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Interview mit Dr.-Ing. Hermann Strub Transkription des Interviews ...

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27:20 HT: Eines der Projekte, die ihm nicht so gelegen kamen und die er sich anders<br />

gewünscht hätte, war SPACELAB, ein großes, kostenfressen<strong>des</strong> Projekt, das im<br />

wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes auf die Schiene gesetzt worden ist. Wie haben Sie das<br />

erlebt? Wir kommen auch noch auf die bemannte Raumfahrt zu sprechen und all die<br />

Probleme, die sich daraus ergaben.<br />

27:44 HS: Ich habe <strong>mit</strong>erlebt, dass das politisch entschieden worden ist. Man war<br />

damals irgendwie zweigeteilt. Man hat immer gesagt, wir müssen nationale Dinge<br />

machen, da<strong>mit</strong> wir wieder <strong>mit</strong>reden können. Dabei war Deutschland aber natürlich<br />

höchstens auf Brusthöhe der anderen wichtigen weltraumtreibenden Länder. Ich habe<br />

mich dann auf den technischen Bereich konzentriert und mir gesagt. Wenn etwas<br />

entschieden ist, werde ich eben <strong>mit</strong>machen und schauen, dass die technischen Dinge,<br />

aber auch die personellen Beziehungen funktionieren. Unter Minister Heinz<br />

Riesenhuber hatte ein Unterabteilungsleiter im technischen, nichtpolitischen Bereich<br />

keinen Einfluss auf politische Entscheidungen. Die oberen Chefs wie Helmut Ulke,<br />

Hans Hoffmann oder die Münchener Firmenoberen der Raumfahrtindustrie, die ich<br />

später dann besser kennengelernt habe, waren meist direkte Gesprächspartner für<br />

Wolfgang Finke. Er hielt mich aber immer informiert. Ich war einzig und allein <strong>mit</strong><br />

den Franzosen auf der obersten Ebene oft <strong>mit</strong> eingeschaltet. Das lag unter anderem<br />

allerdings daran, dass ich <strong>mit</strong> den Herren französisch reden konnte, ohne einen<br />

deutschen Akzent zu haben. Das hatte ich von meiner Mutter, die Schweizerin war,<br />

eine sprachgewaltige Frau, die vier oder fünf Sprachen gesprochen hat. Nebenbei: ich<br />

habe <strong>des</strong>halb Sprachen leicht gelernt, sehr hilfreich war Latein als Basis. Das war<br />

meine Aufgabe: zu schauen, dass es einigermaßen funktioniert und einvernehmliche<br />

Lösungen zustande kamen. Aber an den definitiven Beschlüssen habe ich überhaupt<br />

nie direkt <strong>mit</strong>wirken können. Einer, der es immer mal versucht hat, war der Gottfried<br />

Greger, der Referatsleiter bei mir war. Ich war der Meinung: Ich bin hier zwar<br />

Unterabteilungsleiter, aber wenn das oben abschließend so beschlossen worden ist,<br />

können Sie sich nur eine blutige Nase holen. Ich habe sie mir nicht geholt, sondern<br />

darauf geachtet, dass im Vorfeld etwas nach meiner Ansicht Richtiges herauskam und<br />

sehr viele Beziehungen <strong>mit</strong> den Leuten der zweiten Ebene gepflegt, auch <strong>mit</strong> der<br />

Industrie, ohne großen Einfluss zu nehmen, aber um Vertrauen zu schaffen. Das ist<br />

immer ein bisschen – ich weiß nicht, ob das einmal jemand gesagt hat – als „Low<br />

Profile“ ausgelegt worden. Aber ich habe mich in diesem Status wohlgefühlt, weil das<br />

meiner persönlichen Vorliebe entspricht, die zwar der Technik gilt, aber auch dem<br />

Bemühen, <strong>mit</strong> Leuten auszukommen, intern als eine gewisse Klammer um die<br />

Mitarbeiter, nach außen Vertrauen zu bilden.<br />

30:12 HT: Wir wissen ja heute, dass Politik auf Vertrauen und Technik auf Vertrauen<br />

basiert. Vertrauen ist wichtig für Netzwerke und überhaupt für die Machbarkeit von<br />

Projekten.<br />

30:20 HS: Mit den leitenden Wissenschaftlern, auch all den Max-Planck-Leuten, hatte<br />

Finke als der strategische Kopf zu tun. Ich saß dabei, als <strong>mit</strong> Joachim Tümper der<br />

nationale Röntgensatellit ROSAT auf unserer Ebene „abgesegnet“ wurde, oder <strong>mit</strong><br />

Hubert Curien und Frédéric d’Allest bei ARIANE-Fragen oder früher <strong>mit</strong> Michel<br />

Bignier in verschiedenen hohen Funktionen bei CNES und ESA, <strong>mit</strong> dem mich später<br />

eine enge Freundschaft über die nationalen Grenzen hinweg verband. Als er starb,<br />

baten mich die Franzosen, eine Gedenkrede in Französisch zu halten. Das fand ich<br />

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