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Interview mit Dr.-Ing. Hermann Strub Transkription des Interviews ...

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Augenblick noch zu tun habe und einen ganz kleinen Überblick da<strong>mit</strong> bewahre, der<br />

meiner fortbestehenden Neigung für Weltraum genügen sollte.<br />

1:38:32 HT: Letzte Frage: Wie hat sich Europa aus Ihrer Erfahrung der 70er und 80er<br />

Jahre in der Raumfahrt entwickelt, wo lagen die Stärken und wo die Schwächen?<br />

Vielleicht versuchen Sie nochmals Bilanz zu ziehen <strong>mit</strong> Blick auf die Positionierung<br />

Europas als wissenschaftsgetriebener Verbund von Staaten und <strong>mit</strong> Blick auf die<br />

Kooperation <strong>mit</strong> den USA und die Abgrenzung gegenüber den USA?<br />

1:39:10 HS: Die militärische Seite durfte in Europas Raumfahrt zu meiner Zeit nie<br />

eine Rolle spielen, was ich nicht immer verstanden habe, weil die Amerikaner aus der<br />

militärischen Forschung und Anwendung der Raumfahrttechnik viel Nutzen gezogen<br />

haben. Nur kurz nochmals zurück zur deutschen Seite: In der Erderkundung und in<br />

der Wissenschaft sind wir wirklich international Spitze, und das zählt für unsere Rolle<br />

in Europa. Aber nur <strong>mit</strong> den Amerikanern zu kooperieren und darüber zu vergessen,<br />

was sie militärisch machen, das ist mir zu wenig. Ich glaube, inzwischen muss man<br />

weltweit arbeiten. Ich hatte immer die Vision, international zu kooperieren, und ging<br />

dabei von meiner europäischen Haltung aus. Europa hat sich auch recht ordentlich<br />

entwickelt, wobei ich in eine Richtung ganz große Bedenken habe, nicht in der<br />

bemannten Raumfahrt, aber im Umgang <strong>mit</strong> der bemannten Raumfahrt. Man kann<br />

nämlich inzwischen, vor allem die Amerikaner, gewisse Dinge, die für die<br />

Menschheit akut werden, in der Raumstation entwickeln und erforschen, aber über die<br />

Entfernung zum Mond sollte man nicht hinausgehen. Es muss international viel<br />

weiter gehen als nur <strong>mit</strong> den Amerikanern. Ich würde noch gerne erleben, wie man<br />

das heute verwirklichen wird.<br />

Ich habe einige Freunde unter den Astronauten – sie laden mich noch ein, wenn sie<br />

ein Treffen oder eine Konferenz haben. Der Astronaut und Professor Ernst<br />

Messerschmid hat einmal ein Buch über „Space Stations, Systems and Utilization“<br />

veröffentlicht und es mir geschenkt <strong>mit</strong> einer handschriftlichen Widmung als<br />

Kollegen und Mentor. Ob dies voll gerechtfertigt ist, weiß ich nicht, aber ich war<br />

wahnsinnig stolz darauf. Ernst Messerschmid und seine Astronautenkollegen von<br />

heute werden nicht zustimmen oder böse sein, dass ich einen bemannten Marsflug für<br />

nicht wünschenswert halte, <strong>mit</strong> meinen heutigen medizinischen Einsichten, sogar<br />

ohne die unermesslichen Kosten für die notwendige und vielleicht vergebliche<br />

Lebenserhaltung für die <strong>mit</strong>fliegenden Menschen zu berücksichtigen. In Sachen eines<br />

bemannten Raumflugs zum Mars bin ich anderer Meinung als sämtliche Astronauten.<br />

Geld kostet das ohnehin, viel mehr Geld, als die ganze Welt derzeit dafür ausgeben<br />

will und kann. Ich glaube, der Mensch ist dafür überfordert, und es würden entweder<br />

halbe Tote oder Verrückte zurückkehren, trotz aller Langzeit- und Isolations-<br />

Versuche, die man derzeit dazu in Moskau oder im EAC macht. Glücklicherweise<br />

dienen die auch den Vorhaben im erdnahen Raum. Zur Meinung, den Marsflug müsse<br />

man machen, sage ich immer, von den heutigen Astronauten fliegt ohnehin keiner<br />

mehr, die nötigen Fortschritte wird die Robot- und Automatisierungstechnik machen,<br />

die Eure Nachfolger ersetzen wird. Dafür wären die hohen Kosten gerechtfertigt.<br />

01:42:05 HT: Das war eine klare Position, Herr <strong>Strub</strong>. Vielen Dank für dieses<br />

Gespräch.<br />

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