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Interview mit Dr.-Ing. Hermann Strub Transkription des Interviews ...

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Vorziehen einer deutschen Beteiligung vor dem ins Auge gefassten Zeitpunkt im<br />

November 1986. Nebenthemen waren noch die Projekte HOTOL und SÄNGER. Aber<br />

bei SÄNGER ging es, glaube ich, nur noch um Technologie, und HOTOL war in<br />

England schon fast gestorben.<br />

Im BMFT engagierte sich Horst Hertrich, Referatsleiter Luftfahrtforschung, dafür,<br />

SÄNGER <strong>mit</strong> Technologieförderungen zu stärken, die rein aus der Luftfahrt kamen.<br />

Als Luftfahrtmann war er kompetent. Viele der technischen Vorentwicklungen für<br />

den Überschallbereich von SÄNGER hatte er im Referats-Programm ohne direkten<br />

Projektbezug <strong>mit</strong> eingebracht. Horst Hertrich hat da<strong>mit</strong> politisch versucht, einer<br />

neuartigen Technologie unter stark nationalen Gesichtspunkten Grundlagen zu<br />

verschaffen, die nicht europäisch in der Raumfahrt, vielleicht aber beschränkt in der<br />

Luftfahrt, zum Zuge kamen.<br />

Aber das nur nebenbei. Zurück zu Wolfgang Finke, zum 16. Juni 1986: Wir haben<br />

darüber geredet und wie üblich diskutiert und festgestellt, dass wir noch keine<br />

einheitliche Meinungen hatten. Er fragte mich, wie das <strong>mit</strong> der Technik sei. Plötzlich<br />

ging das Telefon, er solle zum Minister kommen. Ich habe mir nichts dabei gedacht.<br />

Nach ganz kurzer Zeit kam er wieder und sagte; “Ich bin raus!“. Er war in den<br />

Einstweiligen Ruhestand versetzt. Es war, glaube ich, beim Minister noch ein<br />

Staatssekretär als Zeuge dabei. Finke hatte mir persönlich in Gesprächen gelegentlich<br />

geschildert, er habe immer wieder zu Heinz Riesenhuber gesagt, wenn es nicht so<br />

gemacht würde, wie er meine, könne er ihn ja rausschmeißen. Und Heinz Riesenhuber<br />

sagte dann immer zu ihm, er brauche ihn und so weiter. Aber dann kam Wolfgang<br />

Finke an diesem Nach<strong>mit</strong>tag aus dem Ministerbüro zurück und berichtete,<br />

Riesenhuber hätte gesagt: „Jetzt akzeptiere ich Ihren schon mehrfach gemachten<br />

Vorschlag.“ Das war für mich, wie ich sagen muss, sehr hart. Ich hatte ein sehr<br />

freundschaftliches Gefühl für ihn und konnte so prima <strong>mit</strong> ihm zusammenarbeiten,<br />

ohne dass ich buckeln musste. Er hat mich zudem <strong>mit</strong> den Franzosen auf der zweiten<br />

Ebene viel verhandeln lassen; Amerika hat er gern selbst übernommen, zumin<strong>des</strong>t<br />

was die Politik angeht. Diese Entlassung war für mich eine große Enttäuschung, und<br />

sie hat mir Heinz Riesenhuber an dem Tag unsympathischer gemacht. Dass ein Mann<br />

<strong>mit</strong> seiner überragenden Intelligenz, der auch immer daran dachte, was gut für<br />

Deutschland ist, so etwas macht! Und dann habe ich auch Zweifel daran bekommen,<br />

ob er überhaupt raumfahrtinteressiert ist. Ab 1990 war ich dann auch weg vom<br />

Fenster, aber aus anderen Gründen.<br />

1:24:05 HT: Wir haben vorher schon erwähnt, dass es Ende der 80er Jahre <strong>mit</strong><br />

Glasnost und Perestroika eine weitere politische Option gab, nämlich die Möglichkeit<br />

der Kooperation <strong>mit</strong> der Sowjetunion, GUS und Russland dann, die am Anfang<br />

sicherlich politisch schwierig anzubahnen war, aber neue Chancen eröffnete. Wie hat<br />

sich das Ihnen dargestellt?<br />

1:24:25 HS: Für mich, der wenig politisch dachte, war das gewagt. Ich hatte seinerzeit<br />

auch gedacht, dass Willy Brandt <strong>mit</strong> diesen Kommunisten ein großes Risiko eingeht.<br />

Aber das hat sich dann in mir irgendwie beruhigt, und ich war ja niemandem<br />

verpflichtet. Ich hatte mich <strong>mit</strong> dem damaligen ersten deutschen Astronauten<br />

Sigmund Jähn in Tokio getroffen, weil ich das in Europa nicht durfte. Und dann<br />

plötzlich, als Finke schon im Ruhestand war, ging es um den Mitflug von<br />

Astronauten, trotz propagierter Zurückhaltung und Geheimverpflichtung. Michail<br />

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