />
hier Schlange. Gleiches bei den Pinne -<br />
berger Verkehrsbetrieben. Hier werden<br />
dringend fertig ausgebildete Busfahrer<br />
gesucht. Sprecher Stefan Geisner freut<br />
sich über einen extrem gut besuchten<br />
Stand. „Wir sind sehr zufrieden, uns in<br />
diesem Ausmaß präsentieren zu können.<br />
Wer gute Deutschkenntnisse,<br />
einen Führerschein und über 21 ist, hat<br />
beste Chancen.“ Gleich darauf rät er<br />
einem „fertigen“ Busfahrer aus Ghana,<br />
umgehend seine Bewerbung einzureichen!<br />
Auf Grund des immens großen<br />
Erfolges ist für 2008 eine Wiederholung<br />
in noch größerem Format angedacht.<br />
Beispielhaft für Deutschland.